23.01.2024 Aufrufe

architektur FACHMAGAZIN People 2023

Bereits zum sechsten Mal erscheint diese Sonderausgabe von architektur Fachmagazin, bei der wir vorrangig die Architekten selbst zu Wort kommen lassen. Als wir im Jahr 2017 mit der Arbeit an der ersten Ausgabe unseres Interview-Sonderheftes „People“ begannen, hatten wir von Anfang an eine klare Vision. Unser Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, die Architekturschaffenden einen Raum bietet, um mit der Baubranche und darüber hinaus in einen Dialog zu treten. Wir wollten aktuelle Herausforderungen ansprechen, geeignete Lösungsansätze aufzeigen und so zu einem konstruktiven Diskurs über Architektur beitragen. Für Selbstdarstellungen oder Oberflächlichkeiten sollte hingegen kein Platz geboten werden. Seitdem haben viele renommierte Architekturbüros und aufstrebende Newcomer diese Gelegenheit genutzt und uns darüber hinaus viele interessante Einblicke in ihre ganz individuellen Arbeitsweisen gewährt. Und auch dieses Mal kommt wieder eine besondere Auswahl an inspirierenden Gesprächsparter:innen mit ganz unterschiedlichen Kernkompetenzen zu Wort.

Bereits zum sechsten Mal erscheint diese Sonderausgabe von architektur Fachmagazin, bei der wir vorrangig die Architekten selbst zu Wort kommen lassen. Als wir im Jahr 2017 mit der Arbeit an der ersten Ausgabe unseres Interview-Sonderheftes „People“ begannen, hatten wir von Anfang an eine klare Vision. Unser Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, die Architekturschaffenden einen Raum bietet, um mit der Baubranche und darüber hinaus in einen Dialog zu treten. Wir wollten aktuelle Herausforderungen ansprechen, geeignete Lösungsansätze aufzeigen und so zu einem konstruktiven Diskurs über Architektur beitragen. Für Selbstdarstellungen oder Oberflächlichkeiten sollte hingegen kein Platz geboten werden. Seitdem haben viele renommierte Architekturbüros und aufstrebende Newcomer diese Gelegenheit genutzt und uns darüber hinaus viele interessante Einblicke in ihre ganz individuellen Arbeitsweisen gewährt.

Und auch dieses Mal kommt wieder eine besondere Auswahl an inspirierenden Gesprächsparter:innen mit ganz unterschiedlichen Kernkompetenzen zu Wort.

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<strong>architektur</strong> PEOPLE<br />

© Schreyer David<br />

Wie begegnet man diesem Problem<br />

am besten, wie lässt es sich lösen?<br />

MH: Wir versuchen in erster Linie,<br />

stets eine gute Diskussionsbasis zu<br />

schaffen und den Dialog mit Auftraggeber:innen<br />

zu suchen – was<br />

aber nicht bedeutet, dass das immer<br />

funktioniert. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass die behördlichen<br />

Vorgaben oft in eine andere<br />

Richtung gehen. Zwei Stellplätze<br />

pro Wohnung generieren zu müssen,<br />

kann nicht die Zukunft sein.<br />

CM: Häufig ist die Bereitschaft gar<br />

nicht das Problem. Vielmehr lassen<br />

die Baugesetze ein Umdenken überhaupt<br />

nicht zu. Hier läge es unseres<br />

Erachtens an der Politik, die Vorgaben<br />

hinsichtlich der Mindestanzahl<br />

von Parkplätzen anzupassen und –<br />

wo nötig – auch das Angebot im öffentlichen<br />

Verkehr auszubauen.<br />

12<br />

Mit dem Gemeindezentrum Zwentendorf entwickelten maul-architekten eine<br />

neue, multifunktionale Ortsmitte, die Groß und Klein zusammenbringt.<br />

Wie unterstützt man den ländlichen<br />

Raum als zukunftsfähige Lebensumgebung?<br />

CM: Per se trägt jeder Mensch den<br />

Wunsch in sich, in einer grünen Umgebung<br />

zu leben. Oft sind es erst bestimmte<br />

Lebenssituationen wie Studium<br />

oder Arbeit, die einen Umzug in<br />

die Stadt mit ihrem breiten Angebot<br />

notwendig machen. Wichtig ist – sowohl<br />

im ländlichen als auch im urbanen<br />

Kontext – (öffentliche) Räume<br />

zu schaffen, welche die Bedürfnisse<br />

unterschiedlicher Nutzergruppen<br />

erfüllen. In dieser Hinsicht können<br />

Stadt und Land auch voneinander<br />

lernen. Beide haben ihre jeweiligen<br />

Qualitäten und brauchen sich somit<br />

auch in Zukunft gegenseitig.<br />

MH: Beispielsweise durch gezielte<br />

Vermittlung von Baukultur und Architektur<br />

könnte man bereits bei der<br />

Jugend ansetzen und frühzeitig ein<br />

Bewusstsein für den jeweiligen Stellenwert<br />

von Stadt und Land schaffen.<br />

Am Mondsee realisierte man mit dem<br />

Bootshaus B eine Revitalisierung. In<br />

Lärchenholz gekleidet, erhält das Projekt<br />

eine skulpturale Optik.<br />

maul-architekten<br />

Gibt es in der Architektur am Land Entwicklungen<br />

hin zu mehr Flächeneffizienz<br />

oder träumen die meisten immer<br />

noch vom Einfamilienhaus mit Garten?<br />

MH: Prinzipiell ist der Traum vom Eigenheim<br />

mit Garten noch tief in den<br />

Köpfen verankert.<br />

CM: Viel interessanter finde ich die<br />

Frage, woher dieser Wunsch kommt.<br />

Früher lebte man in einem Generationenhaus,<br />

oder in dichteren Dorfstrukturen<br />

und nutzte so nicht nur<br />

Flächen und Energie effizienter,<br />

sondern auch die Versorgung der<br />

Kinder ließ sich einfacher organisieren.<br />

Die Typologie des Einfamilienhauses<br />

– eine Entwicklung der 70erbzw.<br />

80er-Jahre des vergangenen<br />

Jahrhunderts – bringt in Zeiten der<br />

Teuerung und Klimaveränderung<br />

maßgebende Nachteile in Bezug auf<br />

Kosteneffizienz, Flächenverbrauch,<br />

Energie und Ressourcen.<br />

Können alternative Wohnkonzepte<br />

auch am Land funktionieren?<br />

CM: Ich denke, Alternativen zum<br />

Einfamilienhaus funktionieren, wenn<br />

das Gegenüber dazu bereit ist. Hier<br />

sollte man sich selbst ehrlich fragen,<br />

ob ein Eigenheim mit Garten die einzige<br />

für einen passende Wohnform<br />

ist. Bauträger:innen und wir als Planer:innen<br />

sind gefordert die Vorzüge,<br />

beispielsweise von verdichtetem<br />

Flachbau, aufzuzeigen.<br />

MH: Man sollte sich fragen, welchen<br />

Mehrwert einem ein Einfamilienhaus<br />

tatsächlich bietet. Nehme ich den höheren<br />

Energiebedarf in Kauf, um mehr<br />

Luxus und Platz zur Verfügung zu haben<br />

in Zeiten der Klimaveränderung?<br />

Gibt es ein Projekt, bei dem Sie besonders<br />

viel gelernt haben?<br />

CM: Das schöne ist, dass jedes Projekt<br />

eine individuelle Fragestellung<br />

aufwirft. Sei es aus räumlicher oder<br />

technischer Sicht – jedes Gebäude<br />

ist vom ersten Strich an bis zur<br />

Schlüsselübergabe ein Prozess, bei<br />

dem es stets darum geht, Lösungen<br />

zu finden. Unser vielleicht größtes<br />

Learning der letzten Jahre ist: Nichts<br />

ist unmöglich. Solange es gelingt,<br />

den Dialog mit allen Projektbeteiligten<br />

zu halten, findet man immer<br />

einen Weg. So lernt man bei jedem<br />

Projekt aufs Neue dazu – selbst mein<br />

Vater (Franz Maul), der seit über 35<br />

Jahren als Architekt arbeitet. •<br />

www.maul-architekten.com<br />

© Lukas Maul

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