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Machtbesessenheit in Schwarz: Sobotka

Die ÖVP und ihr Nationalratspräsident lassen jeden politischen Anstand vermissen

Die ÖVP und ihr Nationalratspräsident lassen jeden politischen Anstand vermissen

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dst.at/cartoons<br />

14 Medien<br />

Neue Freie Zeitung<br />

GEZWITSCHER<br />

Michael Friembichler<br />

@michaelfrie<br />

Die #övp kann Amt und Partei<br />

nicht mehr trennen. Als Kanzler<br />

müsste #Nehammer anders<br />

agieren als er es als Parteiobmann<br />

tut. Se<strong>in</strong>e Reaktion ist symbolisch<br />

für das türkise Politikverständnis:<br />

Familie zuerst, koste es, was es<br />

wolle. Kollateralschäden <strong>in</strong>klusive.<br />

Lukas Sustala<br />

@LukasSustala<br />

„Mehr Schulden als Griechenland“<br />

(pro Kopf). Heute @krone.<br />

at. Wer „Koste es, was es wolle“<br />

sagt, Ausgaben ziehen lässt und<br />

Reformen meidet, packt den<br />

Schuldenrucksack eben voll ...<br />

GEFÄLLT MIR<br />

23. Nov. 2023 07:07<br />

L‘État, c‘est ÖVP! Die ÖVP gebärdet<br />

sich, als gehöre ihr der Staat.<br />

28. Nov. 2023 07:17<br />

Sagte nicht die ÖVP früher stets,<br />

Schulden machen nur Sozialisten?<br />

TELEGRAM<br />

Herbert Kickl<br />

16. Juni 2023<br />

Thomas Gottschalk hat am<br />

Wochenende zum allerletzten<br />

Mal „Wetten, dass ..?“ moderiert.<br />

Er sprach dabei Worte,<br />

die Respekt verdienen ...<br />

„Haltungsjournalismus“ ist der<br />

neue Maßstab für „Qualität“<br />

„E<strong>in</strong>heitspartei“ beschließt Fördertopf für „Qualitätsjournalismus“<br />

Die schwarz-grüne Koalition<br />

sowie SPÖ und Neos wollen<br />

mit 18,5 Millionen Euro Journalisten<br />

ködern, so zu schreiben,<br />

wie sie es gern hätten.<br />

Der Nationalrat hat mit den Stimmen<br />

von ÖVP, Grünen, SPÖ und<br />

Neos grünes Licht für e<strong>in</strong>en neuen<br />

Fördertopf für „Qualitätsjournalismus“<br />

gegeben. Es handelt sich dabei<br />

um den dritten Teil des von der<br />

Regierung bereits im Frühjahr vorgestellten<br />

Medienpakets.<br />

Kuriose Begründung<br />

Anders als noch im Ausschuss<br />

stimmten auch SPÖ und Neos dem<br />

Gesetzesvorhaben zu, weil – man<br />

höre und staune – die Fördermittel<br />

für den Presserat von 187.500 Euro<br />

auf 230.000 Euro aufgestockt wurden.<br />

Abgelehnt wurde das Gesetz<br />

e<strong>in</strong>zig von den Freiheitlichen. Sie<br />

FPÖ IN DEN MEDIEN<br />

Als „Komplett lächerlich“ bewertet<br />

„Der Standard“, dass der<br />

angezählte Nationalratspräsident<br />

Wolfgang <strong>Sobotka</strong> beide parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschüsse<br />

als Vorsitzender<br />

leiten will, auch<br />

den von SPÖ<br />

und FPÖ zu den<br />

ÖVP-Corona-Mil-<br />

Kommentar<br />

20 | MONTAG, 27. NOVEMBER 2023 DER ∂TANDARD<br />

S<br />

MIGRATIONSZENTREN IN ALBANIEN<br />

E<strong>in</strong> schmutziger Deal<br />

Adelheid Wölfl<br />

chon Herbert Kickl versuchte als Innenm<strong>in</strong>ister, Albanien<br />

davon zu überzeugen, Lager für Zurückgeschobene<br />

zu errichten – <strong>in</strong> Tirana sagte man 2018 noch deutlich<br />

Ne<strong>in</strong>. Premier Edi Rama betonte: „Albanien wird niemals der<br />

Ort se<strong>in</strong>, an dem sehr reiche Länder Lager errichten, um Migranten<br />

abzuladen.“ Nun ist das offenbar anders.<br />

Vor drei Wochen unterzeichnete Rama mit se<strong>in</strong>er italienischen<br />

Amtskolleg<strong>in</strong> Giorgia Meloni e<strong>in</strong> Protokoll, wonach Migranten<br />

vom Mittelmeer nach Albanien gebracht werden sollen,<br />

um dann <strong>in</strong> „Migrationsverarbeitungszentren“ <strong>in</strong> „Verwaltungshaft“<br />

e<strong>in</strong>gesperrt zu werden. Ihre weitere Zukunft wird<br />

<strong>in</strong> der Vere<strong>in</strong>barung nicht e<strong>in</strong>mal ausgeführt.<br />

Juristen zufolge ist das Meloni-Rama-Protokoll aus vielen<br />

Gründen rechts- und verfassungswidrig, etwa weil es die Souveränität<br />

des Staates Albanien untergräbt. Rama, der <strong>in</strong> Albanien<br />

selbst immer autoritärer agiert, stellte das Ganze als Gefälligkeit<br />

h<strong>in</strong>, weil Italien 1997 viele Albaner aufnahm, die vor<br />

Gewalt und Anarchie flohen. Gerade <strong>in</strong> Albanien ist es jedoch<br />

wichtig, dass die Rechtsstaatlichkeit nicht noch mehr durch<br />

schmutzige Deals wie jenen mit Italien untergraben wird.<br />

Für die EU sollte der Rechtsstaat <strong>in</strong> Kandidatenländern an<br />

erster Stelle stehen. Die Idee, die Klärung des Status von Migranten<br />

extraterritorial abzuwickeln, ist zudem <strong>in</strong> Großbritannien<br />

am Obersten Gerichtshof gescheitert. Auch das Verfassungsgericht<br />

<strong>in</strong> Tirana muss diesen Humbug nun verh<strong>in</strong>dern.<br />

W<br />

Komplett lächerlich<br />

Michael Völker<br />

olfgang <strong>Sobotka</strong> will beide parlamentarischen Untersuchungsausschüsse<br />

als Vorsitzender leiten. Das ist<br />

se<strong>in</strong> gutes Recht, zeigt aber deutlich, was wir von den<br />

Ausschüssen halten können und was uns erwarten wird: e<strong>in</strong>e<br />

Farce. Die Ans<strong>in</strong>nen von SPÖ und FPÖ auf der e<strong>in</strong>en und der<br />

ÖVP auf der anderen Seite s<strong>in</strong>d ja <strong>in</strong> Inhalt und Formulierung<br />

schon recht seltsam. Die e<strong>in</strong>en knöpfen sich Milliardäre vor,<br />

die anderen untersuchen den Sumpf. Durch die Vorsitzführung<br />

<strong>Sobotka</strong>s wird dieses parlamentarische Instrument aber komplett<br />

<strong>in</strong>s Lächerliche gezogen. Wer soll das noch ernst nehmen?<br />

Der Nationalratspräsident, dem die Opposition mit gutem<br />

Recht se<strong>in</strong>e Unbefangenheit abspricht, nimmt sich selbst sehr<br />

ernst, sonst tun das nur noch wenige. Die Sturheit, mit der <strong>Sobotka</strong><br />

an Amt und Aufgaben festhält, tut ihm nicht gut, dem<br />

Parlament nicht und der Regierung auch nicht. E<strong>in</strong> derart umstrittener<br />

Politiker an e<strong>in</strong>em entscheidenden Schalthebel der<br />

Republik ist <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht kontraproduktiv.<br />

<strong>Sobotka</strong> steht für e<strong>in</strong> überholtes Verständnis von Politik, <strong>in</strong><br />

dem das eigene Fortkommen und die Partei<strong>in</strong>teressen über allem<br />

stehen. Die Selbstverständlichkeit von Interventionen <strong>in</strong><br />

die Justiz ist e<strong>in</strong> Übel. <strong>Sobotka</strong> und die ÖVP tragen maßgeblich<br />

dazu bei, dass sich die Menschen der destruktiven Kraft<br />

des Protests zuwenden, wenn konstruktives Streben vom politischen<br />

Establishment nicht mehr erwartet werden kann.<br />

ÖGB zielt auf Industrie ab<br />

N<br />

SOBOTKA ALS VORSITZENDER<br />

STREIKS IM HANDEL DROHEN<br />

András Szigetvari<br />

un wird es auch im Handel ernst. Der ÖGB hat die Streikfreigabe<br />

für die 430.000 Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen und<br />

Arbeitnehmer <strong>in</strong> der Branche erteilt. Die Gewerkschaft<br />

fordert etwa 9,5 Prozent mehr Lohn, die Arbeitgeber bieten<br />

fünf Prozent und e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>malzahlung an. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung bei<br />

Verhandlungen am Dienstag ist unwahrsche<strong>in</strong>lich. Denn <strong>in</strong><br />

den vergangenen 25 Jahren hat der Handel nie vor den Metallern<br />

abgeschlossen, und die Metaller streiken ja gerade selbst.<br />

Damit rückt e<strong>in</strong> Arbeitskampf <strong>in</strong>mitten des wichtigen<br />

Weihnachtsgeschäfts näher. Diese Entwicklung ist nicht nur<br />

für die Arbeitgeber riskant, sondern auch für den ÖGB. Die gewerkschaftliche<br />

Organisation im Handel ist loser als <strong>in</strong> der Industrie.<br />

Ke<strong>in</strong>er weiß, wie viele e<strong>in</strong>em Streikaufruf folgen. Dazu<br />

kommt, dass streikende Beschäftigte nichts verdienen. Der<br />

ÖGB entschädigt Gewerkschaftsmitglieder, aber das ist teuer.<br />

Doch aus Sicht der Gewerkschaft steht viel auf dem Spiel.<br />

Die Arbeitgeber der metalltechnischen Industrie wollen e<strong>in</strong>en<br />

dauerhaften Lohnabschluss unter der Inflation durchsetzen,<br />

entgegen bisherigen Gepflogenheiten. Das zu versuchen ist ihr<br />

gutes Recht, es ist e<strong>in</strong> Verteilungskampf. Sollte dies <strong>in</strong> der Industrie<br />

gel<strong>in</strong>gen, werden alle anderen Branchen dem Beispiel<br />

folgen. Der ÖGB eskaliert also den Konflikt im Handel, um damit<br />

den Druck auf die Arbeitgeberseite <strong>in</strong>sgesamt zu erhöhen<br />

– und besonders <strong>in</strong> der Industrie. Beide Seiten gehen „all <strong>in</strong>“.<br />

S<br />

Zersplitterung lähmt Europa<br />

Vor dem EU-Wahljahr 2024 stecken viele klassische Parteien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tiefen Krise<br />

o hatte sich Mark Rutte das nicht<br />

vorgestellt. Der liberale Langzeitpremierm<strong>in</strong>ister<br />

der Niederlande –<br />

neben Viktor Orbán der längstdienende<br />

Regierungschef <strong>in</strong> der EU – will Generalsekretär<br />

der Nato werden. Er würde den<br />

Norweger Jens Stoltenberg ablösen, der<br />

eigentlich schon längst abtreten will.<br />

Aber es klappt nicht. Rutte muss vermutlich<br />

noch länger <strong>in</strong> Den Haag bleiben,<br />

e<strong>in</strong>e Übergangsregierung führen.<br />

Nach den Wahlen, die er wegen e<strong>in</strong>es<br />

Streits über die Verschärfung der Migrationspolitik<br />

vorzeitig ausgerufen hatte,<br />

bleibt <strong>in</strong> den Niederlanden ke<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> auf<br />

dem anderen. Zwei liberale Parteien verloren<br />

dramatisch. Nichts geht mehr.<br />

Im Parlament mit 150 Sitzen teilen<br />

sich nicht weniger als 15 Parteien die<br />

Mandate. Klar stärkste Fraktion wurde<br />

die Freiheitspartei des islamfe<strong>in</strong>dlichen<br />

und EU-skeptischen Geert Wilders, der<br />

früher den EU-Austritt des Gründerlandes<br />

verlangte. Er will an die Macht. Aber<br />

ke<strong>in</strong>er will so richtig mit ihm.<br />

Im ersten Schock wurde das im Land<br />

selbst und quer durch Europa als gefährlicher<br />

Rechtsruck gedeutet, e<strong>in</strong> Trend,<br />

der die liberal-humanitär orientierte<br />

Europäische Union gefährden könnte.<br />

Im Juni 2024 f<strong>in</strong>den Europawahlen statt.<br />

Als Erstanalyse stimmt das auch. Und<br />

dennoch ist es nur e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>er für Europa<br />

mittelfristig ungemütlichen Wahrheit.<br />

Neben Wilders’ Erfolg, der im EU-<br />

Parlament mit Frankreichs Le Penisten,<br />

der Lega aus Italien und der FPÖ die ex -<br />

trem rechte Fraktion „Freiheit und Demokratie“<br />

mitgegründet hatte, g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong><br />

für die geme<strong>in</strong>same europäische Politik<br />

noch entscheidenderer Aspekt unter.<br />

icht nur EU- und ausländerfe<strong>in</strong>dliche<br />

Rechtsparteien s<strong>in</strong>d auf dem<br />

Vormarsch. Gleichzeitig werden<br />

neue regionale und sektorale Gruppen<br />

immer mehr und stärker, wie die<br />

Bauernprotestpartei BBB; oder neue Bewegungen<br />

wie die des Ex-Christdemokraten<br />

Pieter Omtzigt, die es von null auf<br />

20 Mandate schaffte, relativ knapp h<strong>in</strong>ter<br />

der rot-grünen Wahlplattform von<br />

Ex-EU-Kommissar Frans Timmermans.<br />

Die Niederlande s<strong>in</strong>d exemplarisch.<br />

Siehe Spanien: Dort hielt sich der sozialdemokratische<br />

Premier Pedro Sánchez<br />

nur an der Macht, weil radikale L<strong>in</strong>ke<br />

ihm mit katalanischen und baskischen<br />

Separatisten die Mehrheit sichern.<br />

N<br />

Thomas Mayer<br />

In Deutschland und Österreich reüssieren<br />

AfD und FPÖ. Aber: Sahra Wagenknecht<br />

und vielleicht auch bald die KPÖ<br />

zeigen, dass das auch von l<strong>in</strong>ks geht.<br />

Der Effekt: Die Zersplitterung der Parteienlandschaften<br />

geht e<strong>in</strong>her mit dem<br />

Niedergang der „klassischen“ Volksparteien,<br />

Christdemokraten und Sozialdemokraten.<br />

Aber auch die Liberalen und<br />

die Grünen schwächeln. Diese vier haben<br />

<strong>in</strong> Jahrzehnten das Projekt EU als wirtschaftlich<br />

wie politisch offenes Europa<br />

gebaut. Nun reichen oft schon Drei-Parteien-Bündnisse<br />

zwischen ihnen nicht<br />

mehr aus, um e<strong>in</strong>e stabile Regierung zu<br />

K<br />

KOPF DES TAGES<br />

Ke<strong>in</strong> Hund<br />

polarisiert wie<br />

Rudi bei Ö1<br />

e<strong>in</strong>e Sendung hat<br />

das Ö1-Publikum so<br />

gespalten wie Rudi,<br />

der Radiohund. Das sagt<br />

Ra<strong>in</strong>er Rosenberg, und<br />

der war quasi der Vater<br />

des polarisierenden Felltiers<br />

beim ORF-Sender.<br />

Der langjährige ORF-<br />

Radiomacher Rosenberg<br />

hat sich längst von Ö1<br />

verabschiedet. Nun soll<br />

auch se<strong>in</strong> haariger Vertreter<br />

<strong>in</strong> den Ruhestand<br />

geschickt werden.<br />

Diesen Donnerstag beschließt<br />

der ORF-Stiftungsrat<br />

e<strong>in</strong> neues Schema<br />

für Ö1 mit Tages -<br />

moderation und aufgeräumter<br />

Programmstruktur,<br />

e<strong>in</strong>ige Sendungsmarken<br />

werden bei der<br />

Gelegenheit verschw<strong>in</strong>den.<br />

E<strong>in</strong>e davon: Rudi,<br />

der polarisierende Radiohund.<br />

Rudi begann 2003 auf Ö1, zunächst<br />

noch mit e<strong>in</strong>er comichafteren Stimme<br />

und mehr Gebell, dann gesprochen von<br />

Paul Urban Blaha. Die ersten etwa<br />

600 Folgen des tierischen Radioreporters<br />

schrieb Christ<strong>in</strong>e Nöstl<strong>in</strong>ger, dann hatte<br />

sie genug vom Hund.<br />

Rudi war nicht das erste tierische K<strong>in</strong>derprogramm<br />

im ORF-Radio. Rosenberg<br />

und Kommunikationswissenschafter<strong>in</strong><br />

Petra Herczeg erprobten und erforschten<br />

Radioprogramm für K<strong>in</strong>der im ORF erst<br />

mit Radio Weißer Elefant. Weiße Elefanten<br />

s<strong>in</strong>d im ORF Mitarbeiter, die wegen<br />

bilden, siehe die Ampel <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Geht also auch im restlichen Europa bald<br />

nichts mehr, so wie <strong>in</strong> Den Haag?<br />

Die radikal Rechten reiben sich schon<br />

die Hände. In Polen wurden sie dennoch<br />

von e<strong>in</strong>er EU-freundlichen Plattform gestoppt.<br />

Auch Wilders muss erst noch beweisen,<br />

ob es ihm gel<strong>in</strong>gt, ausreichend<br />

Partner für e<strong>in</strong>e Regierung zu f<strong>in</strong>den, so<br />

wie Giorgia Meloni <strong>in</strong> Italien.<br />

Für Christdemokraten und Sozialdemokraten<br />

<strong>in</strong> Europa ist jedenfalls Feuer<br />

am Dach. Die Zeiten, <strong>in</strong> denen sie sich abwechselnd<br />

mit Liberalen mühelos an der<br />

Macht halten konnten, s<strong>in</strong>d vorbei.<br />

Rudi, der Radiohund<br />

von Ö1 für K<strong>in</strong>der, soll <strong>in</strong><br />

den Ruhestand gehen.<br />

Foto: Walter Schmögner<br />

Impressum und Offenlegung: Herausgeber: Oscar Bronner; Geschäftsführung: Mag. Alexander Mitteräcker; Verlagsleitung: Mart<strong>in</strong> Kneschaurek;<br />

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siehe: https://about.derStandard.at/impressum Dem Ehrenkodex der österreichischen Presse verpflichtet.<br />

ÖVP, Grüne, SPÖ und Neos fördern jetzt „Haltungsjournalismus“.<br />

Politik Österreich<br />

kritisierten, dass mit dem „Husch-<br />

Pfusch-Gesetz“ die Abhängigkeit<br />

der Medien von der Regierung<br />

durch die neue Förderschiene weiter<br />

gesteigert werde.<br />

An Kuriosität kaum zu überbieten<br />

war die Begründung der<br />

Neos-Mediensprecher<strong>in</strong> Henrike<br />

Brandstötter für die Zustimmung<br />

ihrer Partei zu diesem Anfütterungsgesetz,<br />

nämlich das seit<br />

Corona wachsende Misstrauen der<br />

Asylanträge 2023<br />

schon fast halbiert<br />

8.558 weniger Anträge als im Vorjahr<br />

Wien. Die Asylzahlen <strong>in</strong><br />

Österreich gehen weiter<br />

zurück. Wie das Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

bekannt<br />

gab, wurden im Oktober<br />

9.893 Asylanträge verzeichnet.<br />

Im Oktober des<br />

Vorjahres waren es noch<br />

18.451, was e<strong>in</strong>em Rückgang<br />

von 8.558 bzw. 46<br />

Prozent entspricht.<br />

Auch auf das ganze<br />

Jahr betrachtet s<strong>in</strong>d die<br />

Zahlen stark rückläufig:<br />

Bis Oktober 2023 wurden<br />

53.641 Asylanträge gestellt,<br />

das ist e<strong>in</strong> Rückgang<br />

um 42 Prozent im<br />

Vergleich zu den ersten<br />

zehn Monaten des Jahres<br />

2022. Das Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

führt die Entwicklung<br />

auf die sogenannte<br />

„Asylbremse“ sowie diverse<br />

Maßnahmen zur<br />

Bekämpfung von Schlepperkrim<strong>in</strong>alität<br />

und<br />

Asylmissbrauch zurück.<br />

Gegen Asyl-Trend der<br />

europäischen Union<br />

Eilverfahren. Österreich<br />

stemmt sich mit den aktuellen<br />

Zahlen gegen die<br />

Entwicklung <strong>in</strong> Europa.<br />

In der EU gab es nämlich<br />

<strong>in</strong>des bis Ende September<br />

912.479 Asylanträge<br />

– e<strong>in</strong> sattes Plus von 25,6<br />

Prozent. Besonders stark<br />

Mehr NEWS<br />

auf oe24.at<br />

Bis Ende Oktober kam es zu über 10.000 Abschiebungen Innenm<strong>in</strong>ister Karner (VP)<br />

Wien. Im oe24.TV-Interview<br />

übte SPÖ-Grande Hannes<br />

Androsch scharfe Kritik<br />

an den wirtschaftlichen<br />

Vorstellungen des neuen<br />

SPÖ-Chefs Babler, der aktuellen<br />

Regierung und dem<br />

Außengrenzschutz.<br />

ÖSTERREICH: Wie steht es<br />

um die Wirtschaft <strong>in</strong> Österreich?<br />

ANdROSCH: Wir haben<br />

ke<strong>in</strong>e leichte Zeit. Die Welt<br />

ist e<strong>in</strong> gefährlicher Unruheherd<br />

und <strong>in</strong> Aufruhr. Es<br />

gibt leider e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

kriegerischen Konflikten,<br />

durchaus <strong>in</strong> unserer Nachbarschaft.<br />

Die „Koste es,<br />

was es wolle“-Politik befeuert<br />

die Nachfrage, statt<br />

das Angebot zu verbessern.<br />

ÖSTERREICH: Die Regierung<br />

argumentiert beim<br />

Thema Inflation mit der hohen<br />

Kaufkraft.<br />

ANdROSCH: Die Kaufkraft<br />

besteht dar<strong>in</strong>, dass man<br />

durch die dazu ausgelöste<br />

Inflation mehr zahlen<br />

muss. Hier beißt sich die<br />

Schlange <strong>in</strong> den Schwanz -<br />

aber mit giftigen Zähnen.<br />

ÖSTERREICH: Ist es der falsche<br />

Zeitpunkt, um wie Babler<br />

über die 32-Stunden-<br />

Woche zu sprechen?<br />

gestiegen s<strong>in</strong>d die Asylanträge<br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

(+67 Prozent), Italien (+63<br />

Prozent), Spanien (+40<br />

Prozent) und Frankreich<br />

(+37 Prozent).<br />

Negative Entscheidungen.<br />

Unter anderem setzt<br />

das Bundesamt für Fremdenwesen<br />

und Asyl weiterh<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en Schwerpunkt<br />

im Bereich der<br />

Schnell- und Eilverfahren.<br />

Von Jänner bis Oktober<br />

2023 wurden bisher<br />

7.200 negative Entscheidungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em beschleunigten<br />

Verfahren<br />

getroffen.<br />

10.478 Abschiebungen<br />

wurden bis Ende Oktober<br />

durchgeführt, davon<br />

erfolgten 5.496 angeordnete<br />

Ausreisen selbständig<br />

(52%), 4.982 Personen<br />

wurden zwangsweise abgeschoben<br />

(48%).<br />

Androsch: »In Luftschlössern<br />

kann man schlecht leben“<br />

liarden-Empfängern:<br />

„Durch die Vorsitzführung<br />

<strong>Sobotka</strong>s<br />

wird dieses parlamentarische<br />

Instrument<br />

aber komplett <strong>in</strong>s Lächerliche<br />

gezogen. Wer soll<br />

das noch ernst nehmen?“<br />

Mit ÖVP und SPÖ rechnet<br />

Ex-F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister Hannes<br />

Androsch <strong>in</strong> der Zeitung<br />

„Österreich“ ab. Der ÖVP<br />

wirft er vor mit ihrer „Koste<br />

Ex-F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister rechnet im Interview mit der aktuellen Politik ab<br />

(auch politisch bed<strong>in</strong>gt)<br />

wechselnder Führung<br />

ke<strong>in</strong>e Aufgaben mehr<br />

haben. Dann stand e<strong>in</strong><br />

Storch für mehrsprachiges<br />

Programm für K<strong>in</strong>der<br />

aus der kroatischen<br />

Volksgruppe im Burgenland.<br />

Aus den Erfahrungen<br />

entstand Rudi.<br />

Warum e<strong>in</strong> Tier? „Weil<br />

alle Erwachsenen K<strong>in</strong>der<br />

als Moderatoren von K<strong>in</strong>dersendungen<br />

wollen –<br />

aber die K<strong>in</strong>der nicht“,<br />

sagt Rosenberg. Und<br />

wenn man auch belehrende<br />

Erwachsene vermeiden<br />

wolle, komme man<br />

auf den Hund (Katze g<strong>in</strong>ge<br />

natürlich auch).<br />

Warum funkte Rudi<br />

just im ältesten ORF -<br />

Programm? „Wenn K<strong>in</strong>der<br />

mit ihren Großeltern<br />

oder Eltern vor dem Radio<br />

sitzen, dann sollen sie etwas für sich<br />

f <strong>in</strong>den“, erklärt Rosenberg. „Wir wollten<br />

K<strong>in</strong>dern zeigen: Dieses Bildungsprogramm<br />

hat auch etwas für euch.“<br />

Die Figur polarisiert, ihre Stimme und<br />

ihre Art zu sprechen wie zu bellen spalten<br />

das Ö1-Stammpublikum <strong>in</strong> glühende<br />

Fans und zornige Fe<strong>in</strong>de. „Wenn auf<br />

Ö1 e<strong>in</strong>e nur fünfm<strong>in</strong>ütige Sendung so<br />

polarisiert, ist das eher gut als schlecht“,<br />

schmunzelt Rosenberg aus der Distanz.<br />

Und er sche<strong>in</strong>t sich nicht aufzuregen,<br />

wenn Ö1 Rudi <strong>in</strong> Pension schickt: „Mit<br />

20 Jahren ist e<strong>in</strong> Hund schon e<strong>in</strong> ziemlich<br />

alter Hund.“ Wuff. Harald Fidler<br />

Produziert nach den<br />

Richtl<strong>in</strong>ien des Österreichischen<br />

Umweltzeichens,<br />

Mediapr<strong>in</strong>t Zeitungs- &<br />

Zeitschriftenverlag<br />

Ges.m.b.H. & Co KG, UW 1063<br />

ANdROSCH: Wenn man<br />

weniger aussäht, wird<br />

man weniger ernten,<br />

wenn man weniger erntet,<br />

würde man weniger aussähen.<br />

Am Schluss würde<br />

man verhungern.<br />

ÖSTERREICH: Was muss<br />

passieren, um illegale Migration<br />

zu stoppen?<br />

ANdROSCH: Die Außengrenzen<br />

s<strong>in</strong>d wichtig. Da<br />

gibt es Versäumnisse der<br />

EU. Wir setzen aber noch<br />

»<br />

Hier beißt sich<br />

die Schlange <strong>in</strong><br />

den Schwanz«<br />

Hannes Androsch über die Inflation<br />

Persönliches Exemplar für AOM-Benutzer pafpoekirchner - (C) APA-DeFacto GmbH. A le Rechte vorbehalten.<br />

Bevölkerung gegenüber Politik<br />

und Medien. Schuld an diesem zunehmenden<br />

Misstrauen haben nach<br />

Brandstötters Me<strong>in</strong>ung vor allem<br />

FPÖ und ÖVP: Die FPÖ, weil sie<br />

klassische Medien „bewusst diskreditiere“,<br />

die ÖVP, weil sie diese<br />

„unterjochen“ wolle.<br />

Also stimmten die Neos für das<br />

„Unterjochungsgesetz“, das den regierungstreuen<br />

„Haltungsjournalismus“<br />

fördern soll.<br />

ÖVP lädt Gusenbauer und<br />

Kickl <strong>in</strong> U-Ausschuss vor<br />

„Rot-blauer Sumpf“ soll untersucht werden<br />

Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer und FPÖ-Chef Herbert Kickl<br />

Wien. Die ÖVP wird Ex-<br />

Kanzler Alfred Gusenbauer<br />

(SPÖ) und FPÖ-<br />

Chef Herbert Kickl als<br />

erste Auskunftspersonen<br />

<strong>in</strong> den von ihr <strong>in</strong>itiierten<br />

„Rot-Blauen-<br />

Machtmissbrauch-<br />

Untersuchungsausschuss“<br />

laden.<br />

Das kündigte ÖVP-<br />

Fraktionsführer Andreas<br />

Hanger gegenüber<br />

der APA an. Bei Kickl sollen<br />

Postenbesetzungen,<br />

Studien- und Inseratenvergaben<br />

bzw. Beschaffungen<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Zeit als<br />

Innenm<strong>in</strong>ister durchleuchtet<br />

werden. Gusenbauer<br />

soll Geldflüsse von<br />

René Benkos Signa an<br />

ihn klären. Außerdem<br />

e<strong>in</strong>s drauf, wenn wir über<br />

Ungarn kommende illegale<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> unser<br />

Land lassen und nicht verlangen,<br />

dass sie bei uns arbeiten<br />

oder unsere Sprachen<br />

und Sitten annehmen<br />

und lernen.<br />

ÖSTERREICH: Was unterscheidet<br />

die jetzige Regierung<br />

von der Kreisky-Regierung?<br />

ANdROSCH: Politik heißt<br />

Zukunftsgestaltung im Interesse<br />

der gesamten Bevölkerung.<br />

Es heißt nicht,<br />

sich nur um politische<br />

Selbstdarstellung zu be-<br />

5<br />

will Hanger wissen, welche<br />

Rolle die SPÖ <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>in</strong> der Zeit des<br />

Wahlkampfes 2017 dabei<br />

gespielt habe. „Das<br />

gilt es aufzuklären.“ Man<br />

werde „genau h<strong>in</strong>schauen,<br />

was die Machenschaften<br />

von Kickl und<br />

Gusenbauer betrifft“.<br />

Cofag. SPÖ und FPÖ<br />

brachten <strong>in</strong>des e<strong>in</strong>en<br />

eigenen U-Ausschuss <strong>in</strong>s<br />

Spiel, der unter dem Titel<br />

„Benko-U-Ausschuss“<br />

oder „Cofag-U-Ausschuss“<br />

laufen soll. Der<br />

Vorwurf der Opposition:<br />

Die ÖVP habe Milliardäre<br />

wie Rene Benko bevorzugt,<br />

auch bei der Gewährung<br />

von Covid-Hilfen.<br />

Hannes Androch im oe24.TV-Interview mit Niki Fe lner.<br />

mühen oder sich <strong>in</strong> ideologischen<br />

Luftschlössern zu<br />

verlieren. Weil <strong>in</strong> Luftschlössern<br />

kann man<br />

schlecht leben.<br />

ÖSTERREICH: Aber weil Sie<br />

das jetzt ansprechen, diese<br />

gegenseitigen Anfe<strong>in</strong>dungen,<br />

ist es wirklich klug von<br />

Seiten der SPÖ, e<strong>in</strong>e Koalition<br />

mit Herbert Kickl und<br />

der FPÖ von vornhere<strong>in</strong> auszuschließen?<br />

ANdROSCH: Ja, wenn ich<br />

mit allen e<strong>in</strong>e Koalition<br />

ausschließe, dann werde<br />

ich ziemlich alle<strong>in</strong>e bleiben<br />

<strong>in</strong> der Opposition.<br />

es, was es wolle“-Politik<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Luftschloss<br />

zu leben. Auf die<br />

Frage, ob es politisch<br />

klug von der<br />

SPÖ sei, schon im vornehere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Koalition mit Herbert Kickl und<br />

der FPÖ auszuschließen, antwortete<br />

Androsch launig: „Ja, wenn ich<br />

mit allen e<strong>in</strong>e Koalition ausschließe,<br />

dann werde ich ziemlich alle<strong>in</strong>e<br />

bleiben <strong>in</strong> der Opposition.“<br />

Foto: NFZ<br />

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E<strong>in</strong>er der wenigen, der sich von<br />

den politisch Korrekten nicht den<br />

Mund verbieten lassen will.

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