06.01.2013 Aufrufe

Wladimir Kaminer Ich bin kein Berliner

Wladimir Kaminer Ich bin kein Berliner

Wladimir Kaminer Ich bin kein Berliner

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

tadschikischen Teestube in Mitte. Anfang April rief mich die<br />

verantwortliche Redakteurin an. »Warst du schon auf der<br />

Galopprennbahn in Hoppegarten?«, fragte sie. »Die neue<br />

Rennsaison hat begonnen. Am kommenden Wochenende wird<br />

dort der große Preis von Dahlwitz vergeben.«<br />

Von dieser Rennbahn hatten mir meine Freunde Traute und<br />

Peter König bereits viel erzählt. Sie interessierten sich schon seit<br />

zwei Jahrzehnten für Pferderennen und hatten schon mehrere<br />

Bücher über Pferde und ihre Jockeys geschrieben. Sogar ein<br />

Computerprogramm hatten sie entworfen, mit dem man jedes<br />

Rennen voraussagen konnte. Jahr für Jahr hatten sie dafür<br />

Informationen von allen Rennbahnen Deutschlands gesammelt<br />

und damit ihren Familien-Computer gefüttert, der diese<br />

Informationen auswerten und ihnen todsichere Tipps geben<br />

sollte. Doch als sie kurz davor standen, steinreich zu werden,<br />

kam die Wende und mit ihr hunderte neuer Pferde und Jockeys<br />

aus dem Osten, die das Computerprogramm völlig<br />

durcheinanderbrachten. Trotzdem blieb die Familie König ihrem<br />

Hobby treu und verpasste <strong>kein</strong> Rennen.<br />

»Am Sonntag wird in Hoppegarten ein nationales<br />

Listenrennen stattfinden, was immer das auch ist«, meinte meine<br />

Redakteurin Ulrike. »Eine Drehgenehmigung haben wir bereits,<br />

es wird bestimmt lustig.«<br />

Am Sonntagvormittag fuhren wir los.<br />

Bevor das Rennen begann, wurden die Pferde und die Jockeys<br />

vorgeführt, damit das Publikum sie aus der Nähe beurteilen<br />

konnte.<br />

»Wunderbar«, sagte Ulrike, »hier können wir die erste<br />

Einstellung drehen.«<br />

Unser Kameramann baute die Kamera auf, guckte hinein und<br />

stellte fest, dass sie in die falsche Richtung zielte – man sah von<br />

den Pferden nur die Hinterteile.<br />

127

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!