Tierleid - Problemhundtherapie in NRW
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Gesundheit<br />
Patient Moritz liegt narkotisiert, mit<br />
rausgestreckter Zunge auf dem OP-<br />
Tisch. Prof. Oechter<strong>in</strong>g und se<strong>in</strong> Team<br />
bereiten alles für den E<strong>in</strong>griff vor. Die<br />
Nase des Mopses wurde vor zwei<br />
Wochen mit e<strong>in</strong>em Laser operiert und<br />
soll nun noch e<strong>in</strong>mal kontrolliert wer-<br />
den. »Die Nase ist <strong>in</strong>nen richtig schön<br />
frei«, sagt der renommierte Veter<strong>in</strong>är -<br />
mediz<strong>in</strong>er, der vor jeder OP mit dem<br />
Fotoapparat Nahaufnahmen se<strong>in</strong>er tierischen<br />
Patienten macht. An dem Tag<br />
werden die Dra<strong>in</strong>agen <strong>in</strong> der Nase des<br />
Mopses entfernt. Dann wird er <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
neues, zweites Leben entlassen. So oder<br />
ähnlich beschreiben die Hunde- oder<br />
Katzenbesitzer die Zeit nach den E<strong>in</strong> -<br />
griffen <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik der Univer -<br />
sität Leipzig. Ihre Tiere seien viel beweglicher<br />
geworden, schnarchen nicht mehr<br />
und seien deshalb auch tagsüber we -<br />
sent lich munterer als zuvor, heißt es <strong>in</strong><br />
E-Mails an den Kl<strong>in</strong>ikdirektor.<br />
68<br />
der absolut-hund report • 2 / 2011<br />
Der Ausdruck „mopsfidel“ stamme aus<br />
e<strong>in</strong>er Zeit, als diese sehr fröhlichen und<br />
menschenliebenden Hunde tatsächlich<br />
noch herumtollen konnten, ohne gleich<br />
<strong>in</strong> Atemnot zu verfallen, erklärt der<br />
Experte. »Ich sage immer: Früher hatten<br />
die Hunde noch e<strong>in</strong>en Beruf, wurden als<br />
„Mopsfidel“ sollte jeder Mops se<strong>in</strong> können – Foto: Thorsten Freyer / pixelio.de<br />
Hüte- oder Jagd hunde gehalten. Seit<br />
Beg<strong>in</strong>n der Rasse zucht <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en vor<br />
etwa hundert Jahren haben die Tiere<br />
nach und nach ihre Aufgabe verloren.<br />
Sie werden auf ihre äußerlichen<br />
Merkmale gezüchtet«, beschreibt Prof.<br />
Oechter<strong>in</strong>g den Trend, der »unkontrollierbare<br />
Auswüchse« verursache. Neben<br />
den Atembeschwerden führe diese<br />
vom Menschen verursachte Entwick -<br />
lung auch zu e<strong>in</strong>er schnellen Überhit -<br />
zung der Tiere, da deren Wär me regu -<br />
lation wegen der kurzen Nasen nicht<br />
mehr funktioniere.<br />
»Es fehlt die Qualitätskontrolle beim<br />
Züchter«, kritisiert der Spezialist, dessen<br />
Patienten aus ganz Deutschland und<br />
auch aus Ländern wie Italien, Öster -<br />
reich, der Schweiz und Polen kommen.<br />
Durchschnittlich fahren die Tierhalter<br />
300 bis 500 Kilometer, um ihren Hund<br />
oder ihre Katze <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik der<br />
Universität Leipzig operieren zu lassen.<br />
Der E<strong>in</strong>griff kostet sie etwa 3500 Euro.<br />
An die 300 kurznasige Patienten wurden<br />
<strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik mit der neuen<br />
Lasermethode operiert. Der Bedarf ist<br />
Oechter<strong>in</strong>g zufolge wesentlich größer.<br />
Wegen der Kosten und des erheblichen<br />
Aufwandes scheuten jedoch viele Tier -<br />
halter diesen Schritt, bei dem überflüssiges<br />
Nasengewebe <strong>in</strong> den oft w<strong>in</strong>zigen<br />
Tiernasen mit Hilfe e<strong>in</strong>es Laser-Endo -<br />
skops verdampft wird.<br />
Nach den E<strong>in</strong>griffen, für die mehrere<br />
modern ausgestattete Operationssäle<br />
zur Verfügung stehen, bleiben die<br />
Patienten noch e<strong>in</strong>e Woche <strong>in</strong> stationärer<br />
Behandlung. Auch Moritz wird bald<br />
die Kl<strong>in</strong>ik verlassen und mit se<strong>in</strong>em<br />
Herrchen wieder <strong>in</strong>s heimatliche Frau -<br />
reuth bei Zwickau zurückkehren. Der<br />
Besitzer hat nun gute Chancen, se<strong>in</strong>en<br />
Mops noch lange an se<strong>in</strong>er Seite zu<br />
haben. Prof. Oechter<strong>in</strong>g will künftig mit<br />
dem renommierten Genetiker Prof. Dr.<br />
Ottmar Diestl aus Hannover enger zu -<br />
sammenarbeiten, um dem Zuchttrend<br />
zur Kurznasigkeit entgegenzuwirken.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs sei unklar, ob gerade bei den<br />
Möpsen noch genügend gesundes Erb -<br />
gut zur Umkehr dieser Entwicklung vorhanden<br />
ist.<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Dr. Gerhard Oechter<strong>in</strong>g<br />
Telefon: +49 341 97-38700<br />
E-Mail: oechter<strong>in</strong>g@vetmed.uni-leipzig.de<br />
www.kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik.uni-leipzig.de<br />
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft<br />
http://idw-onl<strong>in</strong>e.de/de/news402209