23.01.2024 Aufrufe

architektur FACHMAGAZIN People 2023

Bereits zum sechsten Mal erscheint diese Sonderausgabe von architektur Fachmagazin, bei der wir vorrangig die Architekten selbst zu Wort kommen lassen. Als wir im Jahr 2017 mit der Arbeit an der ersten Ausgabe unseres Interview-Sonderheftes „People“ begannen, hatten wir von Anfang an eine klare Vision. Unser Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, die Architekturschaffenden einen Raum bietet, um mit der Baubranche und darüber hinaus in einen Dialog zu treten. Wir wollten aktuelle Herausforderungen ansprechen, geeignete Lösungsansätze aufzeigen und so zu einem konstruktiven Diskurs über Architektur beitragen. Für Selbstdarstellungen oder Oberflächlichkeiten sollte hingegen kein Platz geboten werden. Seitdem haben viele renommierte Architekturbüros und aufstrebende Newcomer diese Gelegenheit genutzt und uns darüber hinaus viele interessante Einblicke in ihre ganz individuellen Arbeitsweisen gewährt. Und auch dieses Mal kommt wieder eine besondere Auswahl an inspirierenden Gesprächsparter:innen mit ganz unterschiedlichen Kernkompetenzen zu Wort.

Bereits zum sechsten Mal erscheint diese Sonderausgabe von architektur Fachmagazin, bei der wir vorrangig die Architekten selbst zu Wort kommen lassen. Als wir im Jahr 2017 mit der Arbeit an der ersten Ausgabe unseres Interview-Sonderheftes „People“ begannen, hatten wir von Anfang an eine klare Vision. Unser Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, die Architekturschaffenden einen Raum bietet, um mit der Baubranche und darüber hinaus in einen Dialog zu treten. Wir wollten aktuelle Herausforderungen ansprechen, geeignete Lösungsansätze aufzeigen und so zu einem konstruktiven Diskurs über Architektur beitragen. Für Selbstdarstellungen oder Oberflächlichkeiten sollte hingegen kein Platz geboten werden. Seitdem haben viele renommierte Architekturbüros und aufstrebende Newcomer diese Gelegenheit genutzt und uns darüber hinaus viele interessante Einblicke in ihre ganz individuellen Arbeitsweisen gewährt.

Und auch dieses Mal kommt wieder eine besondere Auswahl an inspirierenden Gesprächsparter:innen mit ganz unterschiedlichen Kernkompetenzen zu Wort.

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<strong>architektur</strong> PEOPLE<br />

32<br />

NINA MAIR Architecture + Design<br />

© Markus Bstieler © in the headroom<br />

Die Granny-Leuchte besteht mit ihrer gestrickten Struktur zu 100 % aus lokaler Schafwolle.<br />

Tube Light kombiniert dank Merinowoll-Gewebe<br />

angenehme Beleuchtung und Akustik.<br />

Neben Klassikern wie Holz und Stein<br />

findet man auf Ihrer Website z.B.<br />

auch ein Lampendesign mit Merinowolle<br />

– was hat es damit auf sich?<br />

Tube Light ist eine schlichte, zylindrische<br />

Akustikleuchte, die zugleich<br />

als hochwertiger Schallabsorber fungiert.<br />

Sie entstand in Zusammenarbeit<br />

mit dem Akustikhersteller YDOL<br />

und der Lichtplanungsfirma Bartenbach.<br />

Besonders spannend ist, dass<br />

hier zwei Komponenten aufeinandertreffen,<br />

welche sich maßgeblich auf<br />

die Atmosphäre eines Raumes auswirken.<br />

Sowohl Licht als auch Akustik<br />

fallen Nutzer:innen aber eigentlich<br />

nur dann auf, wenn sie nicht gut gelöst<br />

sind. Beim Material der Leuchte<br />

fiel die Wahl auf recyceltes Aluminium<br />

und den nachwachsenden Rohstoff<br />

Merinowolle. Das feine Gewebe –<br />

das eigentlich aus der Textilindustrie<br />

stammt – kann nicht nur Schall absorbieren,<br />

sondern auch Feuchtigkeit<br />

aufnehmen und trägt so zur Raumkonditionierung<br />

bei. Außerdem lässt<br />

sich die Tube Light in ihre Einzelteile<br />

zerlegen und komplett recyceln.<br />

Wie gehen Sie als Team an den Entwurfsprozess<br />

heran? Welchen Einfluss<br />

haben auch andere Disziplinen?<br />

Hinter NINA MAIR Architecture + Design<br />

steckt ein Team von vier tollen<br />

Frauen. Bei uns beginnt jeder Prozess<br />

mit dem Zeichenstift und einem<br />

Blatt Papier. Produktdesigns testen<br />

wir gerne anhand von 1:1-Prototypen<br />

und Mock-ups auf ihre Funktionalität<br />

und Ergonomie. In der Architektur<br />

gehen wir sehr analytisch vor, um die<br />

Wünsche und Anforderungen von<br />

Bauherr:innen bestmöglich verstehen<br />

und umsetzen zu können. Auch hier<br />

entwickeln wir Hochbaudetails mithilfe<br />

von Handskizzen, bevor es an die<br />

Digitalisierung geht. Materialmuster<br />

spielen dabei ebenfalls eine große<br />

Rolle. Wir arbeiten nicht nur untereinander<br />

eng zusammen, sondern auch<br />

interdisziplinär und holen je nach<br />

Projekt entsprechende Expert:innen<br />

mit an Bord, um selbst von anderen<br />

zu lernen. Beispielsweise bei der HOSI<br />

(Homosexuelle Initiative) in Linz waren<br />

Soziolog:innen, Psycholog:innen<br />

und Sozialarbeiter:innen beteiligt.<br />

Welche spannenden Entwicklungen<br />

sehen Sie in der Design-Branche?<br />

Künstliche Intelligenz wird natürlich<br />

auch in der Architektur und im Design<br />

viel diskutiert. Meines Erachtens<br />

kann man sich KI-basierte Prozesse<br />

durchaus z.B. für administrative Dinge<br />

wie Buchhaltung zunutze machen,<br />

aus gestalterischer Sicht aber eher<br />

nicht. Entwerfen möchte ich weiterhin<br />

selbst. Ansonsten ist Nachhaltigkeit<br />

in aller Munde und wird als Label<br />

fast schon inflationär verwendet.<br />

Es gibt aber durchaus viele junge<br />

Designer:innen, die sich mit spannenden<br />

Themen beschäftigen – im<br />

Bereich neue Materialien finde ich<br />

z.B. Pilzmyzel als nachwachsenden,<br />

biologisch abbaubaren Rohstoff sehr<br />

interessant. Bei allen Experimenten<br />

bleibt dann aber die Frage nach der<br />

industriellen Umsetzbarkeit.<br />

Von Gatsby bis hin zu Miss Marble<br />

und Spencer – woher nehmen Sie die<br />

Inspiration für Ihre Produktdesigns?<br />

Die Inspiration für die Entwürfe<br />

kommt tatsächlich oft aus dem Material,<br />

Produktnamen ergeben sich<br />

meist erst im Nachhinein. Reisen<br />

stellen auch eine große Inspirationsquelle<br />

dar. Oft sind es bestimmte<br />

Farbwelten anderer Kulturen, welche<br />

die Atmosphäre eines Ortes widerspiegeln.<br />

Ein Beispiel dafür ist unser<br />

Mashrabeya-Schränkchen, bei dem<br />

wir für eine Firma in Ägypten ein<br />

zeitloses Möbelstück mit einer lokalen<br />

Referenz kombinierten. Dafür<br />

haben wir Maschrabiyya – traditionelle,<br />

dekorative Holzgitter aus der<br />

islamischen Architektur – in Form<br />

von Metall-Schiebeelementen mit<br />

Lochmuster interpretiert. Ein zarter<br />

Apricot-Ton soll an ägyptische Gewürzmärkte<br />

erinnern. Wichtig ist bei<br />

solchen Projekten, keine 1:1-Zitate zu<br />

verwenden, um nicht in die folkloristische<br />

Richtung abzudriften.<br />

Welches Projekt oder Wunschdesign<br />

würden Sie gerne in der Zukunft umsetzen?<br />

Mein Traum ist es, ein Projekt vom<br />

Hochbau bis hin zum Türgriff entwerfen<br />

zu dürfen. Unsere Innen<strong>architektur</strong><br />

geht meist sehr ins Detail, aus<br />

Budget- oder Zeitgründen greift man<br />

dann aber oft auf Serienprodukte<br />

zurück. Einige unserer Möbelstücke,<br />

die wir speziell für Aufträge entworfen<br />

haben, gingen dann in Serie. Das<br />

ist natürlich auch toll. Ein formales<br />

Konzept zu entwickeln, das von Anfang<br />

bis Ende unsere Handschrift<br />

trägt und bei dem wir sogar die Türgriffe<br />

eigens designen und anfertigen<br />

können, wäre aber eine absolute<br />

Traumvorstellung.<br />

•<br />

www.ninamair.at

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