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Inhalt-H.tte 148.qxd - Deutscher Alpenverein Sektion Hildesheim

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Last des schweren Rucksackes wird zur<br />

Qual� Hier steht der letzte Stützpunkt<br />

vor dem Gipfel� Michail, der Hü<strong>tte</strong>nwirt,<br />

verwaltet seine Container vorbildlich�<br />

Alles ist sauber und wohlgeordnet� Im<br />

Küchencontainer gibt es die Möglichkeit<br />

zu kochen� Noch am gleichen Tag steigen<br />

wir zu den Pastuchowfelsen in 4800<br />

m Höhe auf� „Wir müssen hart arbeiten“,<br />

meint Alexander, „sonst schaffen<br />

wir den Gipfel nicht“� Wie Recht er doch<br />

hat� Nach der Rückkehr zu Priyut 11 verbringen<br />

wir einen Ruhetag, um für den<br />

Gipfeltag ausgeruht zu sein�<br />

Nachts um 3 im Schein der Stirnlampen<br />

nehmen wir den höchsten Gipfel Russlands<br />

und Europas in Angriff� Es ist kalt,<br />

aber das We<strong>tte</strong>r ist gut� Nach russischer<br />

Tradition hat man am Abend zuvor dem<br />

We<strong>tte</strong>rgott und dem heiligen Georg ein<br />

Wodkaopfer dargebracht�<br />

Im Schneckentempo geht es unaufhaltsam<br />

nach oben� Alle gehen ohne Seilsicherung,<br />

die Bedingungen sind gut, nur<br />

wenige Spalten schrecken mit schwarzem<br />

Schlund� Die Aufstiegsspur führt<br />

steil nach oben direkt unter den Ostgipfel�<br />

Nach einer endlos erscheinenden<br />

Traverse nach links gelangt man<br />

schließlich ins Joch zwischen den beiden<br />

Gipfeln auf 5300 m� Alexanders<br />

Taktik scheint aufzugehen� Er will die<br />

Deutschen auf dem Gipfel sehen, das<br />

fordert seine Ehre als erfahrener Bergführer�<br />

Natürlich will man auf den 20 m<br />

höheren Westgipfel, doch von diesem<br />

trennt der steile Gipfelaufschwung�<br />

Endlich geht die Sonne auf und wärmt<br />

die erstarrten Glieder� Irgendwie quälen<br />

sich alle hinauf� Alexander entrollt eine<br />

russische Flagge und schreitet mit wehender<br />

Fahne dem Gipfel entgegen�<br />

Russen und Deutsche fallen sich in 5642<br />

m Höhe, wo 1941 die Reichskriegsflagge<br />

wehte, in die Arme� Das Panorama ist<br />

gewaltig� 2000 m tiefer eine geschlossene<br />

Wolkendecke, aus der gewaltige Gipfel<br />

ragen, allesamt höher als der Mont<br />

Blanc� Euphorie folgt auf die Strapazen�<br />

Noch steht der Abstieg von 1500 Höhenmetern<br />

vor uns� Nach 12 Stunden erreichen<br />

wir erschöpft, aber glücklich Priyut<br />

11�<br />

Ins Tal zurückgekehrt, feiert Alexander<br />

zwei Tage später mit zahlreichen Gästen<br />

aus ganz Russland seinen 50� Geburtstag�<br />

Der Elbrus zeigt seine kalte neblige<br />

Schulter� Soll er doch! Es ist ein ausgelassenes<br />

Fest, man isst stundenlang<br />

und trinkt (wenig), die verlorenen Pfunde<br />

vom Elbrus sind schnell wieder auf<br />

den Rippen� Alle Russen sind auch gute<br />

Sänger, melancholische Lieder über<br />

Berge und Natur werden vorgetragen,<br />

zahlreiche Toasts auf den Jubilar, am<br />

Ende tanzen die Männer nach kaukasischen<br />

Rhythmen�<br />

Wir überreichen Alexander Fotos der <strong>Hildesheim</strong>er<br />

Hü<strong>tte</strong> und des „Zuckerhütl“�<br />

Die Einladung nach <strong>Hildesheim</strong> steht, im<br />

nächsten Jahr wollen die <strong>Hildesheim</strong>er<br />

ihre Hü<strong>tte</strong> zeigen und ihre Berge gemeinsam<br />

mit den neuen Freunden besteigen�<br />

Auch ein Jugendaustausch ist<br />

geplant� Der im nächsten Jahr fertig gestellte<br />

Flughafen in Gelendjik wird die<br />

Anreise verkürzen�<br />

Als Symbol für die Freundschaft zwischen<br />

den Alpinisten aus <strong>Hildesheim</strong><br />

und Gelendjik überreichen wir ein Bergseil,<br />

das russisch-deutsche Seilschaften<br />

sicher durch die Berge dieser Welt bringen<br />

möge�<br />

Nach der Rückkehr nach Gelendjik erwartet<br />

die Gäste aus Deutschland endlich<br />

ein wohlverdientes Bad im 25 Grad<br />

warmen Schwarzen Meer� Gegensätzlicher<br />

können die Kontraste nicht sein,<br />

die wir erleben durften�<br />

Bernhard Kaiser<br />

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