THE PARLIAMENT OF THRESHOLDS - THOMAS KASSEROLER
In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen. In times in which different opinions are less negotiable than ever, places that can help us understanding other people's viewpoints reach more and more significance in our society. Journalism is one of those tools that has the ability to - just like architecture - give an understanding of different perspectives - it can create thresholds between people. This thesis creates places where one can meet and understand different perspectives at the Donaukanal and the Schwedenplatz in Vienna, one of the most hetergeneous areas in the whole city.
In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen.
In times in which different opinions are less negotiable than ever, places that can help us understanding other people's viewpoints reach more and more significance in our society. Journalism is one of those tools that has the ability to - just like architecture - give an understanding of different perspectives - it can create thresholds between people. This thesis creates places where one can meet and understand different perspectives at the Donaukanal and the Schwedenplatz in Vienna, one of the most hetergeneous areas in the whole city.
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Mit dem Beginn der Pandemie wurde uns die
Existenz von Grenzen schlagartig vor Augen
geführt, machte es doch in den Jahrzehnten zuvor
den Anschein, als würden sie der Vergangenheit
angehören. Im Zuge der Globalisierung nahm ihre
Relevanz durch die weltweite wirtschaftliche wie
digitale Vernetzung, der Einführung des
Schengen-Raumes und das problemlos möglich
gewordene Reisen zwischen Ländern und
Kontinenten immer weiter ab. Unternehmen
verlagerten Produktions- und Entwicklungsstandorte
quer über Ozeane hinweg ans andere Ende der Welt
und schickten ihre Mitarbeitenden regelmäßig in
Business Class-Flügen rund um den Globus. Diese
Entgrenzung der Welt war jedoch bereits damals
weniger als Massenphänomen, sondern als Privileg
einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe zu
betrachten. Der Großteil der Weltbevölkerung
sieht sich immer noch mit Grenzen konfrontiert,
die ihre Mobilität einschränken, an denen sie
Kontrolle und Zurückweisung erfahren, weshalb
sie der Soziologe Steffen Mau auch „machtvolle
Sortiermaschinen der globalisierten Welt“ (2021: 15)
nennt. Die in Europa hitzig geführte Debatte über
die Verteilung von Geflüchteten zeigt, dass die nach
innen gerichtete, scheinbare Grenzenlosigkeit auf
Kosten anderer Personengruppen basiert, denen es
nur mit vielen Barrieren ermöglicht wird, Teil dieses
gemeinsamen Europas zu werden. Grenzen stellen
dabei ein Element dar, das Ungleichheit schafft und
Hierarchien verfestigt. (vgl. ebd.: 163)
Als im Frühjahr 2020 Grenzen und Mobilitätsrouten
weltweit geschlossen wurden, als Menschen mit
positiven Covid-Testergebnissen oder nach erhöhten
Fiebermessungen in Quarantäne gebracht wurden,
wurde uns gezeigt, dass Grenzen nie verschwunden
UNSERER WELTwaren.
Wir erlebten nicht die Wiederkehr von
Grenzen, stattdessen wurde die verdrängte Kehrseite
der Globalisierung sichtbar. (vgl. ebd.: 164-165)
Denn entlang vieler tausender Kilometer waren
Grenzen seit jeher räumlich wie baulich präsent.
Sogenannte „fortifizierte“ Grenzen sind entlang
ihres Verlaufs durch Mauern, Stacheldrahtzäunen
und Videoüberwachung gesichert und hindern
Menschen am Überqueren dieser. Dass auch in
einem derartigen Umfeld zwischenmenschliche
Schwellenräume entstehen können, zeigt das Beispiel
des indisch-pakistanischen Grenzüberganges
Attari-Wagah: dort wird jeden Abend zur täglichen
Grenzschließung eine gemeinsame Zeremonie
von Soldaten beider Länder abgehalten. Das
grenzbildende Bauwerk wurde dabei auf beiden
Seiten zu Tribünen ausgebaut, auf denen Menschen
das zu einer Touristenattraktion gewordene
Schauspiel beobachten können. Die Parade schließt
mit einer „Schwellengeste“, einem demonstrativen
Handschlag der Soldaten beider Länder. (vgl. ebd.:
51-52)
GRENZEN IN
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