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44<br />
<strong>Internet</strong> <strong>World</strong> BUSINESS MENSCHEN & KARRIERE<br />
26. November 2012 24/12<br />
UMFRAGE: BERUFSWAHL<br />
Stimmung schlägt Geld<br />
Studie: Warum sich Jobsuchende für bestimmte Arbeitgeber in der <strong>Internet</strong>-Branche entscheiden – und andere meiden<br />
Für Jobsuchende ist der Markt für Online<br />
Marketing weiterhin sehr attraktiv.<br />
Das hängt vor allem mit den ständigen<br />
Veränderungen und dem Wachstum des<br />
Marktes zusammen – Job- und Karrierechancen<br />
sind demnach vielfältig und zahlreich.<br />
Dazu kommen auch gute Gehaltsmöglichkeiten.„Online-Marketing-Fachleute<br />
mit drei Jahren Berufserfahrung verdienen<br />
wie Oberärzte“, beobachtet Philipp<br />
Westermeyer, der Gründer des Jobportals<br />
Onlinemarketingjobs.de. Senior-Berater<br />
rechnen mit einem Einstiegsgehalt von bis<br />
zu 70.000 Euro, Junior-Account-Manager<br />
gehen von 40.000 bis 45.000 Euro aus. Und<br />
ein Abteilungsleiter schätzt sein Einstiegseinkommen<br />
auf bis zu 100.000 Euro.<br />
Das sind Ergebnisse aus der Umfrage<br />
„Jobs in der Online-Branche 2012“, die das<br />
Jobportal Onlinemarketingjobs.de unter<br />
131 Jobsuchenden im Web-Bereich durchgeführt<br />
hat. Ein weiterer wichtiger Punkt:<br />
Bei der Beurteilung eines Arbeitgebers<br />
werden die weichen Faktoren immer<br />
bedeutender. So gaben 57 Prozent der Befragten<br />
an, dass sie für eine gute Work-<br />
Life-Balance am ehesten ein Gehalt unter<br />
ihren Erwartungen in Kauf nehmen würden.<br />
Der am häufigsten genannte Verzichtgrund<br />
liegt in den guten Aufstiegsmöglichen<br />
(62 Prozent). Weitere Gründe<br />
sind interessante Aufgaben mit 56 Prozent<br />
sowie ein gutes Arbeitsklima mit 55 Prozent.<br />
Welch große Rolle ein angenehmes<br />
Arbeitsklima spielt, wird auch klar, wenn<br />
man Arbeitgeber danach fragt, welche<br />
Faktoren bei der Jobsuche am bedeutendsten<br />
sind. So geben 77 Prozent der Befragten<br />
das Arbeitsklima an, danach folgen<br />
eine gute Work-Life-Balance sowie Weiterbildungsmaßnahmen<br />
durch den Arbeitgeber.<br />
Das Gehalt ist nur für knapp 29<br />
Prozent ein sehr wichtiges Kriterium.<br />
Agenturen haben schweren Stand<br />
Obwohl Arbeitssuchende die <strong>Internet</strong>-<br />
Branche als zukunftsträchtig bewerten,<br />
herrscht nach wie vor ein akuter Arbeitskräftemangel.<br />
Einen Grund dafür sieht<br />
Philipp Westermeyer darin, dass die Attraktivität<br />
der Branche in vielen Kreisen<br />
immer noch nicht angekommen ist: „Viele<br />
denken, Online Marketing ist Google und<br />
Wichtige Faktoren bei der Wahl des Jobs<br />
Bewerber gesucht: Wer jung und motiviert ist, hat im Online Marketing gute Karten<br />
sehen nicht, was sich dahinter alles an<br />
Chancen bei verschiedensten Firmen eröffnet.“<br />
Auf der anderen Seite investieren<br />
<strong>Internet</strong>-Firmen noch zu wenig in das Recruiting.<br />
„Gerade Hochschulmarketing ist<br />
sehr teuer und langwierig, das machen die<br />
wenigsten Firmen aus dem Online Marketing“,<br />
argumentiert Westermeyer. Und für<br />
Arbeitnehmer über vierzig Jahre sei ein<br />
Einstieg ohne Vorkenntnisse nur sehr<br />
schwer möglich, weil vieles sehr technisch<br />
und extrem dynamisch sei.<br />
Unter dem Arbeitskräftemangel leiden<br />
vor allem Agenturen. Hier möchten die<br />
wenigsten der Jobsuchenden arbeiten. Gerade<br />
einmal 14 Prozent der Befragten bevorzugen<br />
als Arbeitgeber eine Agentur. Ob<br />
und wie Agenturen dieses Imageproblem<br />
lösen können, ist für Branchenkenner<br />
schwer einzuschätzen. Denn vieles wird<br />
bereits richtig gut gemacht, auch wenn<br />
zweifellos noch einiges im Argen liegt.<br />
Philipp Westermeyer empfiehlt deshalb<br />
individuelle Lösungen, die speziell auf die<br />
Mitarbeiter zugeschnitten sind.<br />
Gefragt wurde in der Online-Erhebung<br />
auch nach der Art des Jobs, für den sich die<br />
Umfrageteilnehmer bewerben. Von Interesse<br />
hierbei: Fast dreimal so viele Männer<br />
wie Frauen bewerben sich auf einen Job in<br />
Sehr wichtig Wichtig Weniger<br />
wichtig<br />
Gar nicht<br />
wichtig<br />
Gehalt 28,6 % 65,9 % 5,5 % 0,0 %<br />
Gutes Arbeitsklima 77,0 % 23,0 % 0,0 % 0,0 %<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten /<br />
Ausbildung vom Arbeitgeber<br />
38,9 % 47,6 % 13,5 % 0,0 %<br />
Work-Life-Balance 50,0 % 36,5 % 13,5 % 0,0 %<br />
Verbleiben am Heimatort 23,8 % 26,2 % 32,5 % 17,5 %<br />
Kultfaktor des Arbeitgebers<br />
(z. B. bei Google arbeiten)<br />
1,6 % 22,2 % 52,4 % 23,8 %<br />
Weiche Faktoren werden immer wichtiger: Arbeitsklima und Work-Life-Balance spielen die größte Rolle für<br />
Arbeitnehmer bei der Suche nach einem neuen Job<br />
© INTERNET WORLD <strong>Business</strong> 24/12<br />
Quelle: Onlinemarketingjobs.de; n = 126<br />
der Abteilungsleitung. Während sich 30<br />
Prozent der Männer für den Job als Spartenleiter<br />
interessieren, sind es bei den<br />
Frauen nur knapp 13 Prozent. Das weibliche<br />
Geschlecht hingegen bewirbt sich zumeist<br />
als Berater wie Account Manager<br />
oder Projektmanager (33 Prozent).<br />
Aufstiegschancen sind gefragt<br />
Große Unterschiede zwischen Männern<br />
und Frauen finden sich auch bei der Frage,<br />
wofür am ehesten ein Gehalt unter den<br />
eigenen Erwartungen in Kauf genommen<br />
werden würde. 71 Prozent der Frauen<br />
könnten auf Gehalt verzichten, wenn das<br />
Unternehmen dafür gute Aufstiegsmöglichkeiten<br />
bietet. Bei Männern sind es nur<br />
54 Prozent. Sie bevorzugen eine gute<br />
Work-Life-Balance (54 Prozent), interessante<br />
Aufgaben (47 Prozent), die Aussicht<br />
auf Unternehmensanteile (41 Prozent)<br />
und – auch hier sind es bedeutend mehr<br />
Männer als Frauen – einen großen, namhaften<br />
Arbeitgeber (11 Prozent).<br />
Interessant auch die Erfahrungen, die<br />
Praktikanten im Online Marketing gemacht<br />
haben: Die guten und schlechten<br />
Erinnerungen halten sich die Waage. Laut<br />
Umfrage meinen knapp 17 Prozent der<br />
Befragten, dass sie das Gefühl hatten, eine<br />
Foto: Fotolia / Rido<br />
Interview<br />
„Selbst ausbilden?<br />
Hochrelevant!“<br />
Warum wollen Sie in der Online-Branche arbeiten?<br />
Weil sie ein Wachs-<br />
tumsmarkt ist<br />
Weil sie diverse Karriere-<br />
möglichkeiten bietet<br />
Weil der Netzwerkcharakter<br />
so ausgeprägt ist<br />
Weil sie sich<br />
ständig verändert<br />
Weil ich mich für<br />
Technik interessiere<br />
7,4 %<br />
Philipp<br />
Westermeyer<br />
Gründer Online-<br />
marketingjobs.de<br />
• www.online<br />
marketingjobs.de<br />
Agenturen schneiden als potenzielle<br />
Arbeitgeber noch schlechter ab als im<br />
vergangenen Jahr. Woran liegt es, dass<br />
es die Agenturen bisher immer noch<br />
nicht geschafft haben, ihr Image zu<br />
verbessern?<br />
Philipp Westermayer: Ich glaube, das ist<br />
ein Problem, das sich nicht richtig lösen<br />
lässt. Es liegt am Geschäftsmodell<br />
„Agentur“, ob im klassischen oder im<br />
digitalen Marketing. Es ist bei den gegebenen<br />
Margen meist nicht leicht<br />
und nicht attraktiv, viele Ressourcen<br />
in Mitarbeiter zu stecken, die bereits<br />
gut „funktionieren“.<br />
Wie wichtig ist es für Agenturen, Fachkräfte<br />
selbst auszubilden?<br />
Westermayer: Das ist hochrelevant!<br />
Allerdings nur entsprechend den<br />
genauen Bedürfnissen der Agentur,<br />
was sich dann nicht immer mit den<br />
Wünschen des Mitarbeiters deckt.<br />
Die Bedeutung der Work-Life-Balance<br />
nimmt weiter zu. Wie ist diese Entwicklung<br />
zu erklären?<br />
Westermayer: Ich glaube, wenn die<br />
Konjunktur etwas schwächer wird,<br />
wird der Druck sofort größer und damit<br />
der Wunsch nach einer guten<br />
Work-Life-Balance.<br />
normale Arbeitskraft zu ersetzen. 16 Prozent<br />
gaben an, viel gelernt zu haben. Fast<br />
die Hälfte der Befragten hat dagegen gar<br />
kein Praktikum absolviert.<br />
•<br />
SUSANN NAUMANN<br />
13,9 %<br />
17,2 %<br />
28,7 %<br />
32,8 %<br />
Spannende Online-Welt: Mitarbeiter reizen vor allem die ständigen Veränderungen in der Branche<br />
© INTERNET WORLD <strong>Business</strong> 24/12<br />
Quelle: Onlinemarketingjobs.de; n = 126