Inhalt-H.tte 148.qxd - Deutscher Alpenverein Sektion Hildesheim
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Stunden später sind wir wieder im Basislager,<br />
und mir ist nun völlig unverständlich,<br />
wieso ich im Internet immer von<br />
einem C1 auf dem Plateau zwischen Ostund<br />
Westgipfel gelesen habe�<br />
Natürlich schneit es in der Nacht und<br />
anderntags regnet es während unseres<br />
Mammut-Rückwegs nach Rilong immer<br />
wieder� Wir treffen unterwegs auf das<br />
große und komfortabel eingerichtete<br />
Basislager einer französischen Expedition,<br />
die eine neue Route am Siguniang<br />
versucht hat, aber ca� 300 m unter dem<br />
Gipfel wegen Erschöpfung aufgegeben<br />
hat� Nun wollen sie es über den „Normalweg“<br />
versuchen�<br />
Zurück in Rilong, müssen wir uns leider<br />
von Gabi und Ulrich trennen, da Gabi<br />
von so heftigen Zahnschmerzen geplagt<br />
wird, dass wir in ein ca� 40 km entferntes<br />
Krankenhaus gefahren sind� Dort<br />
konnte allerdings auch nur eine Erstbehandlung<br />
vorgenommen werden – das<br />
Krankenhaus selbst ist für uns übrigens<br />
ein Erlebnis der besonderen Art, was<br />
Hygiene und Einrichtung angeht! Der<br />
behandelnde Arzt meint, dass Gabi unbedingt<br />
zurück nach Chengdu müsse,<br />
um sich dort weiter behandeln zu lassen�<br />
Diese Situation stellt natürlich auch ein<br />
logistisches Problem dar� Gabi und<br />
Ulrich werden von einem Mitarbeiter<br />
von Ma in dessen Kleinbus zurückgefahren,<br />
während wir über den Pass zwischen<br />
dem Shuangqiao-Tal und dem<br />
Bipeng-Tal gehen� Der Mitarbeiter, sein<br />
Name ist Chang, wird dann den Bus ans<br />
Ende des Bipeng-Tals fahren, um von<br />
dort aus zu unserem Basislager am Yutu<br />
aufzusteigen� Alles ganz schön kompliziert,<br />
und ohne unsere chinesischen Begleiter<br />
wären wir spätestens jetzt aufgeschmissen!<br />
Der Weg über den 4800 m hohen Pass<br />
ist tief verschneit� Wir bewundern unse-<br />
re Träger, die mit schlechter Ausrüstung<br />
im hüfttiefen Schnee wühlen, während<br />
wir uns in der gemachten Spur hinaufquälen!<br />
Am Pass und im Nebel und<br />
Schneetreiben bauen wir unsere Zelte<br />
auf� Viel Platz ist hier nicht, und die<br />
Nacht wird mal wieder ziemlich unruhig�<br />
Am nächsten Morgen queren wir noch<br />
gut zweieinhalb Stunden bis ins Basislager<br />
in 4850 m Höhe� Nach dem Aufbauen<br />
der Zelte steigen wir noch bis<br />
zum Einstieg hinauf� Der Felspfeiler,<br />
über den der erste Teil des Anstieges<br />
führen soll, sieht ziemlich anspruchsvoll<br />
aus� Leider beginnt es erneut zu<br />
schneien, und so machen wir uns auf<br />
den Rückweg�<br />
Am folgenden Tag müssen wir erst einmal<br />
warten, bis die Sonne die dünne<br />
Schneeschicht auf den Felsen beseitigt<br />
hat� Dann brechen Jan Oliver und ich<br />
auf, um ein paar Seillängen zu erkunden�<br />
Ma wartet derweil auf Chang, der<br />
heute zu uns aufsteigen wird�<br />
Die Kle<strong>tte</strong>rei erweist sich als anspruchsvoll�<br />
Wir schätzen, dass es Stellen im IV�<br />
Grad gibt� Der Fels besteht aus rissdurchzogenem<br />
und plattigem Granit� Mit<br />
den Bergstiefeln ist das schon eine Herausforderung,<br />
zumal in 5000 m Höhe�<br />
Nach vier Seillängen und zweieinhalb<br />
Stunden Kle<strong>tte</strong>rei beginnt es wieder zu<br />
schneien� Entnervt seilen wir zum Einstieg<br />
ab�<br />
Abends diskutieren Jan Oliver und ich,<br />
wie es weitergehen soll� Schließlich entscheiden<br />
wir abzubrechen�<br />
Rückblickend hat uns allen unsere Tour<br />
viel Spaß gemacht, auch wenn wir nicht<br />
alles erreicht haben, was wir uns vorgenommen<br />
ha<strong>tte</strong>n� Dafür durften wir so<br />
viele Eindrücke und Erlebnisse mit nach<br />
Hause nehmen, dass wir sicher sind,<br />
nicht das letzte Mal in China zum Bergsteigen<br />
gewesen zu sein�<br />
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