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HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />

LANDWIRTSCHAFTLICH-GÄRTNERISCHE FAKULTÄT<br />

Diplomarbeit im Studiengang Gartenbau<br />

Thema : Vergleichende Untersuchungen an der Pfropfchimäre<br />

Populus x canadensis ’ Marilandica ’ ♀ über Populus maximowiczii x Populus<br />

trichocarpa ’ Androscoggin ’ ♂ und den Ausgangseltern<br />

vorgelegt von: Mario, Jens Hansen<br />

Matr.-Nr.: 108997<br />

Betreuer: Prof. Dr. F. Pohlheim<br />

Institut für Gartenbauwissenschaften<br />

Fachgebiet Pflanzenzüchtung<br />

<strong>Berlin</strong>, den 27.09.1999,0<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

INHALTSVERZEICHNIS........................................................................................................................ 2<br />

BIBLIOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER ARBEIT UND REFERAT.................................... 4<br />

THEMA: ..................................................................................................................................................... 4<br />

REFERAT : ................................................................................................................................................ 4<br />

VORWORT :.............................................................................................................................................. 5<br />

DANKSAGUNG :....................................................................................................................................... 6<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS.............................................................................................................. 6<br />

BEDEUTUNG DER PAPPEL................................................................................................................... 7<br />

PHYTOMEDIZINISCHE PROBLEME BEIM ANBAU VON PAPPELN : ....................................... 8<br />

HYPOTHESEN :...................................................................................................................................... 10<br />

BEWEISFÜHRUNG IM ÜBERBLICK : ......................................................................................................... 10<br />

Hypothese A Konsequenzen in der Morphogenese........................................................................... 10<br />

Hypothese B Neukombination der Begleitelemente.......................................................................... 10<br />

1. EINLEITUNG : ..................................................................................................................................... 11<br />

1.1 Rückblick <strong>zu</strong>r experimentellen Synthese von Chimären............................................................. 11<br />

1.2 Chimären und ihre Verwendung................................................................................................ 12<br />

1.3 Zum Aufbau von Periklinalchimären......................................................................................... 12<br />

1.4. Partnerinduktion....................................................................................................................... 14<br />

1.5 Zur Erzeugung von Pfropfheterohistonten bei Populus............................................................ 14<br />

2. MATERIAL UND METHODEN............................................................................................................... 15<br />

2.1. Die Untersuchungsobjekte......................................................................................................... 15<br />

2.2. Methoden ................................................................................................................................... 16<br />

3. UNTERSUCHUNGEN ZUR HYPOTHESE A ............................................................................................. 24<br />

3.1. Histologie des Sproßscheitels .................................................................................................... 24<br />

3.2. Untersuchungen <strong>zu</strong>r Konstitution der Tunikaschichten............................................................. 26<br />

3.3. Phytohormone im Sproßscheitel ................................................................................................ 32<br />

3.4. Blattmorphogenese :.................................................................................................................. 37<br />

4. UNTERSUCHUNGEN ZUR HYPOTHESE B.............................................................................................. 41<br />

4.1. Blattsekrete :.............................................................................................................................. 41<br />

4.2. Funktion und Vergleich der Sekretauflagerung......................................................................... 47<br />

4.3. Analyse und Vergleich der Blattsekrete.....................................................................................50<br />

DC–PLATTENVERGLEICH................................................................................................................. 51<br />

5. ERGEBNISSE UND AUSWERTUNG........................................................................................................ 52<br />

5.1. Zur Hypothese A ........................................................................................................................ 52<br />

5.2. Zur Hypothese B ........................................................................................................................ 57<br />

6. ZUSAMMENFASSUNG UND DISKUSSION.............................................................................................. 60<br />

LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................................................ 66<br />

EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG ................................................................................................. 69


Die Einsicht eines Menschen verleiht ihre Flügel keinem anderen. Eure<br />

Herzen kennen im stillen die Geheimnisse der Tage und Nächte. Niemand<br />

kann euch etwas eröffnen, das nicht schon im Dämmern eures Wissens<br />

schlummert. Aber eure Ohren dürsten nach den Klängen des Wissens in<br />

euren Herzen und ihr wollt in Worten wissen, was ihr in Gedanken schon<br />

immer gewußt habt. Doch wiegt den unbekannten Schatz nicht mit<br />

Waagschalen. Und erforscht die Tiefen eures Wissens nicht mit Meßstock<br />

und Senkschnur. Denn es ist ein Meer, grenzenlos und unermeßlich. Sagt<br />

nicht: , sondern besser.<br />

Khalil Gibran<br />

3


Bibliographische Beschreibung der Arbeit und Referat<br />

Thema:<br />

Vergleichende Untersuchungen an der Pfropfchimäre<br />

Populus x canadensis ’Marilandica’ ♀ über Populus maximowiczii x Populus<br />

trichocarpa ’Androscoggin’ ♂ und den Ausgangseltern<br />

Eingereicht am: 27.09.1999<br />

durch: Mario-Jens Hansen Matr. Nr. 108997<br />

Seiten 71<br />

Abbildungen 35<br />

Diagramme 1Tabellen 3<br />

Referat :<br />

Anhand von Untersuchungen bezüglich der Blattmorphologie, Anatomie und Histologie<br />

wird an Wurzel, Sproß und Laubblatt geprüft, ob die L1 Komponente des<br />

Pfropfheterohistonten Populus x canadensis ’Marilandica’ über Populus<br />

maximowiczii x Populus trichocarpa ’Androscoggin’ der Ausgangsvariante Populus<br />

x canadensis ’Marilandica’ entspricht und welche Wirkungen durch eine<br />

Gewebetransplantation auf dendrologische Merkmale <strong>zu</strong> beobachten sind. Durch eine<br />

chemische Analyse der Blattsekrete soll festgestellt werden, <strong>zu</strong> welchen<br />

weiterreichenden Konsequenzen diese Gewebekombination in Be<strong>zu</strong>g auf<br />

physiologische Vorgänge zwischen den Geweben innerhalb der Pflanze geführt hat und<br />

welche äußeren Faktoren dadurch maßgeblich mitbestimmt werden. Ziel soll es sein,<br />

eine ganzheitliche Betrachtung einer gewebemanipulierten Pflanze <strong>zu</strong> erreichen.<br />

4


Vorwort :<br />

Im Laufe der Ausbreitung der menschlichen Gesellschaft, ein Prozeß, dessen<br />

Höhepunkt noch längst nicht erreicht ist und an dem unter anderen auch Gärtner einen<br />

erheblichen Beitrag leisten und geleistet haben, ergab und ergibt sich immer wieder die<br />

Notwendigkeit <strong>zu</strong>r Verbesserung der Quantität und Qualität des Pflanzenmaterials, des<br />

Saatgutes sowie des Erntegutes. Die wachsende Weltbevölkerung, aber auch das<br />

egoistisch-materialistische Denken der Menschheit und die daraus resultierende,<br />

ungleichmäßige Güterverteilung veranlaßten einen Raubbau an den natürlichen<br />

Ressourcen. Erst vereinzelt verursachte Katastrophen und die damit verbundene<br />

Nahrungsmittelknappheit haben uns da<strong>zu</strong> gezwungen, unter Berücksichtigung<br />

ökologischer Aspekte Wege <strong>zu</strong> finden, Rohstoffe und Nahrungsmittel in hohem Maße<br />

bereit<strong>zu</strong>stellen, ohne das komplizierte Netzwerk Natur mit seinen interaktiv<br />

verbundenen Individuen aller Art rücksichtslos <strong>zu</strong> ignorieren. Menschen mit guter<br />

Beobachtungsgabe und Einfallsreichtum haben der Natur ihre Methoden <strong>zu</strong>r<br />

Aufrechterhaltung und Neukombination des genetischen Ausgangsmaterials abgeschaut<br />

und in Be<strong>zu</strong>g auf menschliche Bedürfnisse genutzt. Ein wesentlicher Bestandteil der<br />

diesbezüglich gärtnerischen Bearbeitung des Pflanzenmaterials ist die Züchtung. In der<br />

Pflanzenzüchtung wird zwischen generativer und vegetativer Vermehrung<br />

unterschieden. Einen relativ engen Handlungsspielraum läßt hierbei die vegetative<br />

Vervielfältigung in Be<strong>zu</strong>g auf züchterische Manipulation. Interessant ist eine Methode<br />

<strong>zu</strong>r Neukombination von Merkmalen auf vegetativer Grundlage unter Ausschluß der<br />

Meiose. Neben Möglichkeiten der Veränderung des Genmaterials durch Einflußfaktoren<br />

wie Mutagene (Strahlung, Chemikalien, Viren, ... ) gibt es die Möglichkeit einer<br />

Kombination der Tunikaschichten im Vegetationskegel aus völlig andersartigem,<br />

genetischen Material, durch gemeinsames Wachstum meristematischer Gewebe<br />

verschiedener durch Pfropfung miteinander verbundener Komponenten <strong>zu</strong> erzeugen.<br />

Kombinationen verschiedener Merkmale genetischen Ursprungs in einem Lebewesen<br />

werden Chimäre genannt. Diese Arbeit soll ein Beitrag sein, durch wissenschaftlich<br />

geführte Nachweismethoden, Beobachtungen, Vergleiche und deren Interpretation ein<br />

Verständnis über das Zusammenwirken von Geweben innerhalb einer Pflanze <strong>zu</strong><br />

erhalten und gleichzeitig weiterreichende Konsequenzen einer Gewebemanipulation <strong>zu</strong><br />

verdeutlichen.<br />

5


Danksagung :<br />

Die intensive Beschäftigung mit Chimären eröffnete in meiner Ansicht über<br />

züchterische Möglichkeiten neue Horizonte und macht mich gespannt auf die weitere<br />

Entwicklung der Chimärenforschung. Danken möchte ich besonders Herrn Prof. Dr.<br />

Pohlheim für das interessante Thema und die wissenschaftliche Betreuung, außerdem<br />

Frau Binting für die Unterstüt<strong>zu</strong>ng an den technischen Geräten und Frau Seyfert für die<br />

Beratung und den Einsatz bei der histologischen Bearbeitung. Kritiken, Ideen und<br />

Anregungen gewonnen aus Gesprächen und Diskussionen trugen <strong>zu</strong> einer skeptischen<br />

Überarbeitung meiner Arbeit bei, wofür ich dem gesamten Team der Pflanzenzüchtung<br />

und besonders Herrn P. Grieger meinen Dank aussprechen möchte. Den Zugewinn<br />

meiner Arbeit durch eine korrekte Orthographie verdanke ich Frau R. Hoppe. Für<br />

Investitionen, finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng und Geduld danke ich der Apothekerfamilie<br />

Irene und Klaus Ziegenhagen und dabei vordergründig für Verständnis,<br />

Rücksichtnahme und Langmut meiner Frau Kerstin.<br />

Abkür<strong>zu</strong>ngsverzeichnis<br />

Abkür<strong>zu</strong>ng Erläuterung<br />

P. ‘Androscoggin’ Populus maximowiczii x Populus trichocarpa ’Androscoggin ’<br />

P. ‘Marilandica’ Populus x canadensis ’Marilandica ’<br />

L Layer<br />

L1/L2 Bezeichnung der Tunikaschichten von außen nach<br />

innen<br />

P. Populus<br />

6


Bedeutung der Pappel<br />

In der Kochkunst, bei den Färbern, in der Volksheilkunde sowie bei den Kosmetikern<br />

und schließlich in der Holzverarbeitung war die Pappel lange bekannt. Nur wenige<br />

kennen ihre Besonderheiten noch. Die heilige Hildegard von Bingen überliefert uns<br />

einige Rezepte für Pappelsalben und behauptet, wenn der Saft des gepreßten<br />

Pappelholzes und der Rinde anderen Salben beigefügt werde, so würden diese Salben<br />

um so mehr wirken. Plinius der Ältere besteht darauf, daß die Pappel dem Herkules<br />

geweiht ist. Die nordamerikanischen Indianer gebrauchten das Innere der Rinde<br />

ausgepreßt oder fein geschnitten und gedünstet als Lebensmittel. So werden auch heute<br />

noch die jungen, zarten Knospen in verschiedene Wildsalate gemischt. Auch als<br />

Suppeneinlage tragen sie <strong>zu</strong>r schmackhaften Abwechslung bei. Aus der Rinde läßt sich<br />

ein Farbstoff gewinnen, der <strong>zu</strong>m Färben von Stoffen geeignet ist. Außerdem können<br />

Pappelextrakte bei allen mit Schmerzen verbundenen Leiden Hilfe und Linderung<br />

bringen. Hauptsächlich wird die Pappel bei allen Erkrankungen des Urogenitalsystems<br />

(Nieren, Blase, Harnröhre und Gebärmutter) eingesetzt. Salben aus den Knospen<br />

<strong>zu</strong>bereitet, leisten große Dienste bei Entzündungen und Verbrennungen. In der<br />

Kosmetik schätzt man die Pappelextrakte in Cremes oder Lotionen wegen ihrer<br />

entspannenden, leicht desinfizierenden Wirkung. Der Gesamtglykosidkomplex<br />

Salipopulin wird <strong>zu</strong>r Behandlung von chronischen Gelenkentzündungen empfohlen. Er<br />

bewirkt eine vermehrte Harnsäureausscheidung und somit eine Senkung des<br />

Harnsäurespiegels im Blut. Die Hauptwirkstoffe der Pappel sind die Phenolglykoside<br />

Salicin, Populin, Salicortin und Tremulacin, ätherisches Öl, Flavonglykoside und<br />

Gerbstoffe. Nicht <strong>zu</strong> unterschätzen ist die Eignung der Pappel in der<br />

Landschaftsgestaltung als Allee - und Parkbaum, als schnell wachsendes Gehölz in<br />

Landschaftshecken und Biotopverbundnetzen, aber auch für Wind- und<br />

Sichtschutzhecken an Sport - und Freizeitplätzen. Holzverarbeitende Industriezweige<br />

widmen der Pappel ein besonderes Interesse. Auf Grund der multiplen<br />

Einsatzmöglichkeiten des Holzes wird sie forstwirtschaftlich angebaut. Das Holz dient<br />

oft als Ersatz für Linden- und Fichtenholz und eignet sich <strong>zu</strong>r Herstellung von<br />

Zeichentischen und Reißbrettern. Bei der Papier- und Zelluloseindustrie gewinnt die<br />

Pappel an <strong>zu</strong>nehmender Bedeutung. Gärtner, Förster und Phytopathologen wissen um<br />

die Beliebtheit der Pappel bei Phytoparasiten und Phytophagen, weshalb eine<br />

züchterische Bearbeitung dieses kostbaren Pflanzenmaterials unbedingt notwendig ist.<br />

7


Phytomedizinische Probleme beim Anbau von Pappeln :<br />

Ein bedeutender Aspekt <strong>zu</strong>r züchterischen Bearbeitung von Gehölzen ist das<br />

schwerwiegende Problem des Anbaus von prädestinierten Pflanzenarten unter dem<br />

enormen Befallsdruck von Pilzen, Bakterien, Viren und anderen Phytoparasiten. Die<br />

Erhaltung von Resistenz unter monokulturellen Anbaubedingungen bedeutet eine große<br />

Herausforderung für die Pflanzenzüchtung. Um das breite Spektrum und die Flexibilität<br />

der die Pappel attackierenden Parasiten <strong>zu</strong> verdeutlichen, sollen stichpunktartig einige<br />

Krankheitserreger mit ihrem Schadbild und ihrer Verbreitung genannt werden. Eine<br />

solche Fülle von Krankheitserregern rechtfertigt ein besonderes Interesse der<br />

Resistenzzüchtung von Pappeln.<br />

Pappelmosaikvirus :<br />

-Virose<br />

-Blattflecken, oft asymetrisch<br />

-Schädigung bis <strong>zu</strong>m vorzeitigen Blattfall<br />

-Bewurzelungsleistung stark vermindert (hohe Ausfallrate bei Steckholz)<br />

-Verbreitung besonders durch Steckholzvermehrung<br />

-Triebleistung reduziert<br />

-Übertragung mechanisch: Schnitt, Veredlung<br />

Pappelrost: !!!!!<br />

-Assimilationsleistung eingeschränkt, frühzeitiger Blattfall, un<strong>zu</strong>reichende<br />

Triebausreife ( Frostgefährdung )<br />

-verschiedene Rostarten :<br />

( Melamospora larici-populina und M. larici-tremula Wirtswechsel <strong>zu</strong> Larix, )<br />

-M. pinitorqua ( auch großer Schaden auf Nebenwirt: Nadelgehölze, vor allem Kiefer )<br />

-Überwintern in Teleudosporen am Blatt<br />

-Basidien im Frühjahr auf Hauptwirt<br />

-Äzidien mit Äzidiosporen auf dem Nebenwirt<br />

-Sommers Uredosporenlager auf Blattunterseite<br />

-im Herbst Teleutosporenlager auf Oberseite<br />

-bedeutsame Schädigungen ab Juni ( ganze Hauptvegetationszeit betroffen )<br />

8


Großer \ Kleiner Pappelbock:<br />

-gefürchtetster Schädling<br />

-hohes Reproduktionsvermögen<br />

-besonders an P. tremula (auch andere Pappeln und Weiden)<br />

-Käfer : Fraßschaden an Blättern ( Mai–Juli ), Blattstielen, Rinde des Neutriebes<br />

-Eiablage (Ende Mai-Juli) in den Splint des Neutriebes ( bleistiftstarke<br />

Triebe ): gallartige Wucherungen der Pflanze an den Eiablagestellen<br />

( Eier und Junglarven chemisch nicht erreichbar )<br />

-wenn Pflanze sehr wüchsig ist, kann sie die Eiablagestelle schnell<br />

überwuchern und tötet Junglarve ab ( Bekämpfungsstrategie! hohe<br />

Wüchsigkeit von Mai bis Juli, starker Rückschnitt )<br />

-gravierender Schaden durch Larven (im Inneren der Triebe, erst Rinde, dann Mark),<br />

Absterben der Neutriebe oder wenigstens starke Schädigung, dadurch<br />

Stammverkrümmungen, verbuschte Krone<br />

-Überwinterung als Larve im Markkanal<br />

-abschließender Fraß ( März, April ), Verpuppung, Schlupf Ende Mai<br />

-Sekundärinfektion durch Pilze in den Fraßgängen ( Bakterienkrebs , Nektria-Pilz )<br />

Pappelknospenwickler / Pappeltriebwickler :<br />

-Arten , die Knospen oder Triebe schädigen ( treiben im Frühjahr nicht aus )<br />

Rindenbrand ( Rindentod der Pappel ) :<br />

-Schwächeparasit , Ascomycet<br />

-gefördert durch Feuchtigkeit (Ausbreitung), Trockenstreß<br />

(Anfälligkeit der Pflanze, <strong>zu</strong>m Beispiel während der Vermarktungsphase)<br />

-Pyknidien im Frühjahr / Frühsommer ( Hauptfruchtform selten ausgebildet )<br />

-Infektion über Rindenverlet<strong>zu</strong>ngen ( Insekten ), evtl. auch über Blattnarben im<br />

Herbst und Lenticellen<br />

-leicht eingesunkene, dunkel verfärbte Flecken auf der Rinde<br />

-von den absterbenden Flecken ausgehend Aufreißen der Rinde bis auf Holzteil<br />

-besonders anfällig nur : P. nigra und Hybriden, P. canadensis<br />

Andere Krankheiten sind regional oder nach Witterung bedeutsam .<br />

9


Hypothesen :<br />

A Durch Transplantation genetisch veränderte Konstitution des Sproßscheitels,<br />

bewirkt physiologisch – mechanisch bedingte Konsequenzen<br />

B Die fremdartige Epidermis ergibt Neukombination der Begleitelemente im<br />

Blattsekret<br />

Beweisführung im Überblick :<br />

Hypothese A Konsequenzen in der Morphogenese<br />

Histologische Untersuchungen<br />

des Apex der Apikal - und Seitenknospen um einen<br />

schichtweisen Aufbau und damit die Möglichkeit <strong>zu</strong>r Erzeugung von<br />

Periklinalchimären bei Populus nach<strong>zu</strong>weisen<br />

Anatomische und morphologische Vergleiche<br />

- Vergleich der Epidermisabzüge auf Stomatadichte<br />

- Vergleich der Mesophyllschichten auf Schichtstärken<br />

- Vergleich der Blattränder auf Formgebung<br />

Hormone und Vergleiche der Morphogenese<br />

- Knospentreiben<br />

- Blattentfaltung<br />

- Kronengestaltung<br />

Hypothese B Neukombination der Begleitelemente<br />

histologische Untersuchungen der Wachsauscheidungsorgane<br />

- Sekretion durch Hydathoden<br />

- Knospenschuppe mit Hydathoden<br />

- Blattrandzacke mit Hydathoden<br />

- Leitgefäße als L2 – Komponente<br />

- Epidermis als L1 – Komponente<br />

Wachsauflagerung<br />

- Vergleich der Sekretauflagerungsmechanismen<br />

- Vergleich der Blattoberfläche mit Sekretauflagerungen<br />

Untersuchung der Blattsekrete<br />

- Dünnschichtchromatographie<br />

10


1. Einleitung :<br />

1.1 Rückblick <strong>zu</strong>r experimentellen Synthese von Chimären<br />

Kombinationen genetisch verschiedener Gewebe in einem Individuum nennt man<br />

Chimäre. Diese können nach Herkunft, Verhalten und ihrer Struktur unterschieden<br />

werden. Untersuchungen und Versuche, durch Dekaptieren der Verwachsungsstelle an<br />

Pfropfungen Chimären <strong>zu</strong> erzeugen, demonstrierte bereits WINKLER (um 1907) an<br />

Solanaceaen. Seit dem Bekanntwerden der Pfropfchimären von WINKLER und seiner<br />

Kenntnis über die Erzeugung solcher, aber auch durch technische Verbesserungen (in<br />

vitro), hat es nicht an Versuchen gefehlt, Heterohistontenbildung auch auf anderem<br />

Wege <strong>zu</strong> erzeugen. In der experimentellen Synthese von Chimären in vitro haben<br />

CARLSON und CHALEFF (1974) Sproßstücke von zwei Nicotianavarianten<br />

aufeinandergelegt, an deren Verbindungsstelle sich Kallus gebildet hat. An diesen<br />

regenerierten neben homohistischen Austrieben beider Komponenten auch chimärische<br />

Adventivsprosse. Chimärische Regenerate, die von BINDING (1987,88) als " cell craft<br />

chimeras " bezeichnet wurden, gelangen durch die " Zellpfropfung ". Dies ist eine<br />

Herstellung von Heterohistonten durch eine Bildung von Zellaggregaten aus genetisch<br />

verschiedenen Protoplasten. Da Protoplasten pflanzliche Einzelzellen sind, Chimären<br />

aber aus genetisch verschiedenen Geweben bestehen, können "cell craft chimeras" als<br />

Produkte mehrzelligen Ursprungs interpretiert werden. Die Beherrschung der<br />

dargestellten Verfahren <strong>zu</strong>r Herstellung von Heterohistonten ergab neue Möglichkeiten<br />

der Erweiterung somatischer Variabilität von geeigneten Pflanzenarten. Durch das<br />

Einbringen neuer Merkmalskombinationen in den Sproßscheitel folgten Möglichkeiten<br />

der Verbindung positiver Eigenschaften in einer Pflanze, die durch Kreu<strong>zu</strong>ng nicht<br />

miteinander <strong>zu</strong> verknüpfen wären. Beispielsweise Resistenz - / Qualitätsmerkmale oder<br />

die Beseitigung bestimmter Sterilitäten, ohne die Leistungsfähigkeit wesentlich <strong>zu</strong><br />

beeinflussen, sind positive Eigenschaften der Chimärenbildung.<br />

11


1.2 Chimären und ihre Verwendung<br />

Pflanzen mit einer chimärisch bedingten Fruchtbildung, Laub –, Blütenblattmusterung<br />

oder Habitusneugestaltung hatten für den Menschen schon immer ihren besonderen<br />

Reiz. Aber auch für die Züchtung und Züchtungsforschung ergaben und ergeben sich<br />

immer wieder neue Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Anwendung von Chimären .<br />

Anwendung :<br />

• bei Untersuchungen über den Sproßscheitelaufbau , die Histogenese und<br />

die Beteiligung am Gewebeaufbau von Derivaten der<br />

Sproßscheitelschichten (WINKLER, 1913) ,<br />

• bei Untersuchungen von Kreu<strong>zu</strong>ngen mit nicht Mendelschen<br />

Aufspaltungen (BAUR, 1908 / 09) und bei der Auffindung der<br />

Plastidenvererbung (CHITTENDEN, 1926, 1929) und<br />

• bei Regenerationsversuchen in vivo und in vitro (Ein Zelle ein Scheitel -<br />

Theorie (NAYLOR & JOHNSON , 1937 ; vgl. PLASCHIL , 1997) ) .<br />

1.3 Zum Aufbau von Periklinalchimären<br />

Grundsätzlich differenziert man Sektorial-, Meriklinal- und Periklinalchimären. Bei<br />

Vorliegen einer Sektorialchimäre unterscheidet sich ein Sektor einer Sproßachse<br />

hinsichtlich der genetischen Konstruktion vom übrigen Teil dieser Sproßachse. In einer<br />

Periklinalchimäre liegen genetisch verschiedenartige Gewebe in aufeinanderfolgenden<br />

Scheitelschichten schalenförmig übereinander. Von einer Meriklinalchimäre wird<br />

gesprochen, wenn eine Periklinalchimäre vorliegt, die nur sektorial ausgebildet ist.<br />

Durch den schichtweisen Aufbau des Vegetationskegels besteht eine große<br />

morphologische und ontogenetische Konstanz der Periklinalchimäre gegenüber der<br />

Sektorialchimäre. Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Erzeugung und Aufrechterhaltung von<br />

Periklinalchimären sind mindestens zwei voneinander unabhängige<br />

Plattenmeristemschichten (Tunikaschichten L1, L2), die den Aufbau des<br />

Vegetationspunktes sowie die Entwicklung und Differenzierung des Sprosses, aber auch<br />

der Seitenorgane bestimmen. Je nach Lage der genetisch verschiedenen Schichten<br />

unterscheidet man zwischen Ekto - und Mesochimären. Unterscheiden sich drei<br />

Schichten voneinander, so spricht man von Trichimären (BERGANN & BERGANN,<br />

1959, 1961a, POHLHEIM, 1982). Ein Sproßscheitel einer Pflanze, der aus mindestens<br />

zwei selbständigen Tunikaschichten (L1, L2) besteht und deren Zellteilungen nur in<br />

12


einer bestimmten Richtung (antiklin) verlaufen, eignet sich also <strong>zu</strong>r Erzeugung von<br />

Periklinalchimären. Die korpusbildende Schicht teilt sich sowohl anti - als auch<br />

periklin. Vorausset<strong>zu</strong>ng ist allerdings die Stabilität von mindestens der L1, um eine<br />

Kombination <strong>zu</strong> erzeugen und aufrecht <strong>zu</strong> erhalten. Die epidermisbildende L1 teilt sich<br />

dabei nicht periklin. Eine perikline Teilung würde eine Verdrängung der L2 Merkmale<br />

in tiefere Schichten bedeuten, was die Instabilität einer Periklinalchimäre <strong>zu</strong>r Folge<br />

hätte. Sie kann sich jedoch auch durch spontane oder induzierte Umlagerungsprozesse,<br />

wie Schichtendurchbruch (layerperforation), Schichtenaustausch (layertranslocation)<br />

und Schichtenverdopplung (layerreduplication) verändern (BERGANN & BERGANN,<br />

1959, 1962; POHLHEIM, 1982, 1985, 1986). Periklinalchimären lassen sich also auch<br />

je nach Lage und Anzahl der veränderten Schichten in Monekto -, Diekto - und<br />

Mesochimären noch weiter unterteilen (WINKLER, 1935). Treten mehr als drei<br />

Sproßscheitelschichten auf, wie z.B. vier Schichten bei Schefflera arboricola HAYATA<br />

(POHLHEIM, 1982 ; POHLHEIM & RASHID, 1994), sind theoretisch auch<br />

Tetrachimären möglich, die aber in der Praxis noch nicht gefunden worden sind. Durch<br />

Entmischungen der einzelnen Schichten von Periklinalchimären konnten Aussagen über<br />

ihren Ursprung und ihren Einfluss auf den Habitus der untersuchten Klone getroffen<br />

werden. Wurzelaustriebe entstehen immer aus der innersten Schicht (BATESON, 1916,<br />

1926). Die L3 bildet größtenteils das Leitgefäßsystem einer Pflanze. Sie beeinflußt<br />

direkt die Wuchsform, sodaß bei vegetativ beständigen Änderungen der Wuchsform<br />

(Zwerg -, Hoch - oder Drehwüchsigkeit) innerhalb eines Klones auf Erbänderung in der<br />

L3 - Komponente geschlossen werden kann (BERGANN & BERGANN, 1959).<br />

Derivate der L2 - Schicht bilden <strong>zu</strong>m Großteil das Mesophyll in den Laub - und<br />

Blütenblättern. Ist die L2 - Komponente stark in ihrem Wachstum gehemmt, so<br />

übernimmt häufig die L1- Komponente die Mesophyllbildung in den Blattrandbereichen<br />

(POHLHEIM, 1983). Bei Selbstungs - und Kreu<strong>zu</strong>ngsversuchen wurde festgestellt, daß<br />

Chimären sich nicht nach der Mendelschen Vererbungstheorie aufspalten (BATESON,<br />

1926, CHITTENDEN, 1926, 1929), sondern Sämlinge meistens die L2 - Komponente<br />

enthalten. Veränderungen im Schichtenaufbau können Veränderungen in<br />

Chlorophyllproduktion, Blütenfarbe, Füllung der Blüten, Größe ( BATESON, 1916 ),<br />

Wachstum und Wuchsform<br />

(BERGANN & BERGANN, 1959) bewirken.<br />

13


1.4. Partnerinduktion<br />

Die Partnerinduktion (BERGANN, 1961), gekennzeichnet durch interzelluläre<br />

Genwirkung tritt nur auf, wenn zwei genetisch verschiedene Zellen oder Zellverbände<br />

(Gewebe) sich in direktem Kontakt <strong>zu</strong>einander befinden. Die dabei modifizierten Zellen<br />

sind geprägt durch konzentrationsbedingte Wanderungsvorgänge. Sie unterscheiden<br />

sich durch das äußere Erscheinungsbild in Be<strong>zu</strong>g auf Musterung oder Körperform. Oft<br />

sind induktive Wirkungen eines genetisch andersartigen Partners auf die Physiologie<br />

und den Stoffwechsel der benachbarten Zellen die Ursache für dieses Phänomen.<br />

Charakteristisch für diese partnerinduktive Beeinflussung bei Pflanzen ist die begrenzte<br />

Wirkung auf unmittelbar benachbarte Zellen, wobei sie nicht auf eine Zellschicht<br />

beschränkt ist und auch innerhalb einer Schicht wirken kann, wenn diese ebenfalls aus<br />

zwei genetisch verschiedenen Geweben besteht. Die Wirkrichtung ist in vertikaler und<br />

horizontaler Richtung und somit dreidimensional. Partnerinduktion ist nicht an eine<br />

periklinalchimärische Konstitution gebunden. Eklatant war eine partnerinduktive<br />

Wirkung der L2 auf eine anthocyandefekte L1-Schicht, die bei Euphorbia pulcherrima<br />

WILLD. ‘Eckes Rosa’ durch BERGANN, 1961 festgestellt werden konnte. Der<br />

partnerinduktive Effekt ließ sich unter anderem auch bei genetisch bedingten<br />

Sprenkelungen an Blüten feststellen, wie z.B. bei Viola sororia WILLD., wo bei einer<br />

genetisch veränderten, blauen Epidermiszelle eine schwache Farbwirkung durch<br />

Anthocyansynthese in den normalerweise anthocyandefekten Nachbarzellen induziert<br />

wird (PLASCHIL, 1997).<br />

1.5 Zur Erzeugung von Pfropfheterohistonten bei Populus<br />

In der Literatur liegen Befunde, von KALBE (1962) - zwei stabile Schichten und<br />

PANKOW (1962) - drei stabile Schichten, über den Scheitelaufbau bei Populus vor.<br />

Wichtig bei der Erzeugung von Pfropfheterohistonten ist, daß sich an der<br />

Verwachsungsstelle beider Pfropfpartner ein Mischkallus bildet, aus dem<br />

Adventivsprosse regenerieren, die in verschiedenen Zellschichten des Sproßscheitels<br />

Gewebe von Unterlage und Pfropfreis besitzen. Aus einem so erzeugten Mischkallus<br />

regenerieren neben Homohistonten der einen als auch der anderen Komponente auch<br />

einige Heterohistonten. Zur Aufrechterhaltung von Pfropfheterohistonten ist ein gutes<br />

Regenerationsvermögen über Seitensproßbildung aus den Achselknospen und eine gute<br />

Bewurzelung von Grünstecklingen oder Steckholz nötig.<br />

14


2. Material und Methoden<br />

2.1. Die Untersuchungsobjekte<br />

Sortenbeschreibung:<br />

Der Name Populus ist schon bei den Römern für diese Gattung in Gebrauch gewesen.<br />

Mit etwa 40 Arten in Europa, Asien und Nordafrika ist der Anbau der Pappel, eine der<br />

schnellwüchsigsten und zellulosereichsten Holzarten, bedeutend geworden. Bei uns<br />

jedoch sind nur die verhältnismäßig langsamwüchsigen Schwarz - (P. nigra) und<br />

Silberpappeln (P. alba) heimisch. Die jetzt in Europa vorhandene Formenvielzahl<br />

entstand aus den eingeführten amerikanischen Arten, ihren Kreu<strong>zu</strong>ngen mit unserer P.<br />

nigra, der Balsamgruppe und den bei all diesen immer wieder neu auftretenden<br />

Kreu<strong>zu</strong>ngsmöglichkeiten miteinander. Eine geographische Übersicht über die<br />

Herkunftsgebiete der einzelnen Arten zeigt, daß das Verbreitungsgebiet der Gattung<br />

Populus verschiedenartige Klimabereiche umfaßt. Aus diesen Gründen scheint eine<br />

Eignung einzelner Arten für bestimmte Gebiete und vielleicht auch für bestimmte<br />

Standorte gegeben <strong>zu</strong> sein.<br />

Für trockene Standorte brauchbar ist P.‘Androscoggin‘. Der Artbastard ‘Androscoggin‘<br />

ist eine Hybride aus P. maximowiczii x P. trichocarpa und bildet rein männliche Blüten.<br />

P.maximowiczii Herkunft : Japan, Korea, Mandschurei<br />

P.trichocarpa Herkunft : Alaska, Südkalifornien<br />

Sie ist sehr schnellwüchsig, hat hohe Holzerträge, ist eine Sorte mit großer Standort -<br />

amplitude, ist in der Jugend von sperrigem, später geradem Wuchs und astarm. Die<br />

Blätter sind eiförmig, auf der Blattunterseite hellgrün bis weiß, und der Blattrand ist fein<br />

gekerbt. Das Laub erscheint sehr zeitig im Frühjahr, wobei die Farbe der Knospen und<br />

jungen Triebe rötlich, braun ist. Sie wird <strong>zu</strong>r Zeit sehr viel angebaut.<br />

Für nasse Lagen bei hohem Nährstoffgehalt ist P. canadensis, ‘Marlandica‘<br />

(Maipappel) geeignet. Diese ist ein hoher Baum mit meist kurzem, dickem Stamm und<br />

darüber einer breiten, vielastigen Krone. Die Hauptäste sind oft stark gekrümmt,<br />

stumpfwinklig abgehend und die unteren oft abwärts gerichtet. Der Austrieb erfolgt<br />

mittelfrüh und ist hellgrün bis rötlich. Die Blätter sind hellgrün, rhombisch mit langer<br />

Spitze und diese ist langgezähnt. Der Blattrand ist gezackt und die Blattunterseite ist<br />

gleichmäßig gelbgrün. Die Blattbasis ist breit keilförmig, bis <strong>zu</strong> 10 cm lang und 6 - 8<br />

cm breit. Sie bildet nur weibliche Blüten aus und ist vermutlich um 1800 in Frankreich<br />

entstanden .<br />

15


2.2. Methoden<br />

2.2.1. Entstehung der Monektoperiklinalchimäre:<br />

Populus x canadensis ’Marilandica’ über Populus maximowiczii x Populus<br />

trichocarpa ’Androscoggin’<br />

Die experimentelle Synthese von Pfropfheterohistonten bei Gehölzen führt nur in<br />

Ausnahmefällen direkt <strong>zu</strong>r Entstehung von Periklinalchimären. Oft herrschen sektorial -<br />

meriklinale Chimären vor, sodaß die vorliegende Kombination (P. Marilandica über P.<br />

Androscoggin) das Ergebnis eines aufwendig angelegten Versuches ist.<br />

1. Für die experimentelle Heterohistontenbildung wurden zwei Populusklone<br />

ausgewählt, die sich in ihren Geschlechtern, ihren Herkunftsgebieten und ihren<br />

äußeren Merkmalen weitgehend voneinander unterscheiden.<br />

2. Es erfolgte eine Gewebetransplantation durch das Pfropfen hinter die Rinde, um eine<br />

Mischkallusbildung an der Verwachsungsstelle <strong>zu</strong> ermöglichen.<br />

3. Nach erfolgreicher Verwachsung von Unterlage (Populus maximowiczii x Populus<br />

trichocarpa ’Androscoggin’) und Pfropfreis (Populus x canadensis ’Marilandica’)<br />

erfolgte eine Decaptation des Pfropfreises im Bereich der Verwachsungsstelle.<br />

4. Anschließend kam es <strong>zu</strong>r Bildung homohistischer und heterohistischer Adventiv-<br />

sprosse aus dem Mischkallus.<br />

5. Über eine Aktivierung von Achselknospen in periklinalchimärischen Bereichen der<br />

Sprosse konnten weitere stabile Chimären aufgebaut werden.<br />

Die so entstandene Monektoperiklinalchimäre weist Veränderungen von einigen<br />

morphologischen Merkmalen der Ausgangsklone auf, die aus der Überlagerung<br />

genetisch verschiedener Gewebeschichten entstehen.<br />

2.2.2. Untersuchungsmethoden (Präparationsmethoden)<br />

Für lichtmikroskopische Untersuchungen der Zellen und Gewebe wurden Frisch - und<br />

Dauerpräparate angefertigt. Welcher der beiden Präparatetypen angefertigt wird, hängt<br />

vom Untersuchungsziel- und Objekt ab. Frischpräparate können sehr schnell<br />

ausgewertet werden. Die Schnitte der Dauerpräparate sind nicht nur durch lange<br />

Haltbarkeit, sondern auch durch sehr dünne Schnittführung (Mikrotomschnitte)<br />

gekennzeichnet. Sie dienen vor allem morphologischen, anatomischen und<br />

histologischen Analysen. Im Gegensatz <strong>zu</strong> den Freihandschnitten der Frischpräparate ist<br />

das Herstellen der Dauerpräparate aufwendiger und durch eine Vielzahl von<br />

16


Zwischenschritten markiert. Die beiden nachfolgend dargestellten Methoden <strong>zu</strong>r<br />

Herstellung von Dauerpräparaten wurden angewendet.<br />

2.2.3. Kunststoffeinbettung (Einbettung in Glycolmethacrylat)<br />

Durch eine Kunststoffeinbettung lassen sich sehr dünne Einzelschnitte anfertigen,<br />

Schnittserien sind schwierig her<strong>zu</strong>stellen. Deshalb wurde diese Methode nur <strong>zu</strong>m<br />

Anfertigen von Querschnitten vollentwickelter Blätter gewählt. Dieses Verfahren wurde<br />

von der Firma Kulzer (ROMEIS, 1989) entwickelt. Die aufgeführten Bezeichnungen der<br />

Chemikalien sind Handelsnamen, unter denen sie von dieser Firma <strong>zu</strong> beziehen sind. Im<br />

einzelnen werden die Dauerpräparate wie folgt hergestellt :<br />

2.2.3.1. Fixieren<br />

Entlüften der Proben mit Hilfe einer Vakuumpumpe in der Fixierlösung (bestehend aus<br />

9 Teilen 96 % igem Alkohol , 0,5 Teilen Chloroform und 0,5 Teilen Eisessig);<br />

anschließendes Fixieren in dieser Lösung für 24 Stunden. Für das Entlüften der Proben<br />

gibt es zwei Gründe: Erstens werden so die im Gewebe befindlichen Luftblasen<br />

entfernt, die das mikroskopische Bild stören, und zweitens wird dadurch ein<br />

Durchdringen des Gewebes mit der Fixierlösung beschleunigt. Durch das Fixieren<br />

sollen die Zellstrukturen erhalten werden.<br />

2.2.3.2. Entwässern<br />

Die <strong>zu</strong> untersuchenden Proben müssen <strong>zu</strong>m Schneiden mit dem Mikrotom in ein<br />

Trägermedium eingebettet werden. Da der verwendete Kunststoff nicht mit Wasser<br />

mischbar ist, muß dieses <strong>zu</strong>vor den Zellen entzogen werden. Es folgt also eine<br />

Entwässerungsreihe mit jeweils zwei Stufen Ethylenglykolmonoethylether, absulotem<br />

Ethanol, n-Propanol und n–Butanol. Die Präparate wurden alle 12 Stunden in die<br />

jeweils nächste Stufe umgesetzt und bei Zimmertemperatur aufbewahrt.<br />

2.2.3.3. Einbetten<br />

Das Einbetten der Proben in das Trägermedium beginnt mit einem schrittweisen<br />

Austausch des Alkohols durch das Trägermedium (1 Teil 96 % iger Alkohol + 1 Teil<br />

"Technovit 7100" für 2 Stunden, 100 Teile "Technovit 7100" + 1 Teil "Härter I").<br />

Anschließend werden die Proben in das eigentliche Trägermedium eingebettet (100<br />

Teile "Technovit 7100" + 1 Teil "Härter I" + 10 Teile "Härter II"). Nach 24 Stunden<br />

werden die Kunststoffblöcke auf Trägern befestigt (das Verbindungsmedium für Blöcke<br />

und Träger besteht aus 0,5 ml "Lösung 3040" + 1 g "Pulver 3040" je Block). Nach<br />

weiteren 24 Stunden ist die Verbindung zwischen den Blöcken und Trägern ausgehärtet.<br />

17


2.2.3.4. Schneiden<br />

Das Schneiden der Proben am Rotationsmikrotom RM 2155 der Firma Leica geschieht<br />

mit Schnittstärken von 8µm. Die Schnitte müssen einzeln auf den Objektträger<br />

überführt, anschließend mit einigen Tropfen Wasser gestreckt und danach getrocknet<br />

werden. Die Schnitte gehen innerhalb von 24 Stunden eine feste Verbindung mit dem<br />

Objektträger ein.<br />

2.2.3.5. Färben<br />

Zum nachfolgenden Färben werden die Objektträger für ca. 15 min in Toluidinblau<br />

(0,1%ig, in 2,5%iger wäßriger Natriumhydrogencarbonat - Lösung) getaucht und<br />

anschließend unter fließendem Wasser gespült.<br />

2.2.3.6. Konservieren<br />

Abschließend an das Trocknen werden die Schnitte in "Fulka 44581 DPX -<br />

Einschlußmittel für die Histologie" konserviert.<br />

2.2.4. Paraffineinbettung<br />

Dieses Verfahren ist für die Herstellung von Dauerpräparaten geeignet, die in ihrer<br />

Schichtenkonstitution histologisch beurteilt werden sollten. Da<strong>zu</strong> werden mediane<br />

Schnitte angefertigt, wobei das Erstellen einer Schnittserie durch die Paraffineinbettung<br />

gegenüber der Kunststoffeinbettung leichter und bequemer gehandhabt werden kann.<br />

Dieses Verfahren wurde ebenfalls für das Anfertigen der Präparate von Blatträndern<br />

angewendet. Die Präparation erfolgte in den folgenden Schritten :<br />

2.2.4.1. Fixieren<br />

Entlüften und Fixieren in CARNOYscher Lösung. (Diese besteht aus 6 Teilen 96 % igem<br />

Alkohol, 3 Teilen Chloroform und 1 Teil Eisessig; die Fixierdauer beträgt 2 Stunden.)<br />

2.2.4.2. Entwässern<br />

Das Entwässern für diese Einbettungsmethode ist dem Einbetten in Kunststoff analog;<br />

die verwendeten Chemikalien sind jedoch andere: Zunächst wird den Zellen wiederum<br />

stufenweise das Wasser entzogen (die Proben kommen für je 1 Tag in 96 % igen<br />

Alkohol und Propanol, 2 Stunden <strong>zu</strong>m Anfärben des Plasmas in ein 1:1-Propanol-<br />

Eosin-Gemisch). Danach muß der Alkohol durch Xylol (Einlegen der Proben für zwei<br />

Tage) ausgetauscht werden, da Xylol nicht mit Wasser, dafür aber mit Alkohol und<br />

Paraffin mischbar ist; Paraffin wiederum ist weder mit Wasser noch mit Alkohol<br />

mischbar.<br />

18


2.2.4.3. Einbetten<br />

Damit das Paraffin die Proben gut durchdringen kann, werden diese <strong>zu</strong>nächst für zwei<br />

Tage in ein 1:1-Xylol-Paraffin-Gemisch gegeben (bei 60°C im Wärmeschrank; Paraffin<br />

erstarrt bei 56-58°C). Anschließend läßt man das Xylol bei ebenfalls 60°C aus dem<br />

Gemisch verdunsten (dieser Vorgang ist nach 3 Tagen abgeschlossen), so daß dann die<br />

Proben vom Paraffin durchdrungen sind und <strong>zu</strong>m Schneiden in Paraffinblöcke<br />

eingegossen werden können.<br />

2.2.4.4. Schneiden<br />

Nach dem Aushärten der Paraffinblöcke werden die Proben am Mikrotom 8 µm stark<br />

geschnitten. Die Schnitte werden auf einen mit Eiweißglycerin (als Klebemittel)<br />

beschichteten Objektträger aufgebracht und mit einigen Tropfen Wasser bei 60°C<br />

gestreckt.<br />

2.2.4.5. Färben<br />

Nach 24stündigem Trocknen der Präparate erfolgt das Färben in Hämalaun. Da<br />

Hämalaun wasserlöslich ist, Paraffin hingegen wasserabweisend, muß dieses erst<br />

entfernt werden. Dieser Prozeß ist dem Entwässern und Einbetten analog, jetzt aber in<br />

umgekehrter Reihenfolge (Xylol für 10 Minuten, danach jeweils kurzes Eintauchen in<br />

Propanol, 2 mal in 96 % igen Alkohol, 1 mal in 70 % igen Alkohol, Wasser).<br />

Anschließend wird in Hämalaun (= Kernfarbstoff) 1 bis 2 Minuten gefärbt und 10<br />

Minuten unter fließendem Wasser der überschüssige Farbstoff entfernt. Danach werden<br />

die Schnitte 20 Minuten in Eosin (=Plasmafarbstoff) gefärbt und der überschüssige<br />

Farbstoff durch kurzes Tauchen in Wasser entfernt.<br />

2.2.4.6. Konservieren<br />

Durch Einschließen in Kanadabalsam werden die Schnittpräparate haltbar gemacht. Da<br />

Kanadabalsam - genau wie Paraffin - nicht mit Wasser oder Alkohol, dafür aber mit<br />

Xylol mischbar ist, muß <strong>zu</strong>nächst das Wasser durch Alkohol und danach der Alkohol<br />

durch Xylol ausgetauscht werden. Das geschieht jeweils wieder durch kurzes Tauchen<br />

1 mal in 70 % igen Alkohol, 2 mal in 96 % igen Alkohol, 2 mal in Propanol und<br />

letztlich in Xylol, bevor Kanadabalsam als Konservierungsmittel aufgetragen wird.<br />

2.2.5. Frischpräparate<br />

Um die einzelnen Schichten eines Laubblattes <strong>zu</strong> analysieren, wurden Abzüge der<br />

oberen und unteren Epidermis angefertigt sowie Blattquer- und längsschnitte freihändig<br />

mit der Rasierklinge hergestellt. Zur besseren Handhabung beim Schneiden wurden die<br />

19


Objekte zwischen Gurken - oder Zucchinistücke gelegt. Zuvor wurden die Präparate<br />

mittels Membranvakuumpumpe infiltriert. Dies ist notwendig, um die Luft in den Zellen<br />

gegen Flüssigkeit aus<strong>zu</strong>tauschen, wodurch eine bessere Durchleuchtung der Präparate<br />

gewährleistet wird. Einblicke in den Aufbau des Blattquerschnittes entstanden durch<br />

einseitige oder beidseitige Epidermisabzüge und mittels Durchleuchtung von in Wasser<br />

infiltrierten Blattquerschnitten am Mikroskop.<br />

2.2.6. Lichtmikroskopische Untersuchungen und Datenaufbereitung<br />

Mikroskopische Untersuchungen erfolgten an den Durchlichtmikroskopen JENAVALcontrast<br />

und LABOVAl–2. Die Dokumentation der Ergebnisse wurde mit dem<br />

mikrofotografischen Aufsetzkamerasystem mf - AKS und Kleinbildfilmen der Marke<br />

Agfa durchgeführt. Pflanzen bzw. Pflanzenteile wurden mit Fotoapparaten der Marke<br />

Practica unter Verwendung von Kleinbildfilmen aufgenommen. Die Datenaufbereitung,<br />

die statistische Auswertung und die graphischen Darstellungen wurden mit EXCEL 5.0<br />

erstellt.<br />

2.2.7. Entmischung von Chimären ( BATESON–TEST )<br />

Unter Segregation wird die Entmischung von chimärischem Pflanzenmaterial<br />

verstanden. Sie kann durch Wurzelaustriebsversuche, auch BATESON-Test genannt<br />

(BATESON, 1916) und Adventivsproßbildung in der in vitro-Kultur erreicht werden.<br />

Oder sie erfolgt spontan an der Versuchspflanze durch Reduplikation oder Perforation.<br />

Beim BATESON-Test wird die Sproßachse der Pflanze entfernt und die oberen<br />

Wurzeln freigelegt, um einen Wurzelaustrieb <strong>zu</strong> induzieren. Dieser wird bei<br />

ausreichender Größe als Steckling entnommen und weiterkultiviert. Ein weiterer Weg,<br />

um die Kernkomponente einer Chimäre <strong>zu</strong> individualisieren, ist der ASSEYEVA-Test.<br />

Dabei werden die Sprosse entblättert und alle Achselknospen durch Tangentialschnitte<br />

vollständig abgetrennt. Innerhalb von wenigen Wochen bildet sich an den Schnittstellen<br />

Kallusgewebe, an denen sich Adventivsprosse entwickeln können (BERGANN, 1962).<br />

Adventivsprosse entwickeln sich meist kräftiger, wenn nur die Achselknospen entfernt,<br />

die Blätter aber an der Pflanze belassen werden. Bei dem <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden<br />

Pfropfheterohistonten ergab sich spontan eine Wurzelregeneration, mit dem <strong>zu</strong><br />

erwartenden Ergebnis, daß der Wurzelsproß in seinen Merkmalen der L2 Komponente<br />

P.‘Androscoggin‘ entspricht.<br />

20


2.2.8. Dünnschichtchromatographie ( DC )<br />

Für eine qualitative aber auch quantitative Bestimmung der Wachskomponenten eignet<br />

sich das Verfahren der Dünnschichtchromatographie.<br />

2.2.8.1. Allgemeines <strong>zu</strong>r DC<br />

Das chromatographische Prinzip beruht auf der unterschiedlichen Wechselwirkung der<br />

Komponenten eines <strong>zu</strong> trennenden Substanzgemisches durch unterschiedliche<br />

Verteilungs- oder Adsorptionsgleichgewichte in einem Zweiphasensystem. Hierbei<br />

handelt es sich um begrenzt miteinander mischbare Stoffe, die unterschiedliche<br />

Aggregat<strong>zu</strong>stände haben können. Eine der beiden Phasen ist ortsunveränderlich; sie<br />

wird daher als die „Stationäre Phase“ bezeichnet. Die zweite Phase ist ein strömendes<br />

Medium, also eine Flüssigkeit oder ein Gas. Sie trägt deshalb auch die Bezeichnung „<br />

Mobile Phase “. An der Grenzfläche beider Phasen tritt das mit der mobilen Phase<br />

transportierte Stoffgemisch in Wechselwirkung mit der stationären Phase, und es<br />

kommt <strong>zu</strong> abweichenden Verteilungs- und / oder Adsorptionsgleichgewichten für jede<br />

einzelne Gemischkomponente. Je nach Art und Größe der Gleichgewichte ergeben sich<br />

daraus ungleiche Wanderungsgeschwindigkeiten der Komponenten längs der<br />

Phasengrenzschicht. Die unterschiedliche Laufzeit der Komponenten führt letztlich <strong>zu</strong><br />

ihrer Trennung und ermöglicht so eine Analyse.<br />

2.2.8.2. Prinzip - Trennung durch Adsorption<br />

Unter dem Begriff der Adsorption ist im Gegensatz <strong>zu</strong>r Absorption das Anhaften eines<br />

Stoffes an der Oberfläche eines anderen, festen Stoffes <strong>zu</strong> verstehen, ohne daß beide<br />

Stoffe ihre chemischen Eigenschaften verändern. Verantwortlich für die Adsorption<br />

sind die zwischen dem adsorbierten Stoff und dem Absorbens wirkenden<br />

Adhäsionskräfte. Bei der verwendeten DC-Methode fungiert als stationäre Phase eine<br />

dünne Schicht fein gekörntes Aluminiumoxid<br />

(Adsorptionsmittel), das in gleichmäßiger Beschichtung auf Aluminiumfolie als<br />

Trägermaterial aufgetragen ist. Die mobile Phase bildet ein Lösungsmittel oder auch ein<br />

Lösungsmittelgemisch (Fließ - oder Laufmittel), das kontinuierlich über die<br />

beschichtete Seite der Trägerplatte aufsteigt (Kapillarkräfte). Das <strong>zu</strong>vor auf den<br />

Plattenunterrand aufgetragene Substanzgemisch trennt sich wegen der unterschiedlichen<br />

Adsorptionsgleichgewichte der einzelnen Substanzkomponenten längs der Laufstrecke<br />

des Lösungsmittels auf.<br />

21


2.2.8.3. Arbeitstechniken<br />

2.2.8.3.1. Ermitteln eines geeigneten Laufmittels (Mikrozirkulartechnik)<br />

Auf einer DC-Platte wird die <strong>zu</strong> trennende Substanz mehrmals punktförmig im Abstand<br />

von einigen Zentimetern nebeneinander aufgetragen. Danach wird auf das Zentrum<br />

jedes Punktes eine dünne, mit Eluirmittel gefüllte Kapillare (ausgez.<br />

Schmelzpunktröhrchen) aufgetragen. Die austretende Flüssigkeit breitet sich aus und<br />

bewirkt eine Trennung des Substrates. Mischungen, zweier oder mehrerer ineinander<br />

mischbarer Lösungsmittel verschiedener Polarität, ergeben oftmals eine bessere<br />

Trennung als reine Eluirmittel. Die einzelnen Komponenten eines Laufmittelgemisches<br />

dürfen nicht miteinander reagieren, müssen also inert, rein und möglichst leicht <strong>zu</strong><br />

verdampfen sein. Verwendet werden immer frisch hergestellte Lösungen, und um<br />

Konzentrationsverschiebungen <strong>zu</strong> vermeiden, müssen sie verschlossen aufbewahrt<br />

werden.<br />

2.2.8.3.2. Vorbereiten der Trennkammer<br />

Bei ungenügender Kammersättigung zeigt das Chromatogramm ein verzerrtes Bild.<br />

Deshalb wird die Trennkammer allseitig mit Filterpapier ausgekleidet. Das Laufmittel<br />

wird so eingelassen, daß das Filterpapier getränkt ist und die Füllhöhe ca. 1 cm beträgt.<br />

Während einer Wartezeit von etwa 30 min sättigt sich die Atmosphäre in der<br />

Trennkammer mit Laufmitteldämpfen. Der Standort für die Trennkammer muß so<br />

gewählt werden, daß diese nicht einseitig erwärmt oder abgekühlt wird (Durch<strong>zu</strong>g !).<br />

2.2.8.3.3. Vorbereiten der DC - Platte<br />

Die Startlinienmarkierung 1 cm vom unteren Rand der DC-Platte wird mit Bleistift<br />

durchgeführt. Damit das Laufmittel ungehindert und gleichmäßig aufsteigen kann, darf<br />

die Sorbtionsmittelschicht dabei nicht beschädigt werden.<br />

2.2.8.3.4. Auftragen der Probesubstanz<br />

Substanz wird auf die Startlinie der DC-Platte mittels Schmelzpunktröhrchen<br />

aufgetragen.<br />

22


DC – Kammer mit DC – Platte Bild ( 1 )<br />

2.2.8.3.5. Entwickeln des Chromatogramms<br />

Die vorbereitete DC–Platte wird in die Trennkammer gestellt und bei gleichbleibenden<br />

Bedingungen entwickelt. Die Kammer darf während des Entwicklungsvorgangs nicht<br />

mehr geöffnet werden ! Nach ausreichender Entwicklung wird die Platte aus der<br />

Kammer gehoben und die Laufmittelfront mit Bleistift markiert. Anschließend wird die<br />

DC-Platte unter dem Ab<strong>zu</strong>g getrocknet.<br />

2.2.8.3.6. Sichtbarmachen der Substanzflecken<br />

UV-Lichtbestrahlung mit 365 nm für fluoreszierende Substanzen. Die Substanzflecken<br />

erscheinen als helleuchtende, farbige Flecken auf der dunklen Platte. UV-<br />

Lichtbestrahlung mit 254 nm für UV-Licht absorbierende Substanzen. Auf der mit<br />

Leuchtstoffindikator imprägnierten Sorbtionsmittelschicht (Kieselgel 60 F 254)<br />

erscheinen die Substanzen als dunkle Flecken auf dem hellgrün fluoreszierenden Grund.<br />

23


3. Untersuchungen <strong>zu</strong>r Hypothese A<br />

3.1. Histologie des Sproßscheitels<br />

3.1.1. Terminologie des Sproßscheitels<br />

Bis <strong>zu</strong>r Entwicklung des Tunica-Corpus-Konzepts war HANSTEINs Histogentheorie die<br />

vorherrschende Lehrmeinung über den Aufbau des Vegetationspunktes. Diese Theorie<br />

besagt, daß im Sproßscheitel die drei von außen nach innen untereinander angeordneten<br />

Histogene Dermatogen, Periblem und Plerom liegen. Diesen Histogenen wird<br />

prospektive Bedeutung <strong>zu</strong>gewiesen: Vom Dermatogen leiten sich die Epidermen ab,<br />

Zellen des Periblems entwickeln sich <strong>zu</strong>r Rinde, und das Plerom liefert die Zellen des<br />

Gefäßsystems (HANSTEIN, 1868). HANSTEINs Histogentheorie wurde abgelöst durch das<br />

Tunica-Corpus-Konzept von SCHMIDT (1924) und BUDER (1928) und wird in<br />

Kombination mit der Ln-Bezeichnung von SATINA et al. (1940) verwendet. BERGANNs<br />

Stratum-Conus-Gliederung entspricht im Prinzip der von Tunica und Corpus, erlaubt es<br />

aber nicht, eine Tunica, die aus vier oder mehr Schichten besteht, <strong>zu</strong> beschreiben. Daß<br />

derartig viele Tunicaschichten im Sproßscheitel gelegentlich beobachtet werden<br />

können, war BERGANN bekannt. Da jedoch nicht mehr als drei Tunicaschichten in<br />

Achselknospen reproduziert werden, ignorierte er alle weiteren Tunicaschichten als<br />

solche und rechnete sie dem Corpus <strong>zu</strong>: "Für die Feststellung der Grenze zwischen<br />

Stratum und Conus soll als alleiniges Kriterium die Anlegung der Achselknospen<br />

gelten. Diejenigen Zellen, in denen die ersten periklinen Teilungen erfolgen, die <strong>zu</strong>r<br />

Anlage eines Achselknospenvegetationspunktes führen, Zellen also, die auf alle Fälle<br />

konstituierende Bestandteile des neuen Sproßscheitels werden, weil aus ihnen der neue<br />

Conus hervorgeht, der das Stratum vor sich hertreibt, gehören dem bisherigen<br />

Conusgewebe, und zwar dessen oberster Zellage an." Die Tunica-Corpus-Gliederung<br />

nach SCHMIDT (1924) und BUDER (1928) ist rein topographischer Natur. BERGANN<br />

(1955 a) und TILNEY-BASSETT (1986) gliederten den Apex zweckgebunden <strong>zu</strong>r<br />

Erklärung von Sproßvariationen. BERGANNs Stratum-Conus-Gliederung wäre in diesem<br />

Fall der Tunica-Corpus-Gliederung vor<strong>zu</strong>ziehen, weil mit BERGANNs Bezeichnungen<br />

Verwirrungen über höhere Tunicazahlen in mikroskopischen Längsschnittsbildern<br />

vermieden werden. Die Ln-Nomenklatur nach SATINA et al. (1940) und die<br />

Bezeichnung der sich von den Scheitelschichten ableitenden Gewebe als Ln-bürtig<br />

werden den Anforderungen der Chimärenforschung beim Vorliegen statischer<br />

Apexstrukturen gerecht.<br />

24


3.1.2. Untersuchungen <strong>zu</strong>r Schichtung des Sproßscheitels<br />

Die stockwerkartige Anordnung der<br />

Tunica in mindestens zwei<br />

Schichten, in denen nur antikline<br />

Zellteilungen stattfinden und somit<br />

Plattenmeristeme organisiert werden,<br />

ermöglicht eine Erzeugung von<br />

Heterohistonten. Im anschließenden<br />

Initialstockwerk, dem Corpus, finden<br />

sowohl antikline als auch perikline<br />

Zellteilungen statt, welche die<br />

Grundmasse des Apikalmeristems<br />

bilden. Noch vor der eindeutigen<br />

Gewebegliederung bilden sich schon<br />

Blattprimordien als seitliche<br />

Wölbungen. Sie markieren als Orte<br />

vermehrter antikliner Mitosen die<br />

Meristem-fragmentierung. Die<br />

Zellen der Blattanlagen treten früher<br />

als die Achselzellen in die<br />

Streckungsphase ein, so daß die<br />

jungen Blätter den Vegetationskegel<br />

übergipfeln. Dabei wirkt sich<br />

<strong>zu</strong>sätzlich der Gradient <strong>zu</strong>nehmender<br />

Zellstreckung aus, der sich vom<br />

Sproßscheitel <strong>zu</strong>r basiswärts<br />

gelegenen Differen-zierungszone hin<br />

erstreckt. Die Außenseite der<br />

Knospen-schuppen ist gegenüber der<br />

weiter scheitelwärts liegenden Seite<br />

im Streckungswachstum voraus, so<br />

daß sich die jungen Blätter gegen<br />

den Scheitel hin krümmen.<br />

1 Pfeil 2 3 4<br />

Teilungsrichtung<br />

Tunica 1<br />

Corpus 2 u.3<br />

Anlagen für Axillärknospen a<br />

Apicale Initialengruppe i<br />

Zentralmeristem z<br />

Junges Blatt Pfeil 1<br />

1. Tunicaschicht L1 Pfeil 2<br />

2. Tunicaschicht L2 Pfeil 3<br />

Blattprimordium Pfeil 4<br />

Sproßscheitel P. Andr. Bild ( 2 )<br />

Sproßscheitel Schematisch Bild ( 3 )<br />

25


3.2. Untersuchungen <strong>zu</strong>r Konstitution der Tunikaschichten<br />

3.2.1. Schichtenanalyse <strong>zu</strong>r oberen Epidermis<br />

Analyse der drei Exemplare (P. Androscoggin , Pfropfchimäre, P. Marilandica) um<br />

nach<strong>zu</strong>weisen , daß die L1-Komponente des Pfropfheterohistonten , welche die<br />

Epidermis bildet, von P. Marilandica stammt. Um einen Aufschluß über den<br />

oberflächigen Aufbau der Epidermis <strong>zu</strong> erhalten, wurden Epidermisabzüge entnommen<br />

und unter dem Mikroskop mit der Einstellung (40\12,5) untersucht. Ziel der<br />

Untersuchung war es, die drei Exemplare (P. Androscoggin, Pfropfchimäre, P.<br />

Marilandica) in Be<strong>zu</strong>g auf ihre epidermale Konstitution <strong>zu</strong> vergleichen um<br />

nach<strong>zu</strong>weisen, daß die Epidermis des Pfropfheterohistonten von P. Marilandica stammt.<br />

Anschließend wurden Farbbilder der oberen Epidermis in der Einstellung (3,2\25\5)<br />

angefertigt, um einen bildhaften Nachweis fest<strong>zu</strong>halten. Die Epidermis schützt das Blatt<br />

sowohl vor chemischen und mechanischen Einwirkungen als auch vor Austrocknung<br />

und ungünstiger Bestrahlung. Die vorwiegend einschichtige Epidermis besteht aus<br />

Zellen mit kräftiger Außenwand und aufgelagerter Cuticula. Zwar schließen die<br />

Epidermiszellen lückenlos aneinander, trotzdem ist der lebensnotwendige Gasaustausch<br />

durch eingelagerte Spaltöffnungen gewährleistet. Der Ausgleich des<br />

Wassersättigungspotentials zwischen Wurzelraum und Atmosphäre, aber auch der<br />

Gasaustausch ist so kontrollierbar. Je nach Herkunft, Umwelt und Lebensweise der<br />

Pflanze unterscheidet sich die Zusammenset<strong>zu</strong>ng der Epidermis in amphistomatisch<br />

(Stomata auf beiden Seiten des Blattes), hypostomatisch (Stomata auf der Unterseite des<br />

Blattes) und epistomatisch (Stomata ausschließlich auf der Blattoberseite). Im genetisch<br />

determinierten Ablaufplan <strong>zu</strong>m Aufbau der Epidermis ist arttypisch festgelegt, daß nach<br />

Ausprägung einer bestimmten Anzahl von Nebenzellen eine Stomata inseriert wird.<br />

Man unterscheidet eine ganze Reihe von Spaltöffnungsapparaten für bestimmte<br />

Pflanzengruppen aufgrund ihrer Anordnung, Anzahl und Form der Nebenzellen. All<br />

diese typischen, sorteneigenen Merkmale der Epidermis ermöglichen einen Vergleich<br />

<strong>zu</strong>r Bestimmung der Zugehörigkeit und Zuordnung der L1-Komponente im Falle einer<br />

Untersuchung von Monektoperiklinalchimären.<br />

P. Marilandica : - häufig Stomata Blattoberseits vorhanden Bild ( 4 )<br />

P. Pfropfchimäre : - häufig Stomata Blattoberseits vorhanden Bild ( 5 )<br />

P. Androscoggin : - nur vereinzelt Stomata Blattoberseits vorhanden Bild ( 6 )<br />

26


3.2.2. Vergleich der oberen Epidermis:<br />

obere Epidermis Populus x canadensis ’Marilandica’ Bild ( 4 )<br />

obere Epidermis P. Pfropfchimäre Bild ( 5 )<br />

obere Epidermis Populus.’Androscoggin’. Bild ( 6 )<br />

27


3.2.3. Schichtenanalyse mittels Frischpräparaten des<br />

Blattquerschnittes<br />

Untersuchung der Mesophyllschichten der drei Exemplare ( P. Androscoggin,<br />

Pfropfchimäre, P. Marilandica ) um nach<strong>zu</strong>weisen, daß die L2 - Komponente des<br />

Pfropfheterohistonten, welche die Mesophyllschicht bildet, von P. Androscoggin<br />

stammt.<br />

Um einen Aufschluß über den Aufbau der Mesophyllschichten <strong>zu</strong> erhalten, wurden<br />

Blattquerschnitte angefertigt und unter dem Mikroskop mit der Einstellung (40\12,5)<br />

untersucht. Anschließend wurden Farbbilder der Blattquerschnitte in der Einstellung<br />

(3,2\25\5) angefertigt. Das im Mesophyll enthaltene Palisadenparenchym schließt gleich<br />

an die obere Epidermis an und umfaßt bei beiden Ausgangsarten zwei Schichten<br />

langgestreckter, viele Chloroplasten enthaltender Zellen (Chlorenchym). Die darauf<br />

folgenden Trichterzellen vermitteln zwischen dem Pallisadengewebe und dem<br />

Schwammparenchym. Ihre Form ist etwa intermediär zwischen beiden Gewebetypen.<br />

Bei der Wasserversorgung der Pallisadenzellen und beim Abtransport der Assimilate<br />

spielen sie eine wichtige Rolle. Darüber hinaus können in den Vakuolen der<br />

Trichterzellen weitere, häufig niedermolekulare Verbindungen akkumulieren, die für<br />

den zellulären osmotischen Druck und dessen Regulation mitverantwortlich sind.<br />

Besonders deutlich in den spezialisierten Zellen der Zwischenschicht sind die<br />

charakteristischen Kristalle des Calciummonohydrats (Oxalatdrusen) Bild (7,8,9). Sie<br />

sind Stoffwechselprodukte, welche die Idioblasten oft ganz erfüllen. Solitärkristalle des<br />

Calciumdihydrats Bild (24) sind in erster Linie an den Leitgefäßen <strong>zu</strong> finden. Im<br />

anschließenden Schwammparenchym findet man unregelmäßige, rundliche Zellen und<br />

einen mehr oder weniger hohen Anteil (je Art) an Interzellularen. Der lockere Bau und<br />

die Durchgängigkeit des Interzellularennetzes ist von großer Bedeutung für jeglichen<br />

Gasaustausch (Respiration, Assimilation, Transpiration). Als Durchlüftungsgewebe<br />

bildet es die Atemhöhlen zwischen Schwammparenchym und unterer Epidermis.<br />

P. Marilandica : - kaum Interzellularräume Bild ( 7 )<br />

P. Pfropfchimäre : - gedrungene Interzellularräume Bild ( 8 )<br />

P. Androscoggin : - große Interzellularräume Bild ( 9 )<br />

28


3.2.4. Vergleich der Blattquerschnitte :<br />

Populus x canadensis ’ Marilandica ’ Bild ( 7 )<br />

P. Pfropfchimäre Bild ( 8 )<br />

Populus maximowicii x Populus trichocarpa ’ Androscoggin ’. Bild ( 9 )<br />

29


3.2.5. L1 – Beteiligung an der Bildung der Blattrandorgane<br />

Untersuchung der Blattrandorgane der drei Exemplare ( P. Androscoggin,<br />

Pfropfchimäre, P. Marilandica ) um nach<strong>zu</strong>weisen, daß die L1 Komponente des<br />

Pfropfheterohistonten von P. Marilandica stammt .<br />

An der Blattrandbildung ist L1-bürtiges Gewebe mit den Epidermen in jedem Fall beteiligt,<br />

weshalb für die L1 HANSTEINs Bezeichnung "Dermatogen" bis heute verwendet<br />

wird. Es gibt aber auch Untersuchungen, wonach L1-bürtiges Gewebe regelmäßig an<br />

der Mesophyllbildung des Laubblattrandes beteiligt ist, was perikline Teilungen der L1<br />

oder der aus ihr hervorgegangenen Epidermiszellen voraussetzt. TILNEY - BASSETT<br />

(1986) gibt eine <strong>zu</strong>sammenfassende Darstellung <strong>zu</strong>r L1-Beteiligung an der<br />

Mesophyllbildung der Laubblätter. Danach lassen sich die Dicotylen in verschiedene<br />

Gruppen einteilen. In die erste und umfangreichste Gruppe wären dabei alle die<br />

Pflanzen ein<strong>zu</strong>ordnen, deren L1-bürtige Zellen nicht oder nur ausnahmsweise und dann<br />

in geringem Umfang an der Blattmesophyllbildung teilnehmen. Als Beispiele aus<br />

neueren Untersuchungen seien Saintpaulia ionantha (LANGE, 1992), Solanum<br />

tuberosum (TIGRE, 1997) und Primula vulgaris (WEGNER, 1995) genannt. In die<br />

zweite Gruppe gehören die Vertreter mit regelmäßiger L1-Randmesophyllbildung, wie<br />

Daphne odora, Fragaria chiloensis (IMAI, 1935) und Veronica gentianoides<br />

(CORRENS, 1928; MASSEY, 1928; RENNER, 1936 b; und TILNEY -BASSETT,<br />

1963). Bei den <strong>zu</strong> untersuchenden Exemplaren wird ebenfalls von einer L1 -<br />

Beteiligung an der Mesophyllbildung am Blattrand ausgegangen. Da bisher noch keine<br />

Farbmarkierung durch einen induzierten Chlorophylldefekt vorgenommen wurde,<br />

werden keine Aussagen über die L1 - Beteiligung an der Blattrandmesophyllbildung<br />

gemacht. Deutlich ersichtlich ist jedoch bei einem Vergleich der Blattrandzacken die<br />

formative Wirkung der Epidermis bei der Ausbildung der Blattrandorgane.<br />

P. Marilandica : - deutlich ausgeprägte Blattrandzacke Bild ( 10 )<br />

P. Pfropfchimäre : - Andeutung <strong>zu</strong>r Ausprägung einer Blattrandzacke Bild ( 11 )<br />

P. Androscoggin : - relativ glatter Blattrand mit Sekretausscheidung Bild ( 12 )<br />

30


3.2.6. Vergleich der Blattrandzacken<br />

P. Marilandica ( Blattrand ) Bild ( 10 )<br />

P. Pfropfchimäre ( Blattrand ) Bild ( 11 )<br />

P. Androscoggin ( Blattrand ) Bild ( 12 )<br />

31


3.3. Phytohormone im Sproßscheitel<br />

In Anbetracht der Hypothese A sollen in diesem Kapitel die Phytohormone einerseits in<br />

Be<strong>zu</strong>g auf ihre Entstehung und Entstehungsorte, aber auch andererseits auf ihre<br />

Wirkung bei bestimmten Prozessen in der Morphogenese genauer beschrieben werden.<br />

Definition: Phytohormone sind von der Pflanze gebildete Verbindungen, die in sehr<br />

geringer Konzentration physiologische Vorgänge bzw. Entwicklungsprozesse steuern.<br />

Zu den physiologischen Vorgängen bei Gehölzen im Anbau unter Freilandbedingungen<br />

gehört die Einleitung und Aufhebung der Dormanz (Winterruhe), die durch eine<br />

Transplantation der Epidermis von P. Marilandica über das Mesophyll von P.<br />

Androscoggin maßgeblich mitbestimmt wird und neben einer mechanischen<br />

Beeinflussung auf eine physiologische Neukombination der Hormonkonstellation<br />

schließen läßt. Im wesentlichen gibt es 5 Gruppen von Phytohormonen (Auxine,<br />

Gibberelline, Cytokinine, Abscisinsäure und Äthylen) während nur zwei davon (Auxin<br />

und Abscisinsäure) hauptsächlich im Apikalmeristem gebildet werden. Diese weisen<br />

folgende Charakteristika in ihrer Wirkungsweise auf:<br />

- Sie werden in bestimmten Geweben gebildet.<br />

- Sie fungieren als Botenstoffe, aber auch als Signalüberträger innerhalb eines Gewebes.<br />

- Sie sind unspezifische Auslöser eines am Wirkort vorgegebenen Reaktionsablaufes.<br />

- Sie lösen multiple Reaktionsabläufe aus.<br />

- Am Wirkort erfolgt eine Bindung an hochspezifische Rezeptoren.<br />

- Die einzelnen Hormongruppen wirken zeitlich und räumlich <strong>zu</strong>sammen.<br />

Verschiedene Pflanzengewebe weisen unterschiedliche Empfindlichkeit gegenüber den<br />

Hormonen auf. Phytohormone wirken im ng- bis µg-Bereich (parts per billion - ppb,<br />

parts per million – ppm) im Pflanzengewebe. Es gibt viele Störsubstanzen im<br />

Pflanzengewebe, die den Nachweis der Hormone erschweren. Deshalb bestehen hohe<br />

Anforderungen an die Analytik.<br />

Folgende Nachweismethoden sind bekannt :<br />

- Biotests, Beobachtung typischer Pflanzenreaktionen nach Applikation (Wachstum,<br />

Bewegungsreaktionen), empfindlich, aber wenig spezifisch<br />

- immunologische Verfahren ( Antigen - Antikörper – Reaktion )<br />

- chemische Verfahren, z.B. Markierung mit radioaktiven Isotopen<br />

- physikalische Verfahren, z.B. Gaschromatographie (GC),<br />

Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC), Massenspektrometrie (MS)<br />

32


Die Physiologie der Hormonwirkungen wird heute verstärkt anhand von Mutanten<br />

untersucht, die ein bestimmtes Hormon nicht synthetisieren können. Aus dem<br />

veränderten Verhalten dieser Mutanten, z.B. Zwergwuchs, lassen sich dann Schlüsse auf<br />

die Wirkung des Hormons ableiten .Viele Vorgänge bei Gehölzen werden von diesen<br />

Hormonen gesteuert:<br />

- Samen- bzw. Knospendormanz - Verzweigung von Jungbäumen - Steuerung des<br />

vegetativen Wachstums - Blüteninduktion<br />

Der Anwendung von Hormonen und Wachstumsregulatoren sind in der Praxis Grenzen<br />

gesetzt. Zur Zeit gibt es Formulierungen mit Wachstumsregulatoren <strong>zu</strong>r:<br />

- Bewurzelung von Stecklingen<br />

- In vitro-Vermehrung<br />

- Brechung der Knospenruhe<br />

3.3.1. AUXINE<br />

1. Struktur<br />

Strukturelles Kennzeichen der Auxine ist das Indolringsystem.<br />

Wichtigster Vertreter ist die natürlich vorkommende, universell in Pflanzen verbreitete<br />

Indol-3-essigsäure (IES, engl.: IAA).<br />

Strukturformel der Indol-3-essigsäure (IES)<br />

2. Bildungsorte und Transport<br />

IES wird vor allem in den apikalen Meristemen (Sproßspitze) gebildet.<br />

Vegetative Sproßteile: 10-50 ng/g Frischgewicht<br />

Blüten: 3-10 ng/g<br />

Samen: 1-10 µg/g (->1000 x mehr!)<br />

Der Transport ist streng polar, d.h. nur in eine Richtung:<br />

im Sproß basipetal<br />

in der Wurzel akropetal<br />

Der Auxintransport verläuft von Zelle <strong>zu</strong> Zelle. Er beruht sowohl auf Diffusion als auch<br />

auf aktiven Prozessen und ist somit energieabhängig.<br />

Es wird ein spezieller Transportmechanismus über Carrier vermutet, der gegenläufig <strong>zu</strong><br />

einem Calcium-Transport abläuft. Durch "Antiauxine" kann der Transport gehemmt<br />

werden, z.B. durch 2,3,5-Trijodbenzoesäure (TIBA), die eine Bindung von Auxin an<br />

den Carrier verhindert. Gibberelline fördern den Auxintransport.<br />

33


Translokationsgeschwindigkeit: in Coleoptilen: 8-15 mm/h \ in Sproßsegmenten:5-10<br />

mm/h \ in Wurzeln:1- 2 mm/h<br />

3. Biosynthese<br />

Die Biosynthese der IES ist bis heute nicht ganz geklärt. Wahrscheinlich erfolgt die<br />

Bildung aus Tryptophan mit folgenden Vorstufen:<br />

Tryptophan -> Tryptamin -> Indol-3-acetaldelyd -> IES<br />

Inaktivierung durch Überführung in gebundene Formen (reversibel). IES kommt im<br />

Pflanzengewebe als freie Säure oder gebunden z.B. an Glucose, Glutaminsäure oder<br />

Proteine vor. Die gebundenen Formen sind inaktiv, z.B. in trockenen Samen. In<br />

wachsendem Gewebe ist der Anteil freier IES höher.<br />

Abbau der IES erfolgt enzymatisch durch IES-Oxidase. Die IES-Oxidase-Aktivität in<br />

Sproß- und Wurzelspitzen ist gering, im älteren, ausgewachsenen Gewebe dagegen<br />

hoch.<br />

4. Wirkungsweise<br />

Auxine können folgende Reaktion im Zielgewebe auslösen:<br />

- Reversible Bindung an spezifische Rezeptormoleküle<br />

- Genexpression und verstärkte mRNA-Bildung<br />

- Steigerung der Proteinsynthese<br />

- Beeinflussung der Aktivität wichtiger Enzyme<br />

- Veränderung der Eigenschaften von Membranen und Zellwänden<br />

5. Funktionen<br />

Förderung des Streckungswachstums<br />

Wirksame Auxinkonzentrationen: 10 -8 bis 10 -6 mol/l.<br />

Zellstreckung von Sproßachsen.<br />

Sehr hohe Auxinkonzentrationen wirken wachstumshemmend<br />

Beteiligung an Phototropismus und Geotropismus.<br />

Mitwirkung beim Aufbrechen der Knospen im Frühjahr !!!!<br />

Zellteilungen im Kambium<br />

Steuert Kambiumtätigkeit der Bäume unterhalb der treibenden Knospen<br />

Beteiligung an der Differenzierung von Phloem und Xylem<br />

34


Wurzelbildung<br />

Förderung der Wurzelbildung (Adventivwurzeln, Seitenwurzeln)<br />

Junge Blätter oder treibende Lateralsprosse fördern Bewurzelung von<br />

Stecklingen (Ursache: Auxinproduktion)<br />

Apikaldominanz<br />

Hemmung der Lateralknospen durch Auxin<br />

3.3.2. ABSCISINSÄURE ( ABA )<br />

1. Struktur<br />

Die ABA gehören <strong>zu</strong> den Sesquiterpenen.<br />

Das C1-Atom ist asymmetrisch; somit sind zwei optische Isomere möglich. Davon ist<br />

die (S)-Abscisinsäure die natürlich in Pflanzen vorkommende.<br />

Strukturformel der (S)-Abscisinsäure<br />

2. Bildungsorte und Transport<br />

ABA-Gehalt in Geweben: 5-200 µg/kg FM<br />

Gehalt in Samen und Knospen wesentlich höher.<br />

Der Gehalt ist abhängig von:<br />

1) Wassergehalt des Gewebes<br />

2) Mineralstoffernährung<br />

3) Osmotischer Streß: Schließen der Stomata<br />

4) Überfluten des Wurzelsystems: O2-Mangel Der Transport erfolgt sowohl im Xylem als auch im Phloem<br />

3. Biosynthese<br />

Aufbau ausgehend von Acetyl-CoA -> Mevalonsäure -> Carotinoide -> ABA<br />

Abbau über Phaseinsäure, Veresterung mit Glucose.<br />

Der Abbau von ABA erfolgt sehr schnell.<br />

4. Wirkungsweise<br />

Schnelle Reaktionsgeschwindigkeit (nach wenigen Minuten meßbar):<br />

Veränderung der Transportvorgänge an Membranen<br />

Schließreaktion der Stomata<br />

Hemmung des Zellstreckungswachstums<br />

Hemmung des Ionentransportes durch ABA<br />

Langsame Reaktion (nach einigen Stunden meßbar):<br />

Keimungshemmung<br />

Einfluß auf Transkriptions- und Translationsvorgänge<br />

35


Einfluß auf Aktivität verschiedener Enzyme<br />

Viele ABA-Wirkungen sind nur im Zusammenspiel mit anderen Hormonen möglich.<br />

ABA wirkt meist antagonistisch, z.B.<br />

gegenüber Auxinen bei der Zellstreckung<br />

gegenüber Cytokininen bei der Zellteilung<br />

gegenüber Gibberellinen bei der Amylasebildung<br />

5. Funktionen<br />

ABA ist das klassische "Streßhormon", d.h. seine Synthese kann durch exogene<br />

Streßfaktoren ausgelöst werden.<br />

Antagonist <strong>zu</strong> Auxinen, Cytokininen und Gibberellinen<br />

Förderung des Blattfalles (Abscission)<br />

Bei Applikation ruft ABA eine Blattabtrennung hervor, beim natürlichen<br />

Blattabtrennungsprozeß weniger wahrscheinlich (Beteiligung von IES und<br />

Äthylen)<br />

Blatt-ABA-Gehalt korreliert nicht mit der Abscissionrate<br />

Einleitung und Aufrechterhaltung der Knospenruhe (Dormanz)<br />

ABA wurde früher als "Dormin" bezeichnet.<br />

Aktivität von ABA ist in der tiefsten Phase der Dormanz am höchsten.<br />

ABA-Gehalt korreliert mit der Tiefe der Winterruhe<br />

Förderung der Samenreife und Seneszenz<br />

Einleitung und Aufrechterhaltung der Samenruhe<br />

Förderung der Kälte- und Frostresistenz<br />

Erhöhung der Trockentoleranz<br />

ABA wandert aus den Chloroplasten der Mesophyllzellen <strong>zu</strong> den Schließzellen.<br />

Gleichzeitig erfolgt der Transport von K + aus den Schließzellen in die Nebenzellen.<br />

ABA erhöht die Wasserpermeabilität der Wurzeln und führt dadurch <strong>zu</strong>r Verbesserung<br />

der Wasserbilanz in der Pflanze.<br />

36


3.4. Blattmorphogenese :<br />

3.4.1. Vergleich des Erscheinungsbildes bei der Blattmorphogenese<br />

Populus maximowicii x Populus trichocarpa’ Androscoggin’(A), Populus x<br />

canadensis’ Marilandica’(M) und der daraus hervorgegangenen P. Chimäre (C).<br />

(Aufnahme am 23.03.99 Bild ( 13 ) (Aufnahme am 31.03.99 Bild ( 14 )<br />

Es wurden terminale Sprosse in aufeinanderfolgenden Entwicklungsstadien (von links<br />

nach rechts), von den <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Exemplaren entnommen und für einen<br />

visuellen Vergleich fotografiert. Vergleicht man die Morphogenese der beiden<br />

Ausgangsarten miteinander, so zeigen sich einige Differenzen, die in der P.<br />

Periklinalchimäre einen Ausgleich oder eine Zwischenform hervorrufen. Es kann<br />

beobachtet werden, daß das Knospentreiben bei P. Androscoggin etwa 14 Tage vor P.<br />

Marilandica erfolgt. Zwischenzeitlich, etwa eine Woche nach P.Androscoggin öffnet<br />

sich die Knospe der P. Periklinalchimäre. Nach dem Aufplatzen der Knospen folgt die<br />

Blattentfaltung und die Sproßstreckung. Als Indiz für eine genetisch andersartige<br />

Epidermis zeigen sich die chimärischen Blätter in der Primärphase, im Gegensatz <strong>zu</strong><br />

den beiden Ausgangsexemplaren unförmig, gewellt und mit stark gekrümmter,<br />

gedrehter Blattspitze Bild (15) . Die nachfolgenden Entwicklungsstadien bewirken eine<br />

Glättung der Blattfläche. Die Blattnervatur bleibt dabei deutlich hervorgehoben und die<br />

Intercostalfelder behalten eine leichte Wölbung und einen äußerlichen Glanz Bild (32).<br />

37


Diese Beobachtungen sind deutliche Anzeichen für einen anfänglichen Konflikt<br />

innerhalb des Blattes zwischen dem Epidermis– und Mesophyllgewebe, der im Laufe<br />

der nachfolgenden Blattentfaltungsstadien <strong>zu</strong> einer Kompromißfindung durch eine<br />

intermediäre Blattform und somit <strong>zu</strong> einer zwanghaften Symbiose zwischen den<br />

genetisch andersartigen Geweben führt . Nach der vorangegangenen Beschreibung <strong>zu</strong>r<br />

Bildung von Phytohormonen im meristematischen Gewebe des Sproßscheitels und<br />

deren Wirkung bei der Aufhebung der Knospenruhe Abs. 3.3.2, kann auch von einer<br />

hormonbedingten Verzögerung des Knospentreibens ausgegangen werden, da durch<br />

eine Gewebetransplantation eine neu konfigurierte Hormonkonzentration in den<br />

Knospen gleichzeitig den Hormonmetabolismus neu bestimmen könnte.<br />

3.4.2. Visueller Vergleich der Blattentfaltung<br />

Es wurden Blätter in aufeinanderfolgenden Entwicklungsstadien (im Bild von unten<br />

nach oben), von den <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Exemplaren entnommen und für einen<br />

visuellen Vergleich fotografiert.<br />

P. Androscoggin P. Chimäre P. Marilandica Bild ( 15 )<br />

38


3.4.3. Habituseigenschaften<br />

Nach der vorangegangenen Untersuchung des zeitlich versetzten Knospentreibens und<br />

der Konfliktlösung durch Kompromißbereitschaft von Epidermis und Mesophyll in<br />

einer intermediären Blattform bei der Blattentfaltung gibt es einen Grund <strong>zu</strong>r Annahme,<br />

daß die übertragene Epidermis eine mechanisch bedingte Eindämmung des<br />

Streckungswachstums verursacht. Anhand der Messungen der Neutriebe soll eine<br />

Betrachtung der Kronen - gestaltung der vergangenen Jahre (96, 9) in ein Diagramm<br />

übertragen und verdeutlicht werden. Geht man davon aus, daß sich die relative<br />

Oberfläche eines Individuums mit <strong>zu</strong>nehmendem Volumen unterproportional<br />

vergrößert, so besteht der Verdacht <strong>zu</strong>r Annahme, daß der Eindämmungsfaktor durch<br />

die Epidermis mit <strong>zu</strong>nehmender Größe des Individuums abnimmt. Unter bisherigen<br />

Bedingungen zeigt sich bei einer Betrachtung der Pflanzen auf dem Versuchsfeld nach<br />

einer anfänglichen Depression der P. Chimäre im Streckungswachstum mit<br />

<strong>zu</strong>nehmender Größe eine Anpassung der Kronengestaltung an die innere Komponente<br />

P. Androscoggin.<br />

Merkmalseingren<strong>zu</strong>ng<br />

Es erfolgten Messungen sowohl an den beiden Ausgangsformen P. Androscoggin, P.<br />

Marilandica als auch an dem daraus hervorgegangenen P. Pfropfheterohistonten.<br />

Gemessen wurde an Seitenästen, die ca. 1 m über dem Erdboden am Stamm gebildet<br />

wurden. Um das Merkmal ein<strong>zu</strong>grenzen, ist nur der im Vorjahr gebildete Hauptsproß<br />

der Seitensprosse gemessen worden. Die Anzahl der Seitensprosse in 1 m Höhe<br />

entsprach bei den 5 <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Exemplaren je Form etwa 4, somit<br />

ergaben sich 20 Messungen pro Exemplar. Bei den <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden<br />

Exemplaren bildet der Hauptsproß eine durchgehende Mittelachse, sodaß sich 5<br />

Messungen je Form für die Untersuchung der Spitzentriebe ergaben. Entscheidend für<br />

die Sproßlängenmessung sind der vorjährige Triebabschluß und die Terminalknospe.<br />

39


3.4.4. Habitusdiagramm<br />

Unter Zuhilfenahme der Mittelwerte aus den Messungen der Seitensprosse und den<br />

Mittelwerten aus den Messungen der Spitzentriebe ergibt sich folgendes Diagramm .<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

cm<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Neutrieblängenvergleich 96<br />

Mittelwerte<br />

P. Andros. Pf ropf chim. P.Marilan.<br />

Sorte<br />

S i i b<br />

Spitzentriebe<br />

Seitentriebe<br />

40


4. Untersuchungen <strong>zu</strong>r Hypothese B<br />

4.1. Blattsekrete :<br />

Durch Ausscheidung von Stoffen (Sekret mit bestimmter -, Exkret ohne Funktion)<br />

schützt sich die Pflanze vor äußeren Schadeinwirkungen durch eigene<br />

Stoffwechselprodukte oder akkumulierte Salzionen. Mittels Wurzeldruck wird der<br />

lipidhaltige Xylemsaft durch die passiven Epithemhydathoden mit tracheidalem<br />

Anschluß an die Blattoberfläche transportiert und dort abgelagert. Die nun entstandene<br />

Fettbarriere wirkt in zwei Richtungen. Einerseits bietet sie Schutz vor ungünstigen<br />

Umweltbedingungen wie Strahlung, Chemikalien oder mechanischen Einwirkungen,<br />

um Verlet<strong>zu</strong>ngen vor<strong>zu</strong>beugen und Infektionen <strong>zu</strong> verhindern, andererseits bietet sie<br />

Abschirmung vor unkontrollierter Feuchtigkeitsabgabe, um eine genügende<br />

Wassersättigung der Gewebe <strong>zu</strong> gewährleisten. Mit der Sekretion können Funktionen<br />

verbunden sein wie Tierfang und Verdauung, die Anlockung bestäubender Insekten und<br />

parasitenbefreiender Vögel und die Förderung des Wohlbefindens aller Pflanzen<br />

bewohnenden Lebewesen. Zusätzlich können auch allelopatisch wirkende Hormone in<br />

den ausgeschiedenen Stoffen vorhanden sein, welche das Fernbleiben schädlich<br />

wirkender Individuen garantieren. Pappelsekrete basieren auf lipider Grundlage, wobei<br />

die Artenvielfalt die Wachsbegleitelemente bestimmt. Die Grundsubstanz, welche<br />

annehmbar aus dem Xylemsaft gebildet wird, füllt im epidermalen Bereich die<br />

Interzellularen und verkittet die Zellen miteinander. Gleichzeitig wird durch<br />

Fetteinlagerungen in das Zellgewebe für Dehnbarkeit, Flexibilität und Elastizität<br />

gesorgt. So bleibt das Blatt auch bei intensiver Lichtbestrahlung glatt, geschmeidig und<br />

weich. Der Cuticula sind häufig Wachse aufgelagert, wobei die Wachskomponenten<br />

vermutlich durch die Epidermis maßgeblich mitbestimmt werden. Wachse sind<br />

komplexe Gemische aliphatischer Verbindungen, und ihre Hauptkomponenten sind<br />

Ester bestehend aus langkettigen Fettsäuren und Alkoholen mit häufig gerader Anzahl<br />

von C–Atomen. Meist treten Körnchen oder streifenförmige Wachsschlieren auf, die der<br />

Blattoberfläche einen matten Glanz verleihen.<br />

41


4.1.1. Sekretion durch Hydathoden<br />

Allgemeines über Ausscheidungs- oder Sekretionsgewebe (Hydathoden) hodos = Weg<br />

Die Ausscheidung von ätherischen Ölen, Harzen und anderen lipophilen Substanzen<br />

erfolgt an der Pflanzenoberfläche bei feuchtigkeitsgesättigter Atmosphäre und kann<br />

daher auch als Guttation ( gutta = Tropfen ) bezeichnet werden. Dem<strong>zu</strong>folge sind<br />

Hydathoden bevor<strong>zu</strong>gt an Spitzen von Blättern oder Blattrandzacken, aber auch an der<br />

dem Sproß <strong>zu</strong>gewandten Seite der Blatt - oder Knospenschuppen <strong>zu</strong> finden. Auf der<br />

Epidermis sind es Drüsenschuppen oder Zotten, welche das Sekret durch die<br />

Außenmembran ausscheiden, wo es sich meist zwischen Zellwand und Cuticula<br />

anhäuft. In der Literatur werden Hydathoden beschrieben, in denen sich unter den nicht<br />

verschließbaren Öffnungen in der Regel ein als Epithem bezeichnetes Gewebe mit<br />

einem tracheidalen Anschluß befindet. Bei solchen passiven Epithemhydathoden<br />

Bild (19) wird dem Druck (Wurzeldruck) des austretenden Xylemsaftes durch das<br />

interzellularenreiche Epithem ein genau angepaßter Widerstand entgegengesetzt,<br />

wodurch innerspezifische Bewegungsabläufe wie Streckung, Entfaltung oder<br />

Ausrichtung des Blattes ermöglicht werden können.<br />

Bei der anschließenden Gegenüberstellung von einem Sekretausscheidungsorgan einer<br />

Blattrandzacke von P. Marilandica im Entwicklungs - und Verfallsstadium soll<br />

verdeutlicht werden, wie das Sekret aus dem Blattinneren <strong>zu</strong>r Blattaußenseite<br />

ausgeschieden wird und wie sich im Verlauf der Vegetationsperiode das<br />

Ausscheidungsorgan verändert. Gleichzeitig, um den Sekretfluß im Blattinneren <strong>zu</strong><br />

verdeutlichen, soll eine schematische Übersicht einer passiven Epithemhydathode den<br />

Untersuchungsergebnissen aus der histologischen Bearbeitung der Blattrandorgane<br />

gegenübergestellt werden. Zur besseren Übersicht werden auch ein Flächen - und ein<br />

Querschnitt des Außscheidungsorgans an einer Blattrandzacke aufgeführt.<br />

42


4.1.2. Blattrandzacken mit passiven Epithemhydathoden<br />

Bild ( 16 ) Sekretausscheidung Bild ( 17 ) Sekretinkrustierung<br />

Bild ( 18 ) Flächenschnitt Bild ( 19 ) Schematische Übersicht<br />

Bild ( 20 ) Querschnitt ( Blattrandzacke )<br />

43


4.1.3. Knospenschuppe als Sekretauflagerungsorgan<br />

Bild ( 21 ) Knospenschuppe<br />

Die der Sproßmitte <strong>zu</strong>gewandte Fläche der<br />

Knospenschuppe zeigt Epidermiszotten,<br />

die der Sekretausscheidung dienen und<br />

eine Sekretauflagerung auf dem Blatt -<br />

rücken ermöglichen. Dabei streift das<br />

junge Blatt nach dem Öffnen der Knospe<br />

mit dem Blattrücken über die Zotten und<br />

wird so mit einer Sekretschicht versehen.<br />

Bild ( 22 ) Blattschuppenzotten mit<br />

Sekretresten in der Palisadenschicht der<br />

Epidermis ( Kunststoffeinbettung )<br />

Die Sekretreste ausschließlich in der<br />

Palisadenschicht der Zottenepidermis<br />

könnten ein Indiz für eine Sekret -<br />

umwandlung beim Übergang von der<br />

Mesophyllschicht durch die Palisaden der<br />

Epidermis <strong>zu</strong>r Zottenoberfläche sein.<br />

Bild ( 23 ) Blattschuppenzotten mit<br />

Xylemsaftresten in der Mesophyll –<br />

schicht (Chloralhydratbehandlung eines<br />

Frischpräparates) Die Xylemsaft -reste in<br />

der Mesophyllschicht der Blatt -<br />

schuppenzotten und die ausgewaschene<br />

Palisadenschicht der Epidermis könnten<br />

ein Hinweis <strong>zu</strong>r Sekretkombination durch<br />

die Palisaden sein.<br />

Bild ( 21 )<br />

Bild ( 22 )<br />

Bild ( 23 )<br />

44


4.1.4. Leitgefäße als Hydathodenelement<br />

Das Bild( 24 )zeigt einen<br />

Blattquerschnitt mit<br />

Leitgfäßbündel und den<br />

begleitenden Solitär -<br />

kristallen des Calcium -<br />

dihydrates, die bei<br />

osmotischen Vorgängen<br />

eine wesentliche Rolle<br />

spielen.<br />

Das Bild( 25 )zeigt einen<br />

Blattflächenschnitt mit<br />

der Anordnung der<br />

Leitgefäße im Übergang<br />

von der Palisaden– <strong>zu</strong>r<br />

Schwammschicht und<br />

den Interzellularen. Der<br />

Wurzeldruck wird so<br />

gleichmäßig verteilt.<br />

Das Bild( 26 )zeigt einen<br />

Blattrandquerschnitt mit<br />

passiven Epithem -<br />

hydathoden und dem<br />

Anschluß an das<br />

Leitgefäßsystem. Der<br />

Wurzeldruck preßt so<br />

den Xylemsaft in die<br />

Palisadenepidermis.<br />

Leitbündel mit Solitärkristallen des Calciumdihydrats Bild ( 24 )<br />

Leitbündel: Übergang von Palisaden – <strong>zu</strong>r Schwammschicht Bild ( 25 )<br />

Leitbündel mit Anschluß <strong>zu</strong>m Epithem Bild ( 26 )<br />

45


4.1.5. Die Epidermis als Hydathodenelement<br />

Die Untersuchung der Hydathodenelemente erfolgt in Druckrichtung beziehungsweise<br />

von der Blattinnen– <strong>zu</strong>r Blattaußenseite. In der vorangegangenen Beschreibung der<br />

Leitgefäße wurde verdeutlicht, daß der Xylemsaft mit Hilfe des Wurzeldruckes durch<br />

die Leitgefäße an das Epithem mit tracheidalem Anschluß transportiert wird. Von dort<br />

aus gelangt es durch die Interzellularen des Epithems an die Unterseite der Epidermis.<br />

Anschließend dringt der Xylemsaft entlang der Palisaden durch die Epidermis und wird<br />

dabei vermutlich mit artspezifischen Begleitelementen versehen. Der Xylemsaft könnte<br />

sich durch den Transport von der Blattinnen- <strong>zu</strong>r Blattaußenseite <strong>zu</strong> einem Sekret<br />

umwandeln. An Hand der nachfolgenden Bilder soll die L1-bürtige Palisadenschicht der<br />

Epidermis im Zusammenhang <strong>zu</strong>r Umgestaltung des Xylemsaftes dargestellt werden,<br />

wobei der weiße Pfeil die Druckrichtung angibt.<br />

Das Bild ( 27 )zeigt eine<br />

passive Epithemhydathode mit<br />

tracheidalem Anschluß und einer<br />

palisadenschichtigen Epidermis.<br />

Der weiße Pfeil deutet die<br />

Druckrichtung an. Vermutlich<br />

versehen die aufrechten Palisaden<br />

den austretenden Xylemsaft mit<br />

Begleitelementen.<br />

Das Bild ( 28 ) verdeutlicht die<br />

Epidermis beim Übergang <strong>zu</strong>r<br />

Bildung von waagerechten Zellen<br />

<strong>zu</strong> senkrechten Palisadenzellen.<br />

Druckverhältnisse könnten dabei<br />

eine induzierende Wirkung haben<br />

Die L1-bürtige Epidermis könnte<br />

eine Ursache für die Sekret –<br />

begleitelementbestimmung sein.<br />

Epithemhydathode mit tracheidalem Anschluß Bild ( 27 )<br />

L1- bürtige Palisadenschicht der Epidermis Bild ( 28 )<br />

46


4.2. Funktion und Vergleich der Sekretauflagerung<br />

Nach vorangegangenen Untersuchungen kann gesagt werden, daß passive<br />

Epithemhydathoden in der Blattentwicklung ein Sekret entlassen, das annehmbar <strong>zu</strong>m<br />

Schutz der jungen Blätter vor unangenehmen Umwelteinflüssen dient. Nach dem<br />

Knospenplatzen werden die durch die Knospenschuppen bisher vor der Sonne<br />

geschützten Blätter in den Frühling entlassen, wobei sie entlang der Knospenschuppen<br />

im eingerollten Zustand aus der Knospe geschoben und so mit einer dünnen Schicht<br />

schützenden Sekrets versehen werden. Bei der Blattentwicklung nach dem<br />

Knospentreiben kommt es bei P. Androscoggin <strong>zu</strong> einer starken Sekretablagerung auf<br />

der Blattoberflächenmitte Bild (32), die sich durch das Aufrollen des Blattes während<br />

der Entfaltung erklären läßt. Anschließend entrollt sich das Blatt, wobei der Blattrand<br />

über die Blattspreitenmitte gestreift wird und dabei Sekretschlieren hinterläßt. Bei P.<br />

Marilandica und der P. Chimäre sind diese Ablagerungen andersartig und nur bei einer<br />

genauen Beobachtung aus<strong>zu</strong>machen. Hier können auf der Blattoberfläche vereinzelt<br />

Wachskrümel beobachtet werden, die sich farblich und im Geruch von den<br />

Sekretauflagerungen bei P. Androscoggin unterscheiden. An Hand der nachfolgenden<br />

Bilder <strong>zu</strong>r Veranschaulichung des Auflagerungsmechanismus (Bild: 29 – 31) kann die<br />

enorme Bedeutung der Epidermis verdeutlicht werden. Die jungen, noch eingerollten<br />

Blätter zeigen sich durch die deutlich hervorgehobene Blattnervatur und die versenkten<br />

Intercostalfelder bei P. Marilandica stark geriffelt Bild (29). Es kann also davon<br />

ausgegangen werden, daß die Blattnervatur in der Streckungsphase des Sprosses das<br />

Sekret aus der Knospe schürft und dabei auf der Blattoberfläche verteilt. Bei P.<br />

Androscoggin übernehmen diese Funktion des Ausschürfens des Sekretes aus den<br />

Blattschuppen die Epidermishaare (Trichome). Da Trichome ausschließlich von der<br />

Epidermis gebildet werden, ist durch eine Transplantation der Epidermis von P.<br />

Marilandica über P. Androscoggin auch der Schürfmechanismus übertragen worden.<br />

Die Druckverhältnisse innerhalb der P. Chimäre sind mit großer Wahrscheinlichkeit mit<br />

denen von P. Androscoggin vergleichbar, da nur der oberirdische Teil und davon nur<br />

die Epidermis durch die Chimärenbildung bestimmt ist und der Wurzeldruck<br />

dementsprechend der reinen L2–Komponente entsprechen müßte. (siehe BATESON–<br />

TEST) Die Druckregulierung bei Überdruck innerhalb des Blattes in der<br />

Entfaltungsphase könnte auch eine Ursache für das Entweichen von Sekret am Blattrand<br />

aus dem Blattinneren sein<br />

47


4.2.1. Vergleich <strong>zu</strong>r Funktion der Sekretauflagerung<br />

Populus x canadensis ’ Marilandica ’ Bild ( 29 )<br />

Chimäre<br />

P. Pfropfchimäre Bild ( 30 )<br />

Marilandica<br />

Androscoggin<br />

Populus maximowiczii x Populus trichocarpa ’ Androscoggin ’ Bild ( 31 )<br />

48


4.2.2. Vergleich der Blattoberflächen<br />

Das nachfolgende Bild zeigt von links nach rechts die Blattoberflächen von P.<br />

Androscoggin, der P. Chimäre und P. Marilandica. Neben der formativen Wirkung der<br />

L1-bürtigen Epidermis von P. Marilandica auf den Blattrand der P. Chimäre wird auch<br />

die Sekret -verteilung auf der Blattoberfläche der Versuchsexemplare verdeutlicht. Das<br />

Fehlen der Sekretschlieren auf der Blattoberfläche der P. Chimäre dürfte ein Indiz für<br />

den veränderten Sekretauflagerungsmechanismus und die Andersartigkeit des Sekretes<br />

sein. Deutlich ersichtlich sind auch der Glanz der Blattoberfläche und die gewölbten<br />

Intercostalfelder der Blätter von der P. Chimäre.<br />

P. Androscoggin P. Chimäre P. Marilandica Bild ( 32 )<br />

49


4.3. Analyse und Vergleich der Blattsekrete<br />

4.3.1 Sekretanalyse mittels Dünnschichtchromatographie<br />

Für eine qualitative Bestimmung der wachsartigen Blattsekrete und ihren Komponenten<br />

soll das Verfahren der Dünnschichtchromatographie angewendet werden, wobei nur das<br />

Vorhandensein von verschiedenen Stoffgruppen in den Versuchsexemplaren untersucht<br />

werden soll und dabei keine elementaren Aussagen gemacht werden. Wie die<br />

vorangegangenen Untersuchungen vermuten lassen, bestehen Unterschiede zwischen<br />

den Blattsekreten von P. Androscoggin und P. Marilandica. Durch eine<br />

Heterohistontenbildung aus diesen beiden Formen können auch bestimmte<br />

Sekretkomponenten neu konfiguriert worden sein. Bei einem Vergleich der Blattflächen<br />

der <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Exemplare konnte festgestellt werden, daß die<br />

Wachsauflagerungen von P. Androscoggin schlierenförmig und von P. Marilandica und<br />

P. Chimäre krümlig sind. Dieser Unterschied kann durch eine Farb-, Konsistenz– und<br />

Geruchsanalyse unterstützt werden. Während das Blattsekret von P. Androscoggin stark<br />

riecht und bernsteinfarbene Schlieren auf der Blattfläche hinterläßt, ist das Sekret von P.<br />

Marilandica und P. Chimäre nahe<strong>zu</strong> geruchlos, gelb und krümlig. Einen wesentlichen<br />

Unterschied zeigt auch die quantitative Beurteilung der Sekretausscheidungen, wobei P.<br />

Androscoggin in der Sekretproduktion weit höher eingestuft werden kann. Da diese<br />

Merkmalsausprägungen genetisch verankert sind und durch das Entwicklungsstadium<br />

der Pflanze aber auch durch Umweltbedingungen beeinflußt werden, kann von<br />

fluktuierenden Merkmalen gesprochen werden. In den lebenden Pflanzen gibt es weder<br />

einen konstanten Zustand im mengenmäßigen Gehalt noch ein stabiles Verhältnis von<br />

Stoffkomponenten; beides unterliegt ständigen Auf-, Um– bzw. Abbauprozessen (siehe<br />

auch Bild (16 u. 17)). Umweltbedingungen wie Temperatur, Tageslänge, Lichtintensität<br />

und Pflanzenernährung können <strong>zu</strong>sätzlich die Entwicklung der Pflanzen und der<br />

Sekundärstoffbildungen beeinflussen. Um die Befunde miteinander vergleichen <strong>zu</strong><br />

können, sind die Pflanzen unter gleichen Bedingungen und im zeitgleichen<br />

Entwicklungsstadium untersucht worden. Das Sekret wurde aus den noch geschlossenen<br />

Knospen gedrückt und auf Dünnschichtplatten aufgetragen. Die anschließenden Schritte<br />

<strong>zu</strong>r Sekretanalyse wurden laut Arbeitsanleitung (Abs. 2.2.8. Seite 23 folg.)<br />

durchgeführt. Einige Ergebnisse aus der Sichtbarmachung mittels UV-Belichtung sollen<br />

nachfolgend aufgeführt werden. Allerdings sind die Fotoarbeiten unter UV-<br />

Bedingungen recht kompliziert und die Abbildungen dem<strong>zu</strong>folge nur <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

der Ergebnistabelle (Abs.5.2.1. Seite 60) <strong>zu</strong> verwenden.<br />

50


DC–Plattenvergleich<br />

Sichtbarmachen der Substanzflecken<br />

UV-Lichtbestrahlung mit 365 nm für<br />

fluoreszierende Substanzen. Die Substanzflecken<br />

erscheinen als helleuchtende, farbige Flecken auf<br />

der dunklen Platte Bild (33, 35). UV–Licht -<br />

bestrahlung mit 254 nm für UV-Licht absorbierende<br />

Substanzen. Auf der imprägnierten<br />

Sorbtionsmittelschicht (Kieselgel 60 F 254)<br />

erscheinen die Substanzen als dunkle Flecken auf<br />

den hellgrün fluoreszierenden Grund Bild ( 34 ).<br />

Der Laufmittelstart wurde wie folgt beschriftet:<br />

(M für P. Marilandica, C für P. Chimäre und A für<br />

P. Androscoggin) Die entwickelten DC-Platten<br />

wurden in einer Dunkelkammer auf Dia-Film<br />

fotografiert. Anschließend wurden die Dias<br />

gescannt und <strong>zu</strong>r Druckqualität optimiert.<br />

UV-Licht 365 nm Bild ( 33 )<br />

UV-Licht 254 nm Bild ( 34 ) UV-Licht 365 nm Bild ( 35 )<br />

51


5. Ergebnisse und Auswertung<br />

5.1. Zur Hypothese A<br />

(Nachweis einer monektoperiklinalen Konstitution des chimärischen Sproßscheitels und<br />

die sich daraus ergebenden physiologisch und mechanisch bedingten Konsequenzen)<br />

Um einen genauen Aufschluß über den schichtweisen Aufbau der Tunika <strong>zu</strong> erhalten,<br />

bildet den Anfang der Beweisführung die histologische Untersuchung des<br />

Sproßscheitels von Apikal - und Seitenknospen der drei <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden<br />

Exemplare Populus x canadensis ’Marilandica’, Populus maximowiczii x Populus<br />

trichocarpa ’Androscoggin’ und dem daraus hervorgegangenen Pfropfheterohistonten<br />

Populus x canadensis ’Marilandica’ über Populus maximowiczii x Populus trichocarpa<br />

’Androscoggin’. Im Vergleich der diesbezüglichen Literatur (KALBE / PANKOW<br />

1962) konnte übereinstimmend eine aus mindestens zwei Schichten bestehende Tunika<br />

bei Populus nachgewiesen und somit die Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Periklinalchimärenbildung<br />

bestätigt werden. Die bislang anhaltende Stabilität der P. Pfropfchimäre begründet, daß<br />

die Zellteilungsrichtung der äußeren Tunikaschicht L1 streng antiklin verläuft. Eine<br />

perikline Zellteilung der L1 hätte eine Merkmalsverdrängung der L2 in tiefere<br />

Schichten <strong>zu</strong>r Folge, was eine Ausprägung von L1 Merkmalen in der<br />

Blattmesophyllschicht einschließen würde. Anhand von Untersuchungen der Epidermis<br />

sollte geprüft werden, ob die L1 Komponente der Periklinalchimäre der<br />

Ausgangsvariante P. Marilandica entspricht. Die exemplarisch entnommenen<br />

Epidermisabzüge zeigen, daß Aufbau und Struktur der Stomata und deren Begleitzellen<br />

in der Epidermis von P. Marilandica und der Pfropfchimäre diesbezüglich identisch<br />

sind, während P. Androscoggin Unterschiede in der Anzahl von Stomata auf der<br />

Blattoberseite aufweist. Um nun die L2 genauer <strong>zu</strong> bestimmen, wurden<br />

Blattquerschnitte der Versuchsobjekte miteinander verglichen. Innerhalb der einzelnen<br />

Schichten bleiben die grundlegenden Merkmale der Ausgangsformen erhalten.<br />

Deckungsgleich in den Mesophyllmerkmalen der Versuchsobjekte ist die<br />

zweischichtige Palisadenstruktur. Die Interzellularräume der Schwammschicht sind bei<br />

P. Androscoggin sehr viel stärker ausgeprägt als bei P. Marilandica und verursachen so<br />

den Unterschied in der Färbung der Blattunterseite. Werden also die Färbung der<br />

Blattunterseite und die Interzellularräume der Schwammschicht im Blattquerschnitt der<br />

P. Pfropfchimäre mit den parallelen Merkmalen von P. Androscoggin verglichen, so<br />

zeigen sich diesbezüglich eindeutige Übereinstimmungen. Da bisher noch keine<br />

Schichtenmarkierung durch einen Chlorophylldefekt stattgefunden hat, können keine<br />

52


genauen Aussagen über die Herkunft der subepidermalen Schicht am Blattrand gemacht<br />

werden. In beispielhaften Versuchen wurden perikline Zellteilungen der Epidermis am<br />

Blattrand nachgewiesen. Die formative Wirkung der Epidermis könnte auch eine<br />

Einschränkung oder Wachstumshemmung der Mesophyllschicht am Blattrand bedeuten,<br />

was ebenfalls <strong>zu</strong> periklinen Zellteilungen und somit <strong>zu</strong>r Mesophyllbildung aus der<br />

Epidermis führen kann und eine Verdrängung der L2 Merkmale in tiefergelegene<br />

Schichten <strong>zu</strong>r Folge hätte (POHLHEIM, (1983), TILNEY-BASSETT (1986)). Mit<br />

Bestimmtheit kann jedoch gesagt werden, daß die am Blattrand befindlichen<br />

Blattrandzacken maßgeblich in ihren Merkmalen durch die L1 Komponente (P.<br />

Marilandica) bestimmt werden . Eine Gegenüberstellung der bisher beschriebenen<br />

Merkmale zeigt, daß die Sproßscheitelkonstitution durch die Chimärenbildung neu<br />

konfiguriert ist. Die L1 Komponente (P. Marilandica) bildet die Epidermis und die<br />

Komponente (P. Androscoggin) die Mesophyllschichten. Das Untersuchungsergebnis in<br />

Be<strong>zu</strong>g auf die Schichtung im Sproßscheitel und die Schichtung im Blattquerschnitt<br />

zeigt, daß eine Monektoperiklinalchimäre vorliegt. Nach Beobachtung des<br />

Knospenschiebens der Versuchsexemplare konnte festgestellt werden, daß P.<br />

Androscoggin etwa 14 Tage vor P. Marilandica die Knospen öffnet. Zwischenzeitlich<br />

(etwa eine Woche nach P.Androscoggin) öffnet sich die Knospe der P.<br />

Periklinalchimäre. Da die Dormanz durch den Abbau bestimmter im Sproßscheitel, also<br />

im meristematischen Gewebe, und in den jungen Blättern gebildeter Hormone<br />

gebrochen wird, kann auch von einer Neukombination der Hormonkonstellation durch<br />

eine Chimärenbildung ausgegangen werden. Der Vergleich der Blattmorphogenese<br />

führt <strong>zu</strong> der Ansicht, daß in der Primärphase der Entwicklung ein Konflikt zwischen den<br />

beiden genetisch andersartigen Blattgeweben besteht, der im Laufe weiterer Entfaltung<br />

durch den Kompromiß einer intermediären Blattform und einer zwanghaften Symbiose<br />

zwischen dem Mesophyllgewebe von P.Androscoggin und dem Epidermisgewebe von<br />

P. Marilandica gelöst wird. Durch den Vergleich von Blattmerkmalen und der<br />

Morphogenese sollte auch die formative Wirkung der Epidermis auf das<br />

Sproßwachstum untersucht werden. Die Kombination von Epidermis (P. Marilandica)<br />

und Mesophyll (P.Androscoggin) in der vorliegenden P. Chimäre ergibt einen<br />

gedrungenen Blattquerschnitt (Bild 8), in dem die Mesophyllmerkmale von P.<br />

Androscoggin noch deutlich ersichtlich sind, aber der Blattrand maßgeblich durch die<br />

Epidermis bestimmt wird. Nach einer Betrachtung der Habitusentwicklung auf dem<br />

Versuchsfeld besteht Grund <strong>zu</strong>r Annahme, daß in der juvenilen Phase bei der<br />

53


Kronengestaltung in der Sproßstreckung eine Hemmung durch die fremdartige<br />

Epidermis vorlag. Die Epidermis ist das flächenmäßig größte Organ der Pflanze und hat<br />

daher einen enormen Einfluß auf die Habitusausprägung. Geht man also davon aus, daß<br />

sich die Oberfläche eines Individuums mit <strong>zu</strong>nehmendem Volumen unterproportional<br />

vergrößert, so kann gesagt werden, daß der Eindämmungsfaktor durch die Epidermis<br />

mit <strong>zu</strong>nehmender Größe des Sprosses abnimmt. Unter bisherigen Bedingungen zeigt<br />

sich bei einer Betrachtung der Pflanzen auf dem Versuchsfeld nach einer anfänglichen<br />

Wuchsdepression der P. Chimäre im Streckungswachstum mit <strong>zu</strong>nehmender Größe eine<br />

Anpassung der Kronengestaltung an die innere Komponente P. Androscoggin. Bei den<br />

fünf <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Exemplaren je Versuchsobjekt lassen sich diesbezüglich<br />

auf Grund der geringen Anzahl jedoch keine verallgemeinernden Aussagen auf die<br />

erzeugten Klongruppen treffen. Die parallelen Versuchsbedingungen in Be<strong>zu</strong>g auf<br />

abiotische Umweltfaktoren wie Nährstofflieferung, Wasserhaushalt und Bodenstruktur<br />

sowie Lichtverhältnisse und Temperaturbedingungen lassen aber eine Einordnung und<br />

Auswertung der Versuchsobjekte in ein Kontrollsystem <strong>zu</strong>r Beurteilung unter<br />

Freilandbedingungen <strong>zu</strong>. Unter diesen Vorausset<strong>zu</strong>ngen soll nun der Hormonhaushalt in<br />

den Knospen genauer beschrieben werden. Wie bereits oben angeführt, vergrößert sich<br />

die spezifische Oberfläche eines Körpers bei Volumenabnahme relativ. Da die<br />

Epidermis das Volumen eines Individuums umspannt und in einer Knospe die kleinste<br />

oberirdische Form einer Pflanze vorliegt, kann hier von der größten epidermalen<br />

Wirkung auf den Hormonhaushalt ausgegangen werden. Die eng gefalteten Teile einer<br />

Pflanze auf ein minimales Volumen in einer Knospe reduziert, verstärken den Effekt der<br />

Oberflächenvergrößerung enorm. Der massenspezifisch kleinste Gewebeanteil einer<br />

Pflanze, die Epidermis, ist also in der Knospe volumenspezifisch am größten. Werden<br />

von der Epidermis in der Knospe Hormone gebildet, wie <strong>zu</strong>m Beispiel Abscisinsäure,<br />

die für die Dormanz der Knospe mitverantwortlich ist (siehe Abs. 3.3.2. Seite 37 folg.),<br />

dürfte hier neben der Wirkung auf den Embryo in einem Samen der epidermale<br />

Einflußfaktor am größten sein. Da die Dormanz bei P. Marilandica ca. 14 Tage länger<br />

als bei P. Androscoggin anhält, kann entweder von einer höheren Hormonkonzentration<br />

oder von einem langsameren Hormonabbau bei P. Marilandica ausgegangen werden.<br />

Bei der Heterohistontenbildung könnte durch die Transplantation der Epidermis von P.<br />

Marilandica über die Mesophyllschichten von P. Androscoggin neben der rein<br />

mechanischen Beeinflussung auch eine hormonelle Neukombination entstanden sein.<br />

54


5.1.1. Ergebnistabelle <strong>zu</strong>r Blattmorphologie und Anatomie<br />

Merkmal P. Androscoggin<br />

Färbung der<br />

jungen Zweige<br />

Färbung der<br />

Knospen<br />

Bild ( 5 ) oben<br />

P. Heterohistont<br />

Bild ( 5 ) mitte<br />

P. Marilandica<br />

Bild ( 5 ) unten<br />

rötlich hellgrün hellgrün<br />

rotbraun grün - braun grün - braun<br />

Knospenform länglich rundlich rundlich<br />

Blattform eiförmig eiförmig - rundlich rhombisch<br />

Blattrand feingekerbt gezackt gezackt<br />

Blattfläche glatt leicht gewellt<br />

glänzend<br />

Färbung der<br />

Blattoberseite<br />

Färbung der<br />

Blattunterseite<br />

grün mit bernstein –<br />

farbenen Wachsschlieren<br />

hellgrün mit bernstein –<br />

farbenen Wachsschlieren<br />

Epidermis (obere) stark behaart und<br />

vereinzelt Stomata<br />

grün mit gelben<br />

Wachskrümeln<br />

hellgrün mit gelben<br />

Wachskrümeln<br />

ohne Behaarung<br />

Stomata häufig<br />

glatt<br />

grün mit gelben<br />

Wachskrümeln<br />

grün mit gelben<br />

Wachskrümeln<br />

ohne Behaarung<br />

Stomata häufig<br />

Geschlecht männlich bisher unbekannt weiblich<br />

Palisadenschicht zweischichtig zweischichtig zweischichtig<br />

Schwammschicht sehr locker locker dicht<br />

Interzellularen sehr groß groß klein<br />

55


5.1.2. Messung der Neutrieblängen im Seitenbereich<br />

am 15.11.96<br />

P. Andros. Pfropfchim. P.Mariland.<br />

Zahl Trieblänge Trieblänge Trieblänge<br />

in cm in cm in cm<br />

1 46 47 91<br />

2 48 72 89<br />

3 42 60 83<br />

4 62 56 90<br />

5 48 50 86<br />

6 41 61 77<br />

7 50 63 63<br />

8 50 74 60<br />

9 58 68 67<br />

10 43 60 64<br />

11 56 57 87<br />

12 60 76 70<br />

13 50 66 56<br />

14 65 54 59<br />

15 53 57 89<br />

16 69 59 84<br />

17 64 50 86<br />

18 66 56 66<br />

19 52 54 84<br />

20 58 73 64<br />

Mitt. 54,05 60,65 75,75<br />

Min. 41 47 56<br />

Max 69 76 91<br />

5.1.3. Messung der Neutrieblängen an Hauptsproß 1996<br />

Option P. Andros. Chimäre P. Marilan.<br />

Spitzentriebe<br />

150 135 85<br />

in cm 160 155 95<br />

180 160 95<br />

180 165 95<br />

180 180 100<br />

Mittel. 170 159 94<br />

Min. 150 135 85<br />

Max. 180 180 100<br />

Seiten -<br />

triebe<br />

Mittel 54,5 60,65 75,75<br />

56


5.2. Zur Hypothese B<br />

(Nachweis <strong>zu</strong>r Übertragung des Mechanismus <strong>zu</strong>r Sekretauflagerung und der<br />

Neugestaltung der Sekretelemente durch eine Transplantation der Epidermis)<br />

Anschließend an die Hypothese (A) konnte durch die genaue Untersuchung <strong>zu</strong>r<br />

Funktion der Epidermis bei der Auflagerung des Blattsekretes nachgewiesen werden,<br />

daß durch die Pfropfheterohistontenbildung von P. Marilandica über P. Androscoggin<br />

eine Übertragung der Epidermis von P. Marilandica stattgefunden hat. Der Vergleich<br />

der Funktionsmechanismen <strong>zu</strong>r Auflagerung und Verteilung des Blattsekretes zeigt eine<br />

eindeutige Übereinstimmung von P. Marilandica und P. Chimäre, in dem beide<br />

Versuchsexemplare eine hervorgehobene Blattnervatur und somit eine geriffelte<br />

Blattoberfläche für diesen Vorgang nutzen. Dem gegenüber nutzt P. Androscoggin <strong>zu</strong>r<br />

Auflagerung und Verteilung des Sekretes die von der Epidermis gebildeten Haare<br />

(Trichome). Dieser eindeutige Unterschied ist ein weiterer Beweis dafür, daß die<br />

epidermisbildende L1 durch die Chimärenbildung übertragen worden ist, wodurch sich<br />

mechanisch bedingte Konsequenzen für die Pflanze ergeben. Neben den in der<br />

Hypothese (A) untersuchten physiologischen Veränderungen in den Knospen durch eine<br />

Transplantation der Epidermis in der P. Chimäre, soll nun auf die Neukombination der<br />

Begleitelemente im Blattsekret eingegangen werden. Die Ausscheidung eines Sekretes<br />

erfolgt bei den Versuchsobjekten einerseits durch die in den Knospenschuppen<br />

befindlichen Zotten oder andererseits durch die am Blattrand befindlichen Zacken<br />

beziehungsweise Zähnchen. In beiden Fällen können Schutzfunktionen mit der<br />

Sekretion verbunden werden. In der diesbezüglichen Literatur werden die Organe <strong>zu</strong>r<br />

Sekretion als Hydathoden bezeichnet. Bei den Versuchsobjekten handelt es sich dabei<br />

um passive Epithemhydathoden mit tracheidalem Anschluß. Hierbei wird durch den<br />

Wurzeldruck der Xylemsaft durch die Interzellularen des Epithems gedrückt und<br />

anschließend entlang der Palisaden der Epidermis aus den Hydathoden gepreßt. Da das<br />

Sekret von der P. Chimäre und P. Marilandica äußerlich vergleichbar ist, sich aber von<br />

P. Androscoggin maßgeblich unterscheidet, kann von einer epidermalen Wirkung auf<br />

die Kombination der Begleitelemente im Sekret ausgegangen werden. Bisher wurde<br />

noch keine Schichtenmarkierung der L1 und ihrer Derivate durch einen induzierten<br />

Chlorophylldefekt vorgenommen, weshalb nicht nachgewiesen werden konnte, von<br />

welcher Schicht das Epithem unter der Epidermis gebildet wird und welche Rolle es bei<br />

der Kombination der Sekretelemente spielt. Gemäß den wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen wird der Xylemsaft in den Derivaten der L2 gebildet, wobei BATESON<br />

57


(siehe BATESONTEST) den Nachweis erbrachte, daß die Wurzel aus den inneren<br />

Schichten, also im Versuchsobjekt L2 P. Androscoggin, gebildet wird. Dem<strong>zu</strong>folge<br />

besitzt nur der oberirdische Teil einer Monektoperklinalchimäre eine fremdartige<br />

Epidermis, wodurch weitere Einflußfaktoren auf die Kombination des Xylemsaftes und<br />

des daraus gebildeten Sekretes ausgeschlossen werden können. Da die inneren<br />

Schichten (L2 - P. Androscoggin) den mengenmäßig größten Teil der Pflanze bilden,<br />

entsprechen mit großer Wahrscheinlichkeit in dem erzeugten Heterohistonten auch die<br />

Druckverhältnisse und die Xylemsaftbildung dieser Komponente. P. Androscoggin<br />

gehört <strong>zu</strong> der Gruppe der sogenannten Wachs – oder Balsampappeln, was auf die<br />

extrem starke Produktion von Sekret <strong>zu</strong>rückgeführt werden kann. Wie bereits erwähnt<br />

erfolgt die Beschichtung der Blattfläche unter Zuhilfenahme der Trichome, die<br />

gleichzeitig eine enorme Vergrößerung der Blattoberfläche bewirken und ausschließlich<br />

von der Epidermis gebildet werden. Die Heterohistontenbildung führte <strong>zu</strong> einer<br />

Transplantation der Epidermis von P. Marilandica über P. Androscoggin und<br />

verursachte dabei vermutlich eine Verringerung der Oberfläche durch das Fehlen der<br />

Epidermishaare bei annähernd gleicher Sekretbildung. So könnten sich die<br />

verschwenderisch erscheinenden Sekretansammlungen an den Knospenschuppen (Bild<br />

30) erklären lassen. Das Sekret des P. Heterohistonten ist dabei im Geruch, in der Farbe<br />

und in der Konsistenz vergleichbar mit dem Sekret der L1 Komponente P. Marilandica,<br />

was nur durch eine epidermisbedingte Beeinflussung begründet werden kann. Die<br />

Sekretanalyse mittels Dünnschichtchromatographie verdeutlicht außerdem im Bild-<br />

(34/35) die qualitativ neukombinierte Zusammenset<strong>zu</strong>ng des ausgeschiedenen Stoffes,<br />

wobei bestimmte Grundsubstanzen in den drei <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden<br />

Versuchsexemplaren gleichermaßen nachgewiesen werden konnten und artspezifische<br />

Begleitelemente aus beiden Ausgangsformen in dem daraus hervorgegangenen<br />

Heterohistonten <strong>zu</strong> finden waren. Es kann also mit Bestimmtheit gesagt werden, daß bei<br />

der Heterohistontenbildung durch eine Epidermistransplantation enorme Veränderungen<br />

in Be<strong>zu</strong>g auf physiologisch–, mechanisch bedingte Prozesse beim genetisch<br />

determinierten Ablaufplan der synthetisch erzeugten P. Chimäre verursacht werden, die<br />

<strong>zu</strong> einer Neukombination von Resistenz- und Toleranz-mechanismen führen. Ein<br />

weiteres Indiz dafür ist vielleicht der im Herbst des Jahres 1998 beobachtete wesentlich<br />

stärkere Befall der P. Chimäre, gegenüber den beiden Ausgangsformen P. Marilandica<br />

und P. Androscoggin, von dem krankheitserregenden Pilz Melamospora populina, dem<br />

Pappelrost.<br />

58


5.2.1. Tabellarische Auswertung der DC - Sekretanalyse<br />

Materialien :<br />

fluoresziert )<br />

Chemikalien :<br />

- DC - Folie mit F 254 ( Fluoreszenzindikator , der bei 254 nm<br />

- DC - Kammer<br />

- Siedekapillaren <strong>zu</strong>m Auftragen<br />

- UV - Lampe <strong>zu</strong>r Sichtbarmachung 254 u.365 nm<br />

- Aceton<br />

- Chloroform<br />

1. Auftragen einer Kapillarspitze Wachs, das aus den Knospen herausgedrückt wurde<br />

2. Fließmitteltest (Chloroform, Aceton)<br />

Aceton - Trennung<br />

Rf. P.Androscoggin P.Chimäre P.Marilandica Bemerkungen<br />

Start-Front = 10,0 cm<br />

von 0<br />

bis 9<br />

9,5<br />

10,0<br />

10,0<br />

10,0<br />

schwach<br />

vorhanden<br />

nicht<br />

vorhanden<br />

vorhanden vorhanden weißer Fluoreszenzstreifen bei<br />

365 nm<br />

vorhanden vorhanden gelbe Fluoreszenz bei<br />

365 nm<br />

vorhanden vorhanden vorhanden Fluoreszenzlöschung bei<br />

254 nm<br />

Chloroform-Trennung<br />

Rf. P.Androscoggin P.Chimäre P.Marilandica Bemerkungen<br />

Start-Front = 8,5 cm<br />

2,0<br />

8,5<br />

5,0<br />

8,5<br />

7,0<br />

8,5<br />

nicht<br />

vorhanden<br />

nicht<br />

vorhanden<br />

vorhanden vorhanden nicht<br />

vorhanden<br />

vorhanden vorhanden nicht<br />

vorhanden<br />

vorhanden gelbliche Fluoreszenz bei<br />

365 nm<br />

gelblich braune Fluoreszenz bei<br />

365 nm<br />

weiße Fluoreszenz bei<br />

365nm<br />

59


6. Zusammenfassung und Diskussion<br />

Nicht das Abwägen der Vor- und Nachteile einer Chimärenbildung, sondern die<br />

Gewinnung von Erkenntnis durch wissenschaftlich geführte Nachweismethoden in<br />

Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong>r Heterohistontenbildung und die Nutzbarmachung einer solchen <strong>zu</strong>r<br />

Verbesserung über das Verständnis von Resistenz– und Toleranzmechanismen sowie<br />

das Zusammenwirken von Lebewesen und Mitwelt, soll in diesem Kapitel als<br />

Verbindung der Versuchsergebnisse miteinander beschrieben werden. Es soll außerdem<br />

diskutiert werden, inwiefern sich die gewonnenen Ergebnisse mit den vorangegangenen<br />

Beschreibungen untermauern lassen, und welche Schlußfolgerungen daraus abgeleitet<br />

werden können. Im Vordergrund steht dabei die Vereinigung zweier Wesensformen mit<br />

unterschiedlichen Merkmalseigenschaften <strong>zu</strong> einem Individuum, daß bisher auch unter<br />

Freilandbedingungen aufrecht erhalten werden konnte. Eine Kombination von<br />

Provenienzen und die daraus resultierenden Bedingungen an die entsprechende Umwelt<br />

und gleichzeitig eine Vereinigung von grundsätzlich gegensätzlichen Geschlechtern in<br />

einem Lebewesen bildet hierbei die Grundlage und eine Ansatzmöglichkeit für<br />

wissenschaftliche Untersuchungen in Be<strong>zu</strong>g auf Entwicklungsabläufe oder<br />

Merkmalsausprägungen. Grenzüberschreitend wurden da<strong>zu</strong> richtungweisend zwei<br />

Hypothesen aufgestellt, welche als Leitpfad den Untersuchungsablauf bestimmen und<br />

eine zielgerichtete Analyse einleiten sollten. Da es sich bei den Versuchsexemplaren um<br />

Pflanzen der gemeinsamen Gattung handelt, aber durch die in der Erdgeschichte<br />

aufgeführten Veränderungen der Umwelt und die daraus resultierende Aufspaltung und<br />

Auswanderung der daraus hervorgegangenen Gremien und deren Invasion in neu<br />

entstandene Nischen eine neuzeitlich gesehen unterschiedliche Herkunft entstehen ließ,<br />

war es interessant, die durch Kombination oder Gewebetransplantation entstandene<br />

Chimäre (P. Marilandica über P. Androscoggin) diesbezüglich <strong>zu</strong> beobachten. Oft sind<br />

es genetisch determinierte, physiologische Ablaufpläne, die eine Merkmalsausprägung<br />

und dem<strong>zu</strong>folge das Verhalten einer Pflanze unter klimatisch variierenden<br />

Umweltbedingungen bestimmen. So sollte, neben den vorangegangenen<br />

Untersuchungen von LÜCKE, E.M. (1985) und VOIGTSBERGER, J. (1993) auf<br />

mechanisch bedingte Einflußfaktoren, eine genaue Beschreibung unter physiologischem<br />

Aspekt die Richtung der Recherche neu bestimmen. In der Hypothese A heißt es<br />

dem<strong>zu</strong>folge: eine durch Transplantation genetisch veränderte Konstitution des<br />

Sproßscheitels bewirkt physiologisch , mechanisch bedingte Konsequenzen. Um eine<br />

veränderte Zusammenset<strong>zu</strong>ng des Apex als Vorausset<strong>zu</strong>ng für nachfolgende<br />

60


Konsequenzen verantwortlich <strong>zu</strong> machen , wurde vorläufig die Beschaffenheit des<br />

solchen an sich genauer untersucht. Im Kapitel 3.1.2. konnten die<br />

Untersuchungsergebnisse von KALBE und PANKOW (1962) über eine aus mindestens<br />

zwei Schichten bestehende Tunica (L1, L2) bei Populus bestätigt und dem<strong>zu</strong>folge die<br />

Grundlage <strong>zu</strong>r synthetischen Erzeugung und Aufrechterhaltung von Periklinalchimären<br />

in dieser Gattung nachgewiesen werden. Nach einer grundlegenden Untersuchung <strong>zu</strong>r<br />

Beschaffenheit des Sproßscheitels in Be<strong>zu</strong>g auf die Anzahl der Tunicaschichten<br />

allgemein, mußte nun auch die Herkunft der übereinander, separat existierenden<br />

Plattenmeristeme der P. Chimäre auf ihre Zuordnung <strong>zu</strong> den Ausgangsvarianten genau<br />

bestimmt werden. Die Verfahrensweise <strong>zu</strong>r Analyse der Schichten des Apex der<br />

Chimäre aus P. Marilandica und P. Androscoggin wird im Kapitel 3.2. genau<br />

beschrieben. Untersuchungsergebnisse aus vorangegangenen Arbeiten von LÜCKE,<br />

E.M. (1985) und VOIGTSBERGER, J.(1993) und empirisch gesammelte Erfahrungen<br />

schließen auf eine monektoperiklinale Beschaffenheit des Scheitels des untersuchten<br />

Pfropfheterohistonten , wobei nur die äußere Schicht (L1) der Tunica genetisch<br />

andersartig ist und der Ausgangsvariante P. Marilandica <strong>zu</strong>geordnet werden kann . Nach<br />

dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse kann auf Grund der deckungsgleichen<br />

Epidermen von P. Marilandica und der P. Chimäre, aber auch der vergleichbaren<br />

Mesophyllmerkmale von P. Androscoggin und Pfropfheterohistont, die in Kapitel 2.2.1.<br />

artikulierte Pfropfheterohistontenbildung nun auch etwas vereinfacht als eine<br />

komplizierte Transplantation der Epidermis von P. Marilandica über das Mesophyll von<br />

P. Androscoggin dargestellt werden. Mit bloßem Auge offensichtlich ist eine<br />

Konsequenz aus dieser Gewebetransplantation, in dem vergleichsweise der zeitlich<br />

verzögerte, um ca. eine Woche versetzte Austrieb der Knospen von der P. Chimäre<br />

gegenüber der Ausgangsvariante und Innenkomponente P. Androscoggin im Frühjahr<br />

<strong>zu</strong> erkennen ist. Vergleicht man beide Ausgangsformen miteinander, so ergibt sich je<br />

nach Witterungs -verhältnissen eine Differenz im Austrieb der Knospen von ca. zwei<br />

bis drei Wochen. Physikalische Grundgesetze besagen, daß bei abnehmendem Volumen<br />

eine relative Oberflächenvergrößerung die Regel bestimmt. Das oberirdisch kleinste<br />

Abbild und synchron minimierte Volumen einer Pflanze findet man in der Knospe. Die<br />

Epidermis bildet die Oberfläche und <strong>zu</strong>gleich den Umfang einer Pflanze und ist in der<br />

Knospe dem<strong>zu</strong>folge das relativ gesehen größte Organ. Sie hat einen enormen Einfluß<br />

auf die dort herrschenden physiologisch, mechanisch bedingten Vorgänge und daher<br />

auch auf das Austreiben der Knospen im Frühjahr. Einerseits kann das strumpfartig von<br />

61


der Epidermis (P. Marilandica) überzogene Mesophyll eine Eindämmung im Wachstum<br />

oder einen Gegendruck beim Strecken der Zellen der Innenkomponente (P.<br />

Androscoggin) und insofern eine Verzögerung beim Austrieb der Knospen der P.<br />

Chimäre im Vergleich <strong>zu</strong>r Ausgangsvariante P. Androscoggin bedeuten. Andererseits<br />

können durch die Transplantation einer fremdartigen Epidermis die Zusammenset<strong>zu</strong>ng<br />

der Hormone in Be<strong>zu</strong>g auf Konstellation und Konzentration neu konfiguriert und<br />

physiologische Abläufe in der Chimäre speziell in den Knospen maßgeblich stimuliert<br />

worden sein, was ebenfalls eine Ursache für den verschobenen Zeitpunkt <strong>zu</strong>m Austrieb<br />

der chimärischen Knospen sein kann. Daß Hormone und speziell Auxine sowie<br />

Abscisinsäuren im Zusammenspiel mit Umwelt- bzw. Witterungsverhältnissen für die<br />

Dormanz und deren Aufhebung verantwortlich sind, wird im Kapitel 3.3. ausführlich<br />

dargestellt. Eine abnehmende Tendenz des Einflußfaktors Epidermis oder die<br />

Angleichung des Habitus der Chimäre an die Innenkomponente könnte ein Indiz für die<br />

unterproportionale Oberflächenvergrößerung, bezogen auf die Volumen<strong>zu</strong>nahme in der<br />

Pflanzenentfaltung, sein. Die Chimärenbildung eignet sich außerdem vortrefflich <strong>zu</strong>r<br />

Aufschlüsselung von Entwicklungsprozessen bei der Blattentfaltung und der Gestaltung<br />

des oberirdischen Habitus, sowie deren Schutzmechanismen gegenüber<br />

Krankheitserregern oder ungünstigen Umwelt -einflüssen. Explizit kann auf die<br />

Funktion der Epidermis einer Pflanze genauer eingegangen und das Zusammenwirken<br />

mit anschließenden Geweben besser analysiert werden, wenn zwei genetisch<br />

andersartige Zellverbände mit bekanntem Charakter nebeneinander in einer Chimäre<br />

existieren. So wird in der Hypothese B das Hauptaugenmerk auf die elementare<br />

Zusammenset<strong>zu</strong>ng der Wachsausscheidung als Assimilationsprodukt gelenkt, in dem es<br />

heißt : die fremdartige Epidermis ergibt eine Neukombination der Begleitelemente im<br />

Blattsekret. Unter Zuhilfenahme der Analyse durch das Verfahren der<br />

Dünnschichtchromatographie sollten die Blattsekrete der Versuchsexemplare<br />

gegenübergestellt und miteinander verglichen werden, wobei keine Aussagen über die<br />

einzeln vorhandenen Elemente gemacht wurden, sondern die Anwesenheit und die<br />

Stellung der Ingredienzien <strong>zu</strong>einander genauer analysiert worden ist. Die<br />

Richtungsänderung und Ausrichtung des Blickwinkels auf die Absonderung von<br />

Assimilaten bei Gehölzen sowohl am Blattrand als auch an der Innenseite von<br />

Blattschuppen und die daran anschließende Auflagerung auf die Blattoberfläche, schloß<br />

die Untersuchung der Gewebetypen in diesem Bereich mit ein. Die diesbezügliche<br />

Literaturarbeit führte <strong>zu</strong> einer Querverbindung an bereits untersuchten Organen mit<br />

62


Sekretion z.B. bei Aesculus (JACOB, F; JÄGER , E.J; OHMANN, E. (1981). Ein<br />

neuer Terminus sollte nun die Spezialisierungsrichtung der Untersuchungen bestimmen.<br />

Hydathoden sind bevor<strong>zu</strong>gt an Spitzen von Blättern oder Blattzähnchen aber auch an<br />

der sproß<strong>zu</strong>gewandten Seite von Knospenschuppen <strong>zu</strong> finden, heißt es unter anderem<br />

im oben aufgeführten Kompendium der Botanik. Eingrenzend werden hier im Kapitel<br />

4.6. <strong>zu</strong> Ausscheidungs– oder Sekretionsgeweben passive Epithemhydathoden mit<br />

tracheidalem Anschluß erwähnt, welche empirisch mit den Untersuchungsergebnissen<br />

vergleichbar sind. Diese pragmatische Gegenüberstellung verdeutlicht die Sekretion der<br />

Versuchsexemplare maßgeblich, in dem es weiter heißt, daß der Wurzeldruck durch die<br />

Tracheiden mittels Xylemsaft auf die Epithemhydathoden übertragen wird. Dem<strong>zu</strong>folge<br />

ist eine Beteiligung von mehreren Geweben bei der Bildung von Sekret als nur der<br />

Epidermis aus<strong>zu</strong>gehen. Das Kapitel 4.1. der vorliegenden Arbeit beschreibt die<br />

grundlegenden Elemente des funktionalen Systems Hydathode in seinen Einzelheiten,<br />

und es legt den Grundstein <strong>zu</strong>r ersten Konfrontation von einem Blattrand gegenüber der<br />

sproß<strong>zu</strong>gewandten Seite der Knospenschuppe oder der darin befindlichen Drüsenzotten.<br />

Nach histologischer Bearbeitung dieser beiden Bereiche konnte festgestellt werden, daß<br />

jeweils Leitgefäßendungen in diesen Organen für entsprechende Druckverhältnisse als<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ng für eine passive Sekretion durch Hydathoden verantwortlich gemacht<br />

werden können. Ohne größere Abweichungen konnten die Funktion und Wirkungsweise<br />

der Hydathoden an den <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Exemplaren miteinander verglichen<br />

werden. Die Strukturen im Aufbau der Ausscheidungsorgane sind annähernd identisch.<br />

Erst das Sekret und der Mechanismus <strong>zu</strong>r Auflagerung des solchen weisen auf<br />

Unterschiede zwischen beiden Ausgangsvarianten hin. An Hand einer Sekretanalyse<br />

unter Zuhilfenahme der Sinnesorgane konnte festgestellt werden, daß Unterschiede in<br />

Farbe, Geruch und Konsistenz bestehen. Der Funktionsmechanismus <strong>zu</strong>r Auflagerung<br />

auf die Blattoberfläche basiert bei den Ausgangsvarianten auf unterschiedlicher<br />

Grundlage. Während P. Marilandica den Schürfmechanismus ähnlich dem eines<br />

Bohrers Bild 29 nutzt, bedient sich P. Androscoggin des Mechanismus eines Besens<br />

oder Pinsels Bild 31 <strong>zu</strong>m Auftrag von Sekret auf den Blattrücken. Von dort wird es bei<br />

der Blattentwicklung durch Einwirken von Wärme dünnflüssig und verteilt sich auf die<br />

gesamte Oberfläche. Rückstände durch ungleichmäßige Verteilung können bei der<br />

Bestimmung der Pflanzen als Merkmal <strong>zu</strong>hilfe gezogen werden. Da der<br />

Funktionsmechanismus <strong>zu</strong>r Auflagerung und das Sekret von P. Chimäre und P.<br />

Marilandica (Bild 29, 30 und 33, 34) vergleichbar sind, sich aber von P. Androscoggin<br />

63


maßgeblich unterscheiden, kann von einer epidermalen Wirkung auf den<br />

Auflagerungsmechanismus und die Kombination der Begleitelemente im Sekret<br />

ausgegangen werden. Die Sekretanalyse an Hand der Dünnschichtchromatographie<br />

verdeutlicht im Bild 34/35 die qualitativ neukombinierte Zusammenset<strong>zu</strong>ng des<br />

ausgeschiedenen Stoffes, wobei bestimmte Grundsubstanzen in den drei <strong>zu</strong>r Verfügung<br />

stehenden Versuchsexemplaren gleichermaßen nachgewiesen werden konnten und<br />

artspezifische Begleitelemente aus beiden Ausgangsformen in dem daraus<br />

hervorgegangenen Heterohistonten <strong>zu</strong> finden waren. Es kann also mit Bestimmtheit<br />

gesagt werden, daß bei der Heterohistontenbildung durch eine Epidermistransplantation<br />

enorme Veränderungen in Be<strong>zu</strong>g auf physiologisch und mechanisch bedingte Prozesse<br />

beim genetisch determinierten Ablaufplan der synthetisch erzeugten P. Chimäre<br />

verursacht werden, die <strong>zu</strong> einer Neukombination von Resistenz- und<br />

Toleranzmechanismen führen. Die Hypothese B konnte dem<strong>zu</strong>folge bestätigt und<br />

wissenschaftlich untermauert werden. Ein weiteres Indiz für die Umgestaltung von<br />

Resistenz und Toleranz durch eine Transplantation der Epidermis könnte der im Herbst<br />

des Jahres 1998 erstmals beobachtete, wesentlich stärkere Befall der P. Chimäre von<br />

dem krankheitserregenden Pilz Melamospora populina gegenüber den beiden<br />

Ausgangsformen P. Marilandica und P. Androscoggin sein. Schlußfolgernd, aus der<br />

Hypothese B in Be<strong>zu</strong>g auf die Neugestaltung der Begleitelemente im Sekret, verstärkt<br />

sich der Grund <strong>zu</strong>r Annahme, daß die Hypothese A zwar nicht faktisch durch<br />

Messungen belegt werden konnte, jedoch parallel <strong>zu</strong>m Blattsekret auch der<br />

Hormonspiegel durch induktive Wirkungen umgestaltet worden sein kann.<br />

Partnerinduktive Wirkungen wie im Kapitel 1.4. dargestellt, entstehen durch<br />

Bewegungsabläufe zwischen den Zellen, die durch ein Konzentrationsgefälle<br />

hervorgerufen werden. Zell– oder Gewebetransplantationen können direkt auf<br />

Konzentrationsverhältnisse innerhalb eines Zellverbandes wirken, wodurch<br />

stofftransportierende Strömungen hervorgerufen werden. Derartig entstandene<br />

Substanzmischungen wurden bereits durch induzierte Farbveränderungen an<br />

benachbarten Zellen mit Chimärencharakter bei Euphorbia pulcherrima WILLD.<br />

‘Eckes Rosa’ durch BERGANN, 1961 beobachtet. Auch bei Viola sororia WILLD, wo<br />

bei einer genetisch veränderten, blauen Epidermiszelle eine schwache Farbwirkung<br />

durch Anthocyansynthese in den normalerweise anthocyandefekten Nachbarzellen<br />

induziert wurde (PLASCHIL, 1997). Es bleibt daher eine Wanderung von farblosen,<br />

transportablen Elementen nicht ausgeschlossen, die einen direkten Einfluß auf<br />

64


Stoffwechsel, Physiologie und die daran geknüpften Charaktereigenschaften haben<br />

können. Die in der Hypothese B vermutete und durch die Chromatographie<br />

nachgewiesene induktive Wirkung der Epidermis auf die Konfiguration des<br />

chimärischen Sekretes, beruht jedoch auf einem Prinzip, das besser mit einer passiven<br />

Partnerinduktion beurteilt werden kann, da der Sekretfluß durch die Epidermis mittels<br />

Wurzeldruck vorangetrieben wird. So ist das Verständnis über die Vorgänge innerhalb<br />

und zwischen den verschiedenen Geweben sicherlich noch einiges von der endgültigen<br />

Entschlüsselung entfernt, aber durch einige konkrete Analysen und zielgerichtete,<br />

literarisch gefestigte Denkansätze konnte dem Aufschluß etwas näher gerückt werden.<br />

Die Beherrschung der Verfahren <strong>zu</strong>r Herstellung von Heterohistonten bei geeigneten<br />

Pflanzenarten trägt dem<strong>zu</strong>folge <strong>zu</strong>r Aufschlüsselung von Resistenz– und<br />

Toleranzmechanismen bei, und ergibt neue Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Aufklärung über das<br />

Zusammenwirken von Lebewesen und Mitwelt. Durch das Einbringen neuer<br />

Merkmalskombinationen in den Sproßscheitel folgen Möglichkeiten der Verbindung<br />

positiver Eigenschaften einer Pflanze, die durch Kreu<strong>zu</strong>ng nicht miteinander <strong>zu</strong><br />

verknüpfen wären. Pflanzliche Chimären eröffnen durch die Kombination verschiedener<br />

Genotypen in einem Individuum neue Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Bearbeitung züchterischer<br />

Maßstäbe und können somit von direkter wirtschaftlicher Bedeutung sein. Beispiele<br />

da<strong>zu</strong> zeigt die vorliegende Variante in der Verzögerung des Blattaustriebes um ca. 7 -<br />

10 Tage, die Neukombination von Blattform und Sekret, dem Triebabschluß und dem<br />

Blattfall. Das Ergebnis <strong>zu</strong>r Beherrschung des Verfahrens der Heterohistontenbildung ist<br />

ein Teilschritt <strong>zu</strong>r Reduzierung und Einsparung von chemischen Pflanzenschutzmitteln<br />

und erleichtert infolgedessen den Anbau stark befallener Sorten. Jedoch nicht nur<br />

positive Eigenschaften können übertragen werden. Die durch Selektion in der Evolution<br />

als positiv empfundenen Mechanismen und Merkmale sind in einer Chimäre kombiniert<br />

und können durch einen Eingriff in das biologische Schutzsystem durch eine<br />

Epidermistransplantation auch umgewandelt und neu gestaltet werden, wodurch dem<br />

Gewächs neue Herausforderungen gegenübergestellt werden. Besonderes Interesse<br />

verdient das Versuchsobjekt P. Marilandica über P. Androscoggin beim Eintritt in die<br />

generative Phase, da die Kombination der Homohistonten in dem erzeugten<br />

Heterohistonten einen Aufschluß über die Wirkung der Epidermis bei der Blütenbildung<br />

geben wird.<br />

65


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Grundband, G. Fischer Verlag , Jena – Stuttgart ,15. Aufl.<br />

(40)ROTMALER, W ( 1995 ): Exkursionsflora von Deutschland – Gefäßpflanzen:<br />

Atlasband, G. Fischer Verlag , Jena – Stuttgart , 9. Aufl.<br />

(41)SCHÖNFELDER, P.u. I. ( 1995 ): Der Kosmos – Heilpflanzenführer – Europa, Heil<br />

u. Giftpflanzen , Frankh – Kosmos Verlag , Stuttgart, 6. Aufl.<br />

(42)SCHUBERT, R ; WAGNER, G. ( 1993 ): Botanisches Wörterbuch –<br />

Pflanzennamen u. Botanische Fachwörter, Ulmer Verlag , Stuttgart, 11. Aufl.<br />

(43)SCHÜTT ; SCHUCK ; AAS ; LANG ; : Enzyklopädie der Holzgewächse –<br />

Handbuch und Atlas der Dendrologie<br />

(44)STRASBURGER, E. ( 1991 ): Lehrbuch der Botanik, G. Fischer Verlag, Stuttgart –<br />

Jena – New York, 33. Aufl.<br />

(45)STRASSMANN, R.A. ( 1994 ): Baumheilkunde, AT Verlag , Aarau / Schweiz<br />

(46)TILNY – BASSETT, A.E. ( 1986 ): Plant Chimeras , Department of Genetces,<br />

Shool of Biological Sciences, Edwart Arnold Verlag<br />

(47)VOIGTSBERGER, J. ( 1993 ): Dissertation, Untersuchungen <strong>zu</strong>r Herstellung von<br />

Propfheterohistonten unter besonderer Beachtung der Gattung Populus<br />

<strong>Humboldt</strong> <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Berlin</strong><br />

(48)WINKLER, H. (1907): Über Pfropfbastarde und pflanzliche Chimären. Ber. Deut.<br />

Bot. Ges. 25 (10): 568-576. Geb. Borntraeger, <strong>Berlin</strong><br />

(49)WINKLER, H. (1913): Die Chimärenforschung als Methode der experimentellen<br />

Biologie. Sitz.-Ber. Phys.-Med. Ges. Würzburg: 1-23<br />

(50)WINKLER, H. (1935): Chimären und Burdonen - Die Lösung des<br />

Pfropfbastardproblems. Der Biologe 1935 Heft 9: 279-290<br />

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Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich ehrenwörtlich , daß ich die vorliegende Arbeit selbständig angefertigt<br />

habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche<br />

kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und<br />

auch noch nicht veröffentlicht. Ich bin mir bewußt , daß eine unwahre Erklärung rechtliche<br />

Folgen haben kann.<br />

<strong>Berlin</strong>, den 27.09.1999<br />

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