[Rio]+15 [Johannesburg]+5 - Landschaftsverband Rheinland
[Rio]+15 [Johannesburg]+5 - Landschaftsverband Rheinland
[Rio]+15 [Johannesburg]+5 - Landschaftsverband Rheinland
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
e vor der industriellen Revolution etwa 280 ppm Kohlendioxidäquivalente betragen hat und<br />
seitdem auf 430 ppm gestiegen ist. Diese Steigerung geht weiter, und zwar jährlich um über<br />
2 ppm.<br />
Wenn nichts getan wird, würde die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre<br />
vermutlich bereits im Jahr 2035 das Doppelte des vorindustriellen Niveaus erreichen, also<br />
etwa 560 ppm Kohlendioxidäquivalente. Damit ist ein Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur<br />
von weit mehr als 2°C wohl unvermeidlich. Der Bericht reicht aber nicht nur<br />
über die nächsten 28 Jahre, sondern betrachtet die Zeitperiode bis zum Jahr 2100. Würde<br />
sich diese Entwicklung bis dahin fortsetzen, müssen wir mit einiger Wahrscheinlichkeit mit<br />
einem Temperaturanstieg von über 5°C rechnen. Dies entspricht der Temperaturveränderung,<br />
die sich seit der letzten Eiszeit ereignet hat, also in den letzten 11.000 Jahren.<br />
Der erwartete globale Temperaturanstieg mag in bestimmten Gegenden von einer gegenteiligen<br />
Bewegung begleitet sein. Beispielsweise wenn durch Auflösung des Eispanzers auf<br />
Grönland der Salzgehalt im Nordatlantik um 0,2% sinken sollte, könnte es passieren, dass<br />
der Golfstrom zusammenbricht, und dann würde es in Europa wahrscheinlich nicht wärmer,<br />
sondern kälter. Unabhängig von solchen regionalen Gegeneffekten wird der Anstieg<br />
des Meeresspiegels natürlich alle Küstenlinien rund um den Globus betreffen, ebenso wie<br />
die Zunahme von extremeren Wetterereignissen.<br />
Der Klimawandel in dieser Geschwindigkeit ist eine Bedrohung des Lebens auf der Erde<br />
und wird die Menschheit zu den größten Entwicklungs-Anpassungen zwingen, die es in<br />
ihrer bisherigen Geschichte gegeben hat. Klimaschutz bedeutet insofern notwendige Zukunftssicherung.<br />
Mit dem Kyoto-Protokoll von 1997 sollen die Treibhausgas-Emissionen weltweit um durchschnittlich<br />
5,2% unter das Niveau von 1990 gesenkt werden. Die EU-Staaten haben sich<br />
verpflichtet, ihre Emissionen bis dahin um durchschnittlich 8% zu senken. Deutschland will<br />
bis 2012 eine Reduktion von 21% erreichen. Im Moment werden auf die Initiative der Bundesregierung<br />
hin in der EG neue Vereinbarungen angestrebt, wonach europaweit in relativ<br />
kurzer Zeit eine Reduzierung von 20% erreicht werden soll.<br />
Der Stern-Bericht ist, wie eben gesagt, vor allem ein Bericht, der die wirtschaftlichen Folgen<br />
des Klimawandels betrachtet und Konsequenzen vorschlägt.<br />
Die jährlichen Kosten für die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration zwischen 500<br />
ppm und 550 ppm Kohlendioxidäquivalenten werden in diesem Bericht schätzungsweise bei<br />
etwa 1% des globalen Bruttoinlandsproduktes geschätzt, wenn jetzt begonnen wird, entschieden<br />
zu handeln.<br />
Die Kosten des Klimawandels werden, wenn nicht gehandelt wird, dem Verlust von wenigstens<br />
5% des globalen Bruttoinlandsproduktes entsprechen. Wenn man eine breitere Palette<br />
von Risiken und Einflüssen berücksichtigt, könnten die Schäden auf 20% oder mehr des<br />
globalen Bruttoinlandsproduktes ansteigen. Hierbei ist zu bemerken, dass Entwicklungs-<br />
und Schwellenländer die ökonomischen Folgen des Klimawandels überdurchschnittlich<br />
stark zu spüren bekommen.<br />
Stern führt aus, dass es aber immer noch möglich ist, die schlimmsten Risiken und Auswirkungen<br />
des Klimawandels mit tragbaren Kosten zu vermeiden, wenn jetzt schnell auf<br />
nationaler und internationaler Ebene gehandelt wird.<br />
Um schwerwiegende Folgen für die Weltwirtschaft zu vermeiden, sollte die Konzentration<br />
von Treibhausgasen in der Atmosphäre unter 550 ppm gehalten werden. Schon in diesem<br />
Fall würde die weltweite Durchschnittstemperatur um 2°C bis 3°C steigen.<br />
Die Konzentration der Treibhausgaskonzentration kann auf 550 ppm begrenzt werden,<br />
wenn der Anstieg der Emissionen innerhalb von 15 Jahren gestoppt wird und danach die<br />
Emissionen jährlich um rund 2% sinken. Da sich die gesamtwirtschaftliche Produktion, das<br />
globale Bruttoinlandsprodukt, bis 2050 etwa verdrei- bis vervierfachen wird, bedeutet dies,<br />
dass die Emissionen pro Einheit des Bruttoinlandproduktes bis 2050 um rund drei Viertel<br />
gedrückt werden müssen!<br />
Die ökonomische Ratio stellt uns also nicht vor die Alternative, uns zwischen der Vermeidung<br />
des Klimawandels und der Förderung von Wachstum und Entwicklung zu entscheiden.<br />
Die Bekämpfung des Klimawandels ist langfristig gesehen die Voraussetzung für mehr<br />
Wachstum und kann auf eine Weise erfolgen, die die Wachstumsambitionen reicher oder<br />
armer Länder nicht behindert. Maßnahmen gegen den Klimawandel schaffen neue Märkte,<br />
zum Beispiel Märkte für Technologien zur CO 2 -neutralen Energieerzeugung und für CO 2 -<br />
effizientere Waren und Dienstleistungen.<br />
83