86 SAUERLAND NR. 2/2010 sterhafte seeleneifrige Priester“ war, der für seine „innigst geliebten Pfarrkinder […] seine Tätigkeit, sein Vermögen und seine Gesundheit opferte […] bis zum letzten Schlage seines liebenden Herzens“. Sicherlich sind diese Annahmen der Vorstellungskraft ihrer Autoren geschuldet, die aus ihrer Zeit heraus ein von erkenntnisleitendem Interesse geprägtes Bild auf Herold projiziert haben. Erst heute, an einer erneuten gesellschaftlichen Wende erhellt, welche Begriffe und Kategorien ihn wirklich geleitet haben und da zeigt sich schnell, dass diese sich nicht nur auf seine große Persönlichkeit beschränken, sondern weit außerhalb zu suchen sind, in der Symbiose von Leben und Werk. Herold will (insbesondere für uns heute) mehr sein: Er ist der Gebildete, in dessen Person sich bis heute Momente vormoderner Lebensformen, Vorstellungen und Denktraditionen wiederfinden. Diese gebildete Persönlichkeit, die in ihrer vormodernen Betrachtung immer auch etwas von einem Künstler, Literaten und Kleriker hat, erweitert sich an der Schwelle zur Neuzeit um Inhalte der Technik und Ökonomie. Diese neuzeitlichen Momente schließlich sind es, die den Begriff des Gebildeten hinüberretten in das säkulare Zeitalter ab der Wende des 18. Jahrhunderts. Der Begriff des Gelehrten, als spezielle Ausprägung des Gebildeten, auch und vor allem im Sinne des Universalgelehrten, geht diesen Weg allerdings nicht mehr mit. Gerade Melchior Ludolf Herold ist es, der in seiner Persönlichkeit diese Konkurrenz - situation der Menschenbilder ein Stück weit überwindet. In seinem tradierten Lebensstil bleibt er vortechnisch und so, auf den ersten Blick, vormodern. In seinen Konzepten und Projekten scheint es, als versuche er eine Stufe gesellschaftlicher Metamorphose, der von der Stände – zur Industriegesellschaft zu überspringen und so sind seine Ant - worten auf die Fragen seiner Zeit, bei näherer Betrachtung, eben nicht mehr vormodern. Er antwortet vorausschauend auf Fragen einer sich etablieren wollenden Wissensgesellschaft postmoderner, vielleicht sogar postindustrieller Prä gung. Wohl erst zu spät merkt er, dass seine Antworten nicht ausschließlich die auf die Fragen seiner Zeit sind, sondern vielmehr Antworten auf die Lange Wende 94 – Mendener Straße 8 Tel. 0 29 32/2 43 64 – Tel. 0 29 32/71 04 59755 Arnsberg-Neheim Programm der Feierlichkeiten zum 200. Todestag von Pfarrer Melchior Ludolf Herold 29. August 2010, 10:00 Uhr Festhochamt, anschließend Heroldfest mit Bauernmarkt, Einweihung der Turmuhr im Zehntspeicher und Eröffnung der Ausstellung sakraler Gegenstände 31. August 2010, 19:00 Uhr (200. Todestag Herolds) Heilige Messe, anschließend Vortrag von Peter Becker, Brilon 10. Septmber 2010, 20:00 Uhr Konzert mit heimischen Künstlern in der Pfarrkirche St. Pankratius Hoinkhausen 12. September 2010 Heilige Messe, anschließend Lobeprozession und Ausklang des Festes Fragen einer zukünftigen. Das pragmatische Element seiner Projekte bewirkt, dass Impulse ausgehen, die zwar aufgenommen, oft aber nicht genügend weiterentwickelt werden. Der theoretische Unterbau dieser Projekte genügt mehr als nur Herolds Zeit, was wiederum die Frage nach den geistigen Strömungen dieser Zeit aufwirft: Es ist der Aufklärungsgedanke der ihn prägt, verbunden mit einem stark ausgeprägten intrinsischen Bildungs willen, aber auch dem Willen, der Gesellschaft, in der er lebt und wirkt, diese Bildung möglich zu machen. Dieses säkulare Moment ist es, das er mit dem ihm innewohnenden Glauben so verbindet, dass für ihn eine Einheit entsteht. Glaube und Vernunft sind für ihn nicht dialektisch. Oberflächlich polar erscheinende Positionen erfahren in ihm und in seinem Werk einen kategorialen Überbau und gehen eine Synthese ein. Sie treten dadurch in ein SEIT 1928 Abhängig keitsverhältnis, das in der Lage ist, darauf hin zu wirken: Bildung als höchstes Ziel menschlicher Entwicklung und Entfaltung zu begreifen. Individuelle Freiheit und gesellschaftliche Wohlfahrt gehen für Herold miteinander einher, das eine bedingt das andere. Und so zeigt sich auch hier wieder der Facettenreichtum eines Menschen, der kategorienübergreifend in Leben und Werk zutage tritt. Als Priester und Pädagoge, als Ökonom und Philosoph am Puls seiner Zeit, zeigt er in seinem Leben und Werk die Zukunfts ge wandt - heit auf, die notwendig ist, um wirklich industriös zu sein. Und schon das ist für einen Mann, auch heute noch, eine „Pferde Arbeit“. Zum Autor: Peter Karl Becker, Brilon, ist Diplom-Handels lehrer, Doktorand und wissenschaftlicher Mitar beiter am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik an der Universität Paderborn. Seine Dissertation „Allerbester Melchior! Melchior Ludolf Herold – Initiator der Industrie - schulbewegung im Her zogtum Westfalen“ erscheint im Sommer 2010 in der Reihe „Studien und Quellen zur Westfälischen Geschichte“ im Bonifatiusverlag Paderborn. Neue Mitglieder bzw. Abonnenten Moritz Susewind, Köln Gabriele und Wilhelm Hagemeister, Münster Werner Starke, Sundern Eberhard von Wrede, Sundern Rudolf Müller, Sundern Helmut Beule, Finnentrop Dr. Matthias Siepe, Freiburg Lukas Wittmann, Brilon Thomas Kasperski, Balve Hans Röcken, Herscheid Jürgen Bornemann, Meschede
ausfl ugsblau und radelrot ��� �� � �� ��� �� � �� ��� �� �� �� �� �� �� �� ��� �� �� �� �� ��� �� �� �� �� ��� �� �� �� �� ��� ����� ����� ��� � ������� � ��� ������� ���� ������� ��������� ������� ����� ���� � ������ �� ����� �� ���� ������ ����� ������� � ��� ���������������� � � ��������� ������� � ������������ ������������ 14.0 6.2010 10:34:00 Uhr farbe bekennen mit becker-druck.de