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Drittes ARTforum in „Harrys Home“<br />
Camera Obscura und Siebdruck im Fokus<br />
Projektinitiator Harry Triendl lud diesmal den in Innsbruck lebenden<br />
holländischen Künstler Ype Limburg zu Gast, der die zahlreichen<br />
Besucher launig hinter seine künstlerischen Kulissen blicken<br />
ließ. Ein Abend nach dem Motto „Kunst zum Anfassen“.<br />
Von Friederike Bundschuh<br />
„Herzlich Willkommen zu ARTforum<br />
die Dritte“, eröffnete Harry Triendl,<br />
Initiator der Kulturinitiative in<br />
Telfs, den Abend. ARTforum bietet<br />
Künstlern und Kunstinteressierten<br />
die Möglichkeit, sich auszutauschen<br />
und zu vernetzen und findet derzeit<br />
jeden zweiten Dienstag im Monat<br />
um 19 Uhr bei freiem Eintritt statt.<br />
Jeder Abend wird von einer Künstlerin<br />
bzw. einem Künstler gestaltet,<br />
der Einblick in seine Arbeitsweise<br />
gibt, unabhängig davon, ob es sich<br />
beim Genre um Texte, Keramik, Malerei,<br />
Fotografie oder Musik handelt.<br />
„Im Mai wird uns Bernhard Witsch<br />
alias ,Rostbaron‘ Einblick in seine<br />
Arbeit geben“, so Triendl weiter.<br />
„Für die Projekttermine im Herbst<br />
wäre es gut, wenn Kunstinteressierte<br />
und Künstler mir Feedback geben<br />
könnten, was interessant sein könnte.<br />
Ein Beispiel wäre digitale Kunst im<br />
Metaverse.“ Sprachs und übergab das<br />
Zepter an Ype Limburg.<br />
VOM BUCHDRUCK ZUR<br />
KUNST. Ype Limburg wuchs in<br />
einem kleinen Dorf in Friesland auf.<br />
Als <strong>16</strong>-Jähriger begann er in der reprografischen<br />
Abteilung einer Druckerei<br />
zu arbeiten. „Hier machte ich<br />
Druckvorbereitung für Analogfotografie.<br />
Etwas kannte ich mich mit<br />
der Fotografie schon aus, denn mein<br />
Vater war Polizeifotograf und hat<br />
Spuren und Täter fotografiert. Da<br />
durfte ich oft als Kind schon mit und<br />
fand das voll spannend. Meine Ausbildung<br />
mit späterer Meisterprüfung<br />
bezog sich in der Folge auf den Buchdruck,<br />
weil das ein richtiges Fach ist,<br />
und genau das wollte ich. Später zog<br />
ich nach Amsterdam um und lernte<br />
Freunde beim Zirkus kennen.“ Sein<br />
direkter Bezug zur Kunst entwickelte<br />
sich aus der Eröffnung einer eigenen<br />
Galerie „Le Clou“ für junge Künstler<br />
unterschiedlicher Genres in Amsterdam,<br />
bevor ihn sein Lebensweg 1990<br />
der Liebe wegen nach Innsbruck<br />
führte. Ype Limburg unterrichtet seine<br />
große künstlerische Leidenschaft<br />
Camera Obscura und Siebdruck an<br />
der HTL für Bau, Informatik und<br />
Design in Innsbruck.<br />
CAMERA OBSCURA UND<br />
SIEBDRUCK. Wenn Ype Limburg<br />
unterwegs ist, fotografiert er mit seinen<br />
zahlreichen selbstgebauten Camera<br />
Obscura Fotokameras. Diese<br />
sind aus Dosen oder verschließbaren<br />
Rohren gebaut und haben ein Loch<br />
an einer Wand. In diese so genannten<br />
Lochkameras, deren Öffnung immer<br />
verklebt ist und nur zur Belichtung<br />
geöffnet wird, legt Ype in seiner<br />
Dunkelkammer Fotopapier. Ist das<br />
Motiv einmal gefunden, entscheidet<br />
Ype sich für den geeigneten Kameratyp,<br />
die Position der Kamera und die<br />
Dauer der Belichtung. Dann heißt<br />
es warten, denn erst in der Dunkelkammer<br />
offenbart sich ihm als<br />
Negativ des Bildes, was festgehalten<br />
wurde. Für ihn ist das wie „Zeichnen<br />
mit Licht“, langsam fließt das Licht<br />
Ype Limburgs Landschaftsaufnahme – genau genommen das Negativ des<br />
Bildes – mit der Lochkamera: „Die Belichtungszeit war schon relativ lang“,<br />
schmunzelt er.<br />
Fotos: Bundschuh<br />
durch das kleine Loch in den dunklen<br />
Raum der Dose, also der Camera<br />
Obscura. Das erhaltene Bild wird<br />
anschließend gescannt und im Siebdruckverfahren<br />
auf unterschiedliche<br />
Materialien wie zum Beispiel Loden,<br />
Seide oder Leinwand gedruckt. Bei<br />
diesem Druckverfahren wird die<br />
Farbe mit einer Gummirakel durch<br />
ein feinmaschiges Gitter auf das zu<br />
bedruckende Material aufgebracht.<br />
An denjenigen Stellen des Gitters, an<br />
denen dem Druckbild entsprechend<br />
keine Farbe sein soll, werden die<br />
Maschenöffnungen durch eine Schablone<br />
farbundurchlässig gemacht.<br />
Ype Limburg hatte einige faszinierende<br />
Beispiele seiner Camera Obscura<br />
Fotokameras dabei. Und auch<br />
eindrucksvolle Siebdrucke, die vom<br />
Publikum eingehend begutachtet<br />
wurden – „Heute wieder ganz so, wie<br />
es bei ARTforum Veranstaltungen<br />
sein soll“, freute sich Harry Triendl<br />
während Ype sich gerne hinter seine<br />
künstlerischen Kulissen blicken ließ.<br />
ARTforum in Telfs<br />
ARTforum findet jeden zweiten<br />
Dienstag im Monat in Harrys Home<br />
Hotelbar um 19 Uhr statt. Nächster<br />
Termin 14.05.2024: Bernhard Witsch<br />
„Metallart“. Je nach Wetter findet dieses<br />
ARTforum im Garten bei Bernhard<br />
Witsch statt, bitte rechtzeitig im<br />
Internet unter https://artforum.kunst-<br />
4life.net/ informieren!<br />
Ype Limburg zeigt einen Siebdruck auf Leinwand in Blau, das Motiv wurde mit<br />
einer seiner Camera Obscura Fotokamera aufgenommen.<br />
17./18. April 2024<br />
Die nächste ARTforum-Veranstaltung am 14. Mai 2024 gestaltet Bernhard<br />
Witsch (links im Bild) alias Rostbaron, im Bild mit Harry Triendl.<br />
RUNDSCHAU Seite 25