das magazin von Schwarzenburg | no 8 | August ... - aktuelle Ausgabe
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ein einblick in den modernen<br />
Spezialunterricht<br />
während meiner Schulzeit wurde auf<br />
Separation gesetzt. Schülerinnen und<br />
Schüler mit lernschwierigkeiten<br />
besuchten die hilfsschule, Kinder mit<br />
körperlichen oder geistigen Behinderungen<br />
lebten in heimen. Von der<br />
fünften Klasse an wurden wir aufgeteilt<br />
auf primarschule, Sekundarschule<br />
oder progymnasium.<br />
Mitte der Neunzigerjahre begann ich, an<br />
der Kleinklasse A Oberstufe in <strong>Schwarzenburg</strong><br />
zu unterrichten. zusammen mit<br />
meinem Kollegen wechselte ich alle paar<br />
Jahre <strong>das</strong> Schulhaus. zu Beginn waren<br />
wir zusammen mit einer Kleinklasse A<br />
Unterstufe im Nebentrakt an der Thunstrasse,<br />
dann in der Drucki, dann im Pavillon<br />
an der Schlossgasse untergebracht.<br />
Schliesslich hatten die<br />
Jugendlichen die Gelegenheit, gemeinsam<br />
mit den Gleichaltrigen im heutigen<br />
Oberstufenzentrum OSz zur Schule zu<br />
gehen. Einzelne konnten bei besonderer<br />
Begabung ein Fach in der Realschule besuchen.<br />
Mit der zeit gelang dieser Schritt<br />
öfters, schliesslich wurden einzelne Fächer,<br />
z.B. Sport, Werken und Gestalten,<br />
in der Kleinklasse gar nicht mehr angeboten.<br />
Neben den beiden Kleinklassen A<br />
gab es einige Jahre lang auch eine Einschulungsklasse<br />
KKD für Schülerinnen<br />
und Schüler, welche <strong>das</strong> erste Schuljahr<br />
in zwei Jahren absolvieren.<br />
In den Aussenschulen unserer Gemeinde<br />
wurden Schülerinnen und Schüler mit<br />
schwächeren Leistungen meistens mitgetragen,<br />
höchst selten wechselte jemand<br />
an die Kleinklassen im Dorf. Einzelne<br />
Kinder erhielten Legasthenie- oder<br />
Dyskalkulieunterricht, häufig kümmerte<br />
sich die Klassenlehrperson um ein spezielles<br />
Programm.<br />
Auf Beginn des Schuljahres 2009 trat<br />
der Integrationsartikel in Kraft. Sämtliche<br />
Kleinklassen im Dorf wurden aufgehoben.<br />
Einzelne Kinder und Jugendliche<br />
besuchen seither den Unterricht in den<br />
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o 8 | <strong>August</strong> 2012<br />
Fächern Deutsch oder Mathematik in der<br />
Fördergruppe, wo sie nach einem individuell<br />
auf sie zugeschnittenen Plan arbeiten.<br />
Die Fördergruppe der Primarschule<br />
befindet sich im Schulhaus<br />
Thunstrasse, diejenige der Oberstufe im<br />
OSz.<br />
Auch gibt es Schülerinnen und Schüler,<br />
welche mit riLz (reduzierten, individuellen<br />
Lernzielen) oder eiLz (erweiterten<br />
individuellen Lernzielen) in ihrer Klasse<br />
unterrichtet werden. Kinder, die <strong>das</strong> erste<br />
Schuljahr in zwei Jahren absolvieren,<br />
besuchen die Regelklasse, wo sie besonders<br />
im Lesen und Schreiben sowie in<br />
der Mathematik nach einem individuellen<br />
Programm unterrichtet werden.<br />
Mit der Einführung des Integrationsartikels<br />
wurde die Anzahl Lektionen für<br />
Spezialunterricht <strong>von</strong> der Erziehungsdirektion<br />
(ERz) festgelegt. Die Berechnung<br />
beruht auf einem Schlüssel, welcher Anzahl<br />
Schulkinder, Klassen und Schulhäuser<br />
mit einbezieht.<br />
Die zuweisung zum Spezialunterricht<br />
erfolgt immer über <strong>das</strong> 4-Stufen Modell.<br />
Dieses sieht vor, <strong>das</strong>s in einer ersten und<br />
zweiten Stufe die Lehrperson mit der<br />
Schülerin/dem Schüler und den Eltern<br />
im Rahmen des ordentlichen Unterrichts<br />
nach Möglichkeiten sucht, die auftretenden<br />
Schwierigkeiten zu überwinden.<br />
Wenn diese Massnahmen keine Verbesserung<br />
herbeiführen, wird auf Stufe 3<br />
eine Lehrperson für Spezialunterricht<br />
beigezogen. Wenn auch auf dieser Stufe<br />
die gewünschten Erfolge ausbleiben, erfolgt<br />
auf Stufe 4 der Einbezug einer<br />
Fachinstanz (Erziehungsberatung oder<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrischer<br />
Dienst). Selbstverständlich wird dieses<br />
Stufenmodell den Bedürfnissen entsprechend<br />
flexibel angewendet.<br />
Jedem Schulhaus, also auch den Aussenschulen,<br />
ist nun eine Anzahl IF- Lektionen<br />
(Integrative Förderung) zugeteilt,<br />
welche <strong>von</strong> einer oder mehreren Lehrpersonen<br />
für Spezialunterricht erteilt<br />
werden. Im Angebot inbegriffen sind<br />
editorial | Schwerpunkt | gemeinde | Kirchgemeinde | Aktuell<br />
ebenfalls Logopädie- wie auch Psychomotorikunterricht.<br />
Dabei kann sich die<br />
Arbeit auf ganz verschiedene Art gestalten.<br />
So kann ein Kind in einer zweiergruppe<br />
oder auch in einer grösseren<br />
Gruppe, im Ausnahmefall einzeln unterrichtet<br />
werden. Es kommt auch vor, <strong>das</strong>s<br />
wir den Unterricht gemeinsam mit der<br />
Regellehrperson als gemeinsam verantworteten<br />
Unterricht zu zweit gestalten<br />
oder je mit der Halbklasse arbeiten.<br />
Taucht in einer Klasse plötzlich ein Problem<br />
auf (z.B. ein Streit unter Einzelnen,<br />
zwischen Schülergruppen innerhalb einer<br />
Klasse oder aus verschiedenen Klassen),<br />
dann können wir Kriseninterventionen<br />
anbieten. Ebenfalls wenn es darum<br />
geht, gezielte Lernhilfen, sogenannte<br />
Lernstrategien aufzuzeigen oder Abklärungen<br />
zu machen, ob vielleicht eine<br />
besondere Schwäche z.B. in Deutsch<br />
oder Mathematik vorliegt. Wenn es gilt,<br />
mit einer Gruppe ein spezielles Projekt<br />
zu erarbeiten, dann können wir eine<br />
Kurzintervention anbieten. Ebenso nehmen<br />
wir auf Wunsch an Elternabenden<br />
oder Elterngesprächen teil.<br />
An den pädagogischen Hochschulen<br />
wird bereits ein neues Thema besprochen.<br />
An Stelle <strong>von</strong> Separation (es wird<br />
getrennt) oder Integration (gemeinsam<br />
mit den sogenannt Normalbegabten<br />
können auch weniger oder mehr Begabte<br />
unterrichtet werden) soll die Inklusion<br />
treten: Es geht um die Wertschätzung<br />
der Vielfalt, es ist <strong>no</strong>rmal, verschieden<br />
zu sein. Lehrpersonen, Eltern, Kinder,<br />
Jugendliche, Behördenmitglieder, Politiker<br />
und Politikerinnen, wir alle können<br />
erkennen, wie ausserordentlich bereichernd<br />
jedes einzelne Individuum für<br />
die Gemeinschaft sein kann.<br />
ursula rageth