Ausgabe 01/2024
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 10. Januar 2024
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<strong>01</strong>/<strong>2024</strong> Politik · 29<br />
SESSIONSRÜCKBLICK VON<br />
STÄNDERAT ANDREA CARONI<br />
Dass ich diesen Sessionsbericht überhaupt<br />
schreiben darf, verdanke ich Ihnen: Am 22.<br />
Oktober haben Sie mir Ihr Vertrauen ausgesprochen<br />
und mich auch für die kommenden<br />
vier Jahre damit beauftragt, Sie im Ständerat<br />
zu vertreten. Dafür danke ich Ihnen von<br />
Herzen. Es ist mir Freude, Ehre und Auftrag,<br />
mich mit aller Kraft für unseren Kanton und<br />
unser Land einzusetzen. Die Wintersession<br />
2023 begann mit den Wahlen des Ratspräsidiums.<br />
Wir Mitglieder der Ratsleitung wurden<br />
gleich um zwei Positionen nach oben befördert.<br />
Grund dafür war die Nichtwiederwahl<br />
von Ständerätin Lisa Mazzone aus Genf, die<br />
als erste Vizepräsidentin vorgesehen war. An<br />
ihrer Stelle wurde ich direkt zum ersten Vizepräsidenten<br />
gewählt. Die neue Verantwortung<br />
besteht primär darin, dass ich stets auf<br />
Pikett bin, um die Ratspräsidentin falls nötig<br />
zu ersetzen. Zu meiner Erleichterung ging das<br />
bislang ohne Zwischenfälle über die Bühne.<br />
Ich bemühe mich, dass das so bleibt. Gewählt<br />
wurden auch die Kommissionen. Als «Ancien»<br />
durfte ich alle gewünschten Sitze erhalten<br />
und wirke nun nebst dem Büro in folgenden<br />
Gremien: In der Wirtschaftskommission, der<br />
Rechtskommission, der Staatspolitischen<br />
Kommission, der Gerichtskommission, der<br />
PUK zur CS sowie in der Delegation für die<br />
Interparlamentarische Union. Grössere Wellen<br />
warfen die Gesamterneuerungswahlen<br />
des Bundesrates: Zum einen griff die Grüne<br />
Partei einen Sitz der FDP an, zum andern hatte<br />
die SP den abtretenden Alain Berset zu ersetzen.<br />
Mit dem Ausgang der Wahlen bin ich<br />
zufrieden: Die bisherigen Bundesräte wurden<br />
wiedergewählt und damit die «Zauberformel»<br />
bestätigt. Beides dient der Stabilität und der<br />
Verlässlichkeit. Die Wahl von Beat Jans freute<br />
mich ebenfalls, mit dem ich als Nationalrat<br />
in der Wirtschaftskommission sass und der<br />
neben Parlamentserfahrung auch solche in<br />
einer Kantonsregierung vorweisen kann, was<br />
ihn noch mehr auszeichnet, als dass er auch<br />
Schlagzeuger ist. Etwas bedauerlich fand ich<br />
die Spielchen, die um diese Wahlen doch<br />
noch stattfanden, aber am Resultat vermochte<br />
dies nichts zu ändern. Neben all den Wahl-<br />
Feierlichkeiten blieb nicht mehr viel Zeit für<br />
Sachgeschäfte. Ein zentrales aber brachten<br />
wir unter Dach und Fach, nämlich «EFAS», die<br />
grösste Gesundheitsreform seit Jahren. Dank<br />
ihr sollen ambulante und stationäre Leistungen<br />
einheitlich abgerechnet werden. Damit<br />
SESSIONSRÜCKBLICK VON<br />
NATIONALRAT DAVID ZUBERBÜHLER<br />
National- und Ständerat haben in der Wintersession<br />
das Budget für das kommende<br />
Jahr verabschiedet. Im Rahmen der Beratung<br />
beantragte ich die Streichung von 20<br />
Millionen Franken an die «UNWRA», dem<br />
umstrittenen Palästinenserhilfswerk. Weshalb?<br />
An UNWRA-Schulen unterrichten<br />
zahlreiche Lehrer, die das grausame Massaker<br />
vom 7. Oktober in Israel bejubelten.<br />
Überdies ist klar belegt, dass mit Schulbüchern<br />
unterrichtet wird, die zu Märtyrertum<br />
und Hass und Gewalt gegenüber Israel<br />
und Jüdinnen und Juden aufrufen. Mit<br />
meinem Streichungsantrag wollte ich den<br />
Missbrauch von Schweizer Steuergeldern<br />
zur Förderung von Hetze und Gewalt gegen<br />
Israel und seine jüdischen Bürger stoppen.<br />
In der «Einigungskonferenz» wurde mein<br />
Vorhaben leider begraben. In der Sicherheitspolitischen<br />
Kommission beantragte<br />
ich, eine Kommissionsmotion einzureichen,<br />
mit dem Ziel, die Terrororganisation «Hamas»<br />
zu verbieten. Diese radikalislamische<br />
Palästinenserorganisation fordert einen<br />
Palästinenserstaat und aberkennt das Existenzrecht<br />
Israels explizit. Die Juden und der<br />
Staat Israel sollen bis zur Vernichtung und<br />
Zerschlagung gewalttätig bekämpft werden.<br />
Es hat mich gefreut, dass die Sicherheitspolitische<br />
Kommission des Ständerates meine<br />
Motion übernommen hat und sie sowohl<br />
von Stände- und Nationalrat einstimmig<br />
angenommen wurde. Die SVP-Fraktion verlangte<br />
derweil, die am 17. Juli 2023 durch das<br />
Staatssekretariat für Migration (SEM) abgeänderte<br />
Praxis in Bezug auf die Asylgesuche<br />
von Afghaninnen wieder rückgängig zu machen.<br />
Wieso: Da fünf Millionen Afghaninnen<br />
und Afghanen sicher in den Nachbarländern<br />
von Afghanistan leben, könnte die neue<br />
Praxis zu einem beispiellosen Asyl-Ansturm<br />
führen. Da das Geschäft an die zuständige<br />
Kommission zur Vorprüfung überwiesen<br />
wurde, wird die Asyl-Praxis gegenüber Afghaninnen<br />
somit bis auf Weiteres nicht<br />
verschärft. Weiter wollte der Bund die Gewehrpatrone<br />
11 für die Schützen verteuern.<br />
Schützenverbände liefen dagegen Sturm. Erfolgreich!<br />
Das Parlament setzte sich gegen<br />
die Pläne des Bundesrates zur Wehr. Der<br />
Nationalrat nahm zudem eine Motion an,<br />
die klare Massnahmen verlangt, um die Zahl<br />
werden die oft viel günstigeren ambulanten<br />
Leistungen häufiger genutzt, da nicht mehr<br />
der Anreiz besteht, Patienten auf Kosten der<br />
Steuerzahler stationär in die Spitäler zu schicken,<br />
wo es gar nicht nötig ist. Leider wird<br />
dagegen ein Referendum ergriffen. Ich zähle<br />
aber darauf, dass die Stimmberechtigten, die<br />
bei jeder Prämienrunde nach Reformen rufen,<br />
für diese zukunftsträchtige Reform stimmen<br />
werden. Zur Abrundung der Session reichte<br />
ich drei Vorstösse zur Migration ein: Der erste<br />
verlangt einen Bericht über eine Zuwanderungsabgabe.<br />
Damit sollen Anreize für eine<br />
möglichst effiziente Zuwanderung gesetzt<br />
werden und sich Zuwanderer stärker am vorhandenen<br />
Kapital der Schweiz beteiligen. Der<br />
zweite Vorstoss verlangt einen Bericht zu den<br />
Möglichkeiten, Asylverfahren bzw. Wegweisungen<br />
im sicheren Ausland durchzuführen,<br />
wie das auch in der EU zunehmend diskutiert<br />
wird. Der dritte Vorstoss verlangt, dass<br />
Personen, die vor einem Regime geflüchtet<br />
sind, das Land eher verlassen müssen, wenn<br />
sie dann in der Schweiz mit diesem Regime<br />
sympathisieren. Ich wiederum sympathisiere<br />
einzig mit dem politischen System der Schweiz<br />
und freue mich, mich weiterhin dafür engagieren<br />
zu dürfen.<br />
Andrea Caroni, Ständerat AR<br />
der Rückführungen von abgewiesenen Asylsuchenden<br />
deutlich zu erhöhen. Leider wurde<br />
der Text im Vergleich zur ursprünglichen<br />
Version abgeschwächt, in der zusätzlich gefordert<br />
wurde, die Entwicklungshilfe an die<br />
Umsetzung von Rückübernahmeabkommen<br />
zu knüpfen. Nach einem jahrelangen hin und<br />
her haben sich beide Kammern dagegen auf<br />
eine grundlegende Änderung im Gesundheitssystem<br />
geeinigt. Neu sollen ambulante<br />
und stationäre Gesundheitsleistungen<br />
gleich finanziert werden, egal ob im Spital,<br />
im Pflegeheim, in der Arztpraxis oder zuhause.<br />
Was die Kommissionszuteilung angeht,<br />
bin ich zufrieden! Einerseits konnte ich meinen<br />
geliebten Platz in der vordersten Reihe<br />
des Nationalrats behalten und andererseits<br />
werde ich mich weiterhin in der Sicherheitspolitischen<br />
Kommission einbringen können.<br />
Darüber hinaus freut es mich, die nächsten<br />
vier Jahre in der Delegation für die Beziehungen<br />
zum Deutschen Bundestag etwas<br />
internationalere Luft zu schnuppern. Als<br />
Abschluss danke ich Ihnen, liebe Appenzellerinnen<br />
und Appenzeller, für das Vertrauen<br />
und wünsche «en guete Rutsch» sowie alles<br />
Gute im neuen Jahr. Bleiben Sie gesund!<br />
David Zuberbühler, Nationalrat AR