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Machtbesessenheit in Schwarz: Sobotka

Die ÖVP und ihr Nationalratspräsident lassen jeden politischen Anstand vermissen

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4 Innenpolitik<br />

Neue Freie Zeitung<br />

<strong>Schwarz</strong>es Revanchefoul mit e<strong>in</strong>em<br />

„Schlumpf-Untersuchungsausschuss“<br />

Als „typischen skurrilen Beitrag der ÖVP“ bezeichnete FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker im<br />

NFZ-Interview den ÖVP-Antrag auf e<strong>in</strong>en Untersuchungsausschuss. Mit diesem wolle die angeschlagene<br />

Volkspartei lediglich den von SPÖ und FPÖ beantragten U-Ausschuss zur Milliardenunterstützung<br />

von ÖVP-Wahlspendern über die COFAG konterkarieren und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit beh<strong>in</strong>dern.<br />

Die Freiheitlichen haben sich<br />

mit der SPÖ auf e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

Untersuchungsausschuss gee<strong>in</strong>igt.<br />

Was soll damit aufgeklärt<br />

werden?<br />

Hafenecker: Im Pr<strong>in</strong>zip ist dieser<br />

Untersuchungsausschuss die logische<br />

Konsequenz aus den beiden<br />

vorausgegangenen Untersuchungsausschüssen.<br />

Jetzt wollen wir<br />

das aufklären, was wir beim letzten<br />

ÖVP-U-Ausschuss eigentlich<br />

schon aufklären wollten, die Neos<br />

aber abgedreht haben, nämlich die<br />

COFAG. Diese „CO-<br />

VID-19-F<strong>in</strong>anzierungsagentur<br />

des Bundes“ ist<br />

jene Gesellschaft, die<br />

von ÖVP und Grünen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Nacht-und-Nebel“-Aktion<br />

geschaffen worden<br />

war, um die „Corona-Hilfsmilliarden“<br />

verteilen zu können, ohne<br />

dass das Parlament das kontrollieren<br />

kann. Es gibt außerdem neben<br />

e<strong>in</strong>em vernichtenden Rechnungshofbericht<br />

auch e<strong>in</strong> Urteil des Verfassungsgerichtshofs,<br />

der dieses<br />

Konstrukt COFAG klar als rechtswidrig<br />

ausweist. Genau wollen wir<br />

uns dabei jene 19 Milliarden Euro<br />

an „Hilfsgeldern“ anschauen, die<br />

offensichtlich an Parteigänger und<br />

-spender der ÖVP ausgeschüttet<br />

worden s<strong>in</strong>d. Da wollen wir<br />

genau h<strong>in</strong>schauen. Es geht<br />

uns nicht darum, was der<br />

Wirt ums Eck oder die Friseur<strong>in</strong><br />

im Dorf für Gelder<br />

aus dem Topf bekommen<br />

haben. Wir wollen wissen,<br />

wie sich die Superreichen<br />

des Landes mithilfe der<br />

ÖVP noch weiter bereichert<br />

haben – auf Kosten der Steuerzahler.<br />

René Benko<br />

wird<br />

natürlich e<strong>in</strong><br />

Thema se<strong>in</strong>.<br />

Wir werden<br />

auch darüber<br />

reden<br />

müssen, ob<br />

und wie der<br />

Herr ÖVP-<br />

Nationalratspräsident<br />

dabei<br />

„Es ist zum<strong>in</strong>dest auch der Versuch der<br />

ÖVP, alle wesentlichen Stellen <strong>in</strong> der<br />

Verwaltung zu lähmen.“<br />

Wolfgang <strong>Sobotka</strong> E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Verwaltung genommen hat.<br />

In ihrem Schlepptau hat auch<br />

die ÖVP e<strong>in</strong>en Untersuchungsausschuss<br />

beantragt, der „Steuergeldmissbrauch“<br />

ausgerechnet durch<br />

SPÖ- und FPÖ-M<strong>in</strong>ister aufklären<br />

soll. E<strong>in</strong> Revanchefoul der Volkspartei?<br />

Hafenecker: Diese Vorgehensweise<br />

der ÖVP ist absolut skurril.<br />

Ich habe die Pressekonferenz mitverfolgt,<br />

<strong>in</strong> der Herr Hanger das<br />

Vorgehen se<strong>in</strong>er Partei angekündigt<br />

hat. Er sagt dabei ganz ungeniert,<br />

dass das die Trotzreaktion<br />

– oder wie Sie gesagt haben – das<br />

Revanchefoul auf das von den beiden<br />

Oppositionsparteien SPÖ und<br />

FPÖ e<strong>in</strong>gebrachte Verlangen auf<br />

E<strong>in</strong>setzung ihres Untersuchungsausschusses<br />

ist. Interessanterweise<br />

spricht er von e<strong>in</strong>em „rot-blauen<br />

Sumpf-Untersuchungsausschuss“.<br />

Ich habe ehrlich gesagt ke<strong>in</strong>e Ahnung,<br />

wie er zu diesem Titel kommt.<br />

Ich habe das dann auch anders, näher<br />

an der tatsächlichen Faktenlage<br />

orientiert, kommentiert:<br />

Das ist e<strong>in</strong> „Schlumpfausschuss“.<br />

Der Papa<br />

Schlumpf ist für<br />

mich dabei der Herr<br />

Hanger, mit roter<br />

Mütze und blauem<br />

Körper, der uns erklären<br />

wird, was im<br />

letzten Jahrzehnt<br />

alles passiert ist. Interessant<br />

auch der Untersuchungszeitraum,<br />

der von der ÖVP dabei <strong>in</strong>s Auge<br />

gefasst wird. Der soll nämlich bereits<br />

im Jahr 2007 ansetzen. Daher<br />

ist das Verlangen der Volkspartei<br />

für mich eher e<strong>in</strong>e Aufgabe für e<strong>in</strong>e<br />

Historikerkommission, als für e<strong>in</strong>en<br />

Untersuchungsausschuss. E<strong>in</strong>mal<br />

ganz abgesehen davon, dass<br />

es <strong>in</strong> der angegebenen Zeitspanne<br />

ke<strong>in</strong>e rot-blaue Koalition gegeben<br />

hat, sondern SPÖ und FPÖ jeweils<br />

Koalitionspartner der ÖVP waren<br />

und daher die Volkspartei<br />

<strong>in</strong> diesen angeblichen<br />

„Sumpf“<br />

ja dann <strong>in</strong>volviert<br />

gewesen se<strong>in</strong> müsste.<br />

Zur Auffrischung<br />

des Geschichtsbewusstse<strong>in</strong>s des<br />

Herrn Hanger: Die bisher e<strong>in</strong>zige<br />

rot-blaue Koalition gab es von<br />

1983 bis 1987.<br />

In den Medien wird spekuliert,<br />

dass der ÖVP-Antrag e<strong>in</strong>e Art<br />

wahlkampfbed<strong>in</strong>gte Verzweiflungstat<br />

ist, weil die Partei <strong>in</strong> den Umfragen<br />

nur weiter verliert und jetzt<br />

auch noch die Anschuldigungen<br />

des verstorbenen Sektionschefs<br />

Pilnacek gegen Nationalratspräsident<br />

<strong>Sobotka</strong> aufgetaucht s<strong>in</strong>d. Ist<br />

auch für Sie das ganze nur e<strong>in</strong> Ablenkungsmanöver<br />

der Volkspartei?<br />

Hafenecker: Das ist es def<strong>in</strong>itiv.<br />

Es ist zum<strong>in</strong>dest auch der Versuch,<br />

alle wesentlichen Stellen <strong>in</strong><br />

der Verwaltung zu lähmen. Denn<br />

wenn die ÖVP hergeht und jetzt<br />

von 2007 ausgehend alle Akten<br />

anfordert, was <strong>in</strong> der SPÖ-geführten<br />

großen Koalition passiert ist,<br />

dann werden alle M<strong>in</strong>isterien damit<br />

de facto lahmgelegt. Das Kalkül<br />

der ÖVP h<strong>in</strong>ter dieser Aktion<br />

ist für mich, die M<strong>in</strong>isterien derart<br />

zu lähmen, dass am Ende des Tages<br />

nichts herauskommt. Man<br />

sieht ja, was der Zweck<br />

dieses h<strong>in</strong>länglich bekannten<br />

Spiels der ÖVP<br />

ist: Vertuschen, Zudecken,<br />

Beschäftigen, Ablenken – nur<br />

ke<strong>in</strong>e Aufklärung. Wir Freiheitliche<br />

werden aber der<br />

Foto: NFZ<br />

Volkspartei nicht auf den<br />

Leim gehen!<br />

Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf<br />

Thema<br />

der<br />

Woche<br />

Wo der „ÖVP-Korruptions-U-Ausschu<br />

E<strong>in</strong> Blick i<br />

Mit U-Auschuss zur „Millia<br />

Jetzt beg<strong>in</strong>nt die Aufarbeitung<br />

des „Corona-Wahns<strong>in</strong>ns“<br />

auch im Parlament. SPÖ und<br />

FPÖ wollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Untersuchungsausschuss<br />

die Tätigkeit<br />

der von Verfassungsgerichtshof<br />

und Rechnungshof „zerpflückten<br />

Milliardengießkanne COFAG“<br />

unter die Lupe nehmen. Vor allem<br />

deren großzügige Ausschüttung<br />

an ÖVP-nahen Milliardäre<br />

und deren Konzerne.<br />

SPÖ und FPÖ haben <strong>in</strong> der Nationalratssitzung<br />

am vergangenen<br />

Freitag e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Verlangen<br />

auf die E<strong>in</strong>setzung e<strong>in</strong>es Untersuchungsausschusses<br />

e<strong>in</strong>gebracht.<br />

Gegenstand soll e<strong>in</strong>e bevorzugte<br />

Behandlung von Personen se<strong>in</strong>, denen<br />

e<strong>in</strong> Vermögen von zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong>er Milliarde Euro zugerechnet<br />

werden kann und die die ÖVP<br />

etwa durch Spenden unterstützt<br />

haben oder um deren Unterstützung<br />

von der ÖVP geworben wurde.<br />

Der Fokus der Untersuchungen<br />

soll <strong>in</strong>sbesondere auf der COVID-<br />

F<strong>in</strong>anzierungsagentur des Bundes<br />

(COFAG) liegen sowie deren Zahlungen<br />

an der Volkspartei nahestehenden<br />

Milliardäre. Der zu untersuchende<br />

Zeitraum soll sich vom<br />

18. Dezember 2017 bis 23. No-

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