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prima! Magazin – Ausgabe März 2024

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PORTRÄT<br />

Monika Prenner. Das habe etwas mit<br />

Würde zu tun. Ein inklusives<br />

Kaffeehaus wäre ihr Traum.<br />

Fotos: zVg.<br />

Ihre Großmutter besucht Lisa täglich und spielt mit ihr „Mensch-ärgere dich-nicht“.<br />

Auffangnetz<br />

„Wenn werdende Eltern hören, dass ihr Kind mit Trisomie 21 zur<br />

Welt kommt, befürchten sie, dass jetzt das eigene Leben quasi<br />

vorbei ist und sie sich für das Kind aufopfern müssen“, erzählt<br />

Monika Prenner. Mit dieser Vorstellung will sie aufräumen. „In<br />

unserem Fall haben wir das Glück, in einer Großfamilie wunderbar<br />

eingebettet zu sein“, betont sie. Auch für ihren Sohn Jonas sei<br />

ihr das wichtig, weil immer jemand da ist. „Das ist großartig“, sagt<br />

sie und verweist gleichzeitig darauf, wie wichtig auch Lisas Platz<br />

in diesem Familiensystem ist. Seit dem Tod des Großvaters<br />

besucht sie ihre Oma täglich und spielt mit ihr Mensch-ärgeredich-nicht.<br />

„An manchen Tagen sogar fünfmal“, lacht Monika<br />

Prenner. Lisa will eben, dass es allen gutgeht.<br />

Monika Prenner ist nie eine gewesen,<br />

die widersprochen hat oder für eine<br />

Sache laut wurde. Durch die<br />

Behinderung und die Herzerkrankung<br />

ihrer Tochter habe sie viel<br />

erkämpfen und selbst organisieren<br />

müssen. „Aber die Liebe zu deinem<br />

Kind macht dich stark“, sagt sie. Vor<br />

acht Jahren hat sie mit einer anderen<br />

Mama eines Down-Syndrom-Kindes<br />

den Verein „Wirbelwind 21x3“<br />

gegründet. Eine Anlaufstelle für Betroffene und eine Möglichkeit,<br />

sich auszutauschen. „Für Eltern ist es so wichtig, sich untereinander<br />

zu vernetzen. Man kann sich gegenseitig so viel weiterhelfen<br />

und es ist eine besondere Verbundenheit, weil man sich versteht“,<br />

erklärt sie ihre Beweggründe. Und auch, weil sie weiß, dass<br />

Menschen mit Down-Syndrom oft sehr sensibel sind und leicht<br />

vereinsamen. „Uns war bei der Gründung wichtig, ein Auffangnetz<br />

zu schaffen, damit das nicht passiert“, erklärt sie.<br />

Für ihre Tochter hat Monika Prenner gelernt, Dinge zu fordern und<br />

sich einzusetzen. Heute ist es ihr wichtig, dass sie ihre Meinung<br />

sagt und Zivilcourage zeigt. „Ohne Lisa wäre ich nie über meine<br />

Grenzen hinausgewachsen. Sie hat mich mutiger gemacht.“<br />

Monika Prenner hat wieder zu arbeiten begonnen, als Lisa mit drei<br />

Jahren in den Kindergarten kam. „Das war mir wichtig“, sagt sie.<br />

Ihre Arbeit <strong>–</strong> zuerst in der Gemeinde und nun in einer Notariatskanzlei<br />

in Friedberg <strong>–</strong> mache sie sehr glücklich. „Und was sollte ich<br />

auch daheim tun“, lacht sie. Lisa ist inzwischen auch in der Schule<br />

wunderbar integriert.<br />

Für ihre Tochter wünscht sie sich, dass sie einmal einen Job in der<br />

freien Marktwirtschaft findet. In einem Kaffeehaus sei sie einmal<br />

von einem jungen Mann mit Down-Syndrom bedient worden. Alle<br />

waren begeistert von seiner Freundlichkeit und Herzlichkeit. „Es<br />

wäre wunderbar, wenn mehr Unternehmen Menschen mit<br />

Behinderung eine Möglichkeit auf Arbeit geben würden. Nicht nur<br />

für ein Taschengeld, sondern für eine faire Entlohnung“, sagt<br />

Veranstaltungstipp<br />

HALT! <strong>–</strong> Strategien zum Aufbau und Erhalt von Kooperation<br />

Mag. Bernadette Wieser und/oder Dominik Dobaj<br />

In dieser Kurzausbildung lernen die Teilnehmer:innen:<br />

• Haltlosen Kindern Halt und Wertschätzung geben<br />

• Aufbau von Impulskontrolle und kognitiver Flexibilität<br />

• Erfahrungsberichte<br />

Dienstag, 6. August <strong>2024</strong>, 10 <strong>–</strong> 17 Uhr, Pfarrzentrum Großpetersdorf,<br />

€ 70,- inkl. Mittagsverpflegung<br />

Anmeldung und Infos:<br />

Sabine Pomper, 0664/1827903, kontakt@wirbelwind21x3.at<br />

16 MÄRZ <strong>2024</strong><br />

www.<strong>prima</strong>-magazin.at

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