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THE PARLIAMENT OF THRESHOLDS - THOMAS KASSEROLER

In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen. In times in which different opinions are less negotiable than ever, places that can help us understanding other people's viewpoints reach more and more significance in our society. Journalism is one of those tools that has the ability to - just like architecture - give an understanding of different perspectives - it can create thresholds between people. This thesis creates places where one can meet and understand different perspectives at the Donaukanal and the Schwedenplatz in Vienna, one of the most hetergeneous areas in the whole city.

In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen.

In times in which different opinions are less negotiable than ever, places that can help us understanding other people's viewpoints reach more and more significance in our society. Journalism is one of those tools that has the ability to - just like architecture - give an understanding of different perspectives - it can create thresholds between people. This thesis creates places where one can meet and understand different perspectives at the Donaukanal and the Schwedenplatz in Vienna, one of the most hetergeneous areas in the whole city.

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DIE ROLLE DES

Diese gesellschaftlichen Entwicklungen, ob man

sie nun Spaltungen oder Radikalisierungen nennen

möchte, lassen sich in zwei Räumen ablesen: dem

digitalen und dem öffentlichen Raum. Letzterer

definiert sich durch seine Eigentumsverhältnisse, er

gehört rechtlich gesehen keinem Unternehmen und

keiner Privatperson, sondern dem Staat und somit

uns allen. Die Menschen definieren selbst wie er

genutzt wird, er sollte ihnen jederzeit zur Verfügung

stehen, denn seine Erhaltung wird durch Steuergeld

finanziert. Der öffentliche Raum ist somit ein Ort

der Demokratie, der freien Bewegung und der freien

Meinungsäußerung. (vgl. Harrouk 2020) Häufig wird

er deshalb zu jenem Ort, an dem sich Menschen

versammeln und protestieren, ihr Recht auf freie

Meinungsäußerung ausüben und ihn besetzen: nicht

nur inhaltlich, sondern auch räumlich. Das Erreichen

dieses Punktes in einem Diskurs zeugt schließlich

vom Überschreiten einer gewissen Schwelle, belegt

ÖFFENTLICHEN

RAUMES

die gesellschaftliche Relevanz eines Themas und

signalisiert: es ist ernst! Versammeln sich erst

Menschen im öffentlichen Raum, vor allem

regelmäßig und über längere Zeit, ist auch

mit Konsequenzen zu rechnen, politisch wie

gesellschaftlich. Beispiele für solche Proteste gibt

es unzählige, in der jüngeren Geschichte wären

der sogenannte „Euromaidan“ in Kyiv in den

Jahren 2013 und 2014, die weltweite Black Lives

Matter-Bewegung oder die Proteste gegen Corona-

Maßnahmen und die Impfpflicht zu nennen. In

Hongkong besetzten 2019 und 2020 Millionen

von Menschen Straßen und Plätze um gegen die

Eingliederung in das chinesische Staatssystem

zu protestieren; zur selben Zeit versammelten

sich Menschen im Libanon um ihren Unmut über

Korruption und die Regierung auszudrücken. Stavros

Stavrides widmet sich vor allem dauerhaften

Platzbesetzungen und bezeichnet diese als

„Common Space“ (2016: 165). Der Syntagma-Platz

in Athen wurde 2011 monatelang besetzt, es bildete

sich in ihm während dieser Zeit ein Netzwerk aus

Mikro-Räumen und -Funktionen. Kinderspielplätze,

Leseecken, Übersetzungsstände oder ein Erste

Hilfe-Zentrum entstanden und entwickelten eine

spezifische Ästhetik und innere Organisation.

(vgl. ebd.: 166) Es entstand ein Ort, der von der

Partizipation der Öffentlichkeit lebte und an

dem sich unterschiedlichste Menschen vor dem

Hintergrund eines gemeinsamen Zieles friedlich

versammelten. Stavrides sieht in diesen „Common

Spaces“ Schwellenräume, die spontan erscheinen

und eine in sich poröse Organisation ohne klare

Begrenzungen aufweisen: eine Miniatur der zuvor

bereis erwähnten „City of Thresholds“. (vgl. ebd.: 166-

168)

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