Chronik - Andrea Seliger
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Grußwort<br />
Beschäftigung von Arbeitslosen und die Ausbildung<br />
junger Menschen sind nicht organisierbar<br />
im luftleeren Raum, sie brauchen Handlungsrahmen,<br />
Inhalte – und am besten auch konkrete Ziele.<br />
Dass „Jugend in Arbeit Hamburg e.V.“ mit seinen<br />
Projekten über ein Vierteljahrhundert lang so erfolgreich<br />
war, ist untrennbar mit dem dabei verfolgten<br />
Ansatz verbunden, Förderangebote zu verknüpfen<br />
mit konkreten, spannenden Maßnahmen, die dem<br />
einzelnen Beschäftigten das Gefühl geben, gebraucht<br />
zu werden, auf ein übergeordnetes Ziel hin<br />
zu arbeiten.<br />
Am Anfang hatten Zufälle und unverrückbare<br />
Rahmenbedingungen gestanden: Zufällig siedelte<br />
sich der neu gegründete Träger auf dem Gelände<br />
einer pleite gegangenen Werft an, zugleich wurde<br />
den frischgebackenen Werftherren eingeschärft,<br />
sie dürften gern alles mögliche machen, nie aber in<br />
Konkurrenz zum gewerblichen Arbeitsmarkt treten.<br />
Was lag näher – oder was blieb da noch übrig – als<br />
sich um die Restaurierung hoffnungslos heruntergekommener<br />
Schiffe zu kümmern, die niemand mehr<br />
anfassen wollte?<br />
So wurde eher zufällig das erste historische<br />
Schiff restauriert, der ausgemusterte Fördedampfer<br />
STADT KIEL. Nach diesem Gesellenstück wagte<br />
man sich an das erste wirklich ehrgeizige Projekt,<br />
den Hamburger Staatsdampfer SCHAARHÖRN.<br />
Dessen grundlegende Restaurierung dauerte von<br />
1990 bis 1995, wobei rund 120 ABM-Kräfte Beschäftigung<br />
fanden. Dass dieser noble Dampfer nicht nur<br />
fertig wurde, sondern sogar aktiv betrieben werden<br />
konnte und längst zu einer Hamburger Ikone geworden<br />
ist, sollte beispielgebend für eine ganze Reihe<br />
ähnlich angelegter Projekte werden. Immer ging es<br />
um alte Schiffe mit Denkmalwert und mit Bezug zur<br />
Hamburger Geschichte, angeschafft als bessere<br />
Wracks, von Langzeitarbeitslosen und Lehrlingen in<br />
jahrelanger Arbeit restauriert, schließlich als aktive<br />
Museumsschiffe mit eigenem Förderverein von ehrenamtlichen<br />
Crews betrieben.<br />
Im Frühjahr 2008 wurde nach fast 14jähriger Restaurierung<br />
endlich auch die historische Kreuzeryacht<br />
ARTEMIS fertig, das mit Abstand anspruchsvollste<br />
6<br />
Maritimes Erbe<br />
als Jobmotor<br />
Projekt in der Geschichte von „Jugend in Arbeit“.<br />
Längst sind inzwischen die ABM-Maßnahmen alten<br />
Stils umgewandelt in „Ein-Euro-Jobs“, und die einst<br />
komfortable finanzielle Ausstattung der Projekte ist<br />
dahin. Die großen Maßnahmen der letzten Jahre<br />
wären ohne starke Partner nicht mehr realisierbar<br />
gewesen.<br />
Um die vielen gemeinnützig organisierten Schiffsprojekte<br />
zusammen zu halten, wurde 2001 die Stiftung<br />
Hamburg Maritim gegründet und dieser das<br />
Eigentum an den Schiffen bzw. Restaurierungsprojekten<br />
übertragen. Fortan kümmerte sich die Stiftung<br />
um die Einwerbung von Spenden und führte die<br />
Bauaufsicht bei den Restaurierungen, so dass man<br />
sich bei „Jugend in Arbeit“ voll auf die handwerkliche<br />
Umsetzung und die sozialen Aufgabenfelder kümmern<br />
konnte. Im gleichen Maße wie die Fachkräfte<br />
in den Beschäftigungsprojekten abnahmen, musste<br />
die Stiftung die Restaurierungsmaßnamen mit bezahlten<br />
Fachkräften flankieren.<br />
Die enge Kooperation mit der schnell wachsenden<br />
Stiftung bescherte „Jugend in Arbeit“ auch<br />
den Eintritt in ganz andere Arbeitsfelder. Nachdem<br />
die Stiftung 2002 die historischen Kaischuppen 50<br />
– 52 übernommen hatte, entwickelten sich bei deren<br />
baulicher Restaurierung neue große Beschäftigungsmaßnahmen.<br />
Zusätzliche werden auf dem im<br />
Freihafen gelegenen Gelände der Stiftung eine Reihe<br />
historischer Hafenkräne und drei Bogenbrücken<br />
restauriert für die HafenCity GmbH, die Kooperationspartner<br />
für diese Projekte ist.<br />
Anfang 2007 gelang der Stiftung Hamburg Maritim<br />
die Rettung eines einmaligen Frachtschiffs mit<br />
Hamburger Tradition: Unter dem Namen OLD LADY<br />
kam der alte Gehrckens-Frachter BLEICHEN aus<br />
der Türkei zurück in seinen Heimathafen. Liegeplatz<br />
sind die 50er Schuppen, die sich allmählich zu<br />
einem Hafenmuseum entwickeln. Und wie soll es<br />
anders sein: Auch an der BLEICHEN sind die Beschäftigten<br />
von „Jugend in Arbeit“ längst aktiv geworden<br />
und werden auch dieses 50 Jahre alte Schiff<br />
wieder flott machen helfen!<br />
Joachim Kaiser, Stiftung Hamburg Maritim