PDF-Datei 812 Kb - Humboldt-Universität zu Berlin
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1.2 Chimären und ihre Verwendung<br />
Pflanzen mit einer chimärisch bedingten Fruchtbildung, Laub –, Blütenblattmusterung<br />
oder Habitusneugestaltung hatten für den Menschen schon immer ihren besonderen<br />
Reiz. Aber auch für die Züchtung und Züchtungsforschung ergaben und ergeben sich<br />
immer wieder neue Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Anwendung von Chimären .<br />
Anwendung :<br />
• bei Untersuchungen über den Sproßscheitelaufbau , die Histogenese und<br />
die Beteiligung am Gewebeaufbau von Derivaten der<br />
Sproßscheitelschichten (WINKLER, 1913) ,<br />
• bei Untersuchungen von Kreu<strong>zu</strong>ngen mit nicht Mendelschen<br />
Aufspaltungen (BAUR, 1908 / 09) und bei der Auffindung der<br />
Plastidenvererbung (CHITTENDEN, 1926, 1929) und<br />
• bei Regenerationsversuchen in vivo und in vitro (Ein Zelle ein Scheitel -<br />
Theorie (NAYLOR & JOHNSON , 1937 ; vgl. PLASCHIL , 1997) ) .<br />
1.3 Zum Aufbau von Periklinalchimären<br />
Grundsätzlich differenziert man Sektorial-, Meriklinal- und Periklinalchimären. Bei<br />
Vorliegen einer Sektorialchimäre unterscheidet sich ein Sektor einer Sproßachse<br />
hinsichtlich der genetischen Konstruktion vom übrigen Teil dieser Sproßachse. In einer<br />
Periklinalchimäre liegen genetisch verschiedenartige Gewebe in aufeinanderfolgenden<br />
Scheitelschichten schalenförmig übereinander. Von einer Meriklinalchimäre wird<br />
gesprochen, wenn eine Periklinalchimäre vorliegt, die nur sektorial ausgebildet ist.<br />
Durch den schichtweisen Aufbau des Vegetationskegels besteht eine große<br />
morphologische und ontogenetische Konstanz der Periklinalchimäre gegenüber der<br />
Sektorialchimäre. Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Erzeugung und Aufrechterhaltung von<br />
Periklinalchimären sind mindestens zwei voneinander unabhängige<br />
Plattenmeristemschichten (Tunikaschichten L1, L2), die den Aufbau des<br />
Vegetationspunktes sowie die Entwicklung und Differenzierung des Sprosses, aber auch<br />
der Seitenorgane bestimmen. Je nach Lage der genetisch verschiedenen Schichten<br />
unterscheidet man zwischen Ekto - und Mesochimären. Unterscheiden sich drei<br />
Schichten voneinander, so spricht man von Trichimären (BERGANN & BERGANN,<br />
1959, 1961a, POHLHEIM, 1982). Ein Sproßscheitel einer Pflanze, der aus mindestens<br />
zwei selbständigen Tunikaschichten (L1, L2) besteht und deren Zellteilungen nur in<br />
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