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mit meine ich insbesondere die Polizeiorgane, mit denen wir eng kooperieren. SKR: Wie unterscheidet sich der Winterdienst in einer eher tiefer gelegenen Region wie der Nordwestschweiz vom Dienst in bergigen Gebieten? R. P.: In den Bergen ist der Winter generell länger und intensiver. Daraus resultiert wohl eine etwas grössere Routine, sowohl des Winterdienstes als auch der Bevölkerung. Bei uns sind zwar die Schneemengen deutlich tiefer, ein verspätetes Aufgebot des Winterdienstpersonals, zieht aufgrund des grossen Verkehrsaufkommens schwerwiegendere Folgen nach sich. Wenn wir nicht rechtzeitig ausrücken, gibt es sehr schnell ein Verkehrschaos. SKR: Im Geschäftsbericht der NSNW ist von gesteigerter Effi zienz und optimierter Ressourcennutzung im Bereich Winterdienst die Rede. Wie wurde dies erreicht? R. P.: Zwei Punkte haben zu dieser Aussage geführt. Erstens haben wir mit der Gründung der NSNW die Streckenplanung, die Zuständigkeiten überdacht und neu zugeteilt. Die Folge war eine verbesserte Lastverteilung. Zweitens konnten wir durch punktuelle Erneuerung der Gerätschaften unsere Schlagkräftigkeit steigern und konnten dadurch externe Unterstützungen deutlich reduzieren. SKR: Sie haben schon mehrmals auf die Verfügbarkeit als eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale Ihrer Arbeit hingewiesen. Dies bedingt eine hohe Bereitschaft und stellt eine Belastung für die Mitarbeiter dar. Wie gehen sie damit um? R. P.: In einem strengen Winter kann diese Belastung tatsächlich sehr hoch sein. Organisatorisch haben wir den Winterdienst mit einem Bereitschaftsplan geregelt. Darauf ist ersichtlich, welche Gruppen wann Bereitschaft haben. Eine solche Bereitschaft dauert jeweils von Freitag bis Freitag. Während dieser Woche muss die Gruppe jederzeit ausrücken können. Zur Belastung wird es, wenn der Schneefall über längere Zeit nicht aufhört, wenn also in Ablösungen Einsätze gefahren werden müssen. SKR: Wie planen und entscheiden Sie die Einsätze? R. P.: Uns steht eine Palette an Hilfsmitteln zur Verfügung. Da ist das Glatteis-Frühwarnsystem, welches über Sensoren in der Fahrbahn verschiedene Werte wie zum Beisiel Bodentemperatur, Luftfeuchtigkeit und Salzrestmenge erhebt und direkt an den Laptop des Einsatzleiters übermittelt. Daneben können wir auf die Polizeipatrouillen zurückgreifen. Diese nehmen vor Ort einen Augenschein und halten uns darüber auf dem Laufenden. Oder wir nutzen das dichte Netz der Überwachungskameras um die Lage beurteilen zu können. Drittens muss das Wetter genau beobachtet werden, hier spielt Erfahrung eine grosse Rolle. Zusätzlich liefert uns MeteoSchweiz bei sich ankündigenden Extremwetterlagen entsprechende Daten. Unter Einbezug all dieser Angaben trifft der Einsatzleiter schliesslich den Entscheid, welcher Einsatz in welchem Ausmass gefahren wird. 120 SKR 4/10 WERKHOF Winterdienst «Erfahrung ist für diese Arbeit eine absolute Grundvoraussetzung» SKR: Bei diesem Einsatzleiter liegt folglich eine grosse Verantwortung und dieser muss über ein grosses Erfahrungswissen verfügen. R. P.: Erfahrung ist für diese Arbeit eine absolute Grundvoraussetzung. Wer die Gegend und die Anlage nicht kennt, hat keine grossen Aussichten erfolgreiche Entscheidungen zu treffen. Die Funktion des Einsatzleiters wird durch Gruppenführer wahrgenommen. Diese sind in der Regel schon lange dabei und können auch eine Erfahrung als Chauffeur vorweisen. Es bedingt auch einer gewissen Sensibilität, im richtigen Masse zu reagieren. Es geht nicht darum, möglichst viel Salz zu streuen, zumal dies der Umwelt nicht zuträglich ist. Daher gilt der Grundsatz «soviel wie nötig, so wenig wie möglich». Die Einsatzleiter müssen in hektischen Zeiten einen kühlen Kopf bewahren. SKR: Dieses Wissen ist stark personenabhängig. Was unternehmen Sie damit es nicht verloren geht? R. P.: Wir pfl egen eine Kultur des Austausches. Jeweils nach der Winterdienstperiode fi ndet eine Auswertung statt. Dort blickt man zurück und zieht entsprechende Lehren. Dazu kommt der jährliche Winterdienst-Instruktionstag im Herbst. Alle Mitarbeiter nehmen daran teil. Neben Fahrübungen und Geräteinstruktionen gibt es beispielsweise Theoriekurse über Veränderungen in der Verkehrsführung oder Anpassungen von Richtlinien oder gesetzlichen Vorschriften. Zudem werden die Einsatzleiter periodisch durch Experten von Meteo Schweiz im Bereich Wetterbeobachtung geschult. SKR: Gibt es Krisenszenarien? R. P.: Es kann mitunter tatsächlich zu schwierigen Situationen kommen. Höchste Alarmbereitschaft besteht wenn zum Beispiel Eisregen gemeldet ist. Dies kann rasch sehr gefährlich werden, weil eine allfällige Glätte für die Verkehrsteilnehmer nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Dementsprechend passen sie auch ihr Fahrverhalten nicht an. Für solche Situationen gibt es die sogenannte «Eisregenaufstellung», was bedeutet, dass unsere Leute an den neuralgischen Punkten Stellung beziehen und dort den Einsatz abwarten. Ist es dann soweit, sind wir sofort vor Ort und können die Fahrbahn auftauen. Es gibt aber auch Situationen wo wir weitgehend machtlos sind. So geschehen Anfangs März 2006, als die ganze Schweiz von Schnee bedeckt war. Selbst in der Stadt Basel lagen bis zu 40cm. Wir fuhren ununterbrochen in Schichten unsere Einsätze, in solchen Extremfällen dauert es dann halt länger bis die Anlage wieder befahrbar ist. Glücklicherweise sind diese Situationen eine grosse Ausnahme. SKR: Im letzten Februar ist es schweizweit zu einer Salzknappheit gekommen. Wie verlief aus Ihrer Sicht der Winter 2009/10? R. P.: Gesamthaft betrachtet hatten wir die Lage unter Kontrolle. Sprich es ist weder zu einer Häufung von Unfällen gekommen noch ist es in heikeln Situationen zu Fehlentscheidungen gekommen. Allerdings war dieser Winter anhaltend, wir mussten viele Einsätze fahren und dementsprechend war der Salzbedarf höher als sonst. Erschwerend dazu gekommen ist, dass die Lage in der gesamten Schweiz ähnlich war. Folglich hatte der Lieferant Mühe alle Anfragen zu bedienen. Das hat dazu geführt, dass wir über Wochen unsere Einsätze mit minimalsten Mengen fahren mussten. Glücklicherweise sind keine extremen Wetterbedingungen aufgetreten, so ist es uns auch mit diesen knappen Streumittelvorräten gelungen, die Anlagen zu enteisen.
Umfassendes Winterdienst-Managementsystem von Dr.-Ing. Thorsten Cypra Winterdienst-Management-System Winterliche Fahrbahnzustände haben einen erheblichen Einfl uss auf die Verkehrssicherheit und den Verkehrsfl uss. Das Geschwindigkeitsniveau sinkt, die Abstände werden grösser und damit sinkt die Verkehrsqualität und die Kapazität. Dies kann sich in einem herabgesetzten Kraftschluss, durch geringere Sichtweiten bei Schneefall bis hin zur Unbefahrbarkeit auswirken. Daraus resultieren erhebliche volkswirtschaftliche Kosten aus winterbedingten Unfällen sowie Zeitverlusten aus reduzierten Fahrgeschwindigkeiten und Verkehrsstauungen. Nach den Begriffsbestimmungen 1 der FGSV ist unter Winterdienst «die Gesamtheit der Massnahmen des Strassenbaulastträgers zur Aufrechterhaltung und zur Erleichterung des Verkehrs sowie zur Verkehrssicherung bei winterlichen Witterungsverhältnissen» zu verstehen. Unbestritten ist das oberste Ziel die Gewährleistung verkehrssicherer Strassen. Daneben ist die Aufrechterhaltung des Verkehrsflusses von hoher Bedeutung. Dies zeigt sich auch darin, dass Mobilität heutzutage ein bedeutender Standortfaktor ist, ein reibungsfreier Verkehr ist eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige Ent- 1 Forschungsgesellschaft für Strassen- und Verkehrswesen Begriffsbestimmungen, Teil: Verkehrsplanung , Strassenentwurf und Strassenbetrieb Köln, 2000 wicklung einer funktionierenden Wirtschaft und Gesellschaft. Hinzu kommt die verstärkte Forderung eines zwar regelgerechten, aber wirtschaftlichen Betreibens der Strassen. Diese Zielvorgaben gelten sowohl für Autobahnen als auch kommunale Strassen. (Abb. 1) Durch eine kompetente Strassenzustands- und Wetterüberwachung sowie durch eine darauf basierende qualifi zierte Auslösung und Steuerung des Winterdiensteinsatzes ist eine optimierte Winterdienstdurchführung mit hoher Qualität zu erreichen. Allerdings erfordern komplexe Entscheidungssituationen, wie sie im Winterdienstmanagement auftreten, unterstützende Systeme, um in Abhängigkeit der jeweils vorliegenden Randbedingungen die optimalen Massnahmen einzusetzen. Eine Besonderheit des Winterdienstes im Rahmen des Strassenbetriebs ist, dass der Winterdienst auf die Wirkungen des Wetters mit rechtzeitig eingeleiteten Winterdienstmassnahmen im Regelfall nur reagieren kann; es besteht nicht die Möglichkeit, wie bei vielen Arbeiten des Sommerdienstes / des Baustellenmanagements, vorbereitend, unter Berücksichtigung angepasster Anforderungen auch meist flexibler agieren zu können. Allerdings sind die Einfl ussfaktoren und die Wechselwirkungen der Faktoren aufeinander, die zu kritischen Situationen führen können, analysefähig und können daher in einem intelligenten Managementsystem so verarbeitet wer- WERKHOF Winterdienst Komplexe Entscheidungssituationen, wie sie zum Beispiel im Winterdienstmanagement auftreten, erfordern unterstützende Systeme, um gefährliche Fahrbahnzustände und Winterereignisse frühzeitig zu erkennen und Winterdienstmassnahmen optimal planen und steuern zu können. Bei BORRMA-web MDSS inside handelt es sich im Bereich des Winterdienstes um ein umfassendes Management-System zur Überwachung des Wetters und Strassenzustandes sowie Steuerung und Protokollierung von Winterdienstmassnahmen. Das Bemerkenswerte bei diesem System besteht insbesondere darin, dass zum einen durch intelligente Verknüpfungen von Wetterinformationen und punktuellen Strassenzustandsdaten und -prognosen von Glättemeldeanlagen (GMA) nicht nur punktuelle, sondern auch kleinräumige, streckenbezogene Strassenzustandsprognosen erstellt werden können. Zum anderen wurde ein Management-System geschaffen, bei dem der Anwender übersichtlich zahlreiche Informationen, d.h. Daten der Glättemeldeanlagen (GMA), visualisierte Strassenzustandsprognosen, Wetterberichte, Ort und Tätigkeit der Einsatzfahrzeuge, Steuerungsdaten von Taumittelsprühanlagen, Erfassung von Einsatzdaten etc. erhält. den, dass detaillierte Prognosen mit hohen Wahrscheinlichkeiten zur Unterstützung der Entscheidungsfindung für effiziente Winterdienstmassnahmen erstellt werden können. BORRMA-web MDSS inside Hier setzt das von Boschung Mecatronic AG entwickelte Management-System «BORRMA-web MDSS inside» an, eine webbasierende Netzwerklösung für das Management von Strassen und Flugbetriebsfl ächen mit zahlreichen Funktionen. «BORRMA» steht dabei für «BOschung Road and Runway MAnagement». Spezielle Prognosen zu den GMA-Daten und Strassenzuständen sowie eine übersichtliche Visualisierung aller wichtigen Informationen unterstützen den Winterdienstverantwortlichen bei der Entscheidungsfi ndung und Steuerung der Winterdiensteinsätze. In der Unterstützung bei der Entscheidungsfindung leitet sich «MDSS inside» (MDSS = Maintenance Decision Support System) im Namen ab. «BORRMA-web MDSS inside» ist zentraler Bestandteil des ganzheitlichen Surface Condition Management (SCM) von Boschung, welches für Gemeinden, Städte, Strassenbauverwaltungen sowie Flughäfen die Möglichkeit bietet, alle stationären und mobilen Systeme zu integrieren und vernetzen, um ihren Sommer- und Winterdienst effi zient zu koordinieren und zu steuern. SKR 4/10 121
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