Deutschland 1:2 (1:1)
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Montag, 18. Juni 2012 Nummer 138 · 11<br />
Sie tanzten zwar keinen Sirtaki, doch die griechischen Fußballer waren nach dem Schlusspfiff völlig außer Rand und Band und feierten ihren sensationellen<br />
Einzug ins EM-Viertelfinale. Bild:dpa<br />
Der letzte griechische Held<br />
Karagounis sorgt für die bisherige EM-Sensation –Erinnerung an 2004<br />
Warschau. (dpa) Dasgriechische<br />
Euro-Aus ist vorerst abgewendet<br />
–zumindest in sportlicher Hinsicht.<br />
Nach dem 1:0 (1:0)-Coup<br />
über Russland und dem sensationellen<br />
Einzug ins EM-Viertelfinale<br />
vergaß die von einer Wirtschaftskrise<br />
gebeutelte Nation<br />
für kurzeZeit ihreProbleme.<br />
„Diese Nacht ist sehr wichtig –nicht<br />
nur für die Mannschaft, sondern für<br />
alle Griechen. Wir haben ihnen eine<br />
Freude gemacht“, kommentierte<br />
Matchwinner Georgios Karagounis.<br />
Der Stolz ging über den Fußball hinaus.<br />
Selbst der portugiesische Trainer<br />
der von vielen bereits abgeschriebenen<br />
Mannschaft wurde zum<br />
glühenden Patrioten. Das Erfolgserlebnis<br />
verleitete Fernando Santos zu<br />
einem politischen Statement. Mit<br />
Verweis auf die jüngste Aufforderung<br />
von Bundeskanzlerin Angela Merkel,<br />
dass die von einer Wirtschaftskrise<br />
gebeutelte Nation an den Sparabmachungen<br />
festhalten soll, erinnerte<br />
der Fußball-Lehrer an die glorreiche<br />
Historie der Griechen. „Hier ist die<br />
Demokratie entstanden. Da ist es<br />
schwierig, uns Ratschläge zu geben.“<br />
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Einen Tag vor der mit Spannung<br />
erwarteten Parlamentswahl, bei der<br />
über die Zukunft des Landes in der<br />
Eurozone mitentschiedenwurde,gab<br />
es endlich wieder Grund zum Feiern.<br />
Der Treffer von Kapitän Karagounis<br />
(45.+2 Minute) sorgte nicht nur im<br />
Diese Nacht ist sehr<br />
wichtig –nicht nur für<br />
die Mannschaft, sondern<br />
für alle Griechen. Wir<br />
haben ihnen eine Freude<br />
gemacht.<br />
Matchwinner<br />
Georgios Karagounis<br />
Warschauer Nationalstadion für<br />
prächtige Stimmung.<br />
Parallelen zum überraschenden<br />
EM-Triumph vor acht Jahren in Portugal<br />
unter Leitung des deutschen<br />
Trainers Otto Rehhagel sind unübersehbar.<br />
Damals wie heute behält der<br />
krasse Außenseiter in den entscheidenden<br />
Momenten die Nerven. Wie<br />
schon damals profitiert ervon einer<br />
wenig zeitgemäßen Defensivstrate-<br />
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von 6, 10,12oder24Monaten<br />
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erfolgt ausschließlich für die Commerz FinanzGmbH, Schwanthalerstraße 31, 80336 München.<br />
gie.„So ein bisschen denkt man jetzt<br />
schon an 2004“, sagte der in Aschaffenburg<br />
geborene Außenverteidiger<br />
José Holebas (Olympiakos Piräus),<br />
„im Fußball ist alles möglich.“<br />
Selbst die Turbodribbler aus Russland,<br />
zuvor 16 Malungeschlagen und<br />
nach famosem Turnierstart als Geheimfavoriten<br />
gehandelt, konnten<br />
die Abwehr der Griechen um die starken<br />
Bundesliga-Profis Sokratis (Bremen)<br />
und Kyriakos Papadopoulos<br />
(Schalke) nicht überwinden.<br />
Besonders groß war die Freude bei<br />
Karagounis. Schließlich trat der 35<br />
Jahre alte Mittelfeldspieler von Panathinaikos<br />
Athen nicht nur als Torschütze,<br />
sondern auch als Rekord-<br />
Nationalspieler in Erscheinung. Er<br />
trug am Samstag zum 120. Mal das<br />
Landestrikot und stellte damit die<br />
bisherige Bestmarke von Theodoros<br />
Zagorakis ein, der das Team vor acht<br />
Jahren als Kapitän zum EM-Erfolg<br />
geführt hatte. Auch Karagounis war<br />
schon damals dabei, empfindet aber<br />
die aktuelle Erfolgsstory der Mannschaft<br />
ähnlich berauschend: „Ich<br />
danke Gott, dass ich das erleben<br />
darf.“ Im Viertelfinale muss er allerdings<br />
wegen einer Gelbsperre zuschauen.<br />
■ Zu Griechenland –Russland 1:0<br />
GRIECHENLAND<br />
„Sportday“: „Wir wollen jetzt die<br />
Deutschen! Merkel, wir kommen!“<br />
„Goal-News“: „Bringt uns jetzt die<br />
Merkel. Ihr werdet Griechenland nie<br />
aus der EUROrausschmeißen.“<br />
„ToFos“: „Historischer Sieg.“<br />
„Protathlitis“: „Sieg der nationalen<br />
Einheit.“<br />
RUSSLAND<br />
„Sowjetski Sport“: „Ruhmloses Ende.<br />
Karagounis schockt Russland. Aber<br />
man kann nicht sagen, dass es unverdient<br />
war.“<br />
„Sport Express“: „Dunkler Himmel<br />
über Warschau und der Sbornaja.<br />
Wieder kein großer Titel für Russlands<br />
Fußball. Statt selbstsicher an Wunder<br />
zu glauben, sollten wir kämpfen bis<br />
zuletzt.“<br />
DÄNEMARK<br />
„EkstraBladet“: „Die zynischen Griechen!<br />
Wieder reichte ihnen ein 1:0-<br />
Sieg wie beim EM-Titel vor acht Jahren<br />
inPortugal mit ihrem Betonstil<br />
und einer ganzen Reihe von1:0-Erfolgen.“<br />
ITALIEN<br />
„Corriere della Sera“: „Russischer<br />
Suizid. Karagounis bringt Griechenland<br />
nach Europa zurück.“<br />
Pressestimmen<br />
Gruppe A<br />
Griechenland –<br />
Russland 1:0<br />
Griechenland: Sifakis –Torosidis,<br />
Sokratis, Kyriakos Papadopoulos,<br />
Tzavellas –Maniatis, Katsouranis<br />
–Salpingidis (83. Ninis), Karagounis<br />
(67. Makos), Samaras –Gekas<br />
(64. Holebas)<br />
Russland: Malafejew –Anjukow<br />
(81. Ismailow), Beresuzki, Ignaschewitsch,<br />
Schirkow – Schirokow,<br />
Denissow, Gluschakow (72.<br />
Pogrebnjak) – Dsagojew, Kerschakow<br />
(46. Pawljutschenko),<br />
Arschawin<br />
Tor: 1:0 (45.+2) Karagounis –<br />
Schiedsrichter: Eriksson (Schweden)<br />
– Zuschauer: 55 614<br />
Karagounis fleht<br />
Warschau. Am Ende war er der<br />
tragische Held: Erst schoss<br />
Georgios Karagounis die Griechen<br />
insViertelfinale,dann sah er<br />
nach einer angeblichen Schwalbe<br />
die Gelbe Karte –seine zweite im<br />
Turnier. Im nächsten Spiel ist er<br />
gesperrt. DerGrieche fordertnun<br />
die Uefa zum Handeln auf: „Vielleicht<br />
schaut sich die Uefa die<br />
Szene noch einmal an. Das wäre<br />
schade und einfach nicht fair.“<br />
Der Held lässt sich feiern: Georgios<br />
Karagounis schoss Griechenland ins<br />
Viertelfinale. Bild: dpa<br />
„La Stampa“: „Karagounis, der letzte<br />
griechische Held. Er hat Russland eliminiert<br />
und die Ambitionen eines<br />
ganzen Landes wiederbelebt.“<br />
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