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Der Wädenswiler / Richterswiler Anzeiger im Dezember 2023

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Wädenswiler Anzeiger Nr. 139 / Dezember 2023WÄDENSWIL 7

Budgetsitzung: harsche Kritik am Stadtrat

Von praktisch allen Seiten musste sich der Stadtrat an der

Budgetsitzung vom 11. Dezember Kritik gefallen lassen. Besonders

im Fokus waren die überbordende Primarschule sowie

die weiter steigenden Personalkosten. Die FDP/BFPW-Fraktion

sowie die SVP stimmten daher – allerdings erfolglos – gegen

die Abnahme des Budgets. Da auf langwierige Budget-Einzelposten-Beratung

verzichtet wurde, war die Sitzung ungewöhnlich

kurz. Der Steuerfuss der Stadt bleibt bei unverändert

86%; zusammen mit dem Steuerfuss der Oberstufen-Schulgemeinde

ergibt sich eine Gesamtsteuerfuss-Reduktion um

1% auf 104%.

Text & Bilder: Stefan Baumgartner

OSW senkt Steuerfuss

um 1%

Bereits am 28. November hielt die

eigenständige Oberstufenschule

Wädenswil ihre Gemeindeversammlung

ab. 108 Stimmberechtigte

folgten der Einladung.

Diese nahmen einen Kredit für den

Umbau des Westtrakts an. Somit

kann dieser für CHF 480 000 umgebaut

und in der Folge die Sporttalentklasse

von 24 auf 36 Plätze

aufgestockt werden. Auf Antrag

der Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission

und gegen

den Willen der Schulpflege wurde

der Steuerfuss der OSW von jetzt

19% auf neu 18% grossmehrheitlich

angenommen.

Das Budget 2024 vor der Gemeinderatssitzung

am 11. Dezember

wies einen Gesamtaufwand von

CHF 239,8 Mio. (Budget 2023:

234,7 Mio.) und Erträge von CHF

274,3 Mio. (238,2 Mio.) auf. So

wird mit einem Ertragsüberschuss

von CHF 34,5 Mio. gerechnet. Der

starke Anstieg beider Kennzahlen

gegenüber dem Vorjahresbudget

beruht einerseits auf höheren

Personalaufwänden und andererseits

auf aussergewöhnlich hohen

Steuererträgen, vor allem bei den

Grundstücksgewinnsteuern.

Vorgängig war bereits klar: Die Geschäfts-

und Rechnungsprüfungskommission

hat das Budget 24 nur

mit Stichentscheid des Präsidenten

(Ulrich Reiter, Grüne) zur Genehmigung

empfohlen, so dass der

Stadtrat schon im Voraus mitteilte,

dass er eine erneute Rückweisung

– so wie 2020 mit dem Budget 21

passiert – wenn immer möglich

verhindern wolle. Die Erfahrung

von 2021 hätten gezeigt, dass die

nachhaltigen Spareffekte minimal

gewesen seien. Die Verwaltung sei

während rund vier Monaten ausgebremst

gewesen, viele geplante Projekte

mussten verschoben werden.

Budgetberatung

Mit seinem Eingangsvotum wies

GRPK-Präsident Ulrich Reiter auf

seine ambivalenten Gefühle zum

vom Stadtrat abgelieferten Budget

hin, trotz des ausserordentlich

hohen Ertrags. Der Überschuss

sei erfreulich, aber nur auf ausserordentliche

Steuererträge zurückzuführen.

Auf der anderen Seite

nehme die Aufwandsteigerung weiter

zu, das strukturelle Defizit der

Stadt steige um CHF 0,5 Mio. gegenüber

dem Vorjahr. «Was überwiegt»,

fragte er rhetorisch, «das

positive Ergebnis oder aber die

Verschlechterung des strukturellen

Defizits?» Er bemängelte die noch

nicht vollständig hergestellte Transparenz

beim Stellenplan; dass Fragen

dazu in den Abteilungen nicht

beantwortet werden konnten. Auch

die verabschiedete Finanzstrategie

sei bereits wieder über den Haufen

geworfen worden. Aufgrund der

fortgeschrittenen Legislatur bleibe

dem Stadtrat und dem Parlament

nur noch wenig Zeit und nur mit

Konzentration auf das Wesentliche,

die ursprünglich angedachten

Finanz-Ziele zu erreichen.

Beat Lüthi (FDP, GRPK-Mitglied)

glaubte in seinem Votum,

dass die letztes Jahr noch spürbare

Zurückhaltung beim Budgetieren

abgelegt wurde. Die Steigerung

der Ausgaben pro Einwohner zwischen

Rechnung 2022 und Budget

2024 würden knapp 10% betragen.

«Stellen Sie sich mal Otto Normalverbraucher

vor: der hat bestimmt

nicht die Mittel, seine Ausgaben

um 10% zu steigern», rechnete er

vor. Wie schon sein Vorredner

wies er darauf hin, dass die ausserordentlich

hohen Erträge aus den

Grundstückgewinnsteuern nicht

wiederkehrend sein werden. Im

Stellenplan 2024 der Primarschule

erhöhe sich die Anzahl Stellen um

20 Stellen – oder fast 9%. Das sei

nicht nachvollziehbar, offensichtlich

auch nicht in der betroffenen

Abteilung. Es sei Zeit für einen

Weckruf, befand er. Das strukturelle

Defizit habe sich nicht reduziert;

die letztes Jahr beschlossene

Steuererhöhung sei bereits verpufft.

Eine signifikante Minderheit der

GRPK sei mit diesem Budget nicht

zufrieden.

Simon Bass (Mitte, GRPK-Mitglied)

wies darauf hin, dass gemäss

Finanzstrategie solch hohe

Steuererträge zum Schuldenabbau

verwendet werden müssten und

vermutete beim Budgetieren eine

gewisse Disziplinlosigkeit in Bezug

auf die Stadtfinanzen. Es scheine,

dass die Finanzstrategie von 2022

nur noch von belangloser Bedeutung

sei. Dem Stadtrat sei es mit

dem Budget nicht gelungen aufzuzeigen,

wie die eigene Strategie

umgesetzt werden soll, geschweige

denn die selbst gesetzten Ziele zu

erreichen. In gewissen Abteilungen

– wie etwa der Primarschule

– fehle jegliche Kostenanalyse.

Die um CHF 3,4 Millionen gesteigerten

Netto-Aufwände hätten

nur teilweise gerechtfertigt werden

können, Schülerzahlen seien unterschiedlich

kommuniziert worden,

Fragen seien oberflächlich und ungenügend

beantwortet worden, bemerkte

das GRPK-Mitglied. «Das

ganze wirkt undurchsichtig und hat

einen faden Beigeschmack!»

Auch Marco Kronauer (SVP,

GRPK-Mitglied) fand klare Worte:

Letztes Jahr habe der Gemeinderat

mit der Steuerfusserhöhung

einen ersten Schritt gemacht zur

Ertragssteigerung und zum Abbau

des strukturellen Defizits. Jetzt

hätte der Stadtrat auch mithelfen

können, passiert sei jedoch überhaupt

nichts. «Wir sind momentan

weit weg von einer Stabilisierung

der Ausgaben.» Er wies den Stadt-

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