Zeitkonten: Gestaltungsempfehlungen und Entwicklungstrends
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Zeitkonten: Gestaltungsempfehlungen und Entwicklungstrends
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3. Zeiterfassung<br />
Dr. Hoff · Weidinger · Herrmann<br />
Arbeitszeitberatung<br />
Um <strong>Zeitkonten</strong> führen zu können, muss eine Erfassung der geleisteten Arbeitszeit<br />
erfolgen. Hierbei denkt man meist sofort an Buchungsterminals, an denen die<br />
Mitarbeiter Kommen <strong>und</strong> Gehen mit scheckkartenähnlichen Ausweisen buchen.<br />
Eine Erfahrung allerdings macht so gut wie jedes Unternehmen, das solche elektronische<br />
Kommt-Geht-Zeiterfassung eingeführt hat: Wenn jede gebuchte Minute<br />
zählt, sammelt ein mehr oder weniger großer Teil der Mitarbeiterschaft nicht mehr<br />
nur Bonuspunkte an der Tankstelle oder im Kaufhaus, sondern auch Plusminuten<br />
im Betrieb. Folge: Die <strong>Zeitkonten</strong> laufen entgegen ihrer Zweckbestimmung stetig<br />
ins Plus, was weder wirtschaftlich ist noch der betrieblichen Flexibilität zugute<br />
kommt – im Gegenteil: Die so „erwirtschafteten“ „Gleittage“ beeinträchtigen die<br />
Leistungsqualität <strong>und</strong> müssen durch die Kollegen ausgeglichen werden, die dadurch<br />
wiederum selbst „Gleittage“ ansparen, etc.<br />
Kommt-Geht-Zeiterfassung ist zunächst einmal Anwesenheitszeiterfassung. Anwesenheit<br />
<strong>und</strong> Arbeitszeit sind jedoch nicht immer dasselbe – <strong>und</strong> sollen es auch<br />
gar nicht unbedingt sein: Dann nämlich ist es beispielsweise im Büro auch ohne<br />
schlechtes Gewissen möglich, am Arbeitsplatz einmal nicht zu arbeiten, sondern<br />
eine kurze persönliche Auszeit zu nehmen oder privat zu telefonieren oder im Internet<br />
zu surfen – korrekte Aufgabenerledigung selbstverständlich vorausgesetzt.<br />
Umgekehrt wird immer mehr auch an anderen Orten als im Betrieb gearbeitet –<br />
ob beim K<strong>und</strong>en, unterwegs oder zuhause; <strong>und</strong> auch diese Zeiten sollten unaufwändig<br />
im Rahmen der Zeiterfassung berücksichtigt werden können.<br />
Es gibt also gute Gründe, über Alternativen zur sek<strong>und</strong>engenauen Kommt-Geht-<br />
Zeiterfassung nachzudenken. Bei vom Mitarbeiter selbst beeinflussten Arbeitsprozessen<br />
kann sich beispielsweise die viertelst<strong>und</strong>enweise eigenverantwortliche<br />
Aufzeichnung – d.h., durch den Mitarbeiter selbst – lediglich der Abweichungen<br />
der tatsächlichen Tagesarbeitszeitdauer von der jeweiligen anteiligen Vertragsarbeitszeit<br />
mit Hilfe einfacher PC-Erfassungsformulare (etwa auf Excel-Basis) anbieten.<br />
Erfasst werden also ausschließlich Volumina <strong>und</strong> keine Zeitpunkte – <strong>und</strong><br />
die Viertelst<strong>und</strong>e als kleinste Erfassungseinheit fungiert als Unschärfebereich<br />
(<strong>und</strong> nicht etwa als R<strong>und</strong>ungsregel). Schaubild 7 zeigt ein entsprechendes einfaches<br />
Excel-Tool (wie auch andere Tools kostenlos herunterzuladen unter<br />
www.arbeitszeitberatung.de). Privatzeiten im Betrieb berücksichtigt der Mitarbeiter<br />
bei dieser Aufschreibung ebenso wie Pausenzeiten <strong>und</strong> Arbeitszeiten außerhalb<br />
des Betriebs eigenverantwortlich nach „Treu <strong>und</strong> Glauben“. Das hiermit gezeigte<br />
Vertrauen des Arbeitgebers sollte allerdings auch nicht dramatisiert werden: Auch<br />
die Kommt-Geht-Zeiterfassung ermöglicht keine Kontrolle der tatsächlichen Arbeitszeit,<br />
sondern immer nur der Anwesenheitszeiten.<br />
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