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SPORT<br />
Huber mal drei<br />
Die Drillinge Corinna, Dominik und Patrik und ihr erfolgreiches Spiel mit den Elementen Eis und Wasser<br />
Sie brennen für ihren Sport, bestreiten erfolgreich Wettkämpfe und<br />
bringen aufwändiges Training und Ausbildung gekonnt unter einen<br />
Hut: Die Huber-Drillinge Corinna, Dominik und Patrik, die Eislauf-<br />
Drillinge des Eiskunstlaufvereins Ausserfern (EKA). Gerade haben<br />
sie wieder eine von Erfolgen gekrönte Saison abgeschlossen. Ich traf<br />
Corinna, Dominik und Patrik gemeinsam mit ihrer Mutter Brigitta<br />
zu einem Gespräch.<br />
Von Sabine Schretter<br />
Schon als die vier zur Tür hereinkamen,<br />
war das Klappern der vier<br />
Medaillen, die Corinna und Dominik<br />
um den Hals trugen, nicht zu überhören.<br />
Die Freude über die Erfolge war<br />
allen ins Gesicht geschrieben und wir<br />
waren im Nu in ein sehr angeregtes<br />
und heiteres Gespräch vertieft.<br />
„CORINNA IST SCHULD!“ Wie<br />
alles begann, wollte ich eingangs wissen.<br />
Drei Köpfe – Patriks, Dominiks<br />
und der von Mutter Brigitta – drehten<br />
sich zu Corinna. „Sie ist schuld!“, lässt<br />
Dominik mich wissen. „Das stimmt“,<br />
bestätigt Corinna Huber mit einem<br />
Schmunzeln. Sie habe als Kind immer<br />
die Füssener Eisprinzessinnen<br />
am Eisplatz in Reutte bewundert. „So<br />
eine Eisprinzessin wollte ich auch<br />
sein“. So begann Corinna im Alter<br />
von sechs Jahren im November 2006<br />
mit dem Training – und zeigte große<br />
Freude und Talent. Und weil Corinnas<br />
Trainerin immer schon einen<br />
Jungen trainieren wollte, fragte sie<br />
Patrik, ob er es nicht auch probieren<br />
wolle. Ein Jahr nach seiner Drillingsschwester<br />
begann Patrik Huber mit<br />
dem Eiskunstlauf, hatte ebenso viel<br />
Spaß dabei, auch er zeigte großes Potenzial.<br />
Corinna und Patrik schafften<br />
als Einzelläufer Top-Platzierungen<br />
und sind vor allem als Eistanzpaar<br />
eine fixe Größe bei vielen internationalen<br />
Wettkämpfen. „Wir tanzten immer<br />
bei Shows. Als 2016 in Innsbruck<br />
die International Children’s Winter<br />
Games stattfanden und Österreich<br />
im Eistanzen einen Platz erhielt, wurden<br />
wir gefragt, ob wir teilnehmen<br />
möchten.“ Dem Eistanz sind sie treu<br />
geblieben, obwohl die Bedingungen<br />
für diesen Sport in Tirol nicht einfach<br />
sind. „Es gibt in Tirol keine Eistanztrainer.<br />
Wir suchen uns Trainer und<br />
Choreografen daher immer selbst.<br />
Das ist aufwändig, aber es funktioniert“,<br />
erklärt Patrik.<br />
UND DER DRITTE IM BUNDE?<br />
Dominik, der mit einer Behinderung<br />
lebt, war immer mit dabei auf dem<br />
Eis, „rutschte“ quasi automatisch und<br />
mit viel Freude ins Eislaufen rein.<br />
„2015 erfuhren wir, dass es Special<br />
Olympics gibt, die größte internationale<br />
Sportbewegung für Menschen<br />
mit intellektueller Beeinträchtigung“,<br />
erzählt Patrik. Seitdem ist Dominik<br />
als Einzelläufer und gemeinsam mit<br />
seiner Schwester Corinna im Unified<br />
Paarlauf erfolgreich. Im Unified<br />
Paarlauf ist Corinna an Dominiks<br />
Seite und gibt während des Laufens<br />
Anweisungen. Im Einzellauf ist Dominik<br />
auf sich alleine gestellt, muss<br />
sich die zweiminütige Kür einprägen<br />
und merken. „Das ist die größte<br />
Herausforderung für ihn“, so Mutter<br />
Brigitta. Eine Kür wird ständig wiederholt<br />
und auf Video aufgezeichnet.<br />
„Diese Videos sieht sich Dominik<br />
immer wieder an und hört die Musik<br />
zur Kür. Damit schafft er es, sich die<br />
Abläufe zu merken“, erzählt Patrik,<br />
der auch Trainer seines Bruders ist.<br />
Dominiks Erfolge sprechen für sich.<br />
Vor Kurzem holte er bei den Nationalen<br />
Special Olympics Winterspielen<br />
in der Steiermark Silber im Einzel<br />
Level 3 und gemeinsam mit seiner<br />
Schwester Corinna Gold im Unified<br />
Pairs Level 2.<br />
Patrik und Dominik Huber sind nicht<br />
nur auf dem Eis, sondern auch auf<br />
dem Wasser sehr erfolgreich.<br />
IMMER MOTIVIERT. „Eisfrei“<br />
haben die Huber-Drillinge selten.<br />
Sie seien eigentlich immer motiviert<br />
und brächten Sport, Ausbildung und<br />
Freizeit dank guten Zeitmanagements<br />
perfekt unter. Den Sommer<br />
über wird trainiert, im Oktober beginnen<br />
dann wieder die Wettkämpfe.<br />
„Als wir noch zur Schule gingen,<br />
hieß es, im Auto essen und dann die<br />
Hausaufgaben machen. Das war für<br />
uns ganz normal“, blickt Corinna<br />
zurück. Jede freie Minute wurde für<br />
den Sport genutzt. Liebevolle Konstante<br />
im Hintergrund ist Mutter<br />
Brigitta Huber. 60.000 bis 65.000 Kilometer<br />
legt sie mit ihren Drillingen<br />
pro Jahr im Auto zurück. „Ich bin<br />
aber keine ,Eislaufmutter‘“, betont<br />
Brigitta und lacht. Auf ihre Kinder<br />
ist sie sehr stolz. „Alle drei sind superbrav,<br />
hatten nie eine rebellische<br />
Phase.“ Dank guter schulischer Leistungen<br />
war es auch nie ein Problem,<br />
für Wettkämpfe vom Unterricht freigestellt<br />
zu werden. Corinna und Patrik<br />
studieren mittlerweile, ihr Zeit<br />
fürs Training ist daher knapper bemessen.<br />
Die Pläne für die Zukunft?<br />
„Wir schauen, was geht. Ein dritter<br />
Staatsmeistertitel wäre schön und<br />
ein Startplatz im Eistanzen bei der<br />
Universiade wäre auch toll“, antwortet<br />
Patrik. Bei den Specials möchten<br />
Dominik und Corinna an den Weltspielen<br />
2025 in Italien teilnehmen.<br />
„Darauf arbeiten wir hin. Allerdings<br />
ist das Kontingent für Eistänzer sehr<br />
reduziert. Die Quote für Österreich<br />
umfasst eine weibliche Sportlerin,<br />
einen männlichen Sportler, eine<br />
weibliche Unified-Partnerin und einen<br />
Trainer.“<br />
Die Huber-Drillinge Patrik, Corinna<br />
und Dominik zu Besuch bei der<br />
RUNDSCHAU.<br />
RS-Foto: Schretter<br />
Dominik Huber (r.) holte mit seiner Unifiedpartnerin und Schwester Corinna<br />
Gold im Eistanzen bei den Nationalen Special Olympics Winterspielen in der<br />
Steiermark.<br />
Fotos: Privat<br />
Und was machen Eissportler im<br />
Sommer? Sie gehen segeln, erzählt<br />
Dominik. Patrik absolvierte während<br />
der Sommersportwoche in der Schule<br />
einen Segelkurs, machte den Schein –<br />
und kaufte sich ein kleines Boot. Der<br />
Grundstein war gelegt. „Inzwischen<br />
haben wir drei Boote und oft ist die<br />
ganze Familie samt Hund auf dem<br />
Wasser“, lacht Brigitta. Dominik war<br />
immer mit auf dem See, hatte Spaß<br />
am Segeln – und ist mittlerweile gemeinsam<br />
mit seinem Bruder Patrik<br />
begeisterter Regattasportler. 2023<br />
holten die beiden Silber bei den Special<br />
Olympics World Games in Berlin.<br />
Freude am Sport, gelebte Inklusion<br />
und Zusammenhalt – das sind wichtige<br />
Zutaten des Erfolgsrezepts der<br />
Huber-Drillinge.<br />
RUNDSCHAU Seite 40 3./4. April 2024