Chronik - Andrea Seliger
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Das Prinzip<br />
„Fördern und Fordern“<br />
Arbeitsmarktpolitik gestern und heute: von ABM zu SGB II<br />
Die Gründungsidee war bestechend und überzeugt<br />
auch heute: mit sichtbarer praktischer Arbeit<br />
junge Arbeitslose trainieren und in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Wirtschaft integrieren. Das Prinzip<br />
des Förderns und Forderns wurde durch Jugend in<br />
Arbeit also bereits lange vor dem Sozialgesetzbuch<br />
(SGB) verwirklicht.<br />
Was hat sich in 25 Jahren verändert ?<br />
Wie waren damals die Rahmenbedingungen und<br />
Vorstellungen von aktiver Arbeitsmarktpolitik?<br />
Ein längerer Blick zurück auf das Arbeitsförderungsgesetz<br />
(AFG) von 1969 zeigt : Wir hatten<br />
Vollbeschäftigung, lang laufende Konjunkturzyklen<br />
und ein Stabilitätsgesetz.<br />
Die Arbeitslosigkeit war 1966 durch die nachkriegsbedingte<br />
Aufbauarbeit in Hamburg mit 3025<br />
registrierten Arbeitslosen auf dem niedrigsten Stand.<br />
Wir hatten also wirklich Vollbeschäftigung und gingen<br />
auf Anwerbetour für „Gastarbeiter“ zu unseren<br />
Nachbarn in Europa.<br />
Das AFG hatte zum Ziel, Menschen in der Zeit der<br />
Arbeitslosigkeit aufzufangen, zu qualifizieren, auf<br />
dem sogenannten Zweiten Arbeitsmarkt mit Arbeitsbeschaffung<br />
(ABM) zu beschäftigen und wieder in<br />
die Erwerbsarbeit einzugliedern. Dies gelang auch<br />
weitgehend, denn es gab noch keine „Ölschocks“<br />
und „jobless growth“ war ein Fremdwort.<br />
Bei geringen Arbeitslosenzahlen und gut gefüllten<br />
Kassen waren die Konditionen entsprechend<br />
großzügig: 90% des früheren Lohnes bei Weiterbildung,<br />
Tariflohn bei ABM waren selbstverständlich.<br />
Hohe Sach- und Materialkosten von ABM-Projekten<br />
wurden vom Arbeitsamt und der Freien und Hansestadt<br />
übernommen. Die Einmündungsquoten nach<br />
der Förderung waren positiv, da bei lang andauerndem<br />
hohem Wirtschaftswachstum die Menschen als<br />
Arbeitskräfte benötigt und eingestellt wurden.<br />
Und heute ?<br />
Mit dem SGB II wurde 2005 die bis dahin in der<br />
Sozialhilfe verdeckt vorhandene Arbeitslosigkeit<br />
zum ersten Mal ausgewiesen. Das ist ehrlich und<br />
mutig. Es ist der richtige Ansatz, um durch ein realis-<br />
5<br />
Grußwort<br />
tisches Profiling Handlungs-und Fördermaßnahmen<br />
zu entwickeln. Fallmanagement kann dabei die sozialintegrativen<br />
Beratungs- und Förderleistungen der<br />
Kommunen einbeziehen. Fördern und Fordern kenn-<br />
zeichnen die Philosophie des aktivierenden Sozialstaates.<br />
Die Politiker auf Bundes- und Landesebene<br />
sollten dieses Gesetz als Verbesserung für zahl-<br />
reiche Sozialhilfeempfänger herausstellen.<br />
Seit Oktober 2005 wächst in Hamburg die sozial-<br />
versicherungspflichtige Beschäftigung. Hamburg<br />
hat damit ein früher einsetzendes und höheres Be-<br />
schäftigungswachstum als andere Bundesländer.<br />
Die Arbeitslosigkeit ist vom Höchststand 103 845<br />
(Juli 2005) auf 74 919 (März 2008) gesunken. Für<br />
Aktivierung, Förderung und Integration stehen 2008<br />
in Hamburg immerhin 220 Millionen Euro aus Mitteln<br />
der Arbeitslosenversicherung und des Bundes<br />
bereit. Die anhaltend gute Wirtschaftslage eröffnet<br />
auch für die Zielgruppen des Arbeitsmarktes neue<br />
Chancen.<br />
Die Träger als unsere Partner der aktivierenden<br />
Arbeitsmarktpolitik sind herausgefordert, mit zielgruppengerechten<br />
Arbeitsinhalten anspruchsvolle<br />
Projekte mit hohem stadtpolitischem Nutzen zu<br />
verbinden. Die Aufbringung von Mitteln für Sachkosten<br />
kann bei investiven Projekten oft nur durch<br />
das Engagement Privater und auch der Wirtschaft<br />
gelingen. Für dieses bürgerschaftliche Engagement<br />
danke ich allen Beteiligten.<br />
Schließlich messen wir zu guter Letzt auch den<br />
Integrationserfolg unserer „Investitionen“, denn wir<br />
orientieren uns bei der Förderung an den Prinzipien<br />
von Wirkung und Wirtschaftlichkeit.<br />
Dies hat Jugend in Arbeit erfolgreich bewältigt, die<br />
permanenten Veränderungen „am Markt“ wurden<br />
stets konstruktiv angenommen und gestaltet.<br />
Ich gratuliere also zu 25 glänzend bestandenen<br />
Lebensjahren und wünsche eine gute Zukunft !<br />
Rolf Steil,<br />
Agentur für Arbeit Hamburg