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© Ali Reza Salehi<br />
LIFESTYLE<br />
Leseherbst im<br />
Diplomatischen Magazin<br />
Im Herbst 2010 lockt die Frankfurter Buchmesse Lektürefreunde wie<strong>der</strong> mit zahlreichen Autoren<br />
und spannendem Lesestoff . Beate Baldow hat sich durch die Neuerscheinungen gekämpft und<br />
einiges Interessantes zusammengestellt. Einige deutsche Erfolgautoren mit neuen Werken wollen<br />
wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen. Gleichzeitig haben wir die Autoren gefragt, was ihre eigenen<br />
Lieblingsbücher sind, die sie den Lesern des Diplomatischen Magazins empfehlen können.<br />
Gastland <strong>der</strong> Buchmesse ist in diesem Jahr Argentinien. Was es an Neuem aus dem süd amerikanischen<br />
Land gibt, auch <strong>hier</strong> erfahren Sie mehr <strong>dazu</strong>:<br />
Constanze<br />
Wilken<br />
Bekannt wurde die<br />
Autorin aus St. Peter-Ording<br />
für ihre<br />
großen Frauenromane.<br />
In ihrem neuen<br />
Werk lässt Constanze<br />
Wilken, die<br />
Kunstgeschichte,<br />
Politologie und Literaturwissenschaften<br />
in Kiel studierte und an <strong>der</strong> University<br />
of Wales in Aberystwyth promovierte, eine<br />
historische Komponente einfl ießen. In „Die<br />
Lautenspielerin“ zeichnet sie das Schicksal<br />
<strong>der</strong> musikalischen Hugenottin Jeanne nach,<br />
welches sich schließlich in <strong>der</strong> Bartholomäusnacht<br />
entscheidet.<br />
Die Lautenspielerin<br />
Goldmann Taschenbuch<br />
608 Seiten, Taschenbuch<br />
Euro 9,95<br />
Ihre Empfehlung<br />
„La Storia“ von Elsa Morante.<br />
Auf <strong>der</strong> Suche nach<br />
einem Roman über den<br />
II. Weltkrieg aus italienischer<br />
Sicht bin ich auf<br />
dieses Werk gestoßen<br />
und war von <strong>der</strong> ersten<br />
Seite an gefangen. Beeindruckend fi nde ich<br />
die Nüchternheit, Detailliertheit und kritische<br />
Genauigkeit ohne Wertung, mit <strong>der</strong> Morante<br />
menschliche Schicksale ergreifend darstellt.<br />
Ein gesellschaftskritisches Werk, dessen<br />
scharfe Analytik menschlicher Abgründe<br />
nichts an Aktualität verloren hat.<br />
Ildikó von Kürthy<br />
Ich will nicht so bleiben<br />
wie ich bin. Warum eine<br />
Frau nicht gleichzeitig 40<br />
und zufrieden sein kann,<br />
erklärt die gelernte Journalistin<br />
in ihrem neuen<br />
Buch „Endlich“. Protagonistin<br />
ist eine Frau in <strong>der</strong> zweiten Pubertät,<br />
die Krähenfüße und Krampfa<strong>der</strong>n bekommt,<br />
statt Pickel und Mitesser, eine Frau<br />
auf dem Weg <strong>der</strong> Selbstverwirklichung, also<br />
auf dem Kriegspfad.<br />
Kürthys Bestseller wurden mehr als sechs<br />
Millionen Mal gekauft und in 21 Sprachen<br />
übersetzt. Ihr Roman „Mondscheintarif“<br />
wurde für das Kino verfi lmt, „Freizeichen“<br />
und „Blaue Wun<strong>der</strong>“ folgen.<br />
Endlich<br />
Rowohlt Verlag Wun<strong>der</strong>lich<br />
256 Seiten, gebunden<br />
Euro 17,95<br />
© Det Kempke<br />
© Jochen Quast<br />
Isolde<br />
Sammer<br />
Sie hat sich dem Krimi<br />
mit Leib und Seele<br />
verschrieben. Die erfolgreicheDrehbuchautorin<br />
von „Tatort“,<br />
„Bella Block“, „Die<br />
Kommissarin“, „Eurocops“,<br />
„Ein Fall für<br />
Zwei“ und „Der Fahn<strong>der</strong>“<br />
sorgt in ihrem<br />
neuen Psychothriller „Die Stille nach dem<br />
Schrei“ für Hochspannung. Ein mysteriöser<br />
Mord und verzwickte Familienverhältnisse<br />
liefern Nervenkitzel für Hobbykriminologen.<br />
Die Stille nach dem Schrei<br />
ro ro ro<br />
400 Seiten, Taschenbuch<br />
Euro 9,95<br />
Ihre Empfehlung<br />
„Die Herrenausstatterin“<br />
von Mariana Leky (Dumont).<br />
Katja verliebt sich<br />
in ihren Zahnarzt, heiratet<br />
ihn und er wird ihr<br />
genommen. Sie igelt sich<br />
ein. Plötzlich sitzt <strong>der</strong><br />
Geist ihres verstorbenen Nachbarn in ihrem<br />
Bad. Er hat noch eine Rechnung mit seiner –<br />
lebenden – Frau off en. Eines Tages kreuzt ein<br />
lebenslustiger Feuerwehrmann auf, um einen<br />
Brand zu löschen, den es nicht gibt. Auch er<br />
bleibt. Er und <strong>der</strong> Tote schaff en es, Katja ins<br />
Leben zurückzuführen.<br />
Eine Geschichte über Einsamkeit und Depression,<br />
anrührend, skurril, lebensklug, todtraurig<br />
und zum Kugeln komisch.<br />
Harald<br />
Martenstein<br />
Der Erfolsgsautor<br />
Harald Martenstein<br />
– ausgezeichnet<br />
mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis,<br />
<strong>der</strong><br />
Corine und dem Curt-Goetz-Ring – besticht<br />
in seinem neuen Roman vor allem<br />
durch genaue Beobachtungsgabe. In „Gefühlte<br />
Nähe“ reiht er am Lebenslauf und<br />
Liebesleben einer Frau unterschiedliche<br />
Männer wie Verhältnisse<br />
auf und beschreibt<br />
so die Spielarten <strong>der</strong> Zuneigungen,<br />
den Wunsch<br />
nach Nähe und Distanz<br />
und die ganze Bandbreite<br />
von Gefühlen.<br />
Gefühlte Nähe<br />
C. Bertelsmann Verlag<br />
224 Seiten, gebunden<br />
Euro 19,99<br />
34 OKTOBER 2010<br />
OKTOBER 2010<br />
35<br />
© C. Bertelsmann<br />
Alexan<strong>der</strong><br />
Osang<br />
Der Träger des Egon-<br />
Erwin-Kisch-Preises<br />
und Theodor-Wolff -<br />
Preises arbeitete als<br />
Chefredakteur für die<br />
Berliner Zeitung und<br />
als Reporter für den<br />
Spiegel in New York,<br />
bevor er als Buchautor<br />
seine Bestimmung fand. Nach seinen<br />
Romanen „Die Nachrichten“, „Lennon ist<br />
tot und dem Porträt – und Reportagenband<br />
„Im nächsten Leben“ erschien nun „Königstorkin<strong>der</strong>“.<br />
Im Mittelpunkt steht <strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />
Ostberliner Beschäftigungsagentur „angestellte“<br />
Andreas, <strong>der</strong>,<br />
um bei einem Schlafprojekt<br />
in <strong>der</strong> Charité<br />
aufgenommen zu werden,<br />
dem zuständigen<br />
Arzt seine Lebensgeschichte<br />
erzählt.<br />
Königstorkin<strong>der</strong><br />
S. Fischer Verlag<br />
336 Seiten, gebunden<br />
Euro 19,95<br />
© Andreas Labes<br />
© Wulf Dorn<br />
Wulf Dorn<br />
Seit seinem 12. Lebensjahr schreibt Wulf<br />
Dorn. Seine mehrfach ausgezeichneten<br />
Kurzgeschichten erschienen in Anthologien<br />
und Zeitschriften. Über 16 Jahre ist <strong>der</strong><br />
Autor in einer Psychiatrie tätig und daher<br />
ist sein neuer Roman „Kalte Stille“, <strong>der</strong>en<br />
Protagonist <strong>der</strong> Psychiater Jan Forstner ist,<br />
erschreckend authentisch. Forstner leidet<br />
seit 23 Jahren unter dem mysteriösen Verschwinden<br />
seines Bru<strong>der</strong>s und dem Unfall<br />
seines Vaters in <strong>der</strong>selben Nacht. Gemeinsam<br />
mit einer Journalistin<br />
kommt er auf die Spur<br />
eines Geheimnisses <strong>der</strong><br />
Klinik seines Heimatortes,<br />
dass ihn auch zurück<br />
in seine eigene Vergangenheit<br />
führt.<br />
Kalte Stille<br />
Heyne Verlag<br />
448 Seiten, gebunden<br />
Euro 16,99<br />
Seine Empfehlung<br />
„Der Ripper“ von Richard Laymon. Laymons<br />
Hommage an Mark Twain gehört seit Jahren<br />
zu meinen Lieblingsbüchern. Eine Art „Tom<br />
Sawyer für Erwachsene“ mit großartigen<br />
Charakteren, abenteuerlichen Schauplätzen<br />
und einer originellen Geschichte. Für mich ist<br />
„Savage“ Laymons mit Abstand bester Roman.<br />
Umso mehr freut mich, dass er nun<br />
endlich wie<strong>der</strong> in Deutschland erschienen<br />
ist. Ein spannendes Abenteuer, das unter die<br />
Haut geht – im wahrsten Sinne des Wortes!<br />
© Albrecht Fuchs<br />
Brigitte Kronauer<br />
Brigitte Kronauer, die unter an<strong>der</strong>em mit<br />
dem Fontane-Preis <strong>der</strong> Stadt Berlin, dem<br />
Heinrich-Böll-Preis, dem Bremer Literatur-Preis,<br />
Joseph-Breitbach-Preis und<br />
dem Büchner-Preis ausgezeichnet wurde,<br />
spricht in ihrem neuesten Buch „Favoriten.<br />
Aufsätze zur Literatur“ von <strong>der</strong> Wertschätzung<br />
ihrer literarischen Lieblinge. Mal süß,<br />
mal <strong>bitte</strong>r o<strong>der</strong> beides zugleich, zeigt sie<br />
ihre Zuneigung zu Gesamtwerken, einzelnen<br />
Büchern o<strong>der</strong> einem Werkabschnitt.<br />
Favoriten. Aufsätze zur Literatur<br />
Klett-Cotta<br />
200 Seiten, gebunden<br />
Euro 19,90<br />
Ihre Empfehlung<br />
„Fischvogel“ von<br />
Beate Rothmaier.<br />
Sommer 1974: Die 14-jährige<br />
Mika sitzt in ihrem<br />
Baumhaus, „Vogelkasten<br />
und Containerkiste“.<br />
Im letzten Bild kauert sie<br />
vor einer schwarzen Rauchsäule: Das von<br />
ihr demontierte Baumhaus verbrennt. Wie<br />
in ihrem bewegenden Debut-Roman „Caspar“<br />
(2006) erwischt Beate Rothmaier ihre<br />
Hauptfi gur in einer Phase, wo <strong>der</strong>en geistigemotionale<br />
Verfassung noch nicht durch<br />
Ideologien und Begriff e pragmatisiert ist<br />
und versetzt dabei uns Leser auf verführerische<br />
Weise zurück in die mentalen Rohzustände<br />
<strong>der</strong> frühen Jugend – in jene Epoche,<br />
in <strong>der</strong> wir ein hilfl os-sinnliches Zwitterwesen<br />
namens „Halbwüchsiger“ sind.