23.01.2024 Aufrufe

architektur FACHMAGAZIN People 2023

Bereits zum sechsten Mal erscheint diese Sonderausgabe von architektur Fachmagazin, bei der wir vorrangig die Architekten selbst zu Wort kommen lassen. Als wir im Jahr 2017 mit der Arbeit an der ersten Ausgabe unseres Interview-Sonderheftes „People“ begannen, hatten wir von Anfang an eine klare Vision. Unser Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, die Architekturschaffenden einen Raum bietet, um mit der Baubranche und darüber hinaus in einen Dialog zu treten. Wir wollten aktuelle Herausforderungen ansprechen, geeignete Lösungsansätze aufzeigen und so zu einem konstruktiven Diskurs über Architektur beitragen. Für Selbstdarstellungen oder Oberflächlichkeiten sollte hingegen kein Platz geboten werden. Seitdem haben viele renommierte Architekturbüros und aufstrebende Newcomer diese Gelegenheit genutzt und uns darüber hinaus viele interessante Einblicke in ihre ganz individuellen Arbeitsweisen gewährt. Und auch dieses Mal kommt wieder eine besondere Auswahl an inspirierenden Gesprächsparter:innen mit ganz unterschiedlichen Kernkompetenzen zu Wort.

Bereits zum sechsten Mal erscheint diese Sonderausgabe von architektur Fachmagazin, bei der wir vorrangig die Architekten selbst zu Wort kommen lassen. Als wir im Jahr 2017 mit der Arbeit an der ersten Ausgabe unseres Interview-Sonderheftes „People“ begannen, hatten wir von Anfang an eine klare Vision. Unser Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, die Architekturschaffenden einen Raum bietet, um mit der Baubranche und darüber hinaus in einen Dialog zu treten. Wir wollten aktuelle Herausforderungen ansprechen, geeignete Lösungsansätze aufzeigen und so zu einem konstruktiven Diskurs über Architektur beitragen. Für Selbstdarstellungen oder Oberflächlichkeiten sollte hingegen kein Platz geboten werden. Seitdem haben viele renommierte Architekturbüros und aufstrebende Newcomer diese Gelegenheit genutzt und uns darüber hinaus viele interessante Einblicke in ihre ganz individuellen Arbeitsweisen gewährt.

Und auch dieses Mal kommt wieder eine besondere Auswahl an inspirierenden Gesprächsparter:innen mit ganz unterschiedlichen Kernkompetenzen zu Wort.

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<strong>architektur</strong> PEOPLE<br />

26<br />

Hadi Teherani Architects<br />

Welche Rolle spielt Kreislaufwirtschaft<br />

aus planerischer Sicht?<br />

Dr. Christian Bergmann: Ich glaube,<br />

eine wirklich geschlossene Kreislaufwirtschaft<br />

über alle Bereiche hinweg<br />

ist ein ganz wesentlicher Punkt. Dadurch<br />

sparen wir die natürlichen Ressourcen.<br />

Und da ist es wichtig, dass<br />

man auf dem gleichen Qualitätsniveau<br />

recycelt, dass also kein Downcycling<br />

entsteht, sondern dass das, was<br />

einmal geschaffen wurde, als Wert<br />

auch fortlebt. Auch über die Lebensdauer<br />

eines Gebäudes hinaus.<br />

Wenn man über die Kreislaufwirtschaft<br />

nachdenkt, spielt auch die Digitalisierung<br />

eine wichtige Rolle oder?<br />

Dr. Christian Bergmann: Ja sicher.<br />

Die Digitalisierung wird entscheidend<br />

dazu beitragen, eine beinahe<br />

geschlossene Kette vom ersten Entwurf<br />

bis zu Rückbau und Recycling<br />

zu ermöglichen. Das Stichwort ist<br />

hier Building Information Modeling<br />

(BIM). Und in diesem Zusammenhang<br />

ist auch die RFID-Technologie<br />

zu nennen – mit dieser lassen sich<br />

die Produkte dann kennzeichnen.<br />

Und wenn das alles digital in einem<br />

3D-Gebäudemodell inklusive Produkteigenschaften,<br />

Hersteller usw.<br />

hinterlegt ist und im Idealfall über<br />

die Baustelle und während der Nutzungszeit<br />

über das Facility Management<br />

gepflegt wird, weiß man immer<br />

ganz genau, wo welche Produkte und<br />

Materialien verbaut sind und wo man<br />

diese Wertstoffe bekommen kann.<br />

Ralf Seufert: Genau hier setzen wir<br />

auch an. Wir werden unsere Aluminiumsysteme<br />

zukünftig mit einem<br />

QR-Code ausstatten. Damit lässt<br />

sich dann nach einem Scan mit dem<br />

Smartphone jedes Produktdetail jederzeit<br />

abrufen. Welches System ist<br />

das genau? Welche Beschläge sind<br />

darin verbaut? Die Artikelnummern<br />

sind hinterlegt und dazu gibt es auch<br />

die Information zur verbauten Menge<br />

Aluminium und zum CO 2 -Fußabdruck.<br />

So schaffen wir im Hinblick<br />

auf die Kreislaufwirtschaft maximale<br />

Transparenz – auch was die Materialien<br />

angeht.<br />

Stichwort „gebaute Nachhaltigkeit“.<br />

Mit dem Innovationsbogen Augsburg<br />

realisiert Hadi Teherani gerade ein<br />

zukunftsweisendes Projekt, bei dem<br />

auch Wicona beteiligt ist. Nicht das<br />

erste Pionierprojekt, das in Zusammenarbeit<br />

entsteht.<br />

Bernd Muley: Das ist richtig. Das<br />

Bürogebäude Mercator One in<br />

Duisburg haben wir 2020 als erstes<br />

in Deutschland überhaupt mit einer<br />

Fassade von Wicona aus dem Endof-Life<br />

Aluminium Hydro CIRCAL<br />

75R geplant und realisiert. Und jetzt<br />

arbeiten wir auch beim Projekt in<br />

Augsburg wieder zusammen – ein<br />

echtes Pionierprojekt.<br />

Dr. Christian Bergmann: Ja, der Innovationsbogen<br />

in Augsburg trägt den<br />

Anspruch eigentlich schon im Namen.<br />

Das Gebäude ist der Auftakt für einen<br />

Innovationspark in Augsburg, also<br />

direkt an der Schnittstelle von Universität,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

sowie Technologieunternehmen –<br />

hier kommt die „Innovation“ ins Spiel.<br />

Wenn man dort ankommt, erhebt<br />

sich der Innovationsbogen mit einer<br />

Innovationsbogen Augsburg<br />

Gesamtfläche von 14.800 m 2 aus der<br />

Landschaft heraus, aus einer blühenden<br />

Wiese, die dort tatsächlich<br />

anzutreffen ist. Wir nehmen diese<br />

Landschaft sozusagen auf und führen<br />

sie einmal über das Dach. Und so ist<br />

dieser relativ einfache Gedanke entstanden,<br />

ein circa 145 Meter langes<br />

Gebäude mit sechs Geschossen am<br />

höchsten Punkt von Ost nach West<br />

als Halbkreis zu entwickeln. Der Innovationsbogen<br />

zeichnet sich durch maximale<br />

Flexibilität in den Grundrissen,<br />

ein sehr gutes Verhältnis von Fassadenfläche<br />

zur Grundrissfläche und ein<br />

innovatives Haustechnikkonzept aus.<br />

Leitidee der Planung ist die Nachhaltigkeit.<br />

Diese zeigt sich zum Beispiel<br />

durch die Nutzung von Fernwärme<br />

und Kühlenergie des Grundwassers,<br />

Photovoltaik zur Energiegewinnung<br />

oder auch durch das begrünte Dach.<br />

Dieses dient der Kühlung im Sommer,<br />

als Wasserspeicher und begünstigt<br />

zudem die Artenvielfalt in der Stadt.<br />

70 E-Ladestationen in der Tiefgarage<br />

und 220 Fahrradstellplätze sorgen<br />

für flexible und zukunftsgerechte<br />

Mobilität.<br />

Und der Nachhaltigkeitsgedanke<br />

spiegelt sich nicht zuletzt auch in der<br />

Fassadenlösung wider?<br />

Ralf Seufert: Das ist richtig. Bei der<br />

dort eingesetzten Fassadenlösung<br />

kommt erstmals die Aluminiumlegierung<br />

Hydro CIRCAL 100R aus 100 %<br />

recyceltem End-of-Life-Aluminium<br />

zum Einsatz. Der CO 2 -Fußabdruck<br />

liegt bei weniger als 0,5 kg CO 2 /kg<br />

Aluminium – der europäische Durchschnitt<br />

liegt bei 6,7 kg CO 2 /kg Aluminium.<br />

Ein echtes Pionierprojekt, das<br />

wir hier gemeinsam umsetzen.<br />

Dr. Christian Bergmann: Wir haben<br />

uns hier gemeinsam mit den Projektbeteiligten<br />

für eine Elementfassade<br />

entschieden, die vor dem Hintergrund<br />

von Bauzeiten, Abläufen und<br />

Fertigungsqualität viele Vorteile hat.<br />

Diese wurde zum Großteil im Werk<br />

vorgefertigt und so kann der Bauablauf<br />

sehr gut getaktet werden. Und<br />

was noch ein sehr wichtiger Aspekt<br />

für uns ist: Vor die Fassade werden<br />

aus Gestaltungsgründen dreidimensionale<br />

Lisenen angeordnet, die<br />

nachts beleuchtet werden können.<br />

So bietet der Innovationsbogen einen<br />

weiteren Eyecatcher. •<br />

© Hadi Teherani Architects, Panoptikon

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