Die historische Scherer-Bünting - Orgelbauverein
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Materialsammlung<br />
<strong>Die</strong> <strong>historische</strong> <strong>Scherer</strong>-<strong>Bünting</strong> Orgel in Mölln – Wege der Rekonstruktion<br />
Symposium 23. – 25. Januar 2009<br />
Klein: Ich möchte ganz kurz einfach noch zwei Fakten beisteuern: Das erste<br />
ist, dass von Stellwagen das Gedackt 8´ ja noch sehr gut erhalten ist, das im<br />
Hauptwerk gestanden hat. Und diesen Gedackt 8´ hat <strong>Bünting</strong> zum sog.<br />
„Kammergedackt“ modifiziert, was dann im Rückpositiv zu stehen kam. Und<br />
die tiefe Oktave – schätze ich mal aus Platzgründen – hat er nicht<br />
abgeschnitten und verschoben sondern – Gott sei Dank – einfach nur<br />
„angelenkt“. Das bedeutet, wir haben in der tiefen Oktave noch die<br />
Stellwagen´sche Originallänge. Das ist schon mal sehr interessant.<br />
Das zweite ist der Umstand, dass belegt ist, dass diese Orgel bis 1803<br />
ungleich schwebend temperiert war. Denn Kühn, der damals, ich erinnere an<br />
die napoleonischen Soldaten, den Auftrag hatte, die Orgel spielbar zu<br />
machen, erhielt zugleich den Auftrag, die Orgel gleichschwebend zu<br />
temperieren. Also diese zwei Fakten erst einmal voraus.<br />
Gast: Also mich haben die Ausführungen sehr beeindruckt. Ich habe zu<br />
Hause - das ist auch so´ne kleine Geschichte, um Ihnen das klar zu machen,<br />
weil dieses Bewerten „was ist schöner“ mitteltönig mit 8 „Reinen“ oder den<br />
„Dreck verteilt“ oder modifiziert mitteltönig oder Werkmeister oder Neithardt.<br />
Ich habe bei mir zu Hause festgestellt, dass sich das Ohr auch gewöhnt, d.h.<br />
ich habe in meiner Hausorgel eine wohltemperierte Stimmung und übe daran<br />
auch Reger. Was natürlich unglaublich beißt, und wer es nicht weiß, was ich<br />
da jeden Tag tue, der kommt rein und ist entsetzt. Ich selber aber merke es<br />
gar nicht mehr so doll. Ich will damit sagen, dass die Toleranz bei jedem<br />
erstens unterschiedlich ist und zweitens glaube ich auch, dass das Ohr in der<br />
Lage ist umzulernen. Also es gibt m.E. kein ideales Temperierungssystem.<br />
Das ist das Problem des Instrumentes „ORGEL“. Aber wir wissen, dass<br />
bestimmte Musik - das haben Sie sehr schön auch erklärt - mit reineren<br />
Terzen rechnet und andere Musik, das ist eben dann sozusagen die<br />
Kehrseite, die sich dann eben mehr der Chromatik zuwendet, eben auch eine<br />
Temperierung benötigt, die sozusagen „den Schmutz verteilt“. Grundsätzlich<br />
wichtig ist, dass auch die Wahrnehmung bei jedem unterschiedlich ist, und<br />
jeder lernfähig ist.<br />
Petersen: Ich möchte dazu noch mal ergänzen: In Hamburg Katharinen, wo<br />
ja zur Zeit eines der größten Orgelprojekte der Nordelbischen Kirche ist, da<br />
hatten wir uns lange mit dieser Stimmungsfrage beschäftigt. Und da sind wir<br />
in Holland gewesen, und die Firma Flentrop hat da etwas sehr schönes<br />
gemacht in Harlem an der Orgel. Da war ein Register „gleichstimmend“<br />
gemacht, und ein anderes Register wurde immer umgestimmt in<br />
verschiedene Stimmungen. Da war zwischendrin dann ´ne Pause, da sind wir<br />
Kaffeetrinken gegangen, kamen wieder und haben dann die nächste<br />
Stimmung gehört. So dass man aber auch wirklich nicht nur die Stimmung<br />
theoretisch beurteilt, sondern einfach auch vom Hören. Und da waren auch<br />
die entsprechenden Organisten mit, die auch musizierten und die wussten,<br />
wie sie mit den Stimmungen musikalisch umgehen. Das war auch ganz<br />
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