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[Rio]+15 [Johannesburg]+5 - Landschaftsverband Rheinland

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einem globalen Cap- und Trade-System, mit den Belastungen direkt bei den fossilen Rohstoffen<br />

anzusetzen, also eine Besteuerung an der Quelle der Erzeugung von Klimagasemissionen<br />

vorzusehen. Man kann dann gegebenenfalls Personen oder Branchen durch soziale<br />

Ausgleichmaßnahmen unterstützen, wenn die auf die beschriebene Weise entstehenden<br />

Belastungen vollkommen asymmetrisch zu denjenigen anderer Marktteilnehmer sein<br />

sollten.<br />

Im Besonderen eröffnet ein solches System auch eine bessere Option der Umsetzung der<br />

Reduktionsverpflichtungen in den einzelnen Ländern. Staaten würden, nach Trading, mit<br />

je einer bestimmten Rechte-Menge ausgestattet sein. Sie müssten auf ihrem Gebiet ordnungspolitisch<br />

dafür sorgen, dass nicht mehr an Klimagasen emittiert wird, als Rechte<br />

vorhanden sind. Das würde vernünftigerweise durch eine Direktbesteuerung der Nutzung<br />

fossiler Rohstoffe, also von Kohle, Öl und Gas erfolgen. Damit ergäbe sich, ökonomisch betrachtet,<br />

direkt an der Quelle der Emissionen ein Einnahmestrom, aus dem gegebenenfalls<br />

der Ankauf benötigter fremder Rechte gekauft werden könnten.<br />

Staaten würden im Sinne einer Preisgleichgewichtsbildung so lange Rechte zukaufen, wie<br />

die dadurch induzierte höhere Besteuerung nicht zu ausreichend vielen Ausweichreaktionen<br />

der Unternehmen und Verbraucher führt, die den Emissionsbedarf senken. Das kann<br />

etwa in Form der Erhöhung der Ökoeffizienz oder durch Erfindung oder Einsatz neuer Technologien<br />

oder Veränderung von Lebensstilen (Absenkung des privaten Verbrauchs) erfolgen,<br />

die letztlich dazu führen, dass ein Staat mit weniger zugekauften Rechten auskommt,<br />

weil weniger Emissionen erzeugt werden. Das wäre in vielem effizienter als der heutige<br />

sektorale Ansatz, der letztlich nicht die Marktkräfte in vollem Umfang dazu nutzt, um bestmögliche<br />

Anpassungen an die anstehenden Herausforderungen zu finden.<br />

Der Status quo in der Klima- und Energiefrage beinhaltet, wie dargestellt, einen Trend zu<br />

Emissionsumfängen, die vielfach über dem heutigen liegen. Dies angesichts der Notwendigkeit<br />

eines Rückgangs in Richtung 50% der heutigen Umfänge. Was sollen die europäische<br />

und im Besonderen die deutsche Politik in dieser Situation tun? Sicher reicht es nicht<br />

aus, über ein globales Cap- and Trade-System zu reden und ansonsten erst einmal abzuwarten.<br />

Andererseits hat lokaler Aktionismus ohne Adressierung der globalen Problematik<br />

auch wenig Überzeugungskraft.<br />

Empfehlenswert ist auch an dieser Stelle eine Doppelstrategie, die mit Blick auf die spieltheoretische<br />

Problematik der Situation zwei Ideen kombiniert:<br />

(1) Einerseits die Argumentation für die Notwendigkeit einer vernünftigen globalen<br />

Lösung in Form eines globalen Cap- und Trade-Systems, ausgerichtet auf der Klimagerechtigkeit.<br />

(2) Parallel dazu Maßnahmen unterschiedlicher, auch sektoraler Art, um auch jetzt<br />

schon zu handeln, bevor ein globales Cap- und Trade-System Wirklichkeit geworden ist.<br />

Zu Teil (1) würde u. a. eine massive Verteuerung des internationalen Transports gehören,<br />

der heute hochsubventioniert zu Lasten der Umwelt ist. Betrachtet man den Teil (2) der<br />

Doppelstrategie vertieft, dann geht es z. B. darum, in Deutschland alles umzusetzen, was<br />

die Politik in Europa beschlossen hat, also hierzu einen adäquaten deutschen Beitrag zu<br />

leisten. Sektoral heißt das auch, spezifische Maßnahmen umzusetzen, so wie das heute in<br />

der Politik diskutiert wird.<br />

Insgesamt: Eine Doppelstrategie kombiniert konkrete Aktivitäten mit Glaubwürdigkeit und<br />

langfristiger Perspektive. Sie bleibt nicht ausschließlich bei einer langfristigen Perspektive<br />

stehen, sondern wirkt auch im Konkreten, kann so die Menschen mitnehmen. Für die, die<br />

weiterdenken und eine weitergehende Perspektive brauchen, ist auch diese involviert. Aufgrund<br />

der auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm erreichten Ergebnisse spricht heute viel dafür,<br />

dass ein doppelstrategischer Ansatz Sinn macht. Baden-Württemberg hat übrigens als<br />

erstes deutsches Bundesland, motiviert auch durch den Nachhaltigkeitsbeirat des Landes,<br />

für sich eine solche Klimadoppelstrategie bereits beschlossen. Der Ansatz der Klimagerechtigkeit<br />

hat eine Perspektive und damit auch das öko-soziale Balancemodell.<br />

XIII. Die Global Marshall Plan Initiative - ein tragfähiges Programm für einen neuen<br />

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