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DAS GESCHLECHTLEBEN

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Vorwort.<br />

Eine Reihe vorzüglicher Sammlungen erhellte bisher Glanben, Sitte,<br />

Brauch nnd Recht der Ukrainer Rußlands, soweit die Erscheinungen auf der<br />

Oberfläche liegen und deren Schilderung vor dem Richterstuhl strenger Moralisten<br />

keinen Anstoß erregt. Dagegen blieben die Nacht- und Schattenseiten<br />

des Volklebens, wie der höchst unwissenschaftliche Ausdruck für das<br />

Geschlechtleben lautet, nur allzulange verhüllt. Aus lauter Rücksichten auf<br />

die Empfindsamkeit von Leuten, die mit der Volkforschung nichts gemein<br />

haben, vergaß man schier die Pflichten gegen die Wissenschaft. Diesem<br />

Übelstande sollen die Anthropophyteia und die Beiwerke zu deren Studium<br />

endlich von Grund aus abhelfen.<br />

Mit vorliegendem Buche wird der Anfang zur völligen Erschließung des<br />

ukrainischen Volktums gemacht. Der Soziologe, Anthropologe, Ethnologe,<br />

Folklorist, der Naturforscher als Arzt und Jurist, sowie der Kulturforscher,<br />

wie nicht minder der Philologe finden hier überaus wertvolle Stoffe vor, die<br />

auf ihre Disziplinen befruchtend einwirken können. Zumal der Sexualforscher<br />

kommt da auf seine Rechnung. Die vielumstrittenen Probleme des Uranismus<br />

und der sog. Sodomie dürften z. B. durch manche von den Erzählungen<br />

der endgiltigen Lösung zugeführt werden. Der Urgrund der Liebe<br />

tritt uns in vielen Geschichten mit unverblümter Deutlichkeit vor Augen. Wir<br />

erkennen aber auch den wahren Charakter des ukrainischen ( = kleinrussischen)<br />

Bauernvolkes und gewinnen die Überzeugung, daß alle die weit verbreiteten<br />

Meinungen und Ansichten von der rassischen Barbarei, die der abendländischen<br />

Kultur mit Vernichtung drohe, eitle Gespensterfurcht sind. In Wirklichkeit<br />

haben wir in jenen namenlosen Menschenmengen ein unerschöpfliches Reservoir<br />

an gesunden Mitbewerbern im Kampfe um die höchsten Güter der Menschheit<br />

zu erblicken. Das sind unsere Brüder und Schwestern, die allerdings, zum<br />

Glück für dieFolklorstudien noch vielfache Rückständigkeiten aufweisen, wie man<br />

solche im Abendlande bereits zum grossen Teil fast überwunden hat. Aber auch<br />

jene Volkgruppe gleicht sich dank den modernen Verkehrmitteln, die Bildung<br />

und Wissen in alle Schichten hintragen, uns an und in absehbarer Zeit wird<br />

der Folklorist auch dort, wie bei uns in deutschen Landen froh sein, wenn<br />

die Aufdeckung spärlicher Überlebsei seinen Fleiß belohnt.<br />

Von ausnehmend großer Bedeutung sind die hier mitgeteilten Erzählungen,<br />

weil wir mit ihnen zum erstenmal einen längst erwünschten Vergleichungstoff<br />

für die reichen südslavischen Erhebungen in den Anthropophyteien gewinnen.<br />

Es sind vierzehn oder dreizehn Jahrhunderte daher, daß sich die<br />

Südslaven vom nordischen Slavenstamm abgezweigt Die Überlieferung der

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