Chronik - Andrea Seliger
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Tischlerei<br />
Wer als Teilnehmer des U 25-Programms oder als<br />
Langzeitarbeitsloser in die Tischlerei kommt,<br />
hat nicht unbedingt Erfahrung in der Arbeit mit Holz.<br />
Um Sinnvolles schaffen zu können, lernt er erst einmal<br />
die Grundfertigkeiten: Sägen, Hobeln und Holzverbindungen<br />
herstellen. Das erste Übungsstück ist<br />
der Griff, dann folgen die weiteren Teile für eine Holzkiste,<br />
in der er später sein Werkzeug herumtragen<br />
kann und die er anschließend auch mit nach Hause<br />
nehmen darf. Das kann je nach Vorkenntnissen und<br />
Talent verschieden<br />
lange dauern. „Jeder<br />
wird da abgeholt wo<br />
er ist, und wird so weit<br />
gebracht, wie es ihm<br />
möglich ist“, erklärt<br />
Tischlermeister Hans-<br />
Dieter Protsch.<br />
Fenster für die<br />
Kaischuppen<br />
Zu den Projekten<br />
der Tischlerei gehö<br />
ren beispielsweise die<br />
Herstellung der originalgetreuenSprossenfenster<br />
für die<br />
denkmalgeschützten<br />
Kopfgebäude der 50er<br />
Schuppen und die Aufarbeitung<br />
alter Fenster<br />
des Dampfeisbrechers<br />
STETTIN. Außerdem<br />
werden dort in kleinerem<br />
Umfang Möbel<br />
für Einrichtungen ge- Innenausbau der ARTEMIS<br />
fertigt, die knapp bei<br />
Kasse sind, beispielsweise Sitzbänke für die Schule<br />
Winterhuder Weg oder Schränke und Bänke für<br />
das Lehrerzimmer der Gesamtschule Harburg. Da<br />
sich die Grundfertigkeiten in Tischlerei und Bootsbau<br />
ähneln, sind die beiden Bereiche eng verzahnt,<br />
und es werden auch Aufgaben im Innenausbau von<br />
Schiffen übernommen. Die Projekte sind dabei zunächst<br />
einmal nur die Vehikel für die Qualifizierung.<br />
Holz - überall gefragt<br />
Fenster, Türen, Schränke - die Renovierung denkmalgeschützter Häuser und<br />
die Schiffseinrichtung ist sehr viel Handarbeit. In der Tischlerei qualifizieren<br />
sich Ungelernte am Objekt für die eigene Zukunft.<br />
16<br />
Aber das Bewusstsein, etwas Sinnvolles zu schaffen,<br />
motiviert mehr als bloßes Üben an Material,<br />
das anschließend weggeworfen wird. Die Fertigstellung<br />
eines Produktes verschafft dem Teilnehmer ein<br />
Erfolgserlebnis.<br />
Je qualifizierter, desto motivierter<br />
Wer gute Fortschritte zeigt, den schickt Protsch<br />
auch zu externen Schulungen, beispielsweise zu einem<br />
Kurs zum Thema<br />
Oberflächenbehandlung<br />
bei der Tischlerinnung<br />
oder zum<br />
Maschinenlehrgang.<br />
„Je qualifizierter ich<br />
die Leute einsetzen<br />
kann, desto größer ist<br />
die Motivation“, sagt<br />
Protsch und berichtet<br />
von vier Teilnehmern,<br />
die er auf einen<br />
Maschinenlehrgang<br />
schickte: „Danach<br />
konnte ich sie kaum<br />
noch bremsen“.<br />
Doch nicht nur um<br />
die fachliche Qualifizierung<br />
kümmern<br />
sich Protsch und seine<br />
Kollegen. Viele<br />
junge Leute aus U25-<br />
Programmen müssen<br />
erst einmal Zuverlässigkeit<br />
und Pünktlichkeit<br />
lernen und haben<br />
Probleme verschiedenster<br />
Art. Bei älteren<br />
Ungelernten ist der Mangel an nachweisbarer<br />
Ausbildung oft das Vermittlungshindernis.<br />
Die bei Jugend in Arbeit erworbenen und bewiesenen<br />
Fähigkeiten werden auf einem Zeugnis vermerkt,<br />
sodass der Betreffende damit bessere Chancen<br />
auf dem ersten Arbeitsmarkt hat. Über Praktika,<br />
die Jugend in Arbeit vermittelt, kann er sich dort<br />
schon beweisen und Kontakte knüpfen.