Die historische Scherer-Bünting - Orgelbauverein
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Materialsammlung<br />
<strong>Die</strong> <strong>historische</strong> <strong>Scherer</strong>-<strong>Bünting</strong> Orgel in Mölln – Wege der Rekonstruktion<br />
Symposium 23. – 25. Januar 2009<br />
6. Anmerkungen zur Kirchengeschichte Möllns<br />
<strong>Die</strong> Anfänge<br />
<strong>Die</strong> Kirchengeschichte Möllns beginnt als Geschichte des Bistums Ratzeburg und damit 270 Jahre,<br />
bevor eine Kirche in Mölln erwähnt wird.<br />
Seit 948 gab es ein Bistum Oldenburg, zu dem auch Ratzeburg gehörte. <strong>Die</strong>ses Bistum dürfte aber<br />
nur auf dem Papier bestanden haben und in den Wendenstürmen von 1018 und 1032 untergegangen<br />
sein. <strong>Die</strong> nachfolgende Neuordnung von Norden aus ist unsicher und widersprüchlich überliefert,<br />
sodass genaue Angaben nicht möglich sind.<br />
Eine halbwegs gesicherte Überlieferung beginnt in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, konkret<br />
mit Bischof Evermod (1154-1178). Er war der erste wirkliche Bischof von Ratzeburg; ihm folgten bis<br />
zur Reformation 28 weitere. Der letzte war Christoph von der Schulenburg (1550-1554). Er hat dafür<br />
gesorgt, dass das Territorium des Bistums an Mecklenburg und nicht an Lauenburg fiel.<br />
Der Name Mölln erscheint erstmals 1188. Für das Jahr 1217 gibt es einen Hinweis auf eine<br />
Kirchensynode des Bistums Ratzeburg in Mölln. In der Zeit zwischen 1188 und 1217 muss nicht nur<br />
der Ort (die Stadt) Mölln, sondern auch die erste Kirche in dieser Stadt entstanden sein. Oder fand die<br />
Kirchensynode in Mölln statt, um ein Initial für den Bau einer Kirche zu geben? Wir wissen es nicht<br />
und können deshalb nur über einen Vorgängerbau an der Stelle eines heidnischen Heiligtums<br />
spekulieren. Der Bau der Nicolaikirche kann nicht vor 1220 begonnen haben. Dass von Beginn an ein<br />
großer Kirchenbau geplant war, geht aus baugeschichtlichen Untersuchungen hervor: Man begann an<br />
zwei Enden mit dem Bau und hatte später Probleme, gerade aufeinander zuzukommen. Wenn es<br />
richtig ist, dass die Nicolaikirche als großes Gotteshaus angelegt war, erlaubt dies Rückschlüsse<br />
darauf, dass Mölln von vornherein als Handelsplatz, als Stadt konzipiert wurde. Sicher ist, dass Mölln<br />
nicht aus einem Dorf hervorgegangen ist. 1230 wird Mölln als jüngstes Kirchspiel und eigene Parochie<br />
im Ratzeburger Zehntregister erwähnt. Alt-Mölln gehörte nach diesem Dokument zu Breitenfelde,<br />
während Gültzow und Pinnau Mölln zugeordnet waren.<br />
Da die Geistlichen in der mittelalterlichen Standesgesellschaft als den Adligen gleichberechtigt<br />
angesehen wurden, durften sie auch bei Beurkundungen als Zeugen auftreten und siegeln und<br />
zeichnen. In einer Grundstücksübertragungsurkunde tritt 1238 erstmals ein Pfarrer (Leutpriester) für<br />
Mölln hervor: „Florentinus plebanus de Mulne“. Erst 1290 wird ein weiterer Möllner Geistlicher als<br />
Zeuge in einer Urkunde genannt, über die Kirche als Glaubensgemeinschaft erfahren wir aus<br />
derartigen Urkunden nichts. Deshalb ist die Erforschung mittelalterlicher Frömmigkeit ein wichtiges<br />
Feld für Mediävisten. Mittelalterliche Frömmigkeit ist auch entscheidend für die Kirchengeschichte<br />
Möllns. Sie findet ihren Niederschlag in der Ausgestaltung der Nicolaikirche, in ihren Anbauten, die<br />
z.T. mit der Stiftung von Vikarien verbunden waren. Sie wird aber auch sichtbar in der Geschichte des<br />
Heiligengeiststifts (Convent des Heiligen Geisthauses) seit 1229. Dem Heiligengeisthaus werden<br />
zeitweilig mehr Stiftungen zuteil als der Mutterkirche. Das Heiligengeisthaus ist seit dem 14.<br />
Jahrhundert auch zahlungskräftiger als die Nicolaikirche: Viele Adlige verkaufen Güter und Rechte an<br />
das Stift.<br />
Darüber hinaus entstehen im späten 13. Jahrhundert aufgrund von frommen Stiftungen die St.Georg-,<br />
St.Jürgen-, St.Gertrud-Kapel1e in Mölln.<br />
Tatsache ist: <strong>Die</strong> St.Nicolaikirche, die im 13. und 14. Jahrhundert entstanden ist, darf als das älteste<br />
heute noch bestehende Gebäude der Stadt gelten.<br />
Damit kommt der St.Nicolaikirche nicht nur für die Kirchen-, sondern auch für die Stadtgeschichte eine<br />
besondere Bedeutung zu. In der Kirche wird die Geschichte Möllns dokumentiert, auch und besonders<br />
jene, die keinen Niederschlag in den Akten gefunden hat. <strong>Die</strong> Kunstgegenstände sind Gaben<br />
wohlhabender Bürger oder solche von Berufsgenossenschaften wie jener der Stecknitz-Fahrer. Es ist<br />
ein Glücksfall, dass viele den Bildersturm der Reformationszeit überstanden haben. Mölln war<br />
besonders in lübischer Zeit wohlhabend. <strong>Die</strong> Bürger werden deshalb auch die Kirchenmusik gefördert<br />
haben.<br />
Exkurs zur Orgelgeschichte<br />
Orgeln fanden seit dem 12. Jahrhundert in der Kirchenmusik Verwendung: zunächst Blockorgeln und<br />
Portative, später Positive, d.h. einmanualige Orgeln ohne Pedal mit Flöten- und Prinzipalstimmen. Das<br />
Positiv hat sich bis ins 18. Jahrhundert als Generalbassinstrument gehalten. Eine weitere Kleinorgel<br />
ist das Regal, das über eine Klaviatur über vier Oktaven verfügte.<br />
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