Lebensqualität - Landentwicklung - Steiermark
Lebensqualität - Landentwicklung - Steiermark
Lebensqualität - Landentwicklung - Steiermark
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4/2011<br />
Wohlbefinden–sozialerStatus–Berufschancen…
IMPressuM<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Landentwicklung</strong> steiermark<br />
8010 Graz, Hans-sachs-Gasse 5/3. stock<br />
www.landentwicklung.com<br />
redaktion:<br />
Johanna reinbrecht (Projektleitung)<br />
<strong>Landentwicklung</strong> steiermark<br />
8010 Graz, Hans-sachs-Gasse 5/3. stock<br />
johanna.reinbrecht@landentwicklung.com<br />
Tel.: 0316 / 82 48 46 – 12<br />
Johann Fink<br />
Amt der steiermärkischen Landesregierung<br />
Büro Landesrat Johann seitinger<br />
8010 Graz, Herrengasse 16<br />
johann.fink@stmk.gv.at<br />
Tel.: 0316 / 877-2350<br />
Dipl.-Ing in . Anita Mogg<br />
Amt der steiermärkischen Landesregierung<br />
FA 10A – Agrarrecht und Ländliche entwicklung<br />
8052 Graz, Krottendorfer straße 94<br />
anita.mogg@stmk.gv.at<br />
Tel: 0316 / 877-6932<br />
Dipl.-Ing in . Gudrun Walter<br />
Amt der steiermärkischen Landesregierung<br />
Fachabteilung 19D, Abfall- und stoffflusswirtschaft<br />
8010 Graz, Bürgergasse 5a<br />
gudrun.walter@stmk.gv.at<br />
Tel: 0316 / 877-4267<br />
Gestaltung:<br />
www.kerstein.at<br />
Fotos:<br />
Armin spök<br />
BIG sHOT – Christian Jungwirth<br />
Begsteiger (www.foto-begsteiger.com)<br />
Bergmann Kreiner<br />
Büro Landesrat seitinger<br />
Fachabteilung 19D – Abfall- und stoffflusswirtschaft<br />
Fachabteilung 10B – Landwirtschaftliches Versuchszentrum<br />
Fachabteilung 10C – Forstwesen (Forstdirektion)<br />
Fachschule Haidegg<br />
Foto Melbinger<br />
<strong>Landentwicklung</strong> steiermark<br />
Harry schiffer<br />
Netzwerk Land<br />
sandra Höbel<br />
sandvik<br />
sissi Furgler<br />
Waltraud Froihofer<br />
www.vulkanland.at<br />
Druck:<br />
Medienfabrik Graz<br />
8020 Graz, Dreihackengasse 20<br />
Tel. 03 16/80 95-0<br />
www.mfg.at
Notizen<br />
<strong>Lebensqualität</strong><br />
Mit dem Begriff <strong>Lebensqualität</strong> werden<br />
üblicherweise die Faktoren bezeichnet,<br />
die die Lebensbedingungen in einer<br />
Gesellschaft beziehungsweise für deren<br />
Individuen ausmachen. Im allgemeinen<br />
Sprachgebrauch wird mit Qualität des<br />
Lebens vorwiegend der Grad des<br />
Wohl befindens eines Menschen oder<br />
einer Gruppe von Menschen beschrieben.<br />
Ein Faktor ist der materielle<br />
Wohlstand, daneben gibt es aber eine<br />
Reihe weiterer Faktoren wie Bildung,<br />
Berufs chancen, sozialer Status,<br />
Gesundheit, Natur und andere.<br />
Demokratie und<br />
<strong>Lebensqualität</strong><br />
In föderalen und direktdemokratisch<br />
organisierten Gemeinwesen lässt es<br />
sich besser leben. Dies ergab eine<br />
Befragung von 6000 Schweizern. Die<br />
damit verbundene erhöhte Autonomie und<br />
Partizipation der Bürger steigert<br />
deren <strong>Lebensqualität</strong> beträchtlich.<br />
Interessant dabei ist: Die Möglichkeit<br />
zu partizipieren, der Prozessnutzen,<br />
ist für die <strong>Lebensqualität</strong> noch<br />
wichtiger als das Ergebnis des<br />
politischen Prozesses selbst. Zudem<br />
orientieren sich die Maßnahmen der<br />
Politiker aufgrund besserer Kontrolle<br />
und Verantwortlichkeit stärker an den<br />
Präferenzen der Bürger, was auch<br />
lebensqualitätserhöhend wirkt.<br />
www.wikipedia.at<br />
Technische Hilfe<br />
Mit den Mitteln der sogenannten<br />
„Technischen Hilfe“ sichert die<br />
programmverantwortliche Stelle<br />
des Landes, in diesem Fall die<br />
Fachabteilung 10A – Agrarrecht<br />
und ländliche Entwicklung, die<br />
effiziente, wirksame und ordnungsgemäße<br />
Durchführung und<br />
Umsetzung des Programms zur Entwicklung<br />
des ländlichen Raums.<br />
Nachhaltige Entwicklung<br />
| 1 |<br />
Entwicklung zukunftsfähig zu machen<br />
heißt, dass die gegenwärtige Generation<br />
ihre Bedürfnisse befriedigt,<br />
ohne die Fähigkeit der zukünftigen<br />
Generation zu gefährden, ihre eigenen<br />
Bedürfnisse befriedigen zu können,<br />
so steht es zumindest im Brundlandt-Report<br />
(1987).<br />
Die drei Säulen jeder nachhaltigen<br />
Entwicklung sind daher folgerichtig<br />
die Ökonomie, die Ökologie sowie die<br />
soziale Sicherheit. Ausdrücklich beinhaltet<br />
nachhaltige Entwicklung immer<br />
auch die Zielsetzung entwicklungspolitischer<br />
Gerechtigkeit.<br />
Ident-Nr. A-10233<br />
www.druckmedien.at
<strong>Lebensqualität</strong> …<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Johann Seitinger<br />
Landesrat für Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft<br />
und Abfallwirtschaft, Wohnbau und Nachhaltigkeit<br />
<strong>Steiermark</strong> –<br />
Land der Lebensfreude<br />
| 2 |<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist ein gutes Land. Und es geht uns<br />
sehr gut in diesem Land. Die <strong>Steiermark</strong> ist ein<br />
Land der Vielfalt, der Lebensfreude, des Genusses,<br />
ist ein Land, in dem wir uns sicher fühlen können,<br />
ein Land, in dem uns viele Möglichkeiten offen<br />
stehen, ein Land innovativer Köpfe und Unternehmer,<br />
ein Land großer Persönlichkeiten und kostbarer<br />
Traditionen, ein Land, auf das wir zu Recht stolz sein<br />
dürfen …<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Land der kulinarischen Spitzenleistungen.<br />
Unsere Lebensmittel gehören weltweit zu den<br />
besten, den sichersten und geschmackvollsten. Sie werden<br />
von unseren Bäuerinnen und Bauern sozial verträglich, umweltgerecht<br />
und tierschutzgerecht produziert.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Land der Kultur und Tradition. Die<br />
bäuerlichen Familienbetriebe sind auch die Garanten für<br />
unseren Lebensraum, unsere einzigartige Kulturlandschaft<br />
und wichtige Träger der kulturellen Identität, der Grundlage<br />
unserer Lebensfreude.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Wasserland. Unser wichtigstes<br />
Lebensmittel, das Wasser, ist ein öffentliches Gut, das allen<br />
sauber und leistbar zur Verfügung steht.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Wohlfühlland. Ökologisches und<br />
energieeffizientes Bauen stehen bei uns im Mittelpunkt. Bauen<br />
mit Holz bedeutet, mit einer der wertvollsten Ressourcen<br />
der <strong>Steiermark</strong> zu bauen. Holz schafft Behaglichkeit und<br />
Wärme und ist als nachhaltiger Werkstoff universell einsetzbar.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Zukunftsland. Mit der <strong>Landentwicklung</strong><br />
<strong>Steiermark</strong> und der AGENDA 21 gilt es, die Lebensgrundlagen<br />
der Steirerinnen und Steirer zu sichern und<br />
weiter zu entwickeln. Wir legen höchsten Wert auf Nachhaltigkeit<br />
und den verantwortungsvollen Umgang mit wertvollen<br />
Ressourcen.<br />
Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern müssen wir<br />
optimale Lösungen erarbeiten und in die Tat umsetzen, um<br />
eine wirtschaftlich gesunde, schöne <strong>Steiermark</strong> an die uns<br />
nachfolgenden Generationen weitergeben zu können.<br />
Wir leben in einem gesegneten Land. Es geht uns gut, und<br />
so soll es auch bleiben!
Hermann Schützenhöfer<br />
Landeshauptmann-Stv. der <strong>Steiermark</strong><br />
„Verändern heißt<br />
<strong>Lebensqualität</strong> erhalten“<br />
Das vorliegende Heft der <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
beschäftigt sich dieses Mal mit dem Thema<br />
„<strong>Lebensqualität</strong>“ für den einzelnen Bürger im<br />
ländlichen Raum sowie um die Frage, welchen<br />
Kurswechsel es in Zeiten eines Systemwandels<br />
geben muss.<br />
„Es muss sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.“ Dieses<br />
Zitat von Tomasi di Lampedusa möchte ich in diesem Zusammenhang<br />
verwenden: Eine Aufrechterhaltung der bestehenden<br />
<strong>Lebensqualität</strong> bedarf Änderungen und somit auch Reformen.<br />
Wir haben mit der Reformagenda in der <strong>Steiermark</strong><br />
Maßnahmen eingeleitet, die die Ebenen Landespolitik,<br />
Verwaltung, aber auch Gemeinden betreffen.<br />
Ziel dieser Reformen ist es, die <strong>Steiermark</strong> für die Herausforderungen<br />
der nächsten Jahre und Jahrzehnte zu rüsten, um<br />
letztlich jeder Steirerin und jedem Steirer eine entsprechende<br />
<strong>Lebensqualität</strong> zu erhalten oder diese sogar zu steigern. Die<br />
Reform hat darüber hinaus die maßgebliche Aufgabe, den<br />
nachkommenden Generationen weiterhin Chancen zu ermöglichen.<br />
Wir haben in der <strong>Steiermark</strong> in vielen Bereichen eine sehr<br />
hohe <strong>Lebensqualität</strong>, wofür uns viele beneiden. Diese bildet<br />
in ihrer Vielfalt auch die Grundlage für die erfolgreichen touristischen<br />
Aktivitäten der letzten Jahre und die Beliebtheit der<br />
<strong>Steiermark</strong> bei ihren Gästen. Damit dies so bleibt, wie es ist,<br />
ist es unsere Absicht, die steirischen Reformen gemeinsam<br />
umzusetzen.<br />
Mag. Franz Voves<br />
Landeshauptmann der <strong>Steiermark</strong><br />
Die Zukunftsregion <strong>Steiermark</strong><br />
als Lebensmittelpunkt<br />
| 3 |<br />
Mit dem Begriff <strong>Lebensqualität</strong> bringt jede/r<br />
Einzelne ganz unterschiedliche Bereiche des<br />
Lebens, aber auch individuelle Wertvorstellungen<br />
in Verbindung. <strong>Lebensqualität</strong> wird oft in<br />
erster Linie mit unserer Freizeit verknüpft. Im<br />
weiteren Sinn haben viele von uns aber eine<br />
ganze Reihe von „Lebensmittelpunkten“, sowohl greifbare als<br />
auch ideelle Fixpunkte in unserem Alltag, die für uns von besonderer<br />
Bedeutung sind. So spielt gerade vor dem Hintergrund<br />
einer schnelllebigen und globalisierten Welt vor allem<br />
unsere unmittelbare Umgebung, unsere Heimat eine wichtige<br />
Rolle. Als Mittelpunkt unseres beruflichen wie privaten<br />
Lebens können wir hier Erholung finden und Kraft tanken.<br />
Unsere Heimat bietet sicheren Halt und eine feste Verankerung<br />
im Leben, indem sie uns ein Gefühl der sozialen Zugehörigkeit<br />
und eines solidarischen Miteinanders vermittelt.<br />
Daher gilt es, nun gemeinsam geeignete Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, um den ländlichen Raum als attraktiven Lebensraum<br />
zu bewahren. In der <strong>Steiermark</strong> konnte durch den<br />
bereits im Jahr 2006 gestarteten Prozess Regionext ein gutes<br />
Fundament zur Entlastung der Kommunen und Stärkung der<br />
Regionen gelegt werden. Durch Bündelung von Kräften und<br />
das Nutzen von Synergien sind in den letzten Jahren hervorragende<br />
Projekte in der <strong>Steiermark</strong> entstanden. Diese Maßnahmen<br />
sind eine wertvolle Basis für die Erreichung der<br />
Zielsetzungen von Regionext: eine Zukunftsregion <strong>Steiermark</strong>,<br />
in der <strong>Lebensqualität</strong> für die BürgerInnen und Wettbewerbsfähigkeit<br />
nebeneinander Platz finden.<br />
Die SteirerInnen finden somit Heimat in den Regionen, deren<br />
natürliche Schönheit sich in den prächtigsten Farben und Formen<br />
zeigt, in den Bräuchen und Traditionen, die die steirische<br />
Volkskultur zu einem unverwechselbaren Erlebnis machen,<br />
aber auch in einer breiten Palette heimischer Produkte, die<br />
sich nicht nur durch Vielfalt, sondern vor allem auch durch<br />
höchste Qualität auszeichnen.<br />
Daher werde ich als Landeshauptmann auch weiterhin Sorge<br />
dafür tragen, dass die <strong>Steiermark</strong> in ihrer Vielfalt erhalten<br />
bleibt und uns so die <strong>Lebensqualität</strong> sichert, die wir tagtäglich<br />
genießen dürfen und auf die wir stolz sind.
Thema<br />
Inhalt<br />
6 | Immer noch mehr?<br />
Mehr Verantwortung in Wirtschaft<br />
und Gesellschaft<br />
DI Dr. Franz Fischler, Ehrenpräsident<br />
Ökosoziales Forum<br />
14/19 | Blitzlichter<br />
23 | Junge Gedanken:<br />
Fleischlos glücklich<br />
Christine rossegger<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
8 | „Zusammenfinden.Zusammenwachsen“<br />
LA21- Gemeindetag in Bärnbach<br />
10 | Willkommen in der<br />
LA21-Community!<br />
Die ausgezeichneten<br />
LA21 Gemeinden und Kleinregionen<br />
12 | Im Sinne der Freiheit<br />
Interview mit Dr. Auma Obama<br />
15 | <strong>Lebensqualität</strong> – ein Leben in einer<br />
noch intakten Natur<br />
Ing. Kathrin Grillitsch<br />
16 | Stiller Advent im Steirischen<br />
Vulkanland<br />
einzigartiger Advent im grünen Licht<br />
18 | Lebenserfahrungen<br />
zur <strong>Lebensqualität</strong><br />
Dir. A. D. Josef Ertl,<br />
Marktgemeinde Gamlitz<br />
20 | <strong>Lebensqualität</strong><br />
Bürgermeister Josef Birnstingl,<br />
Gemeinde St. Bartholomä<br />
21 | ÖBB: Senior mobil feiert<br />
Ing. Christoph Posch,<br />
ÖBB Holding AG<br />
22 | Geschlechtergerechtigkeit in der<br />
Lokalen Agenda 21<br />
Mehr Frauen in<br />
entscheidungsprozessen<br />
25 | Kloster mit Vorbildwirkung<br />
Interview mit Pater<br />
Thomas Friedmann, OCist<br />
26 | Die <strong>Steiermark</strong> als Lebensort für ältere<br />
Menschen<br />
Interview mit Landesrätin<br />
Mag. a edlinger-Ploder<br />
27 | Schladminger Warenkorb<br />
„Daheim schmeckt`s doch am besten“<br />
28 | Das Klima – ein Indikator<br />
für <strong>Lebensqualität</strong><br />
Interview mit<br />
univ.-Prof. Dr. phil. Lukas H. Meyer<br />
29 | Wissenswertes<br />
Von der Versorgungs(un-)sicherheit<br />
bis zu umweltbewegungen<br />
Ländlliche Entwicklung – Projekte<br />
30 | Kräuter-WIESsen<br />
Basilikum – das Königskraut<br />
im rampenlicht<br />
32 | Salat-Vielfalt<br />
Vitaminstoß oder Geschmacklos?<br />
34 | Fachschule Haidegg<br />
Lern- und Lebensraum<br />
35 | Die Wiederentdeckung<br />
des Grubenkrautes<br />
Bodenständige und köstliche<br />
rarität aus Fischbach<br />
36 | 2011 – Jahr des Waldes<br />
Mehr öffentliche Aufmerksamkeit<br />
für den Wald<br />
38 | Von Chancengleichheit<br />
gibt es keinen Urlaub<br />
Barbara Pia Hartl, Netzwerk Land<br />
40 | Bleibt Österreich in Zukunft eine<br />
gentechnikfreie Insel?<br />
Dr. Armin Spök, IFZ Graz<br />
| 4 |
„Die Marktwirtschaft ist ein von Menschen<br />
gestaltetes System – wir entscheiden letztendlich<br />
über die Zukunft unserer Nahversorgung.“<br />
Nachhaltige Entwicklung<br />
41 | Mit dem Herzen schenken<br />
Wie man jemandem eine<br />
echte Freude bereitet<br />
42 | „Besser statt mehr“<br />
Für einen „nachhaltigen<br />
Konsum“ in Österreich<br />
43 | Mit Vollgas in den Hunger<br />
Mag. Christian Köpf,<br />
Welthaus Diözese Graz-seckau<br />
44 | „Change bag“<br />
eine Weltrekordsfeier und der<br />
Auftakt zur bisher größten stofftaschenaktion<br />
Österreichs<br />
46 | <strong>Steiermark</strong> meets the world<br />
so fern und doch ganz bei sich<br />
48 | Schlusspunkt<br />
Mag.a Sandra Höbel<br />
Die aktuelle Ausgabe, das Ihnen heute<br />
vorliegende Themenheft, widmet sich<br />
dem Schwerpunkt <strong>Lebensqualität</strong>.<br />
Glücklich zu sein ist untrennbar mit gefühlter<br />
höchster <strong>Lebensqualität</strong> verbunden.<br />
„Im Herzen eines Menschen ruht<br />
der Anfang und das Ende aller Dinge“, so<br />
Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi. Nicht<br />
klarer könnten die Verbindungen zwischen<br />
dem Gestalten seines Lebensglücks<br />
wie auch der <strong>Lebensqualität</strong> formuliert<br />
werden. Gerade in der besinnlichen<br />
vorweihnachtlichen Zeit, in der vieles<br />
für das große Familienfest vorbereitet<br />
wird bzw. schon lange geplante Treffen<br />
in den Vordergrund rücken, macht es<br />
Sinn, ein wenig innezuhalten und einen<br />
Blick auf Zusammenhänge und Einflüsse<br />
auf uns selbst zu werfen.<br />
Es ist auch die Zeit, in der vieles neu angeschafft<br />
wird. Beinahe täglich bekommen<br />
wir Informationen, wie gut das<br />
Weihnachtsgeschäft läuft, die Klimaschutzmaßnahmen<br />
nicht greifen oder<br />
aber das Klima sich verändert. Sind wir<br />
als eines der reichsten Länder der Welt<br />
nicht ein wesentlicher Motor all dieser<br />
Veränderungen? Lohnt sich nicht auch<br />
ein Blick auf die Produkte, zu denen wir<br />
greifen, nach welchen ökologischen, aber<br />
auch sozialen Standards sie hergestellt<br />
wurden? Vieles wird heute in asiatischen<br />
Ländern unter nicht zumutbaren Bedingungen<br />
produziert, wir erwerben diese<br />
Produkte und stützen, so könnte man sagen,<br />
diese Arbeitsbedingungen. Mit jedem<br />
Griff zu derart auf den ersten Blick<br />
Christian Gummerer<br />
Geschäftsführer der<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
| 5 |<br />
günstigen und billigen Produkten rationalisieren<br />
wir auch immer ein Stück unseres<br />
eigenen Arbeitsplatzes, unserer<br />
Nahversorgung und unserer Zukunft<br />
weg. Die Kosten des Klimaschutzes sind<br />
heute schon bewertbar und gehen in die<br />
Milliarden Euro, jene des sozialen Raubbaues<br />
unserer globalisierten Wirtschaftswelt,<br />
vergleichbar jener des Kolonialismus,<br />
noch nicht. Jedoch jede / jeder von<br />
uns wirkt an dieser Entwicklung mit. Gerade<br />
durch bewusstes Handeln kann ein<br />
entscheidender Beitrag auch eines kleinen<br />
Landes durch jeden Einzelnen von<br />
uns geleistet werden. Gerne lade ich Sie<br />
ein, im aktuellen Themenheft ein wenig<br />
zu schmökern, wenn Sie Zeit haben, uns<br />
auch eine Rückmeldung zukommen zu<br />
lassen.<br />
Ich darf Ihnen als Leserin, Leser des<br />
Thema:<strong>Steiermark</strong> und Ihrer Familie ein<br />
frohes, besinnliches und erholsames<br />
Weihnachtsfest, verbunden mit einem<br />
guten Start in ein erfolgreiches, mit viel<br />
Gesundheit und höchster <strong>Lebensqualität</strong><br />
ausgestaltetes Jahr 2012 wünschen.<br />
christian.gummerer@landentwicklung.com<br />
www.landentwicklung.com
Thema<br />
Es sind gesellschaftspolitische „Geysire“,<br />
die derzeit als „Occupy Wallstreet“Bewegung<br />
in den USA oder als „Movimiento<br />
15M“ in Spanien die westlichen Demokratien<br />
aufrütteln. Die Finanz und<br />
Schuldenkrisen lassen aufbrechen, was<br />
bereits seit vielen Jahren brodelt, aber<br />
lange ignoriert worden ist: die Notwendigkeit<br />
eines nachhaltigeren und damit<br />
zukunftsfähigeren Finanz und Wirtschaftssystems.<br />
Meinungsumfragen untermauern<br />
diesen Wunsch nach einer<br />
verantwortungsvolleren Marktwirtschaft.<br />
Neun von zehn ÖsterreicherInnen wünschen<br />
sich laut einer Umfrage der BertelsmannStiftung<br />
eine neue Wirtschaftsordnung,<br />
die stärker als bisher die Umwelt<br />
und die Ressourcen schützt und den<br />
sozialen Ausgleich in der Gesellschaft berücksichtigt.<br />
Neuer Maßstab für Wohlstand<br />
ist <strong>Lebensqualität</strong><br />
Ökologische Grenzen, niedrige Wachstumsprognosen,<br />
neue Armut und die<br />
drohende Energie und Ressourcenknappheit<br />
rücken Fragen nach Wohlstand<br />
und <strong>Lebensqualität</strong> immer mehr in<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Franz Fischler<br />
Immer noch mehr?<br />
BesserwäreeineverantwortungsvolleMarktwirtschaft.<br />
Der ländliche Raum ist der potenzielle Verlierer der Globalisierung und<br />
daher besonders stark von einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung<br />
abhängig. Die drängenden Probleme in den Industriestaaten könnten<br />
den längst notwendigen Wandel zu mehr Verantwortung in Wirtschaft und Gesellschaft<br />
beschleunigen, um die Karten für die ländlichen Gebiete neu zu mischen.<br />
Die Ökosoziale Marktwirtschaft ist heute mehr denn je<br />
ein Zukunftsmodell, das den Weg aus der Krise zeigt.<br />
den Mittelpunkt. Das bloß quantitative<br />
Wirtschaftswachstum, das bisher als alleiniges<br />
Fundament des Wohlstands in<br />
den industrialisierten Staaten angesehen<br />
wurde, reicht längst nicht mehr, um das,<br />
worum es wirklich geht, nämlich um<br />
<strong>Lebensqualität</strong>, auch adäquat auszudrücken.<br />
Noch dazu ist es in hochentwickelten<br />
Industriestaaten, und damit auch in<br />
Österreich, nicht möglich, Wachstumsraten<br />
wie in Schwellenländern zu erzielen.<br />
Außerdem ist es nicht gelungen, das<br />
Wachstum vom Ressourcenverbrauch<br />
abzukoppeln. Weltweit werden jährlich<br />
rd. 60 Mrd. Tonnen an Rohstoffen verbraucht,<br />
um 50 % mehr als noch vor 30<br />
Jahren. Ähnlich ist die Situation bei der<br />
Energie. Die Folgen des wachsenden Klimawandels<br />
und unsere Importabhängigkeit<br />
von Rohstoffen zeigen dramatisch<br />
auf, dass der bisherige Weg des „Immernochmehr“<br />
nicht zukunftsfähig ist und<br />
| 6 |<br />
wir die Wende von einer WegwerfGesellschaft<br />
zu einer Wirtschaft und Gesellschaft<br />
mit Verantwortung schaffen müssen.<br />
Die Ökosoziale Marktwirtschaft, vor<br />
mehr als 20 Jahren vom damaligen Vizekanzler<br />
Josef Riegler in Österreich eingeführt,<br />
will ein nachhaltiges Gleichgewicht<br />
zwischen den ökologischen, sozialen und<br />
ökonomischen Bedürfnissen von Menschen<br />
und Gesellschaft erreichen. Sie<br />
baut auf einem neuen Wachstumsverständnis<br />
auf, das die <strong>Lebensqualität</strong> der<br />
Menschen in den Mittelpunkt rückt.<br />
Konkret heißt das eine Verbesserung der<br />
Lebensbedingungen wie die Chance auf<br />
Bildung, Arbeit und Freizeit sowie einen<br />
bedarfsgerechten Konsum an Gütern<br />
und Dienstleistungen. Die Ökosoziale<br />
Marktwirtschaft ist heute mehr denn je<br />
ein Zukunftsmodell, das den Weg aus der<br />
Krise zeigt. Denn weiterzumachen wie<br />
bisher ist keine Option.
Veränderungen in allen<br />
Lebensbereichen<br />
Im konkreten Lebensalltag bedeutet<br />
Ökosoziale Marktwirtschaft vor allem die<br />
Einbeziehung von externen Kosten wie<br />
Umweltverschmutzung in die Preisgestaltung.<br />
Die Umsetzung von Kostenwahrheit<br />
und Verursacherprinzip bedarf<br />
der Initiative von Seiten der Politik, um<br />
die notwendigen Rahmenbedingungen<br />
für das neue Wirtschaften zu schaffen,<br />
ebenso wie der individuellen Bereitschaft<br />
der BürgerInnen zur Veränderung des<br />
Lebensstils, z. B. in der Mobilität, beim<br />
praktischen Umweltschutz im Haushalt<br />
oder beim Konsum.<br />
Zukunft der ländlichen Räume<br />
Eindimensionales Wirtschaftswachstum<br />
und die Globalisierung haben in Österreich<br />
und weltweit zu einer massiven Abwanderung<br />
der Bevölkerung vom Land<br />
in die großen Städte und ihr Umland geführt.<br />
Die aktuelle Krise bringt jedoch neben<br />
Jobverlusten auf dem Lande und weiterer<br />
Urbanisierung auch neue Chancen<br />
für die ländlichen Räume. Stichworte dafür<br />
sind: Alternativenergie, die stoffliche<br />
Nutzung von Biomasse und Diversifizierung<br />
von Dienstleistungen. Einige Trends<br />
und mögliche künftige Entwicklungen<br />
möchte ich beispielhaft nennen:<br />
Biobased Economy:<br />
Wenn die Klimaerwärmung bis 2050 nur<br />
annähernd bei zwei Grad Celsius stabilisiert<br />
werden soll, müssen die Treibhausgasemissionen<br />
in diesem Zeitraum in<br />
den Industriestaaten um 80 % gesenkt<br />
werden. Das bedeutet das Ende des Zeitalters<br />
der fossilen Energie. Biomasse gilt<br />
als wichtigster Ersatz für Öl. Künftig nicht<br />
nur als Energieträger, sondern vor allem<br />
auch als Rohstoff für die stoffliche Nutzung<br />
in der chemischen Industrie. Ländliche<br />
Räume liefern diesen wertvollen<br />
Rohstoff, der viel zu schade ist, um nur<br />
verheizt und verspritet zu werden. Wir<br />
Wird mehr Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt,<br />
dann können ländliche Gebiete davon enorm profitieren.<br />
müssen dazu übergehen, Biomasse in<br />
mehreren Stufen zu nützen. Voraussetzung<br />
ist allerdings ein Forschungs und<br />
Entwicklungsschub in diesem Bereich.<br />
Studien belegen, dass Umwelt und Energietechnik<br />
Zukunftsmärkte sind und dass<br />
Technologievorreiter auf diesem Gebiet<br />
künftig wirtschaftlich die Nase vorne haben<br />
werden.<br />
Die Energiewende:<br />
Die Klima und Ressourcenproblematik<br />
wird die Industriestaaten mittelfristig<br />
dazu zwingen, ihre Produktion und den<br />
Konsum auf völlig neue Beine zu stellen.<br />
Die Internationale Energieagentur prognostiziert<br />
ohne Gegensteuerung ein Ansteigen<br />
des Energieverbrauchs bis 2035<br />
um 36 Prozent und ein Ansteigen des Ölpreises<br />
auf bis zu 200 USDollar. Wird<br />
mehr Energie aus erneuerbaren Quellen<br />
erzeugt, dann können ländliche Gebiete<br />
davon enorm profitieren, vor allem wenn<br />
es gelingt, die Transport und Speicherfrage<br />
besser als bisher zu lösen. Gleichzeitig<br />
werden die Menschen am Land besonders<br />
von den zu erwartenden höheren<br />
Preisen für Treibstoff betroffen sein,<br />
denn ohne eigenes Auto kommt man in<br />
vielen ländlichen Gebieten derzeit kaum<br />
Buchtipp<br />
Mathias Binswanger<br />
Sinnlose Wettbewerbe. Warum wir immer<br />
mehr Unsinn produzieren.<br />
Verlag Herder<br />
Freiburg im Breisgau 2010<br />
240 seiten, gebunden<br />
IsBN: 978-3-451-30348-7<br />
Preis: 20,60 eur inkl. 10 % Mwst.<br />
aus. Bund, Länder und Gemeinden müssen<br />
die schwierige Aufgabe lösen, trotz<br />
Sparzwangs den öffentlichen Verkehr<br />
auszubauen und nach neuen Modellen<br />
für eine sinnvolle Erschließung in den<br />
ländlichen Regionen zu suchen.<br />
Diversifizierung in der<br />
Landwirtschaft:<br />
Die multifunktionale Landwirtschaft ist<br />
derzeit immer noch das Rückgrat vieler<br />
ländlicher Regionen in Österreich. Steigende<br />
Produktionskosten und teilweise<br />
sinkende Profite erschweren aber vielen<br />
Betrieben das Überleben. Durch innovative<br />
Geschäftsmodelle und Diversifizierung<br />
können aus LandwirtInnen ländliche<br />
UnternehmerInnen werden, die in<br />
der Lage sind, ihre Betriebe wirtschaftlich<br />
abzusichern und zusätzliche Jobs am<br />
Land zu schaffen. Dafür sind neue Partnerschaften<br />
der unterschiedlichsten AkteurInnen<br />
am Land notwendig. Interessante<br />
Unternehmensfelder könnten z. B.<br />
die Bereiche Erholung, Naturgenuss, Bildung<br />
sowie soziale Dienstleistungen sein.<br />
Franz Fischler<br />
Zur Person:<br />
• geboren am 23.9.1946 in Absam,<br />
Tirol, verheiratet, vier Kinder<br />
• studium der Landwirtschaft an<br />
der universität für Bodenkultur<br />
Wien, Promotion 1978<br />
• 1989–1994 Bundesminister für<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
• 1995–2004 eu-Kommissar für<br />
Landwirtschaft, ländliche<br />
entwicklung und Fischerei<br />
• seit 1995 ehrenamtlicher Präsident<br />
des Ökosozialen Forums<br />
| 7 |
AGENDA 21<br />
„Die Gemeinden stehen überbordenden<br />
Verantwortlichkeiten und auch stark<br />
stag nierenden bis schrumpfenden Gemeindebudgets<br />
gegenüber. Es bedarf<br />
neuer und moderner Gemeindestrukturen,<br />
um mehr Effizienz und mehr Gestaltungsraum<br />
für die Zukunft zu schaffen“,<br />
so der Obmann der <strong>Landentwicklung</strong><br />
<strong>Steiermark</strong>, Landesrat Johann Seitinger.<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
„Zusammenfinden.<br />
Zusammenwachsen.“<br />
Bürgerbeteiligung für zukunftsfähige Gemeinden.<br />
Unter dem Titel „Zusammenfinden. Zusammenwachsen.“<br />
fand der 12. Steirische Gemeindetag im Volkshaus<br />
Bärnbach statt. Das Interesse der Kommunal- und RegionspolitikerInnen<br />
war enorm, ging es doch um das Thema der<br />
effizienten Gemeinde zusammenarbeit für die Zukunft.<br />
Großes Interesse an Zukunftsthemen beim LA21-Gemeindetag in Bärnbach<br />
Zum 12. Steirischen Gemeindetag kamen<br />
rund 250 Steirerinnen und Steirer, darunter<br />
VertreterInnen aus der Kommunal<br />
und Regionalpolitik und der Wirtschaft.<br />
Das Thema der kommunalen Gebietsreform<br />
an Hand des Beispiels aus RheinlandPfalz,<br />
wo 2010 das erste Landesgesetz<br />
zur Kommunal und Verwaltungsreform<br />
auf den Weg gebracht worden ist,<br />
war für viele steirische GemeindevertreterInnen<br />
ein interessanter Ansatz. M.A.<br />
Axel Piesker (Institut für Gesetzesfolgenabschätzung<br />
und Evaluation, Speyer)<br />
erörterte in seinem Referat „Zwischen<br />
sanftem Druck und Zwangsfusion“ auch<br />
die Chancen und Risken einer Gebietsreform<br />
– einerseits könnte mit einer solchen<br />
Reform die Leistungsfähigkeit der<br />
Verwaltung gesteigert werden, allerdings<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
„Zukunftsfähige Gemeinden für<br />
zukunftsfähige regionen.“<br />
| 8 |<br />
müsse man auch den Verlust der bisherigen<br />
Bürgernähe mit bedenken. Daher<br />
müssen die BürgerInnen der betroffenen<br />
Gemeinden unbedingt in den Entscheidungsprozess<br />
mit eingebunden werden.<br />
Diese Ansicht vertrat auch Mag. Jochen<br />
PildnerSteinburg, Präsident der Industriellenvereinigung<br />
<strong>Steiermark</strong>, in seinem<br />
Vortrag „Auf der Suche nach der idealen
Die ausgezeichneten LA21-Gemeinden mit dem Obmann<br />
der <strong>Landentwicklung</strong> steiermark, Lr Johann seitinger<br />
Gemeinde“. Neue Strukturen müssten<br />
unter Einbindung von Experten, aber<br />
auch der Bevölkerung gezeichnet werden.<br />
Eine Gemeindereform würde anfangs<br />
eher Geld kosten als sofort Einsparungen<br />
bringen. Die steirischen KommunalvertreterInnen<br />
waren von den Inhalten<br />
positiv überzeugt, da klare Fakten<br />
und Lösungsansätze aufgezeigt wurden.<br />
Auch das Beispiel aus Deutschland öffnete<br />
neue Perspektiven. Zumal weiß man<br />
nun in der <strong>Steiermark</strong>, dass es in anderen<br />
Ländern ebenso „Ecken und Kanten“ im<br />
Reformprozess gegeben hat und dass ein<br />
dauerhafter dialog und sachorientierter<br />
Ansatz sowie konkrete Hilfestellungen zu<br />
einem guten Ergebnis führen.<br />
Landesrätin Mag. a Kristina EdlingerPloder<br />
thematisierte die Strukturreform vor<br />
allem im Gesundheitsbereich. Nur durch<br />
eine Reform sei eine bedarfsorientierte<br />
und qualitätsvolle Versorgung langfristig<br />
gesichert.<br />
Höhepunkt der Veranstaltung waren sicherlich<br />
die Auszeichnungen der steirischen<br />
LA21Gemeinden. Insgesamt wurden<br />
5 Gemeinden und eine Kleinregion<br />
in der Lokalen AGENDA21Community<br />
aufgenommen: Die Stadt Bärnbach, Gabersdorf,<br />
HohenbruggWeinberg, Johnsbach,<br />
Strallegg und die Kleinregion<br />
Schladming. AktivBürger und Bürgermeister<br />
präsentierten ihre Projekte und<br />
Leitthemen, die sie im Rahmen der<br />
Lokalen AGENDA 21 initiiert und umgesetzt<br />
haben.<br />
Am Ende der Veranstaltung unterstrich<br />
der Obmann der <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong>,<br />
Landesrat Johann Seitinger, die<br />
Wichtigkeit der Bürgerbeteiligung in den<br />
steirischen Gemeinden und Kleinregionen.<br />
Die MitarbeiterInnen der <strong>Landentwicklung</strong>,<br />
die mit der Lokalen AGENDA<br />
21 in der <strong>Steiermark</strong> betraut ist, treten<br />
auch im Prozess des „Zusammenfindens<br />
und Zusammenwachsens“ als kompetente<br />
Prozessbegleiter in den Gemeinden<br />
und Kleinregionen auf. „Der Blick auf erbrachte<br />
Leistungen ist wichtig, noch<br />
wichtiger sind allerdings die Antworten<br />
für die Zukunft“.<br />
Kontakt<br />
Nähere Informationen zum<br />
steirischen AGeNDA-21-<br />
Gemeindetag sowie zur <strong>Landentwicklung</strong><br />
steiermark<br />
finden sie unter<br />
www.landentwicklung.com<br />
Der LA21-Gemeindetag<br />
aus Sicht eines Aktiv-<br />
Bürgers<br />
Das dominierende Thema „Gemeindezusammenlegungen“<br />
wurde von den Vortragenden<br />
aus verschiedenen sichtweisen<br />
bearbeitet.<br />
Landesrat Johann seitinger ließ keine<br />
Zweifel aufkommen, dass die politische<br />
entscheidung getroffen wurde und die<br />
Politik dieses Vorhaben mit Konsequenz<br />
durchziehen wird.<br />
Die deutschen Beispiele von Axel Piesecker<br />
waren plakativ, jedoch wäre eine<br />
1:1-Übernahme für die steiermark sicher<br />
der falsche Weg – Topografie, Bevölkerungsdichte<br />
usw. Die bei der Zusammenlegung<br />
zu bewältigenden Probleme<br />
wurden leider kaum erwähnt.<br />
Jochen Pildner-steinburg hat in seinem<br />
Vortrag die durch unsere derzeitigen Gemeindestrukturen<br />
bedingten Probleme<br />
schonungslos aufgezeigt und auch klare<br />
Lösungsansätze vorgezeichnet. Zweifel<br />
habe ich nur an der von ihm vorgeschlagenen<br />
Gemeindegröße mit mindestens<br />
20.000 einwohnern – dadurch würden in<br />
unseren ländlichen Gebieten riesengroße<br />
Gemeinden entstehen und in<br />
Folge würde dies zum Verlust von<br />
„Bürgernähe“ führen.<br />
Ing.JosefSchuchlenz<br />
Themenbeauftragter der<br />
Marktgemeinde Kirchbach<br />
| 9 |<br />
Mit ihrem erfrischenden Vortrag über die<br />
festgelegten Gesundheits- und Verwaltungsreformen<br />
hat Landesrätin edlinger-<br />
Ploder die Anwesenden von der Notwendigkeit<br />
dieser Maßnahmen überzeugt<br />
und dafür viel Applaus geerntet.<br />
Die Auszeichnung der LA21-Gemeinden<br />
und Kleinregionen sowie die „Kulinarischen<br />
Begegnungen“ bildeten einen<br />
stimmungsvollen Ausklang dieses<br />
Treffens mit seinen zukunftsweisenden<br />
Themen.
Lokale AGENDA 21<br />
Willkommen<br />
in der LA21-Community!<br />
Die ausgezeichneten Gemeinden und Kleinregionen:<br />
Stadt Bärnbach:<br />
Die Zuzugsstadtgemeinde Bärnbach hat<br />
sich von einer Bergbaugemeinde zu einer<br />
Wohn und Kulturoase entwickelt. Aus<br />
der Glashütte entstand eine Kunstwerkstatt,<br />
die vor kurzem von einem Verein<br />
gegründet wurde. Über 50 Projektideen<br />
wurden von den BärnbacherInnen ausgearbeitet,<br />
von denen werden 15 in den<br />
nächsten zwei Jahren umgesetzt. Die Palette<br />
reicht vom gentechnikfreien Bärnbach,<br />
einer Labestation am Jakobsweg,<br />
einer transparenten LA21Datenbank,<br />
der Aktivierung von Hausgärten, einer<br />
Ferialjobbörse oder der Zeit und Hilfsbank<br />
<strong>Steiermark</strong> für ältere BewohnerInnen.<br />
Letztendlich hat sich Bärnbach ein<br />
neues Image aufgebaut – die BürgerInnen<br />
ziehen mit.<br />
Bürgermeister: Max Kienzer<br />
regionalbetreuer: Ing. Hubert Langmann<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Gemeinde Gabersdorf:<br />
Zukunftsfähige Gemeinden agieren partnerschaftlich<br />
und vor allem vorausschauend.<br />
Die LA21Gemeinde Gabersdorf ist<br />
landwirtschaftlich geprägt und hat sich<br />
in den letzten Jahren durch ihre räumliche<br />
Nähe zu Leibnitz und der optimalen<br />
Anbindung an die A9 zu einem interessanten<br />
Wohngebiet etabliert.<br />
In der Gemeinde Gabersdorf bemüht<br />
man sich um die neu zugezogenen GemeindebürgerInnen<br />
bereits heute durch<br />
gezielte Informationen besonders. In Zukunft<br />
möchte man dies durch eigene<br />
MentorInnen in den KG’s noch verstärken.<br />
Weiters tragen die AktivBürgerInnen<br />
zur Ortsverschönerung bei, dadurch<br />
wird ein Beitrag zur finanziellen Entlastung<br />
in der Gemeinde geleistet und es<br />
entsteht ein Mehr an gemeinsamer Verantwortung<br />
für den Ort. Ebenso sind in<br />
der familienfreundlichen e5Gemeinde<br />
die SeniorInnen aktiv und treten als<br />
Schülerlotsen auf, wenn die Kinder zu<br />
Fuß in die Schule unterwegs sind. Insgesamt<br />
wurden 22 Projekte mit den BürgerInnen<br />
erarbeitet. Damit ist Gabersdorf<br />
eine besonders aktive und bürgerfreundliche<br />
Gemeinde.<br />
Bürgermeister: Franz Hierzer<br />
regionalbetreuerin: Ing.in Astrid Holler<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
Gemeinde Hohenbrugg-Weinberg:<br />
AktivBürgerInnen setzen Akzente. In der<br />
Gemeinde HohenbruggWeinberg wurden<br />
in den Arbeitsgruppen Tourismus<br />
und Wirtschaft, Umwelt und Kulturlandschaft<br />
und Gesellschaft und Kultur viele<br />
Ideen geboren. Projekte und Initiativen<br />
wie das Weinberglern, Gesundes Leben<br />
in der Gemeinde, Seniorentreff, Landschaftsbild,<br />
Mülltrennung – Müllvermeidung,<br />
Energie, MariaTheresienWanderweg<br />
sind nur durch aktive BürgerInnen,<br />
die für das Zusammenleben in der Gemeinde<br />
stehen, erfolgreich umgesetzt<br />
worden.<br />
BürgerInnen treten als Experten auf – das<br />
beweisen diese zahlreichen umgesetzten<br />
guten Ideen. Dabei kommt es nicht auf<br />
die Größe des Projektes, sondern auf das<br />
Engagement und den Gemeinschaftssinn<br />
der Bürger an.<br />
Bürgermeister: Wilfried Prasch<br />
regionalbetreuerin:<br />
Margreth Kortschak-Huber<br />
| 10 |
Gemeinde Johnsbach:<br />
In der Gemeinde Johnsbach kommen<br />
Jung und Alt gut miteinander aus. Es ist<br />
ein herzliches Miteinander, das gerade<br />
im Vereinsleben viel bewegt. Um die Nahversorgung<br />
weiterhin zu sichern, wurde<br />
unter Einbindung der Johnsbacher Bevölkerung<br />
das bestehende Kaufhaus mit<br />
dem „Dorfladen“ neu adaptiert und verbessert<br />
– dieser bietet neben dem Normalbedarf<br />
jetzt nicht nur eine breite Palette<br />
an Produkten aus der Region an,<br />
sondern ist auch Treffpunkt für Bevölkerung<br />
und Gäste.<br />
Besonderes Projekt: Dorfladen<br />
Bürgermeister: Mag. Ludwig Wolf<br />
regionalbetreuerin: Gudrun Gruber<br />
Gemeinde Strallegg:<br />
Unter dem Leitsatz „Heimat ist unsere<br />
Energie!“ möchte man in Strallegg bis<br />
2025 energieautark sein. Die Arbeitsgruppe<br />
„Energie“ hat in den ersten Arbeitsgruppentreffen<br />
einen Energiefragebogen<br />
für alle Haushalte erstellt. Die nächsten<br />
Ziele sind keine fossilen Brennstoffe<br />
mehr zu verwenden und den Energieverbrauch<br />
in den Haushalten durch gezielte<br />
Bewusstseinsbildung um bis zu 30 % zu<br />
verringern. Auch kann die schöne Landschaft<br />
von Strallegg bald mit dem EBike<br />
erkundet werden. Dieses Thema ist eng<br />
verbunden mit dem Ziel der Arbeitsplatzbeschaffung<br />
und der Ankurbelung des<br />
Tourismus. In einem nächsten Schritt<br />
möchte man sich einer verstärkten Nachbarschaftshilfe,<br />
im Sinne einer Zeittauschbörse,<br />
widmen.<br />
Projektidee: energieautarkie 2025<br />
Bürgermeister: Peter Kern<br />
regionalbetreuerin: Maria Mikulik<br />
Kleinregion Schladming:<br />
| 11 |<br />
In der Kleinregion Schladming gilt, die<br />
höchstmögliche Wahl und Gestaltungsmöglichkeit<br />
für alle Bürger im internationalen<br />
Wettbewerb zu schaffen, die Marke<br />
Schladming zu etablieren. Gute Projekte<br />
mit Schulen sowie mit der regionalen<br />
Kaufmannschaft schaffen Identität.<br />
Seit dem letzten Jahr wurde ein eigenes<br />
TrachtenmodeLabel kreiert und prägt<br />
damit den Schladminger Wiedererkennungswert.<br />
Vor allem Junge und Junggebliebene<br />
sollen durch die Verbindung<br />
von Traditionellem und Modernem angesprochen<br />
werden.<br />
7 Gemeinden – 7 Bürgermeister:<br />
Jürgen Winter, schladming<br />
Franz Danklmaier, Aich<br />
Helmut reinbacher, Gössenberg<br />
Gerhard schütter, Haus im ennstal<br />
Johann spielbichler, Pichl-Preunegg<br />
Dir. rainer Angerer, ramsau am Dachstein<br />
DI Hermann Trinker, rohrmoos-untertal<br />
regionalbetreuerin:<br />
Mag. Nina sulzenbacher
Im Dialog<br />
Was wäre aber, wenn wir morgen all diese<br />
Freiheiten hätten? Könnten wir damit<br />
umgehen? Verzichten wir nicht gerne auf<br />
Freiheiten, weil wir die Verantwortung<br />
nicht tragen wollen? Geben wir nicht viele<br />
Freiheiten zum Beispiel im Sinne der<br />
Sicherheit auf?<br />
Die Sehnsucht nach Freiheit ist weltweit.<br />
Spätestens nach der Französischen Revolution<br />
haben Menschen auf der Welt<br />
begonnen, sich dafür einzusetzen:<br />
Martin Luther King, Nelson Mandela,<br />
Mahatma Gandhi, Rosa Luxemburg und<br />
Bärbel Bohley.<br />
Der Wunsch nach Demokratie und einem<br />
selbstbestimmten Leben hat in der jüngsten<br />
Vergangenheit in Europa und im arabischen<br />
Raum große Veränderungen bewirkt,<br />
die Zivilgesellschaft hoch motiviert,<br />
für ihre Rechte zu kämpfen. Freiheit<br />
und Friede liegen nahe beisammen.<br />
Die 14. GLOBArt Academy, die heuer<br />
erstmals in Krems an der Donau stattfand,<br />
bot die Möglichkeit, sich aus den<br />
unterschiedlichsten Perspektiven diesem<br />
Thema zu nähern, um neue Ideen und<br />
Zugänge für den eigenen Lebensraum zu<br />
finden. Zur Eröffnung der „Denkwerkstatt“<br />
thematisierte die Germanistin, Soziologin,<br />
Autorin und Journalistin Dr.<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Interview: Johanna reinbrecht, <strong>Landentwicklung</strong> steiermark<br />
Im Sinne der Freiheit<br />
Auma Obama über vielfältige Kulturen, Identität und die Eroberung der Welt<br />
Wer kennt nicht den Wunsch nach ein bisschen mehr Freiheit? Sei es im Beruf, um seinen<br />
eigenen Rhythmus zu leben, die Art und Weise der Umsetzung zu verwirklichen, im<br />
Alltag, um zu reisen, unabhängig zu sein, sein Leben nach persönlichen Vorstellungen<br />
zu gestalten.<br />
„Leben wie Du willst –<br />
das ist Freiheit!“<br />
Dr. Auma Obama, GlobArt Academy 2011<br />
Auma Obama (Halbschwester des US<br />
Präsidenten Barack Obama) das Motiv<br />
der Freiheit mit dem Titel „Im Kopf aber<br />
bin ich frei“.<br />
Auma Obama engagiert sich in ihrem<br />
Heimatland Kenia seit Jahren für Kinder<br />
und Jugendliche, die in Slums aufwachsen.<br />
Unter anderem koordiniert sie die<br />
Initiative „Sports for Change“. Dabei wird<br />
das Selbstbewusstsein der jungen Menschen<br />
trainiert: „Im Teamsport müssen<br />
die Jugendlichen für sich und andere aktiv<br />
etwas machen, das heißt, sie sind<br />
wichtig für die Gruppe. Die jungen Menschen<br />
müssen erkennen, dass aus ihnen<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
| 12 |<br />
etwas wird“, sagt Obama in ihrem Vortrag.<br />
Sport erfordert auch Disziplin und<br />
Kommunikationsfähigkeit. Die Kinder<br />
und Jugendlichen lernen mit Niederlagen<br />
und Erfolgen umzugehen: „Wenn man<br />
verliert, heißt das nicht, dass man gefallen<br />
ist. Wir müssen lernen, Jugendlichen<br />
zuzuhören und mit entscheiden zu lassen.<br />
Kinder sind unsere Versicherung,<br />
unsere Ersparnisse für die Zukunft!“<br />
In ihrem Buch „Das Leben kommt immer<br />
dazwischen – Stationen einer Reise“<br />
schreibt Auma Obama über das Leben in<br />
gegensätzlichen Kulturen, das Gefühle<br />
der Entfremdung und Einsamkeit auslöst.<br />
Es ist eine Geschichte über Herkunft,<br />
Familie und den Mut, Ziele zu verfolgen.<br />
Es ist ihre persönliche Geschichte.<br />
Wir haben Dr. Obama bei der GLOBArt<br />
Academy getroffen und sie zum Interview<br />
gebeten:<br />
Gerade in Zeiten der vielen umbrüche,<br />
Krisen und eines Wertewandels wird es<br />
zunehmend schwierig, eine soziale solidarität<br />
vor allem in Ländern des Wohlstandes<br />
zu beseelen. Wo sehen sie in Zukunft<br />
die größten Herausforderungen<br />
und wie gut gehen wir mit der Identitätsfrage<br />
um?<br />
„Ich denke, die Identitätsfrage hat in Europa<br />
sehr viel mit Ängsten und Zwiespälten<br />
zu tun. Die Gesellschaft ist einerseits<br />
durch die Medien, durch unser Reiseverhalten<br />
‚klein‘ geworden und fast überall<br />
auf der Welt gibt es einen H&M oder einen<br />
McDonalds. Wir leben in einer Vielfalt,<br />
die einzigartig ist. Auf der anderen
Seite bringt aber die Angst vor dem Fremden<br />
eine bestimmte Haltung mit sich, wir<br />
glauben, dass unser Gleichgewicht durch<br />
diese Vielfalt bedroht wird. Wir sollten<br />
dennoch die Verschiedenheit, die Fülle<br />
positiv nutzen und uns von der Angst, gewohnte<br />
Positionen bzw. unseren Komfort<br />
zu verlassen, verabschieden. Wenn wir in<br />
einer vielfältigen Welt unsere eigene<br />
Identität entdecken, dann können wir<br />
auch unsere persönliche Freiheit erkennen.“<br />
„Den größten subjektiven Wert misst<br />
man Dingen zu, die relativ knapp sind“,<br />
sagt der amerikanische Politologe<br />
ronald Inglehart. Ist unsere persönliche<br />
Freiheit tatsächlich knapp geworden?<br />
„Freiheit ist nichts Materielles, sondern<br />
das, was im Kopf passiert. Wenn man sich<br />
selbst einschränkt, dann wird die Freiheit<br />
sicherlich knapp. Wenn ich im Kopf frei<br />
bin, kann ich die Welt ‚erobern‘, weil ich<br />
Mut und Ambitionen habe und an mich<br />
glaube. Wichtig ist, was man will, wie<br />
man es will und wie man es erreicht. Nehmen<br />
wir doch unser eigenes Leben in die<br />
Hand und übernehmen wir Verantwortung<br />
uns und anderen gegenüber.“<br />
Dürfen wir abschließend Ihren<br />
persönlichen Lebensleitsatz erfahren?<br />
„Um überhaupt zur persönlichen Freiheit<br />
zu gelangen, muss man sich selbst<br />
treu sein, sich selber schätzen. Wir zweifeln<br />
viel zu viel an uns selbst. Wir sollten<br />
wieder lernen, positiv mit uns selbst umzugehen,<br />
denn man definiert sich über<br />
sein Selbstwertgefühl. Ich kann und darf<br />
an mich glauben!“<br />
Vielen herzlichen Dank an die Organisatorin<br />
der GLOBArt Academy, Prof. Heidemarie<br />
Dobner, die uns das Interview mit<br />
Dr. Auma Obama ermöglicht hat!<br />
GLOBArt<br />
Die GLOBArt Academy ist in den<br />
vergangenen Jahren zu einem internationalen<br />
Treffpunkt von Visionären<br />
und erfolgreichen Praktikern aus<br />
Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst<br />
geworden und begleitet Menschen im<br />
gesellschaftlichen Wandel.<br />
Nähere Informationen unter:<br />
www.globart.at<br />
Vor Ort für Sie da!<br />
Gudrun Gruber<br />
<strong>Landentwicklung</strong><br />
<strong>Steiermark</strong><br />
<strong>Lebensqualität</strong> ist nicht gleich Wohlstand<br />
Ob in der Politik, Medizin, der regionalarbeit<br />
oder in privaten Bereichen – der<br />
Begriff <strong>Lebensqualität</strong> ist heute in aller<br />
Munde. Was steckt aber wirklich hinter<br />
dem Begriff „<strong>Lebensqualität</strong>“?<br />
„unter <strong>Lebensqualität</strong> verstehen wir<br />
gute Lebensbedingungen, die mit einem<br />
positiven, subjektiven Wohlbefinden zusammengehen,<br />
darunter verstehen wir<br />
gesicherte einkommen, Wohnverhältnisse,<br />
Arbeitsbedingungen, Familienbeziehungen<br />
und soziale Kontakte, Gesundheit,<br />
soziale und politische Beteiligung.<br />
(Wolfgang Zapf: Individuelle Wohlfahrt)<br />
Daraus lässt sich schließen, dass ein ausgewogenes<br />
Verhältnis zwischen Sinn–<br />
Sache–Beziehung dem Leben Qualität<br />
geben. Denn wenn Menschen gefragt<br />
werden, was für sie persönlich <strong>Lebensqualität</strong><br />
bedeutet, werden Begriffe wie:<br />
Heimat, Natur, sicherheit, sinnhaftigkeit,<br />
Freiheit und ein intaktes soziales Gefüge<br />
genannt, Wohlstand und reichtum gehören<br />
aber nicht unbedingt zu den wichtigsten<br />
Faktoren.<br />
Vor vielen Jahren bin ich auf einen Text<br />
gestoßen, der viel von dem ausdrückt,<br />
was für uns <strong>Lebensqualität</strong> bedeutet.<br />
Heimat ist innen – und oben<br />
es gibt Worte, die haben einen besonderen<br />
Klang. Heimat ist eines davon.<br />
sie lässt sich nicht definieren, nicht festbinden<br />
an einen bestimmten Ort, nicht<br />
abstecken, wie man einen Baugrund<br />
oder Gemeindegrenzen absteckt.<br />
sie ist fließend, ohne Übergänge, geht<br />
von außen nach innen, nicht wie die Wellen,<br />
die ein Tropfen im Wasser schlägt,<br />
sondern wie im zurückgespulten Film,<br />
wo die Bewegung nach innen geht, zum<br />
Mittelpunkt hin sich verstärkend.<br />
Heimat ist mehr Gefühle und stimmung<br />
als exaktes Maß und Ausmaß. sie ist<br />
mehr als nur ein Dach überm Kopf, mehr<br />
als das Geburtshaus am Berg, das Haus<br />
im Grünen, die Villa mit Veranda in der<br />
Vorstadt und mehr als das eigenheim in<br />
Glas und Beton.<br />
Heimat hat mit Menschen zu tun und mit<br />
Beziehungen, mit sprache und Worten,<br />
mit Hören und Anhören, mit Bergen und<br />
Geborgensein, mit Nestwärme und Liebe.<br />
Heimat ist dort, wo eltern der Familie ein<br />
Kind schenken, wo es aufwachsen kann,<br />
Angenommen- und erwünschtsein erfährt,<br />
wo es träumen kann und leben und<br />
spielen, die Welt erfährt und seinen Horizont<br />
täglich ausdehnt.<br />
Heimat ist dort, von wo der erwachsene<br />
fortgeht, wo einer sagt: „pfüat di“ und<br />
der andere: „paß auf dich auf“, wohin<br />
man heimkehrt und wo offene Arme<br />
warten.<br />
Heimat ist dort, wo der ältere Mensch<br />
nicht aus dem Nest gestoßen wird, nicht<br />
die Vertreibung fürchten muss oder das<br />
Abgeschobenwerden in klinische räume,<br />
wo er bleiben kann zwischen vertrautem<br />
Mobiliar und vergilbten schwarzweißfotos<br />
als Gedächtnis stützen.<br />
Heimat ist dort, wo ein Mensch Wurzeln<br />
schlagen kann, flache oder tiefe, aber<br />
immerhin Wurzeln, die tragen und festhalten,<br />
wenn stürme und Fluten den<br />
Boden unter den Füßen wegzuziehen<br />
drohen.<br />
sie ist dort, wo der Mensch eine Glaubens-<br />
und Gebetsgemeinschaft vorfindet,<br />
die ihm die Zuversicht gibt, dass<br />
Gott jeden einzelnen in seine Hand geschrieben<br />
hat.<br />
gudrun.gruber@stmk.gv.at<br />
www.landentwicklung.com<br />
| 13 |
Gedanken zum Lebendigen<br />
seit dem Industriezeitalter hat uns die Wissenschaft<br />
ein materialistisches-mechanistisches<br />
Weltbild vorgegeben. einfach berechenbare<br />
Ordnung steht hier für Chaos<br />
und stabile Verhältnisse vor qualitativer<br />
Vielfalt. unter Naturwissenschaft verstehe<br />
ich aber das Verständnis, die Welt als summe<br />
physikalischer Kräfte im dynamischen<br />
Wechselspiel in den jeweiligen räumen mit<br />
den komplexen ursprünglichen energien<br />
anzusehen und zu akzeptieren. In dieser<br />
Welt kann es auch mit der größten Präzision<br />
nie das Gleiche, sondern nur das Ähnliche<br />
geben. Niemand und nichts ist allein<br />
und solide, sondern jede einzelne Materie<br />
mit seiner schwingungsenergie ist im Zusammenspiel<br />
mit dem Ganzen. Pflanzen,<br />
Tiere und steine haben ein bioelektromagnetisches<br />
Feld und kommunizieren miteinander.<br />
Wie mit Zellen und Kristallen.<br />
Die ungestörte erdumgebung bis in die<br />
stratosphäre muss für mich wie unser Gehirn<br />
in harmonischer Frequenz schwingen.<br />
es besteht aus dem gleichen ursprung:<br />
dem Wasser, dem Kommunikator des<br />
Lebendigen.<br />
Otmar Grober<br />
Flussbauer<br />
Blitzlichter xxx<br />
Das Fundament Europas<br />
unsere städte und Gemeinden sind das<br />
natürliche Fundament europas. Viele entscheidungen,<br />
die auf europäischer ebene<br />
getroffen werden, reichen weit in die Gemeinden<br />
hinein. Mit der Initiative „europa<br />
fängt in der Gemeinde an“ wollen das Bundesministerium<br />
für europäische und internationale<br />
Angelegenheiten und die Vertretung<br />
der europäischen Kommission in<br />
Österreich BürgermeisterInnen und GemeindevertreterInnen<br />
als europa-Beauftragte<br />
gewinnen und ihnen Wissen, erfahrung<br />
und Kontakte vermitteln – damit die<br />
eu auch in der Gemeinde (be)greifbarer<br />
wird. Gerne informiere ich sie über diese<br />
Initiative.<br />
Mag. Arnold Obermayr M.A.<br />
Leiter des referates für eu-Kommunikation<br />
Abteilung I.3 – Presse und Information<br />
Bundesministerium für europäische und<br />
internationale Angelegenheiten<br />
Minoritenplatz 8, 1014 Wien<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Soziale Netzwerke<br />
Ich er-lebe <strong>Lebensqualität</strong>, wenn ich im<br />
Frühjahr die Natur vor meiner Haustüre<br />
beim Wachsen beobachten kann, im<br />
sommer und Herbst meine eigenen Früchte<br />
oder auch die des Nachbars direkt vom<br />
Baum pflücke und esse und im Winter sich<br />
das Leben entschleunigt und Bücher zu<br />
meinen besten Freunden zählen und …<br />
sollte ich mal vergessen die Haustüre zuzusperren,<br />
fühle ich mich trotzdem sicher.<br />
Ich empfinde so viel reichtum in meiner<br />
umgebung am Land, natürlich wünsche ich<br />
mir vom Weihnachtsmann eine Bäckerei<br />
um die ecke, ein schauspielhaus wäre auch<br />
nicht schlecht, vielleicht erfüllt sich auch<br />
noch ein Wunsch, die Direktvermarkter<br />
laden bereits zum Genießen ein und Laientheater<br />
überraschen positiv.<br />
<strong>Lebensqualität</strong> heißt für mich aber auch in<br />
einem Land zu leben, wo alle Menschen<br />
Zugang zu Bildung, zu Arbeit, zum Gesundheitswesen<br />
und zu sozialen Leistungen<br />
haben. Der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
wäre für die Landbevölkerung<br />
ein großer Vorteil, ein Plus für die umwelt<br />
und ein Plus für die Geldbörse. Für mich ist<br />
Arbeit ein wichtiger Bestandteil in meinem<br />
Leben.<br />
soziale Netzwerke, die im Nehmen und<br />
Geben bestehen, bieten mir ein lebenswertes<br />
Leben, welches ich nicht an der<br />
Quantität, sondern an der Qualität des<br />
erlebten in einer wunderschönen Gegend<br />
mit einmaligen, teilweise versteckten<br />
Attraktionen genießen darf.<br />
Marianne Suppan<br />
Geschäftsstellenleiterin<br />
Arbeitsmarktservice Feldbach<br />
schillerstraße 7<br />
A-8330 Feldbach<br />
Tel.: 0043 / (0) 3152 / 43 88<br />
marianne.suppan@ams.at<br />
www.ams.at/stmk.<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
DurchWissenzur<br />
<strong>Lebensqualität</strong><br />
Die Aufgabe der FH JOANNeuM ist Lehre, angewandte<br />
Forschung und entwicklung und<br />
Weiterbildung. Die FH JOANNeuM versteht<br />
sich auch als Impulsgeber für die steiermark,<br />
indem wir im rahmen von kleineren und größeren<br />
Projekten mit der lokalen Wirtschaft<br />
zusammenarbeiten. Viele unserer F&e-Projekte<br />
werden für und mit kleinen und mittelgroßen<br />
unternehmen durchgeführt. Diese<br />
unternehmen haben meist keine eigenen<br />
Forschungs- und entwicklungsabteilungen<br />
und hier können wir sehr oft auch noch, unterstützt<br />
z.B. durch Innovationsschecks der<br />
FFG, spannende Projekte umsetzen. Die FH<br />
JOANNeuM wickelt pro Jahr ca. 400 F&e-Projekte<br />
erfolgreich ab und wir sehen dies auch<br />
als einen wesentlichen Teil des Wissenstransfers.<br />
Durch die Dimensionen „Nachhaltigkeit“<br />
und „zum Nutzen für die Gesellschaft“<br />
haben unsere Projekte auch eine klare Ausrichtung<br />
bezüglich Ökologie, Ökonomie und<br />
sozialverträglichkeit. Durch das breite spektrum<br />
an studiengängen fördern wir die interdisziplinäre<br />
Betrachtung der jeweiligen<br />
Fragestellung.<br />
Durch die anwendungsorientierte Lehre und<br />
Forschung, insbesondere auch durch die Kooperation<br />
mit lokalen unternehmen und einrichtungen,<br />
können unsere MitarbeiterInnen<br />
und AbsolventInnen wesentlich zu einer wissenschaftlich<br />
fundierten, zukunftsorientierten<br />
entwicklung von regionen beitragen.<br />
Das Lehr- und Forschungsangebot der FH JO-<br />
ANNeuM umfasst die vier Fachbereiche:<br />
• Leben – Bauen – umwelt<br />
• Gesundheitswissenschaft<br />
• Information – Design – Technologien<br />
• Internationale Wirtschaft<br />
In 39 Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
aus diesen vier Fachbereichen bieten wir eine<br />
wissenschaftlich fundierte, an Berufsbildern<br />
orientierte Hochschulausbildung. Die Konzepte<br />
und Inhalte unserer studiengänge basieren<br />
auf einer Bedarfs- und Akzeptanzanalyse,<br />
wobei regionale Bedürfnisse besonders<br />
berücksichtigt werden. Die hohe Akzeptanz<br />
unserer AbsolventInnen in der region resultiert<br />
auch in besten Berufsaussichten für<br />
diese.<br />
o. Univ.-Prof. DI Dr. Karl P. Pfeiffer,<br />
rektor<br />
Wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />
der FH JOANNeuM<br />
| 14 |
Gutes LA21-Projekt<br />
Jeder Einzelne von uns trägt eine gesellschaftliche<br />
und ökologische Verantwortung.<br />
Um dieser gerecht zu werden, müssen<br />
wir im Sinne einer nachhaltigen Zukunft<br />
umdenken und nicht gegen, sondern<br />
mit und für die Natur leben. Aber<br />
die besten Theorien über nachhaltige<br />
Entwicklung können nur dann greifen,<br />
wenn jeder von uns sie Tag für Tag umsetzt<br />
und einfach lebt.<br />
Die 3G-Gemeinden handeln,<br />
anstatt zu diskutieren!<br />
Daher unterstützen und fördern die Gemeindeverantwortlichen<br />
der 3GGemeinden,<br />
UnzmarktFrauenburg, St.<br />
Georgen und St. Peter, schon seit Jahren<br />
jede Initiative der Bevölkerung, die uns<br />
diesem Ziel, den nächsten Generationen<br />
eine gesunde Umwelt zu hinterlassen,<br />
näher bringen.<br />
Damit wir und die nächsten Generationen<br />
auch weiterhin das Lebensumfeld,<br />
den Naherholungsraum entlang der Mur,<br />
die Wälder und Wiesen, die unsere Landwirte<br />
sorgsam bewirtschaften, in einem<br />
guten Zustand vorfinden, wird intensiv<br />
gearbeitet, um durch Fernwärme und<br />
private Biomasseheizanlagen und Photovoltaik<br />
bzw. Solaranlagen den CO 2<br />
Ausstoß möglichst gering zu halten.<br />
In St. Peter konnte man im Dezember<br />
2010 bereits 20 Jahre Biowärme feiern.<br />
Die Liefergenossenschaft, bestehend aus<br />
Landwirten und Sägewerksbesitzern, war<br />
eine der ersten, die eine Biomasseheizanlage<br />
in der <strong>Steiermark</strong> errichteten. Es<br />
werden nicht nur die öffentlichen Gebäude,<br />
sondern auch 78 weitere Objekte mit<br />
Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
versorgt.<br />
In UnzmarktFrauenburg betreibt die<br />
Nahwärmegenossenschaft, eine Genossenschaft,<br />
bei der Landwirte, Sägewerke<br />
Ing. in Kathrin Grillitsch, <strong>Landentwicklung</strong> steiermark<br />
<strong>Lebensqualität</strong> – ein Leben in<br />
einer noch intakten Natur<br />
und die Marktgemeinde beteiligt sind,<br />
Biomasseheizanlagen, die nicht nur im<br />
Gemeindegebiet, sondern auch bezirks<br />
und gemeindeübergreifend in St. Lorenzen<br />
bei Scheifling und in St. Georgen die<br />
Volksschule, den Kindergarten, das Gemeindeamt,<br />
das Kultur und Vereinsheim<br />
mit Wärme versorgt. Aber nicht nur<br />
Wärme, sondern auch die Sonne wird<br />
entlang der Gemeindestraße nach Scheiben<br />
bereits genutzt. Aus wirtschaftlichen<br />
und energiesparenden Gründen wurden<br />
hier Solarleuchten aufgestellt.<br />
Der Bevölkerung der 3GGemeinden<br />
wird bei Umstellung auf erneuerbare<br />
Energie und Energiesparmaßnahmen<br />
durch spezielle Förderungen geholfen.<br />
Bei den öffentlichen Gebäuden der drei<br />
Gemeinden wurde im Zuge der Erstellung<br />
des Kleinregionalen Entwicklungskonzeptes<br />
ein Quick Check durchgeführt,<br />
der Aufschluss über den Energieverlust<br />
und somit für die nötige Wärmedämmung<br />
der einzelnen Gebäude gibt.<br />
Umweltschonend denken aber auch die<br />
Jüngsten in den Gemeinden, so wurde im<br />
Zuge der LA21Arbeit mit den Volksschul<br />
kindern die Aktion Papier statt Plastik<br />
gestartet. Die Kinder entwarfen unter<br />
Anleitung ihrer Lehrpersonen Logos für<br />
die Taschen, die mit der Natur eng im Zusammenhang<br />
stehen. Besonders begehrte<br />
Motive waren die Sonne, das Wasser,<br />
der Wald mit seinen Tieren, aber auch<br />
Menschen und ihr Müll.<br />
Die Firma Stenqvist unterstützte großzügig<br />
diese Aktion und fertigte im Oktober<br />
die Papiertaschen, die die drei besten<br />
Entwürfe von jeder Volkschule als Motive<br />
verwendeten.<br />
Die Künstlerinnen der Volksschulen:<br />
St.Peter:<br />
Theresa Kogler und Theresa reiter,<br />
Claudia Poier, Andrea Gruber-Veit<br />
St.Georgen:<br />
Jasmin Tockner, Julia reif,<br />
Marie Wieser<br />
Unzmarkt-Frauenburg:<br />
Valerie Höden, Lara reinwald,<br />
Alina schiefer.<br />
Infos<br />
| 15 |<br />
Die Papiertaschen sind entweder in<br />
den Gemeindeämtern oder bei den<br />
Gewerbebetrieben der einzelnen<br />
Gemeinden erhältlich, denn das Ziel ist,<br />
dass die Bevölkerung der 3G-Gemeinden<br />
in Zukunft kein Plastiksackerl<br />
mehr verwenden sollte.
Besinnliche Lebenskultur<br />
Stiller Advent im<br />
Steirischen Vulkanland<br />
Inwertsetzung<br />
der Jahreszeiten<br />
Das Grüne Licht macht<br />
den Advent im Steirischen<br />
Vulkanland einzigartig!<br />
Die Marktgemeinde Straden hat in den<br />
ersten Jahren eine Vorreiterrolle eingenommen.<br />
Sie hat die Entschleunigung im<br />
Advent wieder für sich entdeckt und als<br />
weithin sichtbares Symbol das grüne<br />
Licht auserkoren. Im Steirischen Vulkanland<br />
wird der Wert von Advent und Weihnachten<br />
wieder gepflegt. Nicht nur Gemeinden<br />
sollen mit dem Grünen Licht –<br />
verliehen gemäß definierter Kriterien –<br />
ein Zeichen setzen, auch die BürgerInnen<br />
des Vulkanlandes sind eingeladen, den<br />
wahren Wert von Weihnachten für sich<br />
zu entdecken.<br />
38 „Stille-Advent“-Gemeinden im<br />
Vulkanland<br />
Das Steirische Vulkanland nominiert alljährlich<br />
die StilleAdventGemeinden auf<br />
Basis einer Bewerbung der Mitgliedsgemeinden.<br />
38 Gemeinden sind bei diesem<br />
einzigartigen Projekt dabei. Als verbindendes<br />
Symbol wird in den „StilleAdventGemeinden“<br />
ein sensibel ausge<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
wähltes christlich symbolhaftes Objekt<br />
grün beleuchtet. Die Ideen aller Generationen<br />
sind gefragt.<br />
Gemeinden bewerben sich um den<br />
Stillen Advent<br />
Die Gemeinden des Steirischen Vulkanlandes<br />
suchen um das Grüne Licht als<br />
Symbol des Stillen Advents an. Die Überreichung<br />
des Grünen Lichts erfolgt vom<br />
Vorstand des Steirischen Vulkanlandes zu<br />
Beginn des Stillen Advents mittels der offiziellen<br />
Urkunde zum Stillen Advent und<br />
des Grünen Lichts in Form einer Skulptur,<br />
die vom Lichtkünstler Anton Schnurrer<br />
gemeinsam mit Handwerkern der Region<br />
geschaffen wurde. Die schwere Bodenplatte<br />
symbolisiert das starke Fundament<br />
des Vulkanlandes, dessen Raum<br />
sich nach außen öffnet. Die mehrschichtige<br />
Glassäule mit nach oben weisender<br />
Spitze transportiert als gemeinsames<br />
Symbol aller Stillen Adventgemeinden<br />
das Grüne Licht.<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
| 16 |<br />
Das grüne Licht leuchtet bis einschließlich<br />
23. Dezember. Vom 24. Dezember (ab<br />
der Geburt Jesu Christi) bis einschließlich<br />
6. Jänner wird das jeweilige Objekt weiß<br />
beleuchtet.<br />
Die Bewerbung um das Grüne Licht<br />
Die Gemeinden verpflichten sich, folgende<br />
Kriterien in ihrer vorweihnachtlichen<br />
Lebenskultur zu verwirklichen:<br />
z Die Gemeinde reduziert unnützen<br />
Adventsrummel und schafft Raum<br />
für die Stille. Besinnliche Veranstaltungen<br />
und bewusstseinsprägende<br />
Aktionen lassen die Menschen zur<br />
Ruhe kommen.<br />
z Die Gemeinde bindet verstärkt die<br />
Talente und Professionen der eigenen<br />
BürgerInnen der Vulkanland<br />
Gemeinden in das adventliche<br />
Angebot ein (Handwerk, Kunst,<br />
Kulinarik).<br />
z Die Gemeinde sieht ihre Zukunft<br />
nicht in kurzlebigen Modeerschei
Die Inwertsetzung im Vulkanland soll belohnt werden<br />
nungen, sondern im Entstauben, Bewahren,<br />
Stärken und Innovieren kultureller<br />
und geografischer Wurzeln.<br />
z Die Gemeinde spricht mit der zeitgemäßen<br />
Interpretation und Umsetzung<br />
ihrer Tradition auch Kinder<br />
und Jugendliche an. Ein neues<br />
Bewusstsein für die Bedeutung des<br />
Advents entsteht.<br />
Der Stille Advent und die Bürger-<br />
Innen im Vulkanland<br />
In unserer schnelllebigen Gegenwart mutiert<br />
die einst stillste Zeit des Jahres viel<br />
zu oft zum Jahrmarkt der Superlative und<br />
die kulturellen Werte der Region werden<br />
von schrillbunten Äußerlichkeiten überstrahlt.<br />
Der Stille Advent im Vulkanland<br />
will wieder mehr Raum schaffen: für jeden<br />
Einzelnen ganz persönlich, für die<br />
Familie, für das Miteinander und die ursprüngliche<br />
Botschaft des Advents. So<br />
sind auch die BürgerInnen und einzelnen<br />
Haushalte eingeladen, ihren Beitrag zum<br />
Stillen Advent zu leisten.<br />
Der Stille Advent kommt zu den<br />
Menschen nach Hause<br />
Die Laterne ist jenes Symbol, das in der<br />
Adventszeit im Vulkanland schrille Außenbeleuchtungen<br />
ersetzt. Sie ist ein Zei<br />
Infos<br />
Das Grüne Licht ist ausschließlich den<br />
Gemeinden vor behalten. Die BürgerInnen<br />
des Vulkanlandes nutzen die<br />
Laterne vorm Hauseingang als symbol<br />
des stillen Advents. sie zeigt die Verbundenheit<br />
der BürgerInnen mit den<br />
Werten des stillen Advents.<br />
chen der Rückbesinnung und schmückt<br />
als solches den Eingangsbereich von<br />
Häusern und Wohnungen. Die Laterne<br />
mit ihrem natürlich flackernden, erhellenden<br />
und doch bescheidenen Licht ist<br />
Ausdruck der Reduktion und Vorfreude<br />
auf das große Fest.<br />
Das tägliche Ritual der Besinnung<br />
In einem täglichen Ritual wird die Kerze<br />
in der Dämmerung entzündet. Die Laterne<br />
wird im Eingangsbereich vorm Haus<br />
aufgestellt und ist den ganzen Advent<br />
hindurch Zeichen und Symbol der Besinnung<br />
und Ruhe. Abends wird die Kerze<br />
entzündet, jeden Tag aufs Neue. Das tägliche<br />
Ritual gemeinsam mit der Familie,<br />
etwa nach dem Nachhausekommen von<br />
der Arbeit, ist Inspiration und Anker. Anders<br />
als künstliches Licht sorgt die Kerze<br />
für Staunen bei den Kleinen und für Stimmung<br />
bei den Erwachsenen. Die Laterne<br />
eröffnet ein neues Bewusstsein und einen<br />
neuen Umgang mit dem Advent.<br />
Die BürgerInnen des steirischen<br />
Vulkanlandes setzen mit der Laterne<br />
ein Zeichen des stillen Advents.<br />
Vor Ort für Sie da!<br />
Margreth Kortschak-Huber<br />
<strong>Landentwicklung</strong><br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Der Stille Advent gegen<br />
die „Zuvielisation“<br />
Alle Jahre wieder steuern wir auf den<br />
supergau der „Zuvielisation“ zu – auf<br />
Weihnachten und die lukrativste Vorhut,<br />
den Advent. Machen wir der Welt und<br />
künftigen Generationen ein Geschenk<br />
und besinnen wir uns auf das Wesentliche.<br />
es geht dabei nicht um Verzicht,<br />
sondern um Befreiung aus einem überholten<br />
Kulturmuster, nicht um Verlust,<br />
sondern um Gewinn – von <strong>Lebensqualität</strong>.<br />
es geht um ein neues Verständnis von<br />
Weihnachten und Advent!<br />
Weihnachten ist das Fest der Familie, der<br />
Freude und der einkehr. Weihnachten ist<br />
aber auch das Fest nicht enden wollender<br />
Fülle, des streits und der<br />
„Zuvielisation“. Nie zuvor waren wir auf<br />
so hohem Niveau unzufrieden.<br />
Gerade zu Weihnachten wird das wahre<br />
Maß der unzufriedenheit unverblümt<br />
sichtbar.<br />
Wir haben verlernt, Wertschätzung für<br />
das zu empfinden, was man im Kaufhaus<br />
nicht kaufen kann. erst die Wertschätzung<br />
macht das Geschenk wertvoll.<br />
Wenngleich das Fest noch viele Wochen<br />
entfernt scheint, so spricht der Postkasten<br />
eine deutlich andere sprache. Noch<br />
vorm letzten stück „Allerheiligen-striezel“<br />
schaut den Kunden der Weihnachtsmann<br />
aus allen Prospekten entgegen.<br />
Äußere Fülle ersetzt innere Leere nicht.<br />
Das steirische Vulkanland will eine geistige<br />
Kehrtwende schaffen. Zu Weihnachten,<br />
wenn sich der Gabentisch biegt,<br />
wird vielen Menschen erst die emotionale<br />
Verarmung bewusst.<br />
Deshalb sind wir im Vulkanland bestrebt,<br />
zu einer neuen Lebenskultur zu finden.<br />
Das Grüne Licht und die Laterne werden<br />
im Vulkanland-Advent zum symbol dieser<br />
rückbesinnung.<br />
ein besinnliches Weihnachtsfest und viel<br />
Kraft für das neue Jahr wünscht Ihnen<br />
Ihre Margreth Kortschak-Huber.<br />
margreth.kortschak-huber@stmk.gv.at<br />
www.landentwicklung.com<br />
| 17 |
Aktiv-Bürger<br />
Vor Ort für Sie da!<br />
Ing in . Astrid Holler<br />
<strong>Landentwicklung</strong><br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Jagd nach Wachstum<br />
Täglich erleben wir die unermüdliche<br />
Jagd nach „Wachstum“.<br />
Der Mensch muss effizienter und gesünder<br />
werden, die Maschinen müssen<br />
noch leistungsfähiger werden, das<br />
stück Ackerland muss noch mehr<br />
ertrag liefern, die Kaufkraft der Konsumenten<br />
muss erhöht werden, die<br />
unternehmen müssen noch gewinnbringender<br />
arbeiten, die Kinder<br />
müssen schneller lernen, die Autos<br />
müssen schneller werden, die Autobahnen<br />
breiter und die einkommen<br />
höher, … steigerung ohne ende.<br />
Die Lokale Agenda 21 hilft in den<br />
Gemeinden & regionen neue Orientierungspunkte<br />
zu setzen und erweitert<br />
die Perspektiven. Der Wunsch und die<br />
sehnsucht nach einem „Mehr“ an<br />
Miteinander, Gemeinschaft und Identität<br />
wird immer deutlicher.<br />
Neben der säule „Wachstum“ entsteht<br />
eine 2. säule, die mit dem Begriff<br />
„Nachhaltigkeit“ umschrieben wird<br />
und der demografische Wandel ist<br />
nicht nur ein „schreckgespenst“,<br />
sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten.<br />
Wenn Menschen unterschiedlichen<br />
Alters in Arbeitsgruppen zusammenkommen<br />
und sich für die <strong>Lebensqualität</strong><br />
in ihrer region engagieren, haben<br />
sie damit nicht nur ein entscheidendes<br />
Fundament für eine nachhaltige<br />
entwicklung gelegt, sondern schaffen<br />
durch vielfältige Beziehungen ganz<br />
nebenbei ein Klima des stabilen<br />
Miteinanders.<br />
Der Dialog der Generationen ist nicht<br />
zuletzt die Chance für eine solidarische<br />
Welt, die jedem von uns ein Mehr<br />
an <strong>Lebensqualität</strong> ermöglicht!<br />
astrid.holler@landentwicklung.com<br />
www.landentwicklung.com<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Lebenserfahrungen<br />
zur <strong>Lebensqualität</strong><br />
Gedanken von Josef Ertl, Marktgemeinde Gamlitz<br />
Unter dem Wort „<strong>Lebensqualität</strong>“ lassen sich viele Bereiche<br />
zusammenfassen, die unser aller Leben geprägt haben<br />
und noch immer prägen.<br />
Grundsätzlich sind hier wohl folgende<br />
Bereiche zu nennen: Wohnqualität, medizinische<br />
Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten<br />
in erreichbarer Nähe, verkehrsmäßige<br />
Anbindung an öffentliche Einrichtungen<br />
und vieles andere mehr.<br />
Als Nächstes ist hier wohl das familiäre<br />
Umfeld zu erwähnen: die Familie, die<br />
Verwandtschaft, der Raum, das Gebiet,<br />
das Land, der Staat, in dem man geboren<br />
wurde – oder jetzt lebt.<br />
Danach folgt das berufliche Umfeld und<br />
abschließend für mich persönlich die<br />
Welt, in der man nach dem Ende seiner<br />
beruflichen Tätigkeit mit Familie, Freunden,<br />
Bekannten und neuen – fast – beruflichen<br />
Aufgaben seine Zeit gestalten<br />
kann.<br />
In Sinne dieser umfassenden Erklärung<br />
und im Rahmen des zur Verfügung stehenden<br />
Raumes würde es sicher zu weit<br />
führen, diese verschiedenen Bereiche einer<br />
genaueren Betrachtung zu unterziehen.<br />
So möchte ich versuchen, mein jetziges<br />
Leben, meine Lebenskreise und Lebensmöglichkeiten<br />
auf die letzten Jahre<br />
in der Marktgemeinde Gamlitz in Bezug<br />
auf <strong>Lebensqualität</strong> zu beschränken.<br />
<strong>Lebensqualität</strong> war für mich grundsätzlich<br />
und unbedingt, dass ich beruflich<br />
nach Gamlitz versetzt wurde. Das meiste<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
| 18 |<br />
von dem, was ich aufgezählt habe und<br />
weiterhin anführen werde, hängt in vielen<br />
Einzelheiten eben von dieser Gemeinde<br />
ab. Sie wurde 1959 – im ErzherzogJohannJahr<br />
– zur Marktgemeinde<br />
erhoben. Und damit wurde der Grundstock<br />
für eine überaus positive Entwicklung<br />
gegeben. Einige Ereignisse dieser<br />
Zeit, an deren Gestaltung ich zum Teil<br />
einbezogen war, müssen unbedingt aufgezählt<br />
werden:<br />
z die Große Steirische Landesausstellung<br />
„WEINKULTUR“ im Jahr 1990,<br />
z die Erhebung zum schönsten blumengeschmückten<br />
Dorf in Europa<br />
1995,<br />
z der schönste blumengeschmückte<br />
Markt der <strong>Steiermark</strong>,<br />
z das schönste blumengeschmückte<br />
Dorf Österreichs,<br />
z das Freizeitgelände mit dem größten<br />
Motorikpark Österreichs<br />
und in Zusammenarbeit mit dem Projekt<br />
„Lokale Agenda 21“:<br />
z KULTURGENUSSREIGEN in der<br />
Alten Klosterschule mit monatlichen<br />
Konzerten von und mit Mag. Franz<br />
SCHOBER,<br />
z die 50JahrFeier der Marktgemeinde<br />
Gamlitz mit Ausstellung und Festschrift,
� Heimat �<br />
Sprich diesen Namen leise aus,<br />
lass ruhn die Fahnen und die<br />
Trommeln.<br />
Es ist genug, wenn du nur fühlst,<br />
wie es in dir daheim ist,<br />
so von Anfang her vertraut,<br />
so bergend und geborgen<br />
wie du in ihm.<br />
Nenn es so einfach, wie du Mutter sagst<br />
und Brot,<br />
wie du den Freund, den Bruder, die<br />
Geliebte segnest.<br />
Auch wenn du abseits stehst und<br />
schweigst,<br />
wird noch ein guter Klang in deiner<br />
Seele sein.<br />
Denn was man liebt,<br />
was sich so innig, so zutiefst ergibt,<br />
braucht man nicht zu beschwören.<br />
Man tötet nur, wenn man zu laut<br />
bedrängt. –<br />
So rein wie hier<br />
blüht Licht auch in den fremden<br />
Gärten.<br />
Von Stadt zu Stadt, von Land zu Land,<br />
auf allen Meeren, über alle Grenzen hin<br />
führt eine Spur –<br />
sind Menschen, Mütter, Kinder, Väter,<br />
sind Schwestern, Brüder,<br />
so wie du und du.<br />
Nur dass du weißt,<br />
dass dies dein Nächstes ist,<br />
dein Ort, dein Erbteil, dieses Land –<br />
dass du es liebst: es ist genug.<br />
Alois Hergouth<br />
aus: Alois Hergouth, Das lyrische<br />
Gesamtwerk, Seite 721<br />
Herausgeber Georg Frena,<br />
Wieser Verlag, 2005<br />
z NATURA 2000 im Bereich der Landschaftsteiche,<br />
z das große Gesamtwerk: „GAMLITZ –<br />
Geschichte und Gegenwart der<br />
Marktgemeinde“ mit vielen zeitgeschichtlichen,<br />
historischen und die<br />
Entwicklung der Ortschaft Gamlitz<br />
in wirtschaftlicher und vor allem<br />
touristischer Hinsicht betreffenden<br />
Beiträgen. <strong>Lebensqualität</strong> ist sicher<br />
auch, dass dieses große Werk jeder<br />
Gamlitzer Familie kostenlos zur Verfügung<br />
gestellt wurde. <strong>Lebensqualität</strong><br />
ist eben nicht nur, etwas für den<br />
Augenblick zu gestalten, sondern in<br />
die Zukunft hinein zu wirken. (Erzherzog<br />
Johanns Lebensprinzip!)<br />
Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit<br />
als Lehrer ergab sich für mich die glückliche<br />
Lösung, im Südsteirischen Weinland,<br />
eben in der Marktgemeinde Gamlitz,<br />
arbeiten zu können. Mein Beruf hat<br />
mir alle Möglichkeiten an beruflicher <strong>Lebensqualität</strong><br />
gegeben, von den ersten An<br />
| 19 |<br />
fängen als Volksschullehrer, über den<br />
Hauptschullehrer bis zum Schulleiter<br />
und weiter bis zum Leiter verschiedener<br />
Arbeitskreise der Lehrerfortbildung und<br />
Weiterbildung in verschiedenen Ebenen<br />
im Inland und auch im Ausland und der<br />
allgemeinen Fortbildung.<br />
Über mein großes Interesse für geschichtliche<br />
Hintergründe und Zusammenhänge<br />
konnte ich mir Wissen aneignen, das<br />
besonders für meine Tätigkeit als Begleiter<br />
von Gästegruppen von Bedeutung<br />
war, aber auch von Gamlitzerinnen und<br />
Gamlitzern gerne angenommen wurde.<br />
<strong>Lebensqualität</strong> war für mich grundlegend<br />
– auch – mit dem Gedanken verbunden:<br />
„Wir müssen mehr wissen als<br />
unsere Gäste.“<br />
Auf jeden Fall aber muss <strong>Lebensqualität</strong><br />
erarbeitet werden, sie fällt einem nicht<br />
ohne eigenes Bestreben zu. Lebenslust<br />
und Freude am Leben sind fast gleichzusetzen<br />
mit <strong>Lebensqualität</strong>.<br />
Die Veränderungen des Ortsbildes in den<br />
letzten Jahrzehnten in Verbindung mit<br />
Straßenbau, Wasserleitung, Kanalisation,<br />
Fernheizwerk, Wohnhausbauten sind<br />
ganz wesentliche Gestaltungsaufgaben,<br />
die zum allgemeinen Wohlbefinden und<br />
somit zu einer Steigerung der <strong>Lebensqualität</strong><br />
für die Gesamtbevölkerung der<br />
Marktgemeinde Gamlitz geführt haben.<br />
<strong>Lebensqualität</strong> ist auch, in hohem Alter<br />
noch das Gefühl zu haben, anderen Menschen<br />
etwas weitergeben zu können und<br />
gebraucht zu werden.<br />
Ganz am Rande möchte ich doch noch<br />
vermerken, dass die von Gamlitz ausgegangene<br />
Aktion „Gemeinsames Singen“<br />
in der gesamten <strong>Steiermark</strong> sicher vielen<br />
Menschen in mehr als 12 Jahren sehr viel<br />
<strong>Lebensqualität</strong> geschenkt hat.<br />
Dir. a. D. Josef ertl<br />
geboren 1931 in Venlo, Niederlande,<br />
seit 1944 in der steiermark und seit<br />
1955 in der Marktgemeinde Gamlitz;<br />
Ausbildung zum Lehrer und seit vielen<br />
Jahren tätig in der erwachsenenbildung.<br />
Intakte Natur<br />
Blitzlichter<br />
<strong>Lebensqualität</strong> bedeutet für mich, auf dem<br />
Land in einem intakten Landschaftsraum<br />
leben und beruflich arbeiten zu dürfen,<br />
die schönheit der Landschaft und den<br />
Wechsel der Jahreszeiten wahrzunehmen,<br />
Freude zu finden am Aufenthalt im Freien,<br />
meine Lebensmittel selbst zu erzeugen<br />
oder direkt ab Hof bei Freunden kaufen zu<br />
können.<br />
HR Dipl.-Ing in<br />
Elfriede Kapfenberger-Pigl,<br />
BBL-Judenburg<br />
Kapellenweg 11<br />
8750 Judenburg<br />
Zufriedenheit ist das Maß<br />
aller Dinge und führt zu<br />
Lebensglück.<br />
eine solche erreicht man in einer gut<br />
funktionierenden Partnerschaft, in der das<br />
gegenseitige respektieren im Vordergrund<br />
steht. eine berufliche erfüllung, in der man<br />
sogar die Möglichkeit hat, Werte an junge<br />
Menschen weiterzuvermitteln oder z.B. auf<br />
den erhalt einer möglichst gesunden umwelt<br />
hinzuweisen, erfüllt einen ebenfalls<br />
mit Lebensglück.<br />
Ass.Prof. Mag.Dr. Wolfgang Fischer,<br />
Inst. f. Geografie und raumforschung der<br />
KF universität Graz<br />
Rahmenbedingungen<br />
<strong>Lebensqualität</strong> bedeutet für mich Heimat,<br />
in einer intakten Natur zu leben, Liebe und<br />
Geborgenheit innerhalb der Familie und<br />
dem Freundeskreis zu erleben und einer sicheren<br />
Zukunft entgegensehen zu können.<br />
Aus beruflicher sicht empfinde ich dann<br />
<strong>Lebensqualität</strong>, wenn ich rahmenbedingungen<br />
habe, um das verwirklichen zu<br />
können, wozu ich diesen Beruf ergriffen<br />
habe.<br />
Werner Schaar,<br />
Hauptschullehrer Trieben
LA 21 St. Bartholomä<br />
<strong>Lebensqualität</strong><br />
Stark von persönlichem Empfinden geprägt.<br />
Jeder Mensch sieht das anders und es ist von verschiedenen<br />
Faktoren (Gesundheit, Wohl befinden etc.) abhängig.<br />
Was kann nun eine Gemeinde dazu beitragen, dass die<br />
<strong>Lebensqualität</strong> ihrer Bürgerinnen und Bürger steigt?<br />
Ich denke mir, ein wichtiger Aspekt dabei<br />
ist, Dinge zu bewahren und zu behüten.<br />
Vor allem der Zuzügler überlegt sich ja<br />
etwas, warum er gerade in eine bestimmte<br />
Gemeinde zieht. Daher ist es für diese<br />
Personen auch wichtig, dass die grundlegenden<br />
Dinge erhalten bleiben.<br />
Aber auch das Stammvolk ist sehr stark<br />
von Traditionen geprägt. Damit Veränderungen<br />
in der Bevölkerung akzeptiert<br />
werden, müssen diese nachvollziehbar<br />
und verständlich sein.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt erscheint<br />
mir auch, dass den Menschen die Möglichkeit<br />
gegeben wird, sich in Vereinen<br />
einzubringen. Es war und ist immer unser<br />
Bestreben, die Bevölkerung, sofern sie<br />
es will, im Gesellschaftsleben zu integrieren.<br />
Die Vereinsförderung stellt daher für<br />
mich eine wichtige Maßnahme dar. In<br />
unserer Gemeinde gibt es ein eigenes Vereinsfest<br />
mit dem Namen „Aufbartholomäern“.<br />
Rund 20 Vereine beteiligen sich<br />
dabei. Nach der Familie ist für viele der<br />
Verein das zweite Zuhause geworden.<br />
Allgemein glaube ich auch, dass ein<br />
Prozess wie Lokale Agenda 21 mit einer<br />
regen Bürgerbeteiligung zur Ver besserung<br />
der <strong>Lebensqualität</strong> beitragen kann.<br />
Schon das Gefühl, in einer bestimmten<br />
Angelegenheit dabei gewesen oder angehört<br />
worden zu sein, kann bei einzelnen<br />
etwas Positives bewirken. Anders gesagt<br />
ein Teil des Ganzen zu sein, scheint motivierend<br />
zu sein und trägt ganz sicherlich<br />
zum persönlichen Wohlempfinden bei.<br />
Das Generationenhaus im Ortszentrum von sankt Bartholomä.<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
„Aufbartholomäern“ – das Vereinsfest der<br />
besonderen Art.<br />
Miteinander statt nebeneinander und<br />
schon gar nicht gegeneinander.<br />
Bürgermeister<br />
JosefBirnstingl<br />
Gemeinde<br />
Sankt Bartholomä<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
Vor Ort für Sie da!<br />
Ing. Hubert Langmann<br />
Prozess- und<br />
Projektmanagement<br />
Statement<br />
<strong>Lebensqualität</strong><br />
unter <strong>Lebensqualität</strong> verstehen wir<br />
vorwiegend den subjektiven Grad unseres<br />
Wohlbefindens innerhalb unseres<br />
Lebensumfeldes. Beeinflussende<br />
Faktoren sind der materielle Wohlstand,<br />
Bildung, Berufschancen, sozialer<br />
status, Gesundheit, Natur, Freizeit,<br />
Familie und vieles mehr. Die <strong>Lebensqualität</strong><br />
ist ein grundlegendes Thema<br />
in den Wissenschaften der Philosophie,<br />
der Medizin, der religion, der<br />
Wirtschaft und der Politik. so ergab<br />
eine Befragung von 6000 schweizern,<br />
dass es sich in föderalen und direktdemokratisch<br />
organisierten Gemeinwesen<br />
besser leben lässt. Denn die damit<br />
verbundene erhöhte Autonomie und<br />
Partizipation der Bürger steigert deren<br />
<strong>Lebensqualität</strong> beträchtlich. Andererseits<br />
wirken sich massive steigerungen<br />
beim Wirtschaftswachstum, dem<br />
Pro-Kopf-einkommen oder dem Bruttoinlandsprodukt<br />
laut studien aus<br />
Amerika, China und Japan eher negativ<br />
auf die <strong>Lebensqualität</strong> aus.<br />
In der Agenda 21 werden die BürgerInnen<br />
eingeladen, aktiv an der entwicklung<br />
ihres Lebensumfeldes mitzugestalten,<br />
tragen eigenverantwortung<br />
und bringen ihr Wissen, Know-how<br />
und Zeit für die Gesellschaft ein. Dadurch<br />
schwimmt man im sinne der <strong>Lebensqualität</strong><br />
noch nicht auf Wolke sieben,<br />
aber durch die Anerkennung und<br />
die einbringung der eigenen ressourcen<br />
ergibt sich doch ein wohlwollendes<br />
Feeling.<br />
Als Anregung zur steigerung der <strong>Lebensqualität</strong><br />
in ihrem engsten umfeld:<br />
„schenkt Zeit und Aufmerksamkeit!“<br />
hubert.langmann@stmk.gv.at<br />
Mobil: 0676/866 65 155<br />
| 20 |
Vernetzungen<br />
ÖBB-Initiative: Senior mobil<br />
Positive Bilanz über das Pilotprojekt.<br />
Diese erfolgreiche steirische ÖBB-Initiative, vor einem Jahr ins Leben gerufen,<br />
verbessert nachhaltig den Kontakt zur älteren Generation und wird nun auch von<br />
anderen Bundesländern übernommen.<br />
Fahrkartenautomaten, Online und HandyTicketing<br />
sind heute für den Ticketverkauf<br />
nicht mehr wegzudenken und<br />
haben den Zugang zur Bahn in den letzten<br />
Jahren revolutioniert. Besonders die<br />
ältere Generation steht manchmal vor<br />
(fast) unlösbaren Problemen, wenn sie<br />
mit neuen und modernen Vertriebsmedien<br />
konfrontiert ist. Aus diesem Grund<br />
hat die ÖBBPersonenverkehr AG mit Unterstützung<br />
des Landes <strong>Steiermark</strong> ein<br />
einzigartiges Pilotprojekt ins Leben gerufen<br />
und Seniorinnen und Senioren<br />
dazu animiert, anderen in Rat und Tat,<br />
nicht nur beim Fahrkartenkauf beizustehen.<br />
Nach rund einem Jahr ziehen das<br />
Land <strong>Steiermark</strong> und die ÖBBPersonenverkehr<br />
AG eine äußerst positive Bilanz<br />
über das Pilotprojekt „Senior mobil“.<br />
Nicht nur die richtige<br />
Nutzung von Fahrkartenautomaten<br />
wurde<br />
trainiert …<br />
„Mit dem verstärkten Einsatz von modernen<br />
Vertriebsmedien haben wir festgestellt,<br />
dass sich nicht automatisch jede/r<br />
damit zurechtfindet“, stellt Regionalmanager<br />
Dr. Franz Suppan von der ÖBBPersonenverkehr<br />
AG fest. „Aus diesem<br />
Grund haben wir die Initiative ‚Senior<br />
mobil‘ ins Leben gerufen und engagierte<br />
Seniorinnen und Senioren zu ehrenamtlichen<br />
MobilitätsberaterInnen ausgebildet.“<br />
Der Erfolg dieser Initiative kann sich<br />
sehen lassen: Insgesamt 22 SeniorenberaterInnen<br />
sind steiermarkweit aktiv, um<br />
anderen älteren Menschen den modernen<br />
Zugang zur Bahn schmackhaft zu<br />
machen und um Barrieren abzubauen.<br />
MobilitätsberaterInnen mit<br />
Begeisterung<br />
„Mit ein Erfolgsrezept ist, dass wir gemeinsam<br />
mit den engagierten Damen<br />
und Herren eine wahre Begeisterungswelle<br />
starten konnten. Die ehrenamtlich<br />
tätigen Seniorinnen und Senioren haben<br />
bislang weit über hundert Informations<br />
veranstaltungen durchgeführt; weitere<br />
sind fix geplant“, so Suppan. „Über 5.000<br />
Kundenkontakte wurden steiermarkweit<br />
bewältigt. Besonders erfreulich ist auch<br />
die Tatsache, dass gerade in der großen<br />
Kundengruppe der Seniorinnen und Senioren<br />
die Anzahl an Beschwerden merkbar<br />
zurückging.“ Aber nicht nur die richtige<br />
Nutzung von Fahrkartenautomaten<br />
wurde trainiert, sondern auch interessante<br />
Führungen in Bahnbetrieben oder<br />
Schnupperfahrten abgehalten.<br />
Steirisches Erfolgsmodell<br />
Bevor die agilen und sehr aktiven Damen<br />
und Herren ihre ersten Kundenkontakte<br />
durchführten, mussten sie auch die<br />
„Schulbank drücken“. Im Oktober 2010<br />
war es schließlich so weit und der Pilotversuch<br />
startete im Großraum Graz und<br />
in der Südsteiermark. Bis heute wurde er<br />
auf fast alle Landesteile ausgeweitet. Dabei<br />
halten die Seniorinnen und Senioren<br />
ständig Kontakt mit dem regionalen<br />
ÖBBKundenmanagement, aber auch<br />
mit den Seniorenverbänden in den Regionen.<br />
So entstanden in den letzten Monaten<br />
interessante und wichtige Kontakte<br />
und auch die Kundenzufriedenheit<br />
wurde merkbar besser. „Das steirische<br />
Modell wurde mittlerweile auch schon<br />
auf andere Bundesländer ausgeweitet –<br />
in Oberösterreich und Salzburg ist Senior<br />
mobil ebenso erfolgreich angelaufen“, so<br />
Suppan abschließend.<br />
ÖBB: Österreichs größter<br />
Mobilitätsdienstleister<br />
Als umfassender Mobilitätsdienstleister<br />
sorgt der ÖBBKonzern österreichweit für<br />
die umweltfreundliche Beförderung von<br />
Personen und Gütern. Mit konzernweit<br />
rd. 42.500 MitarbeiterInnen (inkl. Lehrlinge<br />
44.125) und Gesamterträgen von rd.<br />
6,1 Mrd. EUR ist der ÖBBKonzern ein<br />
wirtschaftlicher Impulsgeber des Landes.<br />
Im Jahr 2010 wurden von den ÖBB 460<br />
Mio. Fahrgäste und 132,9 Mio. Tonnen<br />
Güter transportiert. Strategische Leitgesellschaft<br />
des Konzerns ist die ÖBBHolding<br />
AG.<br />
Infos<br />
rückfragehinweis:<br />
Ing. Christoph Posch<br />
Pressesprecher steiermark, Kärnten<br />
und Osttirol<br />
ÖBB-Holding AG<br />
Tel.: ++43 (0) 4242 93000 3131,<br />
christoph.posch@oebb.at<br />
www.oebb.at<br />
| 21 |
Weibliche Gedanken<br />
Geschlechtergerechtigkeit<br />
in der Lokalen AGENDA 21<br />
Nicht nur die richtige<br />
Sprache<br />
Eine nachhaltige Entwicklung<br />
ohne Frauenpolitik und<br />
ohne die Beteiligung von<br />
Frauen an Entscheidungs-,<br />
Planungs- und Umsetzungsprozessen<br />
ist nach der<br />
Agenda 21 nicht möglich!<br />
In der Agenda 21, dem entwicklungs und<br />
umweltpolitischen Aktionsprogramm für<br />
das 21. Jahrhundert, sind frauenrelevante<br />
Forderungen, Maßnahmen und Ziele<br />
in fast allen Kapiteln als Querschnittsaufgabe<br />
vertreten. Darüber hinaus wird mit<br />
dem Kapitel 24 „Aktionsplan für Frauen<br />
zur Erzielung einer nachhaltigen und gerechten<br />
Entwicklung“ die Frauenpolitik<br />
als eigenes Politikfeld verankert.<br />
Die Lokale Agenda 21 ist der Musteransatz<br />
zur Umsetzung einer nachhaltigen<br />
Entwicklung in Gemeinden und Regionen.<br />
In Bürgerbeteiligungsprozessen<br />
werden unter breiter Einbindung aller gesellschaftlichen<br />
Gruppen Perspektiven<br />
für eine zukunftsfähige Entwicklung erarbeitet<br />
und in Projekten umgesetzt. Eine<br />
neue Kultur im Umgang miteinander und<br />
Strukturen im Sinne von Good Governance<br />
sollen entstehen und die Bindung<br />
zur Gemeinde und unter den dort lebenden<br />
Menschen verstärken.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist auf dem Gebiet der Lokalen<br />
Agenda 21 österreichweit Spitzenreiter:<br />
Bereits 196 Gemeinden und 20<br />
Kleinregionen haben, unterstützt von<br />
den RegionalbetreuerInnen der <strong>Landentwicklung</strong><br />
<strong>Steiermark</strong>, zwischen 1998 und<br />
2009 nachhaltige Zukunftsprozesse nach<br />
dem weltweiten Modell der LA21 durchgeführt.<br />
Eine empirische Expertenbefragung, die<br />
im Jahr 2006 durchgeführt worden ist, hat<br />
nun allerdings gezeigt, dass die Beteiligung<br />
von Frauen an LA21Prozessen in<br />
der <strong>Steiermark</strong>, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil,<br />
viel zu niedrig ist.<br />
Dies hat negative Auswirkungen auf die<br />
Qualität der Entscheidungen, da die le<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
ulrike urisk-rauter, Lebensressort steiermark<br />
gitimen und besonderen Bedürfnisse von<br />
Frauen nicht berücksichtigt werden.<br />
Auch wenn die Sensibilität für geschlechtergerechte<br />
Planung allgemein langsam<br />
wächst, ist es notwendig, dass Frauen<br />
ihre Lebensentwürfe und Bedürfnisse<br />
selbst in die Planung einbringen.<br />
Sind Frauen an Mitbestimmung<br />
weniger interessiert?<br />
Alle Bürger und Bürgerinnen einer Gemeinde<br />
oder Region wurden und werden<br />
zwar immer gleichermaßen zu LA21<br />
Workshops und Veranstaltungen eingeladen,<br />
trotzdem fühlen sich tendenziell<br />
Frauen (und auch Jugendliche) weniger<br />
„gemeint“ als Männer.<br />
Gründe dafür lassen sich finden: Zeitmangel<br />
wegen der Doppelbelastung von<br />
Beruf und Familie, die „männliche Sprache“<br />
der Einladungen, die Durchführung<br />
von Workshops am frühen Abend, keine<br />
Kinderbetreuung etc.<br />
Wie kann diese nicht zufriedenstellende<br />
Situation verändert werden?<br />
Gender Mainstreaming<br />
als Strategie?<br />
Gender Mainstreaming zielt darauf ab,<br />
eine geschlechtssensible Perspektive in<br />
allen Politikbereichen, Verwaltungsabläufen,<br />
Programmen und Maßnahmen<br />
einzunehmen. Sämtliche Planungen und<br />
Maßnahmen sollen so konzipiert werden,<br />
dass Chancengleichheit gefördert<br />
und strukturelle Benachteiligungen von<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
| 22 |<br />
Frauen oder Männern vermieden werden.<br />
Das bedeutet, die von den Vorhaben<br />
betroffenen Personen werden von vornherein<br />
bei der Gestaltung von Vorhaben<br />
mitgedacht bzw. einbezogen und somit<br />
deren Wirkungen verbessert.<br />
Unter den Instrumenten zur Erzielung<br />
geschlechtersensibler Bürgerbeteiligung<br />
finden sich eine Fülle von Fragelisten,<br />
Modulen, Trainings etc., aber keine standardisierten<br />
Instrumente. Diese müssen<br />
vielmehr immer an die jeweilige Organisation<br />
oder Gemeinde, ihre Kultur, ihre<br />
Struktur und ihre Ziele angepasst werden.<br />
Im Zuge der Vorbereitung der LA21 sollte<br />
man sich jedenfalls eine Reihe von konkreten<br />
Fragen stellen. Sie dienen gleichzeitig<br />
als Arbeitshilfe zur geschlechtergerechten<br />
Konzeption des Projekts:<br />
z Welche Botschaften werden<br />
übermittelt? Wer wird durch die Einladung<br />
gezielt angesprochen?<br />
Frauen, Männer, beide?<br />
z Inhalte: Welche Relevanz hat das<br />
Thema für Männer, welche für Frauen?<br />
Wie können bei der Umsetzung<br />
des Themas diese Unterschiede angemessen<br />
berücksichtigt werden?<br />
Werden Leistungen und Eigenschaften<br />
von Frauen und Männern gleich<br />
gewertet und dargestellt? Ist das verwendete<br />
Zahlenmaterial zielgerichtet<br />
nach Geschlechtern differenziert?<br />
z Sprache: Ist die Einladung bzw. die<br />
Vorinformation in einer geschlech
tersensiblen Sprache abgefasst? Ist<br />
der Text gut lesbar? Entspricht er<br />
dem allgemeinen Sprachgebrauch<br />
und ist er verständlich?<br />
z Organisation: Sind die Zeiten für Sitzungen<br />
an den weiblichen Alltag angepasst?<br />
z Ökonomie und Effizienz: Beruf und<br />
Haushalt bedeuten Doppelbelastung<br />
für Frauen, die dadurch auch lernen<br />
müssen, die notwendigen Dinge<br />
sehr effizient zu erledigen. Dies sollte<br />
auch für Arbeitskreissitzungen<br />
gelten. Sind sie gut vorbereitet, effizient<br />
in der Abwicklung und mit<br />
konkreten Zielen und Aufgaben verbunden?<br />
Die eingesetzten Instrumente müssen<br />
immer lebendig bleiben und an die tatsächlichen<br />
Bedürfnisse angepasst werden,<br />
damit Gender Mainstreaming sich<br />
nicht in Routinen verfängt, anstatt sie zu<br />
verändern.<br />
Die Weiterentwicklung von geeigneten<br />
Instrumenten zur Erzielung von Chancengerechtigkeit<br />
muss daher selbstverständlicher<br />
Teil der fachlichen Fortbildung<br />
von LA21Moderatoren sein. So<br />
können sie zu Promotoren für eine geschlechtersensible<br />
Bürgerbeteiligung<br />
werden und den Raum für die politische<br />
Gestaltung insgesamt erweitern helfen.<br />
Mittelfristiges Ziel muss es sein, dass<br />
etwa gleich viele Männer und Frauen aller<br />
Altersstufen an den Bürgerbeteiligungsprozessen<br />
teilnehmen und gleichberechtigt<br />
Entscheidungen für die Zukunft<br />
treffen. Die Lokale Agenda 21 wird<br />
damit zu einem unverzichtbaren Instrument<br />
der Gemeindepolitik, das dazu beiträgt,<br />
dass sich das gesamte Sozialkapital<br />
einer Gesellschaft entfalten kann.<br />
Was ist die Agenda 21?<br />
Die Agenda 21 ist ein entwicklungs-<br />
und umweltpolitisches Aktionsprogramm<br />
für das 21. Jahrhundert, ein<br />
Leitpapier zur nachhaltigen entwicklung,<br />
beschlossen von 172 staaten auf<br />
der „Konferenz für umwelt und entwicklung<br />
der Vereinten Nationen“<br />
(uNCeD) in rio de Janeiro (1992). sie<br />
besteht aus 40 Kapiteln; Kapitel 28<br />
beschreibt die Lokale Agenda 21, ein<br />
Handlungsprogramm, das eine Kommune<br />
unter Beteiligung der Bevölkerung<br />
in richtung Nachhaltigkeit entwickeln<br />
soll. Kapitel 24 ist der „Aktionsplan<br />
für Frauen zur erzielung einer<br />
nachhaltigen und gerechten<br />
entwicklung“.<br />
Junge Gedanken<br />
Fleischlos glücklich<br />
„Sobald wir unsere Gabeln heben,<br />
beziehen wir Position.“<br />
Diese Aussage von J. S. Foer, dem Autor des Buches „Tiere<br />
essen“, sollte zu denken geben. Die alltägliche Entscheidung<br />
der Ernährungsweise hat große Auswirkungen – nicht nur<br />
auf den eignen Körper, sondern auch auf die Umwelt. In Anbetracht<br />
dessen hier ein kurzer Überblick zur vegetarischen<br />
Lebensweise und deren globalen Auswirkungen.<br />
Christine rossegger<br />
Vegetarismus ist nichts Neues, hat doch<br />
diese Ernährungsweise schon in der Antike<br />
und im frühen Indien Anklang gefunden.<br />
Daraus entwickelte sich nicht nur<br />
eine fleischlose Kost, die von Verzicht geprägt<br />
ist, sondern ein bewusster Lebensstil.<br />
In Österreich gibt es Schätzungen zufolge<br />
etwa drei Prozent VegetarierInnen, wobei<br />
der Frauenanteil größer ist. In Indien<br />
leben um ein Vielfaches mehr Menschen,<br />
die sich vegetarisch ernähren, das ist zu<br />
einem großen Teil auch auf religiöse Motivation<br />
zurückführbar. Die Gründe für<br />
Vegetarismus sind also vielfältig. Ange<br />
➡<br />
Vegetarismusarten<br />
| 23 |<br />
Ovo-lacto-vegetarische Kost:<br />
Auf Fleisch und Fisch wird verzichtet,<br />
nicht aber auf ei- und Milch(produkte).<br />
Lacto-vegetarische Kost:<br />
Zusätzlich wird auf eier verzichtet,<br />
jedoch nicht auf Milch(produkte).<br />
Ovo-vegetarische Kost:<br />
Diese Art schließt Fleisch, Fisch und<br />
Milch aus, eier werden konsumiert.<br />
Vegane Kost:<br />
Hierbei wird gänzlich auf Lebens mittel<br />
tierischen ursprungs verzichtet, bspw.<br />
auch auf Honig.<br />
Fructarismus:<br />
Ausschließlich pflanzliche<br />
Lebens mittel, bei denen die Pflanze,<br />
von der sie stammen, nicht zu schaden<br />
kommt.<br />
Freeganismus:<br />
Vegane ernährungsweise, bei der die<br />
heutige Wegwerfgesellschaft boykottiert<br />
wird, indem möglichst nur<br />
kostenlose Lebens mittel gegessen<br />
werden (bspw. aus Mülltonnen).
Vegetarische Festtagshauptspeise<br />
für 4 Personen:<br />
Gefüllter Tofu im SesamMantel mit<br />
KarottenKartoffelPüree<br />
Zutaten:<br />
500 g Tofu (nach Belieben Mandel<br />
Nuss, natur oder geräuchert; Sojabohnen<br />
aus österr. Anbau)<br />
1 Ei (Freilandhaltung)<br />
Sesam<br />
Salz<br />
Öl<br />
Fülle:<br />
ca. 80 g Blattspinat<br />
etwas Butter<br />
Knoblauch<br />
Gewürze<br />
KarottenKartoffelPüree:<br />
60 dag Kartoffeln<br />
20 dag Karotten<br />
1/8 bis 1/4 l Milch<br />
Salz, Muskatnuss<br />
Zubereitung:<br />
Spinat waschen und kurz in kochendem<br />
Wasser blanchieren, danach abseihen<br />
und ausdrücken. Butter in einem<br />
Topf erhitzen und den gehackten<br />
Knoblauch darin glasig anbraten, Spinat<br />
hinzufügen, würzen und anschließend<br />
abkühlen lassen.<br />
Den Tofu in ca. 2 cm dicke Scheiben<br />
schneiden und jeweils eine Seite einschneiden,<br />
damit sie befüllt werden<br />
kann. Nachdem die Scheiben mit Spinat<br />
gefüllt wurden, diese panieren.<br />
Dazu das Ei aufschlagen und mit einer<br />
Gabel verquirlen, den Tofu in Mehl<br />
wenden und durch das Ei ziehen, anschließend<br />
im Sesam wenden. Danach<br />
die Tofuscheiben in einer Pfanne<br />
mit erhitztem Öl goldgelb anbraten.<br />
Püree: Kartoffeln und Karotten kochen<br />
und anschließend schälen. Milch<br />
erhitzen und mit Kartoffeln und Karotten<br />
mixen, mit Salz und Muskatnuss<br />
würzen.<br />
Mit einem Salat der Saison garnieren<br />
und fleischlos genießen!<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
fangen von ethischen bzw. tierrechtlichen<br />
Gründen über die schon erwähnten<br />
religiösen Beweggründe bis hin zum<br />
schlichten „Fleisch schmeckt nicht“. In<br />
Zeiten des Welthungers spielt allerdings<br />
auch Gerechtigkeit eine erhebliche Rolle.<br />
Eine Problematik liegt darin, dass enorme<br />
Anteile an Nahrungs und Wasservorräten<br />
in die Nutztierhaltung fließen. Es<br />
werden bis zu 16 kg Getreide und zwischen<br />
3.500 bis 32.000 l Wasser benötigt,<br />
um nur 1 kg Fleisch zu produzieren.<br />
Zudem trägt Fleischkonsum beträchtlich<br />
zur globalen Erwärmung bei, denn der<br />
Nutztiersektor ist lt. FAO für 18 % der<br />
Treibhausgasemissionen verantwortlich<br />
– rund 40 % mehr als der gesamte Transportsektor.<br />
Kein bzw. ein gemäßigter Fleischkonsum<br />
kann nicht nur von einem moralischen<br />
Blickwinkel befürwortet werden, sondern<br />
beinhaltet zusätzlich positive Auswirkungen<br />
auf die Gesundheit. VegetarierInnen<br />
leiden zahlreichen Studien zufolge weniger<br />
an Herzleiden, Diabetes, Adipositas<br />
und Bluthochdruck. Häufig wird auf<br />
Mangelerscheinungen hingewiesen, die<br />
durch fleischlose Kost zustande kommen,<br />
eine ausgewogene Ernährung kann<br />
dem jedoch vorbeugen. Wer nicht komplett<br />
auf Fleisch verzichten möchte, sollte<br />
zumindest auf die Herkunft achten<br />
und zu regionalen Produkten aus artgerechter<br />
Tierhaltung – nach Möglichkeit<br />
Freilandhaltung und Bioqualität – greifen.<br />
Infos<br />
Quellen:<br />
Jonathan safran Foer, 2010<br />
Tiereessen<br />
Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co.<br />
KG, Köln<br />
www.vegetarier.at<br />
www.vegan.at<br />
www.fao.org<br />
www.peta.de/welthunger<br />
www.welthungerdemo.de/inhalt/thema_wasser.html<br />
www.spiegel.de/wissenschaft/<br />
mensch/0,1518,709298-5,00.html<br />
www.freegan.at<br />
Wikipedia, November 2011, http://<br />
de.wikipedia.org/wiki/<br />
Vegetarismus#Auspr.C3.A4gungen_<br />
des_Vegetarismus<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
Haben oder<br />
sind wir?<br />
| 24 |<br />
Mit dieser Frage hat sich der sozialpsychologe<br />
erich Fromm schon ausführlich<br />
beschäftigt. und wir? Was zählt<br />
denn nun wirklich in der heutigen<br />
Zeit? ein noch moderneres Handy, mit<br />
dem man unterwegs noch schnell ein<br />
paar Geschenke via mobilem Internet<br />
bestellen kann, um nicht einmal beim<br />
unterwegs-sein dort zu sein, wo man<br />
gerade ist? Oder um mittels Facebook-<br />
App noch schnell die ganze Welt in<br />
Kenntnis darüber zu setzen, in welchem<br />
überladenen Geschäft man<br />
denn gerade physisch anwesend ist –<br />
die gedankliche Präsenz ist ja ohnehin<br />
nicht gegeben.<br />
Nicht nur in jener Zeit, in der sich<br />
Glühwein- und Lebkuchenduft aufdringlich<br />
den Weg zu unseren Geruchsorganen<br />
bahnen, fehlt die Vereinigung<br />
von geistiger und körperlicher<br />
Anwesenheit. schade eigentlich. so<br />
muss sich wohl auch die (Vor-)Freude,<br />
welche die ruhige Weihnachtszeit mit<br />
sich bringen sollte, halbieren.<br />
Bloß um anderen Freude zu bereiten,<br />
wäre es angebracht, zumindest bei der<br />
Versammlung um den Weihnachtsbaum<br />
„ganz“ anwesend zu sein, um<br />
selbst zum Geschenk zu werden. Ich<br />
wäre gerne eines. und sie?<br />
Wenn man es dann geschafft hat und<br />
sich sozusagen als Geschenk verhält,<br />
bleibt auch gleich ein weiteres Päckchen<br />
erspart, das in unserer materialistischen<br />
„Haben-Gesellschaft“ ohnehin<br />
überbewertet wird. Da wir schon beim<br />
Thema einsparungen sind – weniger<br />
ist oft mehr und mehr von Wenigerem<br />
macht wiederum mehr(ere) glücklich,<br />
vorausgesetzt, es wird geteilt.<br />
Obendrein würde anstelle des unangenehmen<br />
Völle- bis Übelkeitsgefühls,<br />
das den Weihnachtsfeierlichkeiten in<br />
traditioneller Manier folgt, eine angemessene<br />
sättigung einsetzen. Nicht<br />
für alle, aber immerhin für mehrere.
Im Gespräch<br />
Pater Thomas, was ist persönliches Glück<br />
für sie?<br />
Vorab kann ich sagen, dass ich derzeit ein<br />
glücklicher Mensch bin. Glück zeigt sich<br />
für mich, wenn ich zufrieden bin mit mir<br />
selbst, mit meinen Mitmenschen, Mitbrüdern<br />
und meinem beruflichen und<br />
privaten Umfeld. Zufrieden sein heißt: in<br />
Frieden mit sich selbst sein, ruhig sein<br />
und ausgeglichen. Im Gottesdienst hat<br />
der Friedensgruß jedoch eine andere Bedeutung,<br />
als ein Friede, der wie ein Segen<br />
nur von Gott ausgehen kann.<br />
Welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen werden<br />
im stift gesetzt?<br />
Allein die Tatsache, dass unser Stift seit<br />
1129 besteht, ist ein Nachhaltigkeitsbeweis,<br />
wie er auch in der Forstwirtschaft<br />
besteht. Vor fast 900 Jahren wurden uns<br />
die Flächen und Wälder übergeben. Unser<br />
Forstbetrieb weist 1.500 Hektar Wirtschaftwald<br />
und rund 300 Hektar Schutzwald<br />
auf, der durch Maßnahmen wie Naturverjüngung,<br />
keine Kahlschläge und<br />
standortgerechte Aufforstungen nachhaltig<br />
bewirtschaftet wird.<br />
Wie hat sich die sturmkatastrophe Paula<br />
vom Jänner 2008 ausgewirkt?<br />
Dieser außer jeder Norm aufgetretene<br />
Sturm hat in wenigen Minuten einen rd.<br />
15fachen Jahresholzeinschlag zerstört.<br />
Betroffen waren nicht nur Fichtenkulturen,<br />
sondern auch Buchen und Mischwälder,<br />
wobei nun bei der Wiederaufforstung<br />
auf noch größere, standortgerechte<br />
Bestockung geachtet wird.<br />
Wie wird das stift heizenergetisch<br />
versorgt?<br />
Seit 1998 heizen wir die gesamten Gebäude,<br />
inkl. der Räumlichkeiten des Bundesgymnasiums,<br />
mit Biomasse aus den eigenen<br />
Beständen. So werden jährlich rd.<br />
200.000 Liter Heizöl eingespart.<br />
Gibt es weitere Vorhaben oder Initiativen<br />
im Klimaschutz und ressourcenschonung?<br />
Ja, die gibt es. Erst jüngst wurden in der<br />
Stiftsbasilika die alten Scheinwerfer, mit<br />
jeweils 1000WattHalogenscheinwerfern,<br />
gegen neue LEDs (Anm.: Light Emitting<br />
Diode) getauscht. Weitere Überle<br />
Interview: Gerhard Vötsch, <strong>Landentwicklung</strong> steiermark | 25 |<br />
Kloster mit Vorbildwirkung<br />
Von Lebens- und Herzensräumen im Zisterzienserstift Rein<br />
gungen, etwa im Bereich thermische Sanierung<br />
oder Solarenergie bzw. Photovoltaik<br />
bestehen, jedoch gibt es durch den<br />
gesetzlichen Denkmalschutz hier eingeschränkte<br />
Möglichkeiten. Wir wollen<br />
aber auch hier künftig Maßnahmen umsetzen.<br />
Ich habe in einer der jüngsten Kapitelsitzungen<br />
(Anm.: Besprechungen der 16 Patres<br />
des Konvents zu wichtigen Entscheidungen<br />
zum Kloster) die Bestellung eines<br />
Nachhaltigkeitsbeauftragten vorgeschlagen.<br />
Die Idee dazu ist aus meiner Funktion<br />
als wirtschaftlicher Leiter entstanden<br />
und dieser Vorschlag ist von den Mitbrüdern<br />
positiv aufgenommen worden.<br />
Nachhaltigkeitsbeauftragte gibt es bereits<br />
in mehreren Ordensgemeinschaften. Neben<br />
den stiftseigenen Aktivitäten im Bereich<br />
Beschaffung und Einkauf – Stichwort<br />
Ökologischer Fußabdruck – Abfallbewirtschaftung<br />
sollen auch eine Vernetzung<br />
und ein Ideenaustausch bei regelmäßigen<br />
Treffen erfolgen.<br />
Aktuelles Thema Gemeindestrukturreform:<br />
eine Fusionierung der Gemeinden<br />
Gratkorn, Gratwein, Judendorf und eisbach<br />
ist in den letzten Wochen medial<br />
stark präsent. P. Thomas: ergäben sich<br />
dadurch Auswirkungen auf das stift<br />
rein?<br />
Unser Stift ist seit jeher regional, ja überregional<br />
ausgerichtet. Die Gemeinde Eisbach<br />
gibt es erst seit 1848, davor war sie<br />
Grundherrschaft von Stift Rein. Auch<br />
heute geht unser Grundbesitz und Wirkungsbereich<br />
weit über die Gemeindegrenzen<br />
hinaus. Zum Stift gehören 13<br />
Pfarren und ein Pfarrverband umfasst die<br />
Gemeinden Gratwein, JudendorfStraßengel<br />
und Eisbach. Unmittelbare Auswirkungen<br />
durch eine geänderte Gemeindelandschaft<br />
in unserer Region sehe ich für<br />
unser Stift derzeit nicht.<br />
Ihre Wünsche zum Jahreswechsel?<br />
Mein Wunsch an alle Menschen ist, ein<br />
glückliches, glücklicheres und zufriedenes<br />
Leben zu haben. Ich denke dabei an<br />
Menschen, ob bekannt oder unbekannt;<br />
an Menschen, denen es nicht so gut geht<br />
wie mir, die in Krankheit und Armut leben,<br />
Familien, in denen Krisen bestehen,<br />
Menschen, die Schicksalsschläge erlitten<br />
haben, körperliche und geistige Handicaps<br />
aufweisen oder arbeitslos sind. Sie<br />
alle brauchen unsere Hilfe. Ich wünsche<br />
Ihnen und mir, dass diese Gedanken zum<br />
eigenen Frieden beitragen können.<br />
P. Thomas, herzlichen Dank für das<br />
Gespräch!<br />
Pater Thomas Friedmann OCist. ist<br />
Prior des stiftes rein, somit stellvertreter<br />
des Abtes und gleichzeitig<br />
Wirtschaftsleiter des stiftes. er ist ausgebildeter<br />
Hauptschullehrer und<br />
Dipl.-Pädagoge und trat nach zweijähriger<br />
Lehrertätigkeit in der Oststeiermark<br />
1980 in den Zisterzienserorden<br />
im stift rein ein.<br />
Zum stift:<br />
Das ca. 15 km nordwestlich von Graz<br />
liegende Zisterzienserstift rein (Gemeinde<br />
eisbach) wurde 1129 als 38.<br />
Kloster des Ordens gegründet. Nach<br />
Auflösung der vor rein gegründeten<br />
Klöster ist es nunmehr das weltälteste<br />
aktive Zisterzienserkloster. Besonders<br />
erwähnenswert: in der Marienkapelle<br />
befindet die Grabstätte des stifters<br />
von rein, Markgraf Leopold I., des<br />
starken, sehenswert ist auch die über<br />
100.000 Objekte umfassende stiftsbibliothek<br />
sowie die Äbtegalerie und<br />
die prächtige Basilika, die zweitgrößte<br />
Kirche der steiermark. Zum stift rein<br />
gehören heute 13 Pfarren.
Mittelpunkt Mensch<br />
Die <strong>Steiermark</strong> als Lebensort<br />
für ältere Menschen Interview mit<br />
LR in . Mag. a Edlinger-Ploder<br />
Für ältere Menschen steht der Wunsch,<br />
so lange wie möglich in gewohnter Umgebung<br />
verbleiben zu können, im Vordergrund.<br />
Daher soll – neben den mobilen<br />
Diensten – eine zusätzliche Unterstützung<br />
zur Stärkung des Sozialkapitals flächendeckend<br />
organisiert und angeboten<br />
werden: ein ehrenamtlicher Anwesenheits<br />
oder Besuchsdienst.<br />
Wie bereits in der zweiten Ausgabe unseres<br />
Themenheftes „zukunftsfähig“ berichtet,<br />
wird der Nachbarschaftshilfe im<br />
ländlichen Raum ein hoher Stellenwert<br />
eingeräumt. Aus dem Zeittauschprojekt<br />
„Zeit und Hilfsbank <strong>Steiermark</strong>“ hat sich<br />
nun eine weitere Idee eröffnet: Der freiwillige<br />
Besuchsdienst, ein Kooperationsprojekt<br />
des Pflegeressorts Land <strong>Steiermark</strong>,<br />
der <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
und des Steiermärkischen Gemeindebundes<br />
ist derzeit in Planung. Ziel ist es,<br />
durch diesen Freiwilligendienst pflegende<br />
Familienangehörige zu unterstützen<br />
und auch älteren Menschen ein soziales<br />
Beziehungsnetzwerk anzubieten. Dadurch<br />
sollen die Selbstständigkeit im<br />
eigenen Umfeld gestärkt, die <strong>Lebensqualität</strong><br />
erhöht und die Sozialbudgets in<br />
Gemeinden entlastet werden. Weiters ist<br />
geplant, bestehende Initiativen, die in<br />
diesem Bereich bereits aktiv sind, zu ergänzen<br />
bzw. sich zusammenzufinden,<br />
um noch effizienter und vernetzter zusammenzuarbeiten.<br />
Neben Landesrat Johann Seitinger hat<br />
auch Landesrätin Mag. a Kristina EdlingerPloder<br />
die Schirmherrschaft über das<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Neue Aspekte bei der exkursion nach Molln<br />
Projekt „Freiwilliger Besuchsdienst“<br />
übernommen:<br />
Frau Landesrätin Mag. edlinger-Ploder,<br />
wie ist die Initiative dieses Dienstes oder<br />
dieses spezielle unterstützungsangebot<br />
zustande gekommen?:<br />
„Ich habe nach Übernahme der neuen<br />
Aufgaben im Gesundheits und Pflegebereich<br />
aufmerksam zugehört und mich<br />
mit vielen Leuten zusammengesetzt. Neben<br />
reichlichen und wichtigen Aufträgen<br />
war aber auch sehr schnell klar, dass wir<br />
nicht nur im Leistungsangebot einiges<br />
tun müssen, sondern auch im Unterstützungsbereich,<br />
und hierbei meine ich<br />
nicht Geldleistungen, gefordert sind.<br />
Eine tragende Säule im Pflegebereich<br />
sind Angehörige, derzeit immer noch bis<br />
zu 80 %, und diesen wollen wir so helfen,<br />
wie sie es selbst in Anliegen und Bedürfnissen<br />
formulieren.“<br />
Welche Vorteile erwarten sie sich aus<br />
diesem Angebot?<br />
„Vieles ist bereits angesprochen worden:<br />
Wir wollen Menschen mit all ihren individuellen<br />
Ansprüchen bestmöglich begegnen.<br />
Es gibt in unserem Land sehr viele<br />
aktive Senioren oder engagierte Jugend,<br />
die etwas beitragen möchte. Zusätzlich<br />
gibt es sehr erfolgreiche und<br />
großartige Initiativen in diesem „Nachbarschaftshilfsbereich“.<br />
Wir wollen alle<br />
Aktiven und potentiell Aktive zusammenbringen<br />
und daraus ein großes, dichtes<br />
Unterstützungsnetzwerk über die<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
ganze <strong>Steiermark</strong> spannen, um so alle hereinzuholen<br />
und auch alle erreichen zu<br />
können.“<br />
Was heißt „<strong>Lebensqualität</strong>“ für sie und<br />
was steht für den Begriff „Lebensort“?<br />
„<strong>Lebensqualität</strong> hat viele Zutaten, aber<br />
es gibt kein Rezept dafür und wandelt<br />
sich sogar mit der Zeit. Derzeit ist <strong>Lebensqualität</strong><br />
für mich einfach, Zeit mit<br />
meinen Kindern zu verbringen. Ein Lebensort<br />
ist schlicht dort, wo ich mich<br />
wohlfühle, und das hat weniger mit GPS<br />
oder einer Landkarte zu tun, sondern<br />
eher mit Menschen.“<br />
Ein Kooperationsbericht von Nicole Prutsch<br />
(Pflegemanagement, Land <strong>Steiermark</strong>),<br />
Johanna Reinbrecht und Gudrun Gruber<br />
(<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong>)<br />
Im Herbst starteten Vertreter aus Land,<br />
Gemeinden und Organisationen eine Exkursion<br />
nach Molln (OÖ), wo man anhand<br />
der Zeitbank 55 + (www.zeitbank.<br />
eu) praktische Erfahrungen sammelte.<br />
Sieben steirische PilotGemeinden haben<br />
bereits ihr Interesse am Projekt gezeigt<br />
– Tendenz steigend!<br />
Infos<br />
Nähere Informationen unter:<br />
www.landentwicklung.com<br />
www.zukunft.steiermark.at<br />
| 26 |
Schladming 2030<br />
Schladminger<br />
Warenkorb<br />
Vor rund einem Jahr wurde das Projekt<br />
„Schladminger Warenkorb“ von der<br />
Schladming 2030 GmbH. und der <strong>Landentwicklung</strong><br />
<strong>Steiermark</strong> ins Leben gerufen.<br />
Ziel war es, regionale Produkte aus Landwirtschaft,<br />
Handwerk und Gewerbe mit authentischem<br />
regionalem Bezug stärker zu forcieren und in der Region zu verkaufen.<br />
Mit Hannes Royer fand man einen engagierten<br />
Projektleiter, der nicht nur selbst<br />
Bauer ist, sondern auch aufgrund seiner<br />
beruflichen Tätigkeit eng mit der Landwirtschaft<br />
und der Region verbunden ist.<br />
Anfangs wurden in der Region viele Gespräche<br />
mit möglichen Produzenten geführt,<br />
um das heimische Potential zu erkennen,<br />
und darüber hinaus gab es auch<br />
themenbezogene Veranstaltungen über<br />
den Maschinenring DachsteinTauern.<br />
Auf die erste Anfangseuphorie folgte die<br />
schnelle Ernüchterung: Die heimischen<br />
Bauern konnten die geforderten Produkte<br />
und Mengen aufgrund ihrer eher touristischen<br />
Ausrichtung in keinster Weise<br />
produzieren und auch das Interesse an<br />
der Direktvermarktung war eher dürftig.<br />
Fast schon schien es, als ob das Projekt<br />
scheitern und die Region es wieder nicht<br />
schaffen würde, sich im Bereich bäuerlicher<br />
Regionalvermarktung professionell<br />
zu etablieren. Albert Baier: „Ich verstehe<br />
jeden einzelnen Bauern bei uns, wenn er<br />
sagt: was soll ich noch alles machen?<br />
Dennoch war ich immer der Überzeugung,<br />
dass der Weg, den wir mit diesem<br />
Projekt eingeschlagen haben, für viele in<br />
unserer Region eine neue Zukunft bedeuten<br />
kann.“ Die Unsicherheit war zu spüren<br />
und auch der Vorstand des Maschinenringes<br />
fasste den Beschluss, sich aus<br />
dem Projekt zurückzuziehen, nur einige<br />
wenige Bauern wollten weiterhin an dem<br />
Projekt festhalten. Hannes Royer: „Ich<br />
habe seit vielen Jahren hervorragende<br />
Kontakte in den Südosten der <strong>Steiermark</strong><br />
und kenne dort zahlreiche erfolgreiche<br />
Projekte, die seit Jahren die Region in ein<br />
positives wirtschaftliches Licht rücken.<br />
Nach einem Besuch bei mehreren bäuerlichen<br />
Vermarktern in der Region Vulkanland<br />
ergriff ich die Initiative und be<br />
HannesRoyer<br />
Geschäftsführer<br />
des Schladminger<br />
Warenkorbes<br />
schloss, das Projekt „Schladminger Warenkorb“<br />
aus eigener Kraft weiter zu führen.“<br />
Alle Beteiligten bekundeten ihre<br />
volle Unterstützung, allen voran Bgm.<br />
Jürgen Winter, die Schladming 2030<br />
GmbH sowie die <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong>.<br />
Diesem Schritt folgte eine intensive<br />
Diskussion über die Ausweitung der<br />
Region Schladming auf die gesamte <strong>Steiermark</strong>,<br />
um das eingeschränkte Produktsortiment<br />
rund um den Warenkorb<br />
aufzuwerten. Bgm. Jürgen Winter: „Speziell<br />
das große Einzugsgebiet, die multinationale<br />
Zusammensetzung der Touristen<br />
rund um Schladming und die daraus<br />
resultierenden Anforderungen an das<br />
Produktportfolio machen eine Erweiterung<br />
auf die gesamte <strong>Steiermark</strong> durchaus<br />
notwendig und sinnvoll.“ Mit einer<br />
guten Vertriebsarbeit werden die Bauern<br />
in der Region Schladming nun Zug um<br />
Zug an die neuen Möglichkeiten herangeführt.<br />
Am Anfang werden unsere Bauern<br />
nun von den Bauern aus dem Vulkanland<br />
unterstützt. „Das Wertvolle dabei<br />
ist, dass wir auf das Knowhow und den<br />
Erfahrungsschatz der Vulkanlandbauern<br />
zurückgreifen können. Niemand muss<br />
bei uns in das kalte Wasser springen, und<br />
dennoch ermöglichen wir jedem Bauern,<br />
seine Produkte bei uns bestmöglich und<br />
nachhaltig zu vermarkten“, sagt nicht<br />
ohne Stolz der neu designierte Geschäftsführer<br />
des Schladminger Warenkorbes,<br />
Hannes Royer.<br />
Vor Ort für Sie da!<br />
Mag a . Nina Sulzenbacher<br />
<strong>Landentwicklung</strong><br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Daheim schmeckt’s<br />
doch am besten!<br />
Das Bewusstsein für regionale Lebensmittel<br />
ist erfreulicherweise immer stärker<br />
am Wachsen. Kurze Wege vom Partner,<br />
den man noch persönlich kennt, sind<br />
die logische Garantie für frische Lebensmittel<br />
mit geringst möglicher ressourcenbelastung.<br />
Die hohen heimischen<br />
Qualitätsstandards sorgen für beste<br />
Qualität der Produkte. so bleiben nicht<br />
nur Arbeitsplätze in der region erhalten<br />
und die Wirtschaftskraft vor Ort wird gestärkt,<br />
sondern regionale spezialitäten<br />
und ländliche Traditionen bekommen<br />
(wieder) eine Zukunft. Der Ort, an dem<br />
Lebensmittel erzeugt werden, beeinflusst<br />
oft entscheidend die Attraktivität<br />
und Funktionsfähigkeit der Landschaft<br />
und deren reiz für Tourismus und Naherholung.<br />
Mit dem „regionalen Warenkorb“<br />
wird der Bezug zur region nach innen<br />
und außen gestärkt und versucht,<br />
eine steigerung der regionalen Wertschöpfung,<br />
mit Know-how-unterstützung<br />
aus dem Vulkanland, zu erzielen. In<br />
naher Zukunft werden hochwertige Produkte<br />
aus der Landwirtschaft mit authentischem<br />
regionalem Bezug<br />
angeboten.<br />
nina.sulzenbacher@landentwicklung.com<br />
www.landentwicklung.com<br />
| 27 |
Klima im Wandel<br />
Die Gründe, den Klimawandel zu stoppen,<br />
sind mittlerweile allseits bekannt:<br />
Angefangen vom Anstieg des Meeresspiegels,<br />
über Dürren und daraus folgende<br />
Hungersnöte, bis hin zu Diversitätsverlust.<br />
Nun stellt sich die Frage, wer wie viel<br />
zur Vermeidung bzw. zur Verminderung<br />
des Klimawandels beitragen soll.<br />
Eine einfache Antwort ist hier nicht möglich<br />
und führt unweigerlich zur Thematik<br />
der Gerechtigkeit. Univ.Prof. Dr. phil.<br />
Lukas H. Meyer von der KarlFranzens<br />
Universität Graz setzt sich schon seit einigen<br />
Jahren mit Klimagerechtigkeit auseinander<br />
und wurde dazu befragt.<br />
Herr Prof. Dr. Meyer, wieso spielt der<br />
Aspekt Gerechtigkeit eine so wichtige<br />
rolle? reicht denn eine „bloße“ Verringerung<br />
bzw. Vermeidung des Klimawandels<br />
nicht aus?<br />
Das angestrebte Ziel ist Mitigation, also<br />
die Reduktion der Treibhausgasemissionen,<br />
und angesichts nicht vermiedener<br />
oder nicht mehr vermeidbarer Auswirkungen<br />
der Klimaänderungen die Adaptation,<br />
also die Verringerung der Verletzbarkeit<br />
von Menschen durch den Klimawandel.<br />
Aber warum sollten wir diese<br />
Ziele verfolgen? Weil Überlegungen der<br />
Gerechtigkeit dies von uns fordern, ist<br />
eine und meines Erachtens die für uns<br />
wichtigste Antwort. Denn wenigstens minimal<br />
gerecht handeln zu sollen ist für<br />
uns eine unabweisbare Forderung.<br />
Welche Faktoren sollten in Zusammenhang<br />
mit Klimagerechtigkeit beachtet<br />
werden?<br />
Die Auswirkungen des Klimawandels<br />
sind in ihrer Qualität und Stärke sehr unterschiedlich.<br />
Aus Sicht der Gerechtigkeit<br />
sind primär die erwartbaren Auswirkungen<br />
zu beachten, die gerechte Ansprüche<br />
oder moralische Grundrechte von Menschen<br />
verletzen, also Ansprüche auf Suf<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Interview: Christine rossegger<br />
Das Klima – ein Indikator für<br />
<strong>Lebensqualität</strong><br />
Industrieländer kontra Entwicklungsländer<br />
Das Klima und somit natürlich auch der Klimawandel haben starken Einfluss auf die<br />
<strong>Lebensqualität</strong> der gesamten Bevölkerung. In besonders hohem Ausmaß betreffen die<br />
negativen Auswirkungen vor allem jene, die kaum für den Klimawandel verantwortlich<br />
sind – Entwicklungsländer beispielsweise. Ist das gerecht?<br />
fizienz (hinreichende Versorgung mit den<br />
für ein halbwegs gutes Leben nötigen<br />
Ressourcen, also Schutz insbesondere<br />
vor Hunger), auf Überleben (Schutz vor<br />
frühzeitigem Tod z.B. durch extreme Wetterbedingungen),<br />
auf Autonomie (Schutz<br />
insb.vor Zwangsumsiedlung). Der Schutz<br />
solcher grundlegender Ansprüche der<br />
Gerechtigkeit sollte die Klimaziele mitbestimmen<br />
helfen. Da vornehmlich (aber<br />
längst nicht mehr allein) zukünftig lebende<br />
Menschen vom Klimawandel stark negativ<br />
betroffen sein werden, ist dies auch<br />
eine Frage der Generationengerechtigkeit.<br />
Die meisten Studien gehen<br />
davon aus, dass wir mit einigen<br />
Prozent globalem Verzicht an<br />
Wachstumssteigerung auch<br />
anspruchsvolle Ziele des<br />
Klimaschutzes bezahlen können.<br />
Allerdings hat Klimaschutz einen Prei.<br />
Die Frage ist: wer bezahlt? Das ist eine<br />
Frage der Verteilungsgerechtigkeit zwischen<br />
allen heute lebenden Menschen.<br />
Die meisten Studien gehen davon aus,<br />
dass wir mit einigen Prozent globalem<br />
Verzicht an Wachstumssteigerung auch<br />
anspruchsvolle Ziele des Klimaschutzes<br />
bezahlen können. Menschen, wie ich und<br />
du, die in hochindustrialisierten Ländern<br />
aufgewachsen sind und leben und an den<br />
typischen Lebensweisen und dem Wohlstand<br />
dieser Länder partizipieren, haben<br />
bisher sehr viel mehr Begünstigungen<br />
aus der Industrialisierung oder generell<br />
aus Aktivitäten, die mit Emissionen einhergehen,<br />
bezogen – die meisten Menschen<br />
in den sogenannten Entwicklungsländern<br />
sehr viel weniger. Dazu kommt,<br />
dass insbesondere die zukünftig in den<br />
Entwicklungsländern Lebenden sehr viel<br />
mehr Schäden aufgrund des Klimawandels<br />
zu erwarten haben. Das legt nahe,<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
| 28 |<br />
dass die Menschen in den reichen und<br />
hoch industrialisierten Ländern den Löwenanteil<br />
der Kosten des globalen Klimaschutzes<br />
tragen sollten.<br />
Wo sehen sie die zukünftigen schwierigkeiten<br />
in Bezug auf die Verminderung<br />
des Klimawandels und damit einer<br />
geringeren schadstoffemission in entwicklungsländern?<br />
Die Schwierigkeiten sind leider groß: Globaler<br />
Klimaschutz erfordert globale, effektive<br />
und gerechte Kooperation möglichst<br />
aller. Für solche mangelt es aber an<br />
Institutionen. Die Gründe dafür sind vielfältig.<br />
Erwähnen möchte ich, dass wir uns<br />
schwer tun, zukünftig lebende Menschen<br />
– die wir nie treffen werden, über deren<br />
besonderen Lebensumstände wir wenig<br />
wissen und die unser Wohlergehen nicht<br />
beeinflussen können – als Träger von gerechten<br />
Ansprüchen uns gegenüber ernst<br />
zu nehmen. Wie viele Treibhausgasemissionen<br />
die Entwicklungsländer reduzieren<br />
sollen, hängt davon ab, was als global<br />
gerecht gelten kann. Es sollte hier um<br />
eine gerechte Verteilung der Begünstigungen<br />
aus Emissionen über die Gesamtlebenszeit<br />
von Individuen gehen. Bei Berücksichtigung<br />
der höchst unterschiedlichen<br />
Konsequenzen der bisherigen<br />
(historischen) Emissionen wird eine gerechte<br />
Verteilung der noch erlaubten<br />
Emissionen den Entwicklungsländern<br />
ihre Chancen auf Entwicklung nicht nehmen.<br />
univ.-Prof. Dr. phil. Lukas H. Meyer<br />
Vorstand des Instituts für Philosophie<br />
und Vize-Dekan der Geisteswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Karl-Franzens-universität<br />
Graz, Leiter von Forschungsprojekten<br />
zu Klimagerechtigkeit,<br />
Lead Author des International<br />
Panel on Climate Change (IPCC).
Wissenswertes<br />
Versorgungs(un)sicherheit?<br />
Versorge dich selbst!<br />
Selbstversorgung gewinnt in heutiger<br />
Zeit immer mehr SympathisantInnen.<br />
Beispiele aus der Praxis gibt es auch<br />
hierzulande, sie werden vor allem unter<br />
dem Prinzip der „Permakultur“<br />
(permanent agriculture – dt.: „dauerhafte<br />
Landwirtschaft“) umgesetzt.<br />
Schon Mitte der 70er wurde von den Australiern<br />
Bill Mollison und David Holmgren<br />
nicht nur diese spezielle Art, Landwirtschaft<br />
zu betreiben, sondern auch ein<br />
gewisser Lebensstil entwickelt. Die Idee<br />
Permakultur ist mittlerweile weit verbreitet;<br />
die umfangreichen Prinzipien, die<br />
dahinter stehen, sind jedoch weniger populär.<br />
Zu ihnen zählen neben einer nachhaltigen<br />
Anbauweise in der Landwirtschaft<br />
und im eigenen Garten unter anderem<br />
auch das Verwenden von erneuerbaren<br />
Energien und Vermeidung von<br />
Abfällen. Weiters wird auch auf „Entschleunigung“<br />
hingewiesen – also von<br />
Fast Food zu Slow Food beispielsweise.<br />
Es geht darum lokal zu handeln, dort<br />
Dinge zu verändern, wo unmittelbarer<br />
Einfluss möglich ist.<br />
Zusätzlich gibt es drei ethische Prinzipien,<br />
die sich auf soziale, ökologische und<br />
ökonomische Aspekte beziehen:<br />
z Earthcare – achtsamer Umgang mit<br />
der Erde<br />
z Peoplecare – achtsamer Umgang mit<br />
Menschen<br />
z Limits to consumption, reproduction<br />
and redistribute surplus – kurz:<br />
Selbstbegrenzung<br />
Quelle:<br />
David Holmgren, 2002,<br />
Permaculture – Prinziples & Pathways Beyond Sustainability<br />
Holmgren Design Services, Australia<br />
Transition Town Movement – Städte im Wandel<br />
Die Herausforderungen des<br />
21. Jahrhunderts betreffen vor allem<br />
den Klimawandel und Ressourcenknappheit.<br />
Das Transition-Modell setzt<br />
hier an und versucht Gemeinschaften,<br />
seien es Städte, Gemeinden oder<br />
kleinere Kommunen, in eine widerstandsfähige<br />
Zukunft zu führen.<br />
Die Wurzeln dieser Umweltbewegung liegen<br />
in Großbritannien und Irland, wo der<br />
Permakulturist Rob Hopkins die ersten<br />
Projekte startete. Kinsale in Irland und<br />
Totnes in Südengland waren die ersten<br />
„Städte im Wandel“. Mittlerweile fasst<br />
das Modell international Fuß und wird<br />
beispielsweise in Neuseeland und Amerika<br />
umgesetzt, auch in Österreich gibt<br />
es TransitionGemeinschaften. Das Ziel<br />
ist es, die Umsetzungsgebiete in eine<br />
möglichst autarke Stellung zu bringen.<br />
Diese Selbstständigkeit bezieht sich vor<br />
allem auf Erdöl, aber auch auf andere Importe.<br />
Um Resilienz zu erreichen, wird<br />
ein ganzheitlicher „Wandel“ angestrebt.<br />
Selbstversorgung soll wieder in den Vordergrund<br />
treten – dafür wird hauptsächlich<br />
nach den Prinzipien der Permakultur<br />
vorgegangen. Regionale und lokale Wirtschaftskreisläufe<br />
sollen unterstützt werden<br />
und der Energieverbrauch reduziert<br />
sowie durch erneuerbare Energien ersetzt<br />
werden.<br />
| 29 |<br />
Soziale Aspekte spielen im Wandlungsprozess<br />
ebenso eine wichtige Rolle wie<br />
die ökologischen. Die Gemeinschaftlichkeit<br />
wird unter anderem bei bewusstseinsbildenden<br />
Veranstaltungen gefördert.<br />
Verschiedene Workshops und Arbeitgruppen<br />
bieten der Bevölkerung die<br />
Möglichkeit, sich aktiv an diesem „bottomup“Ansatz<br />
zu engagieren.<br />
Gemeinsam soll die Grundversorgung<br />
mit Lebensmitteln, Energie, Bildung, Kultur<br />
und Transport gesichert werden.<br />
Quellen:<br />
Liam Leonard, John Barry, 2009,<br />
The Transition to Sustainable Living and Practice,<br />
Emerald Group Publishing Limited, UK<br />
Transition Austria:<br />
http://transitionaustria.ning.com<br />
Transition Town Friedrichshain:<br />
http://www.transitiontown-friedrichshain-<br />
kreuzberg.de<br />
Transition Initiativen UK,<br />
international & D/A/CH – Leitfaden Version 1.4<br />
Transition Initiativen – Ein Leitfaden: Energie- und<br />
Kulturwende in Städten, Gemeinden, Landkreisen,<br />
Dörfern, Gemeinschaften und ganzen Regionen<br />
von Ben Brangwyn und Rob Hopkins; 2008<br />
Übersetzung, teilweise Aktualisierung und<br />
Lektorat; 2011<br />
Martin Elborg, Frank Wolf und<br />
Gerd Wessling, Version: 1.4 vom 10.06.2011
Kräuter-WIESsen<br />
Basilikum – das Königskraut<br />
im Rampenlicht<br />
In den letzten Jahren erlangte Basilikum eine immer stärkere Bedeutung<br />
und wurde so zum Trend-Gewürz unter den Küchenkräutern. Früher gelangten die<br />
meisten Rezepte mit Arbeitern von Italien nach Österreich und erstrecken sich mittlerweile<br />
von dem allseits bekannten Basilikum-Pesto über die traditionelle Zubereitung<br />
von Insalata Caprese mit Paradeisern und Mozzarella bis hin zur Herstellung von<br />
Basilikum-Butter, Basilikum-Sekt und vielem mehr.<br />
Bereits zu Beginn dieses Jahres starteten<br />
in der Versuchsstation für Spezialkulturen<br />
Wies die Vorbereitungen für die Veranstaltungsreihe<br />
„KräuterWIESsen“ in<br />
Kooperation mit dem LFI und der Landwirtschaftskammer<br />
<strong>Steiermark</strong>. Die Auswahl<br />
des diesjährigen Schwerpunkts fiel<br />
auf einen beliebten Vertreter der Lippenblütler:<br />
das Basilikum. Bei näherer Betrachtung<br />
offenbarte sich eine größtenteils<br />
unbekannte Vielfalt an Arten in der<br />
Gattung Ocimum, aber auch an zahlreichen<br />
Sorten, die dazu verleiten, den Blick<br />
vom typischen GenoveserTyp wegzulocken.<br />
Die botanische Zuordnung bleibt<br />
ein Kapitel für sich, da in Internet und<br />
Katalogen unzählige Möglichkeiten einer<br />
Klassifizierung angeboten werden. Ausschlaggebend<br />
für die Variationen in Geruch<br />
und Geschmack sind vor allem der<br />
Gehalt an ätherischem Öl und Abweichungen<br />
in dessen Zusammensetzung.<br />
Die Ausbeute beträgt im getrockneten<br />
Kraut zwischen 0,04 bis 0,7 %. Die Formen<br />
und Farbenvielfalt der Blätter und<br />
Blüten kommt durch Kreuzungen im<br />
Laufe der bereits langen Kulturzeit zu<br />
Stande. Die dadurch entstehende Diversität<br />
kann auch bei Verwandten des Basilikums<br />
beobachtet werden, zu denen<br />
neben Salbei, Thymian und Rosmarin<br />
auch die Minzen gehören.<br />
Nicht vernachlässigt werden sollten neben<br />
den Einsatzmöglichkeiten als Gewürz<br />
auch die heilenden Eigenschaften<br />
des Basilikums bzw. bestimmter Arten:<br />
so beschrieb bereits Hildegard von Bingen<br />
1100 n. Chr. in der Physica die Wirksamkeit<br />
des „kalten Krautes“ gegen hohes<br />
Fieber. Auch heute noch wird Basilikum<br />
in der ayurvedischen Medizin nach dem<br />
Prinzip „Kälte gegen Hitze“ eingesetzt.<br />
Weitere Anwendung findet es bei Magenbeschwerden,<br />
Depressionen, Hals<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
schmerzen, Migräne, Ohrenschmerzen,<br />
parasitären Würmern und Entzündungen.<br />
Es werden dem Basilikum auch antimikrobielle<br />
Eigenschaften im Einsatz<br />
gegen Bakterien, Hefen und Schleimpilze<br />
zugesprochen. Zusätzlich erweist sich<br />
das ätherische Öl als insektenabwehrend<br />
bzw. juckreizstillend.<br />
Die Sichtung<br />
Für eine „Vorsichtung“ im geschützten<br />
Anbau konnten 89 Arten und Sorten von<br />
Gruppe Vertreter<br />
Herkünfte<br />
insgesamt 9 Herkünften zusammengetragen<br />
werden. Diese wurden direkt in<br />
Töpfe gesät und beobachtet. Als optimale<br />
Standortbedingungen gelten Temperaturen<br />
von 18 bis 25 °C bei milden<br />
Nächten und einer guten Nährstoff und<br />
regelmäßigen Wasserversorgung.<br />
Nachdem sich die botanische Zuordnung<br />
der einzelnen Vertreter laut Sortenbeschreibung<br />
als kompliziert erwies, wurden<br />
diese 12 Gruppen zugeteilt. Da aber<br />
Gruppe Vertreter<br />
Thai-Basilikum 7 7 Indisches Basilikum 2 2<br />
Busch-Basilikum 1 1 rotblättriges Basilikum 7 7<br />
Wildes Basilikum 3 3 Zitronen-Basilikum 11 9<br />
Zimt-Basilikum 5 5 Feinblättriges Basilikum 6 6<br />
Heiliges Basilikum 2 2 Basilikum-Mischungen 2 2<br />
Genoveser 14 8 salatblättriges Basilikum 3 3<br />
Allgemein 26 6<br />
Ländliche Entwicklung – Projekte<br />
| 30 |<br />
Herkünfte<br />
Tab. 1
Anbieter / Ort<br />
Arche Noah,<br />
schilter (Ö)<br />
Gartenbau Wagner,<br />
Kapfenstein (Ö)<br />
Himmelreichkräuter,<br />
Grambach (Ö)<br />
reinsaat,<br />
st. Leonhard, (Ö)<br />
Tab. 2<br />
viele Vertreter entsprechend ihrer Beschreibung<br />
nicht zugewiesen werden<br />
konnten, wurden diese in einer allgemeinen<br />
Gruppe zusammengefasst (Tab. 1).<br />
Die einzelnen Arten und Sorten wurden<br />
nach 11 Tagen bezüglich ihrer Keimfähigkeit<br />
überprüft, weiters erfolgte nach einer<br />
24tägigen Kulturdauer eine Endauswertung<br />
betreffend die Parameter Keimverhalten,<br />
Wachstum, Farbe und Entwicklungsstadium.<br />
Die Keimung wurde zum<br />
einen visuell auf Einheitlichkeit und Aufgang<br />
bonitiert, zum anderen aber auch<br />
pro Topf ausgezählt. Durch die gesammelten<br />
Daten wurde für die ersten Entwicklungsstadien<br />
der Pflanzen pro Gruppe<br />
eine Sortenempfehlung erstellt, auf<br />
die nun für ausgewählte Typen näher eingegangen<br />
werden soll.<br />
Genoveser<br />
Von den 14 überprüften GenoveserTypen<br />
konnten die Sorten Baldur, Gustosa<br />
und Luna (alle Hild), Emily (Enza Zaden)<br />
und das Genoveser von Gartenbau Wagner<br />
überzeugen. Alle Sorten waren sehr<br />
homogen. Als nicht empfehlenswert erwies<br />
sich auf Grund einer mäßigen Keimung<br />
die Sorte Gigante Genovese der Arche<br />
Noah. Aus der allgemeinen Gruppe<br />
konnten weitere 7 Sorten dem GenoveserTyp<br />
zugeordnet werden. Von diesen<br />
stach vor allem die Sorte Marian (Enza<br />
Zaden) hervor. Die beiden Sorten OCI<br />
102 und Öhre (beide Arche Noah) wiesen<br />
zwar eine verminderte Keimfähigkeit auf,<br />
jedoch eine sehr rasche Entwicklung im<br />
Jungpflanzenstadium. Der Schluss liegt<br />
nahe, dass diese Sorten für die Topfkultur<br />
weniger geeignet sind.<br />
Thai-Basilikum<br />
Austrosaat, Wien<br />
(Ö)<br />
HBLFA schönbrunn,<br />
Wien (Ö)<br />
Jelitto staudensamen<br />
GmbH,<br />
schwarmstedt (D)<br />
rühlemanns Kräuter<br />
und Duftpflanzen,<br />
Horstedt (D)<br />
Bei den 7 ThaiBasilikumSorten konnten<br />
vor allem Thai Siam Queen (Austrosaat)<br />
Dreschflegel,<br />
Witzenhausen (D)<br />
Hermina GmbH,<br />
regensburg (D)<br />
Volmary GmbH,<br />
Münster (D)<br />
syringa, Hilzingen-<br />
Binningen (D)<br />
und ThaiBasilikum (Reinsaat) durch<br />
gute Keimung, einen schönen Wuchs und<br />
eine rasche Entwicklung überzeugen. Die<br />
beste homogene Keimung zeigte Sita<br />
(Hild), die aber kompaktere Pflanzen bildete.<br />
Rotblättriges Basilikum<br />
Bei den drei Sorten Rosso (Reinsaat), Rubin<br />
(Wagner) und Purpurascens (Arche<br />
Noah) traten neben rotblättrigen auch<br />
grüne Pflanzen auf. Eine intensive Rotfärbung<br />
bei guter Keimfähigkeit und raschem<br />
Wachstum zeigte die Sorte Rubin<br />
(Austrosaat).<br />
Zitronen-Basilikum<br />
Die 11 Sorten wiesen starke Schwankungen<br />
im Entwicklungsfortschritt der Pflanzen<br />
auf: während beispielsweise Helios<br />
(Hild) bereits das zweite Blattpaar entwickelte,<br />
wies die Sorte ZitronenBasilikum<br />
(Dreschflegel) nur den Entwicklungsbeginn<br />
des ersten Laubblattes auf. Empfohlen<br />
werden auf Grund der Keimfähigkeit<br />
und der Jungpflanzenentwicklung die<br />
Sorten Helios (Hild), Mr. Burn’s Lemon<br />
(Arche Noah) und Zitronenbasilikum<br />
(Reinsaat).<br />
Feinblättriges Basilikum<br />
Diese Sorten wiesen im Vergleich mit den<br />
übrigen Typen generell eine schnellere<br />
Entwicklung (mit Ausnahme des Grünen<br />
Zwergs der Himmelreichkräuter) und einen<br />
kompakten Wuchs auf. Ausschlaggebendes<br />
Unterscheidungskriterium in dieser<br />
Gruppe stellte die Keimfähigkeit dar.<br />
Die Sorte Piccolino (Enza Zaden) bestach<br />
in allen Beobachtungspunkten.<br />
Veranstaltung und<br />
Sortenschaufeld<br />
enza Zaden,<br />
stockerau, (Ö)<br />
Hild samen GmbH,<br />
Marbach (D)<br />
LVZ Wies, Wies (Ö)<br />
Am Nachmittag des 8. Juli 2011 fand die<br />
Veranstaltungsreihe „KräuterWIESsen“<br />
mit dem diesjährigen Schwerpunkt Basilikum<br />
statt. Das Fachprogramm beinhaltete<br />
neben den botanischen Grundlagen<br />
Verwendungsmöglichkeiten und Anbaudaten,<br />
präsentiert von Norbert Griebl,<br />
auch Informationen zu Substraten, mechanischen<br />
Reizbehandlungen und einer<br />
Sortensichtung, die DI(FH) Robert Koch<br />
von der Staatlichen Lehr und Versuchsanstalt<br />
für Gartenbau (LVG) Heidelberg<br />
vorstellte. Ein Block zum Thema Krankheiten<br />
und Schädlinge an Basilikum wurde<br />
von Mag. Gudrun Krobath der Landwirtschaftskammer<br />
<strong>Steiermark</strong> vorgeführt,<br />
einen weiteren Block zum heiklen<br />
Thema Ernte und Trocknung empfindlicher<br />
Kräuter behandelte DI Dieter Böhme<br />
(Firma Plantaconsult). Weiters wurde<br />
die bereits beschriebene Vorsichtung von<br />
Dr. Juliane Blaha (LVZ Wies) kurz dargestellt.<br />
Nach dem Rundgang durch das<br />
Schaufeld wurde die Veranstaltung durch<br />
ein mehrgängiges BasilikumMenü der<br />
Fachschule Burgstall abgerundet.<br />
Für die Veranstaltung wurden zu den<br />
9 Herkünften der Vorsichtung noch 6<br />
weitere Anbieter aufgenommen, wodurch<br />
im Sortenschaufeld der Versuchsstation<br />
162 Arten und Sorten Basilikum<br />
von 15 Anbietern präsentiert werden<br />
konnten (Tab. 2).<br />
Im Anbau konnten unter anderem die<br />
Einheitlichkeit der Pflanzen, das Aufspalten<br />
der einzelnen Sorten, allgemein die<br />
Wuchseigenschaften sowie Blüten und<br />
Blattfarben und formen beobachtet werden.<br />
Die zahlreichen Vertreter luden<br />
nicht nur zum Kosten und DaranRiechen<br />
ein, sondern regten auch die Lust,<br />
im nächsten Jahr Neues auszuprobieren.<br />
Das Fachprogramm, die Sortenschau<br />
und die kulinarische Aufbereitung des<br />
Themas wurden von den Teilnehmern interessiert<br />
aufgenommen und somit wurden<br />
die hochgesteckten Ziele der Organisatoren<br />
erreicht.<br />
Infos<br />
Der schwerpunkt für „Kräuter-WIessen“<br />
2012 wurde noch nicht fixiert.<br />
Alle Informationen rund um die Versuchsstation<br />
für spezialkulturen in<br />
Wies, die Tätigkeitsberichte der vergangenen<br />
Jahre und Veranstaltungshinweise<br />
finden sie unter<br />
www.spezialkulturen.at<br />
Telefonische Auskunft erhalten sie<br />
unter +43 3465 2423.<br />
| 31 |
Vitamine<br />
Salat-Vielfalt<br />
Vitaminstoß oder geschmacklos?<br />
Einer der Schwerpunkte in der Versuchstätigkeit<br />
des Jahres 2010 stellte die Vielfalt an „Salaten“ – im typischen<br />
und im weiteren Sinne – und deren Demonstration dar.<br />
Dafür wurden am Gelände der Versuchsstation<br />
für Spezialkulturen 143 Arten und<br />
Sorten von „Salaten“ in Schauparzellen<br />
angebaut, die am Nachmittag des 25. Juni<br />
2010 im Rahmen der Veranstaltung<br />
„SalatVielfalt – Vitaminstoß oder geschmacklos?“<br />
den interessierten Besuchern<br />
präsentiert wurden. Zusätzlich gab<br />
es Fachvorträge zu den Themen Kultursalate,<br />
Spezialitäten und mögliche auftretende<br />
Krankheiten und Schädlinge, einen<br />
Rundgang durch die Schauflächen,<br />
eine Rohverkostung und ein SalatBuffet<br />
der besonderen Art…<br />
Batavia, Romana, Lollo bionda<br />
Als Spezialform der Kultursalate wurde<br />
der Spargelsalat (Lactuca sativa L. var. angustana),<br />
ein Vertreter der Lattichsalate<br />
(Lactuca sativa L.), näher beschrieben.<br />
Die Besonderheit der Lattichsalate liegt<br />
im Absondern einer milchigen Flüssigkeit<br />
beim Anschnitt und sie enthalten, im<br />
Gegensatz zu den Zichoriensalaten (Cichorium<br />
intybus L.), nur wenige Bitterstoffe.<br />
Zur Gruppe der Lattichsalate zählen<br />
auch die verbreiteten SalatTypen Batavia,<br />
Eissalat, Kopfsalat, Romana, Lollo<br />
bionda und Lollo rossa sowie Eichblattsalat<br />
grün und rot.<br />
Als Besonderheit beginnt der Spargelsalat<br />
nach der Ausbildung einer Rosette mit<br />
der Formung eines Stängels, der einen<br />
Durchmesser von bis zu 5 cm erreichen<br />
kann. Diese Stängel können wie Spargel<br />
zubereitet werden. Spargelsalat gilt als<br />
leicht verdauliches Gemüse, das geschält<br />
wird bzw. dessen junge Blätter auch roh<br />
verzehrt werden können. Er weist neben<br />
einem hohen Gehalt an Bitterstoffen<br />
auch höhere Mengen an Fruchtsäuren,<br />
Vitaminen und Mineralien auf.<br />
Bei Kultivierung des Spargelsalates sollte<br />
man auf einen lockeren, gut durchlüfteten<br />
Boden achten. Der Nährstoffbedarf<br />
entspricht weitestgehend dem anderer<br />
Kultursalate. Bei Direktsaat beträgt die<br />
Kulturdauer 10 Wochen, bei Vorkultur<br />
und Pflanzung 14 Wochen. Der Pflanzabstand<br />
sollte 25 cm zwischen und in den<br />
Reihen betragen. Um zu vermeiden, dass<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
der Spross bitter schmeckt, sollte vor der<br />
Blüte geerntet werden.<br />
Spezialitäten<br />
Viele Vertreter der „Salate im weiteren<br />
Sinne“ sind weit verbreitet und oftmals<br />
als Ackerbeikraut bekannt. Ihr kulinarischer<br />
Wert bleibt jedoch durch den Ärger<br />
der mangelnden Bekämpfungsmöglichkeiten<br />
auf der Strecke. Beispiele hierfür<br />
sind<br />
Ländliche Entwicklung – Projekte<br />
Viele Vertreter der „Salate<br />
im weiteren Sinne“ sind weit<br />
verbreitet und oftmals als<br />
Ackerbeikraut bekannt.<br />
| 32 |
z der Gute Heinrich (Chenopodium<br />
bonus-henricus L.),<br />
z unterschiedliche Varietäten der<br />
GartenMelde (Atriplex hortensis L.),<br />
z der Amarant (Amaranthus tricolor<br />
L., A. blitum L.),<br />
z der Löwenzahn (Taraxacum<br />
officinale) und<br />
z Schild und Gemüseampfer (Rumex<br />
scutatus L., R. patientia L.).<br />
Ebenfalls als „Unkraut“ wird Portulak<br />
(Portulaca oleracea subsp. sativa (Haw.)<br />
Čelak.) bezeichnet. Portulak zeichnet sich<br />
durch seinen hohen Gehalt an Carotin<br />
und Vitamin C, aber auch ansprechende<br />
Mengen an Eisen, Kalzium, Magnesium,<br />
Kalium und Omega3HeptaLinolsäure,<br />
die für den säuerlichen Geschmack verantwortlich<br />
ist, aus. Allgemein kann der<br />
Geschmack als angenehm und etwas salzig<br />
mit nussigem Beigeschmack beschrieben<br />
werden… alles in allem als erfrischend.<br />
Portulak – potenzmindernd,<br />
trotzdem gesund<br />
Die Verwendungsmöglichkeiten sind<br />
vielfältig: die Blütenknospen dienen als<br />
Kapernersatz, junge Blätter als Rohkost<br />
für Salate und Saucen, und ältere Blätter<br />
können gedünstet wie Spinat verzehrt<br />
werden. Die Wirkung des Portulaks gilt<br />
als antikanzerogen, antibakteriell und<br />
antiviral. Der Tee der Blätter wird gegen<br />
Blasen und Nierenleiden eingesetzt,<br />
wirkt appetitanregend, blutreinigend,<br />
lindert Sodbrennen, regelt die Verdauung<br />
und soll auch gegen Skorbut wirksam<br />
sein. Als Wermutstropfen werden in der<br />
Literatur potenzmindernde Eigenschaften<br />
angegeben. In Kultur bevorzugt Portulak<br />
wärmere, sonnige Standorte mit<br />
leichtem, sandigem, humosem, gut nährstoffversorgtem<br />
Boden, der nicht austrocknen<br />
sollte. Die Kultur ist einjährig.<br />
Der erste Schnitt kann bereits nach drei<br />
bis vier Wochen erfolgen, insgesamt sind<br />
drei Schnitte möglich. Während der Blüte<br />
ist Portulak nicht genießbar. Die Lagerung<br />
kann für drei bis fünf Tage bei hoher<br />
Luftfeuchtigkeit im Kühlschrank erfolgen,<br />
die Blätter können aber auch in Salz,<br />
Essig und Wasser eingelegt oder eingefroren<br />
werden.<br />
Weitere am Gelände kultivierte Vertreter,<br />
die sich gut als Salat oder Salatbeigabe<br />
eignen, sind<br />
z Rucola (Eruca sativa Mill.),<br />
z die WinterKresse (Barbarea<br />
vulgaris R. Br.),<br />
z der BlattMangold (Beta vulgaris L.<br />
var. vulgaris),<br />
z die Speisechrysantheme<br />
(Chrysanthemum coronarium L.),<br />
z die GemüseMalve (Malva<br />
verticillata L. var. crispa),<br />
z das Eiskraut (Mesembryanthemum<br />
crystallinum L.) und<br />
z der MalabarSpinat (Basella alba L.).<br />
Bei den so genannten BabyleafSalaten<br />
handelt es sich um Typen, die mehrmals<br />
mit einer Blattlänge von etwa 8 cm geschnitten<br />
und direkt verwendet werden<br />
können. Eine Durchmischung des ausgewählten<br />
Saatguts bringt Farbe in die<br />
Salatschüssel, wobei unterschiedliche Typen<br />
auch teilweise verschieden lange<br />
Kulturzeiten aufweisen.<br />
Chilis bekommen Konkurrenz<br />
Für all jene, die’s gern mal etwas schärfer<br />
haben, bieten sich Vertreter der AsiaSalate<br />
und dabei vor allem die Senfsorten<br />
an, die wiederum in unterschiedlichen<br />
Formen, wie z.B. ganzrandig bis geschlitztblättrig,<br />
und Farben, von Hellgrün<br />
bis hin zu Dunkelrot, angeboten werden.<br />
Zu den AsiaSalaten, die auch als „Japanese<br />
Greens“ bekannt sind, zählen hauptsächlich<br />
Sorten der Brassicaceae (Kreuzblütler),<br />
wie z.B. Mizuna, Mibuna, Mini<br />
Pak Choi (alle Brassica rapa subsp. rapa),<br />
SenfspinatSorten, BlattsenfSorten und<br />
die Japanische Petersilie (Cryptotaenia<br />
japonica). Es handelt sich um frosttolerante<br />
Typen, die einmalig oder mehrmals<br />
geschnitten werden können. Auch in diesem<br />
Fall muss bei der Mischung unterschiedlicher<br />
Arten auf die variierende<br />
Entwicklungszeit geachtet werden.<br />
Chilis bekommen<br />
Konkurrenz<br />
Krankheiten & Schädlinge<br />
Zu den häufigsten pilzlichen Krankheitserregern<br />
zählen der Falsche Mehltau<br />
(Bremia lactucae), die Schwarzfäule (Rhizoctonia<br />
solani), der Becherpilz (Sclerotinia<br />
sp.) und der Grauschimmel (Botrytis<br />
cinerea), während Blattläuse, Raupen<br />
und Drahtwürmer als die am häufigsten<br />
auftretenden Schädlinge gelten. Neben<br />
Pflanzenschutzmitteln besteht auch die<br />
Möglichkeit einer Bekämpfung der<br />
Schädlinge mit Hilfe von natürlichen Gegenspielern<br />
– den Nützlingen. Gegen<br />
Blattläuse werden beispielsweise in vielen<br />
Kulturen erfolgreich Marienkäfer,<br />
Florfliegenlarven, Gallmückenlarven und<br />
Schlupfwespen eingesetzt.<br />
Die SalatKultur kann aber auch von Viren<br />
und Bakterien bzw. nichtparasitären<br />
Schäden beeinflusst werden. Zu den<br />
nichtparasitären Schädigungen zählt unter<br />
anderem die Glasigkeit, die durch einen<br />
zu hohen Wassergehalt in den Zellen<br />
vom Blattrand ausgehend glasige Flächen<br />
auf den Blättern verursacht. Hervorgerufen<br />
wird sie durch einen Wetterumschwung<br />
von sonnig auf trüb. Der<br />
umgekehrte Wetterumschwung, also von<br />
trüb auf sonnig, führt zu Wasser und KalziumMangel,<br />
der oftmals den berüchtigten<br />
Innenbrand zur Folge hat.<br />
Salatbuffet<br />
| 33 |<br />
Nach dem Fachprogramm und der Präsentation<br />
der Schauparzellen wurde eine<br />
Rohverkostung durchgeführt und ein<br />
warmes und kaltes SalatBuffet der etwas<br />
anderen Art genossen. Zu den köstlichen<br />
Gerichten zählten unter anderem eine<br />
GemüseMalveSuppe, mit Winterkresse<br />
und Melde verfeinertes Brot und diverse<br />
Salate, wie z.B. Spargelsalat mit Schafkäse<br />
oder ein pikanter BananenErdbeersalat.<br />
Der Tätigkeitsbericht 2010 mit allen Versuchsanstellungen,<br />
Sorten und Ergebnissen,<br />
aber auch Informationen zum Versuchsprogramm<br />
2011 und Veranstaltungshinweise<br />
werden auf der Homepage<br />
www.spezialkulturen.at online gestellt.
Für’s Leben lernen<br />
Fachschule Haidegg<br />
Lern- und Lebensraum.<br />
Die Fachschulausbildung ist heute gefragter denn je. Unser Bildungsangebot ist<br />
zeitgemäß und auf Berufs- und Erwerbstätigkeiten im ländlichen Raum abgestimmt.<br />
Bratapfel aus Haidegg mit<br />
Kürbis-Karotten-Füllung<br />
Rezept:<br />
Mittelgroße Äpfel an der Stielseite<br />
1cm abkappen (= Deckel)<br />
aushöhlen (ca. 1 cm Wandstärke)<br />
mit Zitronensaft beträufeln<br />
ausgehöhlte Äpfel mit Teigmasse<br />
füllen (reicht für ca. 12 Stk.)<br />
in gut befetteter Auflaufform bei<br />
175° ca. 45 Minuten backen<br />
Füllmasse für Äpfel:<br />
2 Eier<br />
5 dag Kristallzucker<br />
8 dag Staubzucker<br />
etw. Vanillezucker<br />
1 Prise Salz<br />
15 dag geriebene Karotten<br />
1 Msp. Zimt, etw. Orangenschale<br />
1 EL griffiges Mehl<br />
5 dag geh. Kürbiskerne<br />
8 dag ger. Haselnüsse<br />
Zubereitung der Füllmasse:<br />
Eier mit Zucker sehr gut aufschlagen<br />
und die restlichen Zutaten vorsichtig<br />
unterheben (Biskuitteig)<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Dir. Maria schütz<br />
Für viele aktuelle Probleme der Gesellschaft<br />
wird an unserer Schule ein Lösungsansatz<br />
vorbereitet. Fächerübergreifendes<br />
Trainieren der Schlüsselqualifikationen,<br />
Auftreten und Eigenverantwortung<br />
sowie Teamfähigkeit werden im<br />
Schulalltag laufend optimiert.<br />
Das Verknüpfen von Wissen und Anwendung,<br />
Lernen und Tun, ist für unsere<br />
Schüler der Schlüssel zum Erfolg. Für uns<br />
ist Schule nicht nur Lernraum – sondern<br />
viel mehr auch Lebensraum.<br />
Berufsausbildung<br />
Unsere 3jährige Ausbildung beginnt mit<br />
der 9. Schulstufe und endet mit dem<br />
Fachschulabschluss und einer zusätzlichen<br />
Berufsabschlussprüfung.<br />
Folgende Berufsausbildungen sind derzeit<br />
möglich:<br />
z Facharbeiter für Betriebs und<br />
Haushaltsmanagement<br />
z Betriebsdienstleistungskauffrau/<br />
mann<br />
z Koch/Köchin<br />
z Restaurantfachkraft<br />
Unser Ziel ist es, junge, lebenskompetente<br />
Menschen mit einer zusätzlichen Berufsausbildung<br />
auszustatten. Das macht<br />
unsere Absolventen zu beliebten Lehrlingen<br />
und Mitarbeitern.<br />
Unsere Ausbildungsschwerpunkte werden<br />
mit der Grundausbildung von der<br />
ersten Klasse weg bis zum Fachschulabschluss<br />
nach drei Jahren gefestigt und<br />
ausgebaut.<br />
Ländliche Entwicklung – Projekte<br />
Wir legen besonderen Wert auf:<br />
z Verarbeitung und Verwendung<br />
heimischer Lebensmittel<br />
z Richtige, gesunde Ernährung<br />
(Essverhalten, Gewichtsprobleme)<br />
z Gesundheitliche Prävention<br />
z Grundlegendes, sozialberufliches<br />
Verständnis<br />
z Vorbereitung auf die Verantwortung<br />
in der Familie<br />
z Wertschätzender Umgang<br />
miteinander<br />
z Ausbildung von Fachkräften für den<br />
Tourismus und die Wirtschaft<br />
Dass unsere Schüler/innen mit guten<br />
EDVKenntnissen gerüstet werden, hilft<br />
ihnen bei der Beschaffung und Bewältigung<br />
von schulischem und außerschulischem<br />
Wissen: z.B. Inhalte der Unternehmerprüfung,<br />
– oder der Wirtschaftassistentenausbildung<br />
usw. Bei vorzeitigem<br />
Schulaustritt gibt es deshalb evtl. Lehrzeitanrechnungen.<br />
Eine so vielseitige<br />
Ausbildung für junge Menschen soll Mut<br />
machen auf das Erlebnis Bildung.<br />
Infos<br />
Fachschule für Land- und<br />
ernährungswirtschaft Haidegg<br />
ragnitzstraße 193, 8047 Graz<br />
Telefon: 0316/301507<br />
www.fs-haidegg.at<br />
| 34 |
Haltbarmachen<br />
Die Wiederentdeckung<br />
des Grubenkrautes<br />
Kraut war viele Jahrhunderte als Wintergemüse<br />
ein überlebenswichtiger Bestandteil<br />
der bäuerlichen Ernährung. Das<br />
am bäuerlichen Krautacker kultivierte<br />
Weißkraut wurde auf vielen Höfen der<br />
Region in Krautgruben milchsauer vergoren.<br />
Zum Unterschied vom Sauerkraut<br />
wurden hier die Köpfe im Ganzen konserviert.<br />
Als historische Verbreitungsgebiete<br />
sind in der <strong>Steiermark</strong> lediglich die<br />
Bereiche Fischbacher Alpen/Joglland<br />
und die Weststeiermark rund um Stainz<br />
genannt. Grubenkraut wurde für den Eigengebrauch<br />
produziert. Der Strukturwandel<br />
in der Landwirtschaft, das durch<br />
steigenden Wohlstand veränderte Nahrungsverhalten<br />
und die einfachere und<br />
weniger arbeitsintensive Herstellung von<br />
Sauerkraut führten in den 1930er Jahren<br />
und weiters in den Nachkriegsjahren<br />
zum Verschwinden des Grubenkrautes.<br />
Mit dem Projekt von Frau Mag. Waltraud<br />
Froihofer aus Fischbach wird das Grubenkraut<br />
wiederentdeckt, Kraut wird<br />
nicht nur als gesundheitlich wertvolles<br />
Nahrungsmittel, sondern auch abseits<br />
seines „Beilagencharakters“ auch als eigenständige<br />
Spezialität etabliert.<br />
sabine Dam<br />
Bodenständige und köstliche Rarität.<br />
„Grubenkraut“, umgangssprachlich „Ohlakraut“, steht für<br />
eine historische Form der Krautkonservierung.<br />
Die Krautköpfe wachsen in klimatisch<br />
rauen Lagen – auf 900 bis 1000 Meter Seehöhe,<br />
wobei bei der Produktion die Erhaltung<br />
der Kulturpflanzenvielfalt eine<br />
wichtige Rolle spielt. Daher wird darauf<br />
geachtet, dass für das Grubenkraut vorwiegend<br />
alte, regional bewährte, extensive<br />
Sorten, welche samenfest sind und<br />
direkt am Hof vermehrt werden können,<br />
verwendet werden.<br />
„Der Froihof“ liegt in der Region Fischbacher<br />
Alpen/Joglland und ist ein Bergbauernhof<br />
mit Milchviehhaltung, Schafen,<br />
Ziegen, Hühnern und natürlich Grubenkraut<br />
– welches aber nicht als klassischer<br />
Gemüseanbau, sondern vielmehr<br />
als Tradition bäuerlicher Selbstversorgung<br />
gesehen wird.<br />
Infos<br />
Nähere Informationen zum Betrieb<br />
finden sie unter<br />
www.grubenkraut.at und<br />
www.froihof.at.<br />
… nicht nur ein gesundheitlich<br />
wertvolles Nahrungsmittel,<br />
sondern auch eine Spezialität<br />
Grubenkraut nach<br />
traditionellem Rezept:<br />
Für vier Personen als Zwischen<br />
oder Zuspeise<br />
Zutaten:<br />
400 g Grubenkraut<br />
1 Schalotte oder 1 kleine Zwiebel<br />
2–3 EL gutes Schweineschmalz<br />
Grammeln (besonders fein<br />
schmecken von Hand geschnittene<br />
WollschweinGrammeln)<br />
Salz, Petersilie<br />
| 35 |<br />
Zubereitung:<br />
Zwiebel fein schneiden und im Fett<br />
anschwitzen, Grubenkraut in Streifen<br />
von ca. 2 x 3 cm schneiden und<br />
dazugeben, salzen und mit etwas<br />
Wasser ca. 1 bis 1,5 Stunden langsam<br />
dünsten. Abschließend Grammeln<br />
kurz anrösten und über das<br />
Gericht streuen, mit Petersilie garnieren<br />
und heiß servieren.
Die grüne Lunge<br />
2011 – Jahr des Waldes<br />
Mehr öffentliche Aufmerksamkeit für den Wald<br />
Die Generalversammlung der UNO hat in einer Resolution das Jahr 2011<br />
zum Internationalen Jahr des Waldes erklärt.<br />
Kein wirtschaftliches Tun ist denkbar ohne Holz –<br />
sogar der Jäger braucht den Speer!<br />
Alle 192 UNMitgliedsstaaten haben sich<br />
dabei unter anderem den Stopp der Entwaldung,<br />
den flächenhaften Ausbau von<br />
Schutzgebieten und die Mobilisierung finanzieller<br />
Mittel für die nachhaltige<br />
Waldbewirtschaftung zum Ziel gesetzt.<br />
Darüber hinaus möchte die UNO mit<br />
dem Internationalen Jahr die öffentliche<br />
Aufmerksamkeit für den Wald erhöhen.<br />
Die <strong>Steiermark</strong>, sie wird auch die „Grüne<br />
Mark“ genannt, ist das waldreichste Bundesland<br />
Österreichs. Rund 1 Million Hektar,<br />
das sind 61,1 Prozent der Landesflä<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
ulrike urisk-rauter<br />
che, sind von Wald bedeckt. Rund 55.000<br />
Menschen leben in der <strong>Steiermark</strong> von<br />
der Waldbewirtschaftung und Verarbeitung<br />
von Holz. Kein wirtschaftliches Tun<br />
ist denkbar ohne Holz – sogar der Jäger<br />
braucht den Speer!<br />
Die Holzwirtschaft wird als ältester Wirtschaftszweig<br />
der Menschheit und zugleich<br />
als der zukunftsträchtigste angesehen.<br />
In der Holzwirtschaft gilt nämlich<br />
etwas, was der modernen Zeit abhanden<br />
gekommen ist – wirtschaften, ohne auszubeuten.<br />
Ländliche Entwicklung – Projekte<br />
Man nennt das Nachhaltigkeit – ein Begriff,<br />
der im letzten Jahrzehnt weit über<br />
seine ursprüngliche Bedeutung hinausgewachsen<br />
ist und nunmehr für eine<br />
ganze Denkrichtung steht, auf die die gesamte<br />
Wirtschaft ausgerichtet werden<br />
soll.<br />
Wald und Wertschöpfung<br />
| 36 |<br />
Holz ist viel zu schade, um es nur zu verheizen!<br />
Der Weg des Rohstoffes Holz –<br />
von der Ernte bis zur Verarbeitung – ist<br />
ein Weg der ständig wachsenden Wertschöpfung.<br />
Das Ergebnis ist eine einzigartige<br />
Produktpalette mit hoher ÖkoEffizienz,<br />
technischem und ästhetischem<br />
Wert.
Holz ist der einzige in Österreich nachhaltig<br />
zur Verfügung stehende Rohstoff.<br />
Die Bedeutung von Holz für den Arbeitsmarkt<br />
und die Handelsbilanz ist bedeutend.<br />
Mehr Holzwirtschaft bedeutet daher<br />
mehr regionalwirtschaftliche Wertschöpfung,<br />
mehr Arbeitsplätze sowie<br />
mehr Umwelt und Klimaschutz.<br />
Die Holz und Papierindustrie ist eine der<br />
wenigen großen Arbeitgeberinnen im<br />
ländlichen Raum und ein großer ökonomischer<br />
Impulsgeber.<br />
Die <strong>Steiermark</strong>, bereits bisher das „Holzland<br />
Nummer eins“, will sich künftig<br />
auch als „HolzHightechLand Nummer<br />
eins“ positionieren. Unter dem Motto<br />
„Wärme, Wohnen und Wertschöpfung<br />
aus dem steirischen Wald“ wurden unter<br />
anderem folgende konkrete Ziele definiert:<br />
z Steigerung des Holzanteils im<br />
Wohnbau auf 20 Prozent.<br />
z Gezielte Steuerung hin zu mehr<br />
Raumwärme aus erneuerbarer Energie<br />
durch die Förderinstrumente im<br />
Wohnbaubereich.<br />
z Verdoppelung der Energiegewinnung<br />
aus Biomasse. Mittelfristig<br />
geht es darum, 65.000 Wohnungen<br />
von Öl und Gas auf Holz umzustellen.<br />
z Intensivierung von HolzContractingProjekten,<br />
bei denen vor allem<br />
bäuerliche Holzliefergemeinschaften<br />
als Wärmedienstleister von der<br />
Rohstoffgewinnung bis zur unmittelbaren<br />
Wärmebereitstellung die Wertschöpfung<br />
in der Region belassen.<br />
z Intensivierung der Forschung und<br />
Entwicklung, namentlich auch in<br />
den Bereichen Ökostrom und<br />
Biotreibstoffgewinnung.<br />
Wald und Klimaschutz<br />
Wald wird naturgemäß mit dem ländlichen<br />
Raum in Verbindung gebracht.<br />
Doch groß ist seine Bedeutung auch für<br />
die städtische <strong>Lebensqualität</strong> – „alter<br />
Baumbestand“ ist ein zusätzliches Plus<br />
beim Kauf einer Immobilie, ein nahegelegener<br />
Park ein wichtiger Standortfaktor!<br />
Eine 100jährige Eiche mit 130.000 Blättern,<br />
ihren biologischen Solarzellen, bindet<br />
jährlich rd. 5.000 Kilogramm Kohlendioxid<br />
zu organischen Substanzen wie<br />
Holz, Blätter und Rinde und gibt dabei<br />
bis zu 4.500 Kilogramm Sauerstoff ab; das<br />
ist der Jahresbedarf von elf Menschen.<br />
Gleichzeitig arbeitet der Baum wie eine<br />
Klimaanlage. Die Wurzeln der genannten<br />
Eiche saugen jährlich etwa 40.000 Liter<br />
Wasser aus dem Boden, das die Blätter<br />
wieder „ausschwitzen“. Außerdem filtert<br />
sie im Jahr etwa eine Tonne Staub und<br />
Schadstoffe aus der Luft, wirkt also wie<br />
ein überdimensionaler Staubsauger.<br />
Dass sich daher die Steirerinnen und<br />
Steirer mit ihrem Wald eng verbunden<br />
fühlen, ergibt sich von selbst – sie schätzen<br />
das Multitalent Wald als Erholungsraum,<br />
als Schutz gegen Lawinen oder<br />
Erdrutsche und als grüne Lunge, um nur<br />
einige wichtige Funktionen zu nennen.<br />
| 37 |<br />
Aus den diversen Ansprüchen ergeben<br />
sich allerdings auch Nutzungskonflikte<br />
(Tourengeher versus Waldwirtschaft, Jäger<br />
gegen Pilzesammler, Wanderer versus<br />
Mountainbiker etc.)<br />
Forstpolitik heißt daher immer auch, einen<br />
permanenten Dialog mit der Gesellschaft<br />
zu führen, in dem die ökonomischen,<br />
sozialen und ökologischen Leistungen<br />
der Wald und Forstwirtschaft<br />
für die Menschen des Landes dargestellt<br />
werden und ein Ausgleich zwischen den<br />
verschiedenen Interessen gesucht wird.
Bewusstseinsbildung<br />
Von Chancengleichheit gibt<br />
es keinen Urlaub<br />
Fachtraining „Chancengleichheit in der ländlichen Entwicklung“<br />
Das Fachtraining „Chancengleichheit in der ländlichen Entwicklung“ richtete sich an<br />
Personen, die an der Umsetzung des Programms „Ländliche Entwicklung LE07-13“<br />
beteiligt sind; also Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von PVLs, SVLs, Fachabteilungen der<br />
Länder und des Bundes, LW-Kammern und LAG-Managerinnen und -Manager. Das<br />
Fachtraining wurde von der Arbeitsgruppe Chancengleichheit LE07-13 entwickelt und<br />
2011 von Netzwerk Land mit Zita Küng als Trainerin für alle Bundesländer Österreichs<br />
durchgeführt. In der <strong>Steiermark</strong> fand das Training am 3. und 4. Oktober 2011 in<br />
Laßnitzhöhe statt.<br />
„Eigentlich habe ich mich vor dem Training<br />
ein bisschen gefürchtet und wollte<br />
gar nicht kommen. Aber jetzt bin ich froh,<br />
dass ich dabei war, und kann vieles für<br />
meine Arbeit mitnehmen!“, meinte ein<br />
steirischer Teilnehmer bei der Abschlussrunde.<br />
Und das trifft einen wichtigen<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Barbara Pia Hartl, Netzwerk Land<br />
Punkt. Chancengleichheit ist ein erklärtes<br />
Ziel in allen Politikbereichen auf nationaler<br />
und EUEbene und auch im österreichischen<br />
Programm für die ländliche<br />
Entwicklung verankert. Objektiv betrachtet<br />
leuchtet es jedem Menschen ein,<br />
dass es ein wichtiges Thema ist, subjektiv<br />
betrachtet machen Ängste und individuelle<br />
Emotionen einen professionellen<br />
und konstruktiven Umgang mit dem<br />
Ländliche Entwicklung – Projekte<br />
| 38 |<br />
Thema schwierig. Vor allem in wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten oder wenn anderes<br />
drängender ist, wird Chancengleichheit<br />
relativ schnell als „Orchideenthema“<br />
eingestuft. Die Förderung von Chancengleichheit<br />
kann aber ländliche Regionen,<br />
insbesondere in den Augen junger und
gebildeter Frauen und Männer, als Lebensmittelpunkt<br />
attraktiv machen und<br />
damit der statistisch belegten Abwanderung<br />
entgegenwirken.<br />
Ein professioneller, verantwortlicher,<br />
gemeinschaftlicher und<br />
u nbelasteter Umgang<br />
Beim Fachtraining Chancengleichheit in<br />
der ländlichen Entwicklung hat die international<br />
renommierte Trainerin, Beraterin<br />
und Coach Zita Küng viele Grundlagen<br />
und Ansätze zum Thema Chancengleichheit<br />
und Gender Mainstreaming<br />
geboten, wie beispielsweise die verschiedenen<br />
theoretischen Konzeptionen und<br />
Strategien, verborgene Kosten und Schätze<br />
sowie Geschlechterstereotypen. Mit<br />
konkreten Übungen und Werkzeugen wie<br />
der 4RGenderAnalyse wurden Beispiele<br />
aus der Praxis besprochen, analysiert<br />
und gestaltet. Wissensvermittlung, Erfahrungsaustausch<br />
und Kompetenzaufbau<br />
durch die Bearbeitung von Fallbeispielen<br />
bildeten die Basis für einen professionellen<br />
und konstruktiventspannten Umgang<br />
mit dem Thema. Das Fachtraining<br />
soll den Blick der Teilnehmenden für<br />
Chancengleichheit schärfen und sie darin<br />
bestärken, das Gehörte auch anzuwenden.<br />
Eines bleibt gewiss: Mit einer<br />
Maßnahme allein ist das Thema nicht abgehakt.<br />
Die Auseinandersetzung mit<br />
Chancengleichheit bleibt ein ständiger<br />
Prozess, denn Geschlechterverhältnisse<br />
müssen von uns täglich gestaltet werden.<br />
Oder wie Zita Küng es formulierte: „Dieses<br />
Thema begleitet uns täglich 24 Stunden<br />
lang. Auch wenn es manchmal anstrengend<br />
ist, aber von diesem Thema<br />
gibt es keinen Urlaub.“<br />
Weitere Maßnahmen der AG<br />
Chancengleichheit<br />
Um Sensibilität und Bewusstsein für das<br />
Thema Chancengleichheit im Programm<br />
LE0713 zu erhöhen, wurde im Begleitausschuss<br />
für das Programm LE0713 im<br />
Juni 2009 beschlossen, die Arbeitsgruppe<br />
Chancengleichheit einzurichten. In dieser<br />
Arbeitsgruppe wirkten Vertreterinnen<br />
und Vertreter der Landes und Bundesverwaltung,<br />
der Sozialpartner, von Frauen<br />
und Jugendorganisationen sowie von<br />
Netzwerk Land mit. In vier Workshops<br />
hat die AG Chancengleichheit im Jahr<br />
Klein-Arbeitsgruppe im Freien<br />
2010 ein Maßnahmenprogramm zur Förderung<br />
der Chancengleichheit in der<br />
ländlichen Entwicklung erarbeitet, dessen<br />
Umsetzung bis zum Jahr 2013 ebenfalls<br />
vom Begleitausschuss des Programms<br />
LE0713 beschlossen wurde. Die<br />
Maßnahmen umfassen beispielsweise regionale<br />
ImpulsForen „Regionalentwicklung<br />
aus FrauenSicht“, den LE Wettbewerb<br />
2012 zum Thema Chancengleichheit<br />
bzw. Vielfalt, innovative Kommunikationsmaßnahmen<br />
und einen Schwerpunkt<br />
zum Thema „Jugend LE0713“.<br />
Netzwerk Land<br />
ist die Servicestelle …<br />
| 39 |<br />
… zur optimalen umsetzung der ländlichen<br />
entwicklung Le07-13 (Grüner<br />
Pakt) und wurde vom Bundesministerium<br />
für Land- und Forstwirtschaft,<br />
umwelt und Wasserwirtschaft eingerichtet.<br />
Netzwerk Land unterstützt mit<br />
seinen Aktivitäten die AkteurInnen in<br />
ländlichen räumen mit erfahrungsaustausch,<br />
Weiterbildungsangeboten,<br />
Fachveranstaltungen, Publikationen<br />
und ist aktiv in der transnationalen<br />
Vernetzung tätig. Die vier thematischen<br />
Achsen des Programms Le07-13<br />
werden von drei Organisationen bzw.<br />
unternehmen betreut. Der Agrar.Projekt.Verein<br />
betreut die AkteurInnen im<br />
Bereich Landwirtschaft und Markt sowie<br />
Forstwirtschaft, der umweltdachverband<br />
GmbH den schwerpunkt<br />
ÖPuL und umwelt und die ÖAr regionalberatung<br />
GmbH die schwerpunkte<br />
<strong>Lebensqualität</strong> und Diversifizierung<br />
der ländlichen Wirtschaft und Leader.<br />
Die aktuellsten Informationen sowie<br />
das Team von Netzwerk Land finden<br />
sie unter www.netzwerk-land.at.
Gentechnik<br />
Bleibt Österreich in Zukunft<br />
eine gentechnikfreie Insel?<br />
Österreichs Gentechnikpolitik konzentriert sich auf zwei Hauptthemen.<br />
Sehr strenge EU-weite Zulassungsbestimmungen einerseits und den Erhalt der<br />
Gentechnikfreiheit in Österreich andererseits.<br />
Während letzter Anspruch sich in früheren<br />
Jahren zumindest tendenziell auch<br />
auf Lebens und Futtermittel erstreckt<br />
hatte, konzentrierte man sich bald auf<br />
den Anbau. Bei Futtermitteln gibt es zwar<br />
Initiativen, wie z.B. bei Soja verstärkt auf<br />
gentechnikfreie Futtermittel umzusteigen.<br />
Ein flächendeckender Umstieg<br />
scheint allerdings wenig realistisch. Bei<br />
Lebensmitteln sind es vor allem Handel<br />
und Produzenten und weniger die Politik,<br />
die Lebensmittelprodukte vermeiden,<br />
die als GVO gekennzeichnet werden<br />
könnten. Gleichzeitig üben vor allem<br />
Umweltverbände Druck aus, mehr und<br />
mehr Lebensmittel nach der strikten österreichischen<br />
Kodexrichtlinie gentechnikfrei<br />
zu produzieren. Gentechnikfreiheit<br />
als Gegenstand der Politik bedeutet<br />
daher vor allem, den Anbau von genetisch<br />
veränderten Pflanzen (und auch experimentellen<br />
Freisetzungen) zu vermeiden.<br />
Das Festhalten an der Gentechnikfreiheit,<br />
während man gleichzeitig verstärkt<br />
auf nachhaltige und multifunktionelle<br />
Landwirtschaft setzt, ist Österreich bislang<br />
scheinbar gut bekommen. Es hat<br />
seine Rolle als Nischenproduzent für agrarische<br />
Qualitätsprodukte eher gestärkt,<br />
Exportchancen für Bioprodukte und garantiert<br />
gentechnikfreies Saatgut verbessert<br />
und das Image der intakten naturnahen<br />
Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion<br />
und Tourismusdestination<br />
glaubhaft unterstützt.<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Armin spök<br />
Ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung<br />
der österreichischen Politik in der<br />
EU sind Anbauverbote für in der EU zugelassene<br />
genetisch veränderte Pflanzen.<br />
Mehrfache Versuche der EUKommission,<br />
diese Verbote zu Fall zu bringen,<br />
scheiterten an der breiten Unterstützung<br />
ArminSpök<br />
IFZ- Interuniversitäres Forschungszentrum<br />
für Technik, Arbeit und Kultur<br />
Österreichs durch andere Mitgliedsstaaten.<br />
Diese Tatsache legt nahe, dass eine<br />
Mehrheit der Mitgliedsstaaten die Möglichkeit<br />
nationaler Alleingänge beim Anbau<br />
von genetisch veränderten Pflanzen<br />
nicht ausschließen will. Die EUKommission<br />
hat daher jüngst folgerichtig einen<br />
Politikwechsel vollzogen und Änderungen<br />
der EUGesetzgebung für die EUweite<br />
Zulassung von genetisch veränderten<br />
Pflanzen vorgeschlagen (OptoutRegelung).<br />
Diese sollen es den Mitgliedsstaaten<br />
in Hinkunft ermöglichen, den<br />
Anbau solcher Pflanzen im eigenen Territorium<br />
fallspezifisch einzuschränken<br />
oder ganz zu verbieten. Manche Kom<br />
Ländliche Entwicklung – Projekte<br />
| 40 |<br />
mentatoren sprechen in diesem Zusammenhang<br />
von einem Durchsetzen der österreichischen<br />
Position oder gar von einem<br />
Sieg der österreichischen Politik.<br />
Einen solchen auszurufen, scheint allerdings<br />
verfrüht. Während manche EU<br />
Mitgliedsstaaten und das EUParlament<br />
sich für diesen Vorschlag ausgesprochen<br />
haben, legen sich andere, darunter auch<br />
EUSchwergewichte wie Frankreich,<br />
nach wie vor quer und ein Kompromiss<br />
scheint nicht in Sicht. Zudem sind eine<br />
Reihe von weiteren Themen in den Fokus<br />
gerückt, die sorgfältiger Bewertungen<br />
und einvernehmlicher politischer Lösungen<br />
bedürfen, z.B. die Regelungen zu geringfügigen<br />
Rückständen von nicht in der<br />
EU zugelassenen genetisch veränderten<br />
Pflanzen in Futtermitteln oder die Frage,<br />
welche der zahlreichen neuen Züchtungstechniken<br />
unter die Definition einer<br />
„genetischen Veränderung“ fallen<br />
sollen und welche nicht. Auch der Vorstoß<br />
Frankreichs und der Niederlande,<br />
unterstützt u.a. von Österreich, sozioökonomische<br />
und Nachhaltigkeitsaspekte<br />
des Anbaus von genetisch veränderten<br />
Pflanzen bei den EUZulassungsentscheidungen<br />
berücksichtigen zu können,<br />
wird intensiv diskutiert. Gleichzeitig laufen<br />
umfangreiche externe Evaluierungen<br />
der gesamten EUGentechnikgesetzgebung,<br />
deren Ergebnisse noch in den Diskussionsprozess<br />
eingespeist werden.<br />
Dies schafft eine komplexe Gemengelage,<br />
die wohl insgesamt den Druck auf Gesetzesänderungen<br />
erhöht, aber die mögliche<br />
Entwicklung auch schwerer berechenbar<br />
macht.<br />
Eine gleichzeitige Bearbeitung und Beseitigung<br />
der vielen „Politikbaustellen“<br />
durch umfassendere Änderungen der<br />
EUGesetzgebung würde sich wohl über<br />
Jahre hinziehen. Solange aber eine OptoutRegelung<br />
nicht kodifiziert ist, bleibt<br />
die Gentechnikfreiheit fragil und der<br />
Ausgang der Anstrengungen österreichischer<br />
Politik ungewiss.
Nachhaltige Impulse<br />
Mit dem Herzen schenken<br />
Wie man jemandem eine echte Freude bereitet.<br />
In den Geschäften gibt es ein reichhaltiges Angebot an traditionellen Süßigkeiten für<br />
Weihnachten. Die Weihnachtsbeleuchtungen sind montiert und schön langsam, aber<br />
sicher erwarten wir die ruhigste, besinnlichste Jahreszeit – ach ja, wenn da nicht die<br />
Sache mit den Geschenken wäre.<br />
Anstatt kurz vor Weihnachten hektisch<br />
von Geschäft zu Geschäft zu hetzen, um<br />
schnell noch (irgendwelche) Geschenke<br />
zu besorgen, sollte man sich rechtzeitig<br />
vor Weihnachten Gedanken machen, worum<br />
es uns beim Schenken geht.<br />
Im Mittelpunkt sollte immer das Geschenk<br />
bzw. der/die Beschenkte stehen<br />
und nicht die Verpackung drumherum.<br />
Körbe, Säckchen, Holzspandosen eignen<br />
sich als stilvolle Verpackungen für persönliche<br />
Geschenke und können sinnvoll<br />
weiterverwendet werden.<br />
Durch den Kauf von regionalen Produkten<br />
wird die heimische Wertschöpfung<br />
gestärkt. Um sich nicht auf bestimmte<br />
Produkte festlegen zu müssen, besteht<br />
hier auch die Möglichkeit, Gutscheine<br />
aus der Region zu verschenken. Qualitätsvolle,<br />
steirische Geschenkideen finden<br />
Sie überall in der <strong>Steiermark</strong> in Ab<br />
HofLäden, auf Bauernmärkten oder in<br />
den Bauernecken der verschiedenen<br />
Nahversorger (www.nachhaltigkeit.steiermark.at<br />
>>G’scheit schenken).<br />
Schenken wir unseren<br />
Lieben „Zeit“.<br />
Wenn nicht regional, dann vielleicht bewusst<br />
FAIRTRADE. So schenken Sie Produkte<br />
von höchster Qualität, die zusätzlich<br />
sicherstellen, dass die Lebens und<br />
Arbeitsbedingungen von Bauernfamilien<br />
und ArbeiterInnen in Entwicklungsländern<br />
durch faire Bezahlung verbessert<br />
werden und es zu keiner Kinderausbeutung<br />
kommt.<br />
Faire Geschenkideen finden Sie in den<br />
EINEWELTLÄDEN bzw. WELTLÄDEN in<br />
der <strong>Steiermark</strong>.<br />
Schenken wir unseren Lieben – und vielleicht<br />
nicht nur zu Weihnachten – „Zeit“.<br />
Zeit für einen Familienausflug, einen<br />
Stadtbummel oder einen gemütlichen<br />
Nachmittag daheim. Vielen alten Menschen<br />
in den Seniorenresidenzen ist ein<br />
bisschen geschenkte Zeit viel wertvoller<br />
Qualität<br />
statt Quantität<br />
ein paar hochwertige Produkte sind<br />
besser als Massen an Billigprodukten.<br />
eine hohe Qualität findet sich beispielsweise<br />
bei Ab-Hof-Läden, Bauernmärkten<br />
oder -ecken sowie bei Ihrem<br />
Nahversorger. Zudem kommt der Vorteil<br />
dazu, dass man über die Herkunft<br />
Bescheid weiß.<br />
Regionales<br />
statt Importiertes<br />
Heimische Produkte stützen nicht nur<br />
die regionale Wirtschaft und sichern<br />
Arbeitsplätze, sondern leisten auch<br />
einen Beitrag zum umweltschutz.<br />
Durch kürzere Transportwege kommt<br />
es zu vermindertem schadstoffausstoß<br />
sowie energieaufwand und<br />
garantiert zudem frischere Produkte.<br />
Mehrweg<br />
statt Einweg<br />
Auch eine „g’scheite“ Verpackung<br />
kann attraktiv sein! Wiederverwendbare<br />
Geschenksverpackungen, wie<br />
beispielsweise Geschenkskörbe oder<br />
Mehrweggebinde schonen die umwelt<br />
auf eine nützliche Art und Weise. Müll<br />
wird vermieden und falls doch zu herkömmlicher<br />
Verpackung gegriffen<br />
wird, gibt es noch die Möglichkeit des<br />
recyclings.<br />
Atypisch<br />
statt herkömmlich<br />
es müssen nicht immer konventionelle<br />
materielle Geschenke sein, auch ein<br />
erlebnis kann ein schönes Präsent darstellen.<br />
Hier bieten sich beispielsweise<br />
Theaterkarten, Wellness-Gutscheine<br />
oder ein Besuch in einer Buschenschank,<br />
eventuell in Kombination mit<br />
sportlicher Betätigung wie radfahren<br />
oder Wandern, an. Diese touristischen<br />
Angebote fördern ebenfalls die regionale<br />
Wirtschaft und so erhält der oder<br />
die Beschenkte zusätzlich das wertvolle<br />
Geschenk Zeit.<br />
als alles andere. Oder wie wär’s mit einem<br />
Spaziergang?<br />
Diese ruhige Zeit sollte uns aber auch daran<br />
erinnern, dass es vielen Menschen in<br />
unserem Land wirtschaftlich oder gesundheitlich<br />
nicht so gut geht, und die<br />
verschiedenen Einrichtungen, wie z.B.<br />
die Vinzenzgemeinschaft Eggenberg,<br />
sind dankbar für jede Aufmerksamkeit<br />
und Zuwendung.<br />
Vielleicht wollen Sie und Ihre Familie einmal<br />
ganz bewusst auf Weihnachtsgeschenke<br />
verzichten und unterstützen<br />
stattdessen mit einer Geldspende Hilfsorganisationen<br />
wie z. B. die Kinderkrebshilfe<br />
oder eine Tierschutzorganisation.<br />
Schenken wir bewusst, und zwar mit dem<br />
Herzen!<br />
DI Gudrun Walter<br />
FA 19 D Abfall und stoffflusswirtschaft,<br />
referat IV - Nachhaltige entwicklung<br />
und Bewusstseinsbildung<br />
| 41 |
Bewusst kaufen<br />
„Besser statt mehr“<br />
Für einen „nachhaltigen Konsum“ in Österreich.<br />
www.bewusstkaufen.at<br />
<strong>Lebensqualität</strong> wird oft über einen materiellen<br />
und energieintensiven Konsum<br />
definiert. Dieser Lebensstil hat nicht nur<br />
einen stetig wachsenden Ressourcen<br />
und Energieverbrauch zur Folge, sondern<br />
wirkt sich auch auf die Arbeits und Lebensbedingungen<br />
von Menschen in weiten<br />
Teilen der Welt aus – insbesondere<br />
dort, wo Arbeitsschutz, Mindestlöhne<br />
und soziale Absicherung nicht oder ungenügend<br />
geregelt sind. Das Paradigma<br />
„billiger und mehr“ weicht leider immer<br />
noch zu wenig dem „besser statt mehr“.<br />
Die Produktion und der Konsum von<br />
nachhaltigen (umwelt und sozialverträglichen)<br />
Produkten rückt daher zunehmend<br />
in den Blickpunkt der Umwelt<br />
und Nachhaltigkeitspolitik. Dabei wird<br />
die Unterstützung des „richtigen Kaufverhaltens“<br />
als ein wichtiger Hebel angesehen.<br />
Ein nachhaltiges Einkaufsverhalten setzt<br />
Bewusstsein und Kenntnis von umwelt<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
gerechten und sozial verträglichen Produktanforderungen<br />
voraus. Ziel ist, durch<br />
Information und Bewusstseinsbildung<br />
die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten<br />
zu stärken und eine verbessere<br />
Positionierung am Markt zu erreichen.<br />
Zu diesem Zweck wurde seitens des Lebensministeriums<br />
die InfoPlattform<br />
www.bewusstkaufen.at entwickelt – das<br />
erste Webportal für nachhaltigen Konsum<br />
in Österreich. Die Plattform umfasst<br />
verschiedene Angebote, die als Unterstützung<br />
und Orientierungshilfe dienen<br />
sollen, wie z.B. einer GütezeichenDatenbank,<br />
einer Produktdatenbank oder Einkaufsratgeber<br />
zu den verschiedenen Produktgruppen.<br />
Beim Einkaufen sehen sich KonsumentInnen<br />
mittlerweile mit einer unüberschaubaren<br />
Menge an Labels, Gütezeichen,<br />
Handelsmarken und Zertifizierungen<br />
konfrontiert. Oft lassen die Kennzeichnungen<br />
keinen direkten Rück<br />
Nachhaltige Entwicklung<br />
schluss zu, um welche Art der Auszeichnung<br />
es sich handelt oder welche Kriterien<br />
dafür eine Rolle spielen. Die GütezeichenDatenbank<br />
liefert daher detaillierte<br />
Informationen zu den unterschiedlichen<br />
Zeichen, erklärt die Richtlinien im<br />
Hintergrund und bringt Übersicht in einen<br />
Bereich, in dem viele oft schon den<br />
Überblick verloren haben. Derzeit sind<br />
219 Labels aus unterschiedlichen Bereichen<br />
in der Datenbank enthalten, die<br />
laufend ergänzt wird. Weiters ist auf der<br />
Dr.BarbaraSchmon<br />
Projektleitung Initiative „Bewusst Kaufen“<br />
im Lebensministerium<br />
Webplattform eine OnlineProduktdatenbank<br />
abrufbar, wo Partnerbetriebe ihr<br />
„nachhaltiges“ Produktsortiment präsentieren<br />
können. Zu jedem Produkt werden<br />
dabei ausführliche Detaildaten und<br />
Informationen zum nachhaltigen Mehrwert<br />
angegeben. Jedes Produkt ist direkt<br />
mit den passenden Einträgen in der GütezeichenDatenbank<br />
verknüpft. Aktuell<br />
kann man sich so über 1.600 unterschiedlichste<br />
Produkte und über deren<br />
ökologische und soziale Kriterien informieren.<br />
Alle Inhalte können kommentiert,<br />
Gütezeichen und Produkte zusätzlich<br />
auch bewertet werden.<br />
Ein Blick lohnt sich!<br />
Infos<br />
www.bewusstkaufen.at ist das Webportal<br />
der Initiative „Bewusst kaufen“<br />
des Lebensministeriums zum Thema<br />
Nachhaltiger Konsum und umwelt-<br />
und sozialverträgliche Produkte.<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.bewusstkaufen.at und<br />
www.facebook.com/<br />
bewusstkaufen.at<br />
| 42 |
Klimaschutz<br />
Mit Vollgas in den Hunger<br />
„Biotreibstoffe“: Klima schützen und die Abhängigkeit von Öl verringern?<br />
Tatsächlich verschärfen sie den Welthunger und sind alles andere als „bio“.<br />
Im Kampf gegen den Klimawandel hat<br />
Österreich die so genannten „Biotreibstoffe“<br />
entdeckt – Diesel und Sprit aus<br />
nachwachsenden Rohstoffen wie Soja,<br />
Ölpalmen, Zuckerrohr, Mais und Raps.<br />
Mittels dieser „grünen Energie“ soll der<br />
Ausstoß von klimaschädlichen Abgasen<br />
gesenkt werden. Doch für die geplante<br />
Einführung von E10 – also der Beimengung<br />
von zehn Prozent Agrotreibstoffen<br />
– im kommenden Jahr reichen die heimischen<br />
Anbauflächen bei weitem nicht<br />
aus. Bereits heute müssen Österreich und<br />
die EU einen hohen Anteil der Rohstoffe<br />
für Agrotreibstoffe aus Drittländern importieren.<br />
Doch was bedeutet der Agrotreibstoff<br />
Boom für diese Länder? Antworten darauf<br />
gaben Juan Carlos Figueredo und<br />
Graciela Gásperi von der argentinischen<br />
Organisation INCUPO, die kürzlich auf<br />
Einladung von Welthaus Graz die <strong>Steiermark</strong><br />
besuchten: „Die niedrigen Grund<br />
stückspreise in Argentinien haben ein<br />
wahres Kauffieber von ausländischen Investoren<br />
ausgelöst. Auf riesigen Flächen<br />
bauen internationale Konzerne gentechnisch<br />
veränderten Soja für den Export<br />
nach Europa an“, sagt Figueredo. Das<br />
Saatgut stammt von Konzernen wie<br />
Monsanto und Bayer, die auch die passenden<br />
chemischen Dünger und Spritzmittel<br />
liefern. Innerhalb von zehn Jahren<br />
hat sich die Anbaufläche für Soja in Argentinien<br />
mehr als verdoppelt. Doch<br />
während die Konzerne große Gewinne<br />
machen, verliert die lokale Bevölkerung<br />
ihre Lebensgrundlage: Riesige Wälder<br />
Kleinbauer in Argentinien auf seinem gesicherten Land<br />
werden für die Monokulturen gerodet,<br />
Kleinbauernfamilien müssen von ihrem<br />
Land weichen. Das Trinkwasser wird<br />
knapp. Nach ein paar Jahren industriellen<br />
Anbaus mit hohem Pestizideinsatz<br />
sind die Böden kaputt. Zurück bleiben<br />
Armut und eine zerstörte Umwelt. Die<br />
Menschenkette, um die weitere Abholzung<br />
für den sojaanbau zu verhindern<br />
riesigen SojaMonokulturen für den Export<br />
verdrängen auch Anbauflächen von<br />
Getreide, Kartoffeln und Bohnen für den<br />
Eigenbedarf der Bevölkerung. So verschlechtert<br />
sich ihre Ernährungslage,<br />
während immer mehr Soja produziert<br />
wird. „INCUPO und Welthaus unterstützen<br />
die Kleinbauern dabei, ihr Gemeinschaftsland<br />
rechtlich abzusichern, damit<br />
ihnen nicht die Lebensgrundlage genommen<br />
werden kann“, erklärt Gásperi. „Sie<br />
lernen auch, sich durch verbesserte Anbaumethoden<br />
und Kleintierzucht besser<br />
zu versorgen und für ihre Interessen politisch<br />
einzutreten.“<br />
Agrotreibstoffe sind nicht nur wegen der<br />
unökologischen und energieaufwändigen<br />
Produktion ungeeignet für den Klimaschutz.<br />
Sie haben auch nachweislich<br />
zum massiven Preisanstieg von Lebensmitteln<br />
beigetragen – eine Katastrophe<br />
für Menschen in Entwicklungsländern,<br />
Die Gäste bei einem Vortrag im Welthaus<br />
Graz. V.l.n.r. Gásperi – Dolmetsch Anita<br />
Ertl – Figueredo<br />
die bis zu 70 Prozent ihres Einkommens<br />
für die Ernährung ausgeben müssen. Fazit:<br />
Die weitere Forcierung der Agrotreibstoffe<br />
muss sofort gestoppt werden. Eine<br />
Evaluierung der Folgen für Mensch, Umwelt<br />
und die globale Ernährung ist unumgänglich.<br />
Infos<br />
Mag. Christian Köpf ist Pressesprecher<br />
von Welthaus Diözese<br />
Graz-seckau.<br />
http://graz.welthaus.at<br />
| 43 |
Nachhaltige Bewusstseinsbildung<br />
durch Beteiligung<br />
der Bevölkerung<br />
„Change bag – Vom Kunststoff zum echtstoff“<br />
ist ein gemeindeübergreifendes<br />
Projekt der Gemeinden Judendorf, eisbach,<br />
Gratkorn und Gratwein.<br />
Das Ziel des Projekts ist es, sowohl die Bewusstseinsbildung<br />
für Müllvermeidung<br />
und ressourcenschonung in der Bevölkerung<br />
zu erhöhen als auch den tatsächlichen<br />
Verbrauch von einwegtaschen (Plastik,<br />
Papier, …) durch die freiwillige einführung<br />
von stofftaschen in vielen Betrieben<br />
der region zu reduzieren.<br />
um bei den BürgerInnen einen persönlichen<br />
Bezug zum Thema herzustellen, wurden<br />
über Monate hinweg sowohl überschüssige,<br />
gebrauchte Taschen aus den<br />
Haushalten der region gesammelt, als<br />
auch von schulen, Kindergärten und anderen<br />
einrichtungen der region neue<br />
stofftaschen bemalt.<br />
Der Aufhänger für die Taschensammlung<br />
war die Überbietung des Weltrekords von<br />
rund 4300 stofftaschen, der vor einem<br />
Jahr in Wieselburg aufgestellt wurde. Das<br />
letztliche Ziel der Aktion ist es aber, im<br />
endeffekt möglichst viele Taschen in die<br />
Betriebe der region zu bringen, damit sie<br />
den KundInnen dort zur Verfügung stehen.<br />
Bei der Auftaktveranstaltung wurde der<br />
Weltrekord gefeiert und am 18.11. 2011<br />
und in der darauffolgenden Woche (europäische<br />
Abfallvermeidungswoche) werden<br />
die schönsten Taschen der Aktion<br />
auch ausgestellt.<br />
Danach kommen die Taschen in rund 25<br />
Betriebe der region und stehen der Bevölkerung<br />
gegen freiwillige spenden zur Verfügung.<br />
In weiterer Folge wird die entwicklung<br />
beobachtet (wie lange dauert es, bis<br />
alle Taschen „aufgebraucht“ sind?) und gegebenenfalls<br />
mit weiteren Aktionen darauf<br />
aufmerksam gemacht, dass die Taschen<br />
wieder zum einkaufen mitgenommen<br />
werden sollen.<br />
Fast alle schulen, Kindergärten und auch<br />
die Altersheime und Behinderteneinrichtungen<br />
der region haben mitgemacht und<br />
die Aktion wurde auch bei zahlreichen Veranstaltungen<br />
innerhalb der region beworben.<br />
Durch diese breite Beteiligung erhoffen<br />
wir uns eine längerfristige und andauernde<br />
Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung<br />
in größeren Teilen der Bevölkerung,<br />
die auch Vorbildcharakter entwickeln<br />
kann.<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Weltrekord<br />
„Change bag“<br />
Eine Weltrekordfeier und der Auftakt zur bisher<br />
größten Stofftaschenaktion Österreichs<br />
Beeindruckend war nicht nur die Zahl der gestalteten<br />
Stofftaschen, auch das BesucherInneninteresse bei der<br />
feierlichen Präsentation war enorm. In der Gemeinde<br />
Gratwein fand die Weltrekordfeier zur bisher größten<br />
österreichischen Stofftaschenaktion „Change bag“ mit<br />
großer Stofftaschenausstellung statt.<br />
Am 18.11. 2011 konnten sich weit mehr<br />
als 400 BesucherInnen in der von oben<br />
bis unten mit Stofftaschen dekorierten<br />
Mehrzweckhalle Gratwein von der außerordentlichen<br />
Kreativität der Kinder und<br />
Jugendlichen unserer Region überzeugen.<br />
Aber auch zwei Altenbetreuungseinrichtungen<br />
und die Lebenshilfe Gratkorn<br />
sowie insgesamt 11 weitere Einrichtungen<br />
und Schulen außerhalb der Region<br />
haben sich am Stofftaschensammeln<br />
und Gestalten beteiligt.<br />
Nach der Ideenpräsentation von Kindern<br />
der VS Gratkorn I, VS Eisbach, Kindergarten<br />
Micky Mouse und BG Rein zum Thema<br />
Müllvermeidung und Ressourcenschonung<br />
folgte schließlich der Höhepunkt<br />
der Veranstaltung, die Verkündung<br />
Nachhaltige Entwicklung<br />
| 44 |<br />
des Weltrekords. Im Vorjahr wurden in<br />
Wieselburg rund 4300 verschiedene<br />
Stofftaschen gesammelt, bei der von den<br />
Kleinregionsgemeinden Judendorf<br />
Straß engel, Eisbach, Gratkorn und Gratwein<br />
(JEGG) unterstützten Aktion<br />
„Change bag“ kamen insgesamt 6124<br />
Stofftaschen zusammen. Fast 2000 Stück<br />
sind gebrauchte Taschen, die bis jetzt in<br />
Haushalten „brachlagen“ oder schon länger<br />
nicht mehr verwendet wurden. Diese<br />
wurden von vielen fleißigen HelferInnen<br />
gewaschen und gebügelt. Für die von einer<br />
Jury, bestehend aus Mitgliedern aller<br />
vier Gemeinderäte, prämierten Taschen<br />
wurden insgesamt über 50 Preise verliehen,<br />
wobei an jede teilnehmende Einrichtung<br />
zumindest ein Preis ging. Die
PreisträgerInnen erhielten Gutscheine<br />
und Sachpreise, die von den vier JEGG<br />
Gemeinden und Betrieben aus der Region<br />
zur Verfügung gestellt wurden. Leider<br />
konnte aus Platzgründen nur ein Bruchteil<br />
(ca. 1000 Stück) der Taschen ausgestellt<br />
werden, alle wären es wert gewesen!<br />
Für die Musik sorgte die Juniorbigband,<br />
Leitung Dir. Karl Heinz Pöschl, der Chor<br />
und die Instrumentalgruppe der VS EisbachRein<br />
(Fr. Auer und Fr. Reiter) sowie<br />
das Volksmusikensemble der MusikHS<br />
Gratwein (Hr. Sölls). Ein Buffet wurde von<br />
den KH Siegl und Grinschgl und den Bäckereien<br />
Kern und Leitner zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Wie geht es nun weiter?<br />
Im Rahmen der europäischen Abfallvermeidungswoche<br />
vom 19. bis 27.November<br />
2011 wurden gestaltete Taschen in<br />
den Raiffeisenbanken Gratwein und Judendorf<br />
sowie in den vier Gemeindeämtern<br />
ausgestellt. Danach kommen die Taschen<br />
in die Projektpartnerbetriebe der<br />
Region, die die Taschen an ihre KundInnen<br />
weitergeben. Die „Change bag“Taschen<br />
stehen den BürgerInnen kostenlos<br />
zur Verfügung, freiwillige Spenden für<br />
neu gestaltete Taschen sind gerne willkommen.<br />
Damit sollen die weitere Pro<br />
jektarbeit und allfällige Folgeaktionen<br />
oder auch weiterführende Umweltprojekte<br />
finanziert werden.<br />
Als Initiatorin des Projekts bedanke ich<br />
mich bei den vier Partnergemeinden<br />
ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit.<br />
Ganz spezieller Dank gilt den mitwirkenden<br />
Schulen, Kindergärten und<br />
teilnehmenden Institutionen, allen<br />
Sponsoren und Unterstützern, vor allem<br />
allen freiwilligen HelferInnen, die entscheidend<br />
zum Gelingen dieses Projekts<br />
beigetragen haben. Gefördert wurde das<br />
Projekt auch durch das Land <strong>Steiermark</strong>,<br />
FA 19D (Abfall und Stoffflusswirtschaft)<br />
und den Abfallwirtschaftsverband Graz<br />
Umgebung. Nun gilt es, „Change bag“ im<br />
Alltag umzusetzen und gemäß dem Motto<br />
„Verwenden statt verschwenden“ sowohl<br />
alte als auch neue „Change bag“<br />
Taschen immer wieder zu verwenden!<br />
| 45 |<br />
„Verwenden statt verschwenden“:<br />
„Change bag“Taschen IMMER<br />
WIEDER verwenden!<br />
Informationen zum Projekt:<br />
sandra.krautwaschl@aon.at oder<br />
0664/5448536. Alle Fotos der Veranstaltung<br />
und weitere Projektinformationen<br />
gibt es auch auf facebook unter<br />
„Change bag“ zu sehen.
HofratDIDr.WilhelmHimmel<br />
Leiter der FA 19D,<br />
Abfall- und Stoffflusswirtschaft –<br />
Nachhaltigkeits koordinator <strong>Steiermark</strong><br />
Ohne intakte Umwelt sind<br />
weder Wirtschaft noch soziale<br />
Gerechtigkeit möglich.<br />
Wenn wir von einer <strong>Lebensqualität</strong> in Zusammenhang<br />
mit unserer Wohlstandsgesellschaft sprechen,<br />
so müssen wir auch an die verfügbaren materiellen<br />
und immateriellen ressourcen, die schließlich unseren<br />
Lebensraum bestimmen, denken. Wie wir wissen,<br />
sind sowohl Wirtschaft als auch Ökologie und<br />
soziales gleichrangig auf allen ebenen zu bewerten.<br />
In einer kritischen Betrachtung des deutschen Ökonomen<br />
Prof. Dr. Bernd sieben hüner wird darauf hingewiesen,<br />
dass ohne intakte umwelt weder Wirtschaft<br />
noch soziale Gerechtigkeit möglich sind. Das<br />
Thema Nachhaltigkeit hat sich demzufolge aus dem<br />
Bereich umwelt- und Klimaschutz heraus entwickelt.<br />
Das Jahr 2011 war wiederum geprägt von Initiativen<br />
in richtung nachhaltige unternehmensführung über<br />
die Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit (WIN) und<br />
einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung, gestützt<br />
auf Bürgerbeteiligungsprozesse im rahmen der Lokalen<br />
Agenda 21. Besonders erfolgreichen Projekten,<br />
unternehmen und Gemeinden wurde bei Auszeichnungsveranstaltungen<br />
wie z.B. dem<br />
• TrIGOs Gala (www.trigos.at )<br />
• energy Globe Gala<br />
(www.energyglobe.com)<br />
• LA21-Gemeindetag<br />
(www.nachhaltigkeit.steiermark.at)<br />
eine Bühne geboten, verknüpft mit der erwartung,<br />
dass vorbildliches Verhalten entsprechende Nachahmungstäter<br />
findet.<br />
Das Bewusstsein, dass Abfälle wert volle ressourcen<br />
enthalten und steigende erlöse für Altstoffe auch die<br />
Kosten im Bereich der Abfallwirtschaft deutlich entlasten<br />
können, konnte auch heuer wieder beim mittlerweile<br />
6. Interkommunalen erfahrungsaustausch<br />
in Lannach vor rund 300 Kommunalvertretern vermittelt<br />
werden. Vorbildliche abfallwirtschaftliche<br />
Leistungen wurden auch heuer wieder mit dem „Goldenen<br />
Müllpanther“ ausgezeichnet (www.abfallwirtschaft.steiermark.at)<br />
.<br />
Die uNO hat das Jahr 2012 zum internationalen Jahr<br />
der erneuerbaren energien für alle erklärt, die steiermark<br />
hat mit dem bereits traditionellen Fair-Trade-<br />
Tag auch dazu einen Beitrag geleistet.<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
Nachhaltige Entwicklung<br />
Grenzenlos<br />
| 46 |<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
meets the world<br />
Weltweitwandern<br />
Wenn im Himalaya, Atlas oder in der Gobi-Wüste<br />
einheimische Reiseleiter ihre Gäste mit einem steirischen<br />
„Gemma, gemma!“ vorantreiben, steckt mit<br />
großer Wahrscheinlichkeit der steirische Vorbildbetrieb<br />
Weltweitwandern dahinter. Mit innovativen<br />
Projekten, wie Weiter bildungsmaßnahmen in Österreich<br />
für lokale ReiseführerInnen, macht Weltweitwandern<br />
von sich reden.
| 47 |<br />
Doch Christian Hlade, der Gründer und<br />
Geschäftsführer des Grazer Betriebs, bemüht<br />
sich nicht nur um seine ausländischen<br />
TeammitarbeiterInnen, auch seine<br />
14 MitarbeiterInnen im Büro in der Gaswerkstraße<br />
sollen sich wohl fühlen. „Mit<br />
unseren besonderen Reisen wollen wir<br />
unsere KundInnen begeistern. Gesunde<br />
und zufriedene MitarbeiterInnen sind<br />
die Basis für dieses Vorhaben“, erklärt er<br />
und stellt im Jahr 2009 ein Bürogebäude<br />
fertig, das kaum noch Wünsche offen<br />
lässt: viel Licht, warme, inspirierende<br />
Farben, ein großer Garten und eine Halle,<br />
die Platz für Begegnung, Spiel und Entspannung<br />
lässt. Hier wird immer dienstags<br />
kostenlos Yoga angeboten und nach<br />
dem gemeinsamen Mittagessen gibt es<br />
täglich Tischfußballturniere, bei denen<br />
man Aufgestautes ins gegnerische Tor<br />
versenken kann. Die Weltweitwandern<br />
MitarbeiterInnen sind mit ihrem Arbeitgeber<br />
zufrieden und schätzen das neue<br />
Büro. Robert Wolf, langjähriger Mitarbeiter,<br />
meint mit einem Schuss Ironie: „Was<br />
mir noch abgeht: Ein Jacuzzi und eine<br />
Sauna!“<br />
„Natürlich geht es letztlich darum, dass<br />
ein zufriedenes Team einen Gewinn erwirtschaftet.<br />
Den braucht jedes Unternehmen<br />
wie Sauerstoff zum Atmen.<br />
Trotzdem ist Gewinn nicht unser Ziel,<br />
sondern nur eine Bedingung, mit der wir<br />
weiterhin tolle Projekte verwirklichen<br />
können“, erklärt Christian Hlade sein<br />
Konzept.<br />
Das gute Betriebsklima in Graz ist „Keimzelle“<br />
für das weltumspannende Netzwerk.<br />
Schon lange arbeitet Christian Hlade<br />
an neuen Führungskonzepten. Starre<br />
Hierarchien und langwierige basisdemokratische<br />
Prozesse blockieren und<br />
schränken ein. Die Grenzen zwischen<br />
MitarbeiterInnen, KundInnen, PartnerInnen<br />
verschwimmen. Alle gemeinsam arbeiten<br />
am guten Gelingen des Produkts.<br />
Dass das Produkt manchmal mehr als<br />
nur gelungen ist, beweisen die zahlreichen<br />
Preise, die Weltweitwandern bereits<br />
abgeräumt hat. Für seine ÖsterreichReise<br />
„Wandern & Jodeln“ hat das steirische<br />
Unternehmen den Reiseoskar, die „Goldene<br />
Palme“, in Berlin erhalten. Als einziger<br />
österreichischer Reiseveranstalter<br />
darf Weltweitwandern das CSRGütesiegel<br />
tragen. Darüber hinaus gab es Preise<br />
für das familien und frauenfreundlichste<br />
Unternehmen und bereits zweimal<br />
den FitimJobGesundheitspreis. Ausgezeichnete<br />
Arbeit also!<br />
Mitten in der grünen Mark hat ein kleines<br />
Unternehmen die klassischen Regeln des<br />
Wirtschaftens auf den Kopf gestellt in einer<br />
Zeit, in der Grenzen gerne dicht(er)<br />
gemacht werden, diese aufgehoben und<br />
Recht bekommen. In der Gaswerkstraße<br />
in Graz trifft die <strong>Steiermark</strong> auf die Welt<br />
und die Welt auf die <strong>Steiermark</strong>.
Schlusspunkt<br />
Thema<br />
Ein schönes Glas Wein mit Freunden. Ein<br />
gutes Buch. Kaffeehaussitzen und Leute<br />
schauen. Eine Arbeit, die motiviert und<br />
erfüllt. Das Gefühl, etwas bewirken zu<br />
können. Die richtige Balance zwischen<br />
Job und Freizeit. Eine Yacht. Ein Berggipfel.<br />
Einen Menschen glücklich machen.<br />
Gute Musik. Kulturgenuss. Zeit. Eine heiße<br />
Dusche. Natur erleben. Ein eigenes<br />
Heim. Finanzielle Unabhängigkeit, Geld,<br />
Reichtum. Gesundheit. Bewegung. Ernährung.<br />
Sicherheit.<br />
Auf die Frage „Was ist <strong>Lebensqualität</strong>?“<br />
gibt es beinahe unzählige Antworten, die<br />
unterschiedlicher wohl nicht ausfallen<br />
könnten …<br />
Wir wollen immer mehr vom Guten<br />
… und doch haben all diese Antworten<br />
eines gemein: sie lösen ein Gefühl des<br />
subjektiven Wohlbefindens in uns aus.<br />
Eine hohe Qualität unseres Lebens, wodurch<br />
immer wir sie auch definieren mögen,<br />
macht zufrieden, macht glücklich.<br />
Und was wollen wir mehr, als zufrieden<br />
und glücklich zu sein? Was unsere <strong>Lebensqualität</strong><br />
ausmacht, steht in engem<br />
Zusammenhang mit unseren Werthaltungen.<br />
Die Formel ist ganz einfach: Werten<br />
= Höhe der <strong>Lebensqualität</strong>. Was uns<br />
wichtig ist, davon möchten wir möglichst<br />
viel haben. Und je mehr wir davon haben,<br />
desto höher ist unsere <strong>Lebensqualität</strong>. So<br />
weit, so gut, so einfach.<br />
Eine Welt von Erlebtem<br />
Diese Formel lässt allerdings die unermessliche<br />
Bandbreite der Erwartungshaltungen<br />
an die <strong>Lebensqualität</strong> unberücksichtigt.<br />
So liegt zwischen den Werthaltungen<br />
und Ansprüchen eines älteren<br />
Menschen und denen eines Jugendlichen<br />
eine Welt aus Erfahrungen, Erlebtem,<br />
Empfundenem. Wer einmal Zeiten der<br />
Wirtschaftskrisen und des Hungers erlebt<br />
hat, der findet seine <strong>Lebensqualität</strong> wohl<br />
eher in einem behaglichen Heim oder der<br />
finanziellen Unabhängigkeit als in einem<br />
Apple iPad. Umgekehrt sucht ein Jugendlicher,<br />
der in eine Wohlstandsgesellschaft<br />
Thema 4/2011: <strong>Lebensqualität</strong><br />
sandra Höbel<br />
Zwischen Schaumbad<br />
und Weltfrieden<br />
DasVerständnisvon<strong>Lebensqualität</strong>istsovielfältigwiedieMenschen.EinDenkanstoßzurWeihnachtszeit.<br />
hineingeboren wurde, ganz andere, tendenziell<br />
eher materielle Qualitäten. Sicherheit<br />
und ein Zuhause sind für ihn –<br />
wenigstens in den meisten Fällen – ein<br />
Selbstverständnis.<br />
Zeit statt Ferrari<br />
Auf der Basis gesicherter Grundbedürfnisse<br />
orientiert sich <strong>Lebensqualität</strong> zunehmend<br />
an materiellen Werten. Allerdings<br />
bedeutet ein hoher Lebensstandard<br />
nicht gleichzeitig auch eine hohe<br />
<strong>Lebensqualität</strong>.<br />
In einer Zeit, in der es uns sehr gut geht,<br />
in der wir uns verhältnismäßig viel leisten<br />
können, korreliert der Besitz von<br />
Konsumgütern nicht zwangsläufig positiv<br />
mit dem Empfinden von Zufriedenheit.<br />
Wenn viele Wünsche erfüllt sind,<br />
wenn wir außer dem Ferrari und einem<br />
Flugzeug so ziemlich alles besitzen, gibt<br />
es irgendwo einen Umkehrpunkt, einen<br />
Punkt, an dem sich unsere Sehnsucht<br />
wieder mehr in Richtung ideeller Werte<br />
entwickelt. Auf einmal hat es wieder einen<br />
ganz besonderen Wert, Zeit zu schenken.<br />
Auf einmal macht uns ein Sonnentag<br />
am Berg wieder glücklich.<br />
Nicht warten – TUN!<br />
<strong>Lebensqualität</strong> ist nichts, was über uns<br />
kommt, wenn wir nur lange genug darauf<br />
warten. <strong>Lebensqualität</strong> will „erarbeitet“<br />
sein! Wir empfinden sie dann, wenn wir<br />
zufrieden sind. Doch auch Zufriedenheit<br />
kommt nicht einfach so von selbst, allerdings<br />
können wir sie „lernen“ und uns<br />
bewusst aneignen. Indem wir das Schöne<br />
und Positive auch in den kleinen Dingen<br />
des Alltags finden, indem wir im Ge<br />
Gib dem Tag mehr Leben,<br />
gib dem Leben mehr Zeit,<br />
es kann nichts Wichtigeres geben,<br />
mehr <strong>Lebensqualität</strong> hält sie bereit.<br />
© Reiner Menzel, (*1938), Aphoristiker<br />
wöhnlichen das Besondere, im Selbstverständlichen<br />
das Außergewöhnliche erkennen.<br />
Die Sensibilität für die kleinen<br />
Alltagswunder steigert unsere Glücksmomente.<br />
Den Kompass kalibrieren<br />
| 48 |<br />
Gerade die Weihnachtszeit ist ein guter<br />
Zeitpunkt, in uns zu horchen und unsere<br />
Werthaltungen zu überdenken. Uns wie<br />
einen Kompass zu kalibrieren und die<br />
Richtung zu ändern, vielleicht aber auch<br />
beizubehalten. Jedenfalls uns bewusst zu<br />
machen, was uns glücklich macht und<br />
wie zufrieden wir tatsächlich sind. Vor allem<br />
zu erkennen, dass wir erheblichen<br />
Einfluss nehmen können auf die Qualität<br />
unseres Lebens.<br />
Was immer es sein mag, das dich glücklich<br />
und zufrieden macht – ich wünsche<br />
dir, dass du es finden mögest!
Landesbüro Graz<br />
8010 Graz<br />
Hans-sachs-Gasse 5<br />
office@landentwicklung.com<br />
Tel. 0316/82 48 46 – 11<br />
Fax 0316/82 48 46 – 4<br />
Gudrun Gruber<br />
Mag a . Nina sulzenbacher<br />
Landesrat Johann seitinger<br />
Obmann<br />
johann.seitinger@stmk.gv.at<br />
Christian Gummerer<br />
Geschäftsführer<br />
christian.gummerer@landentwicklung.com<br />
Mobil: 0676 / 866 43 751<br />
Johanna reinbrecht<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Leitprojekte<br />
johanna.reinbrecht@landentwicklung.com<br />
Mobil: 0676/866 43 753<br />
Maga . Alexandra Kulmer<br />
Fördermanagement<br />
alexandra.kulmer@landentwicklung.com<br />
Mobil: 0676/866 43 757<br />
Gabriela Neuhauser<br />
Buchhaltung u. Verrechnung<br />
gabriela.neuhauser@landentwicklung.com<br />
Mobil: 0676/866 43 752<br />
Andrea Tackner<br />
Office<br />
andrea.tackner@landentwicklung.com<br />
Tel.: 0316/82 48 46 – 11<br />
Viktoria Deutsch<br />
Office<br />
viktoria.deutsch@landentwicklung.com<br />
Tel.: 0316/82 48 46 – 21<br />
Kontakt Büro Landesrat seitinger:<br />
Johann Fink<br />
johann.fink@stmk.gv.at<br />
Mobil: 0676/8666 2350<br />
Ing in . Kathrin Grillitsch<br />
Mag. Gerhard Vötsch<br />
Ing. Hubert Langmann<br />
Ing in . Astrid Holler<br />
Maria Mikulik<br />
Margreth Huber<br />
VOR ORT FÜR SIE DA!<br />
Ingin . Astrid Holler<br />
Prozess- u. Projektmanagement<br />
8435 Wagna, Maburgerstraße 75<br />
astrid.holler@stmk.gv.at<br />
Mobil: 0676/866 43 758<br />
Margreth Kortschak-Huber<br />
Prozess- und Projektmanagement<br />
8330 Feldbach, Bismarckstr. 11-13<br />
margreth.kortschak-huber@stmk.gv.at<br />
Mobil: 0676/866 43 759<br />
Ing. Hubert Langmann<br />
Prozess- und Projektmanagement<br />
8020 Graz, Bahnhofgürtel 77<br />
hubert.langmann@stmk.gv.at<br />
Mobil: 0676/866 65 155<br />
Maria Mikulik<br />
Prozess- u. Projektmanagement<br />
8230 Hartberg, rochusplatz 2<br />
8010 Graz, Hans-sachs-Gasse 5/3<br />
maria.mikulik@landentwicklung.com<br />
Mobil: 0676/866 43 164<br />
Mag. Gerhard Vötsch<br />
Prozess- u. Projektmanagement<br />
80 10 Graz, Hans-sachs-Gasse 5/3<br />
gerhard.voetsch@landentwicklung.com<br />
Mobil: 0676/866 43 756<br />
Ingin . Kathrin Grillitsch<br />
Prozess- und Projektmanagement<br />
8750 Judenburg, Kapellenweg 11<br />
kathrin.grillitsch@stmk.gv.at<br />
Mobil: 0676/866 43 755<br />
Gudrun Gruber<br />
Prozess- u. Projektmanagement<br />
8940 Liezen, Hauptstraße 43<br />
gudrun.gruber@stmk.gv.at<br />
Mobil: 0676/866 43 754<br />
Maga . Nina sulzenbacher<br />
Nachhaltigkeitskoordinatorin<br />
der schi WM in schladming 2013<br />
8970 schladming, Coburgstraße 45<br />
nina.sulzenbacher@landentwicklung.com<br />
Mobil: 0676/866 43 640<br />
| 5 |
GZ 02Z034178 M | P.b.b. Verlagspostamt 8010 Graz<br />
Mit UnterstützUng von BUnd, Land Und eUropäischer Union<br />
europäischer Landwirtschaftsfonds<br />
für die entwicklung des ländlichen<br />
raums: hier investiert europa in<br />
die ländlichen gebiete.