Public Value Bericht des Verbandes Österreichischer ... - Der Standard
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66<br />
AUSSENPOLITIK IST KEIN<br />
LUXUS – SIE BETRIFFT DIE<br />
MENSCHEN UNMITTELBAR<br />
Mag. Thomas Seifert ist seit 2012 Außenpolitik-Chef und stellvertretender Chefredakteur<br />
der »Wiener Zeitung«. Zuvor arbeitete er sechs Jahre als Außenpolitik redakteur für »Die Presse«<br />
und war zuvor für »News«, aber auch die »Welt am Sonntag« und den »Sunday Telegraph«<br />
tätig. 2007 erhielt Seifert vom Roten Kreuz nicht zuletzt für seine <strong>Bericht</strong>e über die Arbeit<br />
von Hilfsorganisationen von zahlreichen Brennpunkten dieser Welt den Humanitätspreis.<br />
»Die Welt ist fach«, titelte der USAutor<br />
und »New York Times«-Kolumnist Thomas Friedman seinen<br />
Bestseller. Das war 2005, am Höhepunkt der Globalisierungseuphorie.<br />
In der globalisierten Welt, so Friedman, sind alle<br />
mit allen vernetzt, das Spielfeld ist eingeebnet. Was in Bangalore,<br />
Indien, oder in Dalian, China passiert, hat auch unmittelbare<br />
Auswirkungen auf die Menschen in Wisconsin, Japan<br />
oder Europa, so seine These.<br />
Dann kam 2008, die Lehman-Pleite, die<br />
das Platzen einer gigantischen Kreditblase in den USA für<br />
alle sichtbar machte. Was an der New Yorker Wall Street<br />
passiert, geht auch die Menschen etwas an, die an der Main<br />
Street in Poughkeepsie, oder in Las Cruces, New Mexiko<br />
leben. Und wenn die Wall Street bebt, dann sind bald<br />
auch Menschen betroffen, die an der Hauptstraße im Zentrum<br />
von Linz oder in Zams in Tirol leben, weil die Stahlbestellungen<br />
zurückgehen oder die Touristen ausbleiben.<br />
Diese Menschen fragen sich: Sind wir in den vergangenen<br />
Jahrzehnten in die »Globalisierungsfalle« gegangen, vor<br />
der die damaligen »Spiegel«Autoren Harald Schumann und<br />
HansPeter Martin 1996 in ihrem mit über 800.000 Exemplaren<br />
verkauften Buch gewarnt hatten?<br />
Egal, ob man die Verfachung der Welt,<br />
von der Thomas Friedman geschrieben hat, begrüßt oder<br />
der Globaliserung kritisch gegenübersteht, Tatsache ist: Die<br />
Welt und unser Leben haben sich in den vergangenen 20 Jahren<br />
dramatisch verändert. Nie zuvor in der Geschichte der<br />
Menschheit waren die Menschen durch Waren-, Rohstoff-,<br />
Energieströme und Kommunikationsmittel derart vernetzt<br />
wie heute. Und nie zuvor war es für die Menschen wichtiger<br />
zu wissen, was in fernen Ländern vor sich geht. Vor allem im<br />
kleinen Österreich.<br />
DAS ENDE DES INSEL - MYTHOS<br />
Thomas Seifert<br />
Eine »Isola felice«. So soll Papst Paul VI.<br />
Österreich gegenüber dem damaligen Bun<strong>des</strong>präsidenten<br />
Franz Jonas bezeichnet haben. Bun<strong>des</strong>kanzler Bruno Kreisky<br />
deutete den Spruch später um: Sozialstaat, Neutralität und<br />
sozialer Friede – voilà! – die »Insel der Seligen«.<br />
Doch Österreich ist keine Insel, sondern<br />
die wirtschaftlichen und politischen Geschicke sind eng mit<br />
jenen seiner Nachbarländer und der EU und Handelspartner<br />
verwoben. Nach dem Globalisierungsindex der Konjunkturforschungsstelle<br />
der ETH Zürich ist Österreich nach Belgien,<br />
Irland und den Niederlanden die am viertstärksten globalisierte<br />
Nation auf dem Index. 1 Kein Wunder bei einem kleinen<br />
Land inmitten Europas mit einer Volkswirtschaft, bei der der<br />
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