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nichts anbrennen lassen, was heute<br />
in der me-too-Zeit vollkommen anders<br />
als früher bewertet wird. Für die<br />
meisten unangenehmen Überraschungen<br />
sorgt jedoch Anna selbst.<br />
Gabe erkennt schon bald, <strong>das</strong>s man<br />
Annas Aussagen keineswegs immer<br />
Glauben schenken darf. Susie dagegen<br />
macht die Mutterliebe lange<br />
Zeit blind, bis dann schließlich auch<br />
sie sich eingestehen muss, <strong>das</strong>s ihr<br />
Töchterchen keineswegs nur Opfer<br />
von bösen Erwachsenen ist. Die<br />
Kategorisierung als »Thriller« haut<br />
meiner Meinung nach nicht ganz<br />
hin, denn »Die Fremde in meinem<br />
Haus« ist eher Familiendrama. Und<br />
wer je Teenager großgezogen hat,<br />
vor allem Stiefkinder oder adoptierte<br />
Kinder, dem wird vieles bekannt<br />
vorkommen. Und spannend ist <strong>das</strong><br />
auch alle Male. Erschienen ist der<br />
Roman als Taschenbuch bei Penguin,<br />
382 Seiten, 16 Euro.<br />
Angela Lund »Eismusik«<br />
»Dorthin, wo kein lebendes We-<br />
sen atmen konnte, dorthin zog es<br />
Schar auf Schar – warum?«, fragte<br />
der norwegische Entdecker Fridt-<br />
jof Nansen 1897. Wobei der junge<br />
Doktor der Zoologie wohl kaum<br />
die zahlreichen Kreuzfahrtschiffe<br />
gemeint haben konnte, die es in<br />
unserem Jahrzehnt jeden Sommer<br />
und vereinzelt auch im Winter in<br />
die arktischen Regionen zieht. Aber<br />
offenbar waren und sind viele Menschen<br />
bereit, lange Wegstrecken<br />
auf sich zu nehmen, um die unvergleichliche<br />
Schönheit des Eises mit<br />
eigenen Augen zu sehen.<br />
Wobei heutige Reisen natürlich<br />
ein Kinderspiel sind im Vergleich zu<br />
denen im 19. Jahrhundert. Angela<br />
Lund erzählt in dem historischen<br />
Roman »Eismusik«, welche Strapazen<br />
der Polarforscher Fridtjof Nansen<br />
mit einer kleinen Mannschaft<br />
auf sich genommen hat, um die<br />
Arktis zu erforschen. Gleichzeitig<br />
erzählt der Roman die wahre Liebesgeschichte<br />
zwischen Nansen<br />
und der Sängerin Eva Sars. Eine Geschichte,<br />
die schon deshalb sehr<br />
ungewöhnlich ist, weil die damalige<br />
Gesellschaft die Verbindung eines<br />
Fräuleins aus gutem Hause mit einem<br />
mittellosen Biologen natürlich<br />
nicht gerne sah.<br />
Zudem ist der Ruf des jungen<br />
Zoologen Fridtjof Nansen keinesfalls<br />
einwandfrei, ist er doch als<br />
Draufgänger und Frauenheld bekannt.<br />
Zwar gilt er als zielstrebig,<br />
aber auch als launisch. Noch größer<br />
als sein Lebenshunger ist nur sein<br />
Forscherdrang. Doch als ihm die<br />
emanzipierte Professorentochter<br />
Eva beim Wintersport in den Bergen<br />
bei Oslo begegnet, ist es um ihn geschehen.<br />
Seine Tage als Frauenheld<br />
sind gezählt. Seine Studententage<br />
ebenso, denn er erhält die einma-<br />
lige Möglichkeit, seinen eigentlich<br />
wahnwitzigen Plan, Grönland auf<br />
dem Landweg zu überqueren, in die<br />
Tat umzusetzen. Doch dafür muss<br />
er Eva verlassen, also die Frau, die er<br />
liebt. Und auch für die begabte Sän-<br />
gerin ist die Beziehung zu ihm keineswegs<br />
einfach, will sie doch die<br />
Bühnen Europas mit ihrer Stimme<br />
erobern. Beider Lebenstraum steht<br />
auf dem Spiel.<br />
Für ihren biografischen Roman<br />
»Eismusik« ist Angela Lund tief in<br />
<strong>das</strong> Leben des Norwegers Fridtjof<br />
Nansen eingetaucht, der im Norden<br />
noch heute als Held gefeiert<br />
wird. Auch hat sie <strong>das</strong> Leben seiner<br />
Frau Eva, einer namhaften Sängerin,<br />
gründlich recherchiert. Lund<br />
hat dazu bisher unveröffentlichte<br />
Aufzeichnungen, Fotografien und<br />
Briefe studiert sowie intensiv an<br />
Wohnorten des Paars und weiteren<br />
Originalschauplätzen recherchiert<br />
– unter anderem an Bord des Polarschiffs,<br />
<strong>das</strong> Nansen eigens für seine<br />
Fahrt ins ewige Eis bauen ließ: die<br />
legendäre Fram. Erschienen ist der<br />
Roman bei Droemer, Paperback, 415<br />
Seiten, 16,99 Euro.<br />
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