PSC 1-2-09 - FSP
PSC 1-2-09 - FSP
PSC 1-2-09 - FSP
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fachliteratur<br />
Standardwerk<br />
in Neuauflage<br />
Soeben sind im Springer Verlag die<br />
neuen Lehrbuch-Bände zur Verhaltenstherapie<br />
erschienen. Die Herausgeber<br />
Prof. Dr. Jürgen Margraf und<br />
Prof. Dr. Silvia Schneider präsentieren<br />
in der vollständig bearbeiteten<br />
und erweiterten 3. Auflage Grundlagen,<br />
Diagnostik, Verfahren, Rahmenbedingungen<br />
(Bd. 1, ISBN 978-<br />
3-540-79540-7) sowie Störungen im<br />
Erwachsenenalter, spezielle Indikationen,<br />
samt Glossar (Bd. 2, ISBN 978-<br />
3-540-7942-1).<br />
Aus der Forschung<br />
Stalker sind<br />
schuldfähig<br />
Gemäss Professor (Forensische Psychiatrie)<br />
und Dr. Harald Dressing<br />
und Dr. Peter Gass (Mannheim) ist<br />
ein grosser Teil der StalkerInnen motiviert,<br />
über ihre Opfer Macht und<br />
Kontrolle auszuüben. Auch bei exzessivem<br />
Verhalten muss nicht auf<br />
eine psychiatrische Grunderkrankung<br />
bzw. eine reduzierte Schuldfähigkeit<br />
geschlossen werden.<br />
Hintergrund: Eine frühere Studie<br />
über 141 von ihrem Ex-Partner<br />
getötete Frauen hatte ergeben, dass<br />
bei 76 Prozent im Vorfeld Stalking<br />
durch den Täter stattfand.<br />
www.psychologie-aktuell.com/news<br />
Drei Fragen an…<br />
Dr. Beate Ditzen*, Psychologin <strong>FSP</strong><br />
Eine von Ihnen im Dezember veröffentlichte<br />
Studie weist nach,<br />
dass Oxytocin bei streitenden Paaren<br />
Stresshormone reduziert und<br />
positives Verhalten verstärkt. Können<br />
Sie die Effekte genauer beschreiben?<br />
Oxytocin verlängerte gemäss unseren<br />
statistischen Auswertungen die Dauer<br />
des positiven Verhaltens wie Zuhören,<br />
Bestätigen oder Lachen während<br />
des Konflikts im Verhältnis zum<br />
negativen Konfliktverhalten wie Unterbrechen,<br />
Kritisieren oder Abwerten<br />
und führte bei den 48 untersuchten<br />
Paaren zu einem messbar<br />
niedrigeren Cortisol- resp. Stresspegel.<br />
Die Effekte, die wir in unserer<br />
Studie gefunden haben, waren aber<br />
sehr subtil: Sie waren für uns, wenn<br />
wir das Verhalten einzelner Paare beobachtet<br />
haben, und für die Paare<br />
selbst gar nicht bemerkbar.<br />
Trotzdem: Besteht die Möglichkeit,<br />
dass dereinst Chemie die psychologische<br />
Paartherapie ersetzt?<br />
Oxytocin wird nach meiner Meinung<br />
definitiv keine Paartherapie ersetzen.<br />
Beim Oxytocin-Nasenspray handelt<br />
es sich um ein verschreibungspflichtiges<br />
Medikament, das in der Geburtshilfe<br />
eingesetzt wird. Das Medikament<br />
ist keine harmlose Substanz<br />
aus dem Supermarkt und es ist nicht<br />
zum täglichen Gebrauch gedacht.<br />
Es ging uns ja in unserer Studie auch<br />
nicht darum, Oxytocin als «neues»<br />
Medikament in einem anderen Rahmen<br />
zu testen, sondern wir wollten<br />
einen unter anderem in Paarinteraktionen<br />
involvierten neuronalen<br />
Mechanismus näher untersuchen.<br />
Panorama<br />
psychoscope 1-2/20<strong>09</strong><br />
Wenn nun aber neuronale Oxytocinmechanismen<br />
beim Verhalten von<br />
Paaren eine Rolle spielen, sollten sie<br />
dies konsequenterweise auch in der<br />
Paartherapie tun. Hier ist aber wahrscheinlich<br />
nicht nur der verfügbare<br />
Oxytocinspiegel in bestimmten Hirnarealen<br />
wichtig, sondern auch die<br />
spezifische Sensitivität der Rezeptoren.<br />
Im Moment gibt es noch keine<br />
Methoden, um dies zu untersuchen<br />
oder gezielt zu beeinflussen.<br />
Vielleicht hat Paartherapie ja genau<br />
auf diese Mechanismen einen spezifischen<br />
Einfluss, aber wir wissen es<br />
noch nicht?<br />
Ziehen Sie aus Ihrer Studie geschlechterspezifische<br />
Schlüsse?<br />
Wir haben in unserer Studie keine<br />
Geschlechtsunterschiede gefunden.<br />
Das hat uns selbst verblüfft, denn<br />
Oxytocin wird klassischerweise als<br />
ein «weibliches» Hormon betrachtet,<br />
und in Tierversuchen zeigen sich<br />
Geschlechtseffekte in der Wirkung<br />
von Oxytocin. Es gibt bisher allerdings<br />
erst sehr wenige Oxytocinstudien,<br />
in denen Frauen und Männer<br />
verglichen werden. Wir haben also<br />
keinen direkten Vergleich unserer<br />
Ergebnisse mit anderen Humanstudien,<br />
diesen Bereich werden wir aber<br />
weiter untersuchen.<br />
*Dr. Beate Ditzen, Universität Zürich,<br />
Institut für Psychologie, Klinische Psychologie<br />
& Psychotherapie<br />
Link zur Studie:<br />
www.mediadesk.uzh.ch / 8.12.2008<br />
39<br />
PANORAMA<br />
PSYCHOSCOPE 1-2/20<strong>09</strong>