ist das erlaubt? pressefreiheit in deutschland. - Politikorange.de
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11 frei?* / W<strong>in</strong>ter 2007 <strong>in</strong>land<br />
RUSSLANDDEUTSCHE ALS ,,LANDPLAGE“<br />
E<strong>in</strong> Fall für die Freiwillige Selbstkontrolle <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Presserats. Von Hannah Laubenthal<br />
E<br />
<strong>in</strong>e <strong>de</strong>taillierte Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong><br />
und H<strong>in</strong>tergrün<strong>de</strong> e<strong>in</strong>es Suizids. Darf<br />
man <strong>das</strong> drucken? Russland<strong>de</strong>utsche<br />
als „Landplage“ bezeichnen. Ist <strong>das</strong> nicht volksverhetzend?<br />
E<strong>in</strong>e ausführliche, illustrierte und<br />
ausschließlich positive Berichterstattung über e<strong>in</strong><br />
neues Regionalprodukt auf <strong>de</strong>r Titelseite e<strong>in</strong>er<br />
Lokalzeitung. Ist <strong>das</strong> legitim?<br />
Fälle wie diese passieren täglich <strong>in</strong> Zeitungen<br />
und Zeitschriften. Sie fallen me<strong>ist</strong> nicht weiter auf.<br />
Stößt man <strong>de</strong>nnoch e<strong>in</strong>mal auf e<strong>in</strong>en diskrim<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r nicht sauber recherchierten Artikel,<br />
<strong>ist</strong> Ärger häufig schon vorprogrammiert.<br />
Für <strong>de</strong>n aufmerksamen Leser stellt sich die<br />
Frage: Soll man stillschweigend darüber h<strong>in</strong>wegsehen,<br />
<strong>das</strong>s e<strong>in</strong> publiz<strong>ist</strong>ischer Grundsatz verletzt<br />
wur<strong>de</strong> und damit riskieren, <strong>das</strong>s an<strong>de</strong>re Leser<br />
<strong>in</strong> Unwissenheit über <strong>de</strong>n wahren Sachverhalt<br />
bleiben? O<strong>de</strong>r sollte man <strong>in</strong> Betracht ziehen,<br />
sich auf irgen<strong>de</strong><strong>in</strong>e Weise über <strong>de</strong>n Artikel beim<br />
Deutschen Presserat beschweren?<br />
Über die genauen Möglichkeiten dieser Institution<br />
herrscht häufig Unklarheit. Kann sich dort je<strong>de</strong>r<br />
beschweren? Wer sitzt dort überhaupt dr<strong>in</strong>? Welche<br />
Möglichkeiten bestehen nach e<strong>in</strong>er Beschwer<strong>de</strong>?<br />
zusaMMensetzung<br />
Der Presserat setzt sich aus Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />
Deutscher Zeitungsverleger (BDZV),<br />
<strong>de</strong>s Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger<br />
(VDZ), <strong>de</strong>s Deutschen Journal<strong>ist</strong>en-Verbands<br />
(DJV) und <strong>de</strong>r Fachgruppe Journalismus <strong>in</strong> ver.<br />
di zusammen.<br />
zustänDIgkeIten<br />
Der Presserat <strong>ist</strong> primär für Pr<strong>in</strong>tmedien zuständig.<br />
Insofern für ausländische Publikationen e<strong>in</strong>e Redaktion<br />
<strong>in</strong> Deutschland vorhan<strong>de</strong>n <strong>ist</strong>, behan<strong>de</strong>lt<br />
<strong>de</strong>r Presserat auch Beschwer<strong>de</strong>n gegen die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Medien. Für Fernsehen und Rundfunk<br />
besteht ke<strong>in</strong>e Zuständigkeit.<br />
hanDlungsMöglIchkeIten<br />
- H<strong>in</strong>weis: bei e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Verstoß gegen<br />
<strong>de</strong>n Presseko<strong>de</strong>x wird an die entsprechen<strong>de</strong> Redaktion<br />
e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis zum Fehlverhalten gesen<strong>de</strong>t<br />
mit <strong>de</strong>r Bitte, zukünftig e<strong>in</strong>en solchen Fehler zu<br />
vermei<strong>de</strong>n<br />
- Missbilligung: bei e<strong>in</strong>em schwereren Verstoß wird<br />
die Berichterstattung <strong>de</strong>r Redaktion aufs schärfste<br />
missbilligt<br />
- Rüge: bei e<strong>in</strong>em schwerwiegen<strong>de</strong>n Verstoß<br />
als öffentliche Rüge: Rüge muss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r nächsten<br />
Ausgaben abgedruckt wer<strong>de</strong>n<br />
als nicht-öffentliche Rüge: Veröffentlichung <strong>de</strong>r<br />
Rüge wird mit Rücksichtnahme auf <strong>de</strong>n Opferschutz<br />
unterlassen<br />
Sich beim Presserat zu beschweren, <strong>ist</strong> je<strong>de</strong>m<br />
gestattet. E<strong>in</strong>e unterschriebene Beschwer<strong>de</strong><br />
muss zusammen mit <strong>de</strong>m Artikel, gegen <strong>de</strong>n die<br />
Beschwer<strong>de</strong> e<strong>in</strong>gereicht wird, an <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />
Presserat geschickt wer<strong>de</strong>n. Beschwer<strong>de</strong>n können<br />
gegen je<strong>de</strong>n Artikel e<strong>in</strong>gesen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r Verdacht auf e<strong>in</strong>e Verletzung <strong>de</strong>s Presseko<strong>de</strong>x<br />
besteht; auch über journal<strong>ist</strong>isches Fehlverhalten<br />
o<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Datenschutz <strong>in</strong> Redaktionen <strong>ist</strong><br />
e<strong>in</strong>e Beschwer<strong>de</strong> möglich.<br />
Hat man sich e<strong>in</strong> klareres Bild über diese Institution<br />
<strong>de</strong>r freiwilligen Selbstkontrolle geschaffen,<br />
stellt sich die Frage: Wie effektiv <strong>ist</strong> die Arbeit<br />
<strong>de</strong>s Presserats? Bewirken se<strong>in</strong>e Rügen tatsächlich<br />
etwas? Gibt es e<strong>in</strong>en ,,Lerneffekt“ bei <strong>de</strong>n betroffenen<br />
Medien? Fakt <strong>ist</strong>, <strong>das</strong>s 95 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Verlage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er freiwilligen Selbstverpflichtungserklärung<br />
verkün<strong>de</strong>t haben, öffentliche Rügen<br />
<strong>de</strong>s Presserats abzudrucken. Dies geschieht im<br />
Regelfall. Fakt <strong>ist</strong> aber auch, <strong>das</strong>s es Medien<br />
gibt, die die Entscheidungen <strong>de</strong>s Presserats nicht<br />
h<strong>in</strong>nehmen wollen, <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re wenn es sich<br />
um öffentliche Rügen han<strong>de</strong>lt. Obwohl sie sich<br />
diesbezüglich verpflichtet haben. Ist e<strong>in</strong>e Institution<br />
wie <strong>de</strong>r Presserat somit wirklich s<strong>in</strong>nvoll?<br />
Interessant <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ersche<strong>in</strong>t<br />
die Tatsache, <strong>das</strong>s die me<strong>ist</strong>en Beschwer<strong>de</strong>n<br />
erstens von Privatpersonen und zweitens gegen<br />
regionale Tageszeitungen/Lokalzeitungen e<strong>in</strong>gereicht<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
E<strong>in</strong> ermutigen<strong>de</strong>s Zeichen dafür, <strong>das</strong>s zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st<br />
im kle<strong>in</strong>en Bereich unter <strong>de</strong>r Leserschaft noch<br />
Vertrauen <strong>in</strong> die Institution ,,Presserat“ besteht.<br />
Mehr unter<br />
www.presserat.<strong>de</strong><br />
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