Tierleid - Problemhundtherapie in NRW
Tierleid - Problemhundtherapie in NRW
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K<strong>in</strong>desentwicklung und Hunde<br />
Verhaltensauswirkungen auf K<strong>in</strong>der<br />
durch die Anwesenheit e<strong>in</strong>es Hundes<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Klassenzimmer<br />
Kurt Kotrschal und Brita Ortbauer,<br />
Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie, Grünau, und<br />
Institut für Zoologie an der Wiener Universität, Österreich<br />
Aus dem Englischen übersetzt von Antje Henze, www.passion4dogs.de<br />
Kurzbeschreibung<br />
Um die Me<strong>in</strong>ung zu überprüfen, dass<br />
Hunde e<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss auf das<br />
Sozialverhalten von Schulk<strong>in</strong>dern haben,<br />
wurde abwechselnd e<strong>in</strong>er von drei<br />
Hunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Klasse e<strong>in</strong>er Wiener<br />
Grundschule mit 24 K<strong>in</strong>dern im Alter<br />
von 6 – 7 Jahren e<strong>in</strong>gesetzt. Die meisten<br />
der 14 Jungen und 10 Mädchen<br />
stammten aus Immigrantenfamilien der<br />
1. Generation. Mit Zustimmung der<br />
Eltern wurde das Verhalten der K<strong>in</strong>der<br />
für zwei Stunden wöchentlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
offenen Unterrichts-Situation, zunächst<br />
während e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>monatigen Kontroll -<br />
phase <strong>in</strong> Abwesenheit der Hunde,<br />
gefolgt von e<strong>in</strong>er experimentellen Phase<br />
mit e<strong>in</strong>em ähnlichen zeitlichen Umfang<br />
<strong>in</strong> Anwesenheit e<strong>in</strong>es Hundes im Klas -<br />
sen raum auf Videos aufgezeichnet.<br />
Häufigkeit und Dauer aller zu beobachtenden<br />
Verhaltensweisen der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Personen und ihre Wechselwirkungen<br />
wurden auf diese Bänder aufgezeichnet.<br />
Obwohl größere Unterschiede im<br />
Interesse der K<strong>in</strong>der an den Hunden<br />
und <strong>in</strong> ihren Reaktionen festgestellt<br />
wurden, wurde die Gruppe durch den<br />
Rückgang extremer Verhaltensweisen,<br />
wie Aggressionen oder Hyperaktivität,<br />
ausgeglichener <strong>in</strong> ihrem Sozialver hal -<br />
ten, ebenso konnten sich vorher zu -<br />
rück haltende K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>tegrieren. Diese<br />
Auswirkungen wurden bei den Jungen<br />
deutlicher als bei den Mädchen. Trotz<br />
der Tatsache dass die K<strong>in</strong>der beachtliche<br />
Zeit damit verbrachten, den Hund<br />
zu beobachten und Kontakt zu ihm aufzunehmen,<br />
schenkten sie dem Lehrer<br />
größere Aufmerksamkeit. Daraus schlossen<br />
wir, dass die Anwesenheit e<strong>in</strong>es<br />
Hundes im Klassenraum den Zusam -<br />
menhalt der Schüler positiv bee<strong>in</strong>flusst<br />
und e<strong>in</strong>e relativ günstige und e<strong>in</strong>fache<br />
Möglichkeit bietet, die Unterrichts -<br />
bed<strong>in</strong>gungen zu verbessern.<br />
© 2003 International Society for Anthro -<br />
zoology<br />
Schlüsselwörter<br />
Aggression, tiergestützte The rapie,<br />
Verhalten, K<strong>in</strong>des ent wick lung, K<strong>in</strong>der,<br />
Mensch-Tier-Inter aktionen,<br />
Verhalten<br />
Soziales<br />
Historisch gesehen hielten Menschen<br />
Tiere als Gesellschaft oder aus nützlichen<br />
Erwägungen (Wilson 1984;<br />
Rob<strong>in</strong> son 1995a, b; Serpell 1996).<br />
Auffallend <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
ist die Beziehung zwischen Menschen<br />
und Hunden, welche schon seit m<strong>in</strong>destens<br />
30 000 Jahren, möglicherweise<br />
schon seit mehr als 100 000 Jah -<br />
ren andauert (Vilà et al. 1997; Leonard<br />
Vermischtes<br />
Kontaktadresse für Anfragen:<br />
Kurt Kotrschal, Konrad Lorenz<br />
Forschungsstelle für Ethologie, A-4645<br />
Grünau 11, Österreich, Tel. +43 7616-8510<br />
Fax +43 7616-85104, E-Mail:<br />
klf.gruenau@telecom.at<br />
et al. 2002). Unter allen Haustieren<br />
haben Hunde/ Wölfe die längste durchgehende<br />
Beziehung zum Menschen.<br />
Der Hauptgrund hierfür mag e<strong>in</strong>e<br />
ähnliche soziale Veranlagung von<br />
Mensch und Wolf se<strong>in</strong>, welche die<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er starken gegenseitigen<br />
sozialen Beziehung <strong>in</strong>sbesondere<br />
zu Hunden erklärt (Greiffenhagen<br />
1993; Oeser 2001).<br />
Hunde spielen <strong>in</strong> der tiergestützten<br />
Therapie e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. (Rob<strong>in</strong>son<br />
1995a; Ford und Olbricht 1997; Pod -<br />
berscek, Paul und Serpell 2000; Otter -<br />
stedt 2001; Olbrich und Otterstedt<br />
2003). Es hat sich gezeigt, dass K<strong>in</strong>der,<br />
welche <strong>in</strong> Gesellschaft von Hunden aufwuchsen,<br />
sich zu sozial kompetenteren<br />
Erwachsenen entwickelten als andere<br />
K<strong>in</strong>der (Endenburg und Baarda 1995;<br />
Melson 1995). Außerdem wurde von<br />
po si tiven Auswirkungen von Hunden<br />
auf körperlich und geistig Beh<strong>in</strong>derte<br />
berichtet (Ruckert 1987; Redefer und<br />
Goodman 1989), sowohl auf K<strong>in</strong>der (Mel -<br />
son 1995) als auch auf ältere Men schen<br />
(Hart 1995; Beck und Katcher 19996;<br />
Serpell 1996). Neben der För de rung des<br />
subjektiven Wohlbef<strong>in</strong>dens und der<br />
Änderung des Verhaltens, können Tiere<br />
die physiologischen Rah men be d<strong>in</strong> -<br />
gungen für e<strong>in</strong> längeres und ge sun des<br />
Leben bee<strong>in</strong>flussen (Friedmann 1995).<br />
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