Elternmagazin ELMA Februar/März 2024
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TITELTHEMA<br />
41<br />
Plötzlich sind sie da. Sobald es dunkel wird, sitzen sie im<br />
Schrank, sie verstecken sich unterm Bett oder lauern hinter<br />
Vorhängen. Ganz bestimmt kriechen sie raus, wenn ich einschlafe.<br />
Mama, Papa, ich hab solche Angst! Meistens passiert es<br />
im Kindergarten- und Vorschulalter, dass die Kleinen Furcht vor<br />
Fantasiegestalten entwickeln. Und wenn Geister oder lebendige<br />
Schatten ihr Unwesen treiben, dann wird das Ins-Bett-Gehen und<br />
das Einschlafen zur Zitterpartie. Kann man doch gut verstehen,<br />
oder? Tun wir Erwachsenen das wirklich?<br />
Der erste Impuls möchte wahrscheinlich sagen „Schatz, Gespenster<br />
gibt’s doch gar nicht“, weil wir Dinge eben rational bewerten.<br />
Einem Kind wird dieser Satz die Angst jedoch nicht nehmen. Im<br />
Gegenteil, es wird sich nicht verstanden fühlen, im schlimmsten Fall<br />
fühlt es sich mit seiner Angst allein gelassen. Was wir uns vor Augen<br />
halten müssen: Das Monster mag es vielleicht nicht geben, die Angst<br />
davor ist für das Kind trotzdem da und ziemlich real. Das sollte man<br />
auf jeden Fall ernst nehmen. Die Kleinen in den Arm nehmen, sie<br />
trösten und zuhören. Experten empfehlen, sich auf die Fantasiewelt<br />
der Kinder einzulassen. „Ui, ein Monster unterm Bett? Wie sieht es<br />
denn aus? Wollen wir zusammen mal nachschauen?“ Geschichten zu<br />
spinnen, nimmt den Spukgestalten oft den Schrecken. Wie ist das Gespenst<br />
denn in den Schrank gekommen? Ob es sich wohl auch fürchtet<br />
und sich deswegen dort versteckt? Hat das Monster einen Namen?<br />
Lass uns herausfinden, ob wir es mit Singen in die Flucht schlagen<br />
können. Manchen hilft es auch, den gruseligen Gesellen mittels Papier<br />
und Buntstiften ein Gesicht zu geben. So lernt das Kind, dass es selbst<br />
etwas gegen die Angst tun kann, und fühlt sich weniger den eigenen<br />
Emotionen ausgeliefert. Und es weiß, dass die Angst kein schlechtes<br />
oder falsches Gefühl ist, weil Mama und Papa sie nicht als lächerlich<br />
abtun. Das macht Mut und stärkt das Selbstwertgefühl.<br />
Doch woher kommt sie, die diffuse Angst vor den Schatten im Schrank?<br />
Zunächst: In der Entwicklungsphase zwischen drei und sechs Jahren<br />
ist dies tatsächlich nicht ungewöhnlich und muss Eltern nicht gleich<br />
beunruhigen. Oft ist sie Ausdruck dafür, wie Kinder in dieser Zeit Erlebtes<br />
verarbeiten. Ein Tag eines Kleinkinds ist voller neuer Erlebnisse und<br />
Herausforderungen, vor allem voller neuer, verwirrender Gefühle – Zorn<br />
über den Streit im Sandkasten, Trauer, weil die Freundin im Kindergarten<br />
heute nicht mit einem spielen wollte. Diese Gefühle verunsichern und sind<br />
furchteinflößend, weil sie noch nicht richtig verstanden und eingeordnet<br />
werden können. Da ist es einfacher, sie auf eine Fantasiegestalt zu übertragen<br />
– und schon zieht es ein, das Monster. Ach, nennen wir es doch<br />
einfach Karlchen. Dinge, die einen Namen haben, sind doch gleich viel<br />
weniger gruselig, oder?