THE PARLIAMENT OF THRESHOLDS - THOMAS KASSEROLER
In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen. In times in which different opinions are less negotiable than ever, places that can help us understanding other people's viewpoints reach more and more significance in our society. Journalism is one of those tools that has the ability to - just like architecture - give an understanding of different perspectives - it can create thresholds between people. This thesis creates places where one can meet and understand different perspectives at the Donaukanal and the Schwedenplatz in Vienna, one of the most hetergeneous areas in the whole city.
In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen.
In times in which different opinions are less negotiable than ever, places that can help us understanding other people's viewpoints reach more and more significance in our society. Journalism is one of those tools that has the ability to - just like architecture - give an understanding of different perspectives - it can create thresholds between people. This thesis creates places where one can meet and understand different perspectives at the Donaukanal and the Schwedenplatz in Vienna, one of the most hetergeneous areas in the whole city.
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Das Konzept der Filterblasen wusste das
Unternehmen Cambridge Analytica für sich
zu nutzen. Es sammelte im Vorfeld der US-
Präsidentschaftswahl 2016 - vorwiegend über
Facebook - laut eigenen Angaben bis zu
5.000 Datenpunkte zu allen wahlberechtigten
Personen in den USA, um diese zu analysieren
und daraus Persönlichkeitsprofile zu erstellen.
(vgl. Westby 2019). So konnten möglicherweise
unentschlossene Wähler:innen beeinflusst werden,
in dem ihnen angeblich gezielt Informationen
und Wahlwerbung der republikanischen Partei
angezeigt wurden. Ob diese Methoden wirklich
die Wahl von Donald Trump ermöglichten und wie
groß der Einfluss dieser Kampagne war wird von
Wissenschafter:innen und Expert:innen bezweifelt.
Schließlich wären laut dem Philosophen Philipp
Hübl die Angaben des Unternehmens und deren
Effekte nicht wissenschaftlich beweisbar und die
Manipulierbarkeit der Menschen bei einer politischen
Wahl geringer als allgemein angenommen. (vgl.
2018) Dennoch bleibt von diesen Enthüllungen
die Erkenntnis übrig, dass Manipulation über
gezielte Informationsvermittlung möglich wäre.
Einen ähnlichen Weg wählt das „Team Jorge“, ein
Unternehmen aus Israel, das ebenso damit wirbt,
Meinungen im Internet beeinflussen zu können.
Dieses arbeitet laut eigenen Angaben mit künstlich
erstellten, aber glaubwürdig erscheinenden Accounts
in sozialen Netzwerken, mit Hacking-Angriffen und
gezielten Fake News-Kampagnen. Dabei soll es in 33
nationalen Wahlen und Abstimmungen in aller Welt,
darunter in Kenia und Nigeria manipulativ tätig
gewesen sein. (vgl. Buschek et. al. 2023)
ANGRIFFE AUF DIE
INFORMATION
Die Welt der Informationsvermittlung steht
aber nicht nur durch diese höchst umstrittenen
Unternehmen, deren Ziele im Endeffekt
wirtschaftlicher Natur sind, unter Druck, sondern
auch durch eine Entwicklung die unser Leben
in den kommenden Jahrzehnten entscheidend
prägen wird: die künstliche Intelligenz. Das von
Open AI entwickelte Textgenerierungstool Chat-
GPT ist besonders bei vermeintlich faktenbasierter
Information teilweise ziemlich erfinderisch. Eine
Studie der Universität Zürich zeigte, dass GPT-
3 „ein beängstigendes Talent für die Erstellung
äusserst [sic!] überzeugender Falschinformationen“
(Universität Zürich 2023) aufweist. Darüber hinaus
fiel es den Studienteilnehmer:innen schwer, einerseits
zwischen von Menschen erstellten und KI-generierten
Tweets zu unterscheiden, andererseits auch zwischen
jenen die korrekte und jenen die falsche Information
beinhalteten. Es sei so, laut den Studienautor:innen,
leicht möglich dieses Tool zur Verbreitung groß
angelegter Desinformationskampagnen zu
verwenden. (vgl. ebd.) Gleichermaßen bergen
KI-basierte Bildgeneratoren die Gefahr zur
Verbreitung von unwahren Nachrichten. Anfang
2023 gingen künstlich erstellte Bilder des Papstes
im weißen Daunenparka viral. Während diese
vielleicht noch eine unterhaltsame Anwendung
dieser Technologie sind, benutzte die rechtsextreme
AfD in Deutschland bereits eine solche Illustration
um gegen Ausländer:innen zu hetzen: auf einem
Bild war eine Gruppe Männer - offensichtlich mit
Migrationshintergrund - mit aggressiven, an einen
Aufstand erinnernden, Gesichtsausdrücken zu sehen.
Begleitet wurde es von dem Text „Nein zu noch mehr
Flüchtlingen!“ Zwar ist dieses Bild bei genauerem
Betrachten leicht als computergeneriert erkennbar,
es kann jedoch Atmosphären und Stimmungen
transportieren, Ängste schüren und Ereignisse
vortäuschen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass
Medienkonsumierende den ihnen angezeigten
Informationen vertrauen können.
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