THE PARLIAMENT OF THRESHOLDS - THOMAS KASSEROLER
In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen. In times in which different opinions are less negotiable than ever, places that can help us understanding other people's viewpoints reach more and more significance in our society. Journalism is one of those tools that has the ability to - just like architecture - give an understanding of different perspectives - it can create thresholds between people. This thesis creates places where one can meet and understand different perspectives at the Donaukanal and the Schwedenplatz in Vienna, one of the most hetergeneous areas in the whole city.
In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen.
In times in which different opinions are less negotiable than ever, places that can help us understanding other people's viewpoints reach more and more significance in our society. Journalism is one of those tools that has the ability to - just like architecture - give an understanding of different perspectives - it can create thresholds between people. This thesis creates places where one can meet and understand different perspectives at the Donaukanal and the Schwedenplatz in Vienna, one of the most hetergeneous areas in the whole city.
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ZEITEN
In der Geschichte der Menschheit gab es schon
Phasen, die weniger turbulent waren. Die letzten
Jahre waren geprägt von unterschiedlichsten
Krisen, die unseren gesellschaftlichen
Zusammenhalt in den westlichen Ländern auf
eine harte Probe gestellt haben. Mit der großen
Anzahl an Geflüchteten aus dem Nahen Osten
die im Jahr 2015 in Europa ankamen, erlangten
rechtspopulistische Politiker:innen Aufwind und
traten damit in vielen Ländern des Kontinents
eine Welle des Nationalismus los. Auch in den
Vereinigten Staaten von Amerika wurde mit
Donald Trump ein rechtskonservativer Politiker
zum Präsidenten gewählt, der den Rechtsstaat
und die Informationsfreiheit untergraben hatte
- doch darauf wird in dieser Arbeit noch später
eingegangen. In den darauffolgenden Jahren
rückten - nicht zuletzt aufgrund der Fridays for
Future-Bewegung - die Folgen des Klimawandels
immer stärker in das Bewusstsein der Menschen.
Extremwetterereignisse, die Gletscherschmelze
oder Dürreperioden zeigen uns heute auf, welchen
Einfluss unser Verhalten auf unsere Umwelt hat
und führen dazu, dass viele junge Menschen wenig
zuversichtlich in die Zukunft blicken. Spätestens
seit sich mit der Ukraine ein europäisches Land
im Krieg gegen Russland befindet und dabei die
globalen Kräfteverhältnisse auf eine harte Probe
gestellt werden, herrscht unter vielen Menschen
Besorgnis. Einerseits, weil unter den großen und
mächtigen Staaten der Welt eine Spaltung in
ein pro-russisches und ein pro-westliches Lager
stattfindet; andererseits, weil viele Folgen dieses
Krieges auch das Leben der Menschen in unseren
Ländern beeinflussen - Stichwort Inflation. Was das
für langfristige Folgen in unserer Gesellschaft haben
wird, ist heute noch nicht abzuschätzen.
DER KRISE
Die größte Krise, die in den vergangenen Jahren
über unsere Welt hereinbrach und die unsere
zeitliche Wahrnehmung in ein Zuvor und ein
Danach teilte ist jedoch die Covid-19-Pandemie. Die
weltweite Verbreitung dieses Virus zeigte uns unsere
Verletzlichkeiten in einer globalisierten Welt auf und
führte zu einer Vielzahl an gesellschaftspolitischen
Maßnahmen, die zuvor undenkbar gewesen
wären. Unser Mobilitätsverhalten änderte sich
radikal, nicht nur im kleinen Maßstab, als unsere
Wohnungen zu Arbeitsräumen wurden, sondern
auch auf weltweiter Ebene, als der Flugverkehr
komplett zum Erliegen kam. Diese Krise veränderte
auch unsere Wahrnehmung von Architektur und
Raum: der Balkon bespielsweise, der eine Schwelle
zwischen dem privaten und dem - in dieser Zeit
streng beschränkt zugänglichen - öffentlichen
Raum darstellte, erlangte plötzlich immanente
Bedeutung in unserem Wohn- und Arbeitsalltag.
Er wurde zu einem architektonischen Element, das
soziale Grenzen definierte: er machte „räumlichen
Wohlstand“ sichtbar und teilte uns in zwei Gruppen,
jene mit und jene ohne eigenen Balkon.
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