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RENÉ KOPS<br />

REPORT: FLÄCHENSTRUKTUR-STUDIE<br />

OPTIMIERUNG VON BÜROGEBÄUDEN<br />

Möglichkeiten der Objektoptimierung<br />

mit den Mitteln der Flächenstrukturanalyse<br />

Auszüge und Erläuterungen zur<br />

Flächenstruktur-Studie<br />

Okt. 2002<br />

Seite 1<br />

1. Auflage<br />

Herausgegeben im<br />

Oktober 2002<br />

von KOPRE Arch<br />

<strong>René</strong> <strong>Kops</strong><br />

Schillerstraße 8<br />

90762 Fürth<br />

Tel.: 0911-977 977 13<br />

Fax: 0911-587 47 46<br />

kopre@gewerbebauen.de


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 VORWORT 3<br />

2 EINFÜHRUNG 5<br />

3 STRUKTUR DER UNTERSUCHUNG 9<br />

3.1 Schritt 1: Das optimierte Musterbüro 9<br />

3.2 Schritt 2: Die Vergleichsanalyse 11<br />

3.2.1 Gebäudeklassen: 13<br />

4 UNTERSUCHUNGSFELDER IM DETAIL 15<br />

4.1 Flächenverhältniszahlen 15<br />

4.1.1 Mietfläche Büro (MF-B)/ BGF 18<br />

4.1.2 HNF / MF-B 21<br />

4.1.3 VF / HNF 24<br />

4.1.4 HNFsb / HNF 26<br />

4.1.5 Flächenverhältniszahlen: Fazit 29<br />

4.2 Mitarbeiterbelegung 31<br />

4.2.1 MF-B / Mitarbeiter 36<br />

4.2.2 BGF / Mitarbeiter 39<br />

4.3 Einflüsse auf die Wirtschaftlichkeit 40<br />

4.3.1 Vermietbarkeit und nachhaltig erzielbare Miete 40<br />

5 AUSBLICKE 42<br />

5.1 EDV-Gebäudesimulation 43<br />

5.2 Weitere Anwendungen 45<br />

6 BEISPIEL FÜR EINE PROJEKTOPTIMIERUNG 46<br />

7 SCHLUSSWORT 54<br />

Seite 2


1 Vorwort<br />

Die vorliegende Broschüre beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der<br />

Optimierung von Bürogebäuden in der Planung und der Beurteilung<br />

der Wirtschaftlichkeit von Bestandsgebäuden (eventuell mit dem Ziel<br />

einer nachträglichen Optimierung).<br />

Ziel soll sein, die Bedeutsamkeit der Flächenstrukturfaktoren und<br />

deren Auswirkungen auf den Erfolg einer Büroimmobilie aufzuzeigen.<br />

Die Inhalte richten sich an Planer genauso wie an Projektentwickler<br />

und Bauherrn (bzw. Investoren), die an der Errichtung bzw. Nutzung /<br />

Umnutzung / Anmietung von Bürogebäuden beteiligt sind.<br />

Die Inhalte stammen größtenteils aus unserer Flächenstruktur-Studie,<br />

die wir in den letzten zwei Jahren durchgeführt haben. Die Themen<br />

sind, das ist mir durchaus bewusst, einseitig beleuchtet. Mit Absicht<br />

wurden vor allem Fragen der Bautechnik und der Baupreise<br />

weitgehend weggelassen – auch, um den Blick auf die strukturellen<br />

Themen, die mir dabei wichtig waren lagen, nicht zu trüben.<br />

Im Anhang habe ich ein Beispiel aus der Praxis angefügt, um die<br />

Thematik auch praktisch aufzuzeigen.<br />

Vorliegende Broschüre soll sich (vielleicht auch durch das Feed-back<br />

der Leser) dynamisch weiterentwickeln, und um neue Themen und<br />

Ideen in den nächsten Jahren erweitert werden.<br />

Seite 3


Ich hoffe dennoch, mit der Arbeit die Türen für ein Verständnis der<br />

Notwendigkeit der Tätigkeit etwas zu öffnen.<br />

<strong>René</strong> <strong>Kops</strong><br />

Seite 4


2 Einführung<br />

Immer seltener wird heutzutage eine Büroimmobilie projektiert oder<br />

gekauft, ohne ein entsprechendes Consulting-Unternehmen mit der<br />

Erstellung einer Standortanalyse, einer Machbarkeitsstudie oder einer<br />

adäquaten Studie, die die Möglichkeit des wirtschaftlichen Erfolges<br />

prüft, zu beauftragen. Hierbei werden die unterschiedlichsten<br />

Faktoren untersucht – ausgehend vom Potential der Lage bis hin zu<br />

einem marktgerechten Nutzungsprofil.<br />

Meist stiefmütterlich behandelt werden jedoch immer noch die<br />

planerischen Voraussetzungen eines Bürogebäudes, die über die<br />

Fragen der Ausstattung und der Baukosten hinaus gehen. Dazu<br />

zählen z.B. die Festlegungen auf das Fassaden- und Achsraster oder<br />

die Bundtiefe, denn beide Faktoren wirken sich auf die Baukosten<br />

(EUR/m²) und die Größe der Flächen nicht aus – sind sozusagen in<br />

der Projektierungsphase „unsichtbar“. Die Auswirkungen zeigen sich<br />

meist erst in der Vermietungsphase - doch dann ist es meist zu spät.<br />

Der Grund der stiefmütterlichen Betrachtung liegt jedoch nicht in der<br />

Unwissenheit der Entwickler und Investoren, sondern in der Regel an<br />

dem Fehlen verlässlicher Untersuchungen und Richtlinien zur<br />

optimierten Umsetzung dieser planerischen Problematik.<br />

Nicht zu selten scheitert eine Optimierung auch an der fehlenden<br />

Kompetenz des Planers oder an der Uneinigkeit der Experten. So<br />

kann in nahezu jedem Fachbuch eine andere Zahl für das<br />

wirtschaftlich ideale Stütz- bzw. Fassadenraster nachgelesen werden<br />

Seite 5


– einen fundierten Anhaltspunkt für die Dimensionierung von<br />

Verkehrsflächen für Büroimmobilien (Eingangsbereiche, etc.) sucht<br />

man in der Literatur vergebens.<br />

Welche Auswirkungen hat denn die Wahl einer bestimmten Bundtiefe<br />

auf die Wirtschaftlichkeit eines Gebäude unter Berücksichtigung der<br />

modernen Anforderungen an die Flexibilität und technische<br />

Ausstattung – abgesehen von den sich ändernden Baukosten? Wie<br />

viel Erschließungsfläche benötigt denn ein optimiertes Büroobjekt<br />

oder welche Konsequenzen sind denn mit der Entscheidung für die<br />

Lage und/oder die Anzahl von Treppenhauskernen zu tragen. Welche<br />

Faktoren führen denn letztendlich dazu, dass der gleiche Büromieter<br />

in dem einen Gebäude 20% mehr Fläche anmieten muss, als in dem<br />

anderen, um die gleiche Anzahl an Mitarbeiter mit vielleicht<br />

geringerem Komfort unterzubringen, und welchen Qualitätsmaßstab<br />

kann man in dieser Fragestellung an die Planung anwenden? In der<br />

Praxis werden die Antworten immer noch auf der Gefühlsebene<br />

entschieden.<br />

Wesentlichen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg haben die<br />

sogenannten flächenstrukturellen Eigenschaften eines Gebäudes.<br />

Diese haben Ihre Ursachen im Konstruktionssystem, in der<br />

Gebäudetiefe, in der Geschosshöhe, der Erschließungssystematik<br />

und in den Achs- bzw. Fassadenrastern. Sie wirken sich meist nicht<br />

unmittelbar auf die Baukosten aus (die in der Immobilienbranche<br />

übliche Baukostenermittlung nach EUR/m³ BRI kann<br />

flächenstrukturelle Mängel nicht erfassen), und sind dennoch enorm<br />

Seite 6


entscheidend, wenn es um eine positive wirtschaftliche Bilanz einer<br />

Immobilie geht.<br />

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Was fehlt(e), ist Transparenz – und ein anwendbarer Maßstab für die<br />

Lösung und Beurteilung flächenstruktureller Immobilienprobleme.<br />

Flächenstrukturstudie<br />

Licht in den Flächenstrukturdschungel sollte eine entsprechende<br />

Studie, die wir durchgeführt haben bringen, deren Inhalte in dieser<br />

Arbeit erläutert werden sollen.<br />

Ziel der Studie sollte sein:<br />

- die Ermittlung verlässlicher flächenstruktureller Kennzahlen,<br />

- die Aufstellung eines „Kataloges für allgemeine flächenstrukturelle<br />

Schlussfolgerungen“,<br />

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- die tatsächlichen finanziellen Auswirkungen flächenstruktureller<br />

Fehlentscheidungen darstellen zu können.<br />

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Seite 7


- und ein EDV-Programm zur flächenstrukturellen Gebäudeanalyse<br />

und –simulation.<br />

In vorliegender Arbeit habe ich versucht, die Hauptthemen der<br />

Flächenstrukturanalyse zum Zwecke der Gebäudeoptimierung<br />

systematisch zusammenzustellen, um dem fachlich versierten Leser<br />

einen Überblick über die Problematik zu ermöglichen, und um<br />

gleichzeitig ein Gefühl für die zukünftige Notwendigkeit der neuen<br />

Betrachtungsweisen zu geben.<br />

Die Inhalte sind in vier Abschnitte gegliedert:<br />

Im ersten Abschnitt wird kurz die Struktur der Untersuchung / bzw.<br />

die Methode der Studie erläutert.<br />

Im zweiten Abschnitt wird auf die Untersuchungsfelder im Detail<br />

eingegangen.<br />

Dritter Abschnitt beschäftigt sich mit den Anwendungen.<br />

Im letzten Kapitel wird ein konkretes Projektbeispiel vorgestellt.<br />

Seite 8


3 Struktur der Untersuchung<br />

Die Untersuchung erfolgte in drei Schritten. Im ersten Schritt<br />

definierten wir den „Standard“ in Form eines Musterprojektes. Die<br />

Richtigkeit der Annahmen wurden im zweiten Schritt, der eigentlichen<br />

Studie evaluiert. Hier untersuchten wir tatsächliche<br />

Immobilienprojekte auf ihre Flächenstrukturen. Die Auswertung<br />

erfolge im letzten Teil der Untersuchung.<br />

3.1 Schritt 1: Das optimierte Musterbüro<br />

Zur Definition eines Maßstabes entwarfen wir ein Muster-Büroobjekt<br />

(welches nur virtuell, d.h. auf der Festplatte des Computer errichtet<br />

wurde).<br />

Fassadenraster, maximale Fluchtweglängen, Anzahl der Geschosse,<br />

Riegeltiefe und Konstruktionssystem (Skelettbau/Massivbau) wurden<br />

so gewählt, dass unserer Meinung nach eine optimale<br />

Flächenstruktur gegeben war (ohne, dass wir es wirklich wissen<br />

konnten).<br />

Von diesem Objekt konnten wir nun Flächenverhältniszahlen<br />

(Verhältnisse unterschiedlicher Flächen nach g.i.f untereinander –<br />

z.B. Mietfläche Büro zu BGF) getrennt nach Ebenen ermitteln und<br />

zusammen mit seinen flächenstrukturellen Voraussetzungen<br />

(Achsraster, Konstruktionssystem, Treppenhauskerne,<br />

Geschosshöhen, etc.) als Null-Niveau festlegen.<br />

Seite 9


Quadratmeter pro Arbeitsplatz<br />

Darüber hinaus entwickelten wir eine Systematik, um eine<br />

verlässliche Zahl für die Anzahl der maximal möglichen Arbeitsplätze<br />

in einer „Bürozelle“ (dabei betrachteten wir ein Großraumbüro als<br />

überdimensionale Bürozelle) bei unterschiedlicher flächenstruktureller<br />

Nutzung (Zellen-, Gruppen-, Kombi- oder Großraumbüros) zu<br />

erhalten (Siehe 4.2 Mitarbeiterbelegung). Mit Hilfe dieser Systematik<br />

lässt sich relativ schnell die Anzahl der maximalen Mitarbeiter einer<br />

Büroetage jeweils für die Nutzung als Zellen-, Gruppen-, Kombi- oder<br />

Großraumbüro ermitteln (sofern eine flexible Umnutzung in diesem<br />

Sinne möglich ist – z.B. leichte Trennwände).<br />

Angewandt auf unser Musterprojekt konnten wir mit dieser<br />

Systematik jeweils einen „maximalen Belegungswert“ für die<br />

unterschiedlichen flächenstrukturellen Nutzungen errechnen, und als<br />

Quasi-Standard definieren.<br />

Untersuchte Flächenverhältniswerte und Mitarbeiter-Belegungswerte:<br />

MF-B / BGF Anteil der Mietfläche an der Bruttogrundfläche<br />

HNF / MF-B Anteil der Hauptnutzfläche an der Mietfläche<br />

VF / HNF Verhältnis von Verkehrsfläche zu Hauptnutzfläche<br />

HNFsb / HNF Anteil der schlecht belichteten HNF-Flächen<br />

(HNFsb)<br />

m² MF-B / MA Mietfläche pro Arbeitsplatz (pro Mitarbeiter)<br />

m² BGF / MA Bruttogrundfläche pro Arbeitsplatz (pro<br />

Mitarbeiter)<br />

Seite 10


3.2 Schritt 2: Die Vergleichsanalyse<br />

150 Büroobjekte systematisch Katalogisieren<br />

Im zweiten Schritt der Studie fingen wir an gezielt Büroobjekte (im<br />

ersten Untersuchungszeitraum nicht älter als 5 Jahre oder in der<br />

Projektierung) auf die gleichen Faktoren hin zu untersuchen. Die<br />

Qualität der Flächenstruktur definierten wir als die prozentuale<br />

Abweichung der Faktoren von denen des Musterprojektes.<br />

Beispielprojekt:<br />

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Mit Hilfe dieser Untersuchung zeichnen wir ein flächenstrukturelles<br />

Bild des Marktes, und können auf diese Weise die am Markt<br />

vorhandenen flächenstrukturellen Qualitäten feststellen. Für die<br />

einzelnen Werte konnten wir Spitzenwerte, Durchschnitte, schlechte<br />

Werte, Ausreißer, etc. erkennen.<br />

Seite 11


Grafik: Anteil der Mietfläche an der BGF, Verteilung der untersuchten Objekte<br />

Vor allem im Rückschluss auf die Flächenstrukturfaktoren der<br />

einzelnen Gebäude, d.h. in der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit<br />

von z.B. ausschließlich Objekten mit einer Bundtiefe von 12,5m etc.,<br />

konnten wir erstaunliche Feststellungen machen. Am erstaunlichsten<br />

für uns jedoch war die Tatsache, dass einzelne Faktoren ein Objekt<br />

meist nicht verbessern, sondern, dass nur die Ausgewogenheit der<br />

Faktoren zu einem insgesamt wirtschaftlichen Objekt führt.<br />

Optimieren heißt: Faktoren untereinander abstimmen<br />

So führt z.B. ein höherer Anteil an Fassadenflächen (die<br />

Konstruktionsfläche – sprich auf die Ebene bezogen) in der Regel zu<br />

einem geringeren Anteil an vermietbarer Fläche. Ist die<br />

Fassadenstärke jedoch minimiert, so führt ein höherer<br />

Fassadenflächenanteil meist auch zu mehr belichteter<br />

Hauptnutzfläche (geht man davon aus, dass gut belichtete<br />

Hauptnutzfläche in Fassadennähe zu finden ist). Dies ist jedoch<br />

eindeutig vorteilhaft zu werten. In der Ausgewogenheit der beiden<br />

Optimierungsziele (möglichst wenig / möglichst viel Fassadenfläche)<br />

liegt demnach das wirtschaftliche Optimum.<br />

Seite 12


3.2.1 Gebäudeklassen:<br />

Wichtig für die Aussagekräftigkeit der Untersuchung war natürlich<br />

auch die Repräsentativität der ausgewählten Objekte. Hätten wir bei<br />

der Untersuchung nur 2-Bund-Riegelbüros auf der grünen Wiese<br />

analysiert, hätten wir das Thema Bauen im Bestand, oder das<br />

Hochhausthema nicht richtig einschätzen können.<br />

Wichtig waren daher auch die Angaben über das Gebäudealter, Lage<br />

des Objektes und die Gebäudestruktur im Allgemeinen. Diese<br />

Themen müssen vor allem bei der regionalen Betrachtung von<br />

Objekten ernst genommen werden. So werden eventuell schlechtere<br />

Flächenverhältniszahlen für die Betrachtung eines Hochhauses in<br />

Frankfurt anders gewertet und gewichtet, als die eines Büroflachbaus<br />

in einer ostdeutschen Kleinstadt.<br />

Hierzu kategorisieren wir die Objekte in sogenannte Gebäudeklassen.<br />

Dies bedeutet, dass auch die Angaben über Alter, Lage und Struktur<br />

in der Objektdatenbank gespeichert werden. Auf diese Weise kann<br />

Seite 13


man z.B. Maximum- und Minimumwerte ausschließlich für<br />

Hochhausprojekte in München-Nord ermitteln, und zum Vergleich<br />

eines neuen Projektes heranziehen.<br />

Seite 14


4 Untersuchungsfelder im Detail<br />

In diesem Abschnitt werden nun die wesentlichen flächenstrukturellen<br />

Erkenntnisse gegliedert erläutert.<br />

4.1 Flächenverhältniszahlen<br />

Flächen nach g.i.f.<br />

Flächenverhältniszahlen beschreiben die Verhältnisse unterschiedlich<br />

definierter Flächen. Die Kategorisierung der Flächen erfolgt nach den<br />

Richtlinien der g.i.f. (Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche<br />

Forschung e.v.), wenngleich einige wesentliche Adaptionen<br />

vorgenommen wurden.<br />

a) Die Zahlen werden immer nur ausschließlich für ein Geschoss<br />

ermittelt.<br />

Nur dadurch kann sicher gestellt werden, dass auch die<br />

gebäudestrukturellen Eigenheiten eines Objektes erfasst werden.<br />

Kellergeschosse, die Dimensionierung der Archivflächen oder die<br />

Einrechnung der Erschließungsbereiche im EG sind individuell in<br />

allen Gebäuden verschieden, und würden daher die Reinzahlen der<br />

Geschosse verwässern, und die Aussagekraft reduzieren. Schließlich<br />

sind die strukturellen Vorgaben des Objektes Ziel der Untersuchung,<br />

und nicht die Funktionalen oder organisatorischen.<br />

Seite 15


) Die Flächen werden für den optimal ausgelasteten Zustand ermittelt.<br />

Der Grad der optimalen Auslastung aufgrund der Gebäudestruktur<br />

(unter Berücksichtigung der gesetzlichen Grundlage) ist von<br />

Relevanz, nicht eine eventuell großzügig möblierte oder eine<br />

unzulässig überbelegte Mietfläche.<br />

So sind z.B. des öfteren großzügige Empfangsbereiche an den<br />

Außenfassaden angeordnet. Sind dort strukturell auch Arbeitsplätze<br />

möglich, zählt die Fläche zur Hauptnutzfläche, und nicht, wie nach<br />

g.i.f.- Definition, zur Verkehrsfläche.<br />

Ähnliches gilt für z.B. vorhandene Arbeitsplätze, die jedoch den<br />

gesetzlichen Vorschriften nicht genügen. Auch wenn der Arbeitsplatz<br />

so genutzt wird – in dieser Betrachtung findet er keine<br />

Berücksichtigung.<br />

c) Neue Flächendefinition: HNFsb<br />

Mit HNFsb bezeichnen wir schlecht belichtete Flächen. Damit sind<br />

Flächen gemeint, die nicht mit natürlichem Licht belichtet werden<br />

können, und somit nur durch Einsatz von Kunstlicht einer<br />

Arbeitsplatznutzung zugeführt werden können (z.B. im<br />

Großraumbüro).<br />

Seite 16


Maß der flächenstrukturellen Qualität<br />

Das Maß der flächenstrukturellen Qualität definieren wir in der<br />

Abweichung der Flächenverhältniszahlen von denen des optimierten<br />

Musterprojektes. Dabei werden die Werte des optimierten<br />

Musterprojektes nur selten erreicht oder überschritten, da die<br />

Voraussetzungen der Projekte (z.B. baurechtliche oder<br />

baukonstruktive Voraussetzungen) in den wenigsten Fällen so<br />

optimal sind.<br />

Erfüllungsgrad<br />

Den prozentualen Grad der Abweichung nennen wir Erfüllungsgrad.<br />

Die Verhältniszahlen beziehen sich auf die Struktur in den<br />

Regelgeschossen (Büronutzung).<br />

Im Folgenden sollen nun die einzelnen Flächenverhältniszahlen<br />

näher erläutert werden. Gleichzeitig werden die auffälligsten<br />

Ergebnisse, die in der Studie zu Tage traten, erwähnt.<br />

Seite 17


4.1.1 Mietfläche Büro (MF-B)/ BGF<br />

Dabei handelt es sich um eine der wesentlichen Zahlen der<br />

Flächenstrukturanalyse. Die Zahl beschreibt den Anteil der<br />

vermietbaren Fläche (MF-B) an der BGF, und damit auch indirekt an<br />

den Baukosten und den Betriebskosten. Dabei ist zu beachten, dass<br />

nach den Richtlinien der g.i.f. (im Gegensatz zur DIN) folgende<br />

Flächen nicht zur Mietfläche zählen:<br />

Aus der Nebennutzfläche (NNF): Räume, die dem zivilen<br />

Bevölkerungsschutz dienen.<br />

Aus der Verkehrsfläche (VF): Treppenläufe/ -podeste,<br />

Aufzugsschächte, Notausgänge, Fluchtbalkone, etc.<br />

Die Funktionsflächen (FF): Haustechnikräume, etc.<br />

Die Konstruktionsgrundfläche (KGF): von ortsgebundenen<br />

Wänden, Stützen, Pfeilern, etc.<br />

Und Flächen mit einer Raumhöhe von unter 1,50m<br />

Der Wert ist Schlüsselwert in der Projektentwicklung, und wirkt sich<br />

direkt auf die Rendite aus. Vor allem in Gebieten baurechtlicher<br />

Einengungen im innerstädtischen Bereich (Beschränkungen der GFZ)<br />

wirkt sich die Optimierung bei unveränderlicher BGF enorm aus, da<br />

nur durch Mietfläche auch Mieteinnahmen realisiert werden können.<br />

Die wesentlichen flächenstrukturellen Faktoren, die dieses Verhältnis<br />

deutlich verschlechtern können, sind hohe Fassadenstärken,<br />

flächenintensive Konstruktionssysteme (massive Innenwände,<br />

Seite 18


überdimensionale Stützen..) und zu großzügig errichtete<br />

Erschließungs- und Funktionsflächen.<br />

Dabei spielen bei den Erschließungsflächen vor allem die<br />

Verkehrsflächen (VF) nach g.i.f. eine Rolle, die nicht zur MF-B<br />

gezählt werden können (Notausgänge, Fluchtwege, Treppenpodeste,<br />

etc.).<br />

Diese Verkehrsflächen müssen errichtet (=> Baukosten), können<br />

jedoch nicht vermietet werden. Eine Minimierung dieser Flächen wirkt<br />

sich daher deutlich auf den wirtschaftlichen Erfolg und die Rendite<br />

aus.<br />

Vor allem das Thema der Fassadenkonstruktion ist für die<br />

Optimierung in diesem Punkt wesentlich. Objekte mit schlanken<br />

nichttragenden Fassadenkonstruktionen (meist Skelettbauten) sind in<br />

der Regel optimierter, und mittlerweile Standard im Bürohausbau.<br />

Seite 19


Beim Vergleich der Bürogebäude im Rahmen der Studie konnten vor<br />

allem neuere Gebäude besser abschneiden. Dies zeigt, dass dieser<br />

Flächenverhältniswert eine immer größere Bedeutung erlangt.<br />

Schlankere Fassaden<br />

Vor allem durch technische Neuerungen (Gläser mit hohem U-Value)<br />

ist das Errichten von schlanken Fassaden wirtschaftlich geworden,<br />

und in den meisten Fällen werden die Mehrkosten, die das Errichten<br />

einer modernen Fassade im Vergleich zu einer konventionellen<br />

Massivfassade mit sich bringt, durch die erhöhten Mieteinnahmen<br />

(aufgrund von mehr Mietfläche) mehr als kompensiert. Dies gilt vor<br />

allem an Standorten mit hohem Mietpreisniveau (z.B. Frankfurt a.M.,<br />

München).<br />

Untersuchungsergebnisse:<br />

Der Anteil von vermietbarer Fläche (MF-B) an der BGF war bei den<br />

untersuchten Objekten sehr unterschiedlich. Gute Objekte wiesen<br />

einen Anteil von 93%, schlechte einen Wert von unter 80% auf.<br />

Zu beachten ist hierbei immer, dass dieser Flächenverhältniswert<br />

sich natürlich direkt auf den wirtschaftlichen Erfolg einer Immobilie<br />

auswirkt, denn die besten Objekte hatten bei gleicher BGF fast 20%<br />

mehr Mietfläche - also auch 20% mehr Mieteinnahmen.<br />

Seite 20


4.1.2 HNF / MF-B<br />

Hauptnutzfläche zu Mietfläche (Büroraum)<br />

Dieser Wert bezeichnet den Anteil der tatsächlich als Büro nutzbaren<br />

Fläche, und ist somit ein Indikator für die richtige innere<br />

Dimensionierung des Objektes.<br />

Zur HNF zählen nach den Richtlinien der g.i.f. Büroräume,<br />

Besprechungsräume, Lager-/Archivräume, terrassierte<br />

Gebäudeflächen, Balkone, etc.<br />

Ein schlechter Wert führt i.d.R. zu einer geringen<br />

Mitarbeiterbelegung, und ist somit problematisch für die Vermietung<br />

eines Objektes.<br />

Ausschlaggebend sind z.B. die Anzahl der Treppenhäuser, die Lage<br />

und Größe der Sanitärbereiche, die Dimensionierung der Innenflure,<br />

etc.<br />

Untersuchungsergebnisse:<br />

Die Flächenstruktur-Studie zeige, dass hier allzu oft unnötige<br />

Fehlplanungen zu einer Verringerung der Hauptnutzfläche führen. So<br />

konnten beispielsweise in 15% der 2-Bund-Büros Übererschließungen<br />

(siehe Grafik) festgestellt werden.<br />

Seite 21


Einen interessanten Aspekt kann man hier auch in der Organisation<br />

und Dimensionierung der Sanitärflächen finden. Das Einhalten der<br />

nach ArbStättVO geforderten Toilettenanlagen ist in der Projektierung<br />

eines Objektes oftmals schwierig, da einerseits die Anzahl der<br />

Mitarbeiter pro Mietbereich und andererseits die Anzahl der<br />

Mietbereiche nicht feststeht.<br />

Ein Beispiel zur Verdeutlichung:<br />

Für eine Büroebene mit einem Treppenhaus sind zwei Mietbereiche à<br />

60 Mitarbeiter vorgesehen. Die Arbeitsstättenrichtlinien schreiben<br />

jeden der beiden Mietbereiche somit 4 Männertoiletten, 4<br />

Bedürfnisstände, 5 Damentoiletten vor.<br />

Insgesamt bedeutet dies 8 Männertoiletten je ca. 2,2m², 8<br />

Bedürfnisstände zu je 1m² und 10 Damentoiletten zu 2,2m². Der<br />

Flächenverbrauch liegt somit bei 47,6m² (reine Nettoflächen ohne<br />

Vorräume. etc.).<br />

Seite 22


Wird jedoch die gesamte Ebene von nur einem Mieter gemietet, so<br />

sind bei nun 120 Mitarbeitern insgesamt nur 6 Männertoiletten, 6<br />

Bedürfnisstände und 8 Damentoiletten notwendig. Bei einem<br />

Flächenbedarf von 36,8m² bedeutet dies somit einen HNF-Gewinn<br />

von mehr als 10m² (entspricht etwa einem Arbeitsplatz) bei<br />

niedrigeren Baukosten! Dies wirkt sich umso stärker aus, je kleiner<br />

die Mietbereiche sind.<br />

Der flexiblen Errichtung und Änderung von Sanitärflächen je nach<br />

konkretem Bedarf muss daher wesentliche Bedeutung zugesprochen<br />

werden.<br />

Als Konkretisierung des HNF/MF-B Wertes kann der VF/HNF-Wert<br />

verstanden werden, denn auch der Verkehrsflächenanteil hat<br />

entscheidenden Einfluss auf den Anteil den Hauptnutzfläche. Dieser<br />

Wert wurde jedoch bewusst getrennt untersucht.<br />

Seite 23


4.1.3 VF / HNF<br />

Verkehrsfläche zu Hauptnutzfläche<br />

Der Wert gibt an, wie hoch der Erschließungsflächenanteil in den<br />

Regeletagen ist.<br />

Zu den Verkehrsflächen nach g.i.f. zählen neben den Innenfluren<br />

auch die Aufzugsvorräume, Dielen, Eingangshallen und<br />

Empfangsbereiche. In der Flächenstruktur-Studie wurden im Sinne<br />

einer Optimierung Empfangsbereiche jedoch zur HNF gezählt, wenn<br />

sie problemlos auch als Büroräume genutzt werden können.<br />

Die Ergebnisse der Studie belegen, dass die Minimierung der<br />

Verkehrsflächen voranschreitet. Der Anteil an der Mietfläche sinkt bei<br />

neueren Objekten. Dies ist unter anderem damit zu erklären, dass<br />

Mieter immer weniger bereit sind, Verkehrsflächen für teures Geld<br />

anzumieten.<br />

Bei der Untersuchung zeigten sich vor allem folgende<br />

bemerkenswerte Fakten:<br />

1. Hochhäuser besitzen in der Regel einen höheren<br />

Erschließungsflächenanteil. Dies liegt in den meisten Fällen daran,<br />

dass die Hauptnutzflächen nur einbündig erschlossen werden (d.h.<br />

den Erschließungskern umschließende Flure). Der<br />

Verkehrsflächenanteil verdoppelt sich dadurch! Dies gilt analog für<br />

alle anderen einbündig erschlossenen Büros.<br />

Seite 24


2. Der Erschließungsflächenanteil sinkt, je mehr Fläche auf einem<br />

Geschoss von einem Treppenhauskern erschlossen wird. Optimale<br />

Konstellationen fanden wir dort vor, wo die maximalen<br />

Fluchtwegelängen ausgereizt waren. Die Problematik liegt hierbei<br />

jedoch wieder in der dadurch ungünstigeren Möglichkeit der flexiblen<br />

Mietbereichsbildung (z.B. Unmöglichkeit der Bildung von sehr kleinen<br />

Mietbereichen). Dieser Umstand beweist wieder die Grundthese<br />

dieser Arbeit, dass nur in der Ausgewogenheit der Faktoren ideale<br />

Verhältnisse geschaffen werden können.<br />

3. Der Erschließungsflächenanteil sinkt mit der Tiefe der<br />

erschlossenen Bürozellen. Die Ausreizung der maximal belichteten<br />

Bürotiefen zahlt sich demnach aus.<br />

Werte unter 25%<br />

Insgesamt lag der Anteil der Verkehrsfläche an der HNF bei den<br />

meisten Objekten unter 23%. Hochhausprojekte lagen meist etwas<br />

höher und erreichten oftmals auch Werte von über 30%.<br />

Seite 25


4.1.4 HNFsb / HNF<br />

(schlecht belichtete HNF zu optimal belichteter HNF)<br />

Angemessene Belichtung (Tageslicht) und Beleuchtung (Kunstlicht)<br />

sind Grundanforderungen für jeden Arbeitsplatz.<br />

Für die natürliche Belichtung von Arbeitsräumen ist eine<br />

Verglasungsfläche (Fenster od. Oberlichter) von mind. 10% der<br />

Raumfläche erforderlich.<br />

Der Abstand von Arbeitsplätzen zum Fenster sollte höchstens doppelt<br />

so groß sein, wie der Abstand von Fenstersturz zu Tischhöhe (sofern<br />

keine Oberlichter vorhanden).<br />

Bei Bürogebäuden mit einer üblichen Raumhöhe von ca. 3.00m führt<br />

dies zu einem Bereich im Abstand von ca. 4.20m von der Fassade,<br />

der als natürlich belichteter Arbeitsplatz zu bezeichnen ist.<br />

Berücksichtigt man noch benötigte Nebenflächen, Verkehrswege in<br />

Büroräumen und eine Schrankzone vor der Trennwand zum Flur,<br />

ergeben sich je nach Raster und Geschosshöhe Bürotiefen von 5 bis<br />

7m, die als gut belichtete Bürotiefen zu bezeichnen sind.<br />

Insgesamt spielen nur die schlecht belichteten Anteile an der<br />

Hauptnutzfläche (HNF) eine Rolle. Von Verkehrsflächen, Sanitär-<br />

oder Haustechnikräumen wird eine natürliche Belichtung nicht<br />

erwartet.<br />

Weder in der DIN noch in der Richtlinien der g.i.f gibt es jedoch eine<br />

Flächenkategorisierung für schlecht belichtete Flächen. Aus diesem<br />

Grund haben wir uns kurzerhand entschlossen, eine neue<br />

Flächendefinition einzuführen.<br />

Seite 26


Schlecht belichtete HNF-Flächen (HNFsb) sind oftmals nur mehr als<br />

Archivflächen oder als unbelichtete Besprechungszonen nutzbar, und<br />

sind daher als minderwertiger einzustufen, was sich immer häufiger<br />

auch auf die Miete auswirkt.<br />

Ausnahmen bilden z.B. sehr tiefe Bürogebäude, die mit modernen<br />

alternativen Trennwand- und Möblierungssystemen ausgestattet<br />

wurden die mit transparenten Wänden und entsprechender<br />

Kunstlicht-Tageslicht-Ergänzungsbeleuchtung (TEB) ebenfalls<br />

taugliche Arbeitsplätze hervorbringen können. Die Strukturen sind<br />

jedoch in der Regel in letzter Konsequenz als unflexibel zu<br />

bezeichnen, da sie ausschließlich innerhalb des vorgegebenen<br />

Systems zu möblieren sind. Klassische Zellenbüros oder normale<br />

Kombibüros lassen sich in derartigen Objekten in der Regel nicht<br />

oder nur unwirtschaftlich möblieren.<br />

Schlecht belichtete HNF-Flächen (HNFsb) entstehen bei<br />

- zu tiefen Büros (hohe Riegeltiefen)<br />

- Gebäude-Innenecken<br />

- zu geringen Geschosshöhen<br />

- zu geringen Abständen zu anderen Gebäuden (45-Grad-<br />

Regel)<br />

- geschlossene Fassadenflächen (z.B. wg. Brandschutz)<br />

- etc.<br />

Anteil an schlecht belichteten Flächen gering<br />

Im Vergleich der studierten Objekte zeigte sich, dass der größte Teil<br />

der untersuchten Objekte einem minimalen HNFsb-Anteil von unter<br />

Seite 27


2,5% aufwiesen. Schlechtere Werte erhielten hauptsächlich Objekte<br />

mit sehr großen Gebäudetiefen.<br />

Es zeigt sich, dass sogar bei Bauten im Bestand, die sehr hohen<br />

Zwängen unterworfen waren, der Belichtungsanteil sehr hoch war.<br />

Dies bedeutet natürlich, dass Objekte mit schlecht belichteten<br />

Flächen heutzutage am Markt durchaus benachteiligt sind.<br />

Wesentliche Punkte zur Minimierung von HNFsb-Flächen sind<br />

- ideal abgestimmte Gebäudetiefen (Rastermaß)<br />

- Nutzen von Dunkelzonen für Erschließungskerne<br />

- Nutzen von Dunkelzonen für Sanitär- und Funktionsflächen<br />

Seite 28


4.1.5 Flächenverhältniszahlen: Fazit<br />

Es zeigt sich schon hier, dass der Frage der Gebäudetiefe eine<br />

zentrale Bedeutung zukommt. Wesentlich wird die Frage vor allem<br />

im Hinblick auf die Flexibilität eines Bürogebäudes.<br />

Neue Anforderungen an Bürogebäude<br />

War noch vor einigen Jahren nach Meinung der meisten<br />

Immobilienfachleute das Zellenbüro die einzig sinnvolle Struktur für<br />

die Errichtung von Bürobauten, so haben sich in den letzten Jahren<br />

vor allem im Zuge der Veränderungen in der Arbeitswelt viele<br />

durchaus sinnvolle Alternativen entwickelt.<br />

Vor allem die Entwicklung der EDV und neuer<br />

Kommunikationssysteme, noch wichtiger jedoch die schlagartige<br />

Verbreitung von Bildschirmarbeitsplätzen haben neue Anforderungen<br />

auch an die Bürogebäude gestellt.<br />

Seite 29


Veränderungen auf dem Immobilienmarkt<br />

Nicht zuletzt haben Veränderungen auf dem Immobilienmarkt dazu<br />

geführt, dass die Zyklen, innerhalb derer Immobilien neue Nutzungen<br />

durch Mieter- und/oder Besitzerwechsel erfahren, immer kürzer<br />

werden.<br />

In den seltensten Fällen ist es daher heute möglich, den Nutzer einer<br />

zukünftigen Büroimmobilie (betrachtet auf die gesamte<br />

Restnutzungsdauer) und seines benötigten Struktur- und Raumbedarf<br />

im vorhinein zu kennen.<br />

Die permanenten Wechsel erfordern daher auch wandelbare<br />

Gebäude. Diese Gebäude müssen mit leichten Trennwänden und<br />

flexiblen haustechnischen Systemen ausgestattet sein, um jederzeit<br />

auf einen Wandel reagieren zu können, und dadurch<br />

Leerstandszeiten zu vermeiden.<br />

Objekte müssen aber auch auf ihren Flächenbedarf und<br />

Flächenverbrauch optimiert sein. Unterschiedlichste<br />

Möblierungsstrukturen müssen sich für den Mieter optimal (möglichst<br />

wenig Mietfläche für einen Mitarbeiterplatz) darstellen, und trotzdem<br />

für den Vermieter (bzw. Investor) bezahlbar sein.<br />

Seite 30


4.2 Mitarbeiterbelegung<br />

Unter der Mitarbeiterbelegung verstehen wir die Art der Unterbringung<br />

von Büromitarbeitern. Den Grad des Flächenverbrauches bezeichnen<br />

wir Mitarbeiter-Belegungswert.<br />

Bürogebäude werden heute nach EUR/m² Mietfläche vermietet. Dies<br />

bedeutet für einen Mieter einer Büromietfläche, dass die Miete, die er<br />

pro Mitarbeiter zu bezahlen hat, von der Struktur des gemieteten<br />

Objektes abhängig ist.<br />

Für die Unterbringung der Mitarbeiter seines Unternehmens sind<br />

somit je Gebäudestruktur unterschiedlich große Mietbereiche<br />

vonnöten. Dies wirkt sich vor allem bei langfristigen Mietverträgen<br />

deutlich aus. Die Optimierung eines Objektes (oder die Auswahl<br />

eines Mietobjektes) in Hinsicht auf den Mitarbeiter-Belegungswert<br />

bedeutet daher die Reduzierung der Miete pro Mitarbeiter und stellt<br />

somit einen wirtschaftlichen Vorteil für den Mieter und einen<br />

vermarktungstechnischen Vorteil für den Vermieter dar. Betroffen ist<br />

vor allem die Vermietung und damit auch die Werthaltigkeit eines<br />

Objektes.<br />

Flexibilität oberstes Prinzip<br />

Wesentliches Kriterium für die optimierte Unterbringung von<br />

Arbeitsplätzen in einem Bürogebäude ist jedoch die Flexibilität in<br />

Hinblick auf die gesamte Restnutzungsdauer des Objektes. Dies<br />

bedeutet, dass in einem Mietbereich Großraum-, Gruppen-, Kombi-<br />

und Zellenbürostrukturen möglichst optimiert untergebracht werden<br />

Seite 31


können. Vor allem die immer noch verbreitetsten Zellenbüros müssen<br />

ideale Verhältnisse für Zellen unterschiedlicher Mitarbeiterbelegung<br />

aufweisen (1-,2-,3-,4- und Mehrpersonenbüros). Besondere<br />

Bedeutung erhält diese Forderung, wenn man an Mieterwechsel<br />

während der Restnutzungsdauer des Büros denkt. Je optimierter ein<br />

Objekt für die Profile zukünftiger Mieter ist, und je flexibler ein Objekt<br />

sich den ändernden Markt- und Vermietungsverhältnissen strukturell<br />

anpassen kann, desto geringer werden Leerstands- und<br />

Vermietungsrisiken sein.<br />

Für Mieter eines Büroobjektes stellen flächenstrukturelle Werte wie<br />

der Mitarbeiter-Belegungswert wesentliche Faktoren dar, wenn es<br />

beispielsweise um die Entscheidungsfindung bei der Anmietung von<br />

Bürogebäuden geht.<br />

Einflüsse auf den Mitarbeiter-Belegungswert haben in erster Linie die<br />

beiden Faktoren: Rastermaß (Achsraster Fassade) und Bürotiefe<br />

(bzw. Gebäudetiefe). Dies liegt an der Notwendigkeit der Reihung<br />

von Rastermaßen bei der Bildung von Zellenbüros (Anschlüsse von<br />

Trennwänden an die Fassade) und an den natürlichen<br />

Belichtungsverhältnissen der Arbeitsplätze, die nicht direkt an der<br />

Fassade angeordnet werden können. Wesentliche Eckpunkte bilden<br />

hierbei natürlich immer die Mindestanforderungen an einen<br />

Arbeitsplatz, die durch das Geweberecht und durch Normen<br />

festgelegt sind.<br />

Seite 32


Flächenverluste durch ungeeignete Rastermaße<br />

Ein Beispiel (siehe Grafik auf Seite 37) soll dieses Problem erläutern:<br />

Für die Bildung eines 2-Personen-Büros sind bei einem Beispielobjekt<br />

3 Raster notwendig. Eine Erhöhung des Rastermaßes um nur 10cm<br />

würde bei einer Raumtiefe von 5m einen Flächen-Mehrbedarf von<br />

0,75m² je Mitarbeiter zur Folge haben. Betrachten wir einen Mieter,<br />

der für seine 150 Mitarbeiter einen 10-Jahres-Mietvertrag abschließen<br />

möchte, so hat die Rasteränderung für ihn bei einer Monatsmiete von<br />

10 EUR/m² Mehrkosten von 135.000,- EUR zur Folge.<br />

Die Schwierigkeit besteht jedoch auch darin, durch Reihung von<br />

Rastern unterschiedliche optimierte Bürozellen bilden zu können,<br />

ohne jeweils den Mindestanforderungen an Arbeitsplätzen zu<br />

wiedersprechen. Da die DINs und ArbStättVOs sich nicht an<br />

Rastermaßen, sondern an den menschlichen Bedürfnissen<br />

orientieren, ist es nicht möglich, alle Zellengrößen innerhalb eines<br />

Rastermaßes optimal zu bilden (Dies wäre nur möglich wenn<br />

Trennwände an jeder beliebigen Stelle an die Fassade<br />

angeschlossen werden können). Eine optimierte Struktur sollte jedoch<br />

Flächenverluste bei der Bildung unterschiedlicher Strukturen<br />

möglichste gering halten.<br />

Der Mitarbeiterbelegungswert muss daher den Flächenverbrauch der<br />

unterschiedlichen Mitarbeiterzellen berücksichtigen. Wesentlich ist<br />

ein festgelegter Algorithmus zur Ermittlung des<br />

Mitarbeiterbelegungswertes unter Berücksichtigung der Mischung<br />

unterschiedlicher Raumgrößen (Dabei muss z.B. auch die Nachfrage<br />

an den unterschiedlichen Strukturen berücksichtigt werden). Ein<br />

Seite 33


optimaler Wert wird somit nur bei einer idealen Abstimmung von<br />

Rastermaß und Bürotiefe zu erreichen sein.<br />

Mindestanforderungen an Arbeitsplätze<br />

Grundlage für die Ermittlung müssen daher die<br />

Mindestanforderungen an Arbeitsplätze sein, denn diese stellen<br />

sicher, dass nicht auf Kosten der Arbeitsplatzqualität optimiert wird.<br />

So schreiben z.B. die Arbeitsstättenrichtlinien Mindestabstände von<br />

Arbeitsplätzen zu Wänden und die Mindestdimensionierung von<br />

Verkehrsflächen vor. Rechtsquellen und Normen zum Thema<br />

Raumbedarf für Arbeitsplatzflächen finden sich darüber hinaus z.B. in<br />

der Bildschirmarbeitsplatzverordnung, der Unfallverhütungsvorschrift<br />

und den entsprechenden DIN-Normen (z.B. DIN 4543<br />

Büroarbeitsplätze).<br />

Um die Problematik in den Griff zu bekommen haben wir eine<br />

Systematik entwickelt, flächenstrukturelle Gebäudesimulationen mit<br />

dem Ziel der Optimierung des Mitarbeiter-Belegungswertes<br />

durchzuführen. Die Entwicklung der Systematik war Teil der<br />

Flächenstruktur-Studie.<br />

Möblierungsmatrix<br />

Für die Ermittlung der entsprechenden Mitarbeiter-Belegungswerte<br />

haben wir eine sogenannte Möblierungsmatrix erstellt, mit deren Hilfe<br />

sich die maximale Belegung einer Zelle (2,3,4,... Achsen bei<br />

Bürotiefe xx) aufgrund aller Vorschriften ermitteln lässt. Grundlagen<br />

dieser Möblierungsmatrix sind Standardmöblierungen mit<br />

ortsüblichen Maßen (z.B. Tisch: 80x160cm). Dabei wurde vor allem<br />

Seite 34


auch auf die notwendige Stauraummöblierung (Schränke und<br />

Beistelltische) geachtet.<br />

Auf Basis der Möblierungsmatrix analysierten wir im Rahmen der<br />

Flächenstruktur-Studie systematisch einzelne Geschosse auf ihre<br />

Möblierungseigenschaften. Dabei wurden jeweils für ein Geschoss<br />

eines Bürogebäudes nacheinander unterschiedliche Strukturvarianten<br />

simuliert, indem jeweils danach gefragt wurde, wie viele 1-Personen-<br />

Zellen, 2-Personen-Zellen, etc. auf der Ebene maximal<br />

unterzubringen sind. Für jede Strukturvariante kann somit ein eigener<br />

Wert (Anzahl der Mitarbeiter) ermittelt werden. Setzt man diese<br />

Werte in Verhältnis zu einer Flächenangabe, wie z.B. der<br />

Bruttogrundfläche (BGF), so erhält man eine Tabelle mit<br />

unterschiedlichen Flächenverbrauchswerten (jeweils z.B. 1-Personen-<br />

Büro, 2-Personen-Büro,...,Gruppenbüro, etc.).<br />

Diese können nun je nach Marktsituation mit einer Gewichtung<br />

versehen werden, mit dem Ziel, eine Zahl für die Mitarbeiterbelegung<br />

unter den Gesichtspunkten der Flexibilität zu erhalten.<br />

Mit Hilfe der Möblierungsmatrix errechnen wir vor allem zwei Werte:<br />

- MF-B / Mitarbeiter, und<br />

- BGF / Mitarbeiter<br />

Seite 35


4.2.1 MF-B / Mitarbeiter<br />

Der Mietfläche, die ein durchschnittlicher Mitarbeiter bei Einhaltung<br />

der Arbeitsstättenverordnung in einer Büroeinheit minimal benötigt,<br />

muss besondere Beachtung geschenkt werden. Für den Büromieter<br />

steht sie im Zentrum der Betrachtung, denn vorrangig wird zur<br />

Unterbringung von Mitarbeitern angemietet. Für den Eigentümer/<br />

Entwickler ist der Wert daher auch ein Indiz für die<br />

Vermarktungsfähigkeit, und damit für die Zukunftssicherheit und<br />

Werthaltigkeit einer Büroimmobilie.<br />

Die Werte wurden aufgrund unserer „Möblierungsmatrix“ ermittelt.<br />

Jedes Regelgeschoss erhielt in der Studie vier Werte.<br />

„MF-B/MA(2-Achs)“ beschreibt beispielsweise das Verhältnis der<br />

Mietfläche zu der Anzahl an Mitarbeitern, die auf der Etage bei<br />

Errichtung von 2-Achs-Büros (nach Anwendung der ArbStättVO)<br />

untergebracht werden können<br />

Mischwert<br />

Die Unmöglichkeit, im Voraus (vor der Vermietung) die notwendige<br />

Anzahl an X-Personen-Büros zu kennen, führt zu der Notwendigkeit<br />

einen statistischen Mischwert (aus einer Gewichtung der<br />

unterschiedlichen X-Personen-Büros) aus den Ergebnissen zu den<br />

o.g. Zahlen zu ermitteln. Dieser Wert beschreibt die<br />

Bruttogrundfläche in m², die ein Mitarbeiter unter den<br />

Gesichtspunkten der flexiblen Raumaufteilung benötigt, und ist damit<br />

ein Indikator für die Flexibilität des Projektes.<br />

Seite 36


Diagramm: BGF / Mitarbeiter<br />

Entscheidende Faktoren: Achsraster und Bürotiefe<br />

Vor allem das Achsraster und die Bürotiefen spielen hier eine<br />

entscheidende Rolle. Ein ungeeignetes Achsraster führt zu nicht<br />

nutzbarer Fläche, die dennoch gemietet werden muss. Diese nicht<br />

nutzbare Fläche addiert sich im Gesamtobjekt, und wird dadurch zu<br />

einem relevanten Flächenverlust.<br />

Beispiel:<br />

Seite 37


EURO pro Mitarbeiter<br />

Indem wir die Miete von EUR/m² auf EUR/Mitarbeiter umrechneten,<br />

versuchten wir auch die Auswirkung des „Mitarbeiter-<br />

Belegungswertes“ finanziell darzustellen. Dies entspricht nicht<br />

wirklich den realen Verhältnissen, spiegelt jedoch durchaus die<br />

Überlegungen eines zukünftigen Büromieters bei seiner Entscheidung<br />

wieder.<br />

Ergebnisse der Studie:<br />

Die Studie zeigte, dass die Bandbreite unter den untersuchten<br />

Büroobjekten enorm war.<br />

Konnten gute Projekte Werte von unter 14m² Mietfläche je<br />

Mitarbeiterplatz ( Schnittwert aus gewichteten Einzelwerten für 1-2-3-<br />

4-Personen-Zellen) erreichen, so waren unter den untersuchten<br />

Objekten auch Gebäude mit einem Wert von über 35m² und mehr.<br />

Vor allem ungeeignete Rastermaße in Verbindung mit zu geringen<br />

oder zu hohen Gebäudetiefen wirkten verschlechternd.<br />

Meist waren die neueren Projekte und Objekte besser als die älteren.<br />

Dies spiegelt die Zunahme der Wichtigkeit von flexiblen<br />

Bürolösungen wieder.<br />

Seite 38


4.2.2 BGF / Mitarbeiter<br />

Damit erfassen wir die notwendige BGF, die auf einem<br />

Regelgeschoss von einem Mitarbeiter bei unterschiedlichem<br />

Flächenlayout benötigt wird. Dieser Wert entspricht einem<br />

mischkalkulatorischen Wert aus allen flächenstrukturellen Vorgaben,<br />

wobei naturgemäß das Achsraster und die Riegeltiefe die Kennwerte<br />

am stärksten beeinflussen. Einfluss haben jedoch alle<br />

flächenstrukturellen Vorgaben (Anteil der Mietfläche an der BGF,<br />

Anteil der HNF an der MF, etc.).<br />

Aus diesem Grunde hat dieser flächenstrukturelle Kennwert zentrale<br />

Bedeutung in der Flächenstrukturanalyse (FSA), spiegelt er die<br />

Optimierung des Projektes in Hinblick auf die Flächen und die<br />

Vermarktungs-/Vermietungsfähigkeit wieder.<br />

Vor allem bei rechnerischen Optimierungsaufgaben versuchen wir<br />

uns an diesem Wert zu orientieren (Siehe auch Seite 46, Beispiel für<br />

eine Projektoptimierung.)<br />

Seite 39


4.3 Einflüsse auf die Wirtschaftlichkeit<br />

4.3.1 Vermietbarkeit und nachhaltig erzielbare Miete<br />

Abweichungen der Flächenstrukturfaktoren vom Durchschnitt (bzw.<br />

vom Ideal) haben Einflüsse auf die Höhe der Miete und auf die<br />

Vermietbarkeit im Allgemeinen.<br />

Folge von schlechter Vermietbarkeit sind hohe Leerstände. Hohe<br />

Leerstände mindern wiederum die Nachhaltigkeit und den Ertragswert<br />

einer Immobilie, sowie die Rendite der Immobilieninvestition.<br />

Folgende Faktoren aus der Untersuchung wirken sich auf die<br />

Miethöhe und die Vermietbarkeit des Objektes aus:<br />

VF/ HNF<br />

Ein hoher Anteil an Erschließungsfläche wird am Markt zunehmend<br />

kritisch gesehen. Ein Büromieter muss in der Regel auch für<br />

Verkehrsflächen (innerhalb des Mietbereichs) die teure Büromiete<br />

bezahlen. Dies wirkt sich mietpreissenkend oder nachteilig auf die<br />

Vermietung aus.<br />

HNFsb / HNF<br />

In schlecht belichteten Flächen können nur bedingt Arbeitsplätze<br />

untergebracht werden. In der Regel sind Büromieter für schlecht<br />

belichtete Flächen nicht bereit, die Miethöhe von belichteten Flächen<br />

zu bezahlen. Oftmals werden schlecht belichtete Flächen als Lager /<br />

Archivflächen zu einer deutlich geringeren Miete vermietet.<br />

Seite 40


Dies bedeutet auch einen enormen Nachteil für die Vermietbarkeit<br />

eines Objektes.<br />

MF-B / Mitarbeiter<br />

Dieses Kriterium wirkt sich immer stärker auch auf die Höhe der<br />

Miete aus. Laut einer Studie von ATIS REAL, in der die wichtigsten<br />

Kriterien für Büromieter untersucht wurden, sind die<br />

Flächenstrukturfaktoren Achsraster und Bundtiefe jeweils unter den<br />

wichtigsten Kriterien – etwa gleichbedeutend mit der ÖPNV-<br />

Erschließung - bei der Anmietung von Flächen.<br />

Die Vermietung wird durch den schlechten Wert enorm erschwert.<br />

Konkrete Auswirkungen<br />

Noch ist es schwer, konkrete Auswirkungen der Strukturfaktoren auf<br />

die Miete, bzw. den Wert einer Immobilie zu bestimmen. In der Regel<br />

werden schlechte Faktoren jedoch mehr und mehr zu Abschlägen in<br />

der Höhe der wirtschaftlichen Einbußen für den Mieter führen.<br />

Auch wenn es heute noch nicht üblich ist, die Miete pro Mitarbeiter<br />

anzugeben, oder aufgrund des Mitarbeiter-Belegungswertes die<br />

Miethöhe festzusetzen – je schwieriger die Verhältnisse auf den<br />

Immobilienmärkten werden, und die Immobilienfachleute<br />

prophezeien der Branche allgemein schwierige Zeiten, desto mehr<br />

sollten Entwickler und Planer die flächenstrukturellen Grundlagen in<br />

die Planung neuer Objekte einfließen lassen.<br />

Seite 41


5 Ausblicke<br />

Wir können wir zwar auch heute noch kein wirtschaftlich ideales<br />

Stützenraster angeben, dafür jedoch stellten wir entscheidende<br />

Zusammenhänge im Nivellement aller Flächenstrukturfaktoren<br />

untereinander fest.<br />

Mit Hilfe der Ergebnisse der Studie haben wir vor allem zwei<br />

Anwendungsbereiche im Auge.<br />

Immobilienchecks / Flächenstrukturanalysen<br />

Zum einen führen wir bereits Immobilien-Checks durch, durch die<br />

man relativ schnell auf die Stärken und Schwächen<br />

flächenstruktureller Natur hinweisen und dadurch entweder rechtzeitig<br />

notwendige Umplanungen oder auch wirtschaftlich sinnvolle<br />

Umbauten an bestehenden Objekten anregen kann.<br />

Wesentlichen Fortschritt sehen wir jedoch in der EDV-Simulation mit<br />

der Möglichkeit der Optimierung eines Projektes.<br />

Seite 42


5.1 EDV-Gebäudesimulation<br />

Ein wichtiger Schritt für uns in die Richtung einer<br />

Immobilienoptimierung war die Entwicklung eines EDV-Programms<br />

zur flächenstrukturellen Gebäudesimulation, mit dessen Hilfe man die<br />

Auswirkungen kleiner Veränderungen (z.B. die Veränderungen des<br />

Achsrasters) per Knopfdruck ermitteln kann.<br />

Mit der Systematik sind wir in der Lage, Änderungen z.B. des<br />

Achsrasters oder der Bürotiefe zu simulieren. Dabei legen wir je nach<br />

Objekt die Definitionsbereiche fest (z.B. Achsraster von 1,05 bis 1,45;<br />

Bürotiefe von 4,50m bis 5,50m), und ermitteln die oben<br />

beschriebenen Mitarbeiterbelegungswerte (BGF / Mitarbeiter) für alle<br />

Zwischenwerte.<br />

Graphisch dargestellt ergeben die Berechnungen sogenannte<br />

„Sägezahndiagramme“. Dabei können ideale Konstellationen<br />

(Zusammenspiel von Rastermaß und Bürotiefe) jeweils als minimale<br />

Extremwerte der Grafiken abgelesen werden.<br />

Seite 43


Eine Optimierung eines Büroprojektes kann somit in 4 übersichtlichen<br />

Stufen vor sich gehen.<br />

1. Festlegen der Rahmenbedingungen: Festlegen des<br />

Optimierungszieles (z.B. Schwerpunkt auf Kombibüros), Festlegen<br />

der Arbeitsplatzstruktur (z.B. vorwiegend Bildschirmarbeitsplätze),<br />

2. Ermittlung der Mitarbeiter-Belegungswerte aufgrund<br />

vorhandenem Entwurfskonzept und festgelegten<br />

Rahmenbedingungen,<br />

3. Ermittlung der „Optimierungspotentiale“ aufgrund des<br />

Sägezahndiagramms, und Bestimmen der Extremwerte (somit der<br />

optimalen Achsraster und Bürotiefen)<br />

4. Überprüfen der Wirtschaftlichkeit (z.B. baulicher Natur)<br />

Diese Vorgehensweise ist sowohl für projektierte, als auch für<br />

bestehende Objekte sinnvoll. Wie uns die Erfahrung zeigt,<br />

schlummern vor allem in älteren Bestandsobjekten enorme<br />

Potentiale in Bezug auf die flächenstrukturellen Daten. So konnten<br />

wir durch eine Untersuchung eines Bestandsobjektes in Erlangen<br />

ausschließlich durch die Neukonzeption der Fensterbänder, die im<br />

Rahmen einer Revitalisierungsmaßnahme aufgrund des Alters<br />

ersetzt werden mussten, beispielsweise den durchschnittlichen<br />

Flächenverbrauch pro Mitarbeiter um mehr als 20% senken.<br />

Seite 44


5.2 Weitere Anwendungen<br />

Durch die flächenstrukturelle Gebäudesimulation per Computer sind<br />

jedoch weitere Anwendungen möglich.<br />

Optimierte Möblierung<br />

Mit der Systematik lassen sich beispielsweise unterschiedliche<br />

Möblierungssysteme miteinander qualitativ vergleichen und deren<br />

Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit innerhalb einer Mietfläche<br />

ermitteln.<br />

Gezielte Mietflächesuche nach Programm<br />

Für Mietflächensuchende lassen sich durch entsprechendes Setzen<br />

der Rahmenbedingungen die idealen Flächen für ein exakt<br />

definiertes Nutzerprofil auffinden.<br />

Auffinden von Unterbelegungen<br />

Optimierungspotentiale bestehen außerdem im Auffinden von<br />

Unterbelegungen in einem belegten Bestandsgebäude zum Ziel eines<br />

Flächengewinns ohne Neuanmietung (z.B. bei Expansionen).<br />

Neueste Umfragen belegen, dass derartige Überlegungen am Markt<br />

immer wesentlichere Bedeutung zukommen wird. Die Miete pro<br />

Mitarbeiter wird in den nächsten Jahren immer wichtiger werden.<br />

Objekte, die „Flächenverschwendung“ betreiben, werden es daher in<br />

Zukunft schwer haben, am Markt zu bestehen.<br />

Seite 45


6 Beispiel für eine Projektoptimierung<br />

Anhand eines Beispiels soll abschließend die Problematik noch<br />

einmal verständlich gemacht werden. Das Beispiel stammt aus der<br />

Praxis, wurde jedoch von uns etwas abgeändert.<br />

Angaben zum Beispielprojekt:<br />

Für einen Bauherrn sollten wir folgenden Entwurf auf seine<br />

Wirtschaftlichkeit überprüfen:<br />

- Bürogebäude in peripherer Lager<br />

- 4-geschossiger Riegelbau<br />

- Stahlbeton-Skelettbau mit Vorhangfassade d=0,35cm<br />

- Gebäudetiefe: 15,2m<br />

- Gebäudelänge: 40,5m<br />

- Fassadenraster: 1,35m<br />

- 2 Sanitärblöcke<br />

Dies ergibt folgende Flächenberechnung für das Regelgeschoss:<br />

655m² Bruttogrundfläche (BGF)<br />

587m² Mietfläche (MF-B nach g.i.f.)<br />

448m² Hauptnutzfläche (HNF)<br />

34m² Nebennutzfläche (NNF)<br />

89m² Verkehrsfläche (VF)<br />

etwa 40m² sind per Definition als nicht ausreichend belichtet zu<br />

bezeichnen. (HNFsb)<br />

Seite 46


Grundriss Beispielobjekt:<br />

Allgemeine Beurteilung:<br />

Im Allgemeinen wird das Objekt vor der Untersuchung als zu tief<br />

eingeschätzt. Die Übererschließungen sind nachteilig.<br />

Seite 47


1. Errechnen der Flächenverhältniszahlen für das Regelgeschoss<br />

Beispielobjekt Optimiertes<br />

MF-B / BGF 0,90 0,95<br />

HNF / MF-B 0,76 0,83<br />

VF / HNF 0,20 0,16<br />

HNFsb / HNF 0,09 0,02<br />

Seite 48<br />

Musterobjekt<br />

An der Flächenverhältniszahlen kann man in allen Punkten<br />

Abweichungen vom optimierten Musterbüro erkennen.<br />

2. Errechnen der Mitarbeiter-Belegungswerte<br />

Aufgrund des Rastermaßes von 1,35m und den jeweiligen Bürotiefen<br />

von etwa 6,5m ergeben sich nach Einhaltung der Vorschriften:<br />

1-Mitarbeiter-Büro: 2 Achsen à 1,35m 2,70m x 6,50m<br />

2-Mitarbeiter-Büro: 3 Achsen à 1,35m 4,05m x 6,50m<br />

3-Mitarbeiter-Büro: 5 Achsen à 1,35m 6,75m x 6,50m<br />

4-Mitarbeiter-Büro: 6 Achsen à 1,35m 8,10m x 6,50m<br />

Kombibüros können mit 2,7m x 4,8m bei einer Kombizone von 5,6m<br />

errichtet werden.


Daraus ergeben sich folgende Mitarbeiter-Belegungswerte<br />

(m² BGF / Mitarbeiter):<br />

1-Personen-Büro 23,09 m² BGF / MA<br />

2-Personen-Büro 17,32 m² BGF / MA<br />

3-Personen-Büro 19,24 m² BGF / MA<br />

4-Personen-Büro 17,32 m² BGF / MA<br />

Fsa-Schnittwert 19,24 m² BGF / MA<br />

Seite 49


3. Optimierung aufgrund der<br />

Mitarbeiterbelegung / Sägezahndiagramm<br />

Seite 50


Extremwerte ergeben sich bei der Optimierungsrechnung demnach<br />

bei den Konstellationen:<br />

Raster Bürotiefe BGF / MA<br />

1,05m 5,00m 16,45 m² BGF / MA<br />

1,15m 5,35m 16,72 m² BGF / MA<br />

1,25m 5,50m 16,83 m² BGF / MA<br />

1,05m 5,55m 16,59m² BGF / MA<br />

Au der Tabelle kann man erkennen, dass unterschiedliche<br />

Konstellationen relativ nahe aneinander liegen. Eine Auswahl kann<br />

daher auch nach gestalterischen oder baukostenrelevanten Gründen<br />

erfolgen.<br />

4. Planungsänderungen:<br />

Im Beispiel entscheiden wir uns für folgende Änderungen in der<br />

Planung.<br />

a) Verringerung der Verkehrsflächen durch Vermeidung der<br />

Übererschließung und Verringerung der Flurzone auf 1,80m.<br />

b) Ändern der Fassadenstärke: Bau einer Pfosten-Riegel-<br />

Fassade mit d=25cm<br />

c) Ändern der Gebäudeabmessungen und des Rastermasses:<br />

Rastermaß: 1,25m<br />

Gebäudetiefe: 2x5,50m + 2x0,10m + 1,80m (Flur)+2x0,25<br />

(Fassade)=13,5m<br />

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5. Ergebnisse der Optimierung:<br />

Nach Optimierung Vor Optimierung<br />

MF-B / BGF 0,93 0,90<br />

HNF / MF-B 0,81 0,76<br />

VF / HNF 0,14 0,20<br />

HNFsb / HNF 0,00 0,09<br />

Die Tabelle zeigt, dass die Optimierung 3,5% mehr Mietfläche, ca.<br />

7% mehr Hauptnutzfläche, einen deutlich geringeren<br />

Verkehrsflächenanteil und die Vermeidung von Dunkelzonen zur<br />

Folge hatte.<br />

6. Errechnen der optimierten Mitarbeiter-Belegungswerte<br />

Aufgrund des Rastermaßes von 1,25m und den jeweiligen Bürotiefen<br />

von etwa 5,5m ergeben sich nach Einhaltung der Vorschriften:<br />

1-Mitarbeiter-Büro: 2 Achsen à 1,25m 2,50m x 5,50m<br />

2-Mitarbeiter-Büro: 3 Achsen à 1,25m 3,75m x 5,50m<br />

3-Mitarbeiter-Büro: 5 Achsen à 1,25m 6,25m x 5,50m<br />

4-Mitarbeiter-Büro: 6 Achsen à 1,25m 7,50m x 5,50m<br />

Kombibüros können mit 3,75m x 4,05m bei einer Kombizone von<br />

4,9m errichtet werden.<br />

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7. Vergleich der neuen Mitarbeiterbelegungswerte<br />

Werte nach<br />

Optimierung<br />

Seite 53<br />

Werte vor der<br />

Optimierung<br />

1-Personen-Büro 17,33 m² BGF / MA 23,09 m² BGF / MA<br />

2-Personen-Büro 13,00 m² BGF / MA 17,32 m² BGF / MA<br />

3-Personen-Büro 14,44 m² BGF / MA 19,24 m² BGF / MA<br />

4-Personen-Büro 13,00 m² BGF / MA 17,32 m² BGF / MA<br />

Fsa-Schnittwert 14,44 m² BGF / MA 19,24 m² BGF / MA<br />

Wie man erkennen kann, konnte der Flächenbedarf pro Arbeitsplatz<br />

bei gleicher BGF (d.h. annähernd gleichen Baukosten) um ca. 25%<br />

gesenkt werden. Wie man in der Tabelle sehen kann, wirken sich die<br />

Optimierungen insgesamt sogar stärker aus, als in dem<br />

Sägezahndiagramm errechnet. Dies liegt daran, dass wir im gleichen<br />

Schritt auch die Flächenverhältniszahlen verbessern konnten.


7 Schlusswort<br />

Die Themen der Arbeit stellen nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Optimierungen sind natürlich auch in viel detaillierterer Form möglich.<br />

Trotz allem stellen sie einen Versuch dar, eine Systematik in die<br />

flächenstrukturelle Thematik bei Bürogebäuden zu bringen, und eine<br />

qualifizierte Möglichkeit der Optimierung anzubieten, ohne auf die<br />

Qualität (Arbeitsplatzqualität, architektonische Qualität..) zu<br />

verzichten.<br />

<strong>René</strong> <strong>Kops</strong><br />

Oktober 2002<br />

Seite 54


Der Autor:<br />

<strong>René</strong> <strong>Kops</strong><br />

Dipl.-Ing.(FH)<br />

Fachrichtung Architektur<br />

Studierte Architektur an der<br />

Georg-Simon-Ohm Fachhochschule in Nürnberg<br />

und an der TU-Wien.<br />

Inhaber des Büro<br />

KOPRE-Arch<br />

in Fürth<br />

KOPRE Arch beschäftigt sich mit<br />

den Grundlagen wirtschaftlich erfolgreicher<br />

Gewerbeimmobilien.<br />

Mehr Infos unter: www.gewerbebauen.de<br />

Seite 55<br />

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Schillerstraße 8<br />

90762 Fürth<br />

Tel.: 0911_977 977 13<br />

Mobil: 0179_45 95 088<br />

Fax: 0911_587 47 46<br />

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