prima! Magazin – Ausgabe März 2024
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KOMMENTAR<br />
Nur ein Streuner<br />
Streunerkatzen erreichen im Durchschnitt nicht einmal annähernd die Hälfte der Lebenserwartung<br />
einer normalen Hauskatze. Sie sind ehemalige Haustiere, die an Hunger, Kälte und mangelnder<br />
medizinischer Betreuung sterben. Und das in Mitteleuropa. Doch jede und jeder von uns kann etwas tun.<br />
Alice Siebenbrunner, Obfrau vom Tierschutzverein „Wir fürs Tier“<br />
Wer gilt als<br />
Streunerkatze?<br />
Streunerkatzen <strong>–</strong> so nennt man<br />
Katzen, die niemandem gehören<br />
und auf sich gestellt überleben<br />
(müssen). Sie leben von Geburt<br />
an ohne Nähe zum Menschen,<br />
weshalb sie sehr scheu sind.<br />
Haben sie Erfahrungen mit<br />
Menschen gesammelt, können<br />
sie mit der Zeit auch zutraulicher<br />
werden. Aber nicht immer<br />
gelingt das.<br />
Hauskatzen zählen zu den<br />
domestizierten Tieren. Das<br />
heißt, durch Eingreifen des<br />
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Menschen hat sich ihre<br />
Entwicklung verändert. Sie sind<br />
also keine Wildtiere. Auch<br />
Streunerkatzen können in der<br />
Natur nicht sehr lange überleben.<br />
Gleichzeitig sind Streunerkatzen<br />
auch keine wirklichen<br />
Haustiere mehr. Sie liegen also<br />
irgendwo dazwischen.<br />
Füttern ja oder nein?<br />
Immer wieder bekommen wir<br />
von verschiedenen politischen<br />
Stellen aufgetragen, Streuner<br />
nicht zu füttern. Also die<br />
Strategie zur Lösung des<br />
Streunerproblems in Österreich<br />
scheint offenbar zu sein,<br />
darauf zu vertrauen, dass sie in<br />
der Natur nicht lange überleben<br />
können und sich das Problem<br />
damit selbst erledigt. Eigentlich<br />
eine durchaus ethisch erschreckende<br />
Einstellung, um von<br />
Menschen geschaffene Probleme<br />
zu lösen. Vor allem für ein<br />
Land wie Österreich.<br />
Klar, nach außen hin wird das<br />
anders kommuniziert. Man<br />
setzt auf Kastration. Eine<br />
interessante Zugangsweise.<br />
Nachdem ich bereits zehn Jahre<br />
lang Kastrationsprojekte bei<br />
Streunerkatzen durchführe,<br />
kann ich nämlich getrost<br />
behaupten, ohne regelmäßig<br />
besuchte Futterstelle kann man<br />
keine Streunerkatzenpopulation<br />
fangen, um sie kastrieren<br />
zu lassen. Da wird es dann zum<br />
ersten Mal schwierig mit dem<br />
weisen Ratschlag.<br />
Ebenso der Gedanke, nach der<br />
Kastration die Katzen einfach<br />
im Stich zu lassen, die Futter-<br />
Keine medizinische Versorgung,<br />
Hunger und Kälte setzen den<br />
Streunertieren hart zu. Einstein hatte<br />
Glück im Unglück. Er hatte eine<br />
Futterstelle und so wurde seine<br />
Verletzung bemerkt und er konnte<br />
gefangen und tierärztlich versorgt<br />
werden. Nach seiner Genesung wurde<br />
er wieder an seiner Futterstelle<br />
entlassen.<br />
stelle wieder aufzulösen, mit<br />
dem Ziel <strong>–</strong> ja was für einem Ziel<br />
eigentlich? Ihr Leben zu<br />
verkürzen?<br />
Kontrollierte Futterstellen sind<br />
in der Praxis der beste Weg, um<br />
eine Streunerkolonie komplett<br />
kastrieren zu können. Viel<br />
problematischer sind jene<br />
Katzen, die ohne fixen Standort<br />
und ohne Überblick, wie viele<br />
es eigentlich sind, von Misthaufen<br />
zu Misthaufen wandern.<br />
Also die Strategie des Nichtfütterns<br />
ist aus der Praxis betrachtet<br />
mehr als fragwürdig.<br />
Fotos: zVg.<br />
Streuner haben in<br />
Tierheimen nichts<br />
verloren!<br />
Komplett verwilderte Katzen<br />
lassen sich nur noch begrenzt<br />
bis gar nicht mehr an den<br />
Menschen gewöhnen. Sie sind<br />
es gewohnt, in der Natur zu<br />
leben. Diese Entwicklung lässt<br />
sich leider nicht rückgängig<br />
machen. Es ist nicht in ihrem<br />
18 MÄRZ <strong>2024</strong><br />
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