Land & Leben Ausgabe Dezember 2023

KULTUR | KOLUMNE | KIDS
Träumereien!
Axel Bosse über traumhafte Reisen
Wer sich gern an seine Träume erinnert,
der weiß: Schlaf, das ist der Ausflug zu den
Heilquellen der Seele. Was dort an Bildern,
Eindrücken und Geschichten durch die
Synapsen rauscht, öffnet die Welt unzensierter
Gefühle. Eine Bewusstseinserweiterung
in der Bewusstlosigkeit. Das zeigt auch die
Grenzenlosigkeit des neuen, neunten Studioalbums
„Übers Träumen“ von Axel BOSSE.
„Angefangen habe ich mit dem Lied ,Schlaf
bei mir‘. Darin geht es um zwei übermüdete,
überforderte Leute. Russland läuft in die
Ukraine rein, der Corona-Virus ist noch ein
wenig da. Wenn die beiden sich treffen, geben
sie sich gegenseitig Kraft. Als sie dann im
C-Teil zusammen im Bett liegen, habe ich sie
in den Orbit abheben lassen. Das eröffnete
mir eine neue Welt. Die hatte ich so noch
nicht. Musikalisch war bereits alles träumerisch.
Da wusste ich, ich schreibe ein Album
übers Träumen. Da ist lyrisch dann vieles
erlaubt, man darf sphärisch und rauschig
werden.“ Das Cover zeigt passenderweise
denn auch „den Fall“ aus „den Träumen“.
Als Gäste sind Alligatoah, Lea sowie Sven
Regener (Element Of Crime) mit von der Partie.
Selten zuvor hat Bosse sich so grazil, schwebend
und tanzbar zugleich gegeben. Man
sieht den Stil vor sich, in dem Menschen zu
„Ein Traum“ tanzen. Eine Live-Version dazu
hat der Sänger im Juni mit abertausenden
von Fans beim Hurricane-Festival in Scheeßel
aufgenommen. Lustigerweise war er eine
Woche vor dem Open-Air-Event gar einmal
mit dem Fahrrad in den Landkreis nach
Scheeßel gefahren, um zu schauen, wie es
dort vorangeht: „Aber ich muss dazu sagen,
dass es ein E-Bike war. Ich bin den halben
Tag gefahren, habe viele Pausen gemacht,
bin einen kleinen Schlenker gefahren. Das
schöne ist… es gibt ein Studio auf dem Weg
über Tostedt. Die ,Anderen‘ sind schön mit
dem Auto gefahren“, lacht der sympathische
Musiker. „Zurück bin ich dann auch mit dem
Pkw gefahren, hab auch mein Klapprad da
hineingepackt.“
Abseits der musikalischen Traumbilder und
Metaphern unterstützt Bosse in der Alltagswelt
so gut es geht verschiedene soziale
Projekte. So fand das L&L-Interview in den
Räumen des DeinTopf e. V. (www.deintopfhamburg.de)
statt, einer privat-sozialen
Lebensmittelverteilungs- bzw. Essensausgabestelle
in Hamburg: „Dein Topf hat sich
zu Corona-Pandemiezeiten gegründet. Vom
ersten Tag an hat Leiterin Andrea – die ich
bereits von Hanseatic Help (www.hanseatichelp.org)
kenne – gehandelt. Seitdem versuche
ich, Spenden zu generieren bzw. zumindest
auf den gemeinnützigen Verein
DeinTopf aufmerksam zu machen. Die sind
großartig!“ Oder anders: Traumhaft gut. (rgp)
■ www.axelbosse.de
Theater „Eskapade“ spielt Alice im Wunderland
Die Jugendgruppe der Freilichtbühne Lilienthal feiert im Februar Premiere
Ein kleines Mädchen, das ständig seine
Größe ändert, ein Kaninchen, das keine Zeit
hat, ein verrückter Hutmacher, eine grinsende
Katze und viele andere zum Teil seltsame
Menschen und Tiere tauchen in dem Wunderland
auf. Die kleine Alice ist durch einen
Kaninchentunnel dort hineingefallen. Sie
erlebt viele verrückte Dinge und wird im Verlauf
der Geschichte immer selbstbewusster.
Aber ganz am Ende scheint sie alles nur
geträumt zu haben oder doch nicht? Knapp
30 Akteure zeigen das gesellschaftskritische
34
Märchen im Februar kommenden Jahres im
MartinsSaal der Lilienthaler Diakonie.
Die Jugendlichen haben das Stück gemeinsam
mit Regisseur Oliver Kohlmann ausgesucht,
und zwar in der Version von Roland
Schimmelpfennig. Geprobt wird dreimal die
Woche. Auch um Bühnenbild, Kostüme, Musik,
Tanz und Ausleuchtung kümmern sich
die Jugendlichen selbst. Darstellerin Jana
Thorenz liegt nach eigenen Worten Theater
im Blut. Es sei wundervoll, in komplett verschiedene
Persönlichkeiten schlüpfen zu kön-
nen, sagt sie. Es sei auch nicht schwer, weil
man meistens etwas in der Rolle finde, was
man selbst auch habe. Das nehme man dann
nach vorne und stelle es dar, erklärt sie
weiter. Auch Jette Dittrich spielt mit bei Alice
im Wunderland. Sie ist fasziniert von der
Verrücktheit eines jungen Mädchens. Das
Stück zeige, wie gut es sich anfühle, mal aus
der Realität zu fliehen, sich anderen Dingen
hinzugeben und dann wieder in die Realität
zurückzukommen.
Ensemble-Mitglied Chrissy Herr liebt böse
Rollen. Es mache ihm Spaß, den Antagonisten
zu spielen, sagt er. Er sei sonst immer ein
lieber, netter Kerl und auf der Bühne könne
er dann mal das Böse rauslassen.
Oliver Kohlmann ist der Regisseur des Stückes
und musste die Rollen besetzen. „Ich
habe beim Vorsprechen die Augen geschlossen
und den Schwingungen zugehört“, sagt
er. Für ihn zählen Ehrgeiz und eigner Wille
der DarstellerInnen. Ganz am Schluss sage
ihm sein Bauch, wer der oder die Richtige
für die Rolle sei. (hg/pr)
■ Kartengutscheine für „Alice im Wunderland“
gibt es unter www.fblilienthal.de