Heft 22 (PDF: 11376 kByte) - DPSG Diözesanverband Augsburg
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Titel<br />
Die Ära des Karlshof geht<br />
zu Ende<br />
Wir waren Pfadis und man<br />
sagte uns, wir bräuchten das<br />
Geld. Für das Pfarrfest wurden<br />
wir beauftragt sogenannte<br />
Bausteine zu verkaufen. Das<br />
waren kleine Miniaturziegel<br />
und A5 Postkarten auf welchen<br />
„Baustein“ stand und<br />
weiter: „für unser neues<br />
Diözesanzentrum Karlshof“.<br />
Das war 1983 und die Idee<br />
dahinter, so sagte uns die<br />
Leiterrunde, sei es, ein Diözesanzentrum<br />
mit eigenen<br />
Übernachtungs- und Veranstaltungsräumen<br />
zu haben<br />
und zwar ganz in der Nähe<br />
der Hoppelmühle, im Karthäusertal.<br />
Der Fürst von Öttingen-Wallerstein<br />
verpachtet<br />
uns das Areal günstig und es<br />
entsteht ein neues Zentrum<br />
pfadfinderischen Wirkens und<br />
Seins, mit günstigen Übernachtungsmöglichkeiten<br />
– ein<br />
Ort, an welchem Leitermeetings,<br />
Konferenzen und Versammlungen,<br />
Zeltlager und<br />
Podiumsdiskussionen, aber<br />
auch die damals sehr modernen<br />
Vorstellungen von pädagogischer<br />
und ökologischer<br />
Ausrichtung des Verbandes<br />
erlebt und gestaltet werden<br />
sollte. Die damalige DL, allen<br />
voran die Vorsitzenden Alois<br />
Thumann (heute Vorsitzender<br />
des Freunde und Förderer<br />
e.V. der <strong>DPSG</strong> <strong>Augsburg</strong>) und<br />
Walter Schuster, ließen ihre<br />
Kontakte spielen und fädelten<br />
den Kontakt zum fürstlichen<br />
Hause ein!<br />
Die Fragen, die sich uns Pfadis<br />
damals stellten und die unsere<br />
Leiterrunde nicht wirklich<br />
beantworten konnte, blieben<br />
dann auch die Fragen die<br />
die <strong>DPSG</strong> in den nächsten<br />
Jahrzehnten immer wieder<br />
beschäftigten: Wie kann der<br />
6<br />
Karlshof im absoluten Norden<br />
der Diözese gelegen ein<br />
Zentrum für alle Leute in der<br />
Diözese sein? Wie soll man<br />
z.B. die Allgäuer dafür begeistern<br />
dauernd an die 200<br />
km zu fahren, um am aktiven<br />
Leben eines echten Zentrums<br />
teilzuhaben? Was bedeutet eigentlich<br />
Zentrum - das <strong>DPSG</strong><br />
Diözesanbüro und zahlreiche<br />
Aktivisten auf Diözesanebene<br />
sind in und um <strong>Augsburg</strong><br />
angesiedelt – sollte sich das<br />
ändern? Ist nicht in <strong>Augsburg</strong><br />
das eigentliche Zentrum?<br />
Welche Inhalte und Schwerpunkte<br />
können am Karlshof<br />
(und wie) angesiedelt werden<br />
– was ist dort pfadfinderisch<br />
anders als in anderen Übernachtungshäusern?<br />
Und in<br />
späteren Jahren wurden die<br />
Töne manchmal auch schärfer:<br />
Den Karlshof sollten wir<br />
wieder zurückgeben, denn er<br />
bindet zuviel Zeit und Energie<br />
bei den Verantwortlichen in<br />
der DL, im Diözesanbüro, im<br />
Trägerverein...<br />
Nun nähert sich das Ende der<br />
Ära des Karlshof. Der Pachtvertrag<br />
wäre zwar erst im Jahr<br />
2013 ausgelaufen, aufgrund<br />
der nötigen teuren baulichen<br />
Maßnahmen zur Sanierung<br />
wollte jedoch das fürstliche<br />
Haus den Karlshof gerne wieder<br />
zurück haben. Der Pachtvertrag<br />
war von vorneherein<br />
so gehalten, dass er ein großes<br />
Entgegenkommen seitens<br />
des fürstlichen Hauses und<br />
sehr günstige Bedingungen<br />
für die <strong>DPSG</strong> <strong>Augsburg</strong> beinhaltete.<br />
Deswegen erschien<br />
es nur als fair, nun auch dem<br />
Wunsch zur Rückgabe nachzukommen.<br />
Was war, was bleibt und was<br />
wird sein?<br />
In all den Jahren ist die<br />
Diskussion um die Rückgabe<br />
bzw. Sinnhaftigkeit des<br />
Karlshof als Diözesanzentrum<br />
oder als Jugendübernachtungshaus<br />
und Zeltplatz nie<br />
verstummt. Ein inhaltliches<br />
oder pädagogisches Konzept<br />
zum Haus konnte leider nie<br />
umgesetzt werden. Dennoch<br />
fanden jede Menge großartige<br />
Leitermeetings, Diözesan- und<br />
Bezirkslager, Bundes-, Diözesan-,<br />
Bezirkskonferenzen und<br />
natürlich unzählige Lager, Wochenend-<br />
und Wochenkurse<br />
und –freizeiten statt. Es war<br />
immer lebendig, quirlig, bunt<br />
und intensiv am Karlshof. Erinnerungen<br />
von mindestens<br />
5 Generationen Pfadfindern<br />
hängen dort im Karthäusertal.<br />
Pfadfinderisches Leben, Lernen,<br />
Lieben und Leidenschaft<br />
hatten einen Ort, der in unseren<br />
Herzen und Köpfen einen<br />
festen Platz hatte. Und das ist<br />
vielleicht der wahre Mehrwert,<br />
den der Karlshof für die <strong>DPSG</strong><br />
geschaffen hat und für den es<br />
nun gilt eine neue Heimat zu<br />
finden.<br />
In Langenneufnach hat sich<br />
zuletzt einiges getan. Es<br />
liegt an uns<br />
allen, das Bärenbachtal<br />
mit<br />
ähnlich vielen<br />
guten und intensivenErinnerungen<br />
zu<br />
erfüllen...<br />
Uli Wagenpfeil