Austropack 2023/03
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ALTERNATIVE MATERIALIEN, KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />
| IL12-01G |<br />
so talentiert, wissbegierig und erfolgreich sind wie Männer,<br />
ist sie aber wichtig. Gerade um auch junge Menschen für die<br />
Wissenschaft zu begeistern.<br />
Sie arbeiten beim OFI als Projektleiterin. Wie entstehen<br />
Projekte am Institut – sind sie von außen oder von innen<br />
motiviert?<br />
Beides, wir versuchen aktiv abzufragen, was die Industrie<br />
braucht. Wir wollen nicht an der Industrie vorbeiforschen.<br />
Wir informieren uns bei wissenschaftlichen Konferenzen, was<br />
Unternehmen beschäftigt, fragen in Projektmeetings die Bedürfnisse<br />
der Industrie ab. Gleichzeitig bleiben wir informiert,<br />
wo es hingehen soll, welche Gesetze und Vorschriften geplant<br />
sind, damit wir Unternehmen auch darüber informieren und<br />
sie bei der Umsetzung unterstützen können.<br />
Forschung für die Verpackung von morgen<br />
......................<br />
Damit aus recycelten Kunststoffverpackungen wieder Lebensmittelverpackungen werden können,<br />
daran forscht Dr. Elisa Mayrhofer, Expertin für Mikrobiologie & Zellkultur am OFI. austropack sprach<br />
mit der erfolgreichen Forscherin über ihren Werdegang, Frauen in der Forschung, Probleme beim<br />
Recycling und was es braucht, damit aus der Käseverpackung kein Blumentopf wird.<br />
Frau Dr. Mayrhofer, wie sind Sie in die Forschung gekommen?<br />
Eher zufällig, wie das Leben so spielt. Ich war im Gymnasium,<br />
wollte dort aber nicht „nur“ Matura machen, ich wollte mich<br />
spezialisieren. Ich wusste nur nicht genau, worin. Ich habe<br />
mir verschiedene Schultypen angeschaut, bei der HBLVA für<br />
chemische Industrie Rosensteingasse hat es gleich „klick“ gemacht.<br />
Beim Tag der offenen Tür gab es eine Chemieshow,<br />
bei der Basis-Experimente gezeigt wurden. Es war so toll inszeniert,<br />
wir durften bei den verschiedensten Stationen mitmachen.<br />
Danach konnte ich einen Schnuppertag im Labor absolvieren,<br />
um zu sehen, ob es etwas für mich ist. Es ist schon<br />
anstrengend, man steht die ganze Zeit, das mögen viele nicht.<br />
Aber mir hat das Experimentieren so gefallen, ich wollte das<br />
auch können.<br />
Wie sind Sie schließlich zum OFI gekommen?<br />
Ich habe mich auf eine Dissertationsstelle beworben. Nach<br />
der Rosensteingasse habe ich an der Uni Wien Mikrobiologie<br />
studiert und meinen Master in Genetik gemacht. Während ich<br />
an meiner Masterarbeit geschrieben habe, war ich bei der<br />
Uni Wien angestellt und habe sehr viel Grundlagenforschung<br />
betrieben. Das hat auch Spaß gemacht, doch irgendwann<br />
wollte ich auch einen Output sehen, wollte wissen, was mit<br />
meinen Forschungsergebnissen auf gesellschaftlicher Ebene<br />
geschieht. So habe ich mich für meine Dissertation beim OFI<br />
beworben, hier arbeiten wir gemeinsam mit Industriepartnern.<br />
Und heute darf ich am OFI selbst Bachelor- und Master-Studierende<br />
betreuen, die sehr motiviert sind und oft mit einer ganz<br />
anderen Sichtweise an die Dinge herangehen.<br />
Wie kann man junge Leute für die Forschung begeistern?<br />
Ich denke, das wichtigste ist, unterschiedliche Kanäle zu nutzen.<br />
Im Rahmen des ACR Woman Awards wurde ein Youtube-<br />
Video über mich und meine Forschungsarbeit gedreht, gerade<br />
war ich zu Gast beim ACR Podcast und im Zuge der berufspraktischen<br />
Tage haben wir Schülerinnen und Schüler den Laboralltag<br />
am OFI nähergebracht. … man muss die Jungen dort<br />
abholen, wo sie stehen, um sie zu begeistern.<br />
2022 haben Sie den ACR Woman Award gewonnen. <strong>2023</strong> waren<br />
Sie für den ÖGUT Umweltpreis in der Kategorie „Frauen in<br />
der Umwelttechnik“ nominiert. Braucht es spezielle „Frauen-<br />
Auszeichnungen“ heute noch oder gerade heute?<br />
Es ist ein guter Weg, Sichtbarkeit zu bekommen. Mir liegt es<br />
am Herzen, das Thema sichtbar zu machen, weniger mich<br />
selbst. Genau damit haben Auszeichnungen wie der Woman<br />
Award schon ihre Daseinsberechtigung. Frauen liegt oft nicht<br />
so viel an Selbstdarstellung. Um aufzuzeigen, dass wir genau-<br />
Während Corona und der wirtschaftlich schwierigen Situation<br />
der letzten Jahre haben sich die Prioritäten der Unternehmen<br />
da verschoben? War das Interesse an Recycling-Themen<br />
verhaltener?<br />
Wir haben das nicht gemerkt. Es ging zwar einiges langsamer<br />
als üblich während Corona, da wir oft nicht ins Labor durften,<br />
aber das Interesse an Recycling-Projekten war und ist hoch.<br />
Sie haben in den vergangenen Jahren am Projekt PolyCycle<br />
geforscht, nun startet das Nachfolgeprojekt SafeCycle. Worum<br />
geht es dabei?<br />
Das Ziel der Verpackungsindustrie ist es, die Recyclingquoten<br />
stark zu erhöhen. Dabei ist es wichtig, die recycelten Kunststoffe<br />
nicht nur für unsensitive Anwendungen wie Blumentöpfe<br />
zu verwenden, sondern auch für Lebensmittelkontaktmaterialien,<br />
um den Kreislauf zu schließen. Im Moment ist dafür nur<br />
PET zugelassen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
(EFSA) hat bei anderen Kunststofftypen sicherheitstechnische<br />
Bedenken. Da eine valide Datenbasis noch fehlt,<br />
geht sie von einem Wort-Case-Seznaorio aus und nimmt an,<br />
dass kritische, mutagene Substanzen mit Lebensmitteln in<br />
Kontakt kommen könnten. Auch wenn das Ursprungsmaterial<br />
vollkommen unkritisch ist, muss ausgeschlossen werden, dass<br />
es zum Beispiel beim Recycling in Kombination mit anderen<br />
Stoffen nicht zu unerwünschten Reaktionen kommt.<br />
Von 2020 bis 2022 haben wir im Projekt PolyCycle daran gearbeitet,<br />
eine Teststrategie zu entwickeln, um die Sicherheit<br />
von Rezyklaten zu erheben. Diese schließt sowohl chemische<br />
als auch biologische Methoden mit ein. Wir haben mit der<br />
entwickelten Testbatterie eine breite Palette recycelter Kunststoffe<br />
untersucht. Bei PET haben alle Proben gezeigt, dass es<br />
keine mutagene Aktivität aufweist. Bei anderen Kunststoffen<br />
war es schwieriger, deshalb haben wir das Projekt SafeCycle<br />
gestartet.<br />
Die bisherigen Tests haben gezeigt, dass ein Teil der Kunststofftypen<br />
nach dem Recycling mutagene Aktivitäten aufweist,<br />
ein anderer Teil nicht. Nun ist die Frage, wo kommt das her?<br />
Was machen diejenigen richtig, die keine Aktivität aufweisen?<br />
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