Tierleid - Problemhundtherapie in NRW
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Husky waren zertifizierte Therapie-<br />
Hunde. Sie waren sanft und freundlich<br />
zu den K<strong>in</strong>dern, welchen erlaubt wurde,<br />
jederzeit <strong>in</strong> respektvoller Weise Kontakt<br />
zu den Hunden aufzunehmen. Nur wenn<br />
sie auf ihren Decken lagen, wurden die<br />
K<strong>in</strong>der gebeten, sie <strong>in</strong> Ruhe zu lassen.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des Projektes wurden die<br />
K<strong>in</strong>der über die Bedürfnisse der Hunde<br />
aufgeklärt und ihnen gezeigt, wie man<br />
e<strong>in</strong>en Hund versorgt und mit ihnen<br />
umgeht.<br />
Vor Beg<strong>in</strong>n der Beobachtungen waren<br />
die K<strong>in</strong>der während vier Monaten etwa<br />
fünf Stunden täglich fünfmal <strong>in</strong> der<br />
Woche <strong>in</strong> der Klasse zusammen. Dem -<br />
zufolge war bereits e<strong>in</strong> soziales Gleich -<br />
gewicht etabliert, als unser Projekt mit<br />
der e<strong>in</strong>monatigen Kontroll-Phase (ohne<br />
Hund) startete. Dieser folgte e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>monatige<br />
Versuchs-Phase, <strong>in</strong> der täglich<br />
während der gesamten Zeit, welche die<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Klasse verbrachten, e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>zelner Hund anwesend war. Wäh -<br />
rend der zwei Phasen (Kontroll- und<br />
Test-Phase) wurden die K<strong>in</strong>der mit E<strong>in</strong> -<br />
willigung der Eltern dreimal <strong>in</strong> der<br />
Woche für e<strong>in</strong>e Stunde während e<strong>in</strong>er<br />
offenen Unterrichtssituation (die K<strong>in</strong>der<br />
hatten Aufgaben zu lösen, mussten<br />
aber nicht sitzen bleiben) auf Video aufgezeichnet.<br />
Zu diesem Zweck wurde<br />
e<strong>in</strong>e Video-Kamera <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der vorderen<br />
Ecken des Klassenraums fixiert, so<br />
dass sie e<strong>in</strong>en 90° W<strong>in</strong>kel abdeckte<br />
(s. Abb.1). Die K<strong>in</strong>der konnten frei mit<br />
ihren Klassenkameraden, den beiden<br />
Lehrern und dem während der Experi -<br />
men tier-Phase anwesenden Hund um -<br />
gehen.<br />
Die Daten über das Verhalten wurden<br />
auf Videobänder aufgenommen.<br />
Wir setzten zwei unterschiedliche Me -<br />
tho den e<strong>in</strong>: 1) Focal-Sampl<strong>in</strong>g: e<strong>in</strong>zelne<br />
Individuen (Focus<strong>in</strong>dividuen) werden<br />
für e<strong>in</strong>en bestimmten Zeitraum beob-<br />
achtet; zu erfassende Verhaltens para -<br />
meter werden zuvor def<strong>in</strong>iert; und<br />
2) Scan sampl<strong>in</strong>g: Das Verhalten aller<br />
Individuen wurde zu e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Zeitpunkt aufgenommen (Mart<strong>in</strong><br />
and Bateson 1993). Diese beiden Heran -<br />
gehensweisen ergänzten e<strong>in</strong>ander. Das<br />
scan sampl<strong>in</strong>g wurde benutzt, um das<br />
Verhalten der ganzen Klasse zu e<strong>in</strong>em<br />
bestimmten Zeitpunkt zu untersuchen,<br />
währen die Focal-Sampl<strong>in</strong>g-Methode<br />
dazu diente, das Verhalten e<strong>in</strong>er be -<br />
stimmten Person genauer zu betrachten.<br />
Während des Focal-Sampl<strong>in</strong>gs wurden<br />
neun Verhaltens-Kategorien der<br />
K<strong>in</strong>der untere<strong>in</strong>ander und davon zwei<br />
Kategorien von Verhalten zwischen den<br />
K<strong>in</strong>dern und Hunden aufgenommen<br />
(comp. Grammer 1988):<br />
1) Auffälliges Verhalten: E<strong>in</strong>zelne<br />
Indi viduen (FI) laut und auffällig, Lehrer<br />
und andere Individuen nehmen davon<br />
Notiz, treten aber nicht <strong>in</strong> Kontakt;<br />
2) motorisches Spielen: FI <strong>in</strong> beigeordnetem<br />
Kontakt zu e<strong>in</strong>em oder mehreren<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Reichweite oder nicht <strong>in</strong><br />
Reichweite – z. B. spielen sie fangen<br />
oder toben herum, aber ohne deutlich<br />
aggressives Verhalten; 3) milde Aggres -<br />
sion: FI provoziert andere ohne offensichtlichen<br />
Grund – z. B. leichtes Schla -<br />
gen, Schubsen, Treten oder Schreien; 4)<br />
mittlere Aggression: FI moderate, aber<br />
deutlich kämpferisch, oft als Antwort<br />
auf e<strong>in</strong>e Provokation oder aus anderen<br />
Gründen; 5) starke Aggression: ähnlich<br />
wie unter 4), aber FI agiert gewalttätiger<br />
gegen alles <strong>in</strong> Reichweite; 6) eskalierende<br />
Aggression: FI <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ernsthaften<br />
Kampf mit e<strong>in</strong>em oder mehreren<br />
anderen K<strong>in</strong>dern, ähnlich wie 4) und 5),<br />
aber noch gewalttätiger. Gegner s<strong>in</strong>d<br />
alle <strong>in</strong> Reichweite, der Kampf muss<br />
durch jemand anderen unterbrochen<br />
werden; 7) E<strong>in</strong>mischen: FI versucht sich<br />
<strong>in</strong> den Streit anderer e<strong>in</strong>zumischen um<br />
Vermischtes<br />
ihn beizulegen; 8) Kontakt zum Hund: FI<br />
berührt den Hund, liebkost ihn, spielt<br />
oder spricht mit ihm, wenn er <strong>in</strong> Reich -<br />
weite ist; 9) Interesse an dem Hund:<br />
Egal, ob der Hund <strong>in</strong>nerhalb oder au -<br />
ßer halb der Reichweite von FI ist, schaut<br />
FI nach ihm oder fragt den Lehrer über<br />
den Hund aus. Das Verhalten von jedem<br />
K<strong>in</strong>d wurde beobachtet und auf Video-<br />
Band aufgenommen.<br />
Für die Scan-Methode wurden <strong>in</strong>sgesamt<br />
25 Verhaltens-Kategorien defi-<br />
Foto: Fotolia<br />
Das Verhalten der K<strong>in</strong>der während des<br />
Unterrichts wurde <strong>in</strong> 25 Kategorien<br />
def<strong>in</strong>iert, wie z. B. das Besprechen von<br />
Aufgaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe<br />
niert, die praktisch alle beobachtbaren<br />
Verhaltensweisen der K<strong>in</strong>der abdecken<br />
(Grammer 1988). 1) sitzen: beobachtete<br />
E<strong>in</strong>zelperson (SI) sitzt; 2) gehen / stehen:<br />
SI geht oder steht; 3) laufen: SI läuft; 4)<br />
Bewegung: alle Arten von Bewegung<br />
von SI außer gehen und rennen –<br />
2 / 2011 • der absolut-hund report 71