Chronik - Andrea Seliger
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tung“, erklärt Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin<br />
Helke von Lienen.<br />
Viele stammen aus einem Umfeld, in dem der Bezug<br />
von Sozialhilfe zum Standard gehörte und ihnen<br />
niemand einen Chance einräumte. Nun müssen sie<br />
täglich auftauchen – erhalten aber auch Anerkennung<br />
und Wertschätzung für geleistete Arbeit. Für<br />
alle U 25-Teilnehmer sind zwei Tage Schule die Woche<br />
verpflichtend. Sie erhalten Nachhilfe in Deutsch<br />
(bei Bedarf zusätzlich Deutsch als Fremdsprache),<br />
Mathematik, Gesellschaftskunde, Bewerbungstraining<br />
und EDV. Beim Nachholen des Schulabschlusses<br />
werden die Teilnehmer von der Lehrkraft<br />
begleitet.<br />
Wenn diese Jugendlichen sich stabilisieren und<br />
über längere Zeit „gut drauf“ sind, ist das für das<br />
Team schon ein Erfolg. Die Krönung ist natürlich die<br />
Vermittlung einer Ausbildungsstelle. Hierfür zählt<br />
nicht nur Talent, sondern<br />
auch Zuverlässigkeit.<br />
Jugend in Arbeit<br />
übernimmt nach Möglichkeit<br />
auch geeignete<br />
Teilnehmer in die vereinseigene<br />
Ausbildung.<br />
Auch für Ältere gibt es<br />
spezielle Programme.<br />
Viele von ihnen haben<br />
ein langes Berufsleben<br />
hinter sich, sind aber<br />
den Betrieben auf dem<br />
ersten Arbeitsmarkt nur<br />
noch schwer zu vermitteln.<br />
Bei dem auslaufenden<br />
Programm „Ü58“<br />
Das Jobcenter-Team<br />
wurden sie drei Jahre lang bei Jugend in Arbeit beschäftigt.<br />
Bei dem neuen Programm „55+“, das in<br />
Zusammenarbeit mit dem Träger INVIA umgesetzt<br />
wird, legen sie sich für zwei Jahre fest. Verlängerungen<br />
sind möglich. Diese Arbeitsmodelle werden von<br />
den Bewerbern selbst stark nachgefragt.<br />
Derzeit sind bei Jugend in Arbeit insgesamt 274<br />
ALG II-Empfänger in den verschiedenen Abteilungen<br />
beschäftigt, dazu kommen 37 junge Erwachse-<br />
Beispiele für Integrationshemmnisse:<br />
Von den bei Jugend in Arbeit beschäftigten<br />
ALG II-Empfängern (über 25 Jahre)...<br />
- sind 22 Prozent bereits über 50 Jahre alt<br />
- haben 36 Prozent Migrationshintergrund<br />
- haben 62 Prozent keine Berufsausbildung<br />
- haben 33 Prozent keinen Schulabschluss<br />
(Stand: April 2008)<br />
11<br />
Jobcenter<br />
ne aus den U 25-Programmen, 30 aus dem auslaufenden<br />
Ü 58-, 45 aus dem 55+ -Programm und 41<br />
Auszubildende (Stand April 2008).<br />
Ohne öffentliche Fördermittel geht es nicht<br />
Welche Programme es gibt und wie viele Plätze<br />
Jugend in Arbeit anbieten kann, hängt von der jeweiligen<br />
Gesetzeslage und der Zuweisung durch die<br />
Behörden ab. Um die Fördergelder für Arbeitsgelegenheiten<br />
für ALG II-Empfänger müssen sich die<br />
Hamburger Beschäftigungsträger jährlich neu bewerben,<br />
hinzu kommen verschiedene Ausbildungsprogramme<br />
auf Bundes- und Landesebene, die<br />
ebenfalls jährlich ausgeschrieben werden.<br />
Dr. Sabine Kuss, zuständig für die Konzeptentwicklung<br />
der Projekte und die Beantragung der Fördergelder,<br />
befürchtet dabei einen steigenden Druck<br />
auf die Träger. Denn zum<br />
einen wurde die Zahl der<br />
geförderten Maßnahmeplätze<br />
für die Qualifizierung<br />
von Langzeitarbeitslosen<br />
stark gekürzt.<br />
Zum anderen wird von<br />
den Trägern zunehmend<br />
erwartet, noch kostengünstiger<br />
zu arbeiten.<br />
„Eine gute Qualifizierung<br />
von Langzeitarbeitslosen<br />
und die Ausbildung von<br />
benachteiligten Jugendlichen<br />
erfordern aber eine<br />
intensive und hochwertige<br />
Arbeit von unserer<br />
Seite. Sparmaßnahmen sind hier kontraproduktiv“,<br />
so Dr. Kuss.<br />
Dazu kommt, dass die Probleme und Hemmnisse,<br />
die die Teilnehmer haben, in den letzten Jahren deutlich<br />
stärker geworden sind. Jugend in Arbeit lehnt<br />
niemanden ab, den die ARGE oder HAB zuweisen.<br />
Allerdings sind in vielen Fällen die Defizite so groß,<br />
dass zehn Monate nicht ausreichen, um die Teilnehmer<br />
zu stabilisieren und fit für den ersten Arbeitsmarkt<br />
zu machen. „Es wäre sinnvoll, für besonders<br />
benachteiligte Arbeitslose wieder Maßnahmeplätze<br />
über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren anbieten<br />
zu können. Auch zusätzliche Fördergelder für<br />
eine stärkere sozialpädagogische oder psychologische<br />
Betreuung solcher Teilnehmer wären hilfreich,<br />
damit diese wieder Lebensmut und eine berufliche<br />
Perspektive finden“, meint Dr. Kuss.<br />
Vor dem Hintergrund der vielfältigen Integrationshemmnisse<br />
ist das Jobcenter-Team stolz auf seine<br />
Vermittlungsquote, die in der Regel 20 bis 25 Prozent<br />
beträgt.