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Lebensqualität - Landentwicklung - Steiermark

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4/2011<br />

Wohl­befinden­–­sozialer­Status­­–­Berufs­chancen­…


IMPressuM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Landentwicklung</strong> steiermark<br />

8010 Graz, Hans-sachs-Gasse 5/3. stock<br />

www.landentwicklung.com<br />

redaktion:<br />

Johanna reinbrecht (Projektleitung)<br />

<strong>Landentwicklung</strong> steiermark<br />

8010 Graz, Hans-sachs-Gasse 5/3. stock<br />

johanna.reinbrecht@landentwicklung.com<br />

Tel.: 0316 / 82 48 46 – 12<br />

Johann Fink<br />

Amt der steiermärkischen Landesregierung<br />

Büro Landesrat Johann seitinger<br />

8010 Graz, Herrengasse 16<br />

johann.fink@stmk.gv.at<br />

Tel.: 0316 / 877-2350<br />

Dipl.-Ing in . Anita Mogg<br />

Amt der steiermärkischen Landesregierung<br />

FA 10A – Agrarrecht und Ländliche entwicklung<br />

8052 Graz, Krottendorfer straße 94<br />

anita.mogg@stmk.gv.at<br />

Tel: 0316 / 877-6932<br />

Dipl.-Ing in . Gudrun Walter<br />

Amt der steiermärkischen Landesregierung<br />

Fachabteilung 19D, Abfall- und stoffflusswirtschaft<br />

8010 Graz, Bürgergasse 5a<br />

gudrun.walter@stmk.gv.at<br />

Tel: 0316 / 877-4267<br />

Gestaltung:<br />

www.kerstein.at<br />

Fotos:<br />

Armin spök<br />

BIG sHOT – Christian Jungwirth<br />

Begsteiger (www.foto-begsteiger.com)<br />

Bergmann Kreiner<br />

Büro Landesrat seitinger<br />

Fachabteilung 19D – Abfall- und stoffflusswirtschaft<br />

Fachabteilung 10B – Landwirtschaftliches Versuchszentrum<br />

Fachabteilung 10C – Forstwesen (Forstdirektion)<br />

Fachschule Haidegg<br />

Foto Melbinger<br />

<strong>Landentwicklung</strong> steiermark<br />

Harry schiffer<br />

Netzwerk Land<br />

sandra Höbel<br />

sandvik<br />

sissi Furgler<br />

Waltraud Froihofer<br />

www.vulkanland.at<br />

Druck:<br />

Medienfabrik Graz<br />

8020 Graz, Dreihackengasse 20<br />

Tel. 03 16/80 95-0<br />

www.mfg.at


Notizen<br />

<strong>Lebensqualität</strong><br />

Mit dem Begriff <strong>Lebensqualität</strong> werden<br />

üblicherweise die Faktoren bezeichnet,<br />

die die Lebensbedingungen in einer<br />

Gesellschaft beziehungsweise für deren<br />

Individuen ausmachen. Im allgemeinen<br />

Sprachgebrauch wird mit Qualität des<br />

Lebens vorwiegend der Grad des<br />

Wohl befindens eines Menschen oder<br />

einer Gruppe von Menschen beschrieben.<br />

Ein Faktor ist der materielle<br />

Wohlstand, daneben gibt es aber eine<br />

Reihe weiterer Faktoren wie Bildung,<br />

Berufs chancen, sozialer Status,<br />

Gesundheit, Natur und andere.<br />

Demokratie und<br />

<strong>Lebensqualität</strong><br />

In föderalen und direktdemokratisch<br />

organisierten Gemeinwesen lässt es<br />

sich besser leben. Dies ergab eine<br />

Befragung von 6000 Schweizern. Die<br />

damit verbundene erhöhte Autonomie und<br />

Partizipation der Bürger steigert<br />

deren <strong>Lebensqualität</strong> beträchtlich.<br />

Interessant dabei ist: Die Möglichkeit<br />

zu partizipieren, der Prozessnutzen,<br />

ist für die <strong>Lebensqualität</strong> noch<br />

wichtiger als das Ergebnis des<br />

politischen Prozesses selbst. Zudem<br />

orientieren sich die Maßnahmen der<br />

Politiker aufgrund besserer Kontrolle<br />

und Verantwortlichkeit stärker an den<br />

Präferenzen der Bürger, was auch<br />

lebensqualitätserhöhend wirkt.<br />

www.wikipedia.at<br />

Technische Hilfe<br />

Mit den Mitteln der sogenannten<br />

„Technischen Hilfe“ sichert die<br />

programmverantwortliche Stelle<br />

des Landes, in diesem Fall die<br />

Fachabteilung 10A – Agrarrecht<br />

und ländliche Entwicklung, die<br />

effiziente, wirksame und ordnungsgemäße<br />

Durchführung und<br />

Umsetzung des Programms zur Entwicklung<br />

des ländlichen Raums.<br />

Nachhaltige Entwicklung<br />

| 1 |<br />

Entwicklung zukunftsfähig zu machen<br />

heißt, dass die gegenwärtige Generation<br />

ihre Bedürfnisse befriedigt,<br />

ohne die Fähigkeit der zukünftigen<br />

Generation zu gefährden, ihre eigenen<br />

Bedürfnisse befriedigen zu können,<br />

so steht es zumindest im Brundlandt-Report<br />

(1987).<br />

Die drei Säulen jeder nachhaltigen<br />

Entwicklung sind daher folgerichtig<br />

die Ökonomie, die Ökologie sowie die<br />

soziale Sicherheit. Ausdrücklich beinhaltet<br />

nachhaltige Entwicklung immer<br />

auch die Zielsetzung entwicklungspolitischer<br />

Gerechtigkeit.<br />

Ident-Nr. A-10233<br />

www.druckmedien.at


<strong>Lebensqualität</strong> …<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Johann Seitinger<br />

Landesrat für Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft<br />

und Abfallwirtschaft, Wohnbau und Nachhaltigkeit<br />

<strong>Steiermark</strong> –<br />

Land der Lebensfreude<br />

| 2 |<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist ein gutes Land. Und es geht uns<br />

sehr gut in diesem Land. Die <strong>Steiermark</strong> ist ein<br />

Land der Vielfalt, der Lebensfreude, des Genusses,<br />

ist ein Land, in dem wir uns sicher fühlen können,<br />

ein Land, in dem uns viele Möglichkeiten offen<br />

stehen, ein Land innovativer Köpfe und Unternehmer,<br />

ein Land großer Persönlichkeiten und kostbarer<br />

Traditionen, ein Land, auf das wir zu Recht stolz sein<br />

dürfen …<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Land der kulinarischen Spitzenleistungen.<br />

Unsere Lebensmittel gehören weltweit zu den<br />

besten, den sichersten und geschmackvollsten. Sie werden<br />

von unseren Bäuerinnen und Bauern sozial verträglich, umweltgerecht<br />

und tierschutzgerecht produziert.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Land der Kultur und Tradition. Die<br />

bäuerlichen Familienbetriebe sind auch die Garanten für<br />

unseren Lebensraum, unsere einzigartige Kulturlandschaft<br />

und wichtige Träger der kulturellen Identität, der Grundlage<br />

unserer Lebensfreude.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Wasserland. Unser wichtigstes<br />

Lebensmittel, das Wasser, ist ein öffentliches Gut, das allen<br />

sauber und leistbar zur Verfügung steht.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Wohlfühlland. Ökologisches und<br />

energieeffizientes Bauen stehen bei uns im Mittelpunkt. Bauen<br />

mit Holz bedeutet, mit einer der wertvollsten Ressourcen<br />

der <strong>Steiermark</strong> zu bauen. Holz schafft Behaglichkeit und<br />

Wärme und ist als nachhaltiger Werkstoff universell einsetzbar.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Zukunftsland. Mit der <strong>Landentwicklung</strong><br />

<strong>Steiermark</strong> und der AGENDA 21 gilt es, die Lebensgrundlagen<br />

der Steirerinnen und Steirer zu sichern und<br />

weiter zu entwickeln. Wir legen höchsten Wert auf Nachhaltigkeit<br />

und den verantwortungsvollen Umgang mit wertvollen<br />

Ressourcen.<br />

Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern müssen wir<br />

optimale Lösungen erarbeiten und in die Tat umsetzen, um<br />

eine wirtschaftlich gesunde, schöne <strong>Steiermark</strong> an die uns<br />

nachfolgenden Generationen weitergeben zu können.<br />

Wir leben in einem gesegneten Land. Es geht uns gut, und<br />

so soll es auch bleiben!


Hermann Schützenhöfer<br />

Landeshauptmann-Stv. der <strong>Steiermark</strong><br />

„Verändern heißt<br />

<strong>Lebensqualität</strong> erhalten“<br />

Das vorliegende Heft der <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

beschäftigt sich dieses Mal mit dem Thema<br />

„<strong>Lebensqualität</strong>“ für den einzelnen Bürger im<br />

ländlichen Raum sowie um die Frage, welchen<br />

Kurswechsel es in Zeiten eines Systemwandels<br />

geben muss.<br />

„Es muss sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.“ Dieses<br />

Zitat von Tomasi di Lampedusa möchte ich in diesem Zusammenhang<br />

verwenden: Eine Aufrechterhaltung der bestehenden<br />

<strong>Lebensqualität</strong> bedarf Änderungen und somit auch Reformen.<br />

Wir haben mit der Reformagenda in der <strong>Steiermark</strong><br />

Maßnahmen eingeleitet, die die Ebenen Landespolitik,<br />

Verwaltung, aber auch Gemeinden betreffen.<br />

Ziel dieser Reformen ist es, die <strong>Steiermark</strong> für die Herausforderungen<br />

der nächsten Jahre und Jahrzehnte zu rüsten, um<br />

letztlich jeder Steirerin und jedem Steirer eine entsprechende<br />

<strong>Lebensqualität</strong> zu erhalten oder diese sogar zu steigern. Die<br />

Reform hat darüber hinaus die maßgebliche Aufgabe, den<br />

nachkommenden Generationen weiterhin Chancen zu ermöglichen.<br />

Wir haben in der <strong>Steiermark</strong> in vielen Bereichen eine sehr<br />

hohe <strong>Lebensqualität</strong>, wofür uns viele beneiden. Diese bildet<br />

in ihrer Vielfalt auch die Grundlage für die erfolgreichen touristischen<br />

Aktivitäten der letzten Jahre und die Beliebtheit der<br />

<strong>Steiermark</strong> bei ihren Gästen. Damit dies so bleibt, wie es ist,<br />

ist es unsere Absicht, die steirischen Reformen gemeinsam<br />

umzusetzen.<br />

Mag. Franz Voves<br />

Landeshauptmann der <strong>Steiermark</strong><br />

Die Zukunftsregion <strong>Steiermark</strong><br />

als Lebensmittelpunkt<br />

| 3 |<br />

Mit dem Begriff <strong>Lebensqualität</strong> bringt jede/r<br />

Einzelne ganz unterschiedliche Bereiche des<br />

Lebens, aber auch individuelle Wertvorstellungen<br />

in Verbindung. <strong>Lebensqualität</strong> wird oft in<br />

erster Linie mit unserer Freizeit verknüpft. Im<br />

weiteren Sinn haben viele von uns aber eine<br />

ganze Reihe von „Lebensmittelpunkten“, sowohl greifbare als<br />

auch ideelle Fixpunkte in unserem Alltag, die für uns von besonderer<br />

Bedeutung sind. So spielt gerade vor dem Hintergrund<br />

einer schnelllebigen und globalisierten Welt vor allem<br />

unsere unmittelbare Umgebung, unsere Heimat eine wichtige<br />

Rolle. Als Mittelpunkt unseres beruflichen wie privaten<br />

Lebens können wir hier Erholung finden und Kraft tanken.<br />

Unsere Heimat bietet sicheren Halt und eine feste Verankerung<br />

im Leben, indem sie uns ein Gefühl der sozialen Zugehörigkeit<br />

und eines solidarischen Miteinanders vermittelt.<br />

Daher gilt es, nun gemeinsam geeignete Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, um den ländlichen Raum als attraktiven Lebensraum<br />

zu bewahren. In der <strong>Steiermark</strong> konnte durch den<br />

bereits im Jahr 2006 gestarteten Prozess Regionext ein gutes<br />

Fundament zur Entlastung der Kommunen und Stärkung der<br />

Regionen gelegt werden. Durch Bündelung von Kräften und<br />

das Nutzen von Synergien sind in den letzten Jahren hervorragende<br />

Projekte in der <strong>Steiermark</strong> entstanden. Diese Maßnahmen<br />

sind eine wertvolle Basis für die Erreichung der<br />

Zielsetzungen von Regionext: eine Zukunftsregion <strong>Steiermark</strong>,<br />

in der <strong>Lebensqualität</strong> für die BürgerInnen und Wettbewerbsfähigkeit<br />

nebeneinander Platz finden.<br />

Die SteirerInnen finden somit Heimat in den Regionen, deren<br />

natürliche Schönheit sich in den prächtigsten Farben und Formen<br />

zeigt, in den Bräuchen und Traditionen, die die steirische<br />

Volkskultur zu einem unverwechselbaren Erlebnis machen,<br />

aber auch in einer breiten Palette heimischer Produkte, die<br />

sich nicht nur durch Vielfalt, sondern vor allem auch durch<br />

höchste Qualität auszeichnen.<br />

Daher werde ich als Landeshauptmann auch weiterhin Sorge<br />

dafür tragen, dass die <strong>Steiermark</strong> in ihrer Vielfalt erhalten<br />

bleibt und uns so die <strong>Lebensqualität</strong> sichert, die wir tagtäglich<br />

genießen dürfen und auf die wir stolz sind.


Thema<br />

Inhalt<br />

6 | Immer noch mehr?<br />

Mehr Verantwortung in Wirtschaft<br />

und Gesellschaft<br />

DI Dr. Franz Fischler, Ehrenpräsident<br />

Ökosoziales Forum<br />

14/19 | Blitzlichter<br />

23 | Junge Gedanken:<br />

Fleischlos glücklich<br />

Christine rossegger<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

8 | „Zusammenfinden.Zusammenwachsen“<br />

LA21- Gemeindetag in Bärnbach<br />

10 | Willkommen in der<br />

LA21-Community!<br />

Die ausgezeichneten<br />

LA21 Gemeinden und Kleinregionen<br />

12 | Im Sinne der Freiheit<br />

Interview mit Dr. Auma Obama<br />

15 | <strong>Lebensqualität</strong> – ein Leben in einer<br />

noch intakten Natur<br />

Ing. Kathrin Grillitsch<br />

16 | Stiller Advent im Steirischen<br />

Vulkanland<br />

einzigartiger Advent im grünen Licht<br />

18 | Lebenserfahrungen<br />

zur <strong>Lebensqualität</strong><br />

Dir. A. D. Josef Ertl,<br />

Marktgemeinde Gamlitz<br />

20 | <strong>Lebensqualität</strong><br />

Bürgermeister Josef Birnstingl,<br />

Gemeinde St. Bartholomä<br />

21 | ÖBB: Senior mobil feiert<br />

Ing. Christoph Posch,<br />

ÖBB Holding AG<br />

22 | Geschlechtergerechtigkeit in der<br />

Lokalen Agenda 21<br />

Mehr Frauen in<br />

entscheidungsprozessen<br />

25 | Kloster mit Vorbildwirkung<br />

Interview mit Pater<br />

Thomas Friedmann, OCist<br />

26 | Die <strong>Steiermark</strong> als Lebensort für ältere<br />

Menschen<br />

Interview mit Landesrätin<br />

Mag. a edlinger-Ploder<br />

27 | Schladminger Warenkorb<br />

„Daheim schmeckt`s doch am besten“<br />

28 | Das Klima – ein Indikator<br />

für <strong>Lebensqualität</strong><br />

Interview mit<br />

univ.-Prof. Dr. phil. Lukas H. Meyer<br />

29 | Wissenswertes<br />

Von der Versorgungs(un-)sicherheit<br />

bis zu umweltbewegungen<br />

Ländlliche Entwicklung – Projekte<br />

30 | Kräuter-WIESsen<br />

Basilikum – das Königskraut<br />

im rampenlicht<br />

32 | Salat-Vielfalt<br />

Vitaminstoß oder Geschmacklos?<br />

34 | Fachschule Haidegg<br />

Lern- und Lebensraum<br />

35 | Die Wiederentdeckung<br />

des Grubenkrautes<br />

Bodenständige und köstliche<br />

rarität aus Fischbach<br />

36 | 2011 – Jahr des Waldes<br />

Mehr öffentliche Aufmerksamkeit<br />

für den Wald<br />

38 | Von Chancengleichheit<br />

gibt es keinen Urlaub<br />

Barbara Pia Hartl, Netzwerk Land<br />

40 | Bleibt Österreich in Zukunft eine<br />

gentechnikfreie Insel?<br />

Dr. Armin Spök, IFZ Graz<br />

| 4 |


„Die Marktwirtschaft ist ein von Menschen<br />

gestaltetes System – wir entscheiden letztendlich<br />

über die Zukunft unserer Nahversorgung.“<br />

Nachhaltige Entwicklung<br />

41 | Mit dem Herzen schenken<br />

Wie man jemandem eine<br />

echte Freude bereitet<br />

42 | „Besser statt mehr“<br />

Für einen „nachhaltigen<br />

Konsum“ in Österreich<br />

43 | Mit Vollgas in den Hunger<br />

Mag. Christian Köpf,<br />

Welthaus Diözese Graz-seckau<br />

44 | „Change bag“<br />

eine Weltrekordsfeier und der<br />

Auftakt zur bisher größten stofftaschenaktion<br />

Österreichs<br />

46 | <strong>Steiermark</strong> meets the world<br />

so fern und doch ganz bei sich<br />

48 | Schlusspunkt<br />

Mag.a Sandra Höbel<br />

Die aktuelle Ausgabe, das Ihnen heute<br />

vorliegende Themenheft, widmet sich<br />

dem Schwerpunkt <strong>Lebensqualität</strong>.<br />

Glücklich zu sein ist untrennbar mit gefühlter<br />

höchster <strong>Lebensqualität</strong> verbunden.<br />

„Im Herzen eines Menschen ruht<br />

der Anfang und das Ende aller Dinge“, so<br />

Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi. Nicht<br />

klarer könnten die Verbindungen zwischen<br />

dem Gestalten seines Lebensglücks<br />

wie auch der <strong>Lebensqualität</strong> formuliert<br />

werden. Gerade in der besinnlichen<br />

vorweihnachtlichen Zeit, in der vieles<br />

für das große Familienfest vorbereitet<br />

wird bzw. schon lange geplante Treffen<br />

in den Vordergrund rücken, macht es<br />

Sinn, ein wenig innezuhalten und einen<br />

Blick auf Zusammenhänge und Einflüsse<br />

auf uns selbst zu werfen.<br />

Es ist auch die Zeit, in der vieles neu angeschafft<br />

wird. Beinahe täglich bekommen<br />

wir Informationen, wie gut das<br />

Weihnachtsgeschäft läuft, die Klimaschutzmaßnahmen<br />

nicht greifen oder<br />

aber das Klima sich verändert. Sind wir<br />

als eines der reichsten Länder der Welt<br />

nicht ein wesentlicher Motor all dieser<br />

Veränderungen? Lohnt sich nicht auch<br />

ein Blick auf die Produkte, zu denen wir<br />

greifen, nach welchen ökologischen, aber<br />

auch sozialen Standards sie hergestellt<br />

wurden? Vieles wird heute in asiatischen<br />

Ländern unter nicht zumutbaren Bedingungen<br />

produziert, wir erwerben diese<br />

Produkte und stützen, so könnte man sagen,<br />

diese Arbeitsbedingungen. Mit jedem<br />

Griff zu derart auf den ersten Blick<br />

Christian Gummerer<br />

Geschäftsführer der<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

| 5 |<br />

günstigen und billigen Produkten rationalisieren<br />

wir auch immer ein Stück unseres<br />

eigenen Arbeitsplatzes, unserer<br />

Nahversorgung und unserer Zukunft<br />

weg. Die Kosten des Klimaschutzes sind<br />

heute schon bewertbar und gehen in die<br />

Milliarden Euro, jene des sozialen Raubbaues<br />

unserer globalisierten Wirtschaftswelt,<br />

vergleichbar jener des Kolonialismus,<br />

noch nicht. Jedoch jede / jeder von<br />

uns wirkt an dieser Entwicklung mit. Gerade<br />

durch bewusstes Handeln kann ein<br />

entscheidender Beitrag auch eines kleinen<br />

Landes durch jeden Einzelnen von<br />

uns geleistet werden. Gerne lade ich Sie<br />

ein, im aktuellen Themenheft ein wenig<br />

zu schmökern, wenn Sie Zeit haben, uns<br />

auch eine Rückmeldung zukommen zu<br />

lassen.<br />

Ich darf Ihnen als Leserin, Leser des<br />

Thema:<strong>Steiermark</strong> und Ihrer Familie ein<br />

frohes, besinnliches und erholsames<br />

Weihnachtsfest, verbunden mit einem<br />

guten Start in ein erfolgreiches, mit viel<br />

Gesundheit und höchster <strong>Lebensqualität</strong><br />

ausgestaltetes Jahr 2012 wünschen.<br />

christian.gummerer@landentwicklung.com<br />

www.landentwicklung.com


Thema<br />

Es sind gesellschaftspolitische „Geysire“,<br />

die derzeit als „Occupy Wallstreet“­Bewegung<br />

in den USA oder als „Movimiento<br />

15­M“ in Spanien die westlichen Demokratien<br />

aufrütteln. Die Finanz­ und<br />

Schuldenkrisen lassen aufbrechen, was<br />

bereits seit vielen Jahren brodelt, aber<br />

lange ignoriert worden ist: die Notwendigkeit<br />

eines nachhaltigeren und damit<br />

zukunftsfähigeren Finanz­ und Wirtschaftssystems.<br />

Meinungsumfragen untermauern<br />

diesen Wunsch nach einer<br />

verantwortungsvolleren Marktwirtschaft.<br />

Neun von zehn ÖsterreicherInnen wünschen<br />

sich laut einer Umfrage der Bertelsmann­Stiftung<br />

eine neue Wirtschaftsordnung,<br />

die stärker als bisher die Umwelt<br />

und die Ressourcen schützt und den<br />

sozialen Ausgleich in der Gesellschaft berücksichtigt.<br />

Neuer Maßstab für Wohlstand<br />

ist <strong>Lebensqualität</strong><br />

Ökologische Grenzen, niedrige Wachstumsprognosen,<br />

neue Armut und die<br />

drohende Energie­ und Ressourcenknappheit<br />

rücken Fragen nach Wohlstand<br />

und <strong>Lebensqualität</strong> immer mehr in<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Franz Fischler<br />

Immer noch mehr?<br />

Besser­wäre­eine­verantwortungsvolle­Marktwirtschaft.<br />

Der ländliche Raum ist der potenzielle Verlierer der Globalisierung und<br />

daher besonders stark von einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung<br />

abhängig. Die drängenden Probleme in den Industriestaaten könnten<br />

den längst notwendigen Wandel zu mehr Verantwortung in Wirtschaft und Gesellschaft<br />

beschleunigen, um die Karten für die ländlichen Gebiete neu zu mischen.<br />

Die Ökosoziale Marktwirtschaft ist heute mehr denn je<br />

ein Zukunftsmodell, das den Weg aus der Krise zeigt.<br />

den Mittelpunkt. Das bloß quantitative<br />

Wirtschaftswachstum, das bisher als alleiniges<br />

Fundament des Wohlstands in<br />

den industrialisierten Staaten angesehen<br />

wurde, reicht längst nicht mehr, um das,<br />

worum es wirklich geht, nämlich um<br />

<strong>Lebensqualität</strong>, auch adäquat auszudrücken.<br />

Noch dazu ist es in hochentwickelten<br />

Industriestaaten, und damit auch in<br />

Österreich, nicht möglich, Wachstumsraten<br />

wie in Schwellenländern zu erzielen.<br />

Außerdem ist es nicht gelungen, das<br />

Wachstum vom Ressourcenverbrauch<br />

abzukoppeln. Weltweit werden jährlich<br />

rd. 60 Mrd. Tonnen an Rohstoffen verbraucht,<br />

um 50 % mehr als noch vor 30<br />

Jahren. Ähnlich ist die Situation bei der<br />

Energie. Die Folgen des wachsenden Klimawandels<br />

und unsere Importabhängigkeit<br />

von Rohstoffen zeigen dramatisch<br />

auf, dass der bisherige Weg des „Immernoch­mehr“<br />

nicht zukunftsfähig ist und<br />

| 6 |<br />

wir die Wende von einer Wegwerf­Gesellschaft<br />

zu einer Wirtschaft und Gesellschaft<br />

mit Verantwortung schaffen müssen.<br />

Die Ökosoziale Marktwirtschaft, vor<br />

mehr als 20 Jahren vom damaligen Vizekanzler<br />

Josef Riegler in Österreich eingeführt,<br />

will ein nachhaltiges Gleichgewicht<br />

zwischen den ökologischen, sozialen und<br />

ökonomischen Bedürfnissen von Menschen<br />

und Gesellschaft erreichen. Sie<br />

baut auf einem neuen Wachstumsverständnis<br />

auf, das die <strong>Lebensqualität</strong> der<br />

Menschen in den Mittelpunkt rückt.<br />

Konkret heißt das eine Verbesserung der<br />

Lebensbedingungen wie die Chance auf<br />

Bildung, Arbeit und Freizeit sowie einen<br />

bedarfsgerechten Konsum an Gütern<br />

und Dienstleistungen. Die Ökosoziale<br />

Marktwirtschaft ist heute mehr denn je<br />

ein Zukunftsmodell, das den Weg aus der<br />

Krise zeigt. Denn weiterzumachen wie<br />

bisher ist keine Option.


Veränderungen in allen<br />

Lebensbereichen<br />

Im konkreten Lebensalltag bedeutet<br />

Ökosoziale Marktwirtschaft vor allem die<br />

Einbeziehung von externen Kosten wie<br />

Umweltverschmutzung in die Preisgestaltung.<br />

Die Umsetzung von Kostenwahrheit<br />

und Verursacherprinzip bedarf<br />

der Initiative von Seiten der Politik, um<br />

die notwendigen Rahmenbedingungen<br />

für das neue Wirtschaften zu schaffen,<br />

ebenso wie der individuellen Bereitschaft<br />

der BürgerInnen zur Veränderung des<br />

Lebensstils, z. B. in der Mobilität, beim<br />

praktischen Umweltschutz im Haushalt<br />

oder beim Konsum.<br />

Zukunft der ländlichen Räume<br />

Eindimensionales Wirtschaftswachstum<br />

und die Globalisierung haben in Österreich<br />

und weltweit zu einer massiven Abwanderung<br />

der Bevölkerung vom Land<br />

in die großen Städte und ihr Umland geführt.<br />

Die aktuelle Krise bringt jedoch neben<br />

Jobverlusten auf dem Lande und weiterer<br />

Urbanisierung auch neue Chancen<br />

für die ländlichen Räume. Stichworte dafür<br />

sind: Alternativenergie, die stoffliche<br />

Nutzung von Biomasse und Diversifizierung<br />

von Dienstleistungen. Einige Trends<br />

und mögliche künftige Entwicklungen<br />

möchte ich beispielhaft nennen:<br />

Biobased Economy:<br />

Wenn die Klimaerwärmung bis 2050 nur<br />

annähernd bei zwei Grad Celsius stabilisiert<br />

werden soll, müssen die Treibhausgasemissionen<br />

in diesem Zeitraum in<br />

den Industriestaaten um 80 % gesenkt<br />

werden. Das bedeutet das Ende des Zeitalters<br />

der fossilen Energie. Biomasse gilt<br />

als wichtigster Ersatz für Öl. Künftig nicht<br />

nur als Energieträger, sondern vor allem<br />

auch als Rohstoff für die stoffliche Nutzung<br />

in der chemischen Industrie. Ländliche<br />

Räume liefern diesen wertvollen<br />

Rohstoff, der viel zu schade ist, um nur<br />

verheizt und verspritet zu werden. Wir<br />

Wird mehr Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt,<br />

dann können ländliche Gebiete davon enorm profitieren.<br />

müssen dazu übergehen, Biomasse in<br />

mehreren Stufen zu nützen. Voraussetzung<br />

ist allerdings ein Forschungs­ und<br />

Entwicklungsschub in diesem Bereich.<br />

Studien belegen, dass Umwelt­ und Energietechnik<br />

Zukunftsmärkte sind und dass<br />

Technologievorreiter auf diesem Gebiet<br />

künftig wirtschaftlich die Nase vorne haben<br />

werden.<br />

Die Energiewende:<br />

Die Klima­ und Ressourcenproblematik<br />

wird die Industriestaaten mittelfristig<br />

dazu zwingen, ihre Produktion und den<br />

Konsum auf völlig neue Beine zu stellen.<br />

Die Internationale Energieagentur prognostiziert<br />

ohne Gegensteuerung ein Ansteigen<br />

des Energieverbrauchs bis 2035<br />

um 36 Prozent und ein Ansteigen des Ölpreises<br />

auf bis zu 200 US­Dollar. Wird<br />

mehr Energie aus erneuerbaren Quellen<br />

erzeugt, dann können ländliche Gebiete<br />

davon enorm profitieren, vor allem wenn<br />

es gelingt, die Transport­ und Speicherfrage<br />

besser als bisher zu lösen. Gleichzeitig<br />

werden die Menschen am Land besonders<br />

von den zu erwartenden höheren<br />

Preisen für Treibstoff betroffen sein,<br />

denn ohne eigenes Auto kommt man in<br />

vielen ländlichen Gebieten derzeit kaum<br />

Buchtipp<br />

Mathias Binswanger<br />

Sinnlose Wettbewerbe. Warum wir immer<br />

mehr Unsinn produzieren.<br />

Verlag Herder<br />

Freiburg im Breisgau 2010<br />

240 seiten, gebunden<br />

IsBN: 978-3-451-30348-7<br />

Preis: 20,60 eur inkl. 10 % Mwst.<br />

aus. Bund, Länder und Gemeinden müssen<br />

die schwierige Aufgabe lösen, trotz<br />

Sparzwangs den öffentlichen Verkehr<br />

auszubauen und nach neuen Modellen<br />

für eine sinnvolle Erschließung in den<br />

ländlichen Regionen zu suchen.<br />

Diversifizierung in der<br />

Landwirtschaft:<br />

Die multifunktionale Landwirtschaft ist<br />

derzeit immer noch das Rückgrat vieler<br />

ländlicher Regionen in Österreich. Steigende<br />

Produktionskosten und teilweise<br />

sinkende Profite erschweren aber vielen<br />

Betrieben das Überleben. Durch innovative<br />

Geschäftsmodelle und Diversifizierung<br />

können aus LandwirtInnen ländliche<br />

UnternehmerInnen werden, die in<br />

der Lage sind, ihre Betriebe wirtschaftlich<br />

abzusichern und zusätzliche Jobs am<br />

Land zu schaffen. Dafür sind neue Partnerschaften<br />

der unterschiedlichsten AkteurInnen<br />

am Land notwendig. Interessante<br />

Unternehmensfelder könnten z. B.<br />

die Bereiche Erholung, Naturgenuss, Bildung<br />

sowie soziale Dienstleistungen sein.<br />

Franz Fischler<br />

Zur Person:<br />

• geboren am 23.9.1946 in Absam,<br />

Tirol, verheiratet, vier Kinder<br />

• studium der Landwirtschaft an<br />

der universität für Bodenkultur<br />

Wien, Promotion 1978<br />

• 1989–1994 Bundesminister für<br />

Land- und Forstwirtschaft<br />

• 1995–2004 eu-Kommissar für<br />

Landwirtschaft, ländliche<br />

entwicklung und Fischerei<br />

• seit 1995 ehrenamtlicher Präsident<br />

des Ökosozialen Forums<br />

| 7 |


AGENDA 21<br />

„Die Gemeinden stehen überbordenden<br />

Verantwortlichkeiten und auch stark<br />

stag nierenden bis schrumpfenden Gemeindebudgets<br />

gegenüber. Es bedarf<br />

neuer und moderner Gemeindestrukturen,<br />

um mehr Effizienz und mehr Gestaltungsraum<br />

für die Zukunft zu schaffen“,<br />

so der Obmann der <strong>Landentwicklung</strong><br />

<strong>Steiermark</strong>, Landesrat Johann Seitinger.<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

„Zusammenfinden.<br />

Zusammenwachsen.“<br />

Bürgerbeteiligung für zukunftsfähige Gemeinden.<br />

Unter dem Titel „Zusammenfinden. Zusammenwachsen.“<br />

fand der 12. Steirische Gemeindetag im Volkshaus<br />

Bärnbach statt. Das Interesse der Kommunal- und RegionspolitikerInnen<br />

war enorm, ging es doch um das Thema der<br />

effizienten Gemeinde zusammenarbeit für die Zukunft.<br />

Großes Interesse an Zukunftsthemen beim LA21-Gemeindetag in Bärnbach<br />

Zum 12. Steirischen Gemeindetag kamen<br />

rund 250 Steirerinnen und Steirer, darunter<br />

VertreterInnen aus der Kommunal­<br />

und Regionalpolitik und der Wirtschaft.<br />

Das Thema der kommunalen Gebietsreform<br />

an Hand des Beispiels aus Rheinland­Pfalz,<br />

wo 2010 das erste Landesgesetz<br />

zur Kommunal­ und Verwaltungsreform<br />

auf den Weg gebracht worden ist,<br />

war für viele steirische GemeindevertreterInnen<br />

ein interessanter Ansatz. M.A.<br />

Axel Piesker (Institut für Gesetzesfolgenabschätzung<br />

und Evaluation, Speyer)<br />

erörterte in seinem Referat „Zwischen<br />

sanftem Druck und Zwangsfusion“ auch<br />

die Chancen und Risken einer Gebietsreform<br />

– einerseits könnte mit einer solchen<br />

Reform die Leistungsfähigkeit der<br />

Verwaltung gesteigert werden, allerdings<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

„Zukunftsfähige Gemeinden für<br />

zukunftsfähige regionen.“<br />

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müsse man auch den Verlust der bisherigen<br />

Bürgernähe mit bedenken. Daher<br />

müssen die BürgerInnen der betroffenen<br />

Gemeinden unbedingt in den Entscheidungsprozess<br />

mit eingebunden werden.<br />

Diese Ansicht vertrat auch Mag. Jochen<br />

Pildner­Steinburg, Präsident der Industriellenvereinigung<br />

<strong>Steiermark</strong>, in seinem<br />

Vortrag „Auf der Suche nach der idealen


Die ausgezeichneten LA21-Gemeinden mit dem Obmann<br />

der <strong>Landentwicklung</strong> steiermark, Lr Johann seitinger<br />

Gemeinde“. Neue Strukturen müssten<br />

unter Einbindung von Experten, aber<br />

auch der Bevölkerung gezeichnet werden.<br />

Eine Gemeindereform würde anfangs<br />

eher Geld kosten als sofort Einsparungen<br />

bringen. Die steirischen KommunalvertreterInnen<br />

waren von den Inhalten<br />

positiv überzeugt, da klare Fakten<br />

und Lösungsansätze aufgezeigt wurden.<br />

Auch das Beispiel aus Deutschland öffnete<br />

neue Perspektiven. Zumal weiß man<br />

nun in der <strong>Steiermark</strong>, dass es in anderen<br />

Ländern ebenso „Ecken und Kanten“ im<br />

Reformprozess gegeben hat und dass ein<br />

dauerhafter dialog­ und sachorientierter<br />

Ansatz sowie konkrete Hilfestellungen zu<br />

einem guten Ergebnis führen.<br />

Landesrätin Mag. a Kristina Edlinger­Ploder<br />

thematisierte die Strukturreform vor<br />

allem im Gesundheitsbereich. Nur durch<br />

eine Reform sei eine bedarfsorientierte<br />

und qualitätsvolle Versorgung langfristig<br />

gesichert.<br />

Höhepunkt der Veranstaltung waren sicherlich<br />

die Auszeichnungen der steirischen<br />

LA21­Gemeinden. Insgesamt wurden<br />

5 Gemeinden und eine Kleinregion<br />

in der Lokalen AGENDA­21­Community<br />

aufgenommen: Die Stadt Bärnbach, Gabersdorf,<br />

Hohenbrugg­Weinberg, Johnsbach,<br />

Strallegg und die Kleinregion<br />

Schladming. Aktiv­Bürger und Bürgermeister<br />

präsentierten ihre Projekte und<br />

Leitthemen, die sie im Rahmen der<br />

Lokalen AGENDA 21 initiiert und umgesetzt<br />

haben.<br />

Am Ende der Veranstaltung unterstrich<br />

der Obmann der <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong>,<br />

Landesrat Johann Seitinger, die<br />

Wichtigkeit der Bürgerbeteiligung in den<br />

steirischen Gemeinden und Kleinregionen.<br />

Die MitarbeiterInnen der <strong>Landentwicklung</strong>,<br />

die mit der Lokalen AGENDA<br />

21 in der <strong>Steiermark</strong> betraut ist, treten<br />

auch im Prozess des „Zusammenfindens<br />

und Zusammenwachsens“ als kompetente<br />

Prozessbegleiter in den Gemeinden<br />

und Kleinregionen auf. „Der Blick auf erbrachte<br />

Leistungen ist wichtig, noch<br />

wichtiger sind allerdings die Antworten<br />

für die Zukunft“.<br />

Kontakt<br />

Nähere Informationen zum<br />

steirischen AGeNDA-21-<br />

Gemeindetag sowie zur <strong>Landentwicklung</strong><br />

steiermark<br />

finden sie unter<br />

www.landentwicklung.com<br />

Der LA21-Gemeindetag<br />

aus Sicht eines Aktiv-<br />

Bürgers<br />

Das dominierende Thema „Gemeindezusammenlegungen“<br />

wurde von den Vortragenden<br />

aus verschiedenen sichtweisen<br />

bearbeitet.<br />

Landesrat Johann seitinger ließ keine<br />

Zweifel aufkommen, dass die politische<br />

entscheidung getroffen wurde und die<br />

Politik dieses Vorhaben mit Konsequenz<br />

durchziehen wird.<br />

Die deutschen Beispiele von Axel Piesecker<br />

waren plakativ, jedoch wäre eine<br />

1:1-Übernahme für die steiermark sicher<br />

der falsche Weg – Topografie, Bevölkerungsdichte<br />

usw. Die bei der Zusammenlegung<br />

zu bewältigenden Probleme<br />

wurden leider kaum erwähnt.<br />

Jochen Pildner-steinburg hat in seinem<br />

Vortrag die durch unsere derzeitigen Gemeindestrukturen<br />

bedingten Probleme<br />

schonungslos aufgezeigt und auch klare<br />

Lösungsansätze vorgezeichnet. Zweifel<br />

habe ich nur an der von ihm vorgeschlagenen<br />

Gemeindegröße mit mindestens<br />

20.000 einwohnern – dadurch würden in<br />

unseren ländlichen Gebieten riesengroße<br />

Gemeinden entstehen und in<br />

Folge würde dies zum Verlust von<br />

„Bürgernähe“ führen.<br />

Ing.­Josef­Schuchlenz<br />

Themenbeauftragter der<br />

Marktgemeinde Kirchbach<br />

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Mit ihrem erfrischenden Vortrag über die<br />

festgelegten Gesundheits- und Verwaltungsreformen<br />

hat Landesrätin edlinger-<br />

Ploder die Anwesenden von der Notwendigkeit<br />

dieser Maßnahmen überzeugt<br />

und dafür viel Applaus geerntet.<br />

Die Auszeichnung der LA21-Gemeinden<br />

und Kleinregionen sowie die „Kulinarischen<br />

Begegnungen“ bildeten einen<br />

stimmungsvollen Ausklang dieses<br />

Treffens mit seinen zukunftsweisenden<br />

Themen.


Lokale AGENDA 21<br />

Willkommen<br />

in der LA21-Community!<br />

Die ausgezeichneten Gemeinden und Kleinregionen:<br />

Stadt Bärnbach:<br />

Die Zuzugsstadtgemeinde Bärnbach hat<br />

sich von einer Bergbaugemeinde zu einer<br />

Wohn­ und Kulturoase entwickelt. Aus<br />

der Glashütte entstand eine Kunstwerkstatt,<br />

die vor kurzem von einem Verein<br />

gegründet wurde. Über 50 Projektideen<br />

wurden von den BärnbacherInnen ausgearbeitet,<br />

von denen werden 15 in den<br />

nächsten zwei Jahren umgesetzt. Die Palette<br />

reicht vom gentechnikfreien Bärnbach,<br />

einer Labestation am Jakobsweg,<br />

einer transparenten LA21­Datenbank,<br />

der Aktivierung von Hausgärten, einer<br />

Ferialjobbörse oder der Zeit­ und Hilfsbank<br />

<strong>Steiermark</strong> für ältere BewohnerInnen.<br />

Letztendlich hat sich Bärnbach ein<br />

neues Image aufgebaut – die BürgerInnen<br />

ziehen mit.<br />

Bürgermeister: Max Kienzer<br />

regionalbetreuer: Ing. Hubert Langmann<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Gemeinde Gabersdorf:<br />

Zukunftsfähige Gemeinden agieren partnerschaftlich<br />

und vor allem vorausschauend.<br />

Die LA21­Gemeinde Gabersdorf ist<br />

landwirtschaftlich geprägt und hat sich<br />

in den letzten Jahren durch ihre räumliche<br />

Nähe zu Leibnitz und der optimalen<br />

Anbindung an die A9 zu einem interessanten<br />

Wohngebiet etabliert.<br />

In der Gemeinde Gabersdorf bemüht<br />

man sich um die neu zugezogenen GemeindebürgerInnen<br />

bereits heute durch<br />

gezielte Informationen besonders. In Zukunft<br />

möchte man dies durch eigene<br />

MentorInnen in den KG’s noch verstärken.<br />

Weiters tragen die Aktiv­BürgerInnen<br />

zur Ortsverschönerung bei, dadurch<br />

wird ein Beitrag zur finanziellen Entlastung<br />

in der Gemeinde geleistet und es<br />

entsteht ein Mehr an gemeinsamer Verantwortung<br />

für den Ort. Ebenso sind in<br />

der familienfreundlichen e5­Gemeinde<br />

die SeniorInnen aktiv und treten als<br />

Schülerlotsen auf, wenn die Kinder zu<br />

Fuß in die Schule unterwegs sind. Insgesamt<br />

wurden 22 Projekte mit den BürgerInnen<br />

erarbeitet. Damit ist Gabersdorf<br />

eine besonders aktive und bürgerfreundliche<br />

Gemeinde.<br />

Bürgermeister: Franz Hierzer<br />

regionalbetreuerin: Ing.in Astrid Holler<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

Gemeinde Hohenbrugg-Weinberg:<br />

Aktiv­BürgerInnen setzen Akzente. In der<br />

Gemeinde Hohenbrugg­Weinberg wurden<br />

in den Arbeitsgruppen Tourismus<br />

und Wirtschaft, Umwelt und Kulturlandschaft<br />

und Gesellschaft und Kultur viele<br />

Ideen geboren. Projekte und Initiativen<br />

wie das Weinberglern, Gesundes Leben<br />

in der Gemeinde, Seniorentreff, Landschaftsbild,<br />

Mülltrennung – Müllvermeidung,<br />

Energie, Maria­Theresien­Wanderweg<br />

sind nur durch aktive BürgerInnen,<br />

die für das Zusammenleben in der Gemeinde<br />

stehen, erfolgreich umgesetzt<br />

worden.<br />

BürgerInnen treten als Experten auf – das<br />

beweisen diese zahlreichen umgesetzten<br />

guten Ideen. Dabei kommt es nicht auf<br />

die Größe des Projektes, sondern auf das<br />

Engagement und den Gemeinschaftssinn<br />

der Bürger an.<br />

Bürgermeister: Wilfried Prasch<br />

regionalbetreuerin:<br />

Margreth Kortschak-Huber<br />

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Gemeinde Johnsbach:<br />

In der Gemeinde Johnsbach kommen<br />

Jung und Alt gut miteinander aus. Es ist<br />

ein herzliches Miteinander, das gerade<br />

im Vereinsleben viel bewegt. Um die Nahversorgung<br />

weiterhin zu sichern, wurde<br />

unter Einbindung der Johnsbacher Bevölkerung<br />

das bestehende Kaufhaus mit<br />

dem „Dorfladen“ neu adaptiert und verbessert<br />

– dieser bietet neben dem Normalbedarf<br />

jetzt nicht nur eine breite Palette<br />

an Produkten aus der Region an,<br />

sondern ist auch Treffpunkt für Bevölkerung<br />

und Gäste.<br />

Besonderes Projekt: Dorfladen<br />

Bürgermeister: Mag. Ludwig Wolf<br />

regionalbetreuerin: Gudrun Gruber<br />

Gemeinde Strallegg:<br />

Unter dem Leitsatz „Heimat ist unsere<br />

Energie!“ möchte man in Strallegg bis<br />

2025 energieautark sein. Die Arbeitsgruppe<br />

„Energie“ hat in den ersten Arbeitsgruppentreffen<br />

einen Energiefragebogen<br />

für alle Haushalte erstellt. Die nächsten<br />

Ziele sind keine fossilen Brennstoffe<br />

mehr zu verwenden und den Energieverbrauch<br />

in den Haushalten durch gezielte<br />

Bewusstseinsbildung um bis zu 30 % zu<br />

verringern. Auch kann die schöne Landschaft<br />

von Strallegg bald mit dem E­Bike<br />

erkundet werden. Dieses Thema ist eng<br />

verbunden mit dem Ziel der Arbeitsplatzbeschaffung<br />

und der Ankurbelung des<br />

Tourismus. In einem nächsten Schritt<br />

möchte man sich einer verstärkten Nachbarschaftshilfe,<br />

im Sinne einer Zeittauschbörse,<br />

widmen.<br />

Projektidee: energieautarkie 2025<br />

Bürgermeister: Peter Kern<br />

regionalbetreuerin: Maria Mikulik<br />

Kleinregion Schladming:<br />

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In der Kleinregion Schladming gilt, die<br />

höchstmögliche Wahl­ und Gestaltungsmöglichkeit<br />

für alle Bürger im internationalen<br />

Wettbewerb zu schaffen, die Marke<br />

Schladming zu etablieren. Gute Projekte<br />

mit Schulen sowie mit der regionalen<br />

Kaufmannschaft schaffen Identität.<br />

Seit dem letzten Jahr wurde ein eigenes<br />

Trachtenmode­Label kreiert und prägt<br />

damit den Schladminger Wiedererkennungswert.<br />

Vor allem Junge und Junggebliebene<br />

sollen durch die Verbindung<br />

von Traditionellem und Modernem angesprochen<br />

werden.<br />

7 Gemeinden – 7 Bürgermeister:<br />

Jürgen Winter, schladming<br />

Franz Danklmaier, Aich<br />

Helmut reinbacher, Gössenberg<br />

Gerhard schütter, Haus im ennstal<br />

Johann spielbichler, Pichl-Preunegg<br />

Dir. rainer Angerer, ramsau am Dachstein<br />

DI Hermann Trinker, rohrmoos-untertal<br />

regionalbetreuerin:<br />

Mag. Nina sulzenbacher


Im Dialog<br />

Was wäre aber, wenn wir morgen all diese<br />

Freiheiten hätten? Könnten wir damit<br />

umgehen? Verzichten wir nicht gerne auf<br />

Freiheiten, weil wir die Verantwortung<br />

nicht tragen wollen? Geben wir nicht viele<br />

Freiheiten zum Beispiel im Sinne der<br />

Sicherheit auf?<br />

Die Sehnsucht nach Freiheit ist weltweit.<br />

Spätestens nach der Französischen Revolution<br />

haben Menschen auf der Welt<br />

begonnen, sich dafür einzusetzen:<br />

Martin Luther King, Nelson Mandela,<br />

Mahatma Gandhi, Rosa Luxemburg und<br />

Bärbel Bohley.<br />

Der Wunsch nach Demokratie und einem<br />

selbstbestimmten Leben hat in der jüngsten<br />

Vergangenheit in Europa und im arabischen<br />

Raum große Veränderungen bewirkt,<br />

die Zivilgesellschaft hoch motiviert,<br />

für ihre Rechte zu kämpfen. Freiheit<br />

und Friede liegen nahe beisammen.<br />

Die 14. GLOBArt Academy, die heuer<br />

erstmals in Krems an der Donau stattfand,<br />

bot die Möglichkeit, sich aus den<br />

unterschiedlichsten Perspektiven diesem<br />

Thema zu nähern, um neue Ideen und<br />

Zugänge für den eigenen Lebensraum zu<br />

finden. Zur Eröffnung der „Denkwerkstatt“<br />

thematisierte die Germanistin, Soziologin,<br />

Autorin und Journalistin Dr.<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Interview: Johanna reinbrecht, <strong>Landentwicklung</strong> steiermark<br />

Im Sinne der Freiheit<br />

Auma Obama über vielfältige Kulturen, Identität und die Eroberung der Welt<br />

Wer kennt nicht den Wunsch nach ein bisschen mehr Freiheit? Sei es im Beruf, um seinen<br />

eigenen Rhythmus zu leben, die Art und Weise der Umsetzung zu verwirklichen, im<br />

Alltag, um zu reisen, unabhängig zu sein, sein Leben nach persönlichen Vorstellungen<br />

zu gestalten.<br />

„Leben wie Du willst –<br />

das ist Freiheit!“<br />

Dr. Auma Obama, GlobArt Academy 2011<br />

Auma Obama (Halbschwester des US­<br />

Präsidenten Barack Obama) das Motiv<br />

der Freiheit mit dem Titel „Im Kopf aber<br />

bin ich frei“.<br />

Auma Obama engagiert sich in ihrem<br />

Heimatland Kenia seit Jahren für Kinder<br />

und Jugendliche, die in Slums aufwachsen.<br />

Unter anderem koordiniert sie die<br />

Initiative „Sports for Change“. Dabei wird<br />

das Selbstbewusstsein der jungen Menschen<br />

trainiert: „Im Teamsport müssen<br />

die Jugendlichen für sich und andere aktiv<br />

etwas machen, das heißt, sie sind<br />

wichtig für die Gruppe. Die jungen Menschen<br />

müssen erkennen, dass aus ihnen<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

| 12 |<br />

etwas wird“, sagt Obama in ihrem Vortrag.<br />

Sport erfordert auch Disziplin und<br />

Kommunikationsfähigkeit. Die Kinder<br />

und Jugendlichen lernen mit Niederlagen<br />

und Erfolgen umzugehen: „Wenn man<br />

verliert, heißt das nicht, dass man gefallen<br />

ist. Wir müssen lernen, Jugendlichen<br />

zuzuhören und mit entscheiden zu lassen.<br />

Kinder sind unsere Versicherung,<br />

unsere Ersparnisse für die Zukunft!“<br />

In ihrem Buch „Das Leben kommt immer<br />

dazwischen – Stationen einer Reise“<br />

schreibt Auma Obama über das Leben in<br />

gegensätzlichen Kulturen, das Gefühle<br />

der Entfremdung und Einsamkeit auslöst.<br />

Es ist eine Geschichte über Herkunft,<br />

Familie und den Mut, Ziele zu verfolgen.<br />

Es ist ihre persönliche Geschichte.<br />

Wir haben Dr. Obama bei der GLOBArt<br />

Academy getroffen und sie zum Interview<br />

gebeten:<br />

Gerade in Zeiten der vielen umbrüche,<br />

Krisen und eines Wertewandels wird es<br />

zunehmend schwierig, eine soziale solidarität<br />

vor allem in Ländern des Wohlstandes<br />

zu beseelen. Wo sehen sie in Zukunft<br />

die größten Herausforderungen<br />

und wie gut gehen wir mit der Identitätsfrage<br />

um?<br />

„Ich denke, die Identitätsfrage hat in Europa<br />

sehr viel mit Ängsten und Zwiespälten<br />

zu tun. Die Gesellschaft ist einerseits<br />

durch die Medien, durch unser Reiseverhalten<br />

‚klein‘ geworden und fast überall<br />

auf der Welt gibt es einen H&M oder einen<br />

McDonalds. Wir leben in einer Vielfalt,<br />

die einzigartig ist. Auf der anderen


Seite bringt aber die Angst vor dem Fremden<br />

eine bestimmte Haltung mit sich, wir<br />

glauben, dass unser Gleichgewicht durch<br />

diese Vielfalt bedroht wird. Wir sollten<br />

dennoch die Verschiedenheit, die Fülle<br />

positiv nutzen und uns von der Angst, gewohnte<br />

Positionen bzw. unseren Komfort<br />

zu verlassen, verabschieden. Wenn wir in<br />

einer vielfältigen Welt unsere eigene<br />

Identität entdecken, dann können wir<br />

auch unsere persönliche Freiheit erkennen.“<br />

„Den größten subjektiven Wert misst<br />

man Dingen zu, die relativ knapp sind“,<br />

sagt der amerikanische Politologe<br />

ronald Inglehart. Ist unsere persönliche<br />

Freiheit tatsächlich knapp geworden?<br />

„Freiheit ist nichts Materielles, sondern<br />

das, was im Kopf passiert. Wenn man sich<br />

selbst einschränkt, dann wird die Freiheit<br />

sicherlich knapp. Wenn ich im Kopf frei<br />

bin, kann ich die Welt ‚erobern‘, weil ich<br />

Mut und Ambitionen habe und an mich<br />

glaube. Wichtig ist, was man will, wie<br />

man es will und wie man es erreicht. Nehmen<br />

wir doch unser eigenes Leben in die<br />

Hand und übernehmen wir Verantwortung<br />

uns und anderen gegenüber.“<br />

Dürfen wir abschließend Ihren<br />

persönlichen Lebensleitsatz erfahren?<br />

„Um überhaupt zur persönlichen Freiheit<br />

zu gelangen, muss man sich selbst<br />

treu sein, sich selber schätzen. Wir zweifeln<br />

viel zu viel an uns selbst. Wir sollten<br />

wieder lernen, positiv mit uns selbst umzugehen,<br />

denn man definiert sich über<br />

sein Selbstwertgefühl. Ich kann und darf<br />

an mich glauben!“<br />

Vielen herzlichen Dank an die Organisatorin<br />

der GLOBArt Academy, Prof. Heidemarie<br />

Dobner, die uns das Interview mit<br />

Dr. Auma Obama ermöglicht hat!<br />

GLOBArt<br />

Die GLOBArt Academy ist in den<br />

vergangenen Jahren zu einem internationalen<br />

Treffpunkt von Visionären<br />

und erfolgreichen Praktikern aus<br />

Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst<br />

geworden und begleitet Menschen im<br />

gesellschaftlichen Wandel.<br />

Nähere Informationen unter:<br />

www.globart.at<br />

Vor Ort für Sie da!<br />

Gudrun Gruber<br />

<strong>Landentwicklung</strong><br />

<strong>Steiermark</strong><br />

<strong>Lebensqualität</strong> ist nicht gleich Wohlstand<br />

Ob in der Politik, Medizin, der regionalarbeit<br />

oder in privaten Bereichen – der<br />

Begriff <strong>Lebensqualität</strong> ist heute in aller<br />

Munde. Was steckt aber wirklich hinter<br />

dem Begriff „<strong>Lebensqualität</strong>“?<br />

„unter <strong>Lebensqualität</strong> verstehen wir<br />

gute Lebensbedingungen, die mit einem<br />

positiven, subjektiven Wohlbefinden zusammengehen,<br />

darunter verstehen wir<br />

gesicherte einkommen, Wohnverhältnisse,<br />

Arbeitsbedingungen, Familienbeziehungen<br />

und soziale Kontakte, Gesundheit,<br />

soziale und politische Beteiligung.<br />

(Wolfgang Zapf: Individuelle Wohlfahrt)<br />

Daraus lässt sich schließen, dass ein ausgewogenes<br />

Verhältnis zwischen Sinn­–­<br />

Sache­–­Beziehung dem Leben Qualität<br />

geben. Denn wenn Menschen gefragt<br />

werden, was für sie persönlich <strong>Lebensqualität</strong><br />

bedeutet, werden Begriffe wie:<br />

Heimat, Natur, sicherheit, sinnhaftigkeit,<br />

Freiheit und ein intaktes soziales Gefüge<br />

genannt, Wohlstand und reichtum gehören<br />

aber nicht unbedingt zu den wichtigsten<br />

Faktoren.<br />

Vor vielen Jahren bin ich auf einen Text<br />

gestoßen, der viel von dem ausdrückt,<br />

was für uns <strong>Lebensqualität</strong> bedeutet.<br />

Heimat ist innen – und oben<br />

es gibt Worte, die haben einen besonderen<br />

Klang. Heimat ist eines davon.<br />

sie lässt sich nicht definieren, nicht festbinden<br />

an einen bestimmten Ort, nicht<br />

abstecken, wie man einen Baugrund<br />

oder Gemeindegrenzen absteckt.<br />

sie ist fließend, ohne Übergänge, geht<br />

von außen nach innen, nicht wie die Wellen,<br />

die ein Tropfen im Wasser schlägt,<br />

sondern wie im zurückgespulten Film,<br />

wo die Bewegung nach innen geht, zum<br />

Mittelpunkt hin sich verstärkend.<br />

Heimat ist mehr Gefühle und stimmung<br />

als exaktes Maß und Ausmaß. sie ist<br />

mehr als nur ein Dach überm Kopf, mehr<br />

als das Geburtshaus am Berg, das Haus<br />

im Grünen, die Villa mit Veranda in der<br />

Vorstadt und mehr als das eigenheim in<br />

Glas und Beton.<br />

Heimat hat mit Menschen zu tun und mit<br />

Beziehungen, mit sprache und Worten,<br />

mit Hören und Anhören, mit Bergen und<br />

Geborgensein, mit Nestwärme und Liebe.<br />

Heimat ist dort, wo eltern der Familie ein<br />

Kind schenken, wo es aufwachsen kann,<br />

Angenommen- und erwünschtsein erfährt,<br />

wo es träumen kann und leben und<br />

spielen, die Welt erfährt und seinen Horizont<br />

täglich ausdehnt.<br />

Heimat ist dort, von wo der erwachsene<br />

fortgeht, wo einer sagt: „pfüat di“ und<br />

der andere: „paß auf dich auf“, wohin<br />

man heimkehrt und wo offene Arme<br />

warten.<br />

Heimat ist dort, wo der ältere Mensch<br />

nicht aus dem Nest gestoßen wird, nicht<br />

die Vertreibung fürchten muss oder das<br />

Abgeschobenwerden in klinische räume,<br />

wo er bleiben kann zwischen vertrautem<br />

Mobiliar und vergilbten schwarzweißfotos<br />

als Gedächtnis stützen.<br />

Heimat ist dort, wo ein Mensch Wurzeln<br />

schlagen kann, flache oder tiefe, aber<br />

immerhin Wurzeln, die tragen und festhalten,<br />

wenn stürme und Fluten den<br />

Boden unter den Füßen wegzuziehen<br />

drohen.<br />

sie ist dort, wo der Mensch eine Glaubens-<br />

und Gebetsgemeinschaft vorfindet,<br />

die ihm die Zuversicht gibt, dass<br />

Gott jeden einzelnen in seine Hand geschrieben<br />

hat.<br />

gudrun.gruber@stmk.gv.at<br />

www.landentwicklung.com<br />

| 13 |


Gedanken zum Lebendigen<br />

seit dem Industriezeitalter hat uns die Wissenschaft<br />

ein materialistisches-mechanistisches<br />

Weltbild vorgegeben. einfach berechenbare<br />

Ordnung steht hier für Chaos<br />

und stabile Verhältnisse vor qualitativer<br />

Vielfalt. unter Naturwissenschaft verstehe<br />

ich aber das Verständnis, die Welt als summe<br />

physikalischer Kräfte im dynamischen<br />

Wechselspiel in den jeweiligen räumen mit<br />

den komplexen ursprünglichen energien<br />

anzusehen und zu akzeptieren. In dieser<br />

Welt kann es auch mit der größten Präzision<br />

nie das Gleiche, sondern nur das Ähnliche<br />

geben. Niemand und nichts ist allein<br />

und solide, sondern jede einzelne Materie<br />

mit seiner schwingungsenergie ist im Zusammenspiel<br />

mit dem Ganzen. Pflanzen,<br />

Tiere und steine haben ein bioelektromagnetisches<br />

Feld und kommunizieren miteinander.<br />

Wie mit Zellen und Kristallen.<br />

Die ungestörte erdumgebung bis in die<br />

stratosphäre muss für mich wie unser Gehirn<br />

in harmonischer Frequenz schwingen.<br />

es besteht aus dem gleichen ursprung:<br />

dem Wasser, dem Kommunikator des<br />

Lebendigen.<br />

Otmar Grober<br />

Flussbauer<br />

Blitzlichter xxx<br />

Das Fundament Europas<br />

unsere städte und Gemeinden sind das<br />

natürliche Fundament europas. Viele entscheidungen,<br />

die auf europäischer ebene<br />

getroffen werden, reichen weit in die Gemeinden<br />

hinein. Mit der Initiative „europa<br />

fängt in der Gemeinde an“ wollen das Bundesministerium<br />

für europäische und internationale<br />

Angelegenheiten und die Vertretung<br />

der europäischen Kommission in<br />

Österreich BürgermeisterInnen und GemeindevertreterInnen<br />

als europa-Beauftragte<br />

gewinnen und ihnen Wissen, erfahrung<br />

und Kontakte vermitteln – damit die<br />

eu auch in der Gemeinde (be)greifbarer<br />

wird. Gerne informiere ich sie über diese<br />

Initiative.<br />

Mag. Arnold Obermayr M.A.<br />

Leiter des referates für eu-Kommunikation<br />

Abteilung I.3 – Presse und Information<br />

Bundesministerium für europäische und<br />

internationale Angelegenheiten<br />

Minoritenplatz 8, 1014 Wien<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Soziale Netzwerke<br />

Ich er-lebe <strong>Lebensqualität</strong>, wenn ich im<br />

Frühjahr die Natur vor meiner Haustüre<br />

beim Wachsen beobachten kann, im<br />

sommer und Herbst meine eigenen Früchte<br />

oder auch die des Nachbars direkt vom<br />

Baum pflücke und esse und im Winter sich<br />

das Leben entschleunigt und Bücher zu<br />

meinen besten Freunden zählen und …<br />

sollte ich mal vergessen die Haustüre zuzusperren,<br />

fühle ich mich trotzdem sicher.<br />

Ich empfinde so viel reichtum in meiner<br />

umgebung am Land, natürlich wünsche ich<br />

mir vom Weihnachtsmann eine Bäckerei<br />

um die ecke, ein schauspielhaus wäre auch<br />

nicht schlecht, vielleicht erfüllt sich auch<br />

noch ein Wunsch, die Direktvermarkter<br />

laden bereits zum Genießen ein und Laientheater<br />

überraschen positiv.<br />

<strong>Lebensqualität</strong> heißt für mich aber auch in<br />

einem Land zu leben, wo alle Menschen<br />

Zugang zu Bildung, zu Arbeit, zum Gesundheitswesen<br />

und zu sozialen Leistungen<br />

haben. Der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

wäre für die Landbevölkerung<br />

ein großer Vorteil, ein Plus für die umwelt<br />

und ein Plus für die Geldbörse. Für mich ist<br />

Arbeit ein wichtiger Bestandteil in meinem<br />

Leben.<br />

soziale Netzwerke, die im Nehmen und<br />

Geben bestehen, bieten mir ein lebenswertes<br />

Leben, welches ich nicht an der<br />

Quantität, sondern an der Qualität des<br />

erlebten in einer wunderschönen Gegend<br />

mit einmaligen, teilweise versteckten<br />

Attraktionen genießen darf.<br />

Marianne Suppan<br />

Geschäftsstellenleiterin<br />

Arbeitsmarktservice Feldbach<br />

schillerstraße 7<br />

A-8330 Feldbach<br />

Tel.: 0043 / (0) 3152 / 43 88<br />

marianne.suppan@ams.at<br />

www.ams.at/stmk.<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

Durch­Wissen­zur­<br />

­<strong>Lebensqualität</strong><br />

Die Aufgabe der FH JOANNeuM ist Lehre, angewandte<br />

Forschung und entwicklung und<br />

Weiterbildung. Die FH JOANNeuM versteht<br />

sich auch als Impulsgeber für die steiermark,<br />

indem wir im rahmen von kleineren und größeren<br />

Projekten mit der lokalen Wirtschaft<br />

zusammenarbeiten. Viele unserer F&e-Projekte<br />

werden für und mit kleinen und mittelgroßen<br />

unternehmen durchgeführt. Diese<br />

unternehmen haben meist keine eigenen<br />

Forschungs- und entwicklungsabteilungen<br />

und hier können wir sehr oft auch noch, unterstützt<br />

z.B. durch Innovationsschecks der<br />

FFG, spannende Projekte umsetzen. Die FH<br />

JOANNeuM wickelt pro Jahr ca. 400 F&e-Projekte<br />

erfolgreich ab und wir sehen dies auch<br />

als einen wesentlichen Teil des Wissenstransfers.<br />

Durch die Dimensionen „Nachhaltigkeit“<br />

und „zum Nutzen für die Gesellschaft“<br />

haben unsere Projekte auch eine klare Ausrichtung<br />

bezüglich Ökologie, Ökonomie und<br />

sozialverträglichkeit. Durch das breite spektrum<br />

an studiengängen fördern wir die interdisziplinäre<br />

Betrachtung der jeweiligen<br />

Fragestellung.<br />

Durch die anwendungsorientierte Lehre und<br />

Forschung, insbesondere auch durch die Kooperation<br />

mit lokalen unternehmen und einrichtungen,<br />

können unsere MitarbeiterInnen<br />

und AbsolventInnen wesentlich zu einer wissenschaftlich<br />

fundierten, zukunftsorientierten<br />

entwicklung von regionen beitragen.<br />

Das Lehr- und Forschungsangebot der FH JO-<br />

ANNeuM umfasst die vier Fachbereiche:<br />

• Leben – Bauen – umwelt<br />

• Gesundheitswissenschaft<br />

• Information – Design – Technologien<br />

• Internationale Wirtschaft<br />

In 39 Bachelor- und Masterstudiengängen<br />

aus diesen vier Fachbereichen bieten wir eine<br />

wissenschaftlich fundierte, an Berufsbildern<br />

orientierte Hochschulausbildung. Die Konzepte<br />

und Inhalte unserer studiengänge basieren<br />

auf einer Bedarfs- und Akzeptanzanalyse,<br />

wobei regionale Bedürfnisse besonders<br />

berücksichtigt werden. Die hohe Akzeptanz<br />

unserer AbsolventInnen in der region resultiert<br />

auch in besten Berufsaussichten für<br />

diese.<br />

o. Univ.-Prof. DI Dr. Karl P. Pfeiffer,<br />

rektor<br />

Wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />

der FH JOANNeuM<br />

| 14 |


Gutes LA21-Projekt<br />

Jeder Einzelne von uns trägt eine gesellschaftliche<br />

und ökologische Verantwortung.<br />

Um dieser gerecht zu werden, müssen<br />

wir im Sinne einer nachhaltigen Zukunft<br />

umdenken und nicht gegen, sondern<br />

mit und für die Natur leben. Aber<br />

die besten Theorien über nachhaltige<br />

Entwicklung können nur dann greifen,<br />

wenn jeder von uns sie Tag für Tag umsetzt<br />

und einfach lebt.<br />

Die 3G-Gemeinden handeln,<br />

anstatt zu diskutieren!<br />

Daher unterstützen und fördern die Gemeindeverantwortlichen<br />

der 3G­Gemeinden,<br />

Unzmarkt­Frauenburg, St.<br />

Georgen und St. Peter, schon seit Jahren<br />

jede Initiative der Bevölkerung, die uns<br />

diesem Ziel, den nächsten Generationen<br />

eine gesunde Umwelt zu hinterlassen,<br />

näher bringen.<br />

Damit wir und die nächsten Generationen<br />

auch weiterhin das Lebensumfeld,<br />

den Naherholungsraum entlang der Mur,<br />

die Wälder und Wiesen, die unsere Landwirte<br />

sorgsam bewirtschaften, in einem<br />

guten Zustand vorfinden, wird intensiv<br />

gearbeitet, um durch Fernwärme­ und<br />

private Biomasseheizanlagen und Photovoltaik­<br />

bzw. Solaranlagen den CO 2­<br />

Ausstoß möglichst gering zu halten.<br />

In St. Peter konnte man im Dezember<br />

2010 bereits 20 Jahre Biowärme feiern.<br />

Die Liefergenossenschaft, bestehend aus<br />

Landwirten und Sägewerksbesitzern, war<br />

eine der ersten, die eine Biomasseheizanlage<br />

in der <strong>Steiermark</strong> errichteten. Es<br />

werden nicht nur die öffentlichen Gebäude,<br />

sondern auch 78 weitere Objekte mit<br />

Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen<br />

versorgt.<br />

In Unzmarkt­Frauenburg betreibt die<br />

Nahwärmegenossenschaft, eine Genossenschaft,<br />

bei der Landwirte, Sägewerke<br />

Ing. in Kathrin Grillitsch, <strong>Landentwicklung</strong> steiermark<br />

<strong>Lebensqualität</strong> – ein Leben in<br />

einer noch intakten Natur<br />

und die Marktgemeinde beteiligt sind,<br />

Biomasseheizanlagen, die nicht nur im<br />

Gemeindegebiet, sondern auch bezirks­<br />

und gemeindeübergreifend in St. Lorenzen<br />

bei Scheifling und in St. Georgen die<br />

Volksschule, den Kindergarten, das Gemeindeamt,<br />

das Kultur­ und Vereinsheim<br />

mit Wärme versorgt. Aber nicht nur<br />

Wärme, sondern auch die Sonne wird<br />

entlang der Gemeindestraße nach Scheiben<br />

bereits genutzt. Aus wirtschaftlichen<br />

und energiesparenden Gründen wurden<br />

hier Solarleuchten aufgestellt.<br />

Der Bevölkerung der 3G­Gemeinden<br />

wird bei Umstellung auf erneuerbare<br />

Energie und Energiesparmaßnahmen<br />

durch spezielle Förderungen geholfen.<br />

Bei den öffentlichen Gebäuden der drei<br />

Gemeinden wurde im Zuge der Erstellung<br />

des Kleinregionalen Entwicklungskonzeptes<br />

ein Quick Check durchgeführt,<br />

der Aufschluss über den Energieverlust<br />

und somit für die nötige Wärmedämmung<br />

der einzelnen Gebäude gibt.<br />

Umweltschonend denken aber auch die<br />

Jüngsten in den Gemeinden, so wurde im<br />

Zuge der LA21­Arbeit mit den Volksschul­<br />

kindern die Aktion Papier statt Plastik<br />

gestartet. Die Kinder entwarfen unter<br />

Anleitung ihrer Lehrpersonen Logos für<br />

die Taschen, die mit der Natur eng im Zusammenhang<br />

stehen. Besonders begehrte<br />

Motive waren die Sonne, das Wasser,<br />

der Wald mit seinen Tieren, aber auch<br />

Menschen und ihr Müll.<br />

Die Firma Stenqvist unterstützte großzügig<br />

diese Aktion und fertigte im Oktober<br />

die Papiertaschen, die die drei besten<br />

Entwürfe von jeder Volkschule als Motive<br />

verwendeten.<br />

Die Künstlerinnen der Volksschulen:<br />

St.­Peter:­<br />

Theresa Kogler und Theresa reiter,<br />

Claudia Poier, Andrea Gruber-Veit<br />

St.­Georgen:<br />

Jasmin Tockner, Julia reif,<br />

Marie Wieser<br />

Unzmarkt-Frauenburg:<br />

Valerie Höden, Lara reinwald,<br />

Alina schiefer.<br />

Infos<br />

| 15 |<br />

Die Papiertaschen sind entweder in<br />

den Gemeindeämtern oder bei den<br />

Gewerbebetrieben der einzelnen<br />

Gemeinden erhältlich, denn das Ziel ist,<br />

dass die Bevölkerung der 3G-Gemeinden<br />

in Zukunft kein Plastiksackerl<br />

mehr verwenden sollte.


Besinnliche Lebenskultur<br />

Stiller Advent im<br />

Steirischen Vulkanland<br />

Inwertsetzung<br />

der Jahreszeiten<br />

Das Grüne Licht macht<br />

den Advent im Steirischen<br />

Vulkanland einzigartig!<br />

Die Marktgemeinde Straden hat in den<br />

ersten Jahren eine Vorreiterrolle eingenommen.<br />

Sie hat die Entschleunigung im<br />

Advent wieder für sich entdeckt und als<br />

weithin sichtbares Symbol das grüne<br />

Licht auserkoren. Im Steirischen Vulkanland<br />

wird der Wert von Advent und Weihnachten<br />

wieder gepflegt. Nicht nur Gemeinden<br />

sollen mit dem Grünen Licht –<br />

verliehen gemäß definierter Kriterien –<br />

ein Zeichen setzen, auch die BürgerInnen<br />

des Vulkanlandes sind eingeladen, den<br />

wahren Wert von Weihnachten für sich<br />

zu entdecken.<br />

38 „Stille-Advent“-Gemeinden im<br />

Vulkanland<br />

Das Steirische Vulkanland nominiert alljährlich<br />

die Stille­Advent­Gemeinden auf<br />

Basis einer Bewerbung der Mitgliedsgemeinden.<br />

38 Gemeinden sind bei diesem<br />

einzigartigen Projekt dabei. Als verbindendes<br />

Symbol wird in den „Stille­Advent­Gemeinden“<br />

ein sensibel ausge­<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

wähltes christlich symbolhaftes Objekt<br />

grün beleuchtet. Die Ideen aller Generationen<br />

sind gefragt.<br />

Gemeinden bewerben sich um den<br />

Stillen Advent<br />

Die Gemeinden des Steirischen Vulkanlandes<br />

suchen um das Grüne Licht als<br />

Symbol des Stillen Advents an. Die Überreichung<br />

des Grünen Lichts erfolgt vom<br />

Vorstand des Steirischen Vulkanlandes zu<br />

Beginn des Stillen Advents mittels der offiziellen<br />

Urkunde zum Stillen Advent und<br />

des Grünen Lichts in Form einer Skulptur,<br />

die vom Lichtkünstler Anton Schnurrer<br />

gemeinsam mit Handwerkern der Region<br />

geschaffen wurde. Die schwere Bodenplatte<br />

symbolisiert das starke Fundament<br />

des Vulkanlandes, dessen Raum<br />

sich nach außen öffnet. Die mehrschichtige<br />

Glassäule mit nach oben weisender<br />

Spitze transportiert als gemeinsames<br />

Symbol aller Stillen Adventgemeinden<br />

das Grüne Licht.<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

| 16 |<br />

Das grüne Licht leuchtet bis einschließlich<br />

23. Dezember. Vom 24. Dezember (ab<br />

der Geburt Jesu Christi) bis einschließlich<br />

6. Jänner wird das jeweilige Objekt weiß<br />

beleuchtet.<br />

Die Bewerbung um das Grüne Licht<br />

Die Gemeinden verpflichten sich, folgende<br />

Kriterien in ihrer vorweihnachtlichen<br />

Lebenskultur zu verwirklichen:<br />

z Die Gemeinde reduziert unnützen<br />

Adventsrummel und schafft Raum<br />

für die Stille. Besinnliche Veranstaltungen<br />

und bewusstseinsprägende<br />

Aktionen lassen die Menschen zur<br />

Ruhe kommen.<br />

z Die Gemeinde bindet verstärkt die<br />

Talente und Professionen der eigenen<br />

BürgerInnen der Vulkanland­<br />

Gemeinden in das adventliche<br />

Angebot ein (Handwerk, Kunst,<br />

Kulinarik).<br />

z Die Gemeinde sieht ihre Zukunft<br />

nicht in kurzlebigen Modeerschei­


Die Inwertsetzung im Vulkanland soll belohnt werden<br />

nungen, sondern im Entstauben, Bewahren,<br />

Stärken und Innovieren kultureller<br />

und geografischer Wurzeln.<br />

z Die Gemeinde spricht mit der zeitgemäßen<br />

Interpretation und Umsetzung<br />

ihrer Tradition auch Kinder<br />

und Jugendliche an. Ein neues<br />

Bewusstsein für die Bedeutung des<br />

Advents entsteht.<br />

Der Stille Advent und die Bürger-<br />

Innen im Vulkanland<br />

In unserer schnelllebigen Gegenwart mutiert<br />

die einst stillste Zeit des Jahres viel<br />

zu oft zum Jahrmarkt der Superlative und<br />

die kulturellen Werte der Region werden<br />

von schrillbunten Äußerlichkeiten überstrahlt.<br />

Der Stille Advent im Vulkanland<br />

will wieder mehr Raum schaffen: für jeden<br />

Einzelnen ganz persönlich, für die<br />

Familie, für das Miteinander und die ursprüngliche<br />

Botschaft des Advents. So<br />

sind auch die BürgerInnen und einzelnen<br />

Haushalte eingeladen, ihren Beitrag zum<br />

Stillen Advent zu leisten.<br />

Der Stille Advent kommt zu den<br />

Menschen nach Hause<br />

Die Laterne ist jenes Symbol, das in der<br />

Adventszeit im Vulkanland schrille Außenbeleuchtungen<br />

ersetzt. Sie ist ein Zei­<br />

Infos<br />

Das Grüne Licht ist ausschließlich den<br />

Gemeinden vor behalten. Die BürgerInnen<br />

des Vulkanlandes nutzen die<br />

Laterne vorm Hauseingang als symbol<br />

des stillen Advents. sie zeigt die Verbundenheit<br />

der BürgerInnen mit den<br />

Werten des stillen Advents.<br />

chen der Rückbesinnung und schmückt<br />

als solches den Eingangsbereich von<br />

Häusern und Wohnungen. Die Laterne<br />

mit ihrem natürlich flackernden, erhellenden<br />

und doch bescheidenen Licht ist<br />

Ausdruck der Reduktion und Vorfreude<br />

auf das große Fest.<br />

Das tägliche Ritual der Besinnung<br />

In einem täglichen Ritual wird die Kerze<br />

in der Dämmerung entzündet. Die Laterne<br />

wird im Eingangsbereich vorm Haus<br />

aufgestellt und ist den ganzen Advent<br />

hindurch Zeichen und Symbol der Besinnung<br />

und Ruhe. Abends wird die Kerze<br />

entzündet, jeden Tag aufs Neue. Das tägliche<br />

Ritual gemeinsam mit der Familie,<br />

etwa nach dem Nachhausekommen von<br />

der Arbeit, ist Inspiration und Anker. Anders<br />

als künstliches Licht sorgt die Kerze<br />

für Staunen bei den Kleinen und für Stimmung<br />

bei den Erwachsenen. Die Laterne<br />

eröffnet ein neues Bewusstsein und einen<br />

neuen Umgang mit dem Advent.<br />

Die BürgerInnen des steirischen<br />

Vulkanlandes setzen mit der Laterne<br />

ein Zeichen des stillen Advents.<br />

Vor Ort für Sie da!<br />

Margreth Kortschak-Huber<br />

<strong>Landentwicklung</strong><br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Der Stille Advent gegen<br />

die „Zuvielisation“<br />

Alle Jahre wieder steuern wir auf den<br />

supergau der „Zuvielisation“ zu – auf<br />

Weihnachten und die lukrativste Vorhut,<br />

den Advent. Machen wir der Welt und<br />

künftigen Generationen ein Geschenk<br />

und besinnen wir uns auf das Wesentliche.<br />

es geht dabei nicht um Verzicht,<br />

sondern um Befreiung aus einem überholten<br />

Kulturmuster, nicht um Verlust,<br />

sondern um Gewinn – von <strong>Lebensqualität</strong>.<br />

es geht um ein neues Verständnis von<br />

Weihnachten und Advent!<br />

Weihnachten ist das Fest der Familie, der<br />

Freude und der einkehr. Weihnachten ist<br />

aber auch das Fest nicht enden wollender<br />

Fülle, des streits und der<br />

„Zuvielisation“. Nie zuvor waren wir auf<br />

so hohem Niveau unzufrieden.<br />

Gerade zu Weihnachten wird das wahre<br />

Maß der unzufriedenheit unverblümt<br />

sichtbar.<br />

Wir haben verlernt, Wertschätzung für<br />

das zu empfinden, was man im Kaufhaus<br />

nicht kaufen kann. erst die Wertschätzung<br />

macht das Geschenk wertvoll.<br />

Wenngleich das Fest noch viele Wochen<br />

entfernt scheint, so spricht der Postkasten<br />

eine deutlich andere sprache. Noch<br />

vorm letzten stück „Allerheiligen-striezel“<br />

schaut den Kunden der Weihnachtsmann<br />

aus allen Prospekten entgegen.<br />

Äußere Fülle ersetzt innere Leere nicht.<br />

Das steirische Vulkanland will eine geistige<br />

Kehrtwende schaffen. Zu Weihnachten,<br />

wenn sich der Gabentisch biegt,<br />

wird vielen Menschen erst die emotionale<br />

Verarmung bewusst.<br />

Deshalb sind wir im Vulkanland bestrebt,<br />

zu einer neuen Lebenskultur zu finden.<br />

Das Grüne Licht und die Laterne werden<br />

im Vulkanland-Advent zum symbol dieser<br />

rückbesinnung.<br />

ein besinnliches Weihnachtsfest und viel<br />

Kraft für das neue Jahr wünscht Ihnen<br />

Ihre Margreth Kortschak-Huber.<br />

margreth.kortschak-huber@stmk.gv.at<br />

www.landentwicklung.com<br />

| 17 |


Aktiv-Bürger<br />

Vor Ort für Sie da!<br />

Ing in . Astrid Holler<br />

<strong>Landentwicklung</strong><br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Jagd nach Wachstum<br />

Täglich erleben wir die unermüdliche<br />

Jagd nach „Wachstum“.<br />

Der Mensch muss effizienter und gesünder<br />

werden, die Maschinen müssen<br />

noch leistungsfähiger werden, das<br />

stück Ackerland muss noch mehr<br />

ertrag liefern, die Kaufkraft der Konsumenten<br />

muss erhöht werden, die<br />

unternehmen müssen noch gewinnbringender<br />

arbeiten, die Kinder<br />

müssen schneller lernen, die Autos<br />

müssen schneller werden, die Autobahnen<br />

breiter und die einkommen<br />

höher, … steigerung ohne ende.<br />

Die Lokale Agenda 21 hilft in den<br />

Gemeinden & regionen neue Orientierungspunkte<br />

zu setzen und erweitert<br />

die Perspektiven. Der Wunsch und die<br />

sehnsucht nach einem „Mehr“ an<br />

Miteinander, Gemeinschaft und Identität<br />

wird immer deutlicher.<br />

Neben der säule „Wachstum“ entsteht<br />

eine 2. säule, die mit dem Begriff<br />

„Nachhaltigkeit“ umschrieben wird<br />

und der demografische Wandel ist<br />

nicht nur ein „schreckgespenst“,<br />

sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten.<br />

Wenn Menschen unterschiedlichen<br />

Alters in Arbeitsgruppen zusammenkommen<br />

und sich für die <strong>Lebensqualität</strong><br />

in ihrer region engagieren, haben<br />

sie damit nicht nur ein entscheidendes<br />

Fundament für eine nachhaltige<br />

entwicklung gelegt, sondern schaffen<br />

durch vielfältige Beziehungen ganz<br />

nebenbei ein Klima des stabilen<br />

Miteinanders.<br />

Der Dialog der Generationen ist nicht<br />

zuletzt die Chance für eine solidarische<br />

Welt, die jedem von uns ein Mehr<br />

an <strong>Lebensqualität</strong> ermöglicht!<br />

astrid.holler@landentwicklung.com<br />

www.landentwicklung.com<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Lebenserfahrungen<br />

zur <strong>Lebensqualität</strong><br />

Gedanken von Josef Ertl, Marktgemeinde Gamlitz<br />

Unter dem Wort „<strong>Lebensqualität</strong>“ lassen sich viele Bereiche<br />

zusammenfassen, die unser aller Leben geprägt haben<br />

und noch immer prägen.<br />

Grundsätzlich sind hier wohl folgende<br />

Bereiche zu nennen: Wohnqualität, medizinische<br />

Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten<br />

in erreichbarer Nähe, verkehrsmäßige<br />

Anbindung an öffentliche Einrichtungen<br />

und vieles andere mehr.<br />

Als Nächstes ist hier wohl das familiäre<br />

Umfeld zu erwähnen: die Familie, die<br />

Verwandtschaft, der Raum, das Gebiet,<br />

das Land, der Staat, in dem man geboren<br />

wurde – oder jetzt lebt.<br />

Danach folgt das berufliche Umfeld und<br />

abschließend für mich persönlich die<br />

Welt, in der man nach dem Ende seiner<br />

beruflichen Tätigkeit mit Familie, Freunden,<br />

Bekannten und neuen – fast – beruflichen<br />

Aufgaben seine Zeit gestalten<br />

kann.<br />

In Sinne dieser umfassenden Erklärung<br />

und im Rahmen des zur Verfügung stehenden<br />

Raumes würde es sicher zu weit<br />

führen, diese verschiedenen Bereiche einer<br />

genaueren Betrachtung zu unterziehen.<br />

So möchte ich versuchen, mein jetziges<br />

Leben, meine Lebenskreise und Lebensmöglichkeiten<br />

auf die letzten Jahre<br />

in der Marktgemeinde Gamlitz in Bezug<br />

auf <strong>Lebensqualität</strong> zu beschränken.<br />

<strong>Lebensqualität</strong> war für mich grundsätzlich<br />

und unbedingt, dass ich beruflich<br />

nach Gamlitz versetzt wurde. Das meiste<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

| 18 |<br />

von dem, was ich aufgezählt habe und<br />

weiterhin anführen werde, hängt in vielen<br />

Einzelheiten eben von dieser Gemeinde<br />

ab. Sie wurde 1959 – im Erzherzog­Johann­Jahr<br />

– zur Marktgemeinde<br />

erhoben. Und damit wurde der Grundstock<br />

für eine überaus positive Entwicklung<br />

gegeben. Einige Ereignisse dieser<br />

Zeit, an deren Gestaltung ich zum Teil<br />

einbezogen war, müssen unbedingt aufgezählt<br />

werden:<br />

z die Große Steirische Landesausstellung<br />

„WEINKULTUR“ im Jahr 1990,<br />

z die Erhebung zum schönsten blumengeschmückten<br />

Dorf in Europa<br />

1995,<br />

z der schönste blumengeschmückte<br />

Markt der <strong>Steiermark</strong>,<br />

z das schönste blumengeschmückte<br />

Dorf Österreichs,<br />

z das Freizeitgelände mit dem größten<br />

Motorikpark Österreichs<br />

und in Zusammenarbeit mit dem Projekt<br />

„Lokale Agenda 21“:<br />

z KULTUR­GENUSS­REIGEN in der<br />

Alten Klosterschule mit monatlichen<br />

Konzerten von und mit Mag. Franz<br />

SCHOBER,<br />

z die 50­Jahr­Feier der Marktgemeinde<br />

Gamlitz mit Ausstellung und Festschrift,


� Heimat �<br />

Sprich diesen Namen leise aus,<br />

lass ruhn die Fahnen und die<br />

Trommeln.<br />

Es ist genug, wenn du nur fühlst,<br />

wie es in dir daheim ist,<br />

so von Anfang her vertraut,<br />

so bergend und geborgen<br />

wie du in ihm.<br />

Nenn es so einfach, wie du Mutter sagst<br />

und Brot,<br />

wie du den Freund, den Bruder, die<br />

Geliebte segnest.<br />

Auch wenn du abseits stehst und<br />

schweigst,<br />

wird noch ein guter Klang in deiner<br />

Seele sein.<br />

Denn was man liebt,<br />

was sich so innig, so zutiefst ergibt,<br />

braucht man nicht zu beschwören.<br />

Man tötet nur, wenn man zu laut<br />

bedrängt. –<br />

So rein wie hier<br />

blüht Licht auch in den fremden<br />

Gärten.<br />

Von Stadt zu Stadt, von Land zu Land,<br />

auf allen Meeren, über alle Grenzen hin<br />

führt eine Spur –<br />

sind Menschen, Mütter, Kinder, Väter,<br />

sind Schwestern, Brüder,<br />

so wie du und du.<br />

Nur dass du weißt,<br />

dass dies dein Nächstes ist,<br />

dein Ort, dein Erbteil, dieses Land –<br />

dass du es liebst: es ist genug.<br />

Alois Hergouth<br />

aus: Alois Hergouth, Das lyrische<br />

Gesamtwerk, Seite 721<br />

Herausgeber Georg Frena,<br />

Wieser Verlag, 2005<br />

z NATURA 2000 im Bereich der Landschaftsteiche,<br />

z das große Gesamtwerk: „GAMLITZ –<br />

Geschichte und Gegenwart der<br />

Marktgemeinde“ mit vielen zeitgeschichtlichen,<br />

historischen und die<br />

Entwicklung der Ortschaft Gamlitz<br />

in wirtschaftlicher und vor allem<br />

touristischer Hinsicht betreffenden<br />

Beiträgen. <strong>Lebensqualität</strong> ist sicher<br />

auch, dass dieses große Werk jeder<br />

Gamlitzer Familie kostenlos zur Verfügung<br />

gestellt wurde. <strong>Lebensqualität</strong><br />

ist eben nicht nur, etwas für den<br />

Augenblick zu gestalten, sondern in<br />

die Zukunft hinein zu wirken. (Erzherzog<br />

Johanns Lebensprinzip!)<br />

Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit<br />

als Lehrer ergab sich für mich die glückliche<br />

Lösung, im Südsteirischen Weinland,<br />

eben in der Marktgemeinde Gamlitz,<br />

arbeiten zu können. Mein Beruf hat<br />

mir alle Möglichkeiten an beruflicher <strong>Lebensqualität</strong><br />

gegeben, von den ersten An­<br />

| 19 |<br />

fängen als Volksschullehrer, über den<br />

Hauptschullehrer bis zum Schulleiter<br />

und weiter bis zum Leiter verschiedener<br />

Arbeitskreise der Lehrerfortbildung und<br />

Weiterbildung in verschiedenen Ebenen<br />

im Inland und auch im Ausland und der<br />

allgemeinen Fortbildung.<br />

Über mein großes Interesse für geschichtliche<br />

Hintergründe und Zusammenhänge<br />

konnte ich mir Wissen aneignen, das<br />

besonders für meine Tätigkeit als Begleiter<br />

von Gästegruppen von Bedeutung<br />

war, aber auch von Gamlitzerinnen und<br />

Gamlitzern gerne angenommen wurde.<br />

<strong>Lebensqualität</strong> war für mich grundlegend<br />

– auch – mit dem Gedanken verbunden:<br />

„Wir müssen mehr wissen als<br />

unsere Gäste.“<br />

Auf jeden Fall aber muss <strong>Lebensqualität</strong><br />

erarbeitet werden, sie fällt einem nicht<br />

ohne eigenes Bestreben zu. Lebenslust<br />

und Freude am Leben sind fast gleichzusetzen<br />

mit <strong>Lebensqualität</strong>.<br />

Die Veränderungen des Ortsbildes in den<br />

letzten Jahrzehnten in Verbindung mit<br />

Straßenbau, Wasserleitung, Kanalisation,<br />

Fernheizwerk, Wohnhausbauten sind<br />

ganz wesentliche Gestaltungsaufgaben,<br />

die zum allgemeinen Wohlbefinden und<br />

somit zu einer Steigerung der <strong>Lebensqualität</strong><br />

für die Gesamtbevölkerung der<br />

Marktgemeinde Gamlitz geführt haben.<br />

<strong>Lebensqualität</strong> ist auch, in hohem Alter<br />

noch das Gefühl zu haben, anderen Menschen<br />

etwas weitergeben zu können und<br />

gebraucht zu werden.<br />

Ganz am Rande möchte ich doch noch<br />

vermerken, dass die von Gamlitz ausgegangene<br />

Aktion „Gemeinsames Singen“<br />

in der gesamten <strong>Steiermark</strong> sicher vielen<br />

Menschen in mehr als 12 Jahren sehr viel<br />

<strong>Lebensqualität</strong> geschenkt hat.<br />

Dir. a. D. Josef ertl<br />

geboren 1931 in Venlo, Niederlande,<br />

seit 1944 in der steiermark und seit<br />

1955 in der Marktgemeinde Gamlitz;<br />

Ausbildung zum Lehrer und seit vielen<br />

Jahren tätig in der erwachsenenbildung.<br />

Intakte Natur<br />

Blitzlichter<br />

<strong>Lebensqualität</strong> bedeutet für mich, auf dem<br />

Land in einem intakten Landschaftsraum<br />

leben und beruflich arbeiten zu dürfen,<br />

die schönheit der Landschaft und den<br />

Wechsel der Jahreszeiten wahrzunehmen,<br />

Freude zu finden am Aufenthalt im Freien,<br />

meine Lebensmittel selbst zu erzeugen<br />

oder direkt ab Hof bei Freunden kaufen zu<br />

können.<br />

HR Dipl.-Ing in<br />

Elfriede Kapfenberger-Pigl,<br />

BBL-Judenburg<br />

Kapellenweg 11<br />

8750 Judenburg<br />

Zufriedenheit ist das Maß<br />

aller Dinge und führt zu<br />

Lebensglück.<br />

eine solche erreicht man in einer gut<br />

funktionierenden Partnerschaft, in der das<br />

gegenseitige respektieren im Vordergrund<br />

steht. eine berufliche erfüllung, in der man<br />

sogar die Möglichkeit hat, Werte an junge<br />

Menschen weiterzuvermitteln oder z.B. auf<br />

den erhalt einer möglichst gesunden umwelt<br />

hinzuweisen, erfüllt einen ebenfalls<br />

mit Lebensglück.<br />

Ass.Prof. Mag.Dr. Wolfgang Fischer,<br />

Inst. f. Geografie und raumforschung der<br />

KF universität Graz<br />

Rahmenbedingungen<br />

<strong>Lebensqualität</strong> bedeutet für mich Heimat,<br />

in einer intakten Natur zu leben, Liebe und<br />

Geborgenheit innerhalb der Familie und<br />

dem Freundeskreis zu erleben und einer sicheren<br />

Zukunft entgegensehen zu können.<br />

Aus beruflicher sicht empfinde ich dann<br />

<strong>Lebensqualität</strong>, wenn ich rahmenbedingungen<br />

habe, um das verwirklichen zu<br />

können, wozu ich diesen Beruf ergriffen<br />

habe.<br />

Werner Schaar,<br />

Hauptschullehrer Trieben


LA 21 St. Bartholomä<br />

<strong>Lebensqualität</strong><br />

Stark von persönlichem Empfinden geprägt.<br />

Jeder Mensch sieht das anders und es ist von verschiedenen<br />

Faktoren (Gesundheit, Wohl befinden etc.) abhängig.<br />

Was kann nun eine Gemeinde dazu beitragen, dass die<br />

<strong>Lebensqualität</strong> ihrer Bürgerinnen und Bürger steigt?<br />

Ich denke mir, ein wichtiger Aspekt dabei<br />

ist, Dinge zu bewahren und zu behüten.<br />

Vor allem der Zuzügler überlegt sich ja<br />

etwas, warum er gerade in eine bestimmte<br />

Gemeinde zieht. Daher ist es für diese<br />

Personen auch wichtig, dass die grundlegenden<br />

Dinge erhalten bleiben.<br />

Aber auch das Stammvolk ist sehr stark<br />

von Traditionen geprägt. Damit Veränderungen<br />

in der Bevölkerung akzeptiert<br />

werden, müssen diese nachvollziehbar<br />

und verständlich sein.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt erscheint<br />

mir auch, dass den Menschen die Möglichkeit<br />

gegeben wird, sich in Vereinen<br />

einzubringen. Es war und ist immer unser<br />

Bestreben, die Bevölkerung, sofern sie<br />

es will, im Gesellschaftsleben zu integrieren.<br />

Die Vereinsförderung stellt daher für<br />

mich eine wichtige Maßnahme dar. In<br />

unserer Gemeinde gibt es ein eigenes Vereinsfest<br />

mit dem Namen „Aufbartholomäern“.<br />

Rund 20 Vereine beteiligen sich<br />

dabei. Nach der Familie ist für viele der<br />

Verein das zweite Zuhause geworden.<br />

Allgemein glaube ich auch, dass ein<br />

Prozess wie Lokale Agenda 21 mit einer<br />

regen Bürgerbeteiligung zur Ver besserung<br />

der <strong>Lebensqualität</strong> beitragen kann.<br />

Schon das Gefühl, in einer bestimmten<br />

Angelegenheit dabei gewesen oder angehört<br />

worden zu sein, kann bei einzelnen<br />

etwas Positives bewirken. Anders gesagt<br />

ein Teil des Ganzen zu sein, scheint motivierend<br />

zu sein und trägt ganz sicherlich<br />

zum persönlichen Wohlempfinden bei.<br />

Das Generationenhaus im Ortszentrum von sankt Bartholomä.<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

„Aufbartholomäern“ – das Vereinsfest der<br />

besonderen Art.<br />

Miteinander statt nebeneinander und<br />

schon gar nicht gegeneinander.<br />

Bürgermeister<br />

Josef­Birnstingl<br />

Gemeinde<br />

Sankt Bartholomä<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

Vor Ort für Sie da!<br />

Ing. Hubert Langmann<br />

Prozess- und<br />

Projektmanagement<br />

Statement<br />

<strong>Lebensqualität</strong><br />

unter <strong>Lebensqualität</strong> verstehen wir<br />

vorwiegend den subjektiven Grad unseres<br />

Wohlbefindens innerhalb unseres<br />

Lebensumfeldes. Beeinflussende<br />

Faktoren sind der materielle Wohlstand,<br />

Bildung, Berufschancen, sozialer<br />

status, Gesundheit, Natur, Freizeit,<br />

Familie und vieles mehr. Die <strong>Lebensqualität</strong><br />

ist ein grundlegendes Thema<br />

in den Wissenschaften der Philosophie,<br />

der Medizin, der religion, der<br />

Wirtschaft und der Politik. so ergab<br />

eine Befragung von 6000 schweizern,<br />

dass es sich in föderalen und direktdemokratisch<br />

organisierten Gemeinwesen<br />

besser leben lässt. Denn die damit<br />

verbundene erhöhte Autonomie und<br />

Partizipation der Bürger steigert deren<br />

<strong>Lebensqualität</strong> beträchtlich. Andererseits<br />

wirken sich massive steigerungen<br />

beim Wirtschaftswachstum, dem<br />

Pro-Kopf-einkommen oder dem Bruttoinlandsprodukt<br />

laut studien aus<br />

Amerika, China und Japan eher negativ<br />

auf die <strong>Lebensqualität</strong> aus.<br />

In der Agenda 21 werden die BürgerInnen<br />

eingeladen, aktiv an der entwicklung<br />

ihres Lebensumfeldes mitzugestalten,<br />

tragen eigenverantwortung<br />

und bringen ihr Wissen, Know-how<br />

und Zeit für die Gesellschaft ein. Dadurch<br />

schwimmt man im sinne der <strong>Lebensqualität</strong><br />

noch nicht auf Wolke sieben,<br />

aber durch die Anerkennung und<br />

die einbringung der eigenen ressourcen<br />

ergibt sich doch ein wohlwollendes<br />

Feeling.<br />

Als Anregung zur steigerung der <strong>Lebensqualität</strong><br />

in ihrem engsten umfeld:<br />

„schenkt Zeit und Aufmerksamkeit!“<br />

hubert.langmann@stmk.gv.at<br />

Mobil: 0676/866 65 155<br />

| 20 |


Vernetzungen<br />

ÖBB-Initiative: Senior mobil<br />

Positive Bilanz über das Pilotprojekt.<br />

Diese erfolgreiche steirische ÖBB-Initiative, vor einem Jahr ins Leben gerufen,<br />

verbessert nachhaltig den Kontakt zur älteren Generation und wird nun auch von<br />

anderen Bundesländern übernommen.<br />

Fahrkartenautomaten, Online­ und Handy­Ticketing<br />

sind heute für den Ticketverkauf<br />

nicht mehr wegzudenken und<br />

haben den Zugang zur Bahn in den letzten<br />

Jahren revolutioniert. Besonders die<br />

ältere Generation steht manchmal vor<br />

(fast) unlösbaren Problemen, wenn sie<br />

mit neuen und modernen Vertriebsmedien<br />

konfrontiert ist. Aus diesem Grund<br />

hat die ÖBB­Personenverkehr AG mit Unterstützung<br />

des Landes <strong>Steiermark</strong> ein<br />

einzigartiges Pilotprojekt ins Leben gerufen<br />

und Seniorinnen und Senioren<br />

dazu animiert, anderen in Rat und Tat,<br />

nicht nur beim Fahrkartenkauf beizustehen.<br />

Nach rund einem Jahr ziehen das<br />

Land <strong>Steiermark</strong> und die ÖBB­Personenverkehr<br />

AG eine äußerst positive Bilanz<br />

über das Pilotprojekt „Senior mobil“.<br />

Nicht nur die richtige<br />

Nutzung von Fahrkartenautomaten<br />

wurde<br />

trainiert …<br />

„Mit dem verstärkten Einsatz von modernen<br />

Vertriebsmedien haben wir festgestellt,<br />

dass sich nicht automatisch jede/r<br />

damit zurechtfindet“, stellt Regionalmanager<br />

Dr. Franz Suppan von der ÖBB­Personenverkehr<br />

AG fest. „Aus diesem<br />

Grund haben wir die Initiative ‚Senior<br />

mobil‘ ins Leben gerufen und engagierte<br />

Seniorinnen und Senioren zu ehrenamtlichen<br />

MobilitätsberaterInnen ausgebildet.“<br />

Der Erfolg dieser Initiative kann sich<br />

sehen lassen: Insgesamt 22 SeniorenberaterInnen<br />

sind steiermarkweit aktiv, um<br />

anderen älteren Menschen den modernen<br />

Zugang zur Bahn schmackhaft zu<br />

machen und um Barrieren abzubauen.<br />

MobilitätsberaterInnen mit<br />

Begeisterung<br />

„Mit ein Erfolgsrezept ist, dass wir gemeinsam<br />

mit den engagierten Damen<br />

und Herren eine wahre Begeisterungswelle<br />

starten konnten. Die ehrenamtlich<br />

tätigen Seniorinnen und Senioren haben<br />

bislang weit über hundert Informations­<br />

veranstaltungen durchgeführt; weitere<br />

sind fix geplant“, so Suppan. „Über 5.000<br />

Kundenkontakte wurden steiermarkweit<br />

bewältigt. Besonders erfreulich ist auch<br />

die Tatsache, dass gerade in der großen<br />

Kundengruppe der Seniorinnen und Senioren<br />

die Anzahl an Beschwerden merkbar<br />

zurückging.“ Aber nicht nur die richtige<br />

Nutzung von Fahrkartenautomaten<br />

wurde trainiert, sondern auch interessante<br />

Führungen in Bahnbetrieben oder<br />

Schnupperfahrten abgehalten.<br />

Steirisches Erfolgsmodell<br />

Bevor die agilen und sehr aktiven Damen<br />

und Herren ihre ersten Kundenkontakte<br />

durchführten, mussten sie auch die<br />

„Schulbank drücken“. Im Oktober 2010<br />

war es schließlich so weit und der Pilotversuch<br />

startete im Großraum Graz und<br />

in der Südsteiermark. Bis heute wurde er<br />

auf fast alle Landesteile ausgeweitet. Dabei<br />

halten die Seniorinnen und Senioren<br />

ständig Kontakt mit dem regionalen<br />

ÖBB­Kundenmanagement, aber auch<br />

mit den Seniorenverbänden in den Regionen.<br />

So entstanden in den letzten Monaten<br />

interessante und wichtige Kontakte<br />

und auch die Kundenzufriedenheit<br />

wurde merkbar besser. „Das steirische<br />

Modell wurde mittlerweile auch schon<br />

auf andere Bundesländer ausgeweitet –<br />

in Oberösterreich und Salzburg ist Senior<br />

mobil ebenso erfolgreich angelaufen“, so<br />

Suppan abschließend.<br />

ÖBB: Österreichs größter<br />

Mobilitätsdienstleister<br />

Als umfassender Mobilitätsdienstleister<br />

sorgt der ÖBB­Konzern österreichweit für<br />

die umweltfreundliche Beförderung von<br />

Personen und Gütern. Mit konzernweit<br />

rd. 42.500 MitarbeiterInnen (inkl. Lehrlinge<br />

44.125) und Gesamterträgen von rd.<br />

6,1 Mrd. EUR ist der ÖBB­Konzern ein<br />

wirtschaftlicher Impulsgeber des Landes.<br />

Im Jahr 2010 wurden von den ÖBB 460<br />

Mio. Fahrgäste und 132,9 Mio. Tonnen<br />

Güter transportiert. Strategische Leitgesellschaft<br />

des Konzerns ist die ÖBB­Holding<br />

AG.<br />

Infos<br />

rückfragehinweis:<br />

Ing. Christoph Posch<br />

Pressesprecher steiermark, Kärnten<br />

und Osttirol<br />

ÖBB-Holding AG<br />

Tel.: ++43 (0) 4242 93000 3131,<br />

christoph.posch@oebb.at<br />

www.oebb.at<br />

| 21 |


Weibliche Gedanken<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

in der Lokalen AGENDA 21<br />

Nicht nur die richtige<br />

Sprache<br />

Eine nachhaltige Entwicklung<br />

ohne Frauenpolitik und<br />

ohne die Beteiligung von<br />

Frauen an Entscheidungs-,<br />

Planungs- und Umsetzungsprozessen<br />

ist nach der<br />

Agenda 21 nicht möglich!<br />

In der Agenda 21, dem entwicklungs­ und<br />

umweltpolitischen Aktionsprogramm für<br />

das 21. Jahrhundert, sind frauenrelevante<br />

Forderungen, Maßnahmen und Ziele<br />

in fast allen Kapiteln als Querschnittsaufgabe<br />

vertreten. Darüber hinaus wird mit<br />

dem Kapitel 24 „Aktionsplan für Frauen<br />

zur Erzielung einer nachhaltigen und gerechten<br />

Entwicklung“ die Frauenpolitik<br />

als eigenes Politikfeld verankert.<br />

Die Lokale Agenda 21 ist der Musteransatz<br />

zur Umsetzung einer nachhaltigen<br />

Entwicklung in Gemeinden und Regionen.<br />

In Bürgerbeteiligungsprozessen<br />

werden unter breiter Einbindung aller gesellschaftlichen<br />

Gruppen Perspektiven<br />

für eine zukunftsfähige Entwicklung erarbeitet<br />

und in Projekten umgesetzt. Eine<br />

neue Kultur im Umgang miteinander und<br />

Strukturen im Sinne von Good Governance<br />

sollen entstehen und die Bindung<br />

zur Gemeinde und unter den dort lebenden<br />

Menschen verstärken.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist auf dem Gebiet der Lokalen<br />

Agenda 21 österreichweit Spitzenreiter:<br />

Bereits 196 Gemeinden und 20<br />

Kleinregionen haben, unterstützt von<br />

den RegionalbetreuerInnen der <strong>Landentwicklung</strong><br />

<strong>Steiermark</strong>, zwischen 1998 und<br />

2009 nachhaltige Zukunftsprozesse nach<br />

dem weltweiten Modell der LA21 durchgeführt.<br />

Eine empirische Expertenbefragung, die<br />

im Jahr 2006 durchgeführt worden ist, hat<br />

nun allerdings gezeigt, dass die Beteiligung<br />

von Frauen an LA21­Prozessen in<br />

der <strong>Steiermark</strong>, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil,<br />

viel zu niedrig ist.<br />

Dies hat negative Auswirkungen auf die<br />

Qualität der Entscheidungen, da die le­<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

ulrike urisk-rauter, Lebensressort steiermark<br />

gitimen und besonderen Bedürfnisse von<br />

Frauen nicht berücksichtigt werden.<br />

Auch wenn die Sensibilität für geschlechtergerechte<br />

Planung allgemein langsam<br />

wächst, ist es notwendig, dass Frauen<br />

ihre Lebensentwürfe und Bedürfnisse<br />

selbst in die Planung einbringen.<br />

Sind Frauen an Mitbestimmung<br />

weniger interessiert?<br />

Alle Bürger und Bürgerinnen einer Gemeinde<br />

oder Region wurden und werden<br />

zwar immer gleichermaßen zu LA21­<br />

Workshops und Veranstaltungen eingeladen,<br />

trotzdem fühlen sich tendenziell<br />

Frauen (und auch Jugendliche) weniger<br />

„gemeint“ als Männer.<br />

Gründe dafür lassen sich finden: Zeitmangel<br />

wegen der Doppelbelastung von<br />

Beruf und Familie, die „männliche Sprache“<br />

der Einladungen, die Durchführung<br />

von Workshops am frühen Abend, keine<br />

Kinderbetreuung etc.<br />

Wie kann diese nicht zufriedenstellende<br />

Situation verändert werden?<br />

Gender Mainstreaming<br />

als Strategie?<br />

Gender Mainstreaming zielt darauf ab,<br />

eine geschlechtssensible Perspektive in<br />

allen Politikbereichen, Verwaltungsabläufen,<br />

Programmen und Maßnahmen<br />

einzunehmen. Sämtliche Planungen und<br />

Maßnahmen sollen so konzipiert werden,<br />

dass Chancengleichheit gefördert<br />

und strukturelle Benachteiligungen von<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

| 22 |<br />

Frauen oder Männern vermieden werden.<br />

Das bedeutet, die von den Vorhaben<br />

betroffenen Personen werden von vornherein<br />

bei der Gestaltung von Vorhaben<br />

mitgedacht bzw. einbezogen und somit<br />

deren Wirkungen verbessert.<br />

Unter den Instrumenten zur Erzielung<br />

geschlechtersensibler Bürgerbeteiligung<br />

finden sich eine Fülle von Fragelisten,<br />

Modulen, Trainings etc., aber keine standardisierten<br />

Instrumente. Diese müssen<br />

vielmehr immer an die jeweilige Organisation<br />

oder Gemeinde, ihre Kultur, ihre<br />

Struktur und ihre Ziele angepasst werden.<br />

Im Zuge der Vorbereitung der LA21 sollte<br />

man sich jedenfalls eine Reihe von konkreten<br />

Fragen stellen. Sie dienen gleichzeitig<br />

als Arbeitshilfe zur geschlechtergerechten<br />

Konzeption des Projekts:<br />

z Welche Botschaften werden<br />

übermittelt? Wer wird durch die Einladung<br />

gezielt angesprochen?<br />

Frauen, Männer, beide?<br />

z Inhalte: Welche Relevanz hat das<br />

Thema für Männer, welche für Frauen?<br />

Wie können bei der Umsetzung<br />

des Themas diese Unterschiede angemessen<br />

berücksichtigt werden?<br />

Werden Leistungen und Eigenschaften<br />

von Frauen und Männern gleich<br />

gewertet und dargestellt? Ist das verwendete<br />

Zahlenmaterial zielgerichtet<br />

nach Geschlechtern differenziert?<br />

z Sprache: Ist die Einladung bzw. die<br />

Vorinformation in einer geschlech­


tersensiblen Sprache abgefasst? Ist<br />

der Text gut lesbar? Entspricht er<br />

dem allgemeinen Sprachgebrauch<br />

und ist er verständlich?<br />

z Organisation: Sind die Zeiten für Sitzungen<br />

an den weiblichen Alltag angepasst?<br />

z Ökonomie und Effizienz: Beruf und<br />

Haushalt bedeuten Doppelbelastung<br />

für Frauen, die dadurch auch lernen<br />

müssen, die notwendigen Dinge<br />

sehr effizient zu erledigen. Dies sollte<br />

auch für Arbeitskreissitzungen<br />

gelten. Sind sie gut vorbereitet, effizient<br />

in der Abwicklung und mit<br />

konkreten Zielen und Aufgaben verbunden?<br />

Die eingesetzten Instrumente müssen<br />

immer lebendig bleiben und an die tatsächlichen<br />

Bedürfnisse angepasst werden,<br />

damit Gender Mainstreaming sich<br />

nicht in Routinen verfängt, anstatt sie zu<br />

verändern.<br />

Die Weiterentwicklung von geeigneten<br />

Instrumenten zur Erzielung von Chancengerechtigkeit<br />

muss daher selbstverständlicher<br />

Teil der fachlichen Fortbildung<br />

von LA21­Moderatoren sein. So<br />

können sie zu Promotoren für eine geschlechtersensible<br />

Bürgerbeteiligung<br />

werden und den Raum für die politische<br />

Gestaltung insgesamt erweitern helfen.<br />

Mittelfristiges Ziel muss es sein, dass<br />

etwa gleich viele Männer und Frauen aller<br />

Altersstufen an den Bürgerbeteiligungsprozessen<br />

teilnehmen und gleichberechtigt<br />

Entscheidungen für die Zukunft<br />

treffen. Die Lokale Agenda 21 wird<br />

damit zu einem unverzichtbaren Instrument<br />

der Gemeindepolitik, das dazu beiträgt,<br />

dass sich das gesamte Sozialkapital<br />

einer Gesellschaft entfalten kann.<br />

Was ist die Agenda 21?<br />

Die Agenda 21 ist ein entwicklungs-<br />

und umweltpolitisches Aktionsprogramm<br />

für das 21. Jahrhundert, ein<br />

Leitpapier zur nachhaltigen entwicklung,<br />

beschlossen von 172 staaten auf<br />

der „Konferenz für umwelt und entwicklung<br />

der Vereinten Nationen“<br />

(uNCeD) in rio de Janeiro (1992). sie<br />

besteht aus 40 Kapiteln; Kapitel 28<br />

beschreibt die Lokale Agenda 21, ein<br />

Handlungsprogramm, das eine Kommune<br />

unter Beteiligung der Bevölkerung<br />

in richtung Nachhaltigkeit entwickeln<br />

soll. Kapitel 24 ist der „Aktionsplan<br />

für Frauen zur erzielung einer<br />

nachhaltigen und gerechten<br />

entwicklung“.<br />

Junge Gedanken<br />

Fleischlos glücklich<br />

„Sobald wir unsere Gabeln heben,<br />

beziehen wir Position.“<br />

Diese Aussage von J. S. Foer, dem Autor des Buches „Tiere<br />

essen“, sollte zu denken geben. Die alltägliche Entscheidung<br />

der Ernährungsweise hat große Auswirkungen – nicht nur<br />

auf den eignen Körper, sondern auch auf die Umwelt. In Anbetracht<br />

dessen hier ein kurzer Überblick zur vegetarischen<br />

Lebensweise und deren globalen Auswirkungen.<br />

Christine rossegger<br />

Vegetarismus ist nichts Neues, hat doch<br />

diese Ernährungsweise schon in der Antike<br />

und im frühen Indien Anklang gefunden.<br />

Daraus entwickelte sich nicht nur<br />

eine fleischlose Kost, die von Verzicht geprägt<br />

ist, sondern ein bewusster Lebensstil.<br />

In Österreich gibt es Schätzungen zufolge<br />

etwa drei Prozent VegetarierInnen, wobei<br />

der Frauenanteil größer ist. In Indien<br />

leben um ein Vielfaches mehr Menschen,<br />

die sich vegetarisch ernähren, das ist zu<br />

einem großen Teil auch auf religiöse Motivation<br />

zurückführbar. Die Gründe für<br />

Vegetarismus sind also vielfältig. Ange­<br />

➡<br />

Vegetarismusarten<br />

| 23 |<br />

Ovo-lacto-vegetarische Kost:<br />

Auf Fleisch und Fisch wird verzichtet,<br />

nicht aber auf ei- und Milch(produkte).<br />

Lacto-vegetarische Kost:<br />

Zusätzlich wird auf eier verzichtet,<br />

jedoch nicht auf Milch(produkte).<br />

Ovo-vegetarische Kost:<br />

Diese Art schließt Fleisch, Fisch und<br />

Milch aus, eier werden konsumiert.<br />

Vegane Kost:<br />

Hierbei wird gänzlich auf Lebens mittel<br />

tierischen ursprungs verzichtet, bspw.<br />

auch auf Honig.<br />

Fructarismus:<br />

Ausschließlich pflanzliche<br />

Lebens mittel, bei denen die Pflanze,<br />

von der sie stammen, nicht zu schaden<br />

kommt.<br />

Freeganismus:<br />

Vegane ernährungsweise, bei der die<br />

heutige Wegwerfgesellschaft boykottiert<br />

wird, indem möglichst nur<br />

kostenlose Lebens mittel gegessen<br />

werden (bspw. aus Mülltonnen).


Vegetarische Festtagshauptspeise<br />

für 4 Personen:<br />

Gefüllter Tofu im Sesam­Mantel mit<br />

Karotten­Kartoffel­Püree<br />

Zutaten:<br />

500 g Tofu (nach Belieben Mandel­<br />

Nuss, natur oder geräuchert; Sojabohnen<br />

aus österr. Anbau)<br />

1 Ei (Freilandhaltung)<br />

Sesam<br />

Salz<br />

Öl<br />

Fülle:<br />

ca. 80 g Blattspinat<br />

etwas Butter<br />

Knoblauch<br />

Gewürze<br />

Karotten­Kartoffel­Püree:<br />

60 dag Kartoffeln<br />

20 dag Karotten<br />

1/8 bis 1/4 l Milch<br />

Salz, Muskatnuss<br />

Zubereitung:<br />

Spinat waschen und kurz in kochendem<br />

Wasser blanchieren, danach abseihen<br />

und ausdrücken. Butter in einem<br />

Topf erhitzen und den gehackten<br />

Knoblauch darin glasig anbraten, Spinat<br />

hinzufügen, würzen und anschließend<br />

abkühlen lassen.<br />

Den Tofu in ca. 2 cm dicke Scheiben<br />

schneiden und jeweils eine Seite einschneiden,<br />

damit sie befüllt werden<br />

kann. Nachdem die Scheiben mit Spinat<br />

gefüllt wurden, diese panieren.<br />

Dazu das Ei aufschlagen und mit einer<br />

Gabel verquirlen, den Tofu in Mehl<br />

wenden und durch das Ei ziehen, anschließend<br />

im Sesam wenden. Danach<br />

die Tofuscheiben in einer Pfanne<br />

mit erhitztem Öl goldgelb anbraten.<br />

Püree: Kartoffeln und Karotten kochen<br />

und anschließend schälen. Milch<br />

erhitzen und mit Kartoffeln und Karotten<br />

mixen, mit Salz und Muskatnuss<br />

würzen.<br />

Mit einem Salat der Saison garnieren<br />

und fleischlos genießen!<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

fangen von ethischen bzw. tierrechtlichen<br />

Gründen über die schon erwähnten<br />

religiösen Beweggründe bis hin zum<br />

schlichten „Fleisch schmeckt nicht“. In<br />

Zeiten des Welthungers spielt allerdings<br />

auch Gerechtigkeit eine erhebliche Rolle.<br />

Eine Problematik liegt darin, dass enorme<br />

Anteile an Nahrungs­ und Wasservorräten<br />

in die Nutztierhaltung fließen. Es<br />

werden bis zu 16 kg Getreide und zwischen<br />

3.500 bis 32.000 l Wasser benötigt,<br />

um nur 1 kg Fleisch zu produzieren.<br />

Zudem trägt Fleischkonsum beträchtlich<br />

zur globalen Erwärmung bei, denn der<br />

Nutztiersektor ist lt. FAO für 18 % der<br />

Treibhausgasemissionen verantwortlich<br />

– rund 40 % mehr als der gesamte Transportsektor.<br />

Kein bzw. ein gemäßigter Fleischkonsum<br />

kann nicht nur von einem moralischen<br />

Blickwinkel befürwortet werden, sondern<br />

beinhaltet zusätzlich positive Auswirkungen<br />

auf die Gesundheit. VegetarierInnen<br />

leiden zahlreichen Studien zufolge weniger<br />

an Herzleiden, Diabetes, Adipositas<br />

und Bluthochdruck. Häufig wird auf<br />

Mangelerscheinungen hingewiesen, die<br />

durch fleischlose Kost zustande kommen,<br />

eine ausgewogene Ernährung kann<br />

dem jedoch vorbeugen. Wer nicht komplett<br />

auf Fleisch verzichten möchte, sollte<br />

zumindest auf die Herkunft achten<br />

und zu regionalen Produkten aus artgerechter<br />

Tierhaltung – nach Möglichkeit<br />

Freilandhaltung und Bioqualität – greifen.<br />

Infos<br />

Quellen:­<br />

Jonathan safran Foer, 2010<br />

Tiere­essen<br />

Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co.<br />

KG, Köln<br />

www.vegetarier.at<br />

www.vegan.at<br />

www.fao.org<br />

www.peta.de/welthunger<br />

www.welthungerdemo.de/inhalt/thema_wasser.html<br />

www.spiegel.de/wissenschaft/<br />

mensch/0,1518,709298-5,00.html<br />

www.freegan.at<br />

Wikipedia, November 2011, http://<br />

de.wikipedia.org/wiki/<br />

Vegetarismus#Auspr.C3.A4gungen_<br />

des_Vegetarismus<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

Haben oder<br />

sind wir?<br />

| 24 |<br />

Mit dieser Frage hat sich der sozialpsychologe<br />

erich Fromm schon ausführlich<br />

beschäftigt. und wir? Was zählt<br />

denn nun wirklich in der heutigen<br />

Zeit? ein noch moderneres Handy, mit<br />

dem man unterwegs noch schnell ein<br />

paar Geschenke via mobilem Internet<br />

bestellen kann, um nicht einmal beim<br />

unterwegs-sein dort zu sein, wo man<br />

gerade ist? Oder um mittels Facebook-<br />

App noch schnell die ganze Welt in<br />

Kenntnis darüber zu setzen, in welchem<br />

überladenen Geschäft man<br />

denn gerade physisch anwesend ist –<br />

die gedankliche Präsenz ist ja ohnehin<br />

nicht gegeben.<br />

Nicht nur in jener Zeit, in der sich<br />

Glühwein- und Lebkuchenduft aufdringlich<br />

den Weg zu unseren Geruchsorganen<br />

bahnen, fehlt die Vereinigung<br />

von geistiger und körperlicher<br />

Anwesenheit. schade eigentlich. so<br />

muss sich wohl auch die (Vor-)Freude,<br />

welche die ruhige Weihnachtszeit mit<br />

sich bringen sollte, halbieren.<br />

Bloß um anderen Freude zu bereiten,<br />

wäre es angebracht, zumindest bei der<br />

Versammlung um den Weihnachtsbaum<br />

„ganz“ anwesend zu sein, um<br />

selbst zum Geschenk zu werden. Ich<br />

wäre gerne eines. und sie?<br />

Wenn man es dann geschafft hat und<br />

sich sozusagen als Geschenk verhält,<br />

bleibt auch gleich ein weiteres Päckchen<br />

erspart, das in unserer materialistischen<br />

„Haben-Gesellschaft“ ohnehin<br />

überbewertet wird. Da wir schon beim<br />

Thema einsparungen sind – weniger<br />

ist oft mehr und mehr von Wenigerem<br />

macht wiederum mehr(ere) glücklich,<br />

vorausgesetzt, es wird geteilt.<br />

Obendrein würde anstelle des unangenehmen<br />

Völle- bis Übelkeitsgefühls,<br />

das den Weihnachtsfeierlichkeiten in<br />

traditioneller Manier folgt, eine angemessene<br />

sättigung einsetzen. Nicht<br />

für alle, aber immerhin für mehrere.


Im Gespräch<br />

Pater Thomas, was ist persönliches Glück<br />

für sie?<br />

Vorab kann ich sagen, dass ich derzeit ein<br />

glücklicher Mensch bin. Glück zeigt sich<br />

für mich, wenn ich zufrieden bin mit mir<br />

selbst, mit meinen Mitmenschen, Mitbrüdern<br />

und meinem beruflichen und<br />

privaten Umfeld. Zufrieden sein heißt: in<br />

Frieden mit sich selbst sein, ruhig sein<br />

und ausgeglichen. Im Gottesdienst hat<br />

der Friedensgruß jedoch eine andere Bedeutung,<br />

als ein Friede, der wie ein Segen<br />

nur von Gott ausgehen kann.<br />

Welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen werden<br />

im stift gesetzt?<br />

Allein die Tatsache, dass unser Stift seit<br />

1129 besteht, ist ein Nachhaltigkeitsbeweis,<br />

wie er auch in der Forstwirtschaft<br />

besteht. Vor fast 900 Jahren wurden uns<br />

die Flächen und Wälder übergeben. Unser<br />

Forstbetrieb weist 1.500 Hektar Wirtschaftwald<br />

und rund 300 Hektar Schutzwald<br />

auf, der durch Maßnahmen wie Naturverjüngung,<br />

keine Kahlschläge und<br />

standortgerechte Aufforstungen nachhaltig<br />

bewirtschaftet wird.<br />

Wie hat sich die sturmkatastrophe Paula<br />

vom Jänner 2008 ausgewirkt?<br />

Dieser außer jeder Norm aufgetretene<br />

Sturm hat in wenigen Minuten einen rd.<br />

15­fachen Jahresholzeinschlag zerstört.<br />

Betroffen waren nicht nur Fichtenkulturen,<br />

sondern auch Buchen­ und Mischwälder,<br />

wobei nun bei der Wiederaufforstung<br />

auf noch größere, standortgerechte<br />

Bestockung geachtet wird.<br />

Wie wird das stift heizenergetisch<br />

versorgt?<br />

Seit 1998 heizen wir die gesamten Gebäude,<br />

inkl. der Räumlichkeiten des Bundesgymnasiums,<br />

mit Biomasse aus den eigenen<br />

Beständen. So werden jährlich rd.<br />

200.000 Liter Heizöl eingespart.<br />

Gibt es weitere Vorhaben oder Initiativen<br />

im Klimaschutz und ressourcenschonung?<br />

Ja, die gibt es. Erst jüngst wurden in der<br />

Stiftsbasilika die alten Scheinwerfer, mit<br />

jeweils 1000­Watt­Halogenscheinwerfern,<br />

gegen neue LEDs (Anm.: Light Emitting<br />

Diode) getauscht. Weitere Überle­<br />

Interview: Gerhard Vötsch, <strong>Landentwicklung</strong> steiermark | 25 |<br />

Kloster mit Vorbildwirkung<br />

Von Lebens- und Herzensräumen im Zisterzienserstift Rein<br />

gungen, etwa im Bereich thermische Sanierung<br />

oder Solarenergie bzw. Photovoltaik<br />

bestehen, jedoch gibt es durch den<br />

gesetzlichen Denkmalschutz hier eingeschränkte<br />

Möglichkeiten. Wir wollen<br />

aber auch hier künftig Maßnahmen umsetzen.<br />

Ich habe in einer der jüngsten Kapitelsitzungen<br />

(Anm.: Besprechungen der 16 Patres<br />

des Konvents zu wichtigen Entscheidungen<br />

zum Kloster) die Bestellung eines<br />

Nachhaltigkeitsbeauftragten vorgeschlagen.<br />

Die Idee dazu ist aus meiner Funktion<br />

als wirtschaftlicher Leiter entstanden<br />

und dieser Vorschlag ist von den Mitbrüdern<br />

positiv aufgenommen worden.<br />

Nachhaltigkeitsbeauftragte gibt es bereits<br />

in mehreren Ordensgemeinschaften. Neben<br />

den stiftseigenen Aktivitäten im Bereich<br />

Beschaffung und Einkauf – Stichwort<br />

Ökologischer Fußabdruck – Abfallbewirtschaftung<br />

sollen auch eine Vernetzung<br />

und ein Ideenaustausch bei regelmäßigen<br />

Treffen erfolgen.<br />

Aktuelles Thema Gemeindestrukturreform:<br />

eine Fusionierung der Gemeinden<br />

Gratkorn, Gratwein, Judendorf und eisbach<br />

ist in den letzten Wochen medial<br />

stark präsent. P. Thomas: ergäben sich<br />

dadurch Auswirkungen auf das stift<br />

rein?<br />

Unser Stift ist seit jeher regional, ja überregional<br />

ausgerichtet. Die Gemeinde Eisbach<br />

gibt es erst seit 1848, davor war sie<br />

Grundherrschaft von Stift Rein. Auch<br />

heute geht unser Grundbesitz und Wirkungsbereich<br />

weit über die Gemeindegrenzen<br />

hinaus. Zum Stift gehören 13<br />

Pfarren und ein Pfarrverband umfasst die<br />

Gemeinden Gratwein, Judendorf­Straßengel<br />

und Eisbach. Unmittelbare Auswirkungen<br />

durch eine geänderte Gemeindelandschaft<br />

in unserer Region sehe ich für<br />

unser Stift derzeit nicht.<br />

Ihre Wünsche zum Jahreswechsel?<br />

Mein Wunsch an alle Menschen ist, ein<br />

glückliches, glücklicheres und zufriedenes<br />

Leben zu haben. Ich denke dabei an<br />

Menschen, ob bekannt oder unbekannt;<br />

an Menschen, denen es nicht so gut geht<br />

wie mir, die in Krankheit und Armut leben,<br />

Familien, in denen Krisen bestehen,<br />

Menschen, die Schicksalsschläge erlitten<br />

haben, körperliche und geistige Handicaps<br />

aufweisen oder arbeitslos sind. Sie<br />

alle brauchen unsere Hilfe. Ich wünsche<br />

Ihnen und mir, dass diese Gedanken zum<br />

eigenen Frieden beitragen können.<br />

P. Thomas, herzlichen Dank für das<br />

Gespräch!<br />

Pater Thomas Friedmann OCist. ist<br />

Prior des stiftes rein, somit stellvertreter<br />

des Abtes und gleichzeitig<br />

Wirtschaftsleiter des stiftes. er ist ausgebildeter<br />

Hauptschullehrer und<br />

Dipl.-Pädagoge und trat nach zweijähriger<br />

Lehrertätigkeit in der Oststeiermark<br />

1980 in den Zisterzienserorden<br />

im stift rein ein.<br />

Zum stift:<br />

Das ca. 15 km nordwestlich von Graz<br />

liegende Zisterzienserstift rein (Gemeinde<br />

eisbach) wurde 1129 als 38.<br />

Kloster des Ordens gegründet. Nach<br />

Auflösung der vor rein gegründeten<br />

Klöster ist es nunmehr das weltälteste<br />

aktive Zisterzienserkloster. Besonders<br />

erwähnenswert: in der Marienkapelle<br />

befindet die Grabstätte des stifters<br />

von rein, Markgraf Leopold I., des<br />

starken, sehenswert ist auch die über<br />

100.000 Objekte umfassende stiftsbibliothek<br />

sowie die Äbtegalerie und<br />

die prächtige Basilika, die zweitgrößte<br />

Kirche der steiermark. Zum stift rein<br />

gehören heute 13 Pfarren.


Mittelpunkt Mensch<br />

Die <strong>Steiermark</strong> als Lebensort<br />

für ältere Menschen Interview mit<br />

LR in . Mag. a Edlinger-Ploder<br />

Für ältere Menschen steht der Wunsch,<br />

so lange wie möglich in gewohnter Umgebung<br />

verbleiben zu können, im Vordergrund.<br />

Daher soll – neben den mobilen<br />

Diensten – eine zusätzliche Unterstützung<br />

zur Stärkung des Sozialkapitals flächendeckend<br />

organisiert und angeboten<br />

werden: ein ehrenamtlicher Anwesenheits­<br />

oder Besuchsdienst.<br />

Wie bereits in der zweiten Ausgabe unseres<br />

Themenheftes „zukunftsfähig“ berichtet,<br />

wird der Nachbarschaftshilfe im<br />

ländlichen Raum ein hoher Stellenwert<br />

eingeräumt. Aus dem Zeittauschprojekt<br />

„Zeit­ und Hilfsbank <strong>Steiermark</strong>“ hat sich<br />

nun eine weitere Idee eröffnet: Der freiwillige<br />

Besuchsdienst, ein Kooperationsprojekt<br />

des Pflegeressorts Land <strong>Steiermark</strong>,<br />

der <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

und des Steiermärkischen Gemeindebundes<br />

ist derzeit in Planung. Ziel ist es,<br />

durch diesen Freiwilligendienst pflegende<br />

Familienangehörige zu unterstützen<br />

und auch älteren Menschen ein soziales<br />

Beziehungsnetzwerk anzubieten. Dadurch<br />

sollen die Selbstständigkeit im<br />

eigenen Umfeld gestärkt, die <strong>Lebensqualität</strong><br />

erhöht und die Sozialbudgets in<br />

Gemeinden entlastet werden. Weiters ist<br />

geplant, bestehende Initiativen, die in<br />

diesem Bereich bereits aktiv sind, zu ergänzen<br />

bzw. sich zusammenzufinden,<br />

um noch effizienter und vernetzter zusammenzuarbeiten.<br />

Neben Landesrat Johann Seitinger hat<br />

auch Landesrätin Mag. a Kristina Edlinger­Ploder<br />

die Schirmherrschaft über das<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Neue Aspekte bei der exkursion nach Molln<br />

Projekt „Freiwilliger Besuchsdienst“<br />

übernommen:<br />

Frau Landesrätin Mag. edlinger-Ploder,<br />

wie ist die Initiative dieses Dienstes oder<br />

dieses spezielle unterstützungsangebot<br />

zustande gekommen?:<br />

„Ich habe nach Übernahme der neuen<br />

Aufgaben im Gesundheits­ und Pflegebereich<br />

aufmerksam zugehört und mich<br />

mit vielen Leuten zusammengesetzt. Neben<br />

reichlichen und wichtigen Aufträgen<br />

war aber auch sehr schnell klar, dass wir<br />

nicht nur im Leistungsangebot einiges<br />

tun müssen, sondern auch im Unterstützungsbereich,<br />

und hierbei meine ich<br />

nicht Geldleistungen, gefordert sind.<br />

Eine tragende Säule im Pflegebereich<br />

sind Angehörige, derzeit immer noch bis<br />

zu 80 %, und diesen wollen wir so helfen,<br />

wie sie es selbst in Anliegen und Bedürfnissen<br />

formulieren.“<br />

Welche Vorteile erwarten sie sich aus<br />

diesem Angebot?<br />

„Vieles ist bereits angesprochen worden:<br />

Wir wollen Menschen mit all ihren individuellen<br />

Ansprüchen bestmöglich begegnen.<br />

Es gibt in unserem Land sehr viele<br />

aktive Senioren oder engagierte Jugend,<br />

die etwas beitragen möchte. Zusätzlich<br />

gibt es sehr erfolgreiche und<br />

großartige Initiativen in diesem „Nachbarschaftshilfsbereich“.<br />

Wir wollen alle<br />

Aktiven und potentiell Aktive zusammenbringen<br />

und daraus ein großes, dichtes<br />

Unterstützungsnetzwerk über die<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

ganze <strong>Steiermark</strong> spannen, um so alle hereinzuholen<br />

und auch alle erreichen zu<br />

können.“<br />

Was heißt „<strong>Lebensqualität</strong>“ für sie und<br />

was steht für den Begriff „Lebensort“?<br />

„<strong>Lebensqualität</strong> hat viele Zutaten, aber<br />

es gibt kein Rezept dafür und wandelt<br />

sich sogar mit der Zeit. Derzeit ist <strong>Lebensqualität</strong><br />

für mich einfach, Zeit mit<br />

meinen Kindern zu verbringen. Ein Lebensort<br />

ist schlicht dort, wo ich mich<br />

wohlfühle, und das hat weniger mit GPS<br />

oder einer Landkarte zu tun, sondern<br />

eher mit Menschen.“<br />

Ein Kooperationsbericht von Nicole Prutsch<br />

(Pflegemanagement, Land <strong>Steiermark</strong>),<br />

Johanna Reinbrecht und Gudrun Gruber<br />

(<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong>)<br />

Im Herbst starteten Vertreter aus Land,<br />

Gemeinden und Organisationen eine Exkursion<br />

nach Molln (OÖ), wo man anhand<br />

der Zeitbank 55 + (www.zeitbank.<br />

eu) praktische Erfahrungen sammelte.<br />

Sieben steirische Pilot­Gemeinden haben<br />

bereits ihr Interesse am Projekt gezeigt<br />

– Tendenz steigend!<br />

Infos<br />

Nähere Informationen unter:<br />

www.landentwicklung.com<br />

www.zukunft.steiermark.at<br />

| 26 |


Schladming 2030<br />

Schladminger<br />

Warenkorb<br />

Vor rund einem Jahr wurde das Projekt<br />

„Schladminger Warenkorb“ von der<br />

Schladming 2030 GmbH. und der <strong>Landentwicklung</strong><br />

<strong>Steiermark</strong> ins Leben gerufen.<br />

Ziel war es, regionale Produkte aus Landwirtschaft,<br />

Handwerk und Gewerbe mit authentischem<br />

regionalem Bezug stärker zu forcieren und in der Region zu verkaufen.<br />

Mit Hannes Royer fand man einen engagierten<br />

Projektleiter, der nicht nur selbst<br />

Bauer ist, sondern auch aufgrund seiner<br />

beruflichen Tätigkeit eng mit der Landwirtschaft<br />

und der Region verbunden ist.<br />

Anfangs wurden in der Region viele Gespräche<br />

mit möglichen Produzenten geführt,<br />

um das heimische Potential zu erkennen,<br />

und darüber hinaus gab es auch<br />

themenbezogene Veranstaltungen über<br />

den Maschinenring Dachstein­Tauern.<br />

Auf die erste Anfangseuphorie folgte die<br />

schnelle Ernüchterung: Die heimischen<br />

Bauern konnten die geforderten Produkte<br />

und Mengen aufgrund ihrer eher touristischen<br />

Ausrichtung in keinster Weise<br />

produzieren und auch das Interesse an<br />

der Direktvermarktung war eher dürftig.<br />

Fast schon schien es, als ob das Projekt<br />

scheitern und die Region es wieder nicht<br />

schaffen würde, sich im Bereich bäuerlicher<br />

Regionalvermarktung professionell<br />

zu etablieren. Albert Baier: „Ich verstehe<br />

jeden einzelnen Bauern bei uns, wenn er<br />

sagt: was soll ich noch alles machen?<br />

Dennoch war ich immer der Überzeugung,<br />

dass der Weg, den wir mit diesem<br />

Projekt eingeschlagen haben, für viele in<br />

unserer Region eine neue Zukunft bedeuten<br />

kann.“ Die Unsicherheit war zu spüren<br />

und auch der Vorstand des Maschinenringes<br />

fasste den Beschluss, sich aus<br />

dem Projekt zurückzuziehen, nur einige<br />

wenige Bauern wollten weiterhin an dem<br />

Projekt festhalten. Hannes Royer: „Ich<br />

habe seit vielen Jahren hervorragende<br />

Kontakte in den Südosten der <strong>Steiermark</strong><br />

und kenne dort zahlreiche erfolgreiche<br />

Projekte, die seit Jahren die Region in ein<br />

positives wirtschaftliches Licht rücken.<br />

Nach einem Besuch bei mehreren bäuerlichen<br />

Vermarktern in der Region Vulkanland<br />

ergriff ich die Initiative und be­<br />

Hannes­Royer­<br />

Geschäftsführer<br />

des Schladminger<br />

Warenkorbes<br />

schloss, das Projekt „Schladminger Warenkorb“<br />

aus eigener Kraft weiter zu führen.“<br />

Alle Beteiligten bekundeten ihre<br />

volle Unterstützung, allen voran Bgm.<br />

Jürgen Winter, die Schladming 2030<br />

GmbH sowie die <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong>.<br />

Diesem Schritt folgte eine intensive<br />

Diskussion über die Ausweitung der<br />

Region Schladming auf die gesamte <strong>Steiermark</strong>,<br />

um das eingeschränkte Produktsortiment<br />

rund um den Warenkorb<br />

aufzuwerten. Bgm. Jürgen Winter: „Speziell<br />

das große Einzugsgebiet, die multinationale<br />

Zusammensetzung der Touristen<br />

rund um Schladming und die daraus<br />

resultierenden Anforderungen an das<br />

Produktportfolio machen eine Erweiterung<br />

auf die gesamte <strong>Steiermark</strong> durchaus<br />

notwendig und sinnvoll.“ Mit einer<br />

guten Vertriebsarbeit werden die Bauern<br />

in der Region Schladming nun Zug um<br />

Zug an die neuen Möglichkeiten herangeführt.<br />

Am Anfang werden unsere Bauern<br />

nun von den Bauern aus dem Vulkanland<br />

unterstützt. „Das Wertvolle dabei<br />

ist, dass wir auf das Know­how und den<br />

Erfahrungsschatz der Vulkanlandbauern<br />

zurückgreifen können. Niemand muss<br />

bei uns in das kalte Wasser springen, und<br />

dennoch ermöglichen wir jedem Bauern,<br />

seine Produkte bei uns bestmöglich und<br />

nachhaltig zu vermarkten“, sagt nicht<br />

ohne Stolz der neu designierte Geschäftsführer<br />

des Schladminger Warenkorbes,<br />

Hannes Royer.<br />

Vor Ort für Sie da!<br />

Mag a . Nina Sulzenbacher<br />

<strong>Landentwicklung</strong><br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Daheim schmeckt’s<br />

doch am besten!<br />

Das Bewusstsein für regionale Lebensmittel<br />

ist erfreulicherweise immer stärker<br />

am Wachsen. Kurze Wege vom Partner,<br />

den man noch persönlich kennt, sind<br />

die logische Garantie für frische Lebensmittel<br />

mit geringst möglicher ressourcenbelastung.<br />

Die hohen heimischen<br />

Qualitätsstandards sorgen für beste<br />

Qualität der Produkte. so bleiben nicht<br />

nur Arbeitsplätze in der region erhalten<br />

und die Wirtschaftskraft vor Ort wird gestärkt,<br />

sondern regionale spezialitäten<br />

und ländliche Traditionen bekommen<br />

(wieder) eine Zukunft. Der Ort, an dem<br />

Lebensmittel erzeugt werden, beeinflusst<br />

oft entscheidend die Attraktivität<br />

und Funktionsfähigkeit der Landschaft<br />

und deren reiz für Tourismus und Naherholung.<br />

Mit dem „regionalen Warenkorb“<br />

wird der Bezug zur region nach innen<br />

und außen gestärkt und versucht,<br />

eine steigerung der regionalen Wertschöpfung,<br />

mit Know-how-unterstützung<br />

aus dem Vulkanland, zu erzielen. In<br />

naher Zukunft werden hochwertige Produkte<br />

aus der Landwirtschaft mit authentischem<br />

regionalem Bezug<br />

angeboten.<br />

nina.sulzenbacher@landentwicklung.com<br />

www.landentwicklung.com<br />

| 27 |


Klima im Wandel<br />

Die Gründe, den Klimawandel zu stoppen,<br />

sind mittlerweile allseits bekannt:<br />

Angefangen vom Anstieg des Meeresspiegels,<br />

über Dürren und daraus folgende<br />

Hungersnöte, bis hin zu Diversitätsverlust.<br />

Nun stellt sich die Frage, wer wie viel<br />

zur Vermeidung bzw. zur Verminderung<br />

des Klimawandels beitragen soll.<br />

Eine einfache Antwort ist hier nicht möglich<br />

und führt unweigerlich zur Thematik<br />

der Gerechtigkeit. Univ.­Prof. Dr. phil.<br />

Lukas H. Meyer von der Karl­Franzens­<br />

Universität Graz setzt sich schon seit einigen<br />

Jahren mit Klimagerechtigkeit auseinander<br />

und wurde dazu befragt.<br />

Herr Prof. Dr. Meyer, wieso spielt der<br />

Aspekt Gerechtigkeit eine so wichtige<br />

rolle? reicht denn eine „bloße“ Verringerung<br />

bzw. Vermeidung des Klimawandels<br />

nicht aus?<br />

Das angestrebte Ziel ist Mitigation, also<br />

die Reduktion der Treibhausgasemissionen,<br />

und angesichts nicht vermiedener<br />

oder nicht mehr vermeidbarer Auswirkungen<br />

der Klimaänderungen die Adaptation,<br />

also die Verringerung der Verletzbarkeit<br />

von Menschen durch den Klimawandel.<br />

Aber warum sollten wir diese<br />

Ziele verfolgen? Weil Überlegungen der<br />

Gerechtigkeit dies von uns fordern, ist<br />

eine und meines Erachtens die für uns<br />

wichtigste Antwort. Denn wenigstens minimal<br />

gerecht handeln zu sollen ist für<br />

uns eine unabweisbare Forderung.<br />

Welche Faktoren sollten in Zusammenhang<br />

mit Klimagerechtigkeit beachtet<br />

werden?<br />

Die Auswirkungen des Klimawandels<br />

sind in ihrer Qualität und Stärke sehr unterschiedlich.<br />

Aus Sicht der Gerechtigkeit<br />

sind primär die erwartbaren Auswirkungen<br />

zu beachten, die gerechte Ansprüche<br />

oder moralische Grundrechte von Menschen<br />

verletzen, also Ansprüche auf Suf­<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Interview: Christine rossegger<br />

Das Klima – ein Indikator für<br />

<strong>Lebensqualität</strong><br />

Industrieländer kontra Entwicklungsländer<br />

Das Klima und somit natürlich auch der Klimawandel haben starken Einfluss auf die<br />

<strong>Lebensqualität</strong> der gesamten Bevölkerung. In besonders hohem Ausmaß betreffen die<br />

negativen Auswirkungen vor allem jene, die kaum für den Klimawandel verantwortlich<br />

sind – Entwicklungsländer beispielsweise. Ist das gerecht?<br />

fizienz (hinreichende Versorgung mit den<br />

für ein halbwegs gutes Leben nötigen<br />

Ressourcen, also Schutz insbesondere<br />

vor Hunger), auf Überleben (Schutz vor<br />

frühzeitigem Tod z.B. durch extreme Wetterbedingungen),<br />

auf Autonomie (Schutz<br />

insb.vor Zwangsumsiedlung). Der Schutz<br />

solcher grundlegender Ansprüche der<br />

Gerechtigkeit sollte die Klimaziele mitbestimmen<br />

helfen. Da vornehmlich (aber<br />

längst nicht mehr allein) zukünftig lebende<br />

Menschen vom Klimawandel stark negativ<br />

betroffen sein werden, ist dies auch<br />

eine Frage der Generationengerechtigkeit.<br />

Die meisten Studien gehen<br />

davon aus, dass wir mit einigen<br />

Prozent globalem Verzicht an<br />

Wachstumssteigerung auch<br />

anspruchsvolle Ziele des<br />

Klimaschutzes bezahlen können.<br />

Allerdings hat Klimaschutz einen Prei.<br />

Die Frage ist: wer bezahlt? Das ist eine<br />

Frage der Verteilungsgerechtigkeit zwischen<br />

allen heute lebenden Menschen.<br />

Die meisten Studien gehen davon aus,<br />

dass wir mit einigen Prozent globalem<br />

Verzicht an Wachstumssteigerung auch<br />

anspruchsvolle Ziele des Klimaschutzes<br />

bezahlen können. Menschen, wie ich und<br />

du, die in hochindustrialisierten Ländern<br />

aufgewachsen sind und leben und an den<br />

typischen Lebensweisen und dem Wohlstand<br />

dieser Länder partizipieren, haben<br />

bisher sehr viel mehr Begünstigungen<br />

aus der Industrialisierung oder generell<br />

aus Aktivitäten, die mit Emissionen einhergehen,<br />

bezogen – die meisten Menschen<br />

in den sogenannten Entwicklungsländern<br />

sehr viel weniger. Dazu kommt,<br />

dass insbesondere die zukünftig in den<br />

Entwicklungsländern Lebenden sehr viel<br />

mehr Schäden aufgrund des Klimawandels<br />

zu erwarten haben. Das legt nahe,<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

| 28 |<br />

dass die Menschen in den reichen und<br />

hoch industrialisierten Ländern den Löwenanteil<br />

der Kosten des globalen Klimaschutzes<br />

tragen sollten.<br />

Wo sehen sie die zukünftigen schwierigkeiten<br />

in Bezug auf die Verminderung<br />

des Klimawandels und damit einer<br />

geringeren schadstoffemission in entwicklungsländern?<br />

Die Schwierigkeiten sind leider groß: Globaler<br />

Klimaschutz erfordert globale, effektive<br />

und gerechte Kooperation möglichst<br />

aller. Für solche mangelt es aber an<br />

Institutionen. Die Gründe dafür sind vielfältig.<br />

Erwähnen möchte ich, dass wir uns<br />

schwer tun, zukünftig lebende Menschen<br />

– die wir nie treffen werden, über deren<br />

besonderen Lebensumstände wir wenig<br />

wissen und die unser Wohlergehen nicht<br />

beeinflussen können – als Träger von gerechten<br />

Ansprüchen uns gegenüber ernst<br />

zu nehmen. Wie viele Treibhausgasemissionen<br />

die Entwicklungsländer reduzieren<br />

sollen, hängt davon ab, was als global<br />

gerecht gelten kann. Es sollte hier um<br />

eine gerechte Verteilung der Begünstigungen<br />

aus Emissionen über die Gesamtlebenszeit<br />

von Individuen gehen. Bei Berücksichtigung<br />

der höchst unterschiedlichen<br />

Konsequenzen der bisherigen<br />

(historischen) Emissionen wird eine gerechte<br />

Verteilung der noch erlaubten<br />

Emissionen den Entwicklungsländern<br />

ihre Chancen auf Entwicklung nicht nehmen.<br />

univ.-Prof. Dr. phil. Lukas H. Meyer<br />

Vorstand des Instituts für Philosophie<br />

und Vize-Dekan der Geisteswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Karl-Franzens-universität<br />

Graz, Leiter von Forschungsprojekten<br />

zu Klimagerechtigkeit,<br />

Lead Author des International<br />

Panel on Climate Change (IPCC).


Wissenswertes<br />

Versorgungs(un)sicherheit?<br />

Versorge dich selbst!<br />

Selbstversorgung gewinnt in heutiger<br />

Zeit immer mehr SympathisantInnen.<br />

Beispiele aus der Praxis gibt es auch<br />

hierzulande, sie werden vor allem unter<br />

dem Prinzip der „Permakultur“<br />

(permanent agriculture – dt.: „dauerhafte<br />

Landwirtschaft“) umgesetzt.<br />

Schon Mitte der 70er wurde von den Australiern<br />

Bill Mollison und David Holmgren<br />

nicht nur diese spezielle Art, Landwirtschaft<br />

zu betreiben, sondern auch ein<br />

gewisser Lebensstil entwickelt. Die Idee<br />

Permakultur ist mittlerweile weit verbreitet;<br />

die umfangreichen Prinzipien, die<br />

dahinter stehen, sind jedoch weniger populär.<br />

Zu ihnen zählen neben einer nachhaltigen<br />

Anbauweise in der Landwirtschaft<br />

und im eigenen Garten unter anderem<br />

auch das Verwenden von erneuerbaren<br />

Energien und Vermeidung von<br />

Abfällen. Weiters wird auch auf „Entschleunigung“<br />

hingewiesen – also von<br />

Fast Food zu Slow Food beispielsweise.<br />

Es geht darum lokal zu handeln, dort<br />

Dinge zu verändern, wo unmittelbarer<br />

Einfluss möglich ist.<br />

Zusätzlich gibt es drei ethische Prinzipien,<br />

die sich auf soziale, ökologische und<br />

ökonomische Aspekte beziehen:<br />

z Earthcare – achtsamer Umgang mit<br />

der Erde<br />

z Peoplecare – achtsamer Umgang mit<br />

Menschen<br />

z Limits to consumption, reproduction<br />

and redistribute surplus – kurz:<br />

Selbstbegrenzung<br />

Quelle:<br />

David Holmgren, 2002,<br />

Permaculture – Prinziples & Pathways Beyond Sustainability<br />

Holmgren Design Services, Australia<br />

Transition Town Movement – Städte im Wandel<br />

Die Herausforderungen des<br />

21. Jahrhunderts betreffen vor allem<br />

den Klimawandel und Ressourcenknappheit.<br />

Das Transition-Modell setzt<br />

hier an und versucht Gemeinschaften,<br />

seien es Städte, Gemeinden oder<br />

kleinere Kommunen, in eine widerstandsfähige<br />

Zukunft zu führen.<br />

Die Wurzeln dieser Umweltbewegung liegen<br />

in Großbritannien und Irland, wo der<br />

Permakulturist Rob Hopkins die ersten<br />

Projekte startete. Kinsale in Irland und<br />

Totnes in Südengland waren die ersten<br />

„Städte im Wandel“. Mittlerweile fasst<br />

das Modell international Fuß und wird<br />

beispielsweise in Neuseeland und Amerika<br />

umgesetzt, auch in Österreich gibt<br />

es Transition­Gemeinschaften. Das Ziel<br />

ist es, die Umsetzungsgebiete in eine<br />

möglichst autarke Stellung zu bringen.<br />

Diese Selbstständigkeit bezieht sich vor<br />

allem auf Erdöl, aber auch auf andere Importe.<br />

Um Resilienz zu erreichen, wird<br />

ein ganzheitlicher „Wandel“ angestrebt.<br />

Selbstversorgung soll wieder in den Vordergrund<br />

treten – dafür wird hauptsächlich<br />

nach den Prinzipien der Permakultur<br />

vorgegangen. Regionale und lokale Wirtschaftskreisläufe<br />

sollen unterstützt werden<br />

und der Energieverbrauch reduziert<br />

sowie durch erneuerbare Energien ersetzt<br />

werden.<br />

| 29 |<br />

Soziale Aspekte spielen im Wandlungsprozess<br />

ebenso eine wichtige Rolle wie<br />

die ökologischen. Die Gemeinschaftlichkeit<br />

wird unter anderem bei bewusstseinsbildenden<br />

Veranstaltungen gefördert.<br />

Verschiedene Workshops und Arbeitgruppen<br />

bieten der Bevölkerung die<br />

Möglichkeit, sich aktiv an diesem „bottom­up“­Ansatz<br />

zu engagieren.<br />

Gemeinsam soll die Grundversorgung<br />

mit Lebensmitteln, Energie, Bildung, Kultur<br />

und Transport gesichert werden.<br />

Quellen:<br />

Liam Leonard, John Barry, 2009,<br />

The Transition to Sustainable Living and Practice,<br />

Emerald Group Publishing Limited, UK<br />

Transition Austria:<br />

http://transitionaustria.ning.com<br />

Transition Town Friedrichshain:<br />

http://www.transitiontown-friedrichshain-<br />

kreuzberg.de<br />

Transition Initiativen UK,<br />

international & D/A/CH – Leitfaden Version 1.4<br />

Transition Initiativen – Ein Leitfaden: Energie- und<br />

Kulturwende in Städten, Gemeinden, Landkreisen,<br />

Dörfern, Gemeinschaften und ganzen Regionen<br />

von Ben Brangwyn und Rob Hopkins; 2008<br />

Übersetzung, teilweise Aktualisierung und<br />

Lektorat; 2011<br />

Martin Elborg, Frank Wolf und<br />

Gerd Wessling, Version: 1.4 vom 10.06.2011


Kräuter-WIESsen<br />

Basilikum – das Königskraut<br />

im Rampenlicht<br />

In den letzten Jahren erlangte Basilikum eine immer stärkere Bedeutung<br />

und wurde so zum Trend-Gewürz unter den Küchenkräutern. Früher gelangten die<br />

meisten Rezepte mit Arbeitern von Italien nach Österreich und erstrecken sich mittlerweile<br />

von dem allseits bekannten Basilikum-Pesto über die traditionelle Zubereitung<br />

von Insalata Caprese mit Paradeisern und Mozzarella bis hin zur Herstellung von<br />

Basilikum-Butter, Basilikum-Sekt und vielem mehr.<br />

Bereits zu Beginn dieses Jahres starteten<br />

in der Versuchsstation für Spezialkulturen<br />

Wies die Vorbereitungen für die Veranstaltungsreihe<br />

„Kräuter­WIESsen“ in<br />

Kooperation mit dem LFI und der Landwirtschaftskammer<br />

<strong>Steiermark</strong>. Die Auswahl<br />

des diesjährigen Schwerpunkts fiel<br />

auf einen beliebten Vertreter der Lippenblütler:<br />

das Basilikum. Bei näherer Betrachtung<br />

offenbarte sich eine größtenteils<br />

unbekannte Vielfalt an Arten in der<br />

Gattung Ocimum, aber auch an zahlreichen<br />

Sorten, die dazu verleiten, den Blick<br />

vom typischen Genoveser­Typ wegzulocken.<br />

Die botanische Zuordnung bleibt<br />

ein Kapitel für sich, da in Internet und<br />

Katalogen unzählige Möglichkeiten einer<br />

Klassifizierung angeboten werden. Ausschlaggebend<br />

für die Variationen in Geruch<br />

und Geschmack sind vor allem der<br />

Gehalt an ätherischem Öl und Abweichungen<br />

in dessen Zusammensetzung.<br />

Die Ausbeute beträgt im getrockneten<br />

Kraut zwischen 0,04 bis 0,7 %. Die Formen­<br />

und Farbenvielfalt der Blätter und<br />

Blüten kommt durch Kreuzungen im<br />

Laufe der bereits langen Kulturzeit zu<br />

Stande. Die dadurch entstehende Diversität<br />

kann auch bei Verwandten des Basilikums<br />

beobachtet werden, zu denen<br />

neben Salbei, Thymian und Rosmarin<br />

auch die Minzen gehören.<br />

Nicht vernachlässigt werden sollten neben<br />

den Einsatzmöglichkeiten als Gewürz<br />

auch die heilenden Eigenschaften<br />

des Basilikums bzw. bestimmter Arten:<br />

so beschrieb bereits Hildegard von Bingen<br />

1100 n. Chr. in der Physica die Wirksamkeit<br />

des „kalten Krautes“ gegen hohes<br />

Fieber. Auch heute noch wird Basilikum<br />

in der ayurvedischen Medizin nach dem<br />

Prinzip „Kälte gegen Hitze“ eingesetzt.<br />

Weitere Anwendung findet es bei Magenbeschwerden,<br />

Depressionen, Hals­<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

schmerzen, Migräne, Ohrenschmerzen,<br />

parasitären Würmern und Entzündungen.<br />

Es werden dem Basilikum auch antimikrobielle<br />

Eigenschaften im Einsatz<br />

gegen Bakterien, Hefen und Schleimpilze<br />

zugesprochen. Zusätzlich erweist sich<br />

das ätherische Öl als insektenabwehrend<br />

bzw. juckreizstillend.<br />

Die Sichtung<br />

Für eine „Vorsichtung“ im geschützten<br />

Anbau konnten 89 Arten und Sorten von<br />

Gruppe Vertreter<br />

Herkünfte<br />

insgesamt 9 Herkünften zusammengetragen<br />

werden. Diese wurden direkt in<br />

Töpfe gesät und beobachtet. Als optimale<br />

Standortbedingungen gelten Temperaturen<br />

von 18 bis 25 °C bei milden<br />

Nächten und einer guten Nährstoff­ und<br />

regelmäßigen Wasserversorgung.<br />

Nachdem sich die botanische Zuordnung<br />

der einzelnen Vertreter laut Sortenbeschreibung<br />

als kompliziert erwies, wurden<br />

diese 12 Gruppen zugeteilt. Da aber<br />

Gruppe Vertreter<br />

Thai-Basilikum 7 7 Indisches Basilikum 2 2<br />

Busch-Basilikum 1 1 rotblättriges Basilikum 7 7<br />

Wildes Basilikum 3 3 Zitronen-Basilikum 11 9<br />

Zimt-Basilikum 5 5 Feinblättriges Basilikum 6 6<br />

Heiliges Basilikum 2 2 Basilikum-Mischungen 2 2<br />

Genoveser 14 8 salatblättriges Basilikum 3 3<br />

Allgemein 26 6<br />

Ländliche Entwicklung – Projekte<br />

| 30 |<br />

Herkünfte<br />

Tab. 1


Anbieter / Ort<br />

Arche Noah,<br />

schilter (Ö)<br />

Gartenbau Wagner,<br />

Kapfenstein (Ö)<br />

Himmelreichkräuter,<br />

Grambach (Ö)<br />

reinsaat,<br />

st. Leonhard, (Ö)<br />

Tab. 2<br />

viele Vertreter entsprechend ihrer Beschreibung<br />

nicht zugewiesen werden<br />

konnten, wurden diese in einer allgemeinen<br />

Gruppe zusammengefasst (Tab. 1).<br />

Die einzelnen Arten und Sorten wurden<br />

nach 11 Tagen bezüglich ihrer Keimfähigkeit<br />

überprüft, weiters erfolgte nach einer<br />

24­tägigen Kulturdauer eine Endauswertung<br />

betreffend die Parameter Keimverhalten,<br />

Wachstum, Farbe und Entwicklungsstadium.<br />

Die Keimung wurde zum<br />

einen visuell auf Einheitlichkeit und Aufgang<br />

bonitiert, zum anderen aber auch<br />

pro Topf ausgezählt. Durch die gesammelten<br />

Daten wurde für die ersten Entwicklungsstadien<br />

der Pflanzen pro Gruppe<br />

eine Sortenempfehlung erstellt, auf<br />

die nun für ausgewählte Typen näher eingegangen<br />

werden soll.<br />

Genoveser<br />

Von den 14 überprüften Genoveser­Typen<br />

konnten die Sorten Baldur, Gustosa<br />

und Luna (alle Hild), Emily (Enza Zaden)<br />

und das Genoveser von Gartenbau Wagner<br />

überzeugen. Alle Sorten waren sehr<br />

homogen. Als nicht empfehlenswert erwies<br />

sich auf Grund einer mäßigen Keimung<br />

die Sorte Gigante Genovese der Arche<br />

Noah. Aus der allgemeinen Gruppe<br />

konnten weitere 7 Sorten dem Genoveser­Typ<br />

zugeordnet werden. Von diesen<br />

stach vor allem die Sorte Marian (Enza<br />

Zaden) hervor. Die beiden Sorten OCI<br />

102 und Öhre (beide Arche Noah) wiesen<br />

zwar eine verminderte Keimfähigkeit auf,<br />

jedoch eine sehr rasche Entwicklung im<br />

Jungpflanzenstadium. Der Schluss liegt<br />

nahe, dass diese Sorten für die Topfkultur<br />

weniger geeignet sind.<br />

Thai-Basilikum<br />

Austrosaat, Wien<br />

(Ö)<br />

HBLFA schönbrunn,<br />

Wien (Ö)<br />

Jelitto staudensamen<br />

GmbH,<br />

schwarmstedt (D)<br />

rühlemanns Kräuter<br />

und Duftpflanzen,<br />

Horstedt (D)<br />

Bei den 7 Thai­Basilikum­Sorten konnten<br />

vor allem Thai Siam Queen (Austrosaat)<br />

Dreschflegel,<br />

Witzenhausen (D)<br />

Hermina GmbH,<br />

regensburg (D)<br />

Volmary GmbH,<br />

Münster (D)<br />

syringa, Hilzingen-<br />

Binningen (D)<br />

und Thai­Basilikum (Reinsaat) durch<br />

gute Keimung, einen schönen Wuchs und<br />

eine rasche Entwicklung überzeugen. Die<br />

beste homogene Keimung zeigte Sita<br />

(Hild), die aber kompaktere Pflanzen bildete.<br />

Rotblättriges Basilikum<br />

Bei den drei Sorten Rosso (Reinsaat), Rubin<br />

(Wagner) und Purpurascens (Arche<br />

Noah) traten neben rotblättrigen auch<br />

grüne Pflanzen auf. Eine intensive Rotfärbung<br />

bei guter Keimfähigkeit und raschem<br />

Wachstum zeigte die Sorte Rubin<br />

(Austrosaat).<br />

Zitronen-Basilikum<br />

Die 11 Sorten wiesen starke Schwankungen<br />

im Entwicklungsfortschritt der Pflanzen<br />

auf: während beispielsweise Helios<br />

(Hild) bereits das zweite Blattpaar entwickelte,<br />

wies die Sorte Zitronen­Basilikum<br />

(Dreschflegel) nur den Entwicklungsbeginn<br />

des ersten Laubblattes auf. Empfohlen<br />

werden auf Grund der Keimfähigkeit<br />

und der Jungpflanzenentwicklung die<br />

Sorten Helios (Hild), Mr. Burn’s Lemon<br />

(Arche Noah) und Zitronenbasilikum<br />

(Reinsaat).<br />

Feinblättriges Basilikum<br />

Diese Sorten wiesen im Vergleich mit den<br />

übrigen Typen generell eine schnellere<br />

Entwicklung (mit Ausnahme des Grünen<br />

Zwergs der Himmelreichkräuter) und einen<br />

kompakten Wuchs auf. Ausschlaggebendes<br />

Unterscheidungskriterium in dieser<br />

Gruppe stellte die Keimfähigkeit dar.<br />

Die Sorte Piccolino (Enza Zaden) bestach<br />

in allen Beobachtungspunkten.<br />

Veranstaltung und<br />

Sortenschaufeld<br />

enza Zaden,<br />

stockerau, (Ö)<br />

Hild samen GmbH,<br />

Marbach (D)<br />

LVZ Wies, Wies (Ö)<br />

Am Nachmittag des 8. Juli 2011 fand die<br />

Veranstaltungsreihe „Kräuter­WIESsen“<br />

mit dem diesjährigen Schwerpunkt Basilikum<br />

statt. Das Fachprogramm beinhaltete<br />

neben den botanischen Grundlagen<br />

Verwendungsmöglichkeiten und Anbaudaten,<br />

präsentiert von Norbert Griebl,<br />

auch Informationen zu Substraten, mechanischen<br />

Reizbehandlungen und einer<br />

Sortensichtung, die DI(FH) Robert Koch<br />

von der Staatlichen Lehr­ und Versuchsanstalt<br />

für Gartenbau (LVG) Heidelberg<br />

vorstellte. Ein Block zum Thema Krankheiten<br />

und Schädlinge an Basilikum wurde<br />

von Mag. Gudrun Krobath der Landwirtschaftskammer<br />

<strong>Steiermark</strong> vorgeführt,<br />

einen weiteren Block zum heiklen<br />

Thema Ernte und Trocknung empfindlicher<br />

Kräuter behandelte DI Dieter Böhme<br />

(Firma Plantaconsult). Weiters wurde<br />

die bereits beschriebene Vorsichtung von<br />

Dr. Juliane Blaha (LVZ Wies) kurz dargestellt.<br />

Nach dem Rundgang durch das<br />

Schaufeld wurde die Veranstaltung durch<br />

ein mehrgängiges Basilikum­Menü der<br />

Fachschule Burgstall abgerundet.<br />

Für die Veranstaltung wurden zu den<br />

9 Herkünften der Vorsichtung noch 6<br />

weitere Anbieter aufgenommen, wodurch<br />

im Sortenschaufeld der Versuchsstation<br />

162 Arten und Sorten Basilikum<br />

von 15 Anbietern präsentiert werden<br />

konnten (Tab. 2).<br />

Im Anbau konnten unter anderem die<br />

Einheitlichkeit der Pflanzen, das Aufspalten<br />

der einzelnen Sorten, allgemein die<br />

Wuchseigenschaften sowie Blüten­ und<br />

Blattfarben und ­formen beobachtet werden.<br />

Die zahlreichen Vertreter luden<br />

nicht nur zum Kosten und Daran­Riechen<br />

ein, sondern regten auch die Lust,<br />

im nächsten Jahr Neues auszuprobieren.<br />

Das Fachprogramm, die Sortenschau<br />

und die kulinarische Aufbereitung des<br />

Themas wurden von den Teilnehmern interessiert<br />

aufgenommen und somit wurden<br />

die hochgesteckten Ziele der Organisatoren<br />

erreicht.<br />

Infos<br />

Der schwerpunkt für „Kräuter-WIessen“<br />

2012 wurde noch nicht fixiert.<br />

Alle Informationen rund um die Versuchsstation<br />

für spezialkulturen in<br />

Wies, die Tätigkeitsberichte der vergangenen<br />

Jahre und Veranstaltungshinweise<br />

finden sie unter<br />

www.spezialkulturen.at<br />

Telefonische Auskunft erhalten sie<br />

unter +43 3465 2423.<br />

| 31 |


Vitamine<br />

Salat-Vielfalt<br />

Vitaminstoß oder geschmacklos?<br />

Einer der Schwerpunkte in der Versuchstätigkeit<br />

des Jahres 2010 stellte die Vielfalt an „Salaten“ – im typischen<br />

und im weiteren Sinne – und deren Demonstration dar.<br />

Dafür wurden am Gelände der Versuchsstation<br />

für Spezialkulturen 143 Arten und<br />

Sorten von „Salaten“ in Schauparzellen<br />

angebaut, die am Nachmittag des 25. Juni<br />

2010 im Rahmen der Veranstaltung<br />

„Salat­Vielfalt – Vitaminstoß oder geschmacklos?“<br />

den interessierten Besuchern<br />

präsentiert wurden. Zusätzlich gab<br />

es Fachvorträge zu den Themen Kultursalate,<br />

Spezialitäten und mögliche auftretende<br />

Krankheiten und Schädlinge, einen<br />

Rundgang durch die Schauflächen,<br />

eine Rohverkostung und ein Salat­Buffet<br />

der besonderen Art…<br />

Batavia, Romana, Lollo bionda<br />

Als Spezialform der Kultursalate wurde<br />

der Spargelsalat (Lactuca sativa L. var. angustana),<br />

ein Vertreter der Lattichsalate<br />

(Lactuca sativa L.), näher beschrieben.<br />

Die Besonderheit der Lattichsalate liegt<br />

im Absondern einer milchigen Flüssigkeit<br />

beim Anschnitt und sie enthalten, im<br />

Gegensatz zu den Zichoriensalaten (Cichorium<br />

intybus L.), nur wenige Bitterstoffe.<br />

Zur Gruppe der Lattichsalate zählen<br />

auch die verbreiteten Salat­Typen Batavia,<br />

Eissalat, Kopfsalat, Romana, Lollo<br />

bionda und Lollo rossa sowie Eichblattsalat<br />

grün und rot.<br />

Als Besonderheit beginnt der Spargelsalat<br />

nach der Ausbildung einer Rosette mit<br />

der Formung eines Stängels, der einen<br />

Durchmesser von bis zu 5 cm erreichen<br />

kann. Diese Stängel können wie Spargel<br />

zubereitet werden. Spargelsalat gilt als<br />

leicht verdauliches Gemüse, das geschält<br />

wird bzw. dessen junge Blätter auch roh<br />

verzehrt werden können. Er weist neben<br />

einem hohen Gehalt an Bitterstoffen<br />

auch höhere Mengen an Fruchtsäuren,<br />

Vitaminen und Mineralien auf.<br />

Bei Kultivierung des Spargelsalates sollte<br />

man auf einen lockeren, gut durchlüfteten<br />

Boden achten. Der Nährstoffbedarf<br />

entspricht weitestgehend dem anderer<br />

Kultursalate. Bei Direktsaat beträgt die<br />

Kulturdauer 10 Wochen, bei Vorkultur<br />

und Pflanzung 14 Wochen. Der Pflanzabstand<br />

sollte 25 cm zwischen und in den<br />

Reihen betragen. Um zu vermeiden, dass<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

der Spross bitter schmeckt, sollte vor der<br />

Blüte geerntet werden.<br />

Spezialitäten<br />

Viele Vertreter der „Salate im weiteren<br />

Sinne“ sind weit verbreitet und oftmals<br />

als Ackerbeikraut bekannt. Ihr kulinarischer<br />

Wert bleibt jedoch durch den Ärger<br />

der mangelnden Bekämpfungsmöglichkeiten<br />

auf der Strecke. Beispiele hierfür<br />

sind<br />

Ländliche Entwicklung – Projekte<br />

Viele Vertreter der „Salate<br />

im weiteren Sinne“ sind weit<br />

verbreitet und oftmals als<br />

Ackerbeikraut bekannt.<br />

| 32 |


z der Gute Heinrich (Chenopodium<br />

bonus-henricus L.),<br />

z unterschiedliche Varietäten der<br />

Garten­Melde (Atriplex hortensis L.),<br />

z der Amarant (Amaranthus tricolor<br />

L., A. blitum L.),<br />

z der Löwenzahn (Taraxacum<br />

officinale) und<br />

z Schild­ und Gemüseampfer (Rumex<br />

scutatus L., R. patientia L.).<br />

Ebenfalls als „Unkraut“ wird Portulak<br />

(Portulaca oleracea subsp. sativa (Haw.)<br />

Čelak.) bezeichnet. Portulak zeichnet sich<br />

durch seinen hohen Gehalt an Carotin<br />

und Vitamin C, aber auch ansprechende<br />

Mengen an Eisen, Kalzium, Magnesium,<br />

Kalium und Omega­3­Hepta­Linolsäure,<br />

die für den säuerlichen Geschmack verantwortlich<br />

ist, aus. Allgemein kann der<br />

Geschmack als angenehm und etwas salzig<br />

mit nussigem Beigeschmack beschrieben<br />

werden… alles in allem als erfrischend.<br />

Portulak – potenzmindernd,<br />

trotzdem gesund<br />

Die Verwendungsmöglichkeiten sind<br />

vielfältig: die Blütenknospen dienen als<br />

Kapernersatz, junge Blätter als Rohkost<br />

für Salate und Saucen, und ältere Blätter<br />

können gedünstet wie Spinat verzehrt<br />

werden. Die Wirkung des Portulaks gilt<br />

als anti­kanzerogen, anti­bakteriell und<br />

anti­viral. Der Tee der Blätter wird gegen<br />

Blasen­ und Nierenleiden eingesetzt,<br />

wirkt appetitanregend, blutreinigend,<br />

lindert Sodbrennen, regelt die Verdauung<br />

und soll auch gegen Skorbut wirksam<br />

sein. Als Wermutstropfen werden in der<br />

Literatur potenzmindernde Eigenschaften<br />

angegeben. In Kultur bevorzugt Portulak<br />

wärmere, sonnige Standorte mit<br />

leichtem, sandigem, humosem, gut nährstoffversorgtem<br />

Boden, der nicht austrocknen<br />

sollte. Die Kultur ist einjährig.<br />

Der erste Schnitt kann bereits nach drei<br />

bis vier Wochen erfolgen, insgesamt sind<br />

drei Schnitte möglich. Während der Blüte<br />

ist Portulak nicht genießbar. Die Lagerung<br />

kann für drei bis fünf Tage bei hoher<br />

Luftfeuchtigkeit im Kühlschrank erfolgen,<br />

die Blätter können aber auch in Salz,<br />

Essig und Wasser eingelegt oder eingefroren<br />

werden.<br />

Weitere am Gelände kultivierte Vertreter,<br />

die sich gut als Salat oder Salatbeigabe<br />

eignen, sind<br />

z Rucola (Eruca sativa Mill.),<br />

z die Winter­Kresse (Barbarea<br />

vulgaris R. Br.),<br />

z der Blatt­Mangold (Beta vulgaris L.<br />

var. vulgaris),<br />

z die Speisechrysantheme<br />

(Chrysanthemum coronarium L.),<br />

z die Gemüse­Malve (Malva<br />

verticillata L. var. crispa),<br />

z das Eiskraut (Mesembryanthemum<br />

crystallinum L.) und<br />

z der Malabar­Spinat (Basella alba L.).<br />

Bei den so genannten Babyleaf­Salaten<br />

handelt es sich um Typen, die mehrmals<br />

mit einer Blattlänge von etwa 8 cm geschnitten<br />

und direkt verwendet werden<br />

können. Eine Durchmischung des ausgewählten<br />

Saatguts bringt Farbe in die<br />

Salatschüssel, wobei unterschiedliche Typen<br />

auch teilweise verschieden lange<br />

Kulturzeiten aufweisen.<br />

Chilis bekommen Konkurrenz<br />

Für all jene, die’s gern mal etwas schärfer<br />

haben, bieten sich Vertreter der Asia­Salate<br />

und dabei vor allem die Senfsorten<br />

an, die wiederum in unterschiedlichen<br />

Formen, wie z.B. ganzrandig bis geschlitztblättrig,<br />

und Farben, von Hellgrün<br />

bis hin zu Dunkelrot, angeboten werden.<br />

Zu den Asia­Salaten, die auch als „Japanese<br />

Greens“ bekannt sind, zählen hauptsächlich<br />

Sorten der Brassicaceae (Kreuzblütler),<br />

wie z.B. Mizuna, Mibuna, Mini<br />

Pak Choi (alle Brassica rapa subsp. rapa),<br />

Senfspinat­Sorten, Blattsenf­Sorten und<br />

die Japanische Petersilie (Cryptotaenia<br />

japonica). Es handelt sich um frosttolerante<br />

Typen, die einmalig oder mehrmals<br />

geschnitten werden können. Auch in diesem<br />

Fall muss bei der Mischung unterschiedlicher<br />

Arten auf die variierende<br />

Entwicklungszeit geachtet werden.<br />

Chilis bekommen<br />

Konkurrenz<br />

Krankheiten & Schädlinge<br />

Zu den häufigsten pilzlichen Krankheitserregern<br />

zählen der Falsche Mehltau<br />

(Bremia lactucae), die Schwarzfäule (Rhizoctonia<br />

solani), der Becherpilz (Sclerotinia<br />

sp.) und der Grauschimmel (Botrytis<br />

cinerea), während Blattläuse, Raupen<br />

und Drahtwürmer als die am häufigsten<br />

auftretenden Schädlinge gelten. Neben<br />

Pflanzenschutzmitteln besteht auch die<br />

Möglichkeit einer Bekämpfung der<br />

Schädlinge mit Hilfe von natürlichen Gegenspielern<br />

– den Nützlingen. Gegen<br />

Blattläuse werden beispielsweise in vielen<br />

Kulturen erfolgreich Marienkäfer,<br />

Florfliegenlarven, Gallmückenlarven und<br />

Schlupfwespen eingesetzt.<br />

Die Salat­Kultur kann aber auch von Viren<br />

und Bakterien bzw. nichtparasitären<br />

Schäden beeinflusst werden. Zu den<br />

nichtparasitären Schädigungen zählt unter<br />

anderem die Glasigkeit, die durch einen<br />

zu hohen Wassergehalt in den Zellen<br />

vom Blattrand ausgehend glasige Flächen<br />

auf den Blättern verursacht. Hervorgerufen<br />

wird sie durch einen Wetterumschwung<br />

von sonnig auf trüb. Der<br />

umgekehrte Wetterumschwung, also von<br />

trüb auf sonnig, führt zu Wasser­ und Kalzium­Mangel,<br />

der oftmals den berüchtigten<br />

Innenbrand zur Folge hat.<br />

Salatbuffet<br />

| 33 |<br />

Nach dem Fachprogramm und der Präsentation<br />

der Schauparzellen wurde eine<br />

Rohverkostung durchgeführt und ein<br />

warmes und kaltes Salat­Buffet der etwas<br />

anderen Art genossen. Zu den köstlichen<br />

Gerichten zählten unter anderem eine<br />

Gemüse­Malve­Suppe, mit Winterkresse<br />

und Melde verfeinertes Brot und diverse<br />

Salate, wie z.B. Spargelsalat mit Schafkäse<br />

oder ein pikanter Bananen­Erdbeersalat.<br />

Der Tätigkeitsbericht 2010 mit allen Versuchsanstellungen,<br />

Sorten und Ergebnissen,<br />

aber auch Informationen zum Versuchsprogramm<br />

2011 und Veranstaltungshinweise<br />

werden auf der Homepage<br />

www.spezialkulturen.at online gestellt.


Für’s Leben lernen<br />

Fachschule Haidegg<br />

Lern- und Lebensraum.<br />

Die Fachschulausbildung ist heute gefragter denn je. Unser Bildungsangebot ist<br />

zeitgemäß und auf Berufs- und Erwerbstätigkeiten im ländlichen Raum abgestimmt.<br />

Bratapfel aus Haidegg mit<br />

Kürbis-Karotten-Füllung<br />

Rezept:<br />

Mittelgroße Äpfel an der Stielseite<br />

1cm abkappen (= Deckel)<br />

aushöhlen (ca. 1 cm Wandstärke)<br />

mit Zitronensaft beträufeln<br />

ausgehöhlte Äpfel mit Teigmasse<br />

füllen (reicht für ca. 12 Stk.)<br />

in gut befetteter Auflaufform bei<br />

175° ca. 45 Minuten backen<br />

Füllmasse für Äpfel:<br />

2 Eier<br />

5 dag Kristallzucker<br />

8 dag Staubzucker<br />

etw. Vanillezucker<br />

1 Prise Salz<br />

15 dag geriebene Karotten<br />

1 Msp. Zimt, etw. Orangenschale<br />

1 EL griffiges Mehl<br />

5 dag geh. Kürbiskerne<br />

8 dag ger. Haselnüsse<br />

Zubereitung der Füllmasse:<br />

Eier mit Zucker sehr gut aufschlagen<br />

und die restlichen Zutaten vorsichtig<br />

unterheben (Biskuitteig)<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Dir. Maria schütz<br />

Für viele aktuelle Probleme der Gesellschaft<br />

wird an unserer Schule ein Lösungsansatz<br />

vorbereitet. Fächerübergreifendes<br />

Trainieren der Schlüsselqualifikationen,<br />

Auftreten und Eigenverantwortung<br />

sowie Teamfähigkeit werden im<br />

Schulalltag laufend optimiert.<br />

Das Verknüpfen von Wissen und Anwendung,<br />

Lernen und Tun, ist für unsere<br />

Schüler der Schlüssel zum Erfolg. Für uns<br />

ist Schule nicht nur Lernraum – sondern<br />

viel mehr auch Lebensraum.<br />

Berufsausbildung<br />

Unsere 3­jährige Ausbildung beginnt mit<br />

der 9. Schulstufe und endet mit dem<br />

Fachschulabschluss und einer zusätzlichen<br />

Berufsabschlussprüfung.<br />

Folgende Berufsausbildungen sind derzeit<br />

möglich:<br />

z Facharbeiter für Betriebs­ und<br />

Haushaltsmanagement<br />

z Betriebsdienstleistungskauffrau/<br />

­mann<br />

z Koch/Köchin<br />

z Restaurantfachkraft<br />

Unser Ziel ist es, junge, lebenskompetente<br />

Menschen mit einer zusätzlichen Berufsausbildung<br />

auszustatten. Das macht<br />

unsere Absolventen zu beliebten Lehrlingen<br />

und Mitarbeitern.<br />

Unsere Ausbildungsschwerpunkte werden<br />

mit der Grundausbildung von der<br />

ersten Klasse weg bis zum Fachschulabschluss<br />

nach drei Jahren gefestigt und<br />

ausgebaut.<br />

Ländliche Entwicklung – Projekte<br />

Wir legen besonderen Wert auf:<br />

z Verarbeitung und Verwendung<br />

heimischer Lebensmittel<br />

z Richtige, gesunde Ernährung<br />

(Essverhalten, Gewichtsprobleme)<br />

z Gesundheitliche Prävention<br />

z Grundlegendes, sozialberufliches<br />

Verständnis<br />

z Vorbereitung auf die Verantwortung<br />

in der Familie<br />

z Wertschätzender Umgang<br />

miteinander<br />

z Ausbildung von Fachkräften für den<br />

Tourismus und die Wirtschaft<br />

Dass unsere Schüler/­innen mit guten<br />

EDV­Kenntnissen gerüstet werden, hilft<br />

ihnen bei der Beschaffung und Bewältigung<br />

von schulischem und außerschulischem<br />

Wissen: z.B. Inhalte der Unternehmerprüfung,<br />

– oder der Wirtschaftassistentenausbildung<br />

usw. Bei vorzeitigem<br />

Schulaustritt gibt es deshalb evtl. Lehrzeitanrechnungen.<br />

Eine so vielseitige<br />

Ausbildung für junge Menschen soll Mut<br />

machen auf das Erlebnis Bildung.<br />

Infos<br />

Fachschule für Land- und<br />

ernährungswirtschaft Haidegg<br />

ragnitzstraße 193, 8047 Graz<br />

Telefon: 0316/301507<br />

www.fs-haidegg.at<br />

| 34 |


Haltbarmachen<br />

Die Wiederentdeckung<br />

des Grubenkrautes<br />

Kraut war viele Jahrhunderte als Wintergemüse<br />

ein überlebenswichtiger Bestandteil<br />

der bäuerlichen Ernährung. Das<br />

am bäuerlichen Krautacker kultivierte<br />

Weißkraut wurde auf vielen Höfen der<br />

Region in Krautgruben milchsauer vergoren.<br />

Zum Unterschied vom Sauerkraut<br />

wurden hier die Köpfe im Ganzen konserviert.<br />

Als historische Verbreitungsgebiete<br />

sind in der <strong>Steiermark</strong> lediglich die<br />

Bereiche Fischbacher Alpen/Joglland<br />

und die Weststeiermark rund um Stainz<br />

genannt. Grubenkraut wurde für den Eigengebrauch<br />

produziert. Der Strukturwandel<br />

in der Landwirtschaft, das durch<br />

steigenden Wohlstand veränderte Nahrungsverhalten<br />

und die einfachere und<br />

weniger arbeitsintensive Herstellung von<br />

Sauerkraut führten in den 1930er Jahren<br />

und weiters in den Nachkriegsjahren<br />

zum Verschwinden des Grubenkrautes.<br />

Mit dem Projekt von Frau Mag. Waltraud<br />

Froihofer aus Fischbach wird das Grubenkraut<br />

wiederentdeckt, Kraut wird<br />

nicht nur als gesundheitlich wertvolles<br />

Nahrungsmittel, sondern auch abseits<br />

seines „Beilagencharakters“ auch als eigenständige<br />

Spezialität etabliert.<br />

sabine Dam<br />

Bodenständige und köstliche Rarität.<br />

„Grubenkraut“, umgangssprachlich „Ohlakraut“, steht für<br />

eine historische Form der Krautkonservierung.<br />

Die Krautköpfe wachsen in klimatisch<br />

rauen Lagen – auf 900 bis 1000 Meter Seehöhe,<br />

wobei bei der Produktion die Erhaltung<br />

der Kulturpflanzenvielfalt eine<br />

wichtige Rolle spielt. Daher wird darauf<br />

geachtet, dass für das Grubenkraut vorwiegend<br />

alte, regional bewährte, extensive<br />

Sorten, welche samenfest sind und<br />

direkt am Hof vermehrt werden können,<br />

verwendet werden.<br />

„Der Froihof“ liegt in der Region Fischbacher<br />

Alpen/Joglland und ist ein Bergbauernhof<br />

mit Milchviehhaltung, Schafen,<br />

Ziegen, Hühnern und natürlich Grubenkraut<br />

– welches aber nicht als klassischer<br />

Gemüseanbau, sondern vielmehr<br />

als Tradition bäuerlicher Selbstversorgung<br />

gesehen wird.<br />

Infos<br />

Nähere Informationen zum Betrieb<br />

finden sie unter<br />

www.grubenkraut.at und<br />

www.froihof.at.<br />

… nicht nur ein gesundheitlich<br />

wertvolles Nahrungsmittel,<br />

sondern auch eine Spezialität<br />

Grubenkraut nach<br />

traditionellem Rezept:<br />

Für vier Personen als Zwischen­<br />

oder Zuspeise<br />

Zutaten:<br />

400 g Grubenkraut<br />

1 Schalotte oder 1 kleine Zwiebel<br />

2–3 EL gutes Schweineschmalz<br />

Grammeln (besonders fein<br />

schmecken von Hand geschnittene<br />

Wollschwein­Grammeln)<br />

Salz, Petersilie<br />

| 35 |<br />

Zubereitung:<br />

Zwiebel fein schneiden und im Fett<br />

anschwitzen, Grubenkraut in Streifen<br />

von ca. 2 x 3 cm schneiden und<br />

dazugeben, salzen und mit etwas<br />

Wasser ca. 1 bis 1,5 Stunden langsam<br />

dünsten. Abschließend Grammeln<br />

kurz anrösten und über das<br />

Gericht streuen, mit Petersilie garnieren<br />

und heiß servieren.


Die grüne Lunge<br />

2011 – Jahr des Waldes<br />

Mehr öffentliche Aufmerksamkeit für den Wald<br />

Die Generalversammlung der UNO hat in einer Resolution das Jahr 2011<br />

zum Internationalen Jahr des Waldes erklärt.<br />

Kein wirtschaftliches Tun ist denkbar ohne Holz –<br />

sogar der Jäger braucht den Speer!<br />

Alle 192 UN­Mitgliedsstaaten haben sich<br />

dabei unter anderem den Stopp der Entwaldung,<br />

den flächenhaften Ausbau von<br />

Schutzgebieten und die Mobilisierung finanzieller<br />

Mittel für die nachhaltige<br />

Waldbewirtschaftung zum Ziel gesetzt.<br />

Darüber hinaus möchte die UNO mit<br />

dem Internationalen Jahr die öffentliche<br />

Aufmerksamkeit für den Wald erhöhen.<br />

Die <strong>Steiermark</strong>, sie wird auch die „Grüne<br />

Mark“ genannt, ist das waldreichste Bundesland<br />

Österreichs. Rund 1 Million Hektar,<br />

das sind 61,1 Prozent der Landesflä­<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

ulrike urisk-rauter<br />

che, sind von Wald bedeckt. Rund 55.000<br />

Menschen leben in der <strong>Steiermark</strong> von<br />

der Waldbewirtschaftung und Verarbeitung<br />

von Holz. Kein wirtschaftliches Tun<br />

ist denkbar ohne Holz – sogar der Jäger<br />

braucht den Speer!<br />

Die Holzwirtschaft wird als ältester Wirtschaftszweig<br />

der Menschheit und zugleich<br />

als der zukunftsträchtigste angesehen.<br />

In der Holzwirtschaft gilt nämlich<br />

etwas, was der modernen Zeit abhanden<br />

gekommen ist – wirtschaften, ohne auszubeuten.<br />

Ländliche Entwicklung – Projekte<br />

Man nennt das Nachhaltigkeit – ein Begriff,<br />

der im letzten Jahrzehnt weit über<br />

seine ursprüngliche Bedeutung hinausgewachsen<br />

ist und nunmehr für eine<br />

ganze Denkrichtung steht, auf die die gesamte<br />

Wirtschaft ausgerichtet werden<br />

soll.<br />

Wald und Wertschöpfung<br />

| 36 |<br />

Holz ist viel zu schade, um es nur zu verheizen!<br />

Der Weg des Rohstoffes Holz –<br />

von der Ernte bis zur Verarbeitung – ist<br />

ein Weg der ständig wachsenden Wertschöpfung.<br />

Das Ergebnis ist eine einzigartige<br />

Produktpalette mit hoher Öko­Effizienz,<br />

technischem und ästhetischem<br />

Wert.


Holz ist der einzige in Österreich nachhaltig<br />

zur Verfügung stehende Rohstoff.<br />

Die Bedeutung von Holz für den Arbeitsmarkt<br />

und die Handelsbilanz ist bedeutend.<br />

Mehr Holzwirtschaft bedeutet daher<br />

mehr regionalwirtschaftliche Wertschöpfung,<br />

mehr Arbeitsplätze sowie<br />

mehr Umwelt­ und Klimaschutz.<br />

Die Holz­ und Papierindustrie ist eine der<br />

wenigen großen Arbeitgeberinnen im<br />

ländlichen Raum und ein großer ökonomischer<br />

Impulsgeber.<br />

Die <strong>Steiermark</strong>, bereits bisher das „Holzland<br />

Nummer eins“, will sich künftig<br />

auch als „Holz­Hightech­Land Nummer<br />

eins“ positionieren. Unter dem Motto<br />

„Wärme, Wohnen und Wertschöpfung<br />

aus dem steirischen Wald“ wurden unter<br />

anderem folgende konkrete Ziele definiert:<br />

z Steigerung des Holzanteils im<br />

Wohnbau auf 20 Prozent.<br />

z Gezielte Steuerung hin zu mehr<br />

Raumwärme aus erneuerbarer Energie<br />

durch die Förderinstrumente im<br />

Wohnbaubereich.<br />

z Verdoppelung der Energiegewinnung<br />

aus Biomasse. Mittelfristig<br />

geht es darum, 65.000 Wohnungen<br />

von Öl und Gas auf Holz umzustellen.<br />

z Intensivierung von Holz­Contracting­Projekten,<br />

bei denen vor allem<br />

bäuerliche Holzliefergemeinschaften<br />

als Wärmedienstleister von der<br />

Rohstoffgewinnung bis zur unmittelbaren<br />

Wärmebereitstellung die Wertschöpfung<br />

in der Region belassen.<br />

z Intensivierung der Forschung und<br />

Entwicklung, namentlich auch in<br />

den Bereichen Ökostrom und<br />

Biotreibstoffgewinnung.<br />

Wald und Klimaschutz<br />

Wald wird naturgemäß mit dem ländlichen<br />

Raum in Verbindung gebracht.<br />

Doch groß ist seine Bedeutung auch für<br />

die städtische <strong>Lebensqualität</strong> – „alter<br />

Baumbestand“ ist ein zusätzliches Plus<br />

beim Kauf einer Immobilie, ein nahegelegener<br />

Park ein wichtiger Standortfaktor!<br />

Eine 100­jährige Eiche mit 130.000 Blättern,<br />

ihren biologischen Solarzellen, bindet<br />

jährlich rd. 5.000 Kilogramm Kohlendioxid<br />

zu organischen Substanzen wie<br />

Holz, Blätter und Rinde und gibt dabei<br />

bis zu 4.500 Kilogramm Sauerstoff ab; das<br />

ist der Jahresbedarf von elf Menschen.<br />

Gleichzeitig arbeitet der Baum wie eine<br />

Klimaanlage. Die Wurzeln der genannten<br />

Eiche saugen jährlich etwa 40.000 Liter<br />

Wasser aus dem Boden, das die Blätter<br />

wieder „ausschwitzen“. Außerdem filtert<br />

sie im Jahr etwa eine Tonne Staub und<br />

Schadstoffe aus der Luft, wirkt also wie<br />

ein überdimensionaler Staubsauger.<br />

Dass sich daher die Steirerinnen und<br />

Steirer mit ihrem Wald eng verbunden<br />

fühlen, ergibt sich von selbst – sie schätzen<br />

das Multitalent Wald als Erholungsraum,<br />

als Schutz gegen Lawinen oder<br />

Erdrutsche und als grüne Lunge, um nur<br />

einige wichtige Funktionen zu nennen.<br />

| 37 |<br />

Aus den diversen Ansprüchen ergeben<br />

sich allerdings auch Nutzungskonflikte<br />

(Tourengeher versus Waldwirtschaft, Jäger<br />

gegen Pilzesammler, Wanderer versus<br />

Mountainbiker etc.)<br />

Forstpolitik heißt daher immer auch, einen<br />

permanenten Dialog mit der Gesellschaft<br />

zu führen, in dem die ökonomischen,<br />

sozialen und ökologischen Leistungen<br />

der Wald­ und Forstwirtschaft<br />

für die Menschen des Landes dargestellt<br />

werden und ein Ausgleich zwischen den<br />

verschiedenen Interessen gesucht wird.


Bewusstseinsbildung<br />

Von Chancengleichheit gibt<br />

es keinen Urlaub<br />

Fachtraining „Chancengleichheit in der ländlichen Entwicklung“<br />

Das Fachtraining „Chancengleichheit in der ländlichen Entwicklung“ richtete sich an<br />

Personen, die an der Umsetzung des Programms „Ländliche Entwicklung LE07-13“<br />

beteiligt sind; also Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von PVLs, SVLs, Fachabteilungen der<br />

Länder und des Bundes, LW-Kammern und LAG-Managerinnen und -Manager. Das<br />

Fachtraining wurde von der Arbeitsgruppe Chancengleichheit LE07-13 entwickelt und<br />

2011 von Netzwerk Land mit Zita Küng als Trainerin für alle Bundesländer Österreichs<br />

durchgeführt. In der <strong>Steiermark</strong> fand das Training am 3. und 4. Oktober 2011 in<br />

Laßnitzhöhe statt.<br />

„Eigentlich habe ich mich vor dem Training<br />

ein bisschen gefürchtet und wollte<br />

gar nicht kommen. Aber jetzt bin ich froh,<br />

dass ich dabei war, und kann vieles für<br />

meine Arbeit mitnehmen!“, meinte ein<br />

steirischer Teilnehmer bei der Abschlussrunde.<br />

Und das trifft einen wichtigen<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Barbara Pia Hartl, Netzwerk Land<br />

Punkt. Chancengleichheit ist ein erklärtes<br />

Ziel in allen Politikbereichen auf nationaler<br />

und EU­Ebene und auch im österreichischen<br />

Programm für die ländliche<br />

Entwicklung verankert. Objektiv betrachtet<br />

leuchtet es jedem Menschen ein,<br />

dass es ein wichtiges Thema ist, subjektiv<br />

betrachtet machen Ängste und individuelle<br />

Emotionen einen professionellen<br />

und konstruktiven Umgang mit dem<br />

Ländliche Entwicklung – Projekte<br />

| 38 |<br />

Thema schwierig. Vor allem in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten oder wenn anderes<br />

drängender ist, wird Chancengleichheit<br />

relativ schnell als „Orchideenthema“<br />

eingestuft. Die Förderung von Chancengleichheit<br />

kann aber ländliche Regionen,<br />

insbesondere in den Augen junger und


gebildeter Frauen und Männer, als Lebensmittelpunkt<br />

attraktiv machen und<br />

damit der statistisch belegten Abwanderung<br />

entgegenwirken.<br />

Ein professioneller, verantwortlicher,<br />

gemeinschaftlicher und<br />

u nbelasteter Umgang<br />

Beim Fachtraining Chancengleichheit in<br />

der ländlichen Entwicklung hat die international<br />

renommierte Trainerin, Beraterin<br />

und Coach Zita Küng viele Grundlagen<br />

und Ansätze zum Thema Chancengleichheit<br />

und Gender Mainstreaming<br />

geboten, wie beispielsweise die verschiedenen<br />

theoretischen Konzeptionen und<br />

Strategien, verborgene Kosten und Schätze<br />

sowie Geschlechterstereotypen. Mit<br />

konkreten Übungen und Werkzeugen wie<br />

der 4R­Gender­Analyse wurden Beispiele<br />

aus der Praxis besprochen, analysiert<br />

und gestaltet. Wissensvermittlung, Erfahrungsaustausch<br />

und Kompetenzaufbau<br />

durch die Bearbeitung von Fallbeispielen<br />

bildeten die Basis für einen professionellen<br />

und konstruktiv­entspannten Umgang<br />

mit dem Thema. Das Fachtraining<br />

soll den Blick der Teilnehmenden für<br />

Chancengleichheit schärfen und sie darin<br />

bestärken, das Gehörte auch anzuwenden.<br />

Eines bleibt gewiss: Mit einer<br />

Maßnahme allein ist das Thema nicht abgehakt.<br />

Die Auseinandersetzung mit<br />

Chancengleichheit bleibt ein ständiger<br />

Prozess, denn Geschlechterverhältnisse<br />

müssen von uns täglich gestaltet werden.<br />

Oder wie Zita Küng es formulierte: „Dieses<br />

Thema begleitet uns täglich 24 Stunden<br />

lang. Auch wenn es manchmal anstrengend<br />

ist, aber von diesem Thema<br />

gibt es keinen Urlaub.“<br />

Weitere Maßnahmen der AG<br />

Chancengleichheit<br />

Um Sensibilität und Bewusstsein für das<br />

Thema Chancengleichheit im Programm<br />

LE07­13 zu erhöhen, wurde im Begleitausschuss<br />

für das Programm LE07­13 im<br />

Juni 2009 beschlossen, die Arbeitsgruppe<br />

Chancengleichheit einzurichten. In dieser<br />

Arbeitsgruppe wirkten Vertreterinnen<br />

und Vertreter der Landes­ und Bundesverwaltung,<br />

der Sozialpartner, von Frauen­<br />

und Jugendorganisationen sowie von<br />

Netzwerk Land mit. In vier Workshops<br />

hat die AG Chancengleichheit im Jahr<br />

Klein-Arbeitsgruppe im Freien<br />

2010 ein Maßnahmenprogramm zur Förderung<br />

der Chancengleichheit in der<br />

ländlichen Entwicklung erarbeitet, dessen<br />

Umsetzung bis zum Jahr 2013 ebenfalls<br />

vom Begleitausschuss des Programms<br />

LE07­13 beschlossen wurde. Die<br />

Maßnahmen umfassen beispielsweise regionale<br />

Impuls­Foren „Regionalentwicklung<br />

aus Frauen­Sicht“, den LE Wettbewerb<br />

2012 zum Thema Chancengleichheit<br />

bzw. Vielfalt, innovative Kommunikationsmaßnahmen<br />

und einen Schwerpunkt<br />

zum Thema „Jugend LE07­13“.<br />

Netzwerk Land<br />

ist die Servicestelle …<br />

| 39 |<br />

… zur optimalen umsetzung der ländlichen<br />

entwicklung Le07-13 (Grüner<br />

Pakt) und wurde vom Bundesministerium<br />

für Land- und Forstwirtschaft,<br />

umwelt und Wasserwirtschaft eingerichtet.<br />

Netzwerk Land unterstützt mit<br />

seinen Aktivitäten die AkteurInnen in<br />

ländlichen räumen mit erfahrungsaustausch,<br />

Weiterbildungsangeboten,<br />

Fachveranstaltungen, Publikationen<br />

und ist aktiv in der transnationalen<br />

Vernetzung tätig. Die vier thematischen<br />

Achsen des Programms Le07-13<br />

werden von drei Organisationen bzw.<br />

unternehmen betreut. Der Agrar.Projekt.Verein<br />

betreut die AkteurInnen im<br />

Bereich Landwirtschaft und Markt sowie<br />

Forstwirtschaft, der umweltdachverband<br />

GmbH den schwerpunkt<br />

ÖPuL und umwelt und die ÖAr regionalberatung<br />

GmbH die schwerpunkte<br />

<strong>Lebensqualität</strong> und Diversifizierung<br />

der ländlichen Wirtschaft und Leader.<br />

Die aktuellsten Informationen sowie<br />

das Team von Netzwerk Land finden<br />

sie unter www.netzwerk-land.at.


Gentechnik<br />

Bleibt Österreich in Zukunft<br />

eine gentechnikfreie Insel?<br />

Österreichs Gentechnikpolitik konzentriert sich auf zwei Hauptthemen.<br />

Sehr strenge EU-weite Zulassungsbestimmungen einerseits und den Erhalt der<br />

Gentechnikfreiheit in Österreich andererseits.<br />

Während letzter Anspruch sich in früheren<br />

Jahren zumindest tendenziell auch<br />

auf Lebens­ und Futtermittel erstreckt<br />

hatte, konzentrierte man sich bald auf<br />

den Anbau. Bei Futtermitteln gibt es zwar<br />

Initiativen, wie z.B. bei Soja verstärkt auf<br />

gentechnikfreie Futtermittel umzusteigen.<br />

Ein flächendeckender Umstieg<br />

scheint allerdings wenig realistisch. Bei<br />

Lebensmitteln sind es vor allem Handel<br />

und Produzenten und weniger die Politik,<br />

die Lebensmittelprodukte vermeiden,<br />

die als GVO gekennzeichnet werden<br />

könnten. Gleichzeitig üben vor allem<br />

Umweltverbände Druck aus, mehr und<br />

mehr Lebensmittel nach der strikten österreichischen<br />

Kodexrichtlinie gentechnikfrei<br />

zu produzieren. Gentechnikfreiheit<br />

als Gegenstand der Politik bedeutet<br />

daher vor allem, den Anbau von genetisch<br />

veränderten Pflanzen (und auch experimentellen<br />

Freisetzungen) zu vermeiden.<br />

Das Festhalten an der Gentechnikfreiheit,<br />

während man gleichzeitig verstärkt<br />

auf nachhaltige und multifunktionelle<br />

Landwirtschaft setzt, ist Österreich bislang<br />

scheinbar gut bekommen. Es hat<br />

seine Rolle als Nischenproduzent für agrarische<br />

Qualitätsprodukte eher gestärkt,<br />

Exportchancen für Bioprodukte und garantiert<br />

gentechnikfreies Saatgut verbessert<br />

und das Image der intakten naturnahen<br />

Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion<br />

und Tourismusdestination<br />

glaubhaft unterstützt.<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Armin spök<br />

Ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung<br />

der österreichischen Politik in der<br />

EU sind Anbauverbote für in der EU zugelassene<br />

genetisch veränderte Pflanzen.<br />

Mehrfache Versuche der EU­Kommission,<br />

diese Verbote zu Fall zu bringen,<br />

scheiterten an der breiten Unterstützung<br />

Armin­Spök<br />

IFZ- Interuniversitäres Forschungszentrum<br />

für Technik, Arbeit und Kultur<br />

Österreichs durch andere Mitgliedsstaaten.<br />

Diese Tatsache legt nahe, dass eine<br />

Mehrheit der Mitgliedsstaaten die Möglichkeit<br />

nationaler Alleingänge beim Anbau<br />

von genetisch veränderten Pflanzen<br />

nicht ausschließen will. Die EU­Kommission<br />

hat daher jüngst folgerichtig einen<br />

Politikwechsel vollzogen und Änderungen<br />

der EU­Gesetzgebung für die EUweite<br />

Zulassung von genetisch veränderten<br />

Pflanzen vorgeschlagen (Opt­out­Regelung).<br />

Diese sollen es den Mitgliedsstaaten<br />

in Hinkunft ermöglichen, den<br />

Anbau solcher Pflanzen im eigenen Territorium<br />

fallspezifisch einzuschränken<br />

oder ganz zu verbieten. Manche Kom­<br />

Ländliche Entwicklung – Projekte<br />

| 40 |<br />

mentatoren sprechen in diesem Zusammenhang<br />

von einem Durchsetzen der österreichischen<br />

Position oder gar von einem<br />

Sieg der österreichischen Politik.<br />

Einen solchen auszurufen, scheint allerdings<br />

verfrüht. Während manche EU­<br />

Mitgliedsstaaten und das EU­Parlament<br />

sich für diesen Vorschlag ausgesprochen<br />

haben, legen sich andere, darunter auch<br />

EU­Schwergewichte wie Frankreich,<br />

nach wie vor quer und ein Kompromiss<br />

scheint nicht in Sicht. Zudem sind eine<br />

Reihe von weiteren Themen in den Fokus<br />

gerückt, die sorgfältiger Bewertungen<br />

und einvernehmlicher politischer Lösungen<br />

bedürfen, z.B. die Regelungen zu geringfügigen<br />

Rückständen von nicht in der<br />

EU zugelassenen genetisch veränderten<br />

Pflanzen in Futtermitteln oder die Frage,<br />

welche der zahlreichen neuen Züchtungstechniken<br />

unter die Definition einer<br />

„genetischen Veränderung“ fallen<br />

sollen und welche nicht. Auch der Vorstoß<br />

Frankreichs und der Niederlande,<br />

unterstützt u.a. von Österreich, sozioökonomische<br />

und Nachhaltigkeitsaspekte<br />

des Anbaus von genetisch veränderten<br />

Pflanzen bei den EU­Zulassungsentscheidungen<br />

berücksichtigen zu können,<br />

wird intensiv diskutiert. Gleichzeitig laufen<br />

umfangreiche externe Evaluierungen<br />

der gesamten EU­Gentechnikgesetzgebung,<br />

deren Ergebnisse noch in den Diskussionsprozess<br />

eingespeist werden.<br />

Dies schafft eine komplexe Gemengelage,<br />

die wohl insgesamt den Druck auf Gesetzesänderungen<br />

erhöht, aber die mögliche<br />

Entwicklung auch schwerer berechenbar<br />

macht.<br />

Eine gleichzeitige Bearbeitung und Beseitigung<br />

der vielen „Politikbaustellen“<br />

durch umfassendere Änderungen der<br />

EU­Gesetzgebung würde sich wohl über<br />

Jahre hinziehen. Solange aber eine Optout­Regelung<br />

nicht kodifiziert ist, bleibt<br />

die Gentechnikfreiheit fragil und der<br />

Ausgang der Anstrengungen österreichischer<br />

Politik ungewiss.


Nachhaltige Impulse<br />

Mit dem Herzen schenken<br />

Wie man jemandem eine echte Freude bereitet.<br />

In den Geschäften gibt es ein reichhaltiges Angebot an traditionellen Süßigkeiten für<br />

Weihnachten. Die Weihnachtsbeleuchtungen sind montiert und schön langsam, aber<br />

sicher erwarten wir die ruhigste, besinnlichste Jahreszeit – ach ja, wenn da nicht die<br />

Sache mit den Geschenken wäre.<br />

Anstatt kurz vor Weihnachten hektisch<br />

von Geschäft zu Geschäft zu hetzen, um<br />

schnell noch (irgendwelche) Geschenke<br />

zu besorgen, sollte man sich rechtzeitig<br />

vor Weihnachten Gedanken machen, worum<br />

es uns beim Schenken geht.<br />

Im Mittelpunkt sollte immer das Geschenk<br />

bzw. der/die Beschenkte stehen<br />

und nicht die Verpackung drumherum.<br />

Körbe, Säckchen, Holzspandosen eignen<br />

sich als stilvolle Verpackungen für persönliche<br />

Geschenke und können sinnvoll<br />

weiterverwendet werden.<br />

Durch den Kauf von regionalen Produkten<br />

wird die heimische Wertschöpfung<br />

gestärkt. Um sich nicht auf bestimmte<br />

Produkte festlegen zu müssen, besteht<br />

hier auch die Möglichkeit, Gutscheine<br />

aus der Region zu verschenken. Qualitätsvolle,<br />

steirische Geschenkideen finden<br />

Sie überall in der <strong>Steiermark</strong> in Ab­<br />

Hof­Läden, auf Bauernmärkten oder in<br />

den Bauernecken der verschiedenen<br />

Nahversorger (www.nachhaltigkeit.steiermark.at<br />

>>G’scheit schenken).<br />

Schenken wir unseren<br />

Lieben „Zeit“.<br />

Wenn nicht regional, dann vielleicht bewusst<br />

FAIRTRADE. So schenken Sie Produkte<br />

von höchster Qualität, die zusätzlich<br />

sicherstellen, dass die Lebens­ und<br />

Arbeitsbedingungen von Bauernfamilien<br />

und ArbeiterInnen in Entwicklungsländern<br />

durch faire Bezahlung verbessert<br />

werden und es zu keiner Kinderausbeutung<br />

kommt.<br />

Faire Geschenkideen finden Sie in den<br />

EINE­WELT­LÄDEN bzw. WELTLÄDEN in<br />

der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Schenken wir unseren Lieben – und vielleicht<br />

nicht nur zu Weihnachten – „Zeit“.<br />

Zeit für einen Familienausflug, einen<br />

Stadtbummel oder einen gemütlichen<br />

Nachmittag daheim. Vielen alten Menschen<br />

in den Seniorenresidenzen ist ein<br />

bisschen geschenkte Zeit viel wertvoller<br />

Qualität<br />

statt Quantität<br />

ein paar hochwertige Produkte sind<br />

besser als Massen an Billigprodukten.<br />

eine hohe Qualität findet sich beispielsweise<br />

bei Ab-Hof-Läden, Bauernmärkten<br />

oder -ecken sowie bei Ihrem<br />

Nahversorger. Zudem kommt der Vorteil<br />

dazu, dass man über die Herkunft<br />

Bescheid weiß.<br />

Regionales<br />

statt Importiertes<br />

Heimische Produkte stützen nicht nur<br />

die regionale Wirtschaft und sichern<br />

Arbeitsplätze, sondern leisten auch<br />

einen Beitrag zum umweltschutz.<br />

Durch kürzere Transportwege kommt<br />

es zu vermindertem schadstoffausstoß<br />

sowie energieaufwand und<br />

garantiert zudem frischere Produkte.<br />

Mehrweg<br />

statt Einweg<br />

Auch eine „g’scheite“ Verpackung<br />

kann attraktiv sein! Wiederverwendbare<br />

Geschenksverpackungen, wie<br />

beispielsweise Geschenkskörbe oder<br />

Mehrweggebinde schonen die umwelt<br />

auf eine nützliche Art und Weise. Müll<br />

wird vermieden und falls doch zu herkömmlicher<br />

Verpackung gegriffen<br />

wird, gibt es noch die Möglichkeit des<br />

recyclings.<br />

Atypisch<br />

statt herkömmlich<br />

es müssen nicht immer konventionelle<br />

materielle Geschenke sein, auch ein<br />

erlebnis kann ein schönes Präsent darstellen.<br />

Hier bieten sich beispielsweise<br />

Theaterkarten, Wellness-Gutscheine<br />

oder ein Besuch in einer Buschenschank,<br />

eventuell in Kombination mit<br />

sportlicher Betätigung wie radfahren<br />

oder Wandern, an. Diese touristischen<br />

Angebote fördern ebenfalls die regionale<br />

Wirtschaft und so erhält der oder<br />

die Beschenkte zusätzlich das wertvolle<br />

Geschenk Zeit.<br />

als alles andere. Oder wie wär’s mit einem<br />

Spaziergang?<br />

Diese ruhige Zeit sollte uns aber auch daran<br />

erinnern, dass es vielen Menschen in<br />

unserem Land wirtschaftlich oder gesundheitlich<br />

nicht so gut geht, und die<br />

verschiedenen Einrichtungen, wie z.B.<br />

die Vinzenzgemeinschaft Eggenberg,<br />

sind dankbar für jede Aufmerksamkeit<br />

und Zuwendung.<br />

Vielleicht wollen Sie und Ihre Familie einmal<br />

ganz bewusst auf Weihnachtsgeschenke<br />

verzichten und unterstützen<br />

stattdessen mit einer Geldspende Hilfsorganisationen<br />

wie z. B. die Kinderkrebshilfe<br />

oder eine Tierschutzorganisation.<br />

Schenken wir bewusst, und zwar mit dem<br />

Herzen!<br />

DI Gudrun Walter<br />

FA 19 D Abfall und stoffflusswirtschaft,<br />

referat IV - Nachhaltige entwicklung<br />

und Bewusstseinsbildung<br />

| 41 |


Bewusst kaufen<br />

„Besser statt mehr“<br />

Für einen „nachhaltigen Konsum“ in Österreich.<br />

www.bewusstkaufen.at<br />

<strong>Lebensqualität</strong> wird oft über einen materiellen<br />

und energieintensiven Konsum<br />

definiert. Dieser Lebensstil hat nicht nur<br />

einen stetig wachsenden Ressourcen­<br />

und Energieverbrauch zur Folge, sondern<br />

wirkt sich auch auf die Arbeits­ und Lebensbedingungen<br />

von Menschen in weiten<br />

Teilen der Welt aus – insbesondere<br />

dort, wo Arbeitsschutz, Mindestlöhne<br />

und soziale Absicherung nicht oder ungenügend<br />

geregelt sind. Das Paradigma<br />

„billiger und mehr“ weicht leider immer<br />

noch zu wenig dem „besser statt mehr“.<br />

Die Produktion und der Konsum von<br />

nachhaltigen (umwelt­ und sozialverträglichen)<br />

Produkten rückt daher zunehmend<br />

in den Blickpunkt der Umwelt­<br />

und Nachhaltigkeitspolitik. Dabei wird<br />

die Unterstützung des „richtigen Kaufverhaltens“<br />

als ein wichtiger Hebel angesehen.<br />

Ein nachhaltiges Einkaufsverhalten setzt<br />

Bewusstsein und Kenntnis von umwelt­<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

gerechten und sozial verträglichen Produktanforderungen<br />

voraus. Ziel ist, durch<br />

Information und Bewusstseinsbildung<br />

die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten<br />

zu stärken und eine verbessere<br />

Positionierung am Markt zu erreichen.<br />

Zu diesem Zweck wurde seitens des Lebensministeriums<br />

die Info­Plattform<br />

www.bewusstkaufen.at entwickelt – das<br />

erste Webportal für nachhaltigen Konsum<br />

in Österreich. Die Plattform umfasst<br />

verschiedene Angebote, die als Unterstützung<br />

und Orientierungshilfe dienen<br />

sollen, wie z.B. einer Gütezeichen­Datenbank,<br />

einer Produktdatenbank oder Einkaufsratgeber<br />

zu den verschiedenen Produktgruppen.<br />

Beim Einkaufen sehen sich KonsumentInnen<br />

mittlerweile mit einer unüberschaubaren<br />

Menge an Labels, Gütezeichen,<br />

Handelsmarken und Zertifizierungen<br />

konfrontiert. Oft lassen die Kennzeichnungen<br />

keinen direkten Rück­<br />

Nachhaltige Entwicklung<br />

schluss zu, um welche Art der Auszeichnung<br />

es sich handelt oder welche Kriterien<br />

dafür eine Rolle spielen. Die Gütezeichen­Datenbank<br />

liefert daher detaillierte<br />

Informationen zu den unterschiedlichen<br />

Zeichen, erklärt die Richtlinien im<br />

Hintergrund und bringt Übersicht in einen<br />

Bereich, in dem viele oft schon den<br />

Überblick verloren haben. Derzeit sind<br />

219 Labels aus unterschiedlichen Bereichen<br />

in der Datenbank enthalten, die<br />

laufend ergänzt wird. Weiters ist auf der<br />

Dr.­Barbara­Schmon­<br />

Projektleitung Initiative „Bewusst Kaufen“<br />

im Lebensministerium<br />

Webplattform eine Online­Produktdatenbank<br />

abrufbar, wo Partnerbetriebe ihr<br />

„nachhaltiges“ Produktsortiment präsentieren<br />

können. Zu jedem Produkt werden<br />

dabei ausführliche Detaildaten und<br />

Informationen zum nachhaltigen Mehrwert<br />

angegeben. Jedes Produkt ist direkt<br />

mit den passenden Einträgen in der Gütezeichen­Datenbank<br />

verknüpft. Aktuell<br />

kann man sich so über 1.600 unterschiedlichste<br />

Produkte und über deren<br />

ökologische und soziale Kriterien informieren.<br />

Alle Inhalte können kommentiert,<br />

Gütezeichen und Produkte zusätzlich<br />

auch bewertet werden.<br />

Ein Blick lohnt sich!<br />

Infos<br />

www.bewusstkaufen.at ist das Webportal<br />

der Initiative „Bewusst kaufen“<br />

des Lebensministeriums zum Thema<br />

Nachhaltiger Konsum und umwelt-<br />

und sozialverträgliche Produkte.<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.bewusstkaufen.at und<br />

www.facebook.com/<br />

bewusstkaufen.at<br />

| 42 |


Klimaschutz<br />

Mit Vollgas in den Hunger<br />

„Biotreibstoffe“: Klima schützen und die Abhängigkeit von Öl verringern?<br />

Tatsächlich verschärfen sie den Welthunger und sind alles andere als „bio“.<br />

Im Kampf gegen den Klimawandel hat<br />

Österreich die so genannten „Biotreibstoffe“<br />

entdeckt – Diesel und Sprit aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen wie Soja,<br />

Ölpalmen, Zuckerrohr, Mais und Raps.<br />

Mittels dieser „grünen Energie“ soll der<br />

Ausstoß von klimaschädlichen Abgasen<br />

gesenkt werden. Doch für die geplante<br />

Einführung von E10 – also der Beimengung<br />

von zehn Prozent Agrotreibstoffen<br />

– im kommenden Jahr reichen die heimischen<br />

Anbauflächen bei weitem nicht<br />

aus. Bereits heute müssen Österreich und<br />

die EU einen hohen Anteil der Rohstoffe<br />

für Agrotreibstoffe aus Drittländern importieren.<br />

Doch was bedeutet der Agrotreibstoff­<br />

Boom für diese Länder? Antworten darauf<br />

gaben Juan Carlos Figueredo und<br />

Graciela Gásperi von der argentinischen<br />

Organisation INCUPO, die kürzlich auf<br />

Einladung von Welthaus Graz die <strong>Steiermark</strong><br />

besuchten: „Die niedrigen Grund­<br />

stückspreise in Argentinien haben ein<br />

wahres Kauffieber von ausländischen Investoren<br />

ausgelöst. Auf riesigen Flächen<br />

bauen internationale Konzerne gentechnisch<br />

veränderten Soja für den Export<br />

nach Europa an“, sagt Figueredo. Das<br />

Saatgut stammt von Konzernen wie<br />

Monsanto und Bayer, die auch die passenden<br />

chemischen Dünger und Spritzmittel<br />

liefern. Innerhalb von zehn Jahren<br />

hat sich die Anbaufläche für Soja in Argentinien<br />

mehr als verdoppelt. Doch<br />

während die Konzerne große Gewinne<br />

machen, verliert die lokale Bevölkerung<br />

ihre Lebensgrundlage: Riesige Wälder<br />

Kleinbauer in Argentinien auf seinem gesicherten Land<br />

werden für die Monokulturen gerodet,<br />

Kleinbauernfamilien müssen von ihrem<br />

Land weichen. Das Trinkwasser wird<br />

knapp. Nach ein paar Jahren industriellen<br />

Anbaus mit hohem Pestizideinsatz<br />

sind die Böden kaputt. Zurück bleiben<br />

Armut und eine zerstörte Umwelt. Die<br />

Menschenkette, um die weitere Abholzung<br />

für den sojaanbau zu verhindern<br />

riesigen Soja­Monokulturen für den Export<br />

verdrängen auch Anbauflächen von<br />

Getreide, Kartoffeln und Bohnen für den<br />

Eigenbedarf der Bevölkerung. So verschlechtert<br />

sich ihre Ernährungslage,<br />

während immer mehr Soja produziert<br />

wird. „INCUPO und Welthaus unterstützen<br />

die Kleinbauern dabei, ihr Gemeinschaftsland<br />

rechtlich abzusichern, damit<br />

ihnen nicht die Lebensgrundlage genommen<br />

werden kann“, erklärt Gásperi. „Sie<br />

lernen auch, sich durch verbesserte Anbaumethoden<br />

und Kleintierzucht besser<br />

zu versorgen und für ihre Interessen politisch<br />

einzutreten.“<br />

Agrotreibstoffe sind nicht nur wegen der<br />

unökologischen und energieaufwändigen<br />

Produktion ungeeignet für den Klimaschutz.<br />

Sie haben auch nachweislich<br />

zum massiven Preisanstieg von Lebensmitteln<br />

beigetragen – eine Katastrophe<br />

für Menschen in Entwicklungsländern,<br />

Die Gäste bei einem Vortrag im Welthaus<br />

Graz. V.l.n.r. Gásperi – Dolmetsch Anita<br />

Ertl – Figueredo<br />

die bis zu 70 Prozent ihres Einkommens<br />

für die Ernährung ausgeben müssen. Fazit:<br />

Die weitere Forcierung der Agrotreibstoffe<br />

muss sofort gestoppt werden. Eine<br />

Evaluierung der Folgen für Mensch, Umwelt<br />

und die globale Ernährung ist unumgänglich.<br />

Infos<br />

Mag. Christian Köpf ist Pressesprecher<br />

von Welthaus Diözese<br />

Graz-seckau.<br />

http://graz.welthaus.at<br />

| 43 |


Nachhaltige Bewusstseinsbildung<br />

durch Beteiligung<br />

der Bevölkerung<br />

„Change bag – Vom Kunststoff zum echtstoff“<br />

ist ein gemeindeübergreifendes<br />

Projekt der Gemeinden Judendorf, eisbach,<br />

Gratkorn und Gratwein.<br />

Das Ziel des Projekts ist es, sowohl die Bewusstseinsbildung<br />

für Müllvermeidung<br />

und ressourcenschonung in der Bevölkerung<br />

zu erhöhen als auch den tatsächlichen<br />

Verbrauch von einwegtaschen (Plastik,<br />

Papier, …) durch die freiwillige einführung<br />

von stofftaschen in vielen Betrieben<br />

der region zu reduzieren.<br />

um bei den BürgerInnen einen persönlichen<br />

Bezug zum Thema herzustellen, wurden<br />

über Monate hinweg sowohl überschüssige,<br />

gebrauchte Taschen aus den<br />

Haushalten der region gesammelt, als<br />

auch von schulen, Kindergärten und anderen<br />

einrichtungen der region neue<br />

stofftaschen bemalt.<br />

Der Aufhänger für die Taschensammlung<br />

war die Überbietung des Weltrekords von<br />

rund 4300 stofftaschen, der vor einem<br />

Jahr in Wieselburg aufgestellt wurde. Das<br />

letztliche Ziel der Aktion ist es aber, im<br />

endeffekt möglichst viele Taschen in die<br />

Betriebe der region zu bringen, damit sie<br />

den KundInnen dort zur Verfügung stehen.<br />

Bei der Auftaktveranstaltung wurde der<br />

Weltrekord gefeiert und am 18.11. 2011<br />

und in der darauffolgenden Woche (europäische<br />

Abfallvermeidungswoche) werden<br />

die schönsten Taschen der Aktion<br />

auch ausgestellt.<br />

Danach kommen die Taschen in rund 25<br />

Betriebe der region und stehen der Bevölkerung<br />

gegen freiwillige spenden zur Verfügung.<br />

In weiterer Folge wird die entwicklung<br />

beobachtet (wie lange dauert es, bis<br />

alle Taschen „aufgebraucht“ sind?) und gegebenenfalls<br />

mit weiteren Aktionen darauf<br />

aufmerksam gemacht, dass die Taschen<br />

wieder zum einkaufen mitgenommen<br />

werden sollen.<br />

Fast alle schulen, Kindergärten und auch<br />

die Altersheime und Behinderteneinrichtungen<br />

der region haben mitgemacht und<br />

die Aktion wurde auch bei zahlreichen Veranstaltungen<br />

innerhalb der region beworben.<br />

Durch diese breite Beteiligung erhoffen<br />

wir uns eine längerfristige und andauernde<br />

Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung<br />

in größeren Teilen der Bevölkerung,<br />

die auch Vorbildcharakter entwickeln<br />

kann.<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Weltrekord<br />

„Change bag“<br />

Eine Weltrekordfeier und der Auftakt zur bisher<br />

größten Stofftaschenaktion Österreichs<br />

Beeindruckend war nicht nur die Zahl der gestalteten<br />

Stofftaschen, auch das BesucherInneninteresse bei der<br />

feierlichen Präsentation war enorm. In der Gemeinde<br />

Gratwein fand die Weltrekordfeier zur bisher größten<br />

österreichischen Stofftaschenaktion „Change bag“ mit<br />

großer Stofftaschenausstellung statt.<br />

Am 18.11. 2011 konnten sich weit mehr<br />

als 400 BesucherInnen in der von oben<br />

bis unten mit Stofftaschen dekorierten<br />

Mehrzweckhalle Gratwein von der außerordentlichen<br />

Kreativität der Kinder und<br />

Jugendlichen unserer Region überzeugen.<br />

Aber auch zwei Altenbetreuungseinrichtungen<br />

und die Lebenshilfe Gratkorn<br />

sowie insgesamt 11 weitere Einrichtungen<br />

und Schulen außerhalb der Region<br />

haben sich am Stofftaschensammeln<br />

und Gestalten beteiligt.<br />

Nach der Ideenpräsentation von Kindern<br />

der VS Gratkorn I, VS Eisbach, Kindergarten<br />

Micky Mouse und BG Rein zum Thema<br />

Müllvermeidung und Ressourcenschonung<br />

folgte schließlich der Höhepunkt<br />

der Veranstaltung, die Verkündung<br />

Nachhaltige Entwicklung<br />

| 44 |<br />

des Weltrekords. Im Vorjahr wurden in<br />

Wieselburg rund 4300 verschiedene<br />

Stofftaschen gesammelt, bei der von den<br />

Kleinregionsgemeinden Judendorf­<br />

Straß engel, Eisbach, Gratkorn und Gratwein<br />

(JEGG) unterstützten Aktion<br />

„Change bag“ kamen insgesamt 6124<br />

Stofftaschen zusammen. Fast 2000 Stück<br />

sind gebrauchte Taschen, die bis jetzt in<br />

Haushalten „brachlagen“ oder schon länger<br />

nicht mehr verwendet wurden. Diese<br />

wurden von vielen fleißigen HelferInnen<br />

gewaschen und gebügelt. Für die von einer<br />

Jury, bestehend aus Mitgliedern aller<br />

vier Gemeinderäte, prämierten Taschen<br />

wurden insgesamt über 50 Preise verliehen,<br />

wobei an jede teilnehmende Einrichtung<br />

zumindest ein Preis ging. Die


PreisträgerInnen erhielten Gutscheine<br />

und Sachpreise, die von den vier JEGG­<br />

Gemeinden und Betrieben aus der Region<br />

zur Verfügung gestellt wurden. Leider<br />

konnte aus Platzgründen nur ein Bruchteil<br />

(ca. 1000 Stück) der Taschen ausgestellt<br />

werden, alle wären es wert gewesen!<br />

Für die Musik sorgte die Juniorbigband,<br />

Leitung Dir. Karl Heinz Pöschl, der Chor<br />

und die Instrumentalgruppe der VS Eisbach­Rein<br />

(Fr. Auer und Fr. Reiter) sowie<br />

das Volksmusikensemble der Musik­HS<br />

Gratwein (Hr. Sölls). Ein Buffet wurde von<br />

den KH Siegl und Grinschgl und den Bäckereien<br />

Kern und Leitner zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Wie geht es nun weiter?<br />

Im Rahmen der europäischen Abfallvermeidungswoche<br />

vom 19. bis 27.November<br />

2011 wurden gestaltete Taschen in<br />

den Raiffeisenbanken Gratwein und Judendorf<br />

sowie in den vier Gemeindeämtern<br />

ausgestellt. Danach kommen die Taschen<br />

in die Projektpartnerbetriebe der<br />

Region, die die Taschen an ihre KundInnen<br />

weitergeben. Die „Change bag“­Taschen<br />

stehen den BürgerInnen kostenlos<br />

zur Verfügung, freiwillige Spenden für<br />

neu gestaltete Taschen sind gerne willkommen.<br />

Damit sollen die weitere Pro­<br />

jektarbeit und allfällige Folgeaktionen<br />

oder auch weiterführende Umweltprojekte<br />

finanziert werden.<br />

Als Initiatorin des Projekts bedanke ich<br />

mich bei den vier Partnergemeinden<br />

ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit.<br />

Ganz spezieller Dank gilt den mitwirkenden<br />

Schulen, Kindergärten und<br />

teilnehmenden Institutionen, allen<br />

Sponsoren und Unterstützern, vor allem<br />

allen freiwilligen HelferInnen, die entscheidend<br />

zum Gelingen dieses Projekts<br />

beigetragen haben. Gefördert wurde das<br />

Projekt auch durch das Land <strong>Steiermark</strong>,<br />

FA 19D (Abfall­ und Stoffflusswirtschaft)<br />

und den Abfallwirtschaftsverband Graz­<br />

Umgebung. Nun gilt es, „Change bag“ im<br />

Alltag umzusetzen und gemäß dem Motto<br />

„Verwenden statt verschwenden“ sowohl<br />

alte als auch neue „Change bag“­<br />

Taschen immer wieder zu verwenden!<br />

| 45 |<br />

„Verwenden statt verschwenden“:<br />

„Change bag“­Taschen IMMER<br />

WIEDER verwenden!<br />

Informationen zum Projekt:<br />

sandra.krautwaschl@aon.at oder<br />

0664/5448536. Alle Fotos der Veranstaltung<br />

und weitere Projektinformationen<br />

gibt es auch auf facebook unter<br />

„Change bag“ zu sehen.


Hofrat­DI­Dr.­Wilhelm­Himmel<br />

Leiter der FA 19D,<br />

Abfall- und Stoffflusswirtschaft –<br />

Nachhaltigkeits koordinator <strong>Steiermark</strong><br />

Ohne intakte Umwelt sind<br />

weder Wirtschaft noch soziale<br />

Gerechtigkeit möglich.<br />

Wenn wir von einer <strong>Lebensqualität</strong> in Zusammenhang<br />

mit unserer Wohlstandsgesellschaft sprechen,<br />

so müssen wir auch an die verfügbaren materiellen<br />

und immateriellen ressourcen, die schließlich unseren<br />

Lebensraum bestimmen, denken. Wie wir wissen,<br />

sind sowohl Wirtschaft als auch Ökologie und<br />

soziales gleichrangig auf allen ebenen zu bewerten.<br />

In einer kritischen Betrachtung des deutschen Ökonomen<br />

Prof. Dr. Bernd sieben hüner wird darauf hingewiesen,<br />

dass ohne intakte umwelt weder Wirtschaft<br />

noch soziale Gerechtigkeit möglich sind. Das<br />

Thema Nachhaltigkeit hat sich demzufolge aus dem<br />

Bereich umwelt- und Klimaschutz heraus entwickelt.<br />

Das Jahr 2011 war wiederum geprägt von Initiativen<br />

in richtung nachhaltige unternehmensführung über<br />

die Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit (WIN) und<br />

einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung, gestützt<br />

auf Bürgerbeteiligungsprozesse im rahmen der Lokalen<br />

Agenda 21. Besonders erfolgreichen Projekten,<br />

unternehmen und Gemeinden wurde bei Auszeichnungsveranstaltungen<br />

wie z.B. dem<br />

• TrIGOs Gala (www.trigos.at )<br />

• energy Globe Gala<br />

(www.energyglobe.com)<br />

• LA21-Gemeindetag<br />

(www.nachhaltigkeit.steiermark.at)<br />

eine Bühne geboten, verknüpft mit der erwartung,<br />

dass vorbildliches Verhalten entsprechende Nachahmungstäter<br />

findet.<br />

Das Bewusstsein, dass Abfälle wert volle ressourcen<br />

enthalten und steigende erlöse für Altstoffe auch die<br />

Kosten im Bereich der Abfallwirtschaft deutlich entlasten<br />

können, konnte auch heuer wieder beim mittlerweile<br />

6. Interkommunalen erfahrungsaustausch<br />

in Lannach vor rund 300 Kommunalvertretern vermittelt<br />

werden. Vorbildliche abfallwirtschaftliche<br />

Leistungen wurden auch heuer wieder mit dem „Goldenen<br />

Müllpanther“ ausgezeichnet (www.abfallwirtschaft.steiermark.at)<br />

.<br />

Die uNO hat das Jahr 2012 zum internationalen Jahr<br />

der erneuerbaren energien für alle erklärt, die steiermark<br />

hat mit dem bereits traditionellen Fair-Trade-<br />

Tag auch dazu einen Beitrag geleistet.<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

Nachhaltige Entwicklung<br />

Grenzenlos<br />

| 46 |<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

meets the world<br />

Weltweitwandern<br />

Wenn im Himalaya, Atlas oder in der Gobi-Wüste<br />

einheimische Reiseleiter ihre Gäste mit einem steirischen<br />

„Gemma, gemma!“ vorantreiben, steckt mit<br />

großer Wahrscheinlichkeit der steirische Vorbildbetrieb<br />

Weltweitwandern dahinter. Mit innovativen<br />

Projekten, wie Weiter bildungsmaßnahmen in Österreich<br />

für lokale ReiseführerInnen, macht Weltweitwandern<br />

von sich reden.


| 47 |<br />

Doch Christian Hlade, der Gründer und<br />

Geschäftsführer des Grazer Betriebs, bemüht<br />

sich nicht nur um seine ausländischen<br />

TeammitarbeiterInnen, auch seine<br />

14 MitarbeiterInnen im Büro in der Gaswerkstraße<br />

sollen sich wohl fühlen. „Mit<br />

unseren besonderen Reisen wollen wir<br />

unsere KundInnen begeistern. Gesunde<br />

und zufriedene MitarbeiterInnen sind<br />

die Basis für dieses Vorhaben“, erklärt er<br />

und stellt im Jahr 2009 ein Bürogebäude<br />

fertig, das kaum noch Wünsche offen<br />

lässt: viel Licht, warme, inspirierende<br />

Farben, ein großer Garten und eine Halle,<br />

die Platz für Begegnung, Spiel und Entspannung<br />

lässt. Hier wird immer dienstags<br />

kostenlos Yoga angeboten und nach<br />

dem gemeinsamen Mittagessen gibt es<br />

täglich Tischfußballturniere, bei denen<br />

man Aufgestautes ins gegnerische Tor<br />

versenken kann. Die Weltweitwandern­<br />

MitarbeiterInnen sind mit ihrem Arbeitgeber<br />

zufrieden und schätzen das neue<br />

Büro. Robert Wolf, langjähriger Mitarbeiter,<br />

meint mit einem Schuss Ironie: „Was<br />

mir noch abgeht: Ein Jacuzzi und eine<br />

Sauna!“<br />

„Natürlich geht es letztlich darum, dass<br />

ein zufriedenes Team einen Gewinn erwirtschaftet.<br />

Den braucht jedes Unternehmen<br />

wie Sauerstoff zum Atmen.<br />

Trotzdem ist Gewinn nicht unser Ziel,<br />

sondern nur eine Bedingung, mit der wir<br />

weiterhin tolle Projekte verwirklichen<br />

können“, erklärt Christian Hlade sein<br />

Konzept.<br />

Das gute Betriebsklima in Graz ist „Keimzelle“<br />

für das weltumspannende Netzwerk.<br />

Schon lange arbeitet Christian Hlade<br />

an neuen Führungskonzepten. Starre<br />

Hierarchien und langwierige basisdemokratische<br />

Prozesse blockieren und<br />

schränken ein. Die Grenzen zwischen<br />

MitarbeiterInnen, KundInnen, PartnerInnen<br />

verschwimmen. Alle gemeinsam arbeiten<br />

am guten Gelingen des Produkts.<br />

Dass das Produkt manchmal mehr als<br />

nur gelungen ist, beweisen die zahlreichen<br />

Preise, die Weltweitwandern bereits<br />

abgeräumt hat. Für seine Österreich­Reise<br />

„Wandern & Jodeln“ hat das steirische<br />

Unternehmen den Reiseoskar, die „Goldene<br />

Palme“, in Berlin erhalten. Als einziger<br />

österreichischer Reiseveranstalter<br />

darf Weltweitwandern das CSR­Gütesiegel<br />

tragen. Darüber hinaus gab es Preise<br />

für das familien­ und frauenfreundlichste<br />

Unternehmen und bereits zweimal<br />

den Fit­im­Job­Gesundheitspreis. Ausgezeichnete<br />

Arbeit also!<br />

Mitten in der grünen Mark hat ein kleines<br />

Unternehmen die klassischen Regeln des<br />

Wirtschaftens auf den Kopf gestellt in einer<br />

Zeit, in der Grenzen gerne dicht(er)<br />

gemacht werden, diese aufgehoben und<br />

Recht bekommen. In der Gaswerkstraße<br />

in Graz trifft die <strong>Steiermark</strong> auf die Welt<br />

und die Welt auf die <strong>Steiermark</strong>.


Schlusspunkt<br />

Thema<br />

Ein schönes Glas Wein mit Freunden. Ein<br />

gutes Buch. Kaffeehaussitzen und Leute<br />

schauen. Eine Arbeit, die motiviert und<br />

erfüllt. Das Gefühl, etwas bewirken zu<br />

können. Die richtige Balance zwischen<br />

Job und Freizeit. Eine Yacht. Ein Berggipfel.<br />

Einen Menschen glücklich machen.<br />

Gute Musik. Kulturgenuss. Zeit. Eine heiße<br />

Dusche. Natur erleben. Ein eigenes<br />

Heim. Finanzielle Unabhängigkeit, Geld,<br />

Reichtum. Gesundheit. Bewegung. Ernährung.<br />

Sicherheit.<br />

Auf die Frage „Was ist <strong>Lebensqualität</strong>?“<br />

gibt es beinahe unzählige Antworten, die<br />

unterschiedlicher wohl nicht ausfallen<br />

könnten …<br />

Wir wollen immer mehr vom Guten<br />

… und doch haben all diese Antworten<br />

eines gemein: sie lösen ein Gefühl des<br />

subjektiven Wohlbefindens in uns aus.<br />

Eine hohe Qualität unseres Lebens, wodurch<br />

immer wir sie auch definieren mögen,<br />

macht zufrieden, macht glücklich.<br />

Und was wollen wir mehr, als zufrieden<br />

und glücklich zu sein? Was unsere <strong>Lebensqualität</strong><br />

ausmacht, steht in engem<br />

Zusammenhang mit unseren Werthaltungen.<br />

Die Formel ist ganz einfach: Werten<br />

= Höhe der <strong>Lebensqualität</strong>. Was uns<br />

wichtig ist, davon möchten wir möglichst<br />

viel haben. Und je mehr wir davon haben,<br />

desto höher ist unsere <strong>Lebensqualität</strong>. So<br />

weit, so gut, so einfach.<br />

Eine Welt von Erlebtem<br />

Diese Formel lässt allerdings die unermessliche<br />

Bandbreite der Erwartungshaltungen<br />

an die <strong>Lebensqualität</strong> unberücksichtigt.<br />

So liegt zwischen den Werthaltungen<br />

und Ansprüchen eines älteren<br />

Menschen und denen eines Jugendlichen<br />

eine Welt aus Erfahrungen, Erlebtem,<br />

Empfundenem. Wer einmal Zeiten der<br />

Wirtschaftskrisen und des Hungers erlebt<br />

hat, der findet seine <strong>Lebensqualität</strong> wohl<br />

eher in einem behaglichen Heim oder der<br />

finanziellen Unabhängigkeit als in einem<br />

Apple iPad. Umgekehrt sucht ein Jugendlicher,<br />

der in eine Wohlstandsgesellschaft<br />

Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />

sandra Höbel<br />

Zwischen Schaumbad<br />

und Weltfrieden<br />

Das­Verständnis­von­<strong>Lebensqualität</strong>­ist­so­vielfältig­wiedie­Menschen.­Ein­Denkanstoß­zur­Weihnachtszeit.<br />

hineingeboren wurde, ganz andere, tendenziell<br />

eher materielle Qualitäten. Sicherheit<br />

und ein Zuhause sind für ihn –<br />

wenigstens in den meisten Fällen – ein<br />

Selbstverständnis.<br />

Zeit statt Ferrari<br />

Auf der Basis gesicherter Grundbedürfnisse<br />

orientiert sich <strong>Lebensqualität</strong> zunehmend<br />

an materiellen Werten. Allerdings<br />

bedeutet ein hoher Lebensstandard<br />

nicht gleichzeitig auch eine hohe<br />

<strong>Lebensqualität</strong>.<br />

In einer Zeit, in der es uns sehr gut geht,<br />

in der wir uns verhältnismäßig viel leisten<br />

können, korreliert der Besitz von<br />

Konsumgütern nicht zwangsläufig positiv<br />

mit dem Empfinden von Zufriedenheit.<br />

Wenn viele Wünsche erfüllt sind,<br />

wenn wir außer dem Ferrari und einem<br />

Flugzeug so ziemlich alles besitzen, gibt<br />

es irgendwo einen Umkehrpunkt, einen<br />

Punkt, an dem sich unsere Sehnsucht<br />

wieder mehr in Richtung ideeller Werte<br />

entwickelt. Auf einmal hat es wieder einen<br />

ganz besonderen Wert, Zeit zu schenken.<br />

Auf einmal macht uns ein Sonnentag<br />

am Berg wieder glücklich.<br />

Nicht warten – TUN!<br />

<strong>Lebensqualität</strong> ist nichts, was über uns<br />

kommt, wenn wir nur lange genug darauf<br />

warten. <strong>Lebensqualität</strong> will „erarbeitet“<br />

sein! Wir empfinden sie dann, wenn wir<br />

zufrieden sind. Doch auch Zufriedenheit<br />

kommt nicht einfach so von selbst, allerdings<br />

können wir sie „lernen“ und uns<br />

bewusst aneignen. Indem wir das Schöne<br />

und Positive auch in den kleinen Dingen<br />

des Alltags finden, indem wir im Ge­<br />

Gib dem Tag mehr Leben,<br />

gib dem Leben mehr Zeit,<br />

es kann nichts Wichtigeres geben,<br />

mehr <strong>Lebensqualität</strong> hält sie bereit.<br />

© Reiner Menzel, (*1938), Aphoristiker<br />

wöhnlichen das Besondere, im Selbstverständlichen<br />

das Außergewöhnliche erkennen.<br />

Die Sensibilität für die kleinen<br />

Alltagswunder steigert unsere Glücksmomente.<br />

Den Kompass kalibrieren<br />

| 48 |<br />

Gerade die Weihnachtszeit ist ein guter<br />

Zeitpunkt, in uns zu horchen und unsere<br />

Werthaltungen zu überdenken. Uns wie<br />

einen Kompass zu kalibrieren und die<br />

Richtung zu ändern, vielleicht aber auch<br />

beizubehalten. Jedenfalls uns bewusst zu<br />

machen, was uns glücklich macht und<br />

wie zufrieden wir tatsächlich sind. Vor allem<br />

zu erkennen, dass wir erheblichen<br />

Einfluss nehmen können auf die Qualität<br />

unseres Lebens.<br />

Was immer es sein mag, das dich glücklich<br />

und zufrieden macht – ich wünsche<br />

dir, dass du es finden mögest!


Landesbüro Graz<br />

8010 Graz<br />

Hans-sachs-Gasse 5<br />

office@landentwicklung.com<br />

Tel. 0316/82 48 46 – 11<br />

Fax 0316/82 48 46 – 4<br />

Gudrun Gruber<br />

Mag a . Nina sulzenbacher<br />

Landesrat Johann seitinger<br />

Obmann<br />

johann.seitinger@stmk.gv.at<br />

Christian Gummerer<br />

Geschäftsführer<br />

christian.gummerer@landentwicklung.com<br />

Mobil: 0676 / 866 43 751<br />

Johanna reinbrecht<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Leitprojekte<br />

johanna.reinbrecht@landentwicklung.com<br />

Mobil: 0676/866 43 753<br />

Maga . Alexandra Kulmer<br />

Fördermanagement<br />

alexandra.kulmer@landentwicklung.com<br />

Mobil: 0676/866 43 757<br />

Gabriela Neuhauser<br />

Buchhaltung u. Verrechnung<br />

gabriela.neuhauser@landentwicklung.com<br />

Mobil: 0676/866 43 752<br />

Andrea Tackner<br />

Office<br />

andrea.tackner@landentwicklung.com<br />

Tel.: 0316/82 48 46 – 11<br />

Viktoria Deutsch<br />

Office<br />

viktoria.deutsch@landentwicklung.com<br />

Tel.: 0316/82 48 46 – 21<br />

Kontakt Büro Landesrat seitinger:<br />

Johann Fink<br />

johann.fink@stmk.gv.at<br />

Mobil: 0676/8666 2350<br />

Ing in . Kathrin Grillitsch<br />

Mag. Gerhard Vötsch<br />

Ing. Hubert Langmann<br />

Ing in . Astrid Holler<br />

Maria Mikulik<br />

Margreth Huber<br />

VOR ORT FÜR SIE DA!<br />

Ingin . Astrid Holler<br />

Prozess- u. Projektmanagement<br />

8435 Wagna, Maburgerstraße 75<br />

astrid.holler@stmk.gv.at<br />

Mobil: 0676/866 43 758<br />

Margreth Kortschak-Huber<br />

Prozess- und Projektmanagement<br />

8330 Feldbach, Bismarckstr. 11-13<br />

margreth.kortschak-huber@stmk.gv.at<br />

Mobil: 0676/866 43 759<br />

Ing. Hubert Langmann<br />

Prozess- und Projektmanagement<br />

8020 Graz, Bahnhofgürtel 77<br />

hubert.langmann@stmk.gv.at<br />

Mobil: 0676/866 65 155<br />

Maria Mikulik<br />

Prozess- u. Projektmanagement<br />

8230 Hartberg, rochusplatz 2<br />

8010 Graz, Hans-sachs-Gasse 5/3<br />

maria.mikulik@landentwicklung.com<br />

Mobil: 0676/866 43 164<br />

Mag. Gerhard Vötsch<br />

Prozess- u. Projektmanagement<br />

80 10 Graz, Hans-sachs-Gasse 5/3<br />

gerhard.voetsch@landentwicklung.com<br />

Mobil: 0676/866 43 756<br />

Ingin . Kathrin Grillitsch<br />

Prozess- und Projektmanagement<br />

8750 Judenburg, Kapellenweg 11<br />

kathrin.grillitsch@stmk.gv.at<br />

Mobil: 0676/866 43 755<br />

Gudrun Gruber<br />

Prozess- u. Projektmanagement<br />

8940 Liezen, Hauptstraße 43<br />

gudrun.gruber@stmk.gv.at<br />

Mobil: 0676/866 43 754<br />

Maga . Nina sulzenbacher<br />

Nachhaltigkeitskoordinatorin<br />

der schi WM in schladming 2013<br />

8970 schladming, Coburgstraße 45<br />

nina.sulzenbacher@landentwicklung.com<br />

Mobil: 0676/866 43 640<br />

| 5 |


GZ 02Z034178 M | P.b.b. Verlagspostamt 8010 Graz<br />

Mit UnterstützUng von BUnd, Land Und eUropäischer Union<br />

europäischer Landwirtschaftsfonds<br />

für die entwicklung des ländlichen<br />

raums: hier investiert europa in<br />

die ländlichen gebiete.

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