Amtsblatt f
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Nummer 4, April 2010<br />
Aus dem Stadtrat: Bürgerliste / Die Grünen<br />
Haushalt 2010 nicht absehbar<br />
Es ist Mitte März und nicht abzusehen,<br />
wann Dessau-Roßlau<br />
mit einem Haushalt für das<br />
Jahr 2010 rechnen kann. Im<br />
Gegensatz zu den vergangenen<br />
Jahren hatte die Finanzdezernentin<br />
Frau Nußbeck vor<br />
Einbringen des Haushaltsentwurfes<br />
die absehbare Minderzuweisung<br />
aus dem Finanzausgleichsgesetz<br />
(FAG) des<br />
Landes abwarten wollen. Eigentlich<br />
sollte eine notwendige<br />
Novellierung des FAG hin<br />
zu aufgabenbezogenen Zuweisungen<br />
für die Kommunen<br />
führen. Der Landtag hatte das<br />
Gesetz im vergangenen Jahr<br />
jedoch dahingehend belassen,<br />
dass für Dessau-Roßlau die<br />
Schlechterstellung (ca. -5,6<br />
Mio €) gegenüber Magdeburg<br />
und Halle nicht aufgehoben<br />
wurde. Gleichzeitig wurde die<br />
Gesamtsumme des FAG herabgesetzt,<br />
so dass sich für<br />
Dessau-Roßlau ein Minus von<br />
10 Mio € ergibt. Ursprünglich<br />
sollten die Zuweisungen für unsere<br />
Stadt um 1,5 bis 3 Mio €<br />
steigen. Dafür hatte Dessau-<br />
Roßlau mit der Fusion die Voraussetzungen<br />
geschaffen. Das<br />
Land stiehlt sich nun jedoch<br />
aus der Verantwortung. Zu diesen<br />
Einnahmeverlusten gegenüber<br />
den Planungsgrundlagen<br />
für die bisher vollzogenenKonsolidierungsmaßnahmen<br />
der Stadt kommen weitere<br />
Mindereinnahmen aus Richtung<br />
des Bundes hinzu. Durch<br />
Änderungen der Steuergesetze<br />
werden die wirtschaftlich<br />
bedingten Steuerausfälle noch<br />
verschärft. Der stetig sinkende<br />
Anteil des Bundes an der Finanzierung<br />
der Sozialen Sicherung<br />
(Arbeitslosengeld II)<br />
bei steigenden Ausgaben stellt<br />
den Rückzug aus der Verantwortung<br />
für die Menschen und<br />
Kommunen gleichermaßen dar.<br />
Differenziert sind die eigenen<br />
Konsolidierungsbemühungen<br />
des aufgelaufenen Defizits in<br />
unserer Stadt zu bewerten. Im<br />
Ergebnis der Untersuchung<br />
des Beratungsunternehmens<br />
Rödl & Partner gab es eine<br />
Reihe von Sparvorschlägen.<br />
Viele wurden umgesetzt, einige<br />
wichtige aber nicht. Beim<br />
Flugplatz beispielsweise hätten<br />
durch eine Statusänderung<br />
verbunden mit einer Übertragung<br />
des Betriebes an Dritte -<br />
ohne wirkliche Einschränkungen<br />
für die Flieger - 200.000 €<br />
eingespart werden sollen. Als<br />
Gegenvorschlag ohne Statusänderung<br />
stellte die DVV als Eigentümerin<br />
des Flugplatzes im<br />
Oktober 2008 lediglich 60.000<br />
€ Einsparung in Aussicht. Dieses<br />
viel geringere Ziel wurde<br />
von der Stadtratsmehrheit beschlossen.<br />
Nun nach 16 Monaten<br />
Untersuchungszeit (!)<br />
kommen noch ganze 23.000,-<br />
€ heraus, dafür wären aber zunächst<br />
weitere Investitionen<br />
nötig. Warum wird für eine kleine<br />
privilegierte Minderheit ein<br />
derartiger Aufwand betrieben?<br />
Seit Jahren forderten wir, dass<br />
mit der Übertragung an die<br />
DVV eine kostensparende Lösung<br />
für den Betrieb der Dessauer<br />
Bäder gefunden wird. Allein<br />
die marode Südschwimmhalle<br />
benötigte 2009 einen Zuschuss<br />
von 490.000 €, das<br />
Waldbad 330.000 €, die Stadtschwimmhalle<br />
immerhin noch<br />
182.000 €. Das setzt sich bei<br />
Sporthallen und Sportplätzen<br />
fort. Das Strandbad Adria dagegen<br />
benötigt seit der Privatisierung<br />
keinen Zuschuss<br />
mehr! Nun wird die Existenz<br />
der Bäder diskutiert, weil Lösungen<br />
nicht wirklich und<br />
rechtzeitig voran getrieben<br />
wurden. Bei sämtlichen freiwilligen<br />
Leistungen, die das soziale<br />
und kulturelle Leben in<br />
unserer Stadt ausmachen, sollen<br />
wir zwangsweise ansetzen,<br />
weil es nicht gelang, Millionen<br />
an anderer Stelle zu sparen! Es<br />
tut nicht nur weh, wenn das<br />
Anhaltische Theater geschlossen<br />
wird.<br />
In den vergangenen Jahren<br />
musste die Öffentlichkeit den<br />
Eindruck gewinnen, am Ende<br />
komme es nicht so schlimm<br />
wie am Jahresbeginn befürchtet.<br />
Leider unterstützen Mehrheiten<br />
im Stadtrat dies durch<br />
fahrlässige Beschlüsse. So<br />
wurde die Hundesteuer nicht<br />
auf einen mit anderen Städten<br />
vergleichbaren Satz angehoben.<br />
Große städtische Unternehmen<br />
tragen weiterhin viel<br />
zu wenig zum Etat ihrer Gesellschafterin<br />
bei.<br />
Die Kündigung von städtischem<br />
Personal ist wirtschaftlich<br />
nur effektiv, wenn die Beschäftigten<br />
- etwa mit der Aufgabenübertragung<br />
an Dritte -<br />
auch zukünftig Einkommen erzielen<br />
können und nicht von<br />
sozialer Unterstützung abhängig<br />
werden. Sonst werden die<br />
Einsparungen der Stadt von<br />
den zusätzlichen Aufwendungen<br />
für die Arbeitslosen gemindert.<br />
Die Zeit von Sprüchen wie<br />
„Das ist doch nicht unser<br />
Geld“ (ein früherer OB) ist endgültig<br />
vorbei. Jetzt ist Umdenken<br />
und Sparen auch bei liebgewordenen<br />
Projekten der<br />
Stadtratsmehrheit und der Verwaltung<br />
unabdingbar, einge-<br />
Kontakt:<br />
Anmerkung der Redaktion: Für den Inhalt zeichnet ausschließlich die Fraktion verantwortlich.<br />
Seite 39<br />
fahrene Bahnen müssen verlassen<br />
werden. Dazu zählt z. B.<br />
der Weiterbau der Nordumgehung.<br />
Der Verzicht auf Einnahmen<br />
von 1,3 Mio € aus Stellplatzablösung,<br />
wie der Stadtrat<br />
auf Empfehlung des Bauausschusses<br />
Ende März beschließen<br />
soll, bedarf als<br />
Rechtfertigung und Begründung<br />
mehr als nur Postkarten<br />
des Kristallpalastes aus vergangenen<br />
Zeiten.<br />
Wir erwarten auch, dass verschiedene<br />
Ämter Vorschläge<br />
aus der Verwaltung und den<br />
Fraktionen nicht blockieren.<br />
Nicht die Gründe, warum was<br />
nicht geht, sondern kreative<br />
Lösungen müssen gefunden<br />
werden.<br />
Wir halten es für wenig hilfreich,<br />
sachdienlich und vertrauensbildend,<br />
wenn die so<br />
genannte „Blut- und Tränenliste“<br />
der Verwaltungsspitze den<br />
Fraktionen genau wie der gesamten<br />
Bürgerschaft bis zum<br />
Redaktionsschluss nicht bekannt<br />
gemacht wurde und damit<br />
weder eine erste Bewertung<br />
noch eine fundierte Diskussion<br />
möglich ist.<br />
Stefan Giese-Rehm<br />
Fraktionsvorsitzender<br />
Bürgerliste / Die Grünen, Fraktion im Stadtrat Dessau-<br />
Roßlau, Humperdinckstraße 16, 06844 Dessau-Roßlau<br />
Tel. 0340 / 220 62 71, Fax: 0340 / 516 89 81<br />
fraktion@dessau-alternativ.de<br />
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